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Mila Superstar - Wiedersehen in Fujimigahara

Reuinion 2000
von

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Das, was du ertragen kannst

Wie gebannt starrte Sanjo auf ihre Freundinnen. Sie platzten alle heraus, wie Fangirls auf dem roten Teppich und scherten sich alle um das arme Etwas, das Midori zur Tür hineinschob und abschirmte wie ein Bodyguard.

- „Nicht so schnell“, rief Midori und schob die wild gewordene Ishimatsu ein Stück zur Seite. –„Lasst sie doch erst mal ankommen.“

Sanjo stellte sich auf die Zehenspitzen, sie stand etwas abseits des Kreises, schließlich hatten die anderen ältere Rechte. Sie hatte im Laufe der Zeit eher raren Kontakt zu Mila gehabt, der schon nach dem Sieg in Bulgarien zur Gänze eingeknickt war. Mila, der Star des Abends, ging allerdings voll im Kreise ihrer Freundinnen unter, die alle wild auf sie eingackerten, sie an sich rissen und umarmten.

Alle waren außer sich, nun auch Kakinouchi, die als Letzte aufgestanden war. Sie stemmte die Arme in die Seiten und rief so laut wie möglich: - „Mila Ayuhara!“ und die anderen erschraken so, dass sie von Mila abließen und zur Seite traten. – „Wie schön, dich zu sehen. Endlich. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich gedacht, dass du wieder kneifst.“

Sanjo fühlte einen kleinen Schauer der Enttäuschung über sich hereinbrechen. Dieses kleine, zierliche Etwas mit dem Pferdeschwanz und den Sneakers sollte Mila Ayuhara sein? Die all ehrwürdige, viel gerühmte Mila, die angeblich ihre Schülerinnen mit äußerster Brutalität zum Training drillte?

Die Mila, die einen Sitz neben all den koketten Persönlichkeiten im Parlament als Sportministerin so gut wie inne hatte? Die Mila, die einmal das ganze Land in Euphorie versetzt hatte?

Um genau zu sein, sah sie aus wie die Mila vor einigen Jahrzehnten, nur dass da etwas mehr Falten um die Augenpartie waren. Natürlich nagte an ihr genauso der Zahn der Zeit wie an den anderen, was auch der Sport nicht ganz wettmachen konnte. Aber es war nicht Milas äußere Erscheinung, die Sanjo so ernüchterte. Es war der Schatten, der auf ihrem Gesicht lag.

Dieser war für alle, die niemals echten Schmerz erlebt hatten, unsichtbar. Sanjo aber hatte schon von Anfang an erfahren, was es bedeutete, Narben auf der Seele zu verbergen. Das Besondere an einem vernarbten Seele war, dass sie Leidensgenossen sofort erkannte, und aus ihrer Sicht stand vor ihr nun nicht die Heldin Mila Ayuhara, sondern eine gebrochene, traurige und zaghafte Person.

Sanjo hoffte, dass man ihr diese Gedanken nicht ansah, denn sie wollte die Stimmung nicht vermiesen. Sie hätte auch den Teufel getan, dies anzusprechen, denn sie wollte unter allen Umständen vermeiden, dass wieder der Verdacht einer alten, nie überwundenen Konkurrenz aufkam, schließlich hatte man nach Bulgarien Mila für die Olympischen Spiele ausgewählt und nicht sie – aber für sie war das Kapitel abgeschlossen, auch wenn andere sie gerne immer noch damit neckten, dass sie noch immer neidisch sei.

- „Kakinouchi?“ sagte Mila, und ihre Stimme klang kaum mehr wie die eines scheuen Mädchens. - „Ist das schön, Kakinouchi! Ich freue mich so!“ Die beiden verneigten sich tief voreinander. Kakinouchi konstatierte: -„Eigentlich heißen wir alle anders, wir sind nämlich alle früher oder später unter die Haube gekommen. Aber wir haben uns entschieden, trotzdem alles so bei zu behalten und uns so anzusprechen wie in alten Tagen – als Spitznamen sozusagen, sonst wird’s hier ziemlich verwirrend.“

- „Mila, auch ich freue mich sehr, dich wieder zu sehen!“ sagte Sanjo und nahm sie zur Begrüßung in den Arm. Jedoch auf eine etwas andere Weise als die anderen, das merkte Mila sofort. Diese Umarmung glich eher einem Trost und einem festen Halt. Ehe sie sich darum Gedanken machen konnte, wurde sie schon auf einen der Stühle gezerrt.

