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Mila Superstar - Wiedersehen in Fujimigahara

Reuinion 2000
von

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Das, welchem du entgegensiehst.

Ein Punkt. Ein einziger Punkt, der den Griff nach den Sternen bedeutete. Die Weltmeisterschaft, dieses höchste aller Ziele, an welches Mila Ayuhara die letzten 5 Jahre – ja, im Grunde genommen ihre gesamte Jugendzeit – geheftet hatte, war einen einzigen Treffer entfernt. Noch nie war Mila so nah dran gewesen, nach den Sternen zu greifen. In den letzten Wochen hatte Mila in jenen Trainingscamps auf Hokkaido gekämpft bis zur völligen körperlichen Revolte, um nun hier – in Sophia - unter Japans besten 13 gegen den unverwüstbaren Feind aus Russland anzutreten. Einen Punkt noch! Mila wirbelte dem Ball entgegen. Sie hatte kein Auge mehr dafür, wer soeben aus ihrer Mannschaft Schleninas gefährlichen Schmetterball angenommen hatte und ihn ihr in angedrehter Form zugespielt hatte, sie wusste nur, dass er perfekter nicht hätte kommen können. Mila spürte, wie ihr Körper aufgab, die Beine nachgaben, die Schlagkraft sie verlassen hatte. Seit über einer Stunde quälten sie sich nun durch dieses Endspiel, und keine der beiden Mannschaften war bereit, der jeweils anderen die Weltspitze zu überlassen. Zweimal aber hatte Mila zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihres Lebens Schlenina gegenübergestanden, was jedes Mal harter Vorarbeit bedurft hatte. Mannschaften aller Herren Länder hatten besiegt werden müssen, dem voraus ging wochenlanges Training bis an die Grenzen des Machbaren. Mit allem, was Recht war, hatte sie trainiert, mit Medizinbällen, die ihr fast die Handgelenke zerschmetterten, die sie zuvor in Eisenketten gelegt hatte. Nicht nur einmal war sie in den letzten 5 Jahren eine Haaresbreite davon entfernt gewesen, ihre Gesundheit zu ruinieren und schon deswegen einen Sieg über Schlenina unmöglich zu machen. Hinzu kamen die menschlichen Abgründe, die sich vor ihr aufgetan hatten. Das alles sollte sie jetzt aufgeben, um wieder nur die Nummer 2 zu werden? Niemals. Japan und Russland waren mittlerweile im fünften Satz, es stand fünfzehn zu vierzehn für die Japanerinnen - wann, wenn also nicht jetzt?

Mila spürte noch etwas anderes, als sie dem Ball entgegenrannte. Sie war in dieser einen Sekunde eine Art Vertreterin aller japanischen Hoffnungen geworden, die sie nicht enttäuschen konnte – auf gar keinen Fall durfte sie den Sieg entwischen lassen. Die Angelegenheit schien sich auf den Saal zu übertragen. Es herrschte kurzzeitig eine eisige Stille in der Halle, sogar der sonst so voreilige Kommentator vom Sportfernsehen wagte kein Urteil, und auch Frau Sofia, die liebevolle Gastmutter, die hieß, wie die Stadt, brachte keinen Ton heraus, als Mila dem Ball entgegenflog. Vielleicht kam daher nun die starke Kraft, die sie noch einmal mobilisieren konnte, obwohl sie gerade erst wegen Erschöpfung aus dem Krankenzimmer zurückgekommen war. Mila setzte im Ausfallschritt zum Flug an und hob derart dynamisch vom Boden ab, dass nicht nur Trainer Inokuma auf der Bank neben ihr und Yushima auf der Tribüne ahnten, was nun unmittelbar bevorstand, auch Schlenina auf der Gegenseite fiel vom Staunen der Kiefer nach unten. Mila drehte sich in der Luft und schlug mit allen verfügenden Kraftreserven, die sie aus der Drehung bezog, auf den Ball ein, der daraufhin in seiner Form leicht nachgab und mit einem regelrechten Donnergrollen den Weg in das gegnerische Feld einnahm.

Die Zeit schien sich zu dehnen wie ein Gummiband.

Der entsetzte Ausdruck in Schleninas hübschem Gesicht verriet, dass sie das Unheil schon kommen sah. Auch sie war allmählich am Ende ihre Kräfte angelangt. Schlenina setzte sich in Bewegung. Sie hetzte dem Ball entgegen, der in einen ungewöhnlich scharfen Winkel fast bis zur Deckenhalle empor gedonnert war, um letztlich wie ein fallender Stein nach unten zu sinken, was seine Flugbahn ein Stück unberechenbar machte. Verdammte Mila, nie geht dir Munition aus, dachte Schlenina, während sie die Arme nach vorne riss. Sie versuchte, ihren Weg dem Ball entgegen zu verkürzen, indem sie schließlich sprang und hoffte, die drohende Niederlage abwenden zu können, doch im Grunde wusste sie, dass es zu spät war: Als hätte er sie bewusst gemieden, schlug der Ball eine Haaresbreite vor ihr auf dem Boden ein, drehte sich dort einen kurzen Moment und rollte schließlich vom Spielfeld.

Mila hatte ihr Manöver soeben erst beendet und landete geschickt im Ausfallschritt, im Gegensatz zu Schlenina, die auf dem Boden lag wie eine Erschossene, die den Kampf verloren hatte.

- „Und da ist der Schlusspfiff! Die japanische Damenmannschaft hat die Weltmeisterschaft gewonnen! Wir haben gewonnen!“ rief der Kommentator außer sich, nachdem er seine Sprache wieder gefunden hatte. In der Halle ertönte ein Getöse, wie es bei keinem Siegesspiel bei dieser Weltmeisterschaft zu hören gewesen war, und allmählich spürte Mila, wie wieder Leben in ihren Körper zurückkehrte. Rings um sie herum fielen ihre Mitstreiterinnen sich in die Arme. Ihr Blick fiel beiläufig zu Trainer Inokuma, in seinem Gesicht lag keinerlei Regung. Was er fühlte, wäre ohnehin nicht mit Augen sichtbar gewesen, das spürte sie nur zu deutlich.

Die russischen Spielerinnen hatten sich indes weinend um ihren Trainer versammelt, der ihnen beruhigende Worte zumurmelte, die Mila nicht verstand. Schlenina hatte sich noch immer nicht erhoben, als sei alles zu Ende mit ihr. Mila duckte sich unter dem Netz und wagte einen Schritt aufs gegnerische Feld.
 

- „…erreichen wir den Hautbahnhof Fujimi. Informationen zu Anschlusszügen, Fern- und Nahverkehr entnehmen Sie unseren Informationen vor Ort. Wir bitten Sie, die Unannehmlichkeiten wegen der Verspätung zu entschuldigen und wünschen Ihnen eine angenehme Reise. Beehren Sie uns wieder.“

Mila Ayuhara erwachte abrupt aus ihrem Traum. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie eingenickt war, wo sie doch normalerweise in Zügen niemals Ruhe fand. Die integrierte Digitaluhr im Sitz vor ihr verriet ihr, dass sie bereits zwei Stunden zu spät war. Es war September, die Taifun Saison hatte begonnen, und so war es auch nicht verwunderlich, dass der Shinkansen Probleme hatte und während ihrer achtstündigen Reise mehrmals stehen geblieben war. Mila hielt es deswegen für keine besonders günstige Idee, das Wiedersehen der alten Volleyballklasse, zudem sie unterwegs war, ausgerechnet in diesen Monat zu verlegen. Sie konnte sich ein Schmunzeln aber nicht unterdrücken, als sie bedachte, dass Ishi Matsu das Treffen geplant hatte, und die war noch nie dafür bekannte gewesen, etwas gründlich zu durchdenken. Dabei war es wichtig, das Treffen mit Sorgfalt zu planen, wo sich die begeisterten Volleyballtalente von damals doch in alle Himmelsrichtungen des Landes verteilt hatte.

Während der Zug nun durch das bunte Häusermeer Fujimis zog und Mila sich zum Aussteigen bereit machte, stellte sie fest, dass sie zitterte. Der Traum gerade war so intensiv gewesen, dass es den Anschein hatte, er sei eine Zeitreise gewesen. Sie tippte sich gegen die Stirn, als wolle sie sich selbst symbolisieren, wieder zur Vernunft zu kommen.

- Aufwachen Mila, sagte sie zu sich selbst.

Schlenina, Bulgarien und die Weltmeisterschaft – all das lag mitsamt jenem Glück, das sie in jenen Tagen ihrer Jugend empfunden hatte, hinter den Toren der Vergangenheit im Jahre 1971 . Jetzt war sie in Fujimigahara, am Fuße des Fujis, wo vor langer Zeit alles begonnen hatte, und man schrieb das Jahr 2000. Der Zug würde unmittelbar halten, und Mila wusste nicht, was sie erwarten sollte, sobald die Türen zur Seite glitten.

Das, was du zurückgelassen hast.

Mila hatte Midori schon bei der Einfahrt des Zuges auf den Bahnsteig ausgemacht. Sie würde ihre einstmals beste Freundin aus alten Jugendtagen immerzu erkennen, egal, wie viele Jahre und Kilometer zwischen ihnen gelegen hatten. Midoris Haare waren nicht mehr so lang wie damals und hatten nicht mehr diesen natürlichen Schwung, doch das hatte schon zu Unizeiten allmählich nachgelassen. Das rötlich-braune Farbspiel ihrer, unter dem nun auch die ein oder andere Blondsträhne schimmerte, erschien Mila eher nachgeholfen. Midori versuchte zweifelsohne, ihr gutes Aussehen von damals zu konservieren und man musste ihr durchaus zugestehen, dass sie sich darauf verstand. Unabhängig davon stand Midori das ein oder andere Fältchen vortrefflich, wie Mila fand, ihr Gesicht war sehr feminin, die nun gelockten Haare hochgestockt, vor allem aber war es ihr jugendlicher Geist, der sie manchmal noch sehr an die Midori von damals erinnerte. Natürlich war das heutige Treffen nicht das erste Aufeinandertreffen mit Midori in fast 30 Jahren. Die ersten drei Semester hatten sie noch zusammen durchgestanden, bis Midori sich entschloss, das Sportstudium abzubrechen. Literatur war es, was ihr nach eigenen Aussagen besser lag – das hatte die Freundschaft der beiden aber nicht trügen können. Mit dem Studium hatte Mila sich schwer getan. Sie hatte natürlich ihre Stipendien vom Sportverband, doch hin- und wieder kam es vor, dass sie ein Semester wiederholen musste, wie sonst sollte man ein Studium bewältigen, das stets unterbrochen wurde von langen Trainingszeiten für Landes – und Weltmeisterschaften sowie Olympiaden?

Midori und Mila fanden immer wieder zueinander. Mila erinnerte sich, dass sie ihre Trauzeugin war, als sie bei Nacht und Nebel mit Mitamura durchgebrannt war, und es war ebenfalls Mila gewesen, die Midoris todunglücklichen Vater davon überzeugt hatte, dass seine Tochter mit einem nicht standesgemäßen Fußballer glücklicher wird als mit dem Sohn seines Firmenkollegen, den sie kaum kannte.

Sie war es, die Midoris Umzug mitorganisierte als sie mit Mitamura in einer 6-Tatami-Matten-Wohnung angefangen hatte, und sie war es, die an ihrer Seite war, als Midori ihren ersten Sohn bekam. Dafür hatte Mila sogar – wenn auch etwas widerwillig – ein Endspiel abgebrochen, das von ihrer damaligen Mannschaft trotzdem noch gewonnen werden konnte.

Über die Jahre hatten sich gelegentliche Treffen stets ergeben, etwa auf dem Ferienanwesen der beiden auf Okinawa. Nachdem Mitamura seinen Vertrag bei Gamba Osaka unterschrieben hatte, war es für das Paar finanziell leichter geworden, die großen Entfernungen zu ihrer alten Freundin zu überbrücken. So war Midori auch bei den Olympiaden anwesend gewesen. Auch die drei Jungs, heutzutage alle schon eingeschult, hatten die Ferien schon des Öfteren bei Tante Mila verbracht. Dann hatte sich etwa ein drei Jahres-Rhythmus eingestellt, was die Treffen anging, natürlich waren Anrufe und Emails zahlreicher. Doch langsam, aber immer bestimmter schien der Kontakt abzukühlen.

Dies war Mila im Augenblick aber egal, da es keine Fremde war, die sie auf dem Bahnsteig erwartete. Allen Anschein nach war Midori alleine gekommen, worüber Mila froh war, denn sie war aufgeregt, die anderen zu sehen – zu denen die Kontakte äußerst schnell abgerissen waren. Um ehrlich zu sein, war sie sogar nervöser als vor manchem großen Spiel, und sie verstand sich selbst nicht, dass sie vor diesem Treffen lieber flüchten würde. Immerhin handelte es sich um all jene Freunde, die ihr in ihrer Jugendzeit so viel Liebe und Unterstützung gegeben haben.

Außerdem hatte sich für heute ein Spezialgast angekündigt, und schon alleinig wegen diesem erstickte Mila schnell den Gedanken, sie könnte sich auf dem Bahnsteig unbemerkt durch die Menge wieder einen Zug schieben, er den Rückweg antrat, ohne, dass Midori sie vorher entdeckte.

Mila sprang auf den Bahnsteig und steuerte ihre beste Freundin an, die, den Hals gestreckt, die Hand an die Stirn gelegt hatte, um nach ihr Ausschau zu halten. Irgendwann trafen sich die Blicke der beiden Frauen, und Mila erkannte, wie vor ehrlicher Begeisterung in Midoris Gesicht die Sonne aufzugehen schien. Sie eilte durch die Menschenmassen und sprang Mila um den Hals.

- „Mila, wie schön, dass du endlich da bist!“ rief sie und hielt sie sich auf Schulterbreite, um sie zu betrachten. Midori sah aus der Nähe noch viel phantastischer aus. Sie duftete nach teurem Parfüm. „Wir haben uns schon solche Sorgen gemacht, wegen des Taifuns. Hast du trotzdem eine gute Reise gehabt, ja?“

- „Ich freue mich auch, Midori! Ach was, ich kann nicht klagen.“, antwortete Mila und schob ihre Freundin ein wenig von sich weg.

- „Weißt du was? Ich habe den anderen gesagt, dass ich nicht eher hier weggehe, bis ich dich mitgenommen habe. Ich hätte notfalls auch mein Zelt hier aufgeschlagen“, sagte Midori und lachte aus voller Kehle.

