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Mila Superstar - Wiedersehen in Fujimigahara

Reuinion 2000
von

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Die, in deren Herzen du bliebst

- ,,Ich wette, es ist Midori doch nicht gelungen, Mila auf den Plan zu rufen“, sagte Kakinouchi, die sich eine frische Tasse Tee einschenkte. Sie hielt den Strahl recht hoch, damit der blumige Duft sich im Raum verbreiten konnte.

Über diese Worte trat verblüffte Stille ein. Freilich, die anderen Frauen hatten auch ihre Zweifel an Milas Kommen, aber niemand wollte das so ungeniert aufs Tableau bringen wie Kakinouchi. Ihr Haar fiel ihr ins Gesicht wie ein Schleier schwarzer Seide und ihre Augen funkelten noch immer geheimnisvoll wie in alten Tagen. Wie eh und je war sie gänzlich uneinschätzbar; im einen Moment konnte sie gesellig und beschwingt auftreten, um genau diese Hochstimmung dann wieder mit einem radikalrealistischen Argument zu zertrümmern. Kein Wunder, dass sie als Anwältin Karriere gemacht hatte.

- „Was soll das heißen, du glaubst nicht daran?“ grollte Ishimatsu. Sie hatte soeben ihr drittes Glas Sake gelehrt und war nicht bereit, sich die gute Stimmung verderben zu lassen. – „Natürlich wird Mila kommen! Ihr werdet es schon sehen.“ Und Nakazawa, von allen Anwesenden Milas älteste Freundin stimmte ein: - „Logisch. Wenn der Boss zusagt, dann kommt er auch.“ Sie lies sich von Ishimatsu ebenfalls ein Gläschen einschenken.

- „Tja, und ich glaube eben nicht daran“, entgegnete Kakinouchi gnadenlos. –„Seht mal auf die Uhr. Midori ist schon vor über einer Stunde losgefahren.“

- „Und? Es ist Taifun-Saison. Seit wann ist es etwas Neues, dass Züge da Verspätung haben?“ Nakazawa hob die Schultern.

- „Nun, also ich denke nicht, dass Mila einen Rückzieher macht“, meldete sich Kaori Yagisawa zu Wort, die es als Älteste dreier Schwestern ihr Leben lang gewohnt war, Streits diplomatisch zu lösen. – „Falls sie nicht kommen sollte, dann liegt es sicher nicht an ihr. Außerdem hätten wir uns vielleicht doch dazu durchringen sollen, alle zusammen zum Bahnhof zu gehen und sie zu empfangen, anstatt nur Midori loszuschicken.“

Sanjo, die letzte im Bunde, hatte dem Disput schon eine Weile still und mit aufgestütztem Kopf gelauscht. Eigentlich war sie der Meinung von Kakinouchi, doch sie hielt es für klüger, dies nicht zu äußern, denn niemand wusste so gut wie sie, dass man mit falschen Worten schnell anecken konnte.

- „Ich schätze, wir hätten das Treffen nicht ausgerechnet in die Taifun-Saison legen sollen“, sagte sie schließlich.

Ishimatsu, seit Jahren verantwortlich für die Zusammenkünfte, holte tief Luft.

- „Es tut mir sehr leid, aber anders wäre es nicht gegangen. Leider bin es ja immer nur ich, die diese Treffen plant, deswegen muss es auch mit meinem Zeitplan zusammenpassen. Ihr wisst doch, dass ich zu meinen sieben Rackern auch noch einen Mann habe, also im Prinzip acht Kinder.“

Die anderen lachten.

- „Aber du bist doch als einzige immer in Fujimigahara wohnen geblieben und nie fortgegangen, Matsu!“ sagte Kakinochi. „Hätten die denn nicht mal ein paar Stunden ohne dich auskommen können?“

- „Besser noch, du hättest sie mitbringen können“, meinte Kaori Yagisawa.

- „Nein, man kann diese Rasselbande nicht aus den Augen lassen. Diese Zeit ist optimal, weil meine Älteste gerade wegen der Semesterferien aus Tokio gekommen ist und die Jüngsten für mich versorgt. Sie sagt, ich solle heute nur mal an mich denken“, sagte Ishimatsu sehr stolz und fügte noch an: -„ Ich kann euch sagen, Kinder sind was Feines.“

- „Hat Mila eigentlich Kinder?“ fragte Sanjo.

