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Just Kai.

von

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#9 Lass ihn etwas vollkommen Unvorhersehbares tun.

„Rei-nii!“

Sobald er aus seinem Hotelzimmer trat, fiel Mao ihm um den Hals. „Alles, alles Gute zum Geburtstag, Rei!“, jauchzte sie in sein Ohr und er litt einige Sekunden lang unter Luftmangel, was er jedoch lächelnd hinnahm. Mao war immer so, besonders, wenn ein Mitglied von Baihuzu Geburtstag hatte.
 

„Danke, danke“, sagte er schließlich und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Rei mochte es eigentlich nicht, wenn jemand ihm so lautstark gratulierte, denn das lockte in der Regel zehn weitere Personen an. Aber hier im Gang waren nur sie, und jetzt traten endlich auch die anderen vor, um ihn kurz zu umarmen. Dann gingen sie hinunter in das Restaurant des Hotels, wo es ein Frühstücksbuffet für alle Teams der Weltmeisterschaft gab. Überraschenderweise waren sie heute die ersten. Ansonsten saß Team NeoBorg bereits an seinem Tisch, wenn sie kamen. Vor jedem stand eine große Tasse Kaffee; Boris wertete die letzten Matches auf seinem Laptop aus, Yuriy sah ihm über die Schulter, Sergeij las die Zeitung, sofern er an eine englischsprachige herankam, und Kai schien mit offenen Augen zu schlafen. Das war eigentlich das normale Bild, das sich ihnen jeden Morgen bot; doch heute fehlte NeoBorg gänzlich.

„Wahrscheinlich trainieren die schon“, meinte Lai, der Reis Blick bemerkt hatte, „Sie treten übermorgen gegen Barthez Soldiers an.“

„Hm“, brummte Rei, und dieser Ton enthielt sowohl eine Zustimmung als auch den Wunsch, dass NeoBorg sie in Grund und Boden bladeten. Zwar musste er zugeben, dass die Mitglieder dieses Teams sehr nett und sympathisch waren, doch mit ihrer Art zu Bladen war er noch immer nicht einverstanden.
 

Sie ließen sich heute Zeit für ihr Frühstück, denn Rei wollte noch eine Ansage machen, sobald die für ihn wichtigsten Teams versammelt waren. Baihuzu hatten beschlossen, seinen Geburtstag zum Anlass zu nehmen, um die Stimmung unter den Bladern ein wenig zu heben. Selbst Rei hatte inzwischen die Nase voll von den gegenseitigen Anfeindungen. Er wollte nur noch bladen, und zwar wenn möglich in Freundschaft. Sie alle standen unter Stress, und da würde eine kleine Ablenkung guttun. Und außerdem hatten sie morgen einen freien Tag.
 

Als endlich auch die BBA-Revolution vollzählig anwesend war, erhob Rei sich von seinem Platz und räusperte sich vernehmlich. Augenblicklich wurde es still: F-Sangre, PPB All Starz, BBA-Revolution und Barthez Soldiers sahen zu ihm auf. NeoBorg fehlten immer noch, aber mit ein bisschen Glück traf er sie heute noch, oder die Nachricht sprach sich herum.

„Also, einige von euch wissen vielleicht, dass ich heute Geburtstag habe“, begann Rei und hob sofort die Hände, als sich die ersten Münder öffneten, „Keine Glückwünsche, bitte! Verschiebt das auf heute Abend. Ich lade euch nämlich hiermit zu einer kleinen Party ein, die mein Team veranstalten wird. Wir haben uns den größeren Freizeitraum des Hotels freihalten lassen und treffen uns dann um Acht heute Abend. Für Getränke und Knabberzeug sorgt das Hotel, aber wenn jemand noch was mitbringen möchte, ist das natürlich gerne gesehen. Wir hoffen auf zahlreiches Erscheinen –und keine Angst, wir beißen nicht!“

Als er sich setzte, erklang zustimmender Applaus.
 


