Der Test
Goshi drehte sich zu Erik um und fing an zu reden. Währenddessen wuchs seine Hand Steinchen für Steinchen nach. „Na wenn du bereit bist? Reden wir erst einmal über deinen Kampf mit dem Zangendämon. Wenn ich ehrlich bin, hattest du einfach nur Glück. Du hast ja nicht die geringste Kontrolle über deine Gabe. Aber das war ja klar. Du bist doch eh nur ein Halbdämon. Aber das einzige, was du als Halbblut hast, ist, dass du nicht an Gift stirbst. Sowohl Menschen-Gift als auch Dämonen-Gift schwächt dich zwar, bringt dich aber nicht ganz um.“, redete Goshi auf Erik ein. Loritz wurde es immer unwohler. Die Art in der Meister Goshi mit ihm redete und ihn immer als Halbdämon ansprach, machte Erik immer wütender. Goshi kam nun auf die Geisel zu sprechen: „Das was ich am lustigsten fand, war, dass deine Klassenkameraden dich anfeuerten.“ Erik fing nun auch an über den gestrigen Kampf nachzudenken. Da kam ihm wieder so ein warmes Gefühl ums Herz. Er spielte die Szene immer wieder in seinen Kopf ab, wie Klarissa ihn anfeuerte. Er war sich nun sicher, dass sie ihn endlich bemerkte. Erik wurde nun immer roter im Gesicht und schwärmte: „Ja, das war schön, als sie mir zuriefen. Sie haben an mich geglaubt.“ Dabei dachte er besonders an seine Liebe. Goshi stampfte mit dem Fuß, was Erik wieder aus seinem Tagtraum weckte und schrie ihn an: „Quatsch, das bildest du dir nur ein. Sie hatten nur gehofft, dass du sie rettest. Die Feiglinge wollten nur nicht sterben. Sie haben Angst vor dir. Warum glaubst du, dass du nun nicht mehr in deine alte Schule gehst? …. Weil sie dich fürchten. Du bist ein Monster. Keiner von ihnen will was mit dir zu Tun haben.“ In Erik brodelte die Wut. „Nein, sie hasst mich nicht. Ich habe kein Fünkchen Furcht in ihren Augen gesehen. Nein, er lügt. Du hast dich ja nicht geändert. Zumindest nicht deinen Charakter. Ich bin immer noch der alte Erik. Nein, das kann nicht sein.“, dachte sich Erik und hielt sich den Kopf. Plötzlich ließ er einen gewaltigen Schrei aus und stürmte auf Goshi zu. Ohne zu klopfen, ballte er seine Faust und bildete dort Stacheln. Es sah nun so aus, als hätte er einen Schlagring mit Nietenstacheln. Kurz vor seinem Meister sprang er und wollte nun von oben auf ihn drauf schlagen. Goshi grinste nur belustigt und vollführte ein Rückwärtssalto. Dabei trat er gegen die Faust von Erik. „Scheiße, hätte nicht gedacht, dass du fettes Ding so geschickt bist.“, murrte er und ließ nun auch eine Reihe von Stacheln an der Rückseite seines Unterarmes erscheinen. Die Stacheln lagen so eng aneinander, dass es nun wie eine Klinge aussah. Diesen „Schlagring“ und Schneide am Armrücken bildete Erik auch an der anderen Hand und griff erneut an. „Du Mistkerl. Du lügst. Sie fürchten sich nicht vor mir. Red mir nicht so ein Schwachsinn ein.“, brüllte er, während er auf Goshi zurannte. „Na hat doch geklappt. Greif mich nun mit deinen Stacheln an. Nun hast du es ja wenigstens drauf, dich für den Nahkampf zu rüsten.“, rief er stolz zu Erik. Erik schlug nun aus, aber Goshi drehte sich zu Seite und wich aus. Als er durch die Drehung mit dem Rücken zu Rachon stand, traf ihn aber die Schneide im Kreuz. Da Eriks Frontalangriff daneben ging, flog er ja weiter. Aber er beugte sich noch weiter nach vorne und stützte sich mit der Hand ab und trat nach hinten zurück. Der Meister holte einmal mit dem Handrücken aus und schleuderte ihn weg. Erik flog durch das Loch, durch das erst vorher der andere Schüler flog. Dort schlug er gegen eine Felswand und sackte zu Boden. „Beeindruckend. Du kannst ja schon mal gezielt deine Arme manipulieren. Und du hast mich sogar gekratzt. Du bist einer meiner besten Schüler, da mich noch nie jemand in der ersten Stunde verletzte. Na ja, so ein kleiner Kratzer macht mir zwar nicht aus, aber du hast mich immerhin getroffen. Bilde dir aber nichts drauf ein! Ich bin zwar einer der Generäle, aber im richtigen Kampf hätte ich auch besser aufgepasst.