Darüber dachten alle einen Moment lang nach.

- „Das wage ich zu bezweifeln bei ihrer Karriereversiertheit“, argwöhnte Kakinouchi. – „Sie trainiert rund um die Uhr Volleyballtalente. Wo bleibt da Zeit für Kinder?“

- „Außerdem wird sie im nächsten Jahr wohl Sportministerin“, gab Kaori zu bedenken. – „Alle rechnen fest damit, dass sie das Rennen machen wird, sobald das Training mit der Nationalmannschaft durch ist.“

- „Nein, sie hat sicher keine Kinder. Da wäre schnell Schluss mit Trainingscamps und Um-die-Welt-reisen“, überlegte Ishimatsu, während sie eine neue Karaffe Sake über dem Teelicht aufwärmte.

Nakazawa ballte die Fäuste: - „Hört auf, so schlecht über Mila zu reden. Man könne fast meinen, ihr gönnt ihr den Erfolg gar nicht. Der Boss hat nur ein Kind, und das ist Volleyball.“

- „Tut mir leid, war nicht bös‘ gemeint“, hickste Ishimatsu und ihre runden Wangen leuchteten schon sehr rot. „So ist es. Milas einziges Kind ist und bleibt der Volleyball.“

- „Fragt sich nur, wie lange noch. Es wird sicher irgendwann einen Trainer geben, der noch talentierter ist als Mila. Dann wird sie ersetzt – und dann? Dann wird sie einsam und alleine zurückgezogen leben und nur noch von ihren Erinnerungen leben.“ Gab Kakinouchi zu bedenken.

Wieder legte sich einen Moment lang betretenes Schweigen auf die Gruppe Frauen, bis Sanjo seufzte: - „Ja, Familie, das ist schon eine wichtige Basis. Sie kann nie groß genug sein. Denn ehe man sich’s versieht, kann ein geliebter Mensch auf Nimmerwiedersehen verschwinden.“

Jeder im Raum fühlte mit Sanjo und hatte vollstes Verständnis dafür, wie belangreich das Thema für sie war. Sie war damals die verbittertste Spielerin gewesen, die die anderen je kennengelernt hatten. – „Ja, du bist ja auch von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht worden, nachdem deine Eltern gestorben waren. Und dein Bruder hat dich ebenfalls im Stich gelassen“, sagte Kaori sanft. – „Und dieser Hass hat dich zur gefährlichsten Angriffsspielerin werden lassen, die ich damals kannte. Ich habe dich wirklich gefürchtet.“

- „Stimmt, aber nachdem ich mit meinem Bruder wiedervereinigt war und selbst mit meiner Mannschaft den Bezirk Osaka vertreten habe, war ich leider nur noch im Mittelfeld. Aber was soll’s, so habe ich mich zum Glück auch anderen Dingen als nur Volleyball öffnen können.“

Kaori nickte. – „Ich verstehe dich sehr gut. Wenn ihr euch erinnert, meine Mutter ist ja auch damals während der Senior-Interhigh-Meisterschaft gestorben. Damit verloren meine Schwestern und ich unsere größte Stützte.“

- „Dein Bruder ist mittlerweile verstorben, Sanjo, oder?“ fragte Kakinouchi vorsichtig.

Sanjo nickte und antwortete tonlos: - „Ja, es war vor 8 Jahren, dieser Flugzeugabsturz über Korea. Allerdings gab es auch nie eine Leiche zu beerdigen. Ich würde mich nicht wundern, wenn das am Ende nur wieder eine perfide Methode war, sich abzusetzen, ohne sein Leben lang von Sensationsreportern gejagt zu werden.“

- „Sanjo!“ entfuhr es Kaori entsetzt.

- „Zuzutrauen wäre es Inokuma“, rief Kakinouchi. – „Das wäre ein ausgeklügelter Plan.“

- „Ich frage mich, mit wem Mila ein Kind haben sollte.“ Ishimatsu leerte wieder einen Becher Sake.

- „Da kommt niemand in Frage.“

- „Aber was ist denn mit diesem Yushima? Ihr wisst schon: Der, der damals in Bulgarien in der Männermannschaft gegen die Russen Federn lassen musste“, rief Sanjo, aber Ishimatsu wank ab.