- „Die anderen sind schon alle eingetroffen?“ fragte Mila überflüssigerweise, denn sie war über zwei Stunden zu spät und es war offensichtlich, dass das Treffen schon in vollem Gange war und sie als eine der letzten eintraf.

- „Natürlich. Und sie freuen sich alle, ihren alten Boss wiederzusehen.“

Mila stöhnte innerlich. Die Bezeichnung Boss, die sie noch vor ihrer Volleyballzeit von ihren Freundinnen verliehen bekommen hatte, hatte sie trotz heftiger Proteste nie abschütteln können. Damals war Mila gerade zwölf geworden und verbrachte ihre ersten Tag auf dem Fujimi Gymnasium, welches sie damals noch ermüdend langweilig empfand. Aufgrund ihres kühnen Kopfes, mit dem sie sich gegen die Lehrer auflehnte, hatte sie sich schnell die Bewunderung ihrer Mitschülerinnen eingebracht – und ebendiesen verhassten Spitznamen.

Midori hatte sich bei Mila eingehakt – was hatte ihre alte Freundin doch für bemerkenswerte Muskeln! – und begleitete sie, fröhlich vor sich hin plaudernd, in die Bahnhofshalle. Mila blickte beiläufig zu ihrem Füßen. Sie selbst trug sandgelbe Sneakers, eine Spezialanfertigung, die die Wadenmuskulatur beim Gehen trainierte. Midori trug weißlackierte Louboutin-Pumps, die sie etwa neun Zentimeter größer machte, als sie eigentlich war. Man sah ihrer Fußmuskulatur dank ihrer unbestrümpften Beine deutlich an, dass sie häufiger Schuhwerk mit spitzen Absätzen zu tragen pflegte, die nicht dafür optimiert waren, das Gewicht nach hinten zu federn.

Gänzlich ungeeignet zum Volleyballspielen, dachte Mila beim Betrachten von Midoris schönen Beinen.

- „….war der Akku meines Handy leer. Hey, Mila, was ist los mit dir?“

Mila erschrak. „Verzeih, ich habe nicht zugehört.“

- „Ich sprach gerade davon, dass der Bahnhof von Fujimigahara komplett erneuert wurde. Ist dir das noch nicht aufgefallen?“

Mila sah sich um. Tatsächlich, der Bahnhof erschien um so einiges moderner als in ihren Jugendtagen, wo sie so viele Stunden auf den Gleisen zugebracht hatten, um als Mannschaft ungewissen Turnieren in der Ferne entgegenzufahren. Sie, Midori, die Mannschaft und Herr…

Mila räusperte sich und fasste einen neuen Gedanken. Sie hatte auf der ganzen Welt Bahnhöfe gesehen, was war dagegen schon der Bahnhof in Fujimigahara?

Die beiden Frauen stiegen in ein Taxi.

- „Zum alten Fujimi-Gymnasium!“ wies Midori den Fahrer an, der sofort die Kupplung instand setzt. Es gab mittlerweile drei Gymnasien alleine hier im schönen Fujimigahara, welches erst 1972 das Stadtrecht erhalten hatte.

Ländlich, dachte Mila, als sie im Regen durch die Stadt fuhren. Sicherlich viel mehr Stadt als damals, aber auch immer noch auf eine Weise dörflich. Der Fuji war bei derart gräulichem Wetter natürlich nicht sichtbar, was Mila schon auf der Zugstrecke bedauert hatte. Es gelang ihr indes nicht, ihre Nervosität abzuschütteln. Jeder Kilometer, der sie der Schule näher brachte, verunsicherte sie mehr, so dass sie bald hoffte, die Fahrt möge nie zu Ende gehen. Sie verstand ihre eigenen Gefühle nicht. Sie, die vor Komitees auf der ganzen Welt gesprochen hatte und sich gelegentlich fürs Fernsehen interviewen ließ, die jetzt Mannschaften für die Weltspitze trainierte, hatte Angst vor einem Klassentreffen. Nach einer Weile des Schweigens fragte sie Midori:

- „Ist sie schon da?“

Midori sah ihre Freundin zunächst mit großen Augen an, als müsste sie überlegen, welche der vielen anwesenden sies Mila Kopfzerbrechen bereitete. Doch auch Midori konnte sich denken, warum ihre Freundin, die heute zurückgezogener in Nähe der Trainingscamps in Hokkaido lebte, sich wirklich zu einem Klassentreffen hatte überreden lassen. Genau genommen: Wegen wem.

- „Nein, Mila, du hast Glück. Sie kommt erst später. Ihr Flug war heute morgen aufgrund des Wetters gestrichen worden. Mittlerweile dürfte sie aber fast da sein.“

- „Oh, das ist gut“, sagte Mila und fühlte, wie ihr ein Stein vorm Herzen fiel.

Während das Taxi in eine Wohnsiedlung einbog, staunte Mila. Hier erinnerte kaum noch etwas an die Gegebenheiten vor neunundzwanzig Jahren. Ganz in der Nähe hatte sie mit ihren Eltern gewohnt, die längst wieder in Tokio lebten. Hier war so sie jeden Morgen zur Schule gelaufen und manchmal dabei auf Tsutomu getroffen. Sie fragt sich, ob der Betonbau, der jetzt von allerlei Wohnungen umgeben war, ihre alte Schule war, das war angesichts des Regenschauers nicht zu erkennen.

-„Gymnasium Fujimigahara. Fünfhundert Yen.“, unterbrach der Fahrer ihre Gedanken.

Mila hielt die Luft an.

Das, was du erwartest

- ,,Die werden Augen machen! Die glaubten schon nicht mehr daran, dass es mir wirklich gelingt, dich hierher zu kriegen," frohlockte Midori, während sie ihre alte Freundin auf den Schulhof geleitete. Ihr entging dabei nicht Milas melancholischer Blick, dem sie dem Taxi zuwarf, welches nun wieder durch das Schultor abbog und bald außer Sichtweite war.

- „Nun komm schon Mila“, sagte Midori fast enttäuscht. –„Sei keine Spielverderberin. Du siehst ja aus, als hätte ich dich für den Schafott abgeholt. Freust du dich nicht, deine alten Freundinnen wiederzusehen?“

- „Doch, schon…“, sagte Mila mutlos. „Ich bin eben etwas nervös. Lass uns reingehen, das Wetter ist schrecklich.“

Midori wurde allerdings das Gefühl nicht los, dass es etwas Anderes war, das ihre Freundin quälte. Mila war in den letzten Jahren sehr viel verschwiegener und introvertierter geworden. Lediglich auf dem Spielfeld, als Volleyballtrainern, vermochte sie aus sich herauszukommen.

Das ist nichts Neues, erinnerte sich Midori. Denn wenn sie ehrlich war, musste sie schon damals, als die beiden sich Seite an Seite an die Weltspitze gekämpft hatten, passen, wenn sie jemand bat, Milas Vorlieben und Charakter etwas besser zu beschreiben. Das war ihr zum ersten Mal selbst aufgefallen, als die vielen Reporter der Frauen- und Sportmagazine damals, kurz nach dem Sieg über Schlenina, vor der Schule aufgetaucht waren und jede Menge Fragen gestellt hatten.

Dieser merkwürdige Umstand, Mila nie ganz zu kennen, obwohl sie ihr doch ganz nahe war, hatte sich im Laufe der Jahre nie geändert und war Midori immer ein Rätsel geblieben. Die anderen unterschieden sich sehr von ihrer ehemaligen Teamchefin. Jeder schien etwas im Leben zu haben, das wichtiger war als Volleyball – nur Mila nicht.

Doch woher kam diese Nervosität? Schüchtern und auf den Mund gefallen war Mila nicht; sie hatte schon damals gesagt, was sie dachte – auch Trainern und Lehrern, die manche für die reinsten Teufel hielten. Und jetzt sollte sie Angst haben vor ein paar „alten Mädchen“, wie das alte Team von damals sich nun scherzhaft nannte? Nein, das konnte sie nicht nachvollziehen.

Midori überlegte, ob es wohl etwas mit der schlechten Presse zu tun hatte. Gelegentlich waren in den etwas einschlägigeren Zeitungen Artikel aufgetaucht, die Mila in ein sehr schlechtes Licht rückten; unerträglich harte Trainingsmethoden wurden angemahnt. Dann noch der Skandal vor zwei Jahren, der es bis in die Boulevardnachrichten geschafft hatte: Drei Mitglieder der Nationalmannschaft, die Mila auf Hokkaido trainierte, waren über Nacht ausgerissen und mit der Behauptung dahergekommen, zum Training mit aneinander geketteten Handgelenken und Medizinbällen gezwungen worden zu sein. Obwohl die Abbildungen ihrer Verletzungen recht eindeutig waren und die Zeitung sogar die Aussagen eines berühmten Sportarztes dazu heranzog (der allerdings unter Kennern als Quacksalber bekannt war), weigerte Midori sich, daran endgültig zu glauben – wenn sie auch wusste, dass Mila für den Erfolg alles tat. Vielleicht zu viel. Mila hatte den Anschuldigungen niemals öffentlichen Raum gegeben. Sie verweigerte jede Aussage dazu.

Daher hielt Midori es für das Beste, diese Geschehnisse nicht zu kommentieren und hoffte, dass die anderen sich auch an die Vereinbarung hielten, dies nicht zu tun.

Schon aus der Ferne leuchtete ihnen das alte Clubhaus wie eine wohlig warme Hütte inmitten eines finsteren Waldes entgegen. Das ehemalige Vereinsheim des Volleyballclubs wurde heute überwiegend für den Baseballclub genutzt. Mila erkannte es aber noch sehr gut. Wie oft hatten sie hier gesessen und Kriegsrat gehalten? Es war das Geburtshaus aller kluger Theorien und Ideen sowie Bastelschmiede für Strategien gegen all die Mannschaften, mit denen sie es im Laufe der Zeit zu tun hatten.

Als die beiden Frauen sich durch den Regen und Sturm auf das Clubhaus zu kämpften, spürte plötzlich auch Midori Nervosität in sich aufsteigen. Wie würden die andere reagieren, wenn Mila kaum einen Ton herausbrachte? Sie erwarteten zweifelsohne ihre Heldin aus alten Tagen. Was würden sie sagen, wenn offensichtlich wurde, dass Mila ohnehin nur gekommen war, um ihre alte Gegnerin Schlenina, Milas Nemesis über viele Jahre, aber gleichzeitig auch wohl größte Seelenverwandte, wiederzusehen? Zumindest war Midori sich sicher, dass Mila sich nur deswegen hatte durchringen können, zu kommen. Immerhin hatte sie Schlenina eingeladen, und Mila hatte den Köder sofort geschluckt.

Fröhliches Gelächter schlug den beiden entgegen, als die Tür schon in Spuckweite gekommen war.

Mila hielt plötzlich an.

- „Was ist? Was quält dich, Mila?“

- „Sag, Midori, wer genau ist alles da?“ fragte Mila tonlos. Ihr Gesicht war kreidebleich und leuchtete in der Dunkelheit des Unwetters.

- „Gekommen sind Kakinouchi, Ishimatsu, Nakazawa und außerdem Kaori Yagisawa und Sanyo, auch wenn sie nicht zum Team gehört haben. Und natürlich Schlenina, aber die wird eintreffen, sobald ihre Tupulev gelandet ist.“

Mila packte vielleicht etwas zu fest Midoris Hand, was ihre Freundin verblüffte. Beinahe ängstigte sie Milas bohrender Blick. –„Und du bist dir sicher, dass keine Trainer von damals hier auftauchen?“

Midori schüttelte betreten den Kopf. – „Nein, keine Trainer. Herr Hongo ist nicht aufzutreiben und Herr Inokuma ist schon seit einigen Jahren verstorben. Frau Shimizus Spuren haben sich ebenfalls verloren.“ Midori riss sich los und fügte an. „Das wüsste man, wenn man öfters mal einen Fuß in die Heimat setzen würde.“

Der unheimliche Ausdruck wisch aus Milas Augen, als hätte sie ein böser Geist verlassen. –„Es tut mir leid, Midori. Lass uns einfach reingehen.“

Mila senkte den Kopf. Nicht alle Namen, die Midori da genannt hatte, sagten ihr noch etwas.

Und da riss Midori die Tür auf.

Die, in deren Herzen du bliebst

- ,,Ich wette, es ist Midori doch nicht gelungen, Mila auf den Plan zu rufen“, sagte Kakinouchi, die sich eine frische Tasse Tee einschenkte. Sie hielt den Strahl recht hoch, damit der blumige Duft sich im Raum verbreiten konnte.

Über diese Worte trat verblüffte Stille ein. Freilich, die anderen Frauen hatten auch ihre Zweifel an Milas Kommen, aber niemand wollte das so ungeniert aufs Tableau bringen wie Kakinouchi. Ihr Haar fiel ihr ins Gesicht wie ein Schleier schwarzer Seide und ihre Augen funkelten noch immer geheimnisvoll wie in alten Tagen. Wie eh und je war sie gänzlich uneinschätzbar; im einen Moment konnte sie gesellig und beschwingt auftreten, um genau diese Hochstimmung dann wieder mit einem radikalrealistischen Argument zu zertrümmern. Kein Wunder, dass sie als Anwältin Karriere gemacht hatte.

- „Was soll das heißen, du glaubst nicht daran?“ grollte Ishimatsu. Sie hatte soeben ihr drittes Glas Sake gelehrt und war nicht bereit, sich die gute Stimmung verderben zu lassen. – „Natürlich wird Mila kommen! Ihr werdet es schon sehen.“ Und Nakazawa, von allen Anwesenden Milas älteste Freundin stimmte ein: - „Logisch. Wenn der Boss zusagt, dann kommt er auch.“ Sie lies sich von Ishimatsu ebenfalls ein Gläschen einschenken.

- „Tja, und ich glaube eben nicht daran“, entgegnete Kakinouchi gnadenlos. –„Seht mal auf die Uhr. Midori ist schon vor über einer Stunde losgefahren.“

- „Und? Es ist Taifun-Saison. Seit wann ist es etwas Neues, dass Züge da Verspätung haben?“ Nakazawa hob die Schultern.

