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World of Faerûn - 5. Staffel

Ghosts Of Apocalypse
von

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Folge 79: Der Herr des Feuers

Das Erscheinen des Meisterdiebs hatte dem Kampf zwischen Calia und den Abenteurern auf den Dächern der Stadt eine ungeahnte Wendung gegeben. Niemand außer dem Weißen Falken selbst, wusste was als nächstes geschehen würde. Noch verharrte man in starrer Haltung, wartete auf ein paar Worte oder eine Reaktion des legendären Diebes.

„Welch illustere Runde sich hier doch gebildet hat. Ich bin ein wenig überrascht welche Ausmaße meine Präsents inzwischen annehmen kann.“, tönte er mit leicht arroganter Stimme. Calia war jedoch nicht in der Stimmung für Konversation und wies ihn barsch zurück. „Verzieh dich, wenn dir dein Leben lieb ist! Das hier geht dich nichts an!“, fauchte sie ihm wütend entgegen.

„Tut mir Leid. Das kann ich leider nicht ... nicht so lange Ihr meine Beute habt. Daher denke ich, dass es mich sehr wohl etwas angeht.“, gab er gelassen zurück. „Arr, ich werde dir dein Maul stopfen!“, erwiderte sie, sichtlich aufgebracht, was den Mann in weiß jedoch nicht mehr als ein kurzes Lachen entlockte. „Für wahr - wie amüsant – ich glaube nicht dass Ihr es schaffen würdet mich auch nur zu berühren.“, entgegnete er ihr in fast dichterischen Ton und provozierte sie somit noch mehr. „Na warte! Jetzt reicht es!“, schrie sie wutentbrannt und stürmte mit ihrem Krummsäbel auf ihn zu. Es kostete den Meisterdieb nicht mehr als eine geschickte Drehung um ihren Angriff auszuweichen. Gerade zu elegant und unscheinbar verpasste er ihr dabei einen kurzen Stoß, der ihr das Gleichgewicht entriss und sie zu Boden brachte.

Der kleine Sturz hatte folgen, denn dabei Verlor sie das Relikt an den Meisterdieb, der die Kiste, in der es sich befand, ganz bequem aufhob. „Einer jungen Dame wie euch steht es nicht, wenn sie mit einem Krummsäbel in der Gegend herumfuchtelt. Eine Frau sollte ihr Leben nicht dem Kampf widmen.“, meinte er mit freundlicher Augenmimik, während Calia entmutigt am Boden verharrte. In solchen Momenten wirkte er unscheinbar, ja gerade zu harmlos, ganz wie ein freundlicher Gentleman. Shane war sich nicht im klarem welches Geheimnis hinter dieser vermeintlichen Maskerade des Weißen Falken steckte und warum Decan vor ihm gewarnt hatte, aber dieses mal wollte er ihn nicht so einfach entkommen lassen. Barams Motivation ihn zu stellen schien jedoch noch größer, denn der dreiste Zwerg zögerte nicht lange und griff ihn mit seiner Axt an, die er als wirbelndes Wurfgeschoss einsetzte. Entsetzen schoss durch die Reihen der Abenteurer als er diese gerade zu selbstverständlich aus der Luft fing, gerade so als hätte Baram ihm die Axt zugeworfen. „Was?!“, schrie der Zwerg fassungslos, seinen Augen nicht trauend.

Mit einem gewaltigen Sprung in Richtung der 4 Gefährten setzte der Meisterdieb nach und nutzte sogleich seine neu gewonnene Waffe zum Gegenangriff. Die Axt war wie von einem Wirbelwind getrieben als er sie gegen Shane und die anderen schwang. Mit einem schnellen Reflex gelang es ihnen noch einmal auszuweichen und die Waffe schlug im Dach ein, wo sie einen gewaltigen Riss hinterließ. Schnell stellte sich heraus, das die Trennung der Gefährten genau das war was er bezwecken wollte. Kyren die, entkräftet wie sie war, nur mit Mühe zur Seite ausweichen konnte, sah sich schneller wieder mit dem Mann in Weiß konfrontiert als erwartet. Ohne dass sie sich ernsthaft wehren konnte, packte er sie am Kragen und zog sie zu sich auf Kopfhöhe heran. Ihr kurzer Aufschrei ließ die anderen erst zu spät begreifen was geschehen war.

„Kyren!“, rief Shane besorgt und machte sich daran ihr zu Hilfe zu kommen. Zielsicher griff der Meisterdieb währenddessen in Kyrens rechte Hosentasche hinein und holte das Amulett hervor, in das man die Mächte der Elementargeister bannen konnte. „Nein!“, ächzte sie und versuchte sich mit Händen und Füßen zu wehren. Es war ein aussichtloses Unterfangen, denn er war viel stärker als sie. Shane, der herbeigelaufen kam, versuchte einzugreifen, doch als er zu nahe kam, warf ihm der Weiße Falke die Elfin entgegen und stoppte ihn somit durch den Zusammenprall der beiden.

Ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren sprang er vom Dach um sich auf ein anderes zu flüchten. Shanes Miene war verbissen und so zögerte er trotz leichter Schmerzen nicht lange ihm nachzujagen. Der Sprung des Weißen Falken war immens und elegant zugleich, staunend beobachtet von Baram und Salina. Er glitt gerade zu durch die Luft und legte gut 15 Meter zurück. Shane hingegen, der ihm waghalsig nach gesprungen war, schien an dieser schier übermenschlichen Hürde zu scheitern, doch auch er wuchs über sich selbst hinaus. Seine Hände erreichten die Dachkante des etwas tiefer gelegenen Gebäudes mit Mühe, während der Meisterdieb souverän gelandet war. Unsanft schlug der mutige Halbelf gegen die Hauswand, aber er hatte es geschafft. Schnell wurde ihm klar dass er in keiner guten Lage war als sich der Mann in Weiß zu ihm an die Dachkante begab. Er wusste dass er ihm mit ein paar Tritten auf seine Hände, zum Sturz bringen konnte. Unter ihm gab es nichts was seinen Fall abfedern würde. Zu seiner Überraschung griff der Meisterdieb seinen rechten Arm und zog ihn zu sich herauf. „Was? Warum tut Ihr das?!“, fragte er verwundert. „Ich bin ein Dieb, kein Mörder.“, antwortete er mit freundlichen Blick.
 

Shane fiel es fast schon schwer ihn anzugreifen, nachdem er ihm geholfen hatte. Trotzdem war die Brosche von ungeheurer Wichtigkeit und so zögerte er nur einen Moment damit sein Schwert zu ziehen. „Gebt mir sofort die Brosche wieder!“, sagte er mit drohenden Unterton. „Ja, ich wette sie wird einen guten Preis machen, wenn man bedenkt welchen Wert sie hat.“, antwortete er gelassen. „Was?! Woher wisst Ihr ...“, wollte er fragen, doch da entriss ihm der Meisterdieb mit kurzem Gelächter das Wort. „Du weißt so einiges nicht, Shane. Und auch wenn es dir nicht gerecht erscheint – ich kann dir die Brosche nicht so einfach wieder geben.“, erwiderte er arrogant, was die Miene des Halbelfen sichtlich verfinsterte. „Na warte!“, entgegnete er ihm wütend und ging mit seinem Schwert zum Angriff über. Seine Gefährten sahen gebannt vom anderen Dach aus zu, denn sie sahen wie es dem Meisterdieb gerade zu spielerisch gelang Shanes Attacken auszuweichen. Er gab sein bestes, schlug aber immer wieder nur in die Luft. Schließlich neigte sich der vermeintliche Tanz der beiden zum Ende als der Weiße Falke auf Abstand sprang. Scheinbar willkürlich zeichnete er mit seinem rechten Zeigefinger Zeichen und Symbole in der Luft nach, ohne das man ahnte welchen Zweck seine kurzen und präzisen Armbewegungen hatten. Erneut wollte ihn sein junger Gegner nachsetzen, doch dieses Mal scheiterte er an einer unsichtbaren Barriere, die ihn hart zurückstieß.

Kaum gelandet zeigte er sich aber schon wieder auf den Beinen, willens nicht aufzugeben. „Was war das?!“, fragte er und wischte sich etwas Blut von den Lippen. „Dein Einsatz ist lobenswert, doch du solltest bedenken wo deine Grenzen liegen.“, gab sein Gegner nüchtern zurück.

Mit gewaltiger Wut im Bauch des Halbelfen wurde der Kampf schnell wieder aufgenommen, wenn gleich es nach einem ähnlichen Muster wie zuvor verlief. Aufgebracht schwang Shane immer wieder sein Schwert gegen den Meisterdieb, der sich bald gezwungen sah, ihm seine Grenzen auch aufzuzeigen. Wieder griff er durch ein paar Arm- und Handbewegungen auf seine schamanischen Fähigkeiten zurück und brachte die Attacke seines Angreifers regelrecht zum erstarren. Shanes Augen weiteten sich als seine Bewegung plötzlich versteinerte und er sich nicht mehr bewegen konnte. „Was ... was ...“, stotterte er mit krampfhafter Miene.

„Ich kann mich nicht länger mit dir beschäftigen. Ein anderer erhebt bereits Anspruch auf die Brosche. Sei nicht allzu enttäuscht. Zweifellos hast du dein Bestes gegeben.“, meinte der Weiße Falke und brachte mit einer bloßen Handberührung das Dach zum Einsturz, das somit auch seinen Gegner mit in die Tiefe riss. Er selbst setzte sich durch einen eleganten Sprung in den Himmel ab.