“ Erik kam langsam wieder zu sich und bemerkte, dass die Stacheln zurückgingen. Er schaute sich um. Er fand sich nun in einem großen Raum wieder. In der hintersten Ecke war ein Schwert an der Felswand befestigt. Davor war ein klarer Teich von etwa vier Meter Tiefe. Um den Teich herum erstreckte sich eine saftig grüne Wiese. Und zum Schluss war der Raum von einer Felswand eingeschlossen. „Wow, ist das der Trainingsraum? Das sieht hier ja phantastisch aus. Kann man hier auch picknicken?“ „Nee, das ist keine Spielwiese, sondern ein Schlachtfeld. Es ist für jeden Kämpfer etwas dabei. Egal ob es Wasser, offene Flächen, Fels oder genügend Luftraum ist.“, grunzte Meister Goshi und trat immer näher zu Erik, während er seine schwere Faust ballte. „Und das Schwert?“, fragte Erik als er sich mühsam aufrappelte. Goshi sah zu dem Schwert und grinste schelmisch: „Das ist Blackthunder, ein Donnerschwert mit unglaublicher Schärfe. Er besitzt nur keine elektrische Energie mehr. Jeder Dämon bis zu einem gewissen Rang hat die Möglichkeit ihn während des Kampfes mit mir zu ergattern. Aber lass dich warnen: Ich habe auch noch zwei Felsbrocken, die jeden Versuch abwehren. Und ich bin natürlich auch noch da. Der kleine Dämon von eben wurde auch von den Brocken durch die Wand geschleudert. Aber bisher hat es noch keiner geschafft. Darum hängt es auch noch dort. Es ist eher so eine Motivationssache. Aber wenn du willst kannst du es versuchen.“ Kaum hat er das gesagt verschwand Erik im hohen Gras. Goshi senkte schüttelnd den Kopf und fragte sich, warum die es immer versuchen müssen.
Erik schaute zurück und sah nichts. Verwundert richtete er sein Blick wieder nach vorne und bemerkte, dass Goshi schon auf ihn wartete. „Man bist du schnell. Aber ich zeig´s dir noch.“, dachte er sich und formte jeden Finger in einen Stachel. Er griff nun wieder einmal frontal an. „Oh, wie blöde bist du denn. Wie oft willst du das noch versuchen?“, fragte Goshi ihn und schlug mit der Rückhand gegen die Klaue von Erik. Das war eine so abrupte Bremsung für die Hand von Erik, dass zwei Stacheln abbrachen und in die Richtung des Schwertes flogen. Aber wie von Meister Goshi gesagt, schwebten die Felsbrocken vor das Schwert und fingen die Geschosse ab. Erik konnte immer noch nicht glauben, was passiert war, da zuckte ihn schon ein hässlicher Schmerz durch die Hand. Er drückte die Hand gegen seinen Bauch. Als er nachsah, konnte er sehen, dass er aus dem Unterbewusstsein sich wieder selbst heilte. Die Finger wuchsen nach und der Schmerz ließ langsam nach. Goshi fragt: “Geht’s wieder?“ Kaum hob Erik den Kopf und nickte, verpasste ihn Goshi einen deftigen Kinnhaken. Erik flog nun mal wieder halb benommen durch den Raum mitten ins Grüne. Als er auf den Boden aufschlug, rollte er sich in einen Felsspalt. Dort schnauft er erstmal: “Scheiße, er ist stark und schnell. Aber er wird bestimmt als letztes im Fels nach mir suchen. Das ist ja sein Element, wer sollte sich schon dort verstecken? Was soll ich denn nur tun? Das einzige, was ich weiß, ist: Er ist stark, schnell, sein Element ist Fels und er mag keine Witze. Witze, Maricia hat sie nicht mehr alle. Das bringt mir gar nichts. Sie meint anscheinend alles immer total ernst.“ Kaum sagte er das, schoss ihn schon ein Gedanke durch den Kopf. Erik schlich sich nun aus dem Loch und kroch im hohen Gras. „Danke Maricia, vielleicht bist du doch nicht so dumm, wie ich dachte.“, flüsterte er zu sich.