- „Nun, also ich denke nicht, dass Mila einen Rückzieher macht“, meldete sich Kaori Yagisawa zu Wort, die es als Älteste dreier Schwestern ihr Leben lang gewohnt war, Streits diplomatisch zu lösen. – „Falls sie nicht kommen sollte, dann liegt es sicher nicht an ihr. Außerdem hätten wir uns vielleicht doch dazu durchringen sollen, alle zusammen zum Bahnhof zu gehen und sie zu empfangen, anstatt nur Midori loszuschicken.“

Sanjo, die letzte im Bunde, hatte dem Disput schon eine Weile still und mit aufgestütztem Kopf gelauscht. Eigentlich war sie der Meinung von Kakinouchi, doch sie hielt es für klüger, dies nicht zu äußern, denn niemand wusste so gut wie sie, dass man mit falschen Worten schnell anecken konnte.

- „Ich schätze, wir hätten das Treffen nicht ausgerechnet in die Taifun-Saison legen sollen“, sagte sie schließlich.

Ishimatsu, seit Jahren verantwortlich für die Zusammenkünfte, holte tief Luft.

- „Es tut mir sehr leid, aber anders wäre es nicht gegangen. Leider bin es ja immer nur ich, die diese Treffen plant, deswegen muss es auch mit meinem Zeitplan zusammenpassen. Ihr wisst doch, dass ich zu meinen sieben Rackern auch noch einen Mann habe, also im Prinzip acht Kinder.“

Die anderen lachten.

- „Aber du bist doch als einzige immer in Fujimigahara wohnen geblieben und nie fortgegangen, Matsu!“ sagte Kakinochi. „Hätten die denn nicht mal ein paar Stunden ohne dich auskommen können?“

- „Besser noch, du hättest sie mitbringen können“, meinte Kaori Yagisawa.

- „Nein, man kann diese Rasselbande nicht aus den Augen lassen. Diese Zeit ist optimal, weil meine Älteste gerade wegen der Semesterferien aus Tokio gekommen ist und die Jüngsten für mich versorgt. Sie sagt, ich solle heute nur mal an mich denken“, sagte Ishimatsu sehr stolz und fügte noch an: -„ Ich kann euch sagen, Kinder sind was Feines.“

- „Hat Mila eigentlich Kinder?“ fragte Sanjo.

Darüber dachten alle einen Moment lang nach.

- „Das wage ich zu bezweifeln bei ihrer Karriereversiertheit“, argwöhnte Kakinouchi. – „Sie trainiert rund um die Uhr Volleyballtalente. Wo bleibt da Zeit für Kinder?“

- „Außerdem wird sie im nächsten Jahr wohl Sportministerin“, gab Kaori zu bedenken. – „Alle rechnen fest damit, dass sie das Rennen machen wird, sobald das Training mit der Nationalmannschaft durch ist.“

- „Nein, sie hat sicher keine Kinder. Da wäre schnell Schluss mit Trainingscamps und Um-die-Welt-reisen“, überlegte Ishimatsu, während sie eine neue Karaffe Sake über dem Teelicht aufwärmte.

Nakazawa ballte die Fäuste: - „Hört auf, so schlecht über Mila zu reden. Man könne fast meinen, ihr gönnt ihr den Erfolg gar nicht. Der Boss hat nur ein Kind, und das ist Volleyball.“

- „Tut mir leid, war nicht bös‘ gemeint“, hickste Ishimatsu und ihre runden Wangen leuchteten schon sehr rot. „So ist es. Milas einziges Kind ist und bleibt der Volleyball.“

- „Fragt sich nur, wie lange noch. Es wird sicher irgendwann einen Trainer geben, der noch talentierter ist als Mila. Dann wird sie ersetzt – und dann? Dann wird sie einsam und alleine zurückgezogen leben und nur noch von ihren Erinnerungen leben.“ Gab Kakinouchi zu bedenken.

Wieder legte sich einen Moment lang betretenes Schweigen auf die Gruppe Frauen, bis Sanjo seufzte: - „Ja, Familie, das ist schon eine wichtige Basis. Sie kann nie groß genug sein. Denn ehe man sich’s versieht, kann ein geliebter Mensch auf Nimmerwiedersehen verschwinden.“

Jeder im Raum fühlte mit Sanjo und hatte vollstes Verständnis dafür, wie belangreich das Thema für sie war. Sie war damals die verbittertste Spielerin gewesen, die die anderen je kennengelernt hatten. – „Ja, du bist ja auch von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht worden, nachdem deine Eltern gestorben waren. Und dein Bruder hat dich ebenfalls im Stich gelassen“, sagte Kaori sanft. – „Und dieser Hass hat dich zur gefährlichsten Angriffsspielerin werden lassen, die ich damals kannte. Ich habe dich wirklich gefürchtet.“

- „Stimmt, aber nachdem ich mit meinem Bruder wiedervereinigt war und selbst mit meiner Mannschaft den Bezirk Osaka vertreten habe, war ich leider nur noch im Mittelfeld. Aber was soll’s, so habe ich mich zum Glück auch anderen Dingen als nur Volleyball öffnen können.“

Kaori nickte. – „Ich verstehe dich sehr gut. Wenn ihr euch erinnert, meine Mutter ist ja auch damals während der Senior-Interhigh-Meisterschaft gestorben. Damit verloren meine Schwestern und ich unsere größte Stützte.“

- „Dein Bruder ist mittlerweile verstorben, Sanjo, oder?“ fragte Kakinouchi vorsichtig.

Sanjo nickte und antwortete tonlos: - „Ja, es war vor 8 Jahren, dieser Flugzeugabsturz über Korea. Allerdings gab es auch nie eine Leiche zu beerdigen. Ich würde mich nicht wundern, wenn das am Ende nur wieder eine perfide Methode war, sich abzusetzen, ohne sein Leben lang von Sensationsreportern gejagt zu werden.“

- „Sanjo!“ entfuhr es Kaori entsetzt.

- „Zuzutrauen wäre es Inokuma“, rief Kakinouchi. – „Das wäre ein ausgeklügelter Plan.“

- „Ich frage mich, mit wem Mila ein Kind haben sollte.“ Ishimatsu leerte wieder einen Becher Sake.

- „Da kommt niemand in Frage.“

- „Aber was ist denn mit diesem Yushima? Ihr wisst schon: Der, der damals in Bulgarien in der Männermannschaft gegen die Russen Federn lassen musste“, rief Sanjo, aber Ishimatsu wank ab.

- „Ach, dieser arrogante Beau! Das konnte nicht lange gut gehen. Er war Mila viel zu ähnlich. Andererseits ist er auch nie drüber weggekommen, dass sie die Russen besiegt hat und er nicht.“

Kaori war verwundert. – „Das wundert mich. Ich hatte ja damals im Nationalteam auch mit ihm zu tun und hatte den Eindruck, dass er ein sehr höflicher und zuvorkommender junger Mann war. Außerdem schien er Mila sehr nah zu sein.“

- „Nicht nah genug für eine Romanze“, lenkte Ishimatsu ein. – „Und schon gar nicht für ein Kind. Haltet euch fest: Er hat Yamamoto geheiratet.“

Jetzt ging ein erstaunter Aufschrei durch die Reihen.

- „Yamamoto von der Aoba?“ rief Kaori, und Nakazawa konnte sich nicht verkneifen zu sagen:

-„Das Riesenweib?“

- „Ja, genau die. Vor 15 Jahren hatten sie wirklich die Dreistigkeit, eine Einladung zur Hochzeit bei Midori vorbeizuschicken“, bestätigte Ishimatsu und schenkte sich direkt den nächsten Becher Sake ein.

- „Andererseits wundert es mich nicht, Yushima hat die Aoba ja trainiert. Das hat Mila damals sehr geärgert“, seufzte Kaori mitfühlend.

Sanjo ließ sich von Kakinouchi die Teekanne reichen. –„Nur weil dieser Yushima nicht in Frage kommt, heißt das nicht, dass sie nicht jemand anderes kennengelernt hat.“

- „Aber das hätte man doch aus den Medien erfahren“, meinte Kakinouchi. – „Es gibt doch ständig Berichte über Milas hammerharte Trainingsmethoden zu lesen. Sie soll noch viel härter sein, als dein Bruder es war, Sanjo.“

Nakazawa schlug mit beiden Handflächen auf den Tisch, so dass alle erschraken. – „Solche Berichte könnt ihr getrost ins Feuer werfen. Der Boss würde nie etwas tun, was anderen schadet, klar!“

Kakinouchi hob gleichmütig die Schultern. – „Natürlich hast du Recht. Im Zweifel für den Angeklagten. Aber meine eigene Meinung darf ich ja wohl noch darüber haben.“

- „Schade, dass Frau Shimizu nicht kommen kann“, meinte Ishimatsu, um das Thema in andere Bahnen zu lenken. – „Sie hat Mila so tatkräftig unterstützt, als diese miesen Gerüchte auftauchten.“

- „Das habe ich ganz anders in Erinnerung!“ widersprach Sanjo. – „War sie es nicht, die sich damals für ein Interview hat bezahlen lassen, indem sie äußerste, dass Mila schon früher über die Stränge geschlagen sei?“

- „Ja, aber sie hat hinterher verlauten lassen, sie sei falsch zitiert worden. Dann wurde es ruhig um sie“,sagte Kakinouchi.

- „Was ist denn eigentlich aus Hongo geworden?“ wollte Kaori wissen, doch da sprang Ishimatsu auf, riss ihren Stuhl um und rief völlig aus dem Häuschen: „Da! Schaut, wer da kommt!“

Sie stürzte zur Tür.

Das, was du ertragen kannst

Wie gebannt starrte Sanjo auf ihre Freundinnen. Sie platzten alle heraus, wie Fangirls auf dem roten Teppich und scherten sich alle um das arme Etwas, das Midori zur Tür hineinschob und abschirmte wie ein Bodyguard.

- „Nicht so schnell“, rief Midori und schob die wild gewordene Ishimatsu ein Stück zur Seite. –„Lasst sie doch erst mal ankommen.“

Sanjo stellte sich auf die Zehenspitzen, sie stand etwas abseits des Kreises, schließlich hatten die anderen ältere Rechte. Sie hatte im Laufe der Zeit eher raren Kontakt zu Mila gehabt, der schon nach dem Sieg in Bulgarien zur Gänze eingeknickt war. Mila, der Star des Abends, ging allerdings voll im Kreise ihrer Freundinnen unter, die alle wild auf sie eingackerten, sie an sich rissen und umarmten.

Alle waren außer sich, nun auch Kakinouchi, die als Letzte aufgestanden war. Sie stemmte die Arme in die Seiten und rief so laut wie möglich: - „Mila Ayuhara!“ und die anderen erschraken so, dass sie von Mila abließen und zur Seite traten. – „Wie schön, dich zu sehen. Endlich. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich gedacht, dass du wieder kneifst.“

Sanjo fühlte einen kleinen Schauer der Enttäuschung über sich hereinbrechen. Dieses kleine, zierliche Etwas mit dem Pferdeschwanz und den Sneakers sollte Mila Ayuhara sein? Die all ehrwürdige, viel gerühmte Mila, die angeblich ihre Schülerinnen mit äußerster Brutalität zum Training drillte?

Die Mila, die einen Sitz neben all den koketten Persönlichkeiten im Parlament als Sportministerin so gut wie inne hatte? Die Mila, die einmal das ganze Land in Euphorie versetzt hatte?

Um genau zu sein, sah sie aus wie die Mila vor einigen Jahrzehnten, nur dass da etwas mehr Falten um die Augenpartie waren. Natürlich nagte an ihr genauso der Zahn der Zeit wie an den anderen, was auch der Sport nicht ganz wettmachen konnte. Aber es war nicht Milas äußere Erscheinung, die Sanjo so ernüchterte. Es war der Schatten, der auf ihrem Gesicht lag.

Dieser war für alle, die niemals echten Schmerz erlebt hatten, unsichtbar. Sanjo aber hatte schon von Anfang an erfahren, was es bedeutete, Narben auf der Seele zu verbergen. Das Besondere an einem vernarbten Seele war, dass sie Leidensgenossen sofort erkannte, und aus ihrer Sicht stand vor ihr nun nicht die Heldin Mila Ayuhara, sondern eine gebrochene, traurige und zaghafte Person.

Sanjo hoffte, dass man ihr diese Gedanken nicht ansah, denn sie wollte die Stimmung nicht vermiesen. Sie hätte auch den Teufel getan, dies anzusprechen, denn sie wollte unter allen Umständen vermeiden, dass wieder der Verdacht einer alten, nie überwundenen Konkurrenz aufkam, schließlich hatte man nach Bulgarien Mila für die Olympischen Spiele ausgewählt und nicht sie – aber für sie war das Kapitel abgeschlossen, auch wenn andere sie gerne immer noch damit neckten, dass sie noch immer neidisch sei.

- „Kakinouchi?“ sagte Mila, und ihre Stimme klang kaum mehr wie die eines scheuen Mädchens. - „Ist das schön, Kakinouchi! Ich freue mich so!“ Die beiden verneigten sich tief voreinander. Kakinouchi konstatierte: -„Eigentlich heißen wir alle anders, wir sind nämlich alle früher oder später unter die Haube gekommen. Aber wir haben uns entschieden, trotzdem alles so bei zu behalten und uns so anzusprechen wie in alten Tagen – als Spitznamen sozusagen, sonst wird’s hier ziemlich verwirrend.“

- „Mila, auch ich freue mich sehr, dich wieder zu sehen!“ sagte Sanjo und nahm sie zur Begrüßung in den Arm. Jedoch auf eine etwas andere Weise als die anderen, das merkte Mila sofort. Diese Umarmung glich eher einem Trost und einem festen Halt. Ehe sie sich darum Gedanken machen konnte, wurde sie schon auf einen der Stühle gezerrt.

- „Ist das gut, dass du endlich da bist, Mila! Ich bin schließlich am Verhungern! Ich hoffe natürlich, du hast auch Hunger mitgebracht, meine Liebe?“ rief Ishimatsu.

Mila, die sich noch nie viel aus Essen gemacht hatte, erwiderte: -„Aber ja. Besonders freue ich mich auf das Essen, wenn es von dir kommt, Matsu.“

Ishimatsu verschwand in der Clubhaus-Küche, die eigentlich nicht darauf ausgelegt war, ein Festmahl herzurichten, doch sie hatten es mit einer sehr begnadeten Köchin zu tun, und die musste auch aus einem leeren Kühlschrank noch ein Gängemenü zaubern können, hatte sie immer gesagt.