- „Ist das gut, dass du endlich da bist, Mila! Ich bin schließlich am Verhungern! Ich hoffe natürlich, du hast auch Hunger mitgebracht, meine Liebe?“ rief Ishimatsu.

Mila, die sich noch nie viel aus Essen gemacht hatte, erwiderte: -„Aber ja. Besonders freue ich mich auf das Essen, wenn es von dir kommt, Matsu.“

Ishimatsu verschwand in der Clubhaus-Küche, die eigentlich nicht darauf ausgelegt war, ein Festmahl herzurichten, doch sie hatten es mit einer sehr begnadeten Köchin zu tun, und die musste auch aus einem leeren Kühlschrank noch ein Gängemenü zaubern können, hatte sie immer gesagt.

- „Matsu war lange Zeit Köchin in einem Sternehotel“, sagte Nakazawa, die sich eben noch mit Kakinouchi darum gedrängelt hatte, neben Mila sitzen zu dürfen. – „Dann hat sie allerdings Jahr für Jahr Kinder bekommen und seitdem bekocht sie nur noch ihre Familie und ihren Mann.“

Mila lächelte.

- „Aber nun erzähl mal, Mila! Wie sieht’s bei dir aus, bist du nicht verheiratet?“

-„Naka!“ rief Kaori Yagisawa entsetzt. – „Du kannst doch nicht so eine private Frage stellen.“

- „Oh, tut mir leid Boss“, entgegenete Nakazawa reumütig. –„Ich kann meine Neugier immer noch nicht zügeln.“

Ungeachtet dessen antwortete Mila: -„Nein, ich bin nicht verheiratet. Aber tu mir den Gefallen und nenn mich doch nicht immer Boss, Naka. Die Zeiten, dass ich euer Boss war, sind nun schon lange vorbei.“

- „Für mich bleibst du immer der Boss – und für die anderen Mädels auch“, widersprach Nakazawa energisch. Nur sehr alte und sehr gute Freunde wussten noch, dass mit der Bezeichnung nicht gemeint war, dass Mila die meiste Zeit Mannschaftskapitän gewesen war, sondern dass sie damals, in ihrer ersten Zeit an der Schule Anführerin der Mädchengang war, die im Wald vor der Schule heimlich zu Rockmusik tanzten. Auch Nakazawa hatte dieser Gruppe, die sich damals einfach „Die Rebellen“ nannten, angehört.

Nach einiger Zeit des Smalltalks kehrte Ishimatsu zurück und servierte Kabayaki, in Sojasauce gebratenen Fisch, Yakitori-Spieße, am Bambusspieß fritiertes Gemüse, und Chazuke, das bekannte Gericht aus der Region mit in Grüntee gegartem Reis.

Zur Nachspeise hielt Ishimatsu süß gefüllte Reißklöße, Mochi, gestampften Klebereis und Reiscracker bereit.

-„Ich habe natürlich schon zu Hause alles vorberitet“, sagte die Köchin, die sich über die erstaunten Gesichter der anderen wunderte. – „Und nun fangt an. Es wäre wirklich schade, dieses kulinarische Meisterwerk in den Abfall wandern zu lassen.“ Sie goss jedem einen neuen Becher heißen Sake ein, und alle erhoben schließlich die Becher. – „Auf Mila!“ rief Matsue, und alle anderen ließen sie noch dreimal hochleben. Mila lächelte beklemmt.

Nachdem alle mehrmals bekundeten, wie lecker ihnen das Essen schmeckte, rief Ishmatsu:

- „Nun kriegst du mal was Anständiges zu essen, Mila. Du bist noch immer so dünn wie früher! Für Sportlerinnen ziemt sich das nicht. Ich schätze, ihr bekommt in euren Trainingscamps in Hokkaido nichts Anständiges zu essen, ist es nicht so!“

- „Da hast du recht!“, antwortete Mila, die keinen Unterschied zwischen Ishimatsus und dem Essen auf Hokkaido feststellen konnte.

- „Sie ist nicht dünn, hast du ihre Muskeln gesehen? Sie macht eben viel Sport und isst nicht den ganzen Tag, wie du, Dickerchen“, neckte Midori Ishimatsu, die daraufhin in empörendes Geschnatter verfiel, das die anderen zum Lachen brachte. Die ein oder anderen Fragen wurden an Mila gerichtet, die das Volleyballspiel an sich oder die Spielerinnen der Nationalmannschaft betrafen. Ob da das ein oder andere Talent dabei sei, wollte Nakazawa wissen, und Kaori Yagisawa interessierte sich dafür, welchen Gegner die Nationalmannschaft am meisten fürchtete. Es war über die Jahre sehr ruhig geworden um die Japaner, was den internationalen Sport betraf, und Kakinouchi fragte, ob man überhaupt noch wettbewerbsfähig sei. Trotz des Ostblock-Zusammenbruchs seien es ja immer noch die Ostländer, die nach wie vor am stärksten in den verschiedensten Disziplinen waren.