Goshi stand wartend mit verschränkten Armen da und sagte: „Wann kommst du endlich raus, willst du nun stärker werden, oder machst du noch ein Nickerchen?“ Der Meister hörte ein Rascheln im Gras und schoss gleich ein kleinen Fels in die Richtung. Aber da kam Erik von der anderen Richtung. Er wollte nun im Sturzflug angreifen. Erik zog sich vorher noch die Schuhe aus, um seinen Fuß auch in einen Stachel zu verwandeln. Und er traf Goshi mit voller Wucht in den Rücken. Aber zu Eriks Schrecken, machte Goshi nicht das kleinste Zeichen eines Schmerzes. Meister Goshi drehte sich nun um und landete einen Sidekick in Rachons Gesicht. Erik schliff nun wieder am Boden entlang und hinterließ eine Schneise der Verwüstung im Gras zurück. Aber er verschwand nochmals in der Wiese. Kurz darauf kamen wieder Stacheln aus der Wiese hervor geschossen. Von jeder Seite kamen immer mehr. Goshi sprang nun auch in die Luft um die Situation zu checken. Da trafen ihn gleich ein paar Geschosse in den Bauch. Erik sprang nun auch mit einer schnellen Drehung nach oben und setzte einen durch die Drehung verstärkten Tritt in den Bauch seines Meisters. Durch die Aktion änderte sich die Flugbahn von Goshi. „Tja, da musst du dir schon was Besseres einfallen lassen um mir weh zu tun. Also wenn das alles ist, was du kannst, wird das noch eine sehr lange Trainingseinheit.“, protzte er und sah nun unter seine Füße. Da sah er angsterfüllt, dass er schon über dem Teich ist. Er richtete seine Hand in Richtung einer Felswand. Nach einer kurzen Zeit brach endlich ein Brocken raus, welches er zwischen sich und dem Wasser platziert. Erik bildete wieder Stacheln in der Hand und feuerte sie immer wieder auf den Fels. Aber das Gestein wollte einfach nicht zerbrechen. Doch kaum landete Goshi auf den angeschlagenen Fels, zerbrach er und Goshi landete nun im Wasser. „Scheiße, ich kann nicht schwimmen. Verflucht noch mal.“ Goshi zappelte und zappelte, um nicht unter zu gehen. Aber es nützte nichts und er sank immer tiefer. Da hob er noch die Hand aus dem Wasser und einer der Felsbrocken, die das Schwert beschützen schoss nun hinterher. Erik rannte nun in Richtung des Teichs und bedankte sich in Gedanken: „Hey Maricia, danke. Du bist doch besser, als ich dachte. Er versteht so viel von Spaß, wie ein Stein von Schwimmen. Gut, dass du wirklich alles ernst gemeint hast.“ Der Fels tauchte nun wieder aus dem Wasser und Goshi hing unten dran. Erik sprang auf den Stein und hüpfte weiter zu dem Schwert. Er schoss nun noch ein paar Stacheln ab. Der letzte Fels, welcher das Schert bewachte, flog nun zu jedem einzelnen Stachel und wehrte ihn ab. Erik war nun in Reichweite vom Blackthunder und wollte gerade zugreifen. Da kam der Fels angeschossen und zermahlte den Knöchel von Erik und drückte ihn immer weiter gegen die Wand. Erik ließ einen grauenhaften, verzweifelten Schrei ab. Er versuchte noch mit den Fingerspitzen Blackthunder zu berühren. Da er es aber nicht schaffte, versucht er sich an der Wand entlang zu schleifen und musste den Fels, der immer noch gegen seinen kaputten Knöchel drückte, mitziehen. Dann ergriff er mit letzter Kraft die Schneide des Schwertes. Je mehr er am Schwert zog, desto mehr biss das Schwert sich in die Hand von Erik. Doch schließlich gelang es ihm, das blutüberströmte Blackthunder aus der Wand zu nehmen. Kaum war das Schwert nun in Eriks Besitz fiel der Fels, der bis dahin immer noch Erik gegen die Wand drückte, zu Boden. Erik brach zusammen und landete in den Händen des nassen, beschämten und ärgerlichen Goshis. „Scheiße, du hast es geschafft. Das kann nicht sein. Das war klug von dir, mich ins Wasser zu schmeißen. Aber jetzt hast du sogar eine Doppeltstunde. Einmal Nahkampf und zum anderen Schwertkampftraining.“, brummte Goshi. Als Erik das im halb benommenen Zustand hörte, riss er die Augen verzweifelt auf und verlor kurz darauf das Bewusstsein. „Hahaha, also dein Gesicht war nun wirklich komisch. Ups, ich habe ja gelacht. Ich hoff´ das hat keiner mitbekommen.“; sagte Goshi und schaute sich vorsichtig um.