- „Matsu war lange Zeit Köchin in einem Sternehotel“, sagte Nakazawa, die sich eben noch mit Kakinouchi darum gedrängelt hatte, neben Mila sitzen zu dürfen. – „Dann hat sie allerdings Jahr für Jahr Kinder bekommen und seitdem bekocht sie nur noch ihre Familie und ihren Mann.“

Mila lächelte.

- „Aber nun erzähl mal, Mila! Wie sieht’s bei dir aus, bist du nicht verheiratet?“

-„Naka!“ rief Kaori Yagisawa entsetzt. – „Du kannst doch nicht so eine private Frage stellen.“

- „Oh, tut mir leid Boss“, entgegenete Nakazawa reumütig. –„Ich kann meine Neugier immer noch nicht zügeln.“

Ungeachtet dessen antwortete Mila: -„Nein, ich bin nicht verheiratet. Aber tu mir den Gefallen und nenn mich doch nicht immer Boss, Naka. Die Zeiten, dass ich euer Boss war, sind nun schon lange vorbei.“

- „Für mich bleibst du immer der Boss – und für die anderen Mädels auch“, widersprach Nakazawa energisch. Nur sehr alte und sehr gute Freunde wussten noch, dass mit der Bezeichnung nicht gemeint war, dass Mila die meiste Zeit Mannschaftskapitän gewesen war, sondern dass sie damals, in ihrer ersten Zeit an der Schule Anführerin der Mädchengang war, die im Wald vor der Schule heimlich zu Rockmusik tanzten. Auch Nakazawa hatte dieser Gruppe, die sich damals einfach „Die Rebellen“ nannten, angehört.

Nach einiger Zeit des Smalltalks kehrte Ishimatsu zurück und servierte Kabayaki, in Sojasauce gebratenen Fisch, Yakitori-Spieße, am Bambusspieß fritiertes Gemüse, und Chazuke, das bekannte Gericht aus der Region mit in Grüntee gegartem Reis.

Zur Nachspeise hielt Ishimatsu süß gefüllte Reißklöße, Mochi, gestampften Klebereis und Reiscracker bereit.

-„Ich habe natürlich schon zu Hause alles vorberitet“, sagte die Köchin, die sich über die erstaunten Gesichter der anderen wunderte. – „Und nun fangt an. Es wäre wirklich schade, dieses kulinarische Meisterwerk in den Abfall wandern zu lassen.“ Sie goss jedem einen neuen Becher heißen Sake ein, und alle erhoben schließlich die Becher. – „Auf Mila!“ rief Matsue, und alle anderen ließen sie noch dreimal hochleben. Mila lächelte beklemmt.

Nachdem alle mehrmals bekundeten, wie lecker ihnen das Essen schmeckte, rief Ishmatsu:

- „Nun kriegst du mal was Anständiges zu essen, Mila. Du bist noch immer so dünn wie früher! Für Sportlerinnen ziemt sich das nicht. Ich schätze, ihr bekommt in euren Trainingscamps in Hokkaido nichts Anständiges zu essen, ist es nicht so!“

- „Da hast du recht!“, antwortete Mila, die keinen Unterschied zwischen Ishimatsus und dem Essen auf Hokkaido feststellen konnte.

- „Sie ist nicht dünn, hast du ihre Muskeln gesehen? Sie macht eben viel Sport und isst nicht den ganzen Tag, wie du, Dickerchen“, neckte Midori Ishimatsu, die daraufhin in empörendes Geschnatter verfiel, das die anderen zum Lachen brachte. Die ein oder anderen Fragen wurden an Mila gerichtet, die das Volleyballspiel an sich oder die Spielerinnen der Nationalmannschaft betrafen. Ob da das ein oder andere Talent dabei sei, wollte Nakazawa wissen, und Kaori Yagisawa interessierte sich dafür, welchen Gegner die Nationalmannschaft am meisten fürchtete. Es war über die Jahre sehr ruhig geworden um die Japaner, was den internationalen Sport betraf, und Kakinouchi fragte, ob man überhaupt noch wettbewerbsfähig sei. Trotz des Ostblock-Zusammenbruchs seien es ja immer noch die Ostländer, die nach wie vor am stärksten in den verschiedensten Disziplinen waren.

Was die Nationalmannschaft anging, so konnte Mila meistens nur mit – „Tut mir leid, das ist leider geheim, ich darf nicht darüber sprechen, auch wenn ich es gerne täte“, antworten. Doch sie gestand auch zu, dass durchaus auch Talente dabei war. Kaori spekulierte, ob es da auch eine Geheimwaffe mit Sondertraining gab, die als Trumpfkarte eingesetzt war, so wie Mila damals in Bulgarien. Midori fragte hingegen, ob die heutigen Spielerinnen auch so viel aushalten mussten wie die Mädchen damals. Zehn-Meter-Joggingtouren am Morgen zum Aufwärmen wären ja nicht selten gewesen, aber das hätte man selbst im alten Sparta so nicht gemacht. Kakinouchi bekundete, wie froh sie war, dass sie all das nicht mehr mitmachen musste, und so fiel das Gespräch wie von selbst auf die beruflichen Werdegänge, die alle nach Milas Sieg in Bulgarien verwirklicht hatten.

- „Was mich betrifft, ich bin Anwältin geworden“, sagte Kakinouchi. –„Wenn man 4 ältere Brüder hat, gegen die man sich durchsetzen muss, dann ist man dazu schon prädestiniert.“

Mila und die anderen mussten herzlich lachen.

Sie fuhr fort: - „Ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Das Studium war eine schöne Zeit, und endlich öffnete sich für mich eine ganz neue Welt als nur Volleyball. Ich hätte sonst auch nie meinen Mann kennengelernt. Er ist Staatsanwalt und unsere Söhne studieren nun auch Rechtswissenschaften. Sie sind eben nicht von schlechten Eltern.“

Mila nickte wohlwollend. – „Es passt zu dir, Kakinouchi. Du hattest immer einen starken Gerechtigkeitssinn. Du hast deine Ideale immer verteidigt.“

- „Sie durchschaut vor allem alles und jeden. Diesen Blick, der einem die Seele rauben kann, hat sie heute immer noch drauf“, erinnerte Sanjo, und Kakinouchi erwiderte mit dem gefährlichen Funken in ihren sehr dunklen Mandelaugen: - „Das stimmt. Michiru zum Beispiel war immer ein sehr durchtriebenes Ding. Wisst ihr noch, Mila und Midori, was sie damals behauptet hat, als wir zusammen mit Inokuma auf das erste nationale Interhigh-Turnier hin trainiert haben? Hört alle her: Sie meinte doch wirklich, Mila hätte sich nachts auf ein Stelldichein mit Inokuma getroffen, um sich Vorteile zu verschaffen.“

Sanjo wurde rot und kicherte. – „Das hat mit Durchtriebenheit nichts zu tun. Ich habe das damals wirklich gedacht. Ist ja kein Wunder, wenn es am Vortag darum ging, dass der Trainer bald die besten 6 von 12 küren wollte, und prompt ging Mila spätnachts in sein Zimmer und kam erst sehr viel später wieder heraus.“

- „Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern“, meinte Mila verlegen.

- „Ja, ich war eine törichte, eifersüchtige Gans. Ich konnte und wollte damals nicht so richtig wahrhaben, dass der Trainer Mila bevorzugte, obwohl ich mir aus meiner Sicht so viel mehr Mühe gab“, sagte Sanjo, und Kaori gab zu bedenken: - „Aber es war auch schon vermessen von Inokuma, dir nicht zu sagen, dass er dein Bruder ist und dich so lange hinzuhalten. Irgendwie konnte ich das nie so richtig verstehen.“

Sanjo hob die Schultern. – „Ihr müsst das aus seiner Sicht sehen. Er ging davon aus, eine ganz andere Person geworden zu sein. Es war damals seine bewusste Entscheidung, sein altes Leben zurückzulassen und alles, was dazu gehörte. Das war eben auch ich.“

- „Trotzdem! Das ist einfach hart. Mir ist doch der blöde Sport nicht wichtiger als die Familie“, sagte Ishimatsu kopfschüttelnd, während sie an einem Reisbällchen knabberte.

- „Was mich betrifft, ich arbeite heute in dem Waisenhaus, in dem ich gelebt habe, bevor ich zu meiner Tante und schließlich von der Familie Sanjo adoptiert wurde.“

- „Wirklich!“ rief Mila aus.

-„ Ja, sie ist sogar Direktorin dort“, sagte Midori, und in ihrer Stimme schwang so etwas wie Stolz mit. –„Und Mila, sie haben ein Volleyballfeld!“

Aber Sanjo dementierte lachend: -„Das ist nur zum Austoben da. Bei uns werden vermutlich keine Volleyballstars groß werden, aber man weiß nie.“

Mila wandte sich an Kaori: - „Kaori, sag, wie geht es deiner Schwester Katsura.“ Es hatte eine Weile gedauert, bis Mila sich an den Namen der jüngsten Schwester erinnern konnte. Doch sie hatte niemals den traurigen Ausgang des ersten Interhigh-Turniers vergessen, bei dem Kaori Yagisawa nicht mehr als Mannschaftsführerin, sondern als Trainerin von Jedoin aufgetreten war, und das die Fujimis nur gewonnen hatten, weil Mila immer wieder die geschwächte Katsura, die Jüngste im Bunde, angegriffen hatte. Der Ausgang dieses Spiels war eine im Koma liegende Katsura mit schweren inneren Blutungen gewesen. Schon damals hatten die Fujimis nur staunen können, wie weit ihre Mannschaftsführerin für den Sieg ging. Kaori aber schien die düstere Vergangenheit längst vergessen zu haben. Sie erzählte: - „Katsura hat schon sehr bald angefangen, Kunst zu studieren, nachdem sie damals Sportunfähig geworden war. Sie ist unheimlich glücklich, dass sie diesen Weg gegangen ist, Mila. Sie hätte dich gerne mal wieder getroffen, um dir das mitzuteilen. Ich habe eine Visitenkarte ihrer Galerie dabei, komm doch mal vorbei, wenn du willst. Sie selbst wirst du wohl nicht treffen, denn Sie ist heute Kunstdozentin an der Uni in Miyazaki.“

Mila nickte erstaunt.

Midori erzählte weiter: - „Kaori ist heute Mangaka. Kann man sich das vorstellen?“

- „Und eine tolle noch dazu. Ich habe alle 24 Bände von Gegen den Sturm zu Hause herumstehen“, schwärmte Sanjo.

- „War auch eine ziemlich Erfolgsserie“, sagte Ishimatsu. – „Schließlich handelt es sich um eine Art Bioraphie über unsere Zeit als Volleyballspielerinnen.“

- „Du zeichnest Sportmangas?“ Mila fiel aus allen Wolken. – „Davon hab ich noch nie gehört.“

Alle waren erstaunt. – „Du hast noch nie von „Gegen den Sturm“ gehört? Er war lange Zeit immer wieder in den Verkaufscharts“, tadelte Kakinouchi. – „Und die Heldin des Mangas basiert auf dir, Mila.“

- „Tut mir leid…“, Mila konnte nur den Kopf schütteln.

- „Das muss dir nicht leid tun“, sagte Kaori diplomatisch. – „Das Werk ist einfach nicht gut genug.“

Die anderen senkten die Köpfe und aßen ihre Nachtisch. Mila seufzte. Um die Stimmung zu retten, sagte Midori: - „Und was aus mir wurde, ist ja bekannt. Ich bin Schriftstellerin geworden.“

- „Ja, das wundert mich gar nicht. Das hat sich damals schon sehr stark abgezeichnet. Schließlich hast du dann ja auch Literatur studiert“, lachte Mila, froh, wenigstens die Lebensgeschichte einer zu kennen.

-„ Wann erscheint denn endlich dein neues Buch?“ fragte Nakagawa. „Bei Amazon steht ständig etwas davon, dass der Termin verschoben wurde.“

- „Ja, das liegt daran, dass ich den Verleger gewechselt habe. Es gab etwas Ärger wegen dem Abgabetermin. Bis August müsst ihr euch schon noch gedulden“, sagte Midori, und ein ehrlich bedauerndes Raunen ging durch die Runde. – „Ich bin eben nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Literaturkritikerin und ich schreibe auch Essays und Episteln.“

- „Du bist zu beneiden, du warst immer genauso klug wie Mila“, stöhnte Nakagawa. –„Ich arbeitete seit Jahr und Tag im Frisörsalon meiner Eltern, bis ich geheiratet habe. Ich staunte schon ziemlich, als ich feststellte, dass die Familie meines Verlobten ebenfalls einen Frisörsalon besaß. Und so kam ich vom einen Salon in den nächsten, sowas Ödes!“ stöhnte Nakagawa, und Ishimatsu verschluckte sich vor Lachen am Reis.

- „Was gibt’s da zu Lachen? Mein Mann konnte nicht mal gut schneiden, er schnitt immer schief. Wir hatten oft Ärger mit Kundinnen. Das lag daran, das er schielte, der Arme.“

Ishimatsu lachte sich fast kaputt. Nakagawa fuhr fort: - „Aber plötzlich wurde es zum modischen Trend, Schrägponnys zu tragen, und so kamen sogar plötzlich Kundinnen aus Tokyo in unseren kleinen Salon. Das war noch was! Wir wurden in vielen Frauenzeitschriften aufgeführt, und plötzlich waren unsere Kapazitäten gesprengt. Wir mussten nach Tokyo gehen und dort ein größeres Geschäft aufmachen.“

- „Kein Wunder, dass euch heute eine ganze Frisörkette gehört“, sagte Midori.

- „Genau. Auch Frau Shimizu kam eine ganze Weile bei uns vorbei. Das hat mich vielleicht gefreut“, sagte Nakagawa.

Mila setzte sich gerade hin und hielt sich mit den Händen am Sitz fest. – „Frau Shimizu?“

- „Genau die. Die hatte unheimlich tolles Haar. Sie hat sich noch eine ganze Weile nach dem Abschluss für ihre ehemaligen Schülerinnen interessiert und kam sie hin- und wieder besuchen.“

- „Aber nicht nur Frau Shimizu interessierte sich dafür, was aus uns geworden ist“ , sagte Midori. -„Herr Hongo kam auch hin- und wieder mal vorbei, um nachzufragen, wie’s ausschaut im Berufsleben.“

-„Da hast du Recht. Er kam auch bei meinen Eltern vorbei und erkundigte sich danach, was ich so mache! Er sagte immer: “Für Frauen ist es heute besonders wichtig, einen Beruf zu ergreifen“, jawohl, das hat er gesagt“, erinnerte sich Nakasawa.