Was die Nationalmannschaft anging, so konnte Mila meistens nur mit – „Tut mir leid, das ist leider geheim, ich darf nicht darüber sprechen, auch wenn ich es gerne täte“, antworten. Doch sie gestand auch zu, dass durchaus auch Talente dabei war. Kaori spekulierte, ob es da auch eine Geheimwaffe mit Sondertraining gab, die als Trumpfkarte eingesetzt war, so wie Mila damals in Bulgarien. Midori fragte hingegen, ob die heutigen Spielerinnen auch so viel aushalten mussten wie die Mädchen damals. Zehn-Meter-Joggingtouren am Morgen zum Aufwärmen wären ja nicht selten gewesen, aber das hätte man selbst im alten Sparta so nicht gemacht. Kakinouchi bekundete, wie froh sie war, dass sie all das nicht mehr mitmachen musste, und so fiel das Gespräch wie von selbst auf die beruflichen Werdegänge, die alle nach Milas Sieg in Bulgarien verwirklicht hatten.

- „Was mich betrifft, ich bin Anwältin geworden“, sagte Kakinouchi. –„Wenn man 4 ältere Brüder hat, gegen die man sich durchsetzen muss, dann ist man dazu schon prädestiniert.“

Mila und die anderen mussten herzlich lachen.

Sie fuhr fort: - „Ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Das Studium war eine schöne Zeit, und endlich öffnete sich für mich eine ganz neue Welt als nur Volleyball. Ich hätte sonst auch nie meinen Mann kennengelernt. Er ist Staatsanwalt und unsere Söhne studieren nun auch Rechtswissenschaften. Sie sind eben nicht von schlechten Eltern.“

Mila nickte wohlwollend. – „Es passt zu dir, Kakinouchi. Du hattest immer einen starken Gerechtigkeitssinn. Du hast deine Ideale immer verteidigt.“

- „Sie durchschaut vor allem alles und jeden. Diesen Blick, der einem die Seele rauben kann, hat sie heute immer noch drauf“, erinnerte Sanjo, und Kakinouchi erwiderte mit dem gefährlichen Funken in ihren sehr dunklen Mandelaugen: - „Das stimmt. Michiru zum Beispiel war immer ein sehr durchtriebenes Ding. Wisst ihr noch, Mila und Midori, was sie damals behauptet hat, als wir zusammen mit Inokuma auf das erste nationale Interhigh-Turnier hin trainiert haben? Hört alle her: Sie meinte doch wirklich, Mila hätte sich nachts auf ein Stelldichein mit Inokuma getroffen, um sich Vorteile zu verschaffen.“

Sanjo wurde rot und kicherte. – „Das hat mit Durchtriebenheit nichts zu tun. Ich habe das damals wirklich gedacht. Ist ja kein Wunder, wenn es am Vortag darum ging, dass der Trainer bald die besten 6 von 12 küren wollte, und prompt ging Mila spätnachts in sein Zimmer und kam erst sehr viel später wieder heraus.“

- „Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern“, meinte Mila verlegen.

- „Ja, ich war eine törichte, eifersüchtige Gans. Ich konnte und wollte damals nicht so richtig wahrhaben, dass der Trainer Mila bevorzugte, obwohl ich mir aus meiner Sicht so viel mehr Mühe gab“, sagte Sanjo, und Kaori gab zu bedenken: - „Aber es war auch schon vermessen von Inokuma, dir nicht zu sagen, dass er dein Bruder ist und dich so lange hinzuhalten. Irgendwie konnte ich das nie so richtig verstehen.“

Sanjo hob die Schultern. – „Ihr müsst das aus seiner Sicht sehen. Er ging davon aus, eine ganz andere Person geworden zu sein. Es war damals seine bewusste Entscheidung, sein altes Leben zurückzulassen und alles, was dazu gehörte. Das war eben auch ich.“

- „Trotzdem! Das ist einfach hart. Mir ist doch der blöde Sport nicht wichtiger als die Familie“, sagte Ishimatsu kopfschüttelnd, während sie an einem Reisbällchen knabberte.

- „Was mich betrifft, ich arbeite heute in dem Waisenhaus, in dem ich gelebt habe, bevor ich zu meiner Tante und schließlich von der Familie Sanjo adoptiert wurde.“

- „Wirklich!“ rief Mila aus.