 

Um Viertel nach Acht war der Freizeitraum bereits ordentlich gefüllt: Auf der einen Seite stand ein Buffet, auf der anderen ein paar Sofas, und Kiki hatte gerade die Musikanlage zum Laufen gebracht. Es hatten tatsächlich alle Teams ihr Kommen angekündigt. F-Sangre, die PPB All Starz und BBA-Revolution waren schon da, und gerade schneiten Barthez Soldiers herein. Die Begrüßung war etwas verlegen, aber Rei bemühte sich, trotz allem, was zwischen ihnen stand, herzlich zu sein. Im Moment war der Wettkampf zweitrangig. Dann zauberte Mathilda einen Kuchen hervor, den sie selbst gebacken hatte, und spätestens ab diesem Augenblick konnte Rei ihnen nicht mehr wirklich böse sein.
 

„Hey, habt ihr gar keinen Alkohol?“, fragte Rick laut und erntete ein Grummeln von Lai: „Natürlich nicht, du Hornochse, die Getränke kommen vom Hotel, und die wissen, dass wir alle noch minderjährig sind.“

Bevor er für den Hornochsen einen Schlag kassieren konnte, ging Mao beschwichtigend dazwischen. „Na, Jungs, bleibt ruhig. Wenn es gar nicht ohne geht, können wir später noch was kaufen gehen; es gibt hier einen Kiosk um die Ecke.“ Die beiden Streithähne verstummten fürs Erste.
 

Bald vermischten sich die Teams und bildeten kleine Grüppchen, in denen zum Teil heftige Diskussionen entbrannten. Die Mädchen hüpften ein wenig auf der improvisierten Tanzfläche herum. Rei saß mit Max, Takao, Kyouyju und ein paar anderen zusammen und genoss das Gefühl, wieder mit der alten Clique abzuhängen.

„Glaubst du, dass Kai sich noch blicken lässt?“, fragte Max ihn irgendwann. Rei hob die Schultern. „Ich hoffe es ja eigentlich, aber du weißt ja nicht, wie hart Yuriy durchgreift mit ihrem Training.“

„Ich würde ihnen zutrauen, dass sie gerade im Trainingsraum versauern“, posaunte Takao, „Ich meine, dieses Team hat doch so viel Spaß wie ein Totengräber bei der Arbeit, oder? Die sind viel zu ernst…“

„Ach komm, wir haben schon mit Kai Party gemacht“, verteidigte Rei ihren Freund.

„Na Party machen konnte man das nicht nennen“, brummte Takao, „Der war doch nie zufrieden mit den Locations, wo wir waren. Und ganz ehrlich, bei dem Teamchef glaub ich nicht, dass sie sich heute blicken lassen.“
 

Das stimmte wohl, dachte Rei bei sich. Er hatte schon den ganzen Tag befürchtet, dass Yuriy seinem Team nicht erlauben würde, sich etwas Spaß zu gönnen. Nicht so kurz vor einem Match. Trotzdem hatte er Boris angehalten, als der ihm im Hotelflur entgegenkam und seine Einladung erneut ausgesprochen. Mehr als ein Nicken und einen knappen Glückwunsch hatte er allerdings nicht als Antwort erhalten.

Er seufzte. Jetzt waren die ehemaligen Bladebreakers schon mal vereint, und dann fehlte wieder einer…
 

„Hey Rei, es hat geklopft!“, rief Mao plötzlich und zeigte zur Tür. Rei erhob sich leise grummelnd. Wahrscheinlich war das einer vom Hotel, der wollte, dass sie die Musik leiser stellten. Und das schon um die Uhrzeit…aber Rei hatte es ja geahnt.
 

Er öffnete die Tür und musste augenblicklich auf einen ausgestreckten Zeigefinger schielen, der auf Höhe seiner Nase auf ihn zeigte. „HA-HAA, JETZT BIST DU ALT!!“ Und dann sah er nur noch Blau, Grau und Schwarz, als er in eine feste Umarmung gezogen wurde.

Völlig verdattert starrte er Kai an, als dieser ihn endlich losließ. „Hast…hast du mich gerade umarmt?“, stammelte er.

„Ja. Willst du noch mal?“ Kai breitete die Arme aus, aber Rei hob schnell die Hände. „Du hast gesoffen, oder?“

„Nein, guck, die Flasche ist noch zu“, entgegnete Kai und hielt ihm eine Flasche Wodka entgegen, „Ich hab mir gedacht, jetzt, wo du siebzehn bist, musst du endlich mal die Erfahrung machen, wie es ist, unter den Tisch gesoffen zu werden, also hab ich da mal was vorbereitet.“
 

„Suff!“, erklang es in diesem Augenblick auf der anderen Seite des Raumes. Rei identifizierte die Stimme als die Ricks. „Kai hat Suff mitgebracht!“

„Und; ist er jetzt dein Held?“, stichelte Lai laut.