Mila presste die Hände fest ins Holz. Sie fühlte, wie ihr der Schweiß auf die Stirn stieg.

- „Also, meinen Eltern hat er nur gesagt, ich solle mehr auf meine Ernährung achten“, schmollte Ishimatsu. – „Der hat wirklich über jedes Kilo Buch geführt, das ich zugenommen habe. Schade, dass er heute nicht da ist, ich hätte ihm mal kräftig eins übergezogen.“ Und Nakazawa stimmte ihr zu:

- „Ja, das ist echt ein Pech.“

Mila schluckte. – „So schlimm ist es auch wieder nicht“, sagte sie, doch es war so leise, das es völlig im Gerede der anderen unterging.

- „Ach, ihr habt Herrn Hongo nicht erreicht? Warum habt ihr nichts gesagt. Noch vor 8 Wochen hatte ich zuletzt mit ihm zu tun“, sagte Kaori.

- „Er hat die Einladung nicht angenommen“, Midori kratze sich am Kopf und leerte einen Becher Sake. – „Ist mir unverständlich, zumal ich geschrieben habe, dass dieses Mal voraussichtlich auch Mila kommen wird.“

Mila spürte, wie ihr schwindelig wurde. Auf einmal fing sie an, zu zittern und sie hatte das Gefühl, sogleich vom Stuhl zu kippen. Sie knallte die Hände auf die Tischplatte und sprang mit etwas zu viel Elan auf. Die anderen am Tisch hielten sofort inne.

-„Ich glaube, ich werde mal kurz vor die Tür gehen, es ist heiß hier drinnen“, sagte Mila mit bemühter Freundlichkeit und sie hoffte, dass ihre schlotternden Beine nicht bis nach draußen versagten. Sie hörte noch Ishimatsus Zuruf, dass draußen doch nun ein ziemliches Sauwetter sei, aber die Gespräche und lachenden Gesichter der anderen kreisten wie ein Mühlrad in ihrem Kopf. Plötzlich versagten ihr die Nerven, sie wollte raus.

Da fuhr plötzlich ein Benz auf dem Schulhof ein.

Das, was du nicht erwartet hättest

Das erste, was Mila auffiel, waren die Beine. Noch nie hatte sie solche schier endlosen Beine gesehen, abgesehen vielleicht von Illustrierten westlicher Modelabels, die sie auf ihren Reisen bei Auslandsturnieren eher beiläufig wahrgenommen hatte. Die schönen Beine waren bekleidet mit knöchellangen Hosen, die den Blick auf dünne, elfenhafte Knöchel freigaben. Getragen wurden sie von schwarzroten Louboutins, die noch mörderischer aussahen, als die Pumps, die Midori gerne zu tragen pflegte. Aber an jener Dame, die sich jetzt aus dem Taxi schälte, wirkten sie authentisch, sie beherrschte es routiniert, damit eilig durch den Regen über den Schulhof zu tippeln. Der geschwungene Gang verriet Ballettstunden. Vielleicht auch Tanz, dachte Mila.

Der Rest, der an den Beinen mit dran war, verschlug ihr den Atem. Es handelte sich um eine sehr hochgewachsene Frau, es mussten mindestens 1,87 sein, die sie in den Himmel ragte – allerdings taten dazu auch die Schuhe ihr nötigstes. Sie trug ein langes, cremefarbenes Mantelkleid, in der Taille gegürtelt, was ihre Schlankheit unterstützte. Das Auffälligste an ihr war trotzdem ihr Haar, ein Flachsblond, wie man es in Japan unter natürlichen Umständen nicht sah, mit Goldschimmer. Obwohl sie eine Kurzhaarfrisur trug, war jedes Härchen gelegt, sicher war hier vorher ein Frisör zum Einsatz gekommen. Sie trug goldene Ohrringe, dezent zwar, aber zur Haarfaarbe passend. Ihr Gesicht war makellos, mit großen, blauen Augen und dunkelrotem Lippenstift, der ihre wunderhübsch geschwungenen Lippen bis zur Perfektion bewegte. Die Frau strahlte über das ganze Gesicht, als sie mit in den Jackentaschen vergrabenen Händen und angezogenen Schultern durch den Regen auf sie zutänzelte, direkt an der sprachlosen Mila vorbei, der vor lauter Hochachtung der Mund offen stand, in die Arme von Midori, die – wie nun auch die anderen – vor Freude ursprudelten, wie junge Mädchen, die auf ihr Idol trafen.

- „Schlenina“, rief Midori und drückte sie sofort fest, eine ungewöhnliche Geste für diese Breiten. Auch die anderen Damen waren im wahrsten Sinne völlig aus dem Häuschen, sie riefen alle durcheinander.

- „Wo warst du so lange?“

- „Wie war dein Flug?“

- „Hast du deine Familie mitgebracht?“

Die Frau mit der rauchigen Stimme antwortete – wie schon damals – in akzentfreiem Japanisch:

- „Es tut mir sehr leid, dass ich so spät bin. Ich hoffe, ihr habt schon ohne mich angefangen, meine Lieben.“

Mila stand wie angewurzelt da. Das war Schlenina. War es die Schlenina? DIE unbesiegbare Schlenina Andreievna, der ehemalige Stern am Himmel des russischen Volleyballs, gegen den jahrelang kein Kraut gewachsen schien? Nein, natürlich nicht, sie trug mittlerweile einen anderen Nachnamen. Das war kein Wunder, denn sie hatte schnell geheiratet, nachdem sie damals ihren Rücktritt vom Volleyball bekanntgegeben hatte und immerhin bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion Talente trainiert hatte. Mila hatte ihren neuen Nachnamen einmal aufgeschnappt, um ehrlich zu sein aber nie ganz aussprechen können und damit auch vergessen.

Nein, das war auch nicht die Schlenina mit dem bestimmten Gesichtsausdruck, die gleichzeitig jovial, versöhnlich und diplomatisch war, aber im nächsten Moment bitterernst; die eine beste Freundin und ein erbitterter Gegner zugleich gewesen war. Schlenina, die sich niemals verdreht und niemals zurückgenommen hatte und vermutlich genau deswegen immer eine Spur besser war als alle anderen. Außer das eine mal, 1971 in Bulgarien. Das letzte Mal, als Mila sie gesehen hatte. Ihre Koryphäe, die ihr nie aus dem Kopf gegangen war. Nun stand sie hier, vor ihr. Und erkannte sie nicht einmal.

Schlenina wurde hineingezogen in den Kreis. Sie überragte alle anderen um gut einen Kopf, konnte sich aber trotzdem gegen den Andrang der Freude nicht erwehren. Ishimatsu löste ihr sofort den Mantel vom Körper und hängte ihn zum Trocknen über den Ofen. Sie trug einen mintgrünen Hosenanzug im supermodernen Schnitt, der ihre fabelhafte Figur betonte. Ihr Parfüm duftete nach Veilchen, Vanille und entfernt nach regennassem Moos. Gänzlich anders als die Düfte der anderen Damen.

- „Es ist so schön, wieder bei euch zu sein. Auch wenn ich bisher fast immer da war; ich komme mir jedes Mal wieder vor, als würde ich zu meiner Familie zurückkehren.“, stellte Schlenina fest. Auch in ihrer Stimme lag etwas Temperamentvolles, unterdrückt Leidenschaftliches, wie schon damals.

Mila stellte fest, dass sie plötzlich anfing, sich zu genieren. Sie schämte sich zutiefst für alles; für ihre klobigen Sportschuhe, die vorhin im Regen schmutzig geworden waren, ihren Sportanzug, den albernen Pferdeschwanz, den sie sich eigentlich nur aus nostalgischen Gründen frisiert hatte, das fehlende Make Up und ihr billiges Parfüm, das nicht mal ihr eigenes war.

Ich will hier weg, dachte Mila mit einem Mal, sie, die es nicht hatte aushalten können, auf Schlenina, die unfehlbare Schlenina zu treffen, wäre nun am liebsten am weitesten weg von ihr. Doch es gab kein Entkommen, und die Russin hatte sie bereits wahrgenommen. Sie hatte sich kokett auf den Absätzen umgedreht und sich nach der Person umgeschaut, die bisher nur still in der Ecke gestanden hatte. Für ein bis zwei Sekunden ruhte ihr Blick auf Mila, und ihre riesigen Augen verrieten zunächst Ratlosigkeit. Dann aber schien sie ihre alte Gegnerin zuordnen zu können, und es war, als wäre in ihrem Gesicht die Sonne aufgegangen.

- „Mila?“ rief sie mit ihrer überaus lauten Stimme. – „Bist du Mila Ayuhara?“

Mila schluckte und nickte zögerlich. Sie wäre gerne so fröhlich und ausgelassen vor Wiedersehensfreude in ihre Arme gesprungen wie ihre Freundinnen. Warum nur war ihr das nicht möglich? Warum konnte sie ihre Freude nicht aus außen leben?

Doch da kam dieses bezaubernde Geschöpf schon auf sie zu und umarmte sie innig. Mila war sich nicht sicher, wie sie die Umarmung erwidern sollte – wo sollte sie ihr großen, muskulösen Hände ablegen, die angeblich zu hart zugriffen? Der Anzug ist bestimmt ein Designerstück, dachte sie sich.

- „Oh Mila“, sagte sie leise und drückte sie sehr fest. Mila spürte, wie ihre Halsseite, an der Schleninas Wange lag, feucht wurde. Die Russin umgriff ihre Schultern und sah sie nun aus nächster Nähe an. Freudentränen glänzten in ihrem makellosen Gesicht auf, das aus der Nähe nur noch perfekter war. Ja, man erkannte noch das Mädchen von damals, irgendwo war sie jung geblieben. Sie sah nicht so alt aus, wie sie im Endeffekt sein sollte, keine einzige Falte zeichnete sich auf ihrer samtartigen hellen Haut ab, außer unter den Augen, dort wo viel gelacht wurde.

Schlenina schüttelte sie sanft, und ihre laute Stimme versetzte sie ein wenig in Schrecken.

-„Mila, Mila!“ rief sie außer sich. –„Aber ich bin auch sehr böse auf dich. SEHR böse. Wie kannst du es wagen, dich nicht ein einziges Mal bei mir zu melden.“

- „Äh, also ich…“, setzte Mila an, aber ihr unsicheres Gestammel ging in Schleninas Donnerstimme unter, die jetzt mit dem Finger auf die anderen Mädchen zeigte. – „Mit IHNEN habe ich nie den Kontakt verloren! Wir waren all die Jahre füreinander da. Nur DU hast nicht reagiert, nicht ein einmal!“

- „Das tut mir sehr leid, ich war so beschäftigt“, sagte Mila etwas überrumpelt.

- „Naja. Wie dem auch sei, ich bin froh bis zum Mond, dich endlich zu sehen!“, sagte Schlenina und drückte Mila gleich ein Weiteres mal.

Als hätte sie Angst, dass ihre ehemalige Gegnerin versuchte zu flüchten, legte sie einen Arm um ihre Hüften und schob sie auf einen Sitzplatz neben sich.
 

Der Rest des Abends wurde sehr heiter. Auch Schlenina trank einen Sake nach dem anderen, hatte aber zur Feier eine Flasche echt sibirischen Wodka mitgebracht, von dem sich jeder ein Schlückchen einschenkte – nur Mila verzichtete. Es dauerte nicht lange, bis das harte Wässerchen seine Wirkung zeigte, und alle wurden lauter, ausgiebiger oder vergaßen sogar ihre guten Manieren. Die Stimmung war ausgelassen, nachdem Schlenina gekommen war, ihre gänzlich offene Art steckte die anderen regelrecht an, wie Mila feststellte. Schlenina ließ hauptsächlich Erinnerungen aus Treffen der letzten Jahre Revue passieren, zu denen Mila selbst kaum etwas beitragen konnte. Sie gab sich größte Mühe, zumindest mitzulachen. Dabei stellte sie immer wieder fest, wie andersartig Schlenina als Kaliber war; sie war lauter, gegenwärtiger, versprühte Lebensfreude – sie war echt, und sie war universell: Sie verstand sich mit jedem, sie war fähig, sich auf jeden einzulassen.

Wie öde, dass niemand über Volleyball sprechen will, dachte Mila betrübt. Es war inzwischen weit nach Mitternacht, die Nacht war sternenklar, die Regenwolken hatten sich verzogen.

- „Schlenina hat die dunklen Wolklen weggezogen“, lallte Ishimatsu, bevor die Ärmste endgültig zusammenklappte. Midori und Kaori rollten ihre Schlafmatte vor dem Ofen aus und verpackten sie darin. Alle lachten über das anschließende Schnarchen Ishimatsus, was ihnen noch von damals gut bekannt war.

Mila bemühte sich zu lächeln. Sie war betreten und gekränkt.

Ich kann nicht Teil der Stimmung hier werden, schlussfolgerte sie nach einer gewissen Zeit und war traurig und wütend zugleich über diese Erkenntnis. Aber Volleyball spielte im Leben aller hier keine Rolle mehr, nicht mal in Schleninas, und diese Einsicht schmerzte sie am meisten.

Andererseits war es undankbar und rücksichtslos, so zu denken, dachte sie. Warum sollten sich die anderen nicht freuen darüber, dass sie ihren Platz im Leben gefunden haben? Es war doch nicht der Volleyball alleine, der sie damals so nah zusammengebracht hatte – oder doch?

- „Ich gehe mal ein bisschen raus“, sagte Mila, als der Zeitpunkt gut war, denn auch Kaori rollte allmählich ihre Schlafmatte aus, Midori und Schlenina sowie Sanyo und Kakinouchi hatten sich zu Einzelgesprächen zusammengetan und würden sie sicher nicht vermissen.
 

Draußen war es kühl durch das vorangegangene Unwetter, aber die Frische umfing Mila wohltuend. Der Geruch nach Regen und den Zedern streifte sie und brachte ihr für einen Moment lang eine kurze Erinnerung an damals zurück, als sie hier in den 60ern zur Schule gegangen war. Natürlich hatte sich seitdem viel verändert, wie sie feststellte, als sie sich vom Clubhaus wegbewegte. Ein Gebäudeflügel war angebaut worden, es gab nun einen botanischen Garten für die Biologen und weiterhin fehlte anscheinend das kleine Wäldchen, indem Mila in ihren allerersten Schultagen zu westlicher Rockmusik mit Nakazawa und anderen Freundinnen getanzt hatte – damals, ja, da nannten sie sich noch die Rebellen und pfiffen auf Schulordnungen. Das war noch vor dem Volleyball.