-„ Ja, sie ist sogar Direktorin dort“, sagte Midori, und in ihrer Stimme schwang so etwas wie Stolz mit. –„Und Mila, sie haben ein Volleyballfeld!“

Aber Sanjo dementierte lachend: -„Das ist nur zum Austoben da. Bei uns werden vermutlich keine Volleyballstars groß werden, aber man weiß nie.“

Mila wandte sich an Kaori: - „Kaori, sag, wie geht es deiner Schwester Katsura.“ Es hatte eine Weile gedauert, bis Mila sich an den Namen der jüngsten Schwester erinnern konnte. Doch sie hatte niemals den traurigen Ausgang des ersten Interhigh-Turniers vergessen, bei dem Kaori Yagisawa nicht mehr als Mannschaftsführerin, sondern als Trainerin von Jedoin aufgetreten war, und das die Fujimis nur gewonnen hatten, weil Mila immer wieder die geschwächte Katsura, die Jüngste im Bunde, angegriffen hatte. Der Ausgang dieses Spiels war eine im Koma liegende Katsura mit schweren inneren Blutungen gewesen. Schon damals hatten die Fujimis nur staunen können, wie weit ihre Mannschaftsführerin für den Sieg ging. Kaori aber schien die düstere Vergangenheit längst vergessen zu haben. Sie erzählte: - „Katsura hat schon sehr bald angefangen, Kunst zu studieren, nachdem sie damals Sportunfähig geworden war. Sie ist unheimlich glücklich, dass sie diesen Weg gegangen ist, Mila. Sie hätte dich gerne mal wieder getroffen, um dir das mitzuteilen. Ich habe eine Visitenkarte ihrer Galerie dabei, komm doch mal vorbei, wenn du willst. Sie selbst wirst du wohl nicht treffen, denn Sie ist heute Kunstdozentin an der Uni in Miyazaki.“

Mila nickte erstaunt.

Midori erzählte weiter: - „Kaori ist heute Mangaka. Kann man sich das vorstellen?“

- „Und eine tolle noch dazu. Ich habe alle 24 Bände von Gegen den Sturm zu Hause herumstehen“, schwärmte Sanjo.

- „War auch eine ziemlich Erfolgsserie“, sagte Ishimatsu. – „Schließlich handelt es sich um eine Art Bioraphie über unsere Zeit als Volleyballspielerinnen.“

- „Du zeichnest Sportmangas?“ Mila fiel aus allen Wolken. – „Davon hab ich noch nie gehört.“

Alle waren erstaunt. – „Du hast noch nie von „Gegen den Sturm“ gehört? Er war lange Zeit immer wieder in den Verkaufscharts“, tadelte Kakinouchi. – „Und die Heldin des Mangas basiert auf dir, Mila.“

- „Tut mir leid…“, Mila konnte nur den Kopf schütteln.

- „Das muss dir nicht leid tun“, sagte Kaori diplomatisch. – „Das Werk ist einfach nicht gut genug.“

Die anderen senkten die Köpfe und aßen ihre Nachtisch. Mila seufzte. Um die Stimmung zu retten, sagte Midori: - „Und was aus mir wurde, ist ja bekannt. Ich bin Schriftstellerin geworden.“

- „Ja, das wundert mich gar nicht. Das hat sich damals schon sehr stark abgezeichnet. Schließlich hast du dann ja auch Literatur studiert“, lachte Mila, froh, wenigstens die Lebensgeschichte einer zu kennen.

-„ Wann erscheint denn endlich dein neues Buch?“ fragte Nakagawa. „Bei Amazon steht ständig etwas davon, dass der Termin verschoben wurde.“

- „Ja, das liegt daran, dass ich den Verleger gewechselt habe. Es gab etwas Ärger wegen dem Abgabetermin. Bis August müsst ihr euch schon noch gedulden“, sagte Midori, und ein ehrlich bedauerndes Raunen ging durch die Runde. – „Ich bin eben nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Literaturkritikerin und ich schreibe auch Essays und Episteln.“

- „Du bist zu beneiden, du warst immer genauso klug wie Mila“, stöhnte Nakagawa. –„Ich arbeitete seit Jahr und Tag im Frisörsalon meiner Eltern, bis ich geheiratet habe. Ich staunte schon ziemlich, als ich feststellte, dass die Familie meines Verlobten ebenfalls einen Frisörsalon besaß. Und so kam ich vom einen Salon in den nächsten, sowas Ödes!“ stöhnte Nakagawa, und Ishimatsu verschluckte sich vor Lachen am Reis.