„Shane!“, kreischte Kyren aufgeregt vom anderen Dach aus, während ihre Gefährten zwar zum Dachrand rannten, jedoch schnell einsahen dass sie nichts als zusehen konnten.
 

Die zufriedene Mimik des Meisterdiebs sollte zu Überraschung aller recht schnell aus seinem Gesicht weichen als sich über ihn auf einmal ein Luftwirbel bildete, der direkt in seinem Sprungfeld lag. Obwohl er nicht ausweichen konnte blieb er äußerlich recht gelassen, bis er plötzlich eine Erschütterung unter sich vernahm. Nicht nur das Dach begann zu zerbröckeln, auch das ganze Gebäude sackte unerwartet in sich zusammen. Heraus schoss, wie bei einer Fontäne, der junge Halbelf der alsbald fast auf gleicher Höhe wie der Mann in Weiß war und schließlich seinen Fuß griff. Es blieb nicht viel Zeit um über die Aktion des Abenteurers zu staunen, denn nur Augenblicke später wurden die beiden Streithähne in den Wirbel gerissen und verschwanden spurlos. „Shane ...“, gab Kyren leise von sich und sah besorgt zum Himmel. Niemand verstand was gerade geschehen war und starrte fassungslos zum Ort des Geschehens.
 

Auch Calia starrte in ausreichender Entfernung vom eigentlichen Geschehen zum Himmel. Sie war nicht schwer verletzt. Viel mehr wogen die moralischen Wunden. Für einen Moment herrschte Ratlosigkeit in ihrer Miene, bis sie die Stimme ihrer Schwester hinter sich vernahm. „Keine Sorge, Calia. Zusammen werden wir es schaffen. Wir werden die Herrin nicht noch einmal enttäuschen.“, sagte sie in aufmunternder Tonlage. Calia reagierte jedoch leicht erbost über ihr erscheinen und wendete sich tadelnd zu ihr um. „Was willst du hier?! Ich habe dir gesagt ich schaffe das alleine!“, gab sie mit bösen Blick zurück. „Wenn wir es nicht schaffen, werden wir niemals frei sein. Die Herrin wird den schwarzen Ritter schicken und uns auf ewig Versklaven.“, antwortete Ley besorgt. „Du ... willst frei sein?“, wunderte sich ihre Schwester. Es war Ley noch gar nicht aufgefallen, aber aus irgendeinem Grund war Calia deutlich mehr dem Einfluss der Dämonin verfallen. Egal wie sehr sie von ihrer Herrin gequält wurde – sie blieb ihr stets loyal. Dennoch war es dieses Mal ihr Stolz, der sie verbittert zum Himmel zurück blicken ließ.
 

Zögerlich wagte es Shane seine Augen zu öffnen und sah sich in ungewohnter, endloser Leere umgeben. Um ihn herum war alles in einem Wall aus hellen Farben gehalten. Nicht einmal fester Boden war unter seinen Füßen. Einzig der Weiße Falke schwebte, genau wie er, in Schwerelosigkeit herum, genoss es, seiner Haltung nach zu urteilen, aber etwas mehr.

„Was ... wo bin ich?“, fragte Shane irritiert. „Ich glaube eine geografische Beschreibung deiner Position wäre wenig aufschlussreich.“, tönte es zynisch vom Meisterdieb herüber, der ihm als einziges in dieser endlosen Leere Gesellschaft leistete. „Was zum Geier habt Ihr getan?!“, fauchte er leicht erzürnt zurück, erhielt aber eine Zeit lang keine Antwort. Angespannt starrte er zu dem genialen und doch trügerischen Mann in Weiß herüber, fast so als wolle er mit seinem Blick eine Erklärung erzwingen.

„Du kannst mich Eagen nennen.“, antwortete dieser lediglich einen Moment später mit leichtem Schmunzeln. Der junge Abenteurer war kurz verwirrt, hatte er doch eine recht ungewöhnliche Antwort erhalten. „Bring mich sofort zurück zu meinen Freunden!“, erwiderte er mit fordernder Stimme. „Tut mir Leid, aber das liegt nicht in meiner Macht.“, tönte er recht nüchtern zurück. „Soll das heißen das hier ist nicht dein Werk? Wie kommen wir dann hier wieder weg?“, fragte Shane erstaunt. „Du solltest dir weit weniger Sorgen um dich machen. Dieser Schwertkämpfer Decan, das ist doch einer deiner Gefährten, nicht wahr?“, antwortete Eagen. „Was? Woher weißt du ...“, gab er verwundert zurück. „Die Sache mit den Elementargeistern ist weit bedeutsamer als dir bewusst ist, Shane. Obwohl du stetig über dich hinauswächst und sogar mich beeindruckt hast, werdet ihr es niemals schaffen das Unheil, das dieser Welt droht, zu verhindern. Selbst ein starker Mann wie Decan wird an seine Grenzen stoßen und vermeintlich mächtige Nebenbuhler werden sich schneller mit dem Tod konfrontiert sehen, als ihnen lieb ist.“, sagte er mit rätselhaften Ton.