Doch diese Stelle gab es nicht mehr, hier stand jetzt ein Gewächshaus und dort, wo sich früher ein Wald angeschlossen hatte, machte sich heute eine Reihenhaussiedlung breit.

Mila seufzte und nahm auf einer Schaukel Platz. Sie zuckte zusammen, als sie feststellte, dass eine zweite Gestalt aus der Dunkelheit auftauchte. Sie entspannte sich wieder, als es nur Schlenina war.

- „Mila, darf ich mich zu dir setzen?“ fragte sie und nahm auf der Schaukel neben ihr Platz.

Das, wovor du flüchtest - Teil 1

Das Licht des Mondes tauchte das nächtliche Fujimi in ein friedliches Licht. Grillen zirpten, von der Teichanlage im botanischen Garten quakte eine Kröte, in der Ferne bellte ein Hund. Die Luft war geschwängert mit dem Duft frischer Minze, die es nur in ihrer Heimat gab, nassen Gras und Zedernholz. Hier, am Fuße des Fuji, war er noch sehr gut spürbar, der alte Geist Japans.

Der vorangegangene Regen hatte die Nachtluft selbst für eine Sommernacht gut abgekühlt, das tat gut, und der sanfte Wind, der ihre Wangen und ihr Haar umspielte trieb ein wenig ihre Beklemmung davon.

Mila und Schlenina saßen nebeneinander auf den Schaukeln, und alle Anspannung war von Mila gefallen, denn sie wusste, dass die beiden jetzt zum ersten Mal an diesem Abend sie selbst sein konnten. Sofort stellte sich zwischen den beiden eine gewisse Vertraut ein, die keiner großen Worte bedurfte.

„Wie schön meine Heimat ist“, sagte Mila nach einer ganzen Weile. „Ich hatte es um ehrlich zu sein schon ganz vergessen.“

Schlenina nickte. „Dieses Land ist sehr klein, aber es ist wirklich wunderschön. Die Berge, das Meer, die Wälder. Ich staune jedes Mal wieder darüber, wenn ich hier bin. Wie lange wirst du noch bleiben, Mila?“

„Nur diese Nacht. Ich breche gleich morgen früh wieder auf, denn schon im Nachmittag finden wieder Trainings statt.“

Schlenina war enttäuscht. „Was, schon morgen? Das ist wirklich bedauerlich, Mila, ich dachte, dass wir noch Zeit genug haben, über die alten Zeiten zu plaudern. Wir haben doch eine ganze Menge zu erzählen.“

„Es tut mir sehr leid, aber es geht nicht anders. Ich trainiere immerhin eine Nationalmannschaft, und schon nächste Woche findet ein Freundschaftsspiel statt. Ich kann meine Mädchen auch nicht im Stich lassen“, sagte Mila.

Schlenina seufzte und sah betreten zu ihren Füßen herab. Dann hob sie den Kopf und sah Mila direkt in die Augen, die ein wenig erschrak. Da war er wieder, dieser direkte, durchdringende Blick, der ungehalten in die dunkelsten Abgründe und Winkel der Seele blicken konnte. Das war schon früher so – Schlenina sah einen nur an und schien genau Bescheid zu wissen, sie durchschaute alles, nichts konnte man vor ihr verbergen. Sie wusste genau, welche Ängste ihre Gegner hegten, und das war ein Punkt, den sie immer hatte positiv für sich nutzen können auf dem Spielfeld.

„Sag mal Mila, findest du, dass Volleyball heute noch denselben Stellenwert hat wie damals, als wir uns bei der Weltmeisterschaft gegenüberstanden?“

„Selbstverständlich hat er das“, sagte Mila ein wenig empört. „Es mag sein, dass heute andere Sportarten populärer sind, Fußball oder Eishockey vielleicht, aber natürlich ist Volleyball noch wichtig.“

„Ach ja? Also ich habe kein Interesse am Fußball, kann dir aber sagen, wer die letzte WM gewonnen hat. Ich schaue keine Olympiade mehr, aber weiß, wer das Siegerland war. Volleyball? Wo finden denn heutzutage Volleyballturniere statt?“

Mila spürte, wie ihr Puls in die Höhe schoss. „Wie kannst du sowas sagen, Schlenina!“ rief sie ehrlich verletzt, und Schlenina glaubte schon, Tränen in ihren Augenwinkeln zu sehen. –„Wieso! Warum muss ich ausgerechnet DIR erklären, wie wichtig der Stellenwert von Volleyball ist!“

„Weil dieser Sport keine große Rolle mehr spielt“, sagte Schlenina absolut unbeeindruckt. – „Er hat als nationales Instrument ausgedient.“

„Als…als nationales Instrument?“ Mila war gleichsam verblüfft und außer sich. „Was soll das heißen? Was meinst du damit?“

„Sei doch mal ehrlich, Mila“, Schlenina holte tief Luft. „Das, was wir damals gespielt haben, war nicht nur einfach Volleyball. In Wahrheit war es ein Wettrüsten zwischen unseren Staaten, eine Machtdemonstration. Das hat sich auch auf alle anderen Sportbereiche ausgedehnt, aber damals war es besonders der Volleyball, bei dem international große Erfolge eingeholt werden konnten. Es ging nicht nur um den Sport an sich, es ging darum, wer der Beste ist, und das unter erstaunlich unsportlichen Methoden.“

„Dafür, dass du dich so beklagst, warst du damals aber ziemlich begeistert von diesem, wie du es nennst, nationalem Instrument! Wer war denn lange Jahre an der Weltspitze des Frauenvolleyballs? Du oder ich?“ erboste sich Mila.

Schlenina nickte. „Damals im Sowjet-Russland war Sport eine nationale Angelegenheit. Bei euch war es genauso, Mila. Ihr habt nach Hiroshima euer Bestes gegeben, mit den Westmächten mitzuhalten.“

„Jetzt gehst du zu weit!“ brüllte Mila.

„Nein, so ist es. Damals wurden gesundheitliche Spätfolgen beim Training gut und gerne in Kauf genommen. Wir waren Kanonenfutter im Kräftemessen zwischen den Mächten. Was zählten wir als Menschen?“

Mila antwortete nicht. Sie wusste, dass Schlenina gewissermaßen Recht hatte, doch davon wollte sie nichts hören. Am liebsten wäre sie aufgestanden und gegangen. Doch sie wollte mit ihrem damaligen Vorbild nicht im Schlechten auseinander gehen, so sehr sie ihre Worte auch kränkten.

„Wir hatten auch Vorteile von diesem System“, sagte Mila schließlich und bemühte sich um Ruhe.

„Ruhm, Ehre, Wohlstand – das haben wir uns erarbeitet. Ja, die Zeit war hart, aber es hat sich doch im Endeffekt gelohnt. Und wir haben unseren Heimatländern ein Stück Eigenständigkeit und Respekt zurückgegeben. Ist das denn nichts?“

„Keine Ahnung. Mein Heimatland gibt’s ja so gesehen nicht mehr“, sagte Schlenina müde.

„Du kannst den Volleyball nicht auf bloße Politik reduzieren!“ Mila deutete auf das Clubhaus. „Sie alle haben nichts in ihrem Leben so sehr geliebt wie den Volleyball. Wir haben gebrannt für diese Leidenschaft. Unsere ganze Jugend haben wir diesem Spiel gewidmet.“

„Wovon sie mittlerweile den Großteil wieder vergessen haben“, ergänzte Schlenina und setzte noch eins oben drauf: „Ich wette, dass heute nicht eine einzige dir den Ball auch nur hoch genug zuspielen könnte.“

„Schlenina!“ fauchte Mila. „Was ist mit dir? Hältst du dich für etwas Besseres, Überlegeneres?“

Schlenina begann herzzerreißend zu lachen, und Mila dachte nicht zum ersten Mal, dass ihr Gesicht fast jünger wirkte als damals. Ja, von den beiden war sie die Überlegene. Das hatte sich nicht geändert. Nicht einmal dieser eine Sieg über die Russen in Bulgarien hatte das je ändern können. Schleninas Lachen schwoll auf, türmte sich vor ihr auf wie eine übermächtige Woge vor ihr auf und brach dann über Mila herein, die – an einem empfindlichen Punkt getroffen – fühlte, wie ihr schwindelig wurde. Schlenina wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.

„Es tut mir leid, Mila, wie unhöflich von mir“, sagte sie in einer Atempause. „Ich lache dich keineswegs aus. Ich finde es nur zum Totlachen, dass du die ganze Zeit keinen Ton herausbekommst, aber erst dann leidenschaftlich und kämpferisch wirst, wenn das Gespräch auf Volleyball kommt. Das ist wirklich typisch für dich.“

„Das scheint ja wirklich sehr lustig zu sein“, brummte Mila und verschränkte beleidigt die Arme. Die kleine Machtdemonstration hatte ihre Wirkung gezeigt: Schleninas Lachen war offener, lauter, ungezähmter. Es verriet, dass sie keine Person war, die sich von Regeln und Vorschriften einschränken ließ, sie war offen, gänzlich frei. Im Gegensatz zu ihr, Mila, die noch immer dem Volleyball der alten Schule hinterherrannte.

Schleninas Gesicht war nun sehr sanft. „Soll ich dir sagen, was ich nach der Perestroika* gemacht habe? Lange Zeit war ich Trainerin und habe im Ministerium für Sporttalente gearbeitet. Bis ich meinen Mann kennen gelernt habe. Er ist Gärtner.“

„Gärt…ner“, sagte Mila tonlos.

„Genau. Unser Sommerhaus in Listwjanka** ist voller Pflanzen, die du noch im Leben gesehen hast! Man kommt sich vor wie in einem Tropenhaus. Es ist wundervoll, zusammen etwas anzupflanzen und zu sehen, wie es wächst“, sagte Schlenina, und ihre Augen leuchteten beinahe genauso hell wie der Mond. „Wenn du uns mal besuchen kommen würdest, könntest du dich selbst überzeugen. Unsere Gurken-Magnolien sind übrigens preisgekrönt! Weißt du, mein Mann ist das Beste, was mir je passieren konnte. Neben unseren Kindern natürlich. Gewissermaßen muss ich sagen, dass ich das dem Volleyball zu verdanken habe, denn er war immer auf Tribüne, beobachtete mich beim Training. Selbst bei meinem Akrobaten-Training im Staatszirkus kam er tagtäglich. Natürlich war er dann auch beim Endspiel in Bulgarien dabei. Die oberste Behörde war aber damals nicht für unsere Verbindung, wir mussten also lange Zeit warten.“

Mila sagte: „Volleyball spielt also in deinem Leben keine Rolle mehr?“

„Nein, auf keinen Fall“, sagte Schlenina entschlossen, und Mila nickte traurig, als habe ihre jemand eine Todesnachricht überbracht. „Was natürlich nicht heißt, dass wir mal eine Runde spielen können. Nächstes Jahr wollen wir mit unserer jüngsten Tochter nach Spanien fliegen. Dort ist Beachvolleyball angesagt, wenn du also Lust hast, dann komm mit. Meine Tochter würde bestimmt gerne gegen dich antreten.“, sagte Schlenina und kicherte.

„Verstehe.“

„Sei nicht traurig, Mila, dass ich dir nicht die Antwort geben kann, die du hören wolltest.“ Schlenina nahm Milas Hand. „Uns hat ja nicht nur der Volleyball verbunden. Es war eine Freundschaft, zwischen der damals aber mehrere politische und geographische Grenzen lagen.“

Mila sagte eine Weile nichts. Sie sah zum Mond hoch und begann sanft hin und her zu schaukeln. Erst, als sie eine gewisse Fassung gefunden hatte, sagte sie: - „Soll ich dir sagen, was mich die ganze Zeit aufrecht erhielt, weiterzumachen? So dass mich selbst die Lügenmärchen in der Presse nicht einmal angerührt haben? Ich wollte sein wie du. Ich konnte nie über dich siegen. Auch damals nicht, selbst wenn wir vielleicht mehr Punkte hatten in Bulgarien. Aber in gewisser Weise gewinnst du einfach immer, auch jetzt. All die Jahre habe ich gesehen, wie sich alle dem Volleyball abwandten. Selbst Midori – sie war der einzige Mensch hier, den ich an meiner Seite gebraucht hätte. Alle ließen mich sitzen. Sie haben mich im Stich gelassen, weil sie sich mit Dingen wie Studieren und Beziehungen aufgehalten haben. Jede von ihnen stand bald lieber zu Hause am Herd, anstatt dem Volleyball an die Weltspitze zu verhelfen. Ich war alleine. Völlig auf mich gestellt. Niemand nahm diesen Sport mehr ernst. Und nicht nur die. Auch Hongo, Inokuma – alle waren der Meinung, ich sei fanatisch, krank im Kopf. Doch wenn ich mir in einem ganz sicher war, dann dass wenigstens du mich verstehen würdest. Ich dachte, dass du bestimmt immer deinen Weg gehen würdest, gegen alle Widerstände den Ball verteidigst. Und nun…“

„Und nun stellst du fest, dass es nicht so ist.“, ergänzte Schlenina.

„Ja“, sagte Mila. Sie schluchzte nicht, aber eine Träne kugelte über ihre geröteten Wangen. – „Ich habe diesem Sport nicht nur meine Jugendzeit geopfert, sondern auch…“

„Sondern auch was?“

„Nichts. Lass uns nicht darüber reden. Du bist ja nicht gekommen, um dir diese Kamellen anzuhören. Ich muss selbst damit zurechtkommen, was ich mir aufgebürdet habe.“

„Nun hör auf, dir selbst leid zu tun“, mahnte Schlenina. „Ich bin natürlich hier, weil ich an DIR interessiert bin, nicht an deinen Trainingserfolgen oder deinem Curriculum. Ich weiß längst, dass du einen größeren Schmerz mit dir herumträgst, das habe ich im ersten Moment gesehen. Was genau ist dir passiert, Mila?“
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

* Perestroika: Glasnost Perestroika (гласность Перестройка) war der von M.Gorbatschow eingeleitete Umbau der Sowjetunion, die schließlich in deren Auflösung gipfelte. Es entstanden wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich unabhängige Einzelstaaten.