- „Was gibt’s da zu Lachen? Mein Mann konnte nicht mal gut schneiden, er schnitt immer schief. Wir hatten oft Ärger mit Kundinnen. Das lag daran, das er schielte, der Arme.“

Ishimatsu lachte sich fast kaputt. Nakagawa fuhr fort: - „Aber plötzlich wurde es zum modischen Trend, Schrägponnys zu tragen, und so kamen sogar plötzlich Kundinnen aus Tokyo in unseren kleinen Salon. Das war noch was! Wir wurden in vielen Frauenzeitschriften aufgeführt, und plötzlich waren unsere Kapazitäten gesprengt. Wir mussten nach Tokyo gehen und dort ein größeres Geschäft aufmachen.“

- „Kein Wunder, dass euch heute eine ganze Frisörkette gehört“, sagte Midori.

- „Genau. Auch Frau Shimizu kam eine ganze Weile bei uns vorbei. Das hat mich vielleicht gefreut“, sagte Nakagawa.

Mila setzte sich gerade hin und hielt sich mit den Händen am Sitz fest. – „Frau Shimizu?“

- „Genau die. Die hatte unheimlich tolles Haar. Sie hat sich noch eine ganze Weile nach dem Abschluss für ihre ehemaligen Schülerinnen interessiert und kam sie hin- und wieder besuchen.“

- „Aber nicht nur Frau Shimizu interessierte sich dafür, was aus uns geworden ist“ , sagte Midori. -„Herr Hongo kam auch hin- und wieder mal vorbei, um nachzufragen, wie’s ausschaut im Berufsleben.“

-„Da hast du Recht. Er kam auch bei meinen Eltern vorbei und erkundigte sich danach, was ich so mache! Er sagte immer: “Für Frauen ist es heute besonders wichtig, einen Beruf zu ergreifen“, jawohl, das hat er gesagt“, erinnerte sich Nakasawa.

Mila presste die Hände fest ins Holz. Sie fühlte, wie ihr der Schweiß auf die Stirn stieg.

- „Also, meinen Eltern hat er nur gesagt, ich solle mehr auf meine Ernährung achten“, schmollte Ishimatsu. – „Der hat wirklich über jedes Kilo Buch geführt, das ich zugenommen habe. Schade, dass er heute nicht da ist, ich hätte ihm mal kräftig eins übergezogen.“ Und Nakazawa stimmte ihr zu:

- „Ja, das ist echt ein Pech.“

Mila schluckte. – „So schlimm ist es auch wieder nicht“, sagte sie, doch es war so leise, das es völlig im Gerede der anderen unterging.

- „Ach, ihr habt Herrn Hongo nicht erreicht? Warum habt ihr nichts gesagt. Noch vor 8 Wochen hatte ich zuletzt mit ihm zu tun“, sagte Kaori.

- „Er hat die Einladung nicht angenommen“, Midori kratze sich am Kopf und leerte einen Becher Sake. – „Ist mir unverständlich, zumal ich geschrieben habe, dass dieses Mal voraussichtlich auch Mila kommen wird.“

Mila spürte, wie ihr schwindelig wurde. Auf einmal fing sie an, zu zittern und sie hatte das Gefühl, sogleich vom Stuhl zu kippen. Sie knallte die Hände auf die Tischplatte und sprang mit etwas zu viel Elan auf. Die anderen am Tisch hielten sofort inne.

-„Ich glaube, ich werde mal kurz vor die Tür gehen, es ist heiß hier drinnen“, sagte Mila mit bemühter Freundlichkeit und sie hoffte, dass ihre schlotternden Beine nicht bis nach draußen versagten. Sie hörte noch Ishimatsus Zuruf, dass draußen doch nun ein ziemliches Sauwetter sei, aber die Gespräche und lachenden Gesichter der anderen kreisten wie ein Mühlrad in ihrem Kopf. Plötzlich versagten ihr die Nerven, sie wollte raus.

Da fuhr plötzlich ein Benz auf dem Schulhof ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Terra-gamy
2010-04-29T19:47:58+00:00 29.04.2010 21:47
Mal wieder richtig schön mitreißend erzählt. Was aus den anderen wurde. Irgendwie hat man das Gefühl, dass alle ihren Platz im Leben gefunden haben und sich auch weiter entwickelt haben und nur mila auf der Stelle tritt.

Ich sag es ist frau shimizu, weil herr hongo ja nicht vorkommen soll^^
Von:  the_rebell_yell
2010-04-29T10:09:10+00:00 29.04.2010 12:09
Spannend, spannend, wuhuu!
bitte schreib schnell weiter, ich will wissen, was mila für ein problem mit hongo hat ^^


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