„Von was redest du da?!“, hakte Shane irritiert nach. „Vor einiger Zeit bin ich auf einen Mann gestoßen. Sein Name war Valve – ein Krüppel und doch weit mehr als das. Er hat mir Interessante Dinge erzählt.“, erzählte Eagen. „Valve?! Das ... das ist einer der Elementargeister, der Herrscher über Zeit und Raum.“, ergänzte Shane aufgeregt. „Und er ist es auch dem wir unsere Lage zu verdanken haben. Du erfährst gerade am eigenen Leibe was es heißt sich mit den Elementargeistern einzulassen. Sie sind gefährlich und wenn du mir immer noch nicht glaubst, dann zeige ich dir wie es deinen Freund Decan ergeht.“, fuhr er fort und öffnete mit Hilfe einiger schamanischer Worte, ein kleines Sichtfeld neben sich, das ihnen einen Blick auf Decan gewährte. Was Shane sah, ließ seine Augen weiten, denn um Decan herum war nur verbrannte Erde zu sehen. Er selbst schien sich mitten in einem Kampf zu befinden, jedoch sah es nicht danach aus als wäre er dabei zu gewinnen. Seine schwarze Kluft rauchte an einigen Stellen und auch er selbst wirkte leicht angeschlagen.
 

Decans Mimik wirkte angespannt während er zu seinem Gegner sah. Obwohl er mit vollem Einsatz kämpfte, hatte nicht viel gegen den Herrn des Feuers erreicht. „Dir muss doch klar sein das ich dich einfach wie ein kleines Streichholz anzünden könnte, wenn ich wollte. Hast du denn ernsthaft geglaubt, gegen ein Überwesen wie mich eine Chance zu haben? Man sollte eben nicht mit dem Feuer spielen.“, spottete dieser mit passender Tonlage. „Noch ist das hier nicht vorbei.“, entgegnete ihm der Schwertkämpfer zerknirscht. „Pah, ich habe keine Angst vor dir.“, tönte er arrogant zurück, worauf Decan erneut zum Angriff überging. Er kam kaum zwei Schritt weit, da schossen schon Feuer und Lavafontänen aus dem Boden um ihn zu stoppen, wenn gleich es ihm gelang auszuweichen. Erst zwei herbei beschworene Feuerelementare konnten seinen Angriff kurz aufhalten, aber auch diese fielen recht schnell seinen Schwertklingen zum Opfer. Wie ein Wirbelwind glitt er durch alle Hindernisse und stürzte sich regelrecht auf sein eigentliches Ziel. Der Herr des Feuers blieb gelassen und fing die Klingen seiner Katanas mit seinen bloßen Händen ab, die genau wie der Rest seines Äußeren innerhalb eines Wimpernschlags in eine Feuerform überwechselten. Decan hielt mit aller Kraft dagegen, schien sogar durchbrechen zu können. „Mich solltest du auch nicht fürchten, Dwain. Noss wird sich nicht durch deine kleinen Feuerwerke aufhalten lassen!“, gab er angestrengt von sich. Sein Gegner ließ aber nicht die geringste Kraftanstrengung erkennen und machte sich daran das Duell zu beenden. „Pah, Zeit das hier zu beenden.“, kommentierte er sein Vorhaben kurz und blies seinen Körper zu einem gewaltigen und explosiven Feuerball auf. Eine heftige Explosion erschütterte folglich das Szenario, die Decan mit sich riss.
 

Für einige Momente war die Landschaft in der Decan gekämpft hatte in Rauchwolken gehüllt. Aufgewirbelte und verkohlte Erdbrocken fielen wie Regen zu Boden und es dauerte nicht lange da trat Dwain, der Herr des Feuers, siegesgewiss in menschlicher Gestalt aus dem Chaos hervor, das er angerichtet hatte. Er wirkte nur kurz überrascht als er sah dass sich in einiger Entfernung noch jemand rekelte und versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Es war Decan, der von kleinen Brandblasen im Gesicht gezeichnet, aufzustehen versuchte. Er zitterte am ganzen Leib vor Schmerz. Seine Hände wiesen starke Verbrennungen auf, so dass er sie kaum noch bewegen konnte. Seine Katanas waren verglüht und unbrauchbar für den weiteren Kampf und dennoch gelang es ihm die Kraft zu finden sich wieder zu erheben.

„Ich bin beeindruckt das du noch lebst. Offenbar habe ich dir