** Listwjanka: Ist eine Siedlung am schönen Baikalsee in Sibirien, sehr nahe an der Grenze zur Mongolei.

Kapitel 8: Das, wovor du flüchtest (Teil 2)

„Es gab mal eine Zeit, da wollte ich es so gut haben wie die anderen“, sagte Mila nach einer Episode des Schweigens. Sie hatte sich sanft auf der Schaukel hin- und her gependelt. Nun hielt sie inne und umklammerte die Ketten fester. „Ich habe auch ein Kind, weißt du!“

Schlenina bemühte sich um Fassung, spürte aber selbst, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wisch. Unter Einsatz der größten Mühe verbarg sie die Bestürzung in ihrer Stimme, als sie mit gedämpfter Stimme nachhakte, um sicher zu gehen, dass ihr ihre Fantasie keinen Streich gespielt hatte:

„Du hast ein Kind?“

Mila nickte.

„Aber seit wann denn?“ fragte ihre russische Freundin weiter.

„In einem Monat sind es dreizehn Jahre.“

„Das bedeutet…du hast ein Kind, aber niemand weiß davon?“

„Ja und nein. Es gibt Leute, die davon wissen. Aber das sind sehr wenige. Du bist nun eine davon.“ Mila schaute zum Clubhaus, in dem noch Licht brannte. „Sie alle haben keine Ahnung. Außer Sanyo, und die wird schweigen wie ein Grab. Sie ist mehr oder weniger unfreiwillig dahinter gekommen.“

„Mila – dieses Kind, wo ist es heute?“ wollte Schlenina wissen.

„Bei seinem Vater. Er war nie bei mir. Und ich möchte, dass er auch dort bleibt.“

„Aber vermisst du denn dein eigenes Kind nicht?“ fragte Schlenina nun schon energischer.

Mila sah zu ihren Füßen. „Das Kind sollte behütet aufwachsen. Fernab von all dem Rummel, den es um mich gab. Ich bin dauernd umgeben von Presse und Öffentlichkeit. Es vergeht kaum eine Woche, in der mein Bild nicht in einer Zeitung auftaucht.“ Sie sagte dies nicht frei von Wut und zitierte die Schlagzeilen: „Mila Ayuhara – barbarische Trainingsmethoden, Die ersten Bilder aus dem geheimen Trainingscamp – so übel werden unsere Mädchen zugerichtet, Exklusive Story: Geflohene Nationalspielerinnen packen aus, Spielerin nach B-Probe positiv, Mila Ayuhara – Wer ist der Mann an ihrer Seite, Mila Ayuhara beschissen angezogen, Korruptionsverdacht…“

„Hör mal“, unterbrach Schlenina sie, um auf das Wesentliche zurückzukommen. Sie kannte selbst zu gut die Boulevardpresse und wusste, dass man kein Wort davon ernst zunehmen brauchte. „Das Kind – dein Sohn – weiß es, wer seine Mutter ist?“

„Natürlich nicht“, antwortete Mila, als könne man sich das von selbst erklären. „Das würde nur alles unnötig erschweren.“

„Demnach bist du auch nicht mit dem Vater zusammen“, schloss Schlenina.

Mila schüttelte energisch den Kopf. „Für eine Beziehung bleibt keine Zeit. Ich habe einen vollen Trainerplan, wenn ich dich daran erinnern darf. Wir werden bei den Olympischen Spielen dabei sein und die spielen sich nicht von selbst. Weiterhin soll ich Sportministerin werden, schon vergessen? So ein Amt bedarf längerer Zeit Vorbereitung.“ Sie stöhnte. „Außerdem sollen demnächst eine Biographie und eine Verfilmung meines Lebens anstehen. Die Castings beginnen in drei Wochen. Ich soll ihnen beiwohnen, aber-“

„Mila!“ fiel Schlenina ihrer Freundin eindringlich ins Wort. „Wie hast du es geschafft, deine Schwangerschaft zu verbergen?“

„Nun, ich war zum Zeitpunkt der Geburt im Ausland. Du erinnerst dich sicher, dass ich vor vielen Jahren die togolesische Damenmannschaft trainieren sollte. Ich war auf Togo. Aber nicht, um dort zu trainieren. Das war ein für die Medien inszeniertes Alibi. Bei der Umsetzung half mir Inokuma.“

„Inokuma also. Er ist nicht gestorben, richtig?“

Mila hob die Schultern. „Jedenfalls nicht bei einem Flugzeugabsturz. Wenn jemand seinen eigenen Tod inszenieren kann, dann Inokuma. Seine Privatmaschine, die da brennend ins Meer gestürzt ist, hat er in nordkoreanischen Gewässern selbst angesteckt. Wie du weißt, hat er deren Damenmannschaft trainiert, kurz bevor sich unsere Wege zum ersten Mal kreuzten. Ich schätze, dass er sich dahin auch wieder abgesetzt hat. Er wollte nichts mehr zu tun haben mit dem Ganzen. So ist er eben – er geht, ohne dass wir wissen können, wann und ob er je wiederkommt.“

Schlenina sprang auf. „Aber er ist doch nicht etwa der Vater deines…“

„Blödsinn“, quittierte Mila empört und errötete. „Wie kommst du nur auf so etwas Abwegiges? Trotzdem hat er mir in dieser schwierigen Zeit sehr geholfen, die Schwangerschaft zu verbergen. Er hat mich zu dieser Zeit heimlich trainiert, nur so konnte ich in Form bleiben und musste meine Karriere nicht aufgeben. “

„Das traue ich ihm zu, eine Schwangere zu trainieren“, knurrte Schlenina, doch Mila schüttelte den Kopf. „Nein, Schlenina. Es kam zum Eklat zwischen uns. Er weigerte sich, mich weiter zu trainieren je mehr es auf die Geburt zuging. Er nannte mich fanatisch, geistesgestört. Tja, irgendwann war denn weg.“

„Wie schön“, sagte Schlenina beinahe erleichtert. „Dann ist Trainer Inokuma also doch noch einmal vernünftig geworden. Aber das erklärt auch, warum Sanyo es weiß. Als seine Schwester hat sie es wohl herausgefunden, nicht wahr?“

Mila nickte. „Aber sie tut, als hätte sie nie etwas erfahren. So wie auch ich nie etwas über die Verwandtschaftsverhältnisse der beiden erzählte.“

Schlenina ließ sich wieder neben Mila auf die Schaukel herab und sah zum Nachthimmel hinauf. Es war keine leichte Wahrheit, die sie erfahren hatte, und in diesem Moment war ihr noch nicht klar, wo sie Milas Einstellung eigentlich einsortieren sollte.

„Ich könnte mir das nicht vorstellen“, sagte Schlenina, den Blick gen Mond gerichtet. „Meine Kinder nicht aufwachsen zu sehen. Ihnen nicht zu sagen, dass ich ihre Mutter bin.“

Sie fühlte, dass Mila diese Worte etwas kränkten. Ihre japanische Freundin war etwas zusammengesungen und kniff ihre etwas ausgedünnten, aber noch immer wohl geschwungenen Lippen zusammen, wie sie es schon in ihrer Teenagerzeit getan hatte. Schlenina kannte diese Haltung Mila noch zu gut. Es war die Haltung einer Verliererin, wie ein König, der in der Schlacht zum letzten Mal seine Truppen an sich zerrte. So stand sie immer da, wenn sie auf dem Spielfeld besiegt worden war.

„Es geht ihm gut, da wo er ist“, sagte sie leise, kaum hörbar.

„Aber seine Mutter, die ist nicht da!“ rief Schlenina dafür um so lauter.

„Was spielt das für eine Rolle? Er ist bei seinem Vater, das ist doch besser als gar nichts.“

Schlenina machte nun keinen Hehl mehr aus ihrer Auflehnung: „Besser als nichts? Hörst du dich eigentlich selbst reden? Du hattest doch selbst eine Mutter und musst wissen, wie wichtig sie ist für ein Kind!“

„Du musst so etwas sagen, weil du dich dazu entschieden hast, ein Heimchen am Herd zu werden. Du verstehst nichts davon, wie es ist, wenn man nicht eben sagen kann: Ich bin dann mal weg aus der Öffentlichkeit und mache jetzt auf glückliche Familie“, sagte Mila kühl.

„Genau das habe ich gesagt!“ erwiderte Schlenina. „Und ich bin glücklicher denn je.“

„Das ist schön für dich, dann akzeptiere, wenn für andere Glück etwas anderes bedeutet.“

Schlenina sprang so heftig auf die Füße, dass die Halterung der Schaukel knarzte, und Mila erschrocken aufsah. Ihre ehemalige Gegnerin kniff die Zähne zusammen, der Zorn loderte in ihren Augen. Wie damals, dachte Mila, als wir uns am Netz gegenüberstanden und sie auf keinen Fall bereit war, uns den Sieg zu überlassen.

Schlenina sah aus wie eine zu allem entschlossene Kriegsgöttin, als sie laut und fest sagte:

„Was ist das für ein Glück, mit dem du dich da zierst? Ein Glück zum Nachteil deines Kindes. Du hast es verlassen, weil du selbstsüchtig und erfolgsbetrunken bist. Pfui Teufel, Mila, wie widerlich! Schon damals warst du aufmerksamkeitssüchtig und furchtbar eitel, aber das übersteigt alles.“

„Unsinn!“ brüllte Mila zurück, stellte aber fest, dass ihre Stimme nicht ansatzweise so laut war wie die von Schlenina. „Ich habe niemanden verlassen! Ich habe es ernsthaft versucht. Aber während der Schwangerschaft wurde mir klar, dass ich nie eine Mutter oder Ehefrau sein würde.“

„Natürlich, da müsste man sich auch um andere kümmern als um sich selbst.“

„Damit hat es nichts zu tun! Der Vater wollte das Kind – ich aber nicht. Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen?“

Schlenina beugte sich ein Stück zu ihr herab. Dabei fiel Mila auf, wie viel größer sie eigentlich war.

„Willst du mir erzählen, du hättest nie eine andere Wahl gehabt, als für die Karriere einzutreten? Was für ein Glück ist das, das du gefunden hast? Sieh dich an: Du bist ein depressives Wrack, ein verwundetes Tier, das den Schmerz mit sich herumträgt, seine Familie verlassen zu haben, weil es selbstverliebt ist.“

Mila war an einem Punkt, den sie jahrelang tief weggeschlossen hatte, im Inneren, eine Ebene, zu der sie selbst sehr selten Zugriff hatte. Es waren gefährliche Tiefen in ihrer Seele, Schluchten, Risse und Narben, an dem dieser Punkt vergraben lag. Schlenina, die Kriegerin, war bis in die tiefsten Abgründe hervorgedrungen, weiter hinter alle tolerierbaren Grenze gegangen, und stach mit nahezu unverschämter Gnadenlosigkeit ihr Schwert in die tiefe Wunde. Eine Wut kochte in Mila hoch, die selbst kaum kontrollieren konnte. Sie konnte sich im Endeffekt auch nicht mehr erklären, was in ihr dazu führte, dass sie ihren rechten Arm, ihre stärkste Waffe, gegen Schlenina erhob, um auf das perfekte Gesicht vor ihr einzuschlagen. Milas Rechte war gefürchtet, nicht umsonst, die „eiserner Rechte“ hatte man ihren Arm genannt, der so viele Spiele für sich entschieden und einige Spielerinnen spielunfähig gemacht hatte.

Schlenina fing ihren rechten Arm mit der linken Hand ab, als handle es sich um einen Papierflieger. Entsetzt versuchte Mila, sich aus dem Griff ihrer Freundin zu befreien, doch so sehr sie zerrte und rüttelte, es gelang ihr nicht. Wie eine Katze, die in die Falle gegangen war. Schlenina blieb ganz ruhig. Sie öffnete schließlich ihren Griff und Mila stürzte ob ihrer eigenen Unbeherrschtheit zu Boden. Dort blieb sie setzen.

Schlenina beugte sich herab. Sie war Mila mitnichten böse, denn sie verstand zu gut, dass Schmerz viele Gesichter hatte. Die Tränen tropften vom Kinn ihrer Freundin.

„Ich habe sehr wohl für den Erfolg bezahlt“, schluchzte Mila nun wieder kleinlaut. „Alle, die es erfahren haben, wandten sich von mir ab. Sogar meine Eltern sprachen jahrelang keinen Ton mit mir. Sie stehen dem Vater dagegen sehr nah. Auch wenn sie sich ihrem Enkel wegen mir nicht offenbaren können.“

„Und der Vater des Kindes?“ fragte Schlenina. „Hat er sich wieder bei dir gemeldet?“

Mila schüttelte mit finsterem Blick den Kopf. „Ich kann Hongo verstehen, etwas anderes erwarte ich nicht. Schließlich habe ich das Kind sozusagen vor seiner Haustüre abgestellt. Du hast Recht mit dem, was du sagtest. Ich verdiene im Grunde kein Glück, und ich bin auch nicht glücklich.“

„Hongo…“, sagte Schlenina und unterdrückte den Impuls, laut aufzuschreien. „Aber…wie ist es nur dazu gekommen, dass ihr…ich meine…es geht mich natürlich nichts an, aber ich…“

Da huschte wieder ein schwaches Lächeln über Milas Gesicht, als sie Schleninas verblüfften Gesichtsausdruck wahrnahm. Sie trocknete ihre Tränen mit dem Handrücken. „Lange Zeit hielt ich nichts von Beziehungen. Meine große Liebe war Tsutomu. Sämtliche Interessen, mich mit jemandem zu binden, sind damals mit ihm gestorben. Ich hatte die Trauer nur im Ansatz überwunden, als Yushima kam. Aber der…nun ja, du weißt ja, er hat Yamamoto geheiratet.“

„Und dann entdeckst du deine flammende Liebe für deinen ehemaligen Lehrer?“ fragte Schlenina ungläubig.

„Nein, so war es nicht. Aber wir hatten diese spezielle Verbindung. Sie bestand schon damals, während der Schulzeit, aber nur auf geistiger Ebene. Ich kann es dir nicht so recht erklären. Ich kann dir nur sagen, dass ich darüber im Grunde genauso entsetzt bin, wie du.“

Schlenina begann zu lachen, und nachdem Mila darüber erst staunte, stimmte sie nach einer Weile in das Lachen ein.
 

***

Der Morgen kletterte über die Dächer der Stadt. Der Horizont war zunächst graublau, dann wurde er von einem kräftigen Rot abgelöst, ein Glühen, direkt hinter den Bergspitzen. Schlenina und Mila waren eine Weile durch die Stadt Fujimi spaziert. Auf dem Bahnsteig machten sie letztlich Halt.