„Ja, im Augenblick schon!“

„Halt die Klappe da hinten“, rief Kai über Reis Schulter, „Die Flasche ist allein für Rei und mich gedacht. Kauft euren eigenen Schnaps!“ Während er das sagte, musterte Rei noch einmal das Getränk. „Die ganze Flasche für uns beide?“, fragte er leise, „Willst du mich umbringen?“ Und erntete ein unschuldiges Killer-Lächeln.
 

„Du hättest wenigstens ein Schleifchen drum machen können…“, murmelte Rei resigniert, als er Kai den Wodka abnahm und erstmal aufs Buffet stellte. Mit ein bisschen Glück nahm sich jemand anderes der Flasche an, bevor sie ihr Wetttrinken starteten.

„Du weißt doch, ich hab’s nicht so mit Schleifchen“, entgegnete Kai, „Außerdem ist das gar nicht dein Geschenk, ich hab noch was.“ Er zog ein schmales, viereckiges Paket hervor (ebenfalls ohne Schleifchen!) und reichte es ihm. Rei blickte ungläubig darauf hinab. „Du schenkst mir was?“

„Nein, ich hab nur ein Stück Pappe in Geschenkpapier eingewickelt, um mich klammheimlich über dein dummes Gesicht zu freuen, wenn du es auspackst.“

„Oh Mann…Danke!“

„Es ist wirklich nur eine Kleinigkeit.“

„Trotzdem, ich…darf ich dich umarmen?“

„Ach, jetzt auf einmal, ja? Vergiss es.“

„Komm schon, Kai...“

„Nein, Rei, du bist alt, ich fasse keine alten Menschen an.“
 

Als er das hörte, stürzte Rei sich auf Kai und umklammerte ihn. „Atme meine alten Bakterien ein und stiiiiirb!“, rief er und schaffte es, ihm noch mal laut ins Ohr zu husten, bevor Kai ihn mit einer geschickten Bewegung wieder abschüttelte. „Du bist nicht nur alt, sondern auch eklig“, stellte er fest.

„In drei Monaten bist du genauso alt und eklig wie ich; dann können wir ins Blader-Altersheim gehen und Krankenschwestern ansabbern", entgegnete Rei ungerührt, „Jetzt setz‘ dich endlich zu uns und machs dir bequem!“
 

Doch Rei durfte nicht lange sitzen bleiben. Bereits fünf Minuten später klopfte es erneut, lange und ausdauernd und sogar in einer gewissen Melodie. Als er öffnete, hatte Boris noch die Faust erhoben. „Wir haben gehört, hier wird Geburtstag gefeiert“, sagte er, „Also haben wir mal eine Kleinigkeit besorgt, damit du würdig in dein neues Lebensjahr gehen kannst!“ Sie hielten zwei Flaschen und eine Tüte hoch.

„Wodka…“, seufzte Rei.

„Und Häppchen“, ergänzte Boris aufgeräumt, „Saure Gurken, Eier und Kaviar. Wir wollen ja standesgemäß trinken, nicht wahr?! Wo kann ich das abstellen?“

„Am besten zu Kais Flasche…“, murmelte Rei. Er war leicht überfordert. Was hatten diese Russen bloß mit ihm vor? Würde er den Abend überleben?

„Hiwatari hat Wodka gekauft?“ Stirnrunzelnd betrachtete Boris die Flasche auf dem Tisch. „Glück gehabt, Kai. Wir haben dieselbe Marke ausgesucht.“

Inzwischen hatten sich auch andere trinklustige um den Tisch versammelt. Naja, dachte Rei bei sich, wenn alle mithalfen, würde der allgemeine Pegel wahrscheinlich nicht allzu hoch gehen. Und drei Flaschen waren in Ordnung, die ließen sich ganz gut aufteilen…
 

„Tut mir Leid, tut mir Leid, ich musste noch zu einer Besprechung!“

Rei wirbelte herum. Im Türrahmen stand Yuriy, und er hatte ebenfalls eine Flasche und eine Tüte in der Hand.