- „Ach, dieser arrogante Beau! Das konnte nicht lange gut gehen. Er war Mila viel zu ähnlich. Andererseits ist er auch nie drüber weggekommen, dass sie die Russen besiegt hat und er nicht.“

Kaori war verwundert. – „Das wundert mich. Ich hatte ja damals im Nationalteam auch mit ihm zu tun und hatte den Eindruck, dass er ein sehr höflicher und zuvorkommender junger Mann war. Außerdem schien er Mila sehr nah zu sein.“

- „Nicht nah genug für eine Romanze“, lenkte Ishimatsu ein. – „Und schon gar nicht für ein Kind. Haltet euch fest: Er hat Yamamoto geheiratet.“

Jetzt ging ein erstaunter Aufschrei durch die Reihen.

- „Yamamoto von der Aoba?“ rief Kaori, und Nakazawa konnte sich nicht verkneifen zu sagen:

-„Das Riesenweib?“

- „Ja, genau die. Vor 15 Jahren hatten sie wirklich die Dreistigkeit, eine Einladung zur Hochzeit bei Midori vorbeizuschicken“, bestätigte Ishimatsu und schenkte sich direkt den nächsten Becher Sake ein.

- „Andererseits wundert es mich nicht, Yushima hat die Aoba ja trainiert. Das hat Mila damals sehr geärgert“, seufzte Kaori mitfühlend.

Sanjo ließ sich von Kakinouchi die Teekanne reichen. –„Nur weil dieser Yushima nicht in Frage kommt, heißt das nicht, dass sie nicht jemand anderes kennengelernt hat.“

- „Aber das hätte man doch aus den Medien erfahren“, meinte Kakinouchi. – „Es gibt doch ständig Berichte über Milas hammerharte Trainingsmethoden zu lesen. Sie soll noch viel härter sein, als dein Bruder es war, Sanjo.“

Nakazawa schlug mit beiden Handflächen auf den Tisch, so dass alle erschraken. – „Solche Berichte könnt ihr getrost ins Feuer werfen. Der Boss würde nie etwas tun, was anderen schadet, klar!“

Kakinouchi hob gleichmütig die Schultern. – „Natürlich hast du Recht. Im Zweifel für den Angeklagten. Aber meine eigene Meinung darf ich ja wohl noch darüber haben.“

- „Schade, dass Frau Shimizu nicht kommen kann“, meinte Ishimatsu, um das Thema in andere Bahnen zu lenken. – „Sie hat Mila so tatkräftig unterstützt, als diese miesen Gerüchte auftauchten.“

- „Das habe ich ganz anders in Erinnerung!“ widersprach Sanjo. – „War sie es nicht, die sich damals für ein Interview hat bezahlen lassen, indem sie äußerste, dass Mila schon früher über die Stränge geschlagen sei?“

- „Ja, aber sie hat hinterher verlauten lassen, sie sei falsch zitiert worden. Dann wurde es ruhig um sie“,sagte Kakinouchi.

- „Was ist denn eigentlich aus Hongo geworden?“ wollte Kaori wissen, doch da sprang Ishimatsu auf, riss ihren Stuhl um und rief völlig aus dem Häuschen: „Da! Schaut, wer da kommt!“

Sie stürzte zur Tür.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Terra-gamy
2010-04-27T15:44:43+00:00 27.04.2010 17:44
Cool das so schnell schon ein neues kapitel on ist^^

ich find es echt super, wie du es schaffst die chara so treu nach den anime darzustellen. Ich kann mir das richtig vorstellen woie Ishi Matsu sake trinkt und sich aufregt genau wie bei nakasawa.

Das Gespräch, das einen kleinen Rückblick in die Vergangenheit wirft fand ich sehr schön ausgearbeitet.

Ich würds Inokuma auch zu trauen^^
Von: abgemeldet
2010-04-27T13:39:05+00:00 27.04.2010 15:39
Also ehrlich ich habe dein Fanfic verschlungen wie ein Essen bei McDonalds. Ich finde es echt super und hoffe doch das es weitergeht. Nur eine Bitte in eigener Sache. Ich habe letztens mein eigenes(und auch allererstes) Fanfic hier hochgeladen. Deine Meinung dazu würde mich sehr interessieren. Es heisst "Die Klassenfahrt" Hoffe auf Nachricht. Schon mal danke im voraus


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