„Nein, das irrsinnig“, sagte Mila widerwillig und sah bockig zu ihren Füßen. „Ich kann nicht einfach dort hinfahren und mich meinem Kind als Mutter vorstellen.“

„Und ob du das kannst“, machte Schlenina ihr Mut.

„Hongo spricht nicht mir, das bringt ohnehin nichts. Er wird mich sicher seines Hauses verweisen.“

„Das weisst du doch gar nicht, und du wirst es nie herausfinden, wenn du dich nicht dem stellst, vor dem du geflohen bist!“ widersprach Schlenina. Sie hatte Milas Schulterm umfasst.

Diese wagte den letzten Versuch eines Protests: „ Aber die anderen, sie…“

„Ich werde ihnen einfach sagen, dass du im Grunde nur auf der Zwischenreise warst, denn dein letztes großes Match wirst du noch bestehen“, meinte ihre russische Freundin.

„Nein. Sag ihnen bitte, wie es wirklich ist.“

Schlenina zog vor Überraschung die Brauen an. „Das möchtest du ernsthaft? Dann gibt es kein Zurück, das muss dir klar sein.“

„Ich möchte gar nicht zurück“ sagte Mila lächelnd. Sie drückte Schlenina ein letztes Mal sehr fest. Dann stieg sie in den Zug.
 

ENDE

1971

Die Halle rauschte. Die Zuschauer auf der Tribüne schienen regelrecht abzuheben vor Freude, Glückwünsche wurden ausgetauscht, man lachte, man umarmte sich, man schwang Flaggen. Das Sprachwirrwarr seitens der Reporter am Spielrand vermischte sich mit dem japanischen Jubelschreie ihrer Mitspielerinnen und einzelnen bulgarischen Wortfetzen aus den Zuschauerreihen. Mila war auf das russische Feld gestiegen, hier, wo im Gegensatz zu ihrem eigenen die bitteren Tränen der Enttäuschung flossen. Sie ging vorbei an Smolowa und Riskall, die sich in den Armen lagen, riesige, russische Frauen – waren sie schon während des Spiels so groß gewesen? Es war merkwürdig, hier auf diesem Feld, wo eine andere Sprache gesprochen wurde – als sei man in ein anderes Land geraten. Einige gegnerische Spielerinnen ließen sich von ihrem Trainer und den Mitarbeitern des russischen Teams die Schulter tätscheln. Mila interessierte sich weder für den Rausch des Sieges, noch für die Enttäuschung der anderen. Sie steuerte die Nummer 9 auf, Schlenina, die regungslos auf dem Boden lag. Mila kannte ihn zu gut: Der Schmerz der herben Niederlage. Er war beinahe ein alter Bekannter, und heute lernte Schlenina kennen. Zum ersten Mal in ihrem Leben.

Mila beugte sich zu ihrer Gegnerin herab. Sie fasst sie mit beiden Armen und half ihr, wieder auf die Beine zu kommen. Als sie sich gegenüberstanden, war sie wieder einmal insgeheim verdutzt von Schleninas Schönheit: Sie war eine bezaubernde Hünin, eine junge Göttin.

So will ich auch sein, dachte Mila. Ja, eines Tages will ich so gut und aufrichtig sein wie Schlenina. Ein Sieg ist noch lange nicht alles.

Die Enttäuschung stand Schlenina deutlich ins Gesicht geschrieben. Doch sie holte tief Luft und sagte stattdessen: „Glückwunsch, Mila“.

„Danke, Schlenina“, sagte Mila erleichtert. Vom Spielrand setzte ein Blitzlichtgewitter ein, als die beiden jungen Frauen sich in die Hände reichten. Das Photo würde in den nächsten Wochen alle Zeitungen beherrschen.

Die japanische Flagge war aufgezogen worden und übertrumpfte erstmal die von Russland und China, die Siegeshymne setzte ein, Medaillen wurden verteilt. Der Sportreporter erklärte gerührt: „Die japanische Mannschaft ist Weltmeister. Es hat sie viele Entbehrungen und viel Schweiß gekostet, um das zu erreichen, was sie jetzt erreicht haben. Sie sind die Nummer eins in der Welt. Auf diesem Wege möchte ich der japanischen Mannschaft meinen Glückwunsch zu dieser Leistung aussprechen. Sie haben gekämpft wie die Löwen und gezeigt, dass sie im Moment von keiner Mannschaft zu schlagen sind. Vor allem die Nummer Zwölf, Mila Ayuhara, die jüngste Spielerin, die jemals dieser Mannschaft angehörte, hat uns Spielzüge gezeigt, dass wir manchmal glaubten, unseren Augen nicht zu trauen. Vielleicht ist es zu früh – aber ich behaupte einfach mal, diese Spielerin wird in Zukunft die Mannschaft anführen.“

Auf dem Spielfeld umgriff Mila fest ihre Medaille.

„Alle haben Tränen in den Augen. Aber es sind Tränen der Freude. Denn mit diesem Sieg wurden sie für alles, was sie in dieses Spiel investiert haben, belohnt“, fuhr der Reporter fort. „Und nun kommen wir zum bisherigen Höhepunkt der diesjährigen Volleyballmeisterschaft. Es wird noch einmal unglaublich spannend, denn wir werden erfahren, wer zur besten Spielerin der Welt gekürt wurde. Ich sehe, der Vorsitzende der Kommission tritt ans Mikrophon.“

Obwohl sich jeder hatte denken können, wie die Ehrung ausfallen würde, war Mila, als hörte sie die Stimme des Vorsitzenden aus weiter Ferne, während er ihren Namen aufrief.

„Ist das wirklich wahr?“ sagte sie leise. „Die beste Spielerin der Welt?“

Erneute Jubelschreie begleiteten die Siegerehrung, jetzt auch auf Seiten der Russen. Schlenina hatte ihren Platz in der Reihe verlassen. Frohlockend eilte sie auf Mila zu und umfasste ihre Schultern.

„Ich gratuliere dir Mila. Du bist wirklich die Beste. Nun geh und hol dir den Pokal.“

„Ich kann nicht“, flüsterte Mila. „Dieser ganze Ruhm…es ist zu viel für mich.“

„Finde es heraus!“ sagte Schlenina und stieß Mila Richtung zum Siegerpult.



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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Von:  Ikeuchi_Aya
2011-05-11T17:40:23+00:00 11.05.2011 19:40
So, nun habe ich es endlich geschafft, die Geschichte auch einmal zu Ende zu lesen!
Kurz und knapp: Ich bin immer noch begeistert und als ich gesehen habe, dass du hiermit auch YUAL geworden bist, dachte mir bloß: "Zurecht!"

Eigentlich hätte ich das Lesen der Kapitel auch gar nicht unterbrochen - aber die Zeit wollte es leider so. .__.
Denn an und für sich wollte ich immer gleich weiterlesen und schauen, was nun passiert. =D
Dass der Unikurs heute so langweilig war, kam mir also mehr als nur zugute! <3
Und nun mal zu einem kleinen Gesamtfazit.

1. Die Geschichte selbst
Ich hatte es schon einmal angedeutet, aber sage es nun ganz konkret - Die Handlung umfasste ein vielleicht vorausschaubares Thema bzgl. der Serie (ist solch ein "Zukunftsblick" doch eine gern verwendetete Idee), aber du hast es in meinen Augen geschafft, die Geschichte nicht nur schmackhaft vom Schreibstil her auszufüllen, sondern auch inhaltlich interessant zu decken. Die einzelnen Kapitelenden luden automatisch zum Weiterblättern ein und generell gab es hier und da einen Schwung, mit dem man nicht gerechnet hat. Sei es eine Charakterreaktion oder aber eben bestimmte Bestände, wie dass Mila ebenso ein Kind hat.
Der entsprechende Epilog kann auf der einen Seite etwas verloren vorkommen, wenn man vielleicht denkt, dass es sich um eine Art "Endzusatz" handelt - vermutlich rechneten viele Leser damit, dass man nun vielleicht auch noch ein Wiedersehen mit Hongo erfährt oder ein Zusammentreffen zwischen ihm und Mila. Auf der anderen Seite hat aber gerade dieser rückblickende Epilog zwei wunderbare Effekte: Zum einen wird man noch einmal zum Anfang kapituliert, und die Geschichte schließt sich in einem angenehmen Kreis. Zum anderen... bekommt die Geschichte gerade auf diesem Weg ein entsprechendes Ende, einen "Abgeschlossen" Status.

2. Charaktere.
Auch hierzu hatte ich schon etwas mal geschrieben: Bis zum Schluss finde ich die Charaktere mehr als nur gut getroffen. Jeden einzelnen habe ich in der Hinsicht wieder erkannt. Jeder einzelne hatte seine typischen Verhaltensweisen, Redensarten, etc.
Dennoch hat man eben auch die gewissen Veränderungen durch die Zeit mitbekommen. Sei es nun die Tatsache, dass eigentlich alle außer Mila inzwischen einem anderen Leben entgegenblicken oder halt Mila selbst, an der all die Jahre nicht ohne Spuren vorbeigegangen sind.
Gerade zweiteres fand ich einen sehr schönen Ausgangspunkt - man könnte meinen, dass passt nicht zu Mila, da sie sonst immer so stark und energisch war, aber all die Ereignisse, die vorgefallen sind (die du beschrieben hast) sind mehr als Grund genug, dass sich ein Mensch so wandeln kann. Gewissermaßen ist sie aber im Inneren noch dieselbe geblieben, wie man in dem Gespräch mit Schlenina merken konnte. Das war nebenbei gesagt auch mit meine Lieblingsszene in der Geschichte. =)

3. Anderes
Ich fand es durchaus ansprechend, dass du auch Bezug auf die damalige politische Situation genommen hast. Ein durchaus wichtiger Punkt und ich musste beiden Parteien zustimmen, dass gerade Sport für Politik genutzt wurde bzw. das aber auch einige Vorteile brachte.
Und auch die Tatsache, dass sich durch solche wichtigen Ereignisse viele Dinge ändern können - wie z.B., dass das eigene Heimatland nicht mehr existiert, man vielleicht anders auf die Welt blickt oder aber auch bestimmter Sport selbst mehr in den Hintergrund rückt sind Dinge - ist nicht unbedeutend und hat der Geschichte selbst auch noch einmal mehr Realität gegeben.

Schreibstiltechnisch war es sehr angenehm zu lesen. Ich selbst bin kein Fan von ausschmückenden, beschreibenden Worten - gehört durchaus aber zu einer schönen Geschichte dazu bzw. macht die Geschichte noch besser.
Du hast für mich einen schönen Mittelgrad gefunden, so dass die Wortwahl nicht übertrieben aber dennoch füllig wirkt.
Da würde ich gerne wieder etwas von dir lesen! =)

Insgesamt kann ich nur sagen: Testurteil = SEHR GUT! ;)

Vielen Dank für diese gute Geschichte! <3


Liebe Grüße,

Aya.
Von:  elbin-luna-chan
2011-02-14T02:07:24+00:00 14.02.2011 03:07
Schade, dass die Fanfic schon zu Ende ist. Die Story ließ sich sehr gut lesen und war schön erzählt. Dass Hongo der Vater ist, hab ich mir zwar fast schon gedacht, aber es passte auch wirklich gut.
Ich hätte auch gern gelesen, wie das Treffen zwischen Mila und ihrer Familie ausgesehen hätte, es war an dieser Stelle sehr spannend.
Von:  Tweetl
2010-10-02T10:02:13+00:00 02.10.2010 12:02
Schon zu Ende? Schade.
Deine Fanfic hat mir sehr gefallen - und es war eine Mila Superstar Fanfic. ^_^'
Eigentlich hätte es bei mir sofort 'klick' machen müssen, als Mila von dem Kind erzählte, dass Hongo der Vater ist.
Allerdings hätte ich mir eher als Epilog gewünscht, wie das Treffen zwischen Mila, Hongo und dem gemeinsamen Sohn verläufen wäre.
Aber okay...


Gruß

Von:  Terra-gamy
2010-10-01T18:57:08+00:00 01.10.2010 20:57
Schade, dass es schon vorbei ist. ich war total überrasxht, dass mila ein kind hat^^ irgendwie passt das nicht so ganz zu ihr. aber so hast du es aber auch dargestellt. hongo und mila hatten ja wirklich diese spezielle beziehung, vorallem da er mila immer voran trab. ich würd aber schon gern wissen, ob hongo ihn verzeiht
Von:  Terra-gamy
2010-05-24T20:09:35+00:00 24.05.2010 22:09
oh man
was muss das für ein Gefühl sein, wenn die ärgste konkurrentin ein sagt, dass vollyball nicht mehr den gleichenstellenwert hat wi früher. In ihren Leben keine Rolle mehr spielt. Das ist doch ein Schlag ins Gesicht.

Tsutomo >< nur wegen des vollyball tuniers ist er gestorben
Inoukuma war doch selber fanatisch^^
kennst du die realkverfilmung attack no 1 dazu?
Von: abgemeldet
2010-05-24T17:28:03+00:00 24.05.2010 19:28
Ist ja Bombe, echt. Wie immer eine Meisterleistung. Vielen Dank für deine mühselige Arbeit

gez. Ein treuer Leser
Von:  Terra-gamy
2010-05-23T20:49:56+00:00 23.05.2010 22:49
Ja mila war ja schon immer so vollyball vernarrt^^
aber so wie die trainiert haben muss auch den anderen vollyball sehr wichtig gewesen sein
Von: abgemeldet
2010-05-22T18:25:12+00:00 22.05.2010 20:25
Richtig geil geschrieben. Deine Schreibweise ist wie chinesisches Essen. Man bekommt nicht genug :-)
Von:  Terra-gamy
2010-04-29T19:47:58+00:00 29.04.2010 21:47
Mal wieder richtig schön mitreißend erzählt. Was aus den anderen wurde. Irgendwie hat man das Gefühl, dass alle ihren Platz im Leben gefunden haben und sich auch weiter entwickelt haben und nur mila auf der Stelle tritt.

Ich sag es ist frau shimizu, weil herr hongo ja nicht vorkommen soll^^
Von:  the_rebell_yell
2010-04-29T10:09:10+00:00 29.04.2010 12:09
Spannend, spannend, wuhuu!
bitte schreib schnell weiter, ich will wissen, was mila für ein problem mit hongo hat ^^


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