„Sag bloß, das ist auch…“, fing Rei an, doch da war Boris schon an ihm vorbeigestürzt und stellte Yuriys Wodka in die Reihe der anderen. Er betrachtete sein Werk, als wäre es das schönste Gemälde, das er je gesehen hatte. Tatsächlich hatte auch sein Teamchef dieselbe Marke gekauft. „Jetzt reicht es auf jeden Fall für alle“, urteilte er fachmännisch.

„Ich hab Schnapsgläser mitgebracht“, ergänzte Yuriy.

Kai, der plötzlich hinter Rei auftauchte, klatschte in die Hände. „Na super. Wer möchte auf das Geburtstagskind anstoßen?“
 

Bis auf Mathilda und Hiromi, die sich wahrscheinlich wohlwissentlich zurückhielten, drängten sich nun alle um den Tisch. Die Russen nahmen alles in ihre fachmännischen Hände: Während Boris Häppchen verteilte, schenkte Yuriy ein und Kai gab jedem ein gefülltes Schnapsglas in die Hand.

„Also, Leute“, erklärte Boris dann, „Es wird zuerst gegessen und dann getrunken. Die Frauen dürfen nippen, aber wer ein echter Mann ist, kippt in einem Zug. Das Glas wird nicht eher abgestellt, als bis es leer ist. Aber vorher…“ Er blickte erwartungsvoll zu seinem Teamchef, „Die Trinksprüche!“
 

„Also gut.“ Yuriy erhob sein Glas. „Die meisten von euch werden mich noch nie so lange reden gehört haben und so bald auch nicht mehr in den Genuss kommen, also würdigt diesen Augenblick gefälligst. Rei“ Er nickte ihm zu, „Ich werde dir einfach das ganze Paket wünschen: Lasst uns auf seine Gesundheit trinken! Mögest du nur so viel Sorge in deinem Leben haben, wie Tropfen in unseren Gläsern bleiben! Und auch wenn das in diesem Zusammenhang eigentlich unmöglich ist, wünsche ich dir trotzdem noch, dass du eine schöne Frau findest, die dir nicht gleich wieder wegläuft. Später dann ein Häuschen, viele Kinder und ein sicheres Einkommen. Nur eines wünsche ich dir nicht…“ Dafür erntete er einige schräge Blicke, doch er fuhr unbeirrt fort: „Und zwar Erfolg beim Bladen.“
 

„Ich mach dich auch so platt“, stellte Rei grinsend klar, und dann durften sie endlich essen und das erste Glas kippen. Während von Rick und ein paar anderen ein zufriedenes Seufzen kam, musste Rei sich stark zusammenreißen, um nicht das Gesicht zu verziehen. Doch in diesem Moment tauchte Kais Hand in seinem Blickfeld auf, die eine Flasche hielt und reihum noch einmal eingoss. „Wir sind noch nicht fertig“, sagte er und hob nun seinerseits das Glas, „Ich versuch, das Ganze mal ein bisschen anders zu formulieren: Zieh dich warm an, steck das Hemd rein und binde einen Schal um, damit du uns nicht irgendwann verreckst. Esse immer deinen Teller leer, pinkle im Sitzen und gucke dir mit deiner Freundin Liebesschnulzen an, damit sie dich auch mal ranlässt. Wenn sie dich ranlässt –sage nie nein zu einem guten Fick. Brech dir nicht den Schwanz, wo wir schon dabei sind. Benutze ein Kondom, bis du für deine Kinder sorgen kannst; aber dann mach Kinder wie ein Karnickel. Sei sparsam, damit deine Nachkommen später deine Beerdigung bezahlen können. Und weil das jetzt alles Ratschläge waren, kommt noch ein richtiger Trinkspruch: Auf die Gesundheit! Darauf, dass wir alle hier versammelt sind und gemeinsam Trinken können!“
 

„Jajaja“, kam es von Rick, „Dürfen wir jetzt endlich?“

„Sauft, in Gottes Namen.“ Und das zweite Glas floss in die Kehlen. Danach bestanden auch Sergeij und Boris noch auf ihren Trinksprüchen, was ihnen sehr wichtig schien, obwohl sie in abgewandelter Form eigentlich nur das Gesagte noch einmal wiederholten. Obwohl Rei schon nach dem zweiten Glas schwindlig wurde und ihm der Arm wehtat, je länger er ihn erhoben lassen musste, war er doch ein wenig gerührt von den geballten Glückwünschen, die die Russen auf ihn niederregnen ließen.

Er hatte sich noch gar nicht von diesen Eindrücken erholt, als Boris die letzte Flasche schwenkte, die noch gar nicht angebrochen war. „Gut“, meinte er, „Wir sind fertig und die hier ist übrig. Was jetzt?“ Kai streckte die Hand aus, nahm die Flasche an sich und legte Rei den Arm um die Schulter. „Ich muss ihn noch unter den Tisch saufen“, sagte er laut, „Also würde ich sagen, wir machen Roxanne an.“
 

„Da bin ich dabei!“, rief Boris, „Lass uns Teams machen, Hiwatari, ich trinke mit Rei gegen dich.“

Kais Arm löste sich von Rei, und mit einer weiteren Bewegung hatte er Yuriy zu sich gezogen. „Challenge accepted!“, sagte Kai zu Boris.

„Ähm…was läuft hier eigentlich?“, fragte Rei kleinlaut in die Runde, als schon die Gläser zusammengestellt und wieder gefüllt wurden.

„Ganz einfach“, erklärte Boris aufgeräumt, „Wir hören jetzt ‚Roxanne‘ von The Police. Eine Gruppe trinkt jedes Mal, wenn sie ‚Roxanne‘ singen, die andere immer bei ‚red light‘. Du kennst den Song?“ Rei schüttelte den Kopf und Boris schlug ihm lachend auf die Schulter. „Na das wird richtig lustig! Kai, wir nehmen red light und ihr Roxanne, okay? –Roxanne kommt einmal mehr vor“, raunte er Rei zu. Der glaubte zwar nicht, dass das einen Unterschied machte, aber es war okay. Hier kam er jetzt eh nicht mehr weg.
 

Die anderen versammelten sich um sie, als sie sich an die entgegengesetzten Seiten des Tisches setzten, die Gläser zwischen sich aufgestellt. Dann spielten sie das Lied. Die erste Strophe war recht chillig, und tatsächlich mussten Yuriy und Kai viereimal trinken und Rei und Boris nur dreimal.

Aber dann kam der Refrain, und vor Reis Augen verschwamm binnen Sekunden alles, weil er nur noch damit beschäftigt war, Gläser zu heben und Alkohol in sich hineinzuschütten. Alles musste verdammt schnell gehen. Er wusste gar nicht, wie Kai und Yuriy es schafften, immer lauter „Roxaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanneeeeeeeee“ zu gröhlen und nebenbei auch noch zu trinken.

Während der zweiten Strophe gab es eine Pause, und Rei merkte schlagartig, wie ihm der Alkohol in die Füße und dann in den Kopf stieg. Den Rest des Abends würde er wahrscheinlich sitzend verbringen müssen….Dann wieder Refrain und wieder Kampftrinken…es wollte gar nicht mehr aufhören…doch plötzlich war Gott sei Dank der Schnaps alle. Die letzten Gläser tranken Boris und er aus. Danach war ihm speiübel.
 

Kai musste bemerkt haben, dass er blasser geworden war, denn er raffte sich auf und zog ihn am Arm hoch. „Komm mit, ich halt dir die Haare hoch.“ Während er das sagte, kicherte er sogar. So hatte Rei ihn wirklich noch nie erlebt.

Kai schlug jede Hilfe, die ihm inzwischen angeboten wurde, aus, denn natürlich waren die meisten anderen nüchterner als er. Er schien es als seine heilige Pflicht anzusehen, ihn jetzt zur Toilette zu bringen. Schließlich hatte er dessen Zustand erst heraufbeschworen. Und tatsächlich hielt er sich aufrecht und konnte seine Schritte noch geradeaus lenken, wofür Rei ihm sehr dankbar war.

Im nächstgelegenen Bad angekommen schob Kai ihn in eine Kabine und öffnete den Klodeckel für ihn. Erleichtert beugte Rei sich über die Schüssel und bemerkte nur am Rande Kais Hände, die tatsächlich in sein Haar griffen und vorsorglich alle Strähnen aus seinem Gesicht strichen. „Lass alles raus, dann bist du schneller wieder nüchtern, als ich“, meinte er. Rei verstand nicht wirklich, was er sagte, aber er mochte den ruhigen Klang seiner Stimme.

Gut eine Viertelstunde später war alles vorbei. Er hatte die letzten Krämpfe überwunden und war richtiggehend klar im Kopf. Allerdings auch furchtbar müde. Fahrig tastete er nach der Spülung und betätigte sie; in diesem Moment ließ Kai seine Haare los und richtete sich auf, während er noch ein bisschen auf dem Boden sitzen blieb.

„Was machst du mit mir, Hiwatari?“, nuschelte er erschöpft.

„Keine Ahnung“, kam es von hinten, „Ich hoffe ja, dass ich mich morgen an nichts mehr erinnern kann.“

„Ja, schön“, brummte Rei und wischte sich über den Mund, „Schön für dich. Ich werd das hier mein Lebtag nicht vergessen…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2017-02-04T20:12:43+00:00 04.02.2017 21:12
Oh wow, die NeoBorgs als herzliche, coole Partylöwen *.*

Ich will eigentlich wirklich nicht mit dummen Klischees kommen, aber diese robusten Trinksprüche wären, zumindest meiner Erfahrung nach, tatsächlich die Art und der Humor von Russen.

Und natürlich wissen Russen, wie man Wodka trinkt- nur echt mit sauren Gurken :,D

Gott, wie gerne wäre ich bei dieser Party dabei gewesen! So wie du schreibst, kann man sich den hübsch hergerichteten Raum und die jungen, wilden Gästen gut vorstellen. Außerdem wird man von der ausgelassenen Atmosphäre, die in dem Raum herrscht, angesteckt :)

Wie Kai in das Zimmer gekommen ist und wie Boris die Flaschen liebevoll auf dem Tisch geordnet hat, waren die lustigsten Szenen :D

Ich bin froh, dass ich diese Fanfic gefunden habe, und die vorigen Kapitel sind im Übrigen auch toll :)

Herzlichst und hochachtungsvoll,
cornelia_legend
Von:  WeißeWölfinLarka
2012-09-19T12:46:32+00:00 19.09.2012 14:46
Haha, "Was machst du nur mit mir", also stellenweise dachte ich, das wird hier ein kleines Andeutungsspiel auf KaRe :D
(aber das ist wohl nur meine Einbildung? Oh nee, ich sehe, abgemeldet sieht das auch so XD)

Die Trinksprüche finde ich ja sehr gelungen und soger sehr Charaktertreu, muss ich sagen, aber das "Tada, du alter Sack" ist schon ein wenig OOC, wenn nicht gar sehr OOC von Kai.
aber das ist okay.
Sie sollen ja auch mal Spaß haben.
Ich finde es super. Das ist wirklich ein typischer Saufgrund, trinken und kotzen. Klasse. Weckt Erinnerungen... :D
Wie auch immer, deine Kurzgeschichte ist sehr gelungen. Ich fühlte mich direkt in die Story versetzt. Vielleicht war ich an einigen Stellen etwas verwundert über das Verhalten der Neoborg, aber die sind so unbekannt, also man weiß nicht, man vermutet nur, wie sie sich verhalten, weil so Wenig über sie bekannt ist, du hast sie menschlich gemacht. Und Überzeugend.
Von:  kylara_hiku_Lamore
2012-08-29T09:20:36+00:00 29.08.2012 11:20
lol sauforgien zu schreiben ist lustig, aber die hir zu lesen war noch besser.
Von: abgemeldet
2012-03-19T11:58:38+00:00 19.03.2012 12:58
#9 Lass ihn etwas vollkommen Unvorhersehbares tun.

Diese FF kannst du eigentlich auch KaRe-Shippern andrehen. Wer die Hints sucht, der findet. *g* Mir fällt gerade nicht viel dazu ein. Ich mag deine Alltagsgeschichten, weil du es irgendwie immer schaffst, sogar eigentlich banale Dinge interessant klingen zu lassen. Das ist z. B. so etwas, das ich gerne können würde. Und ich liebe deinen Stil, aber das ist nichts neues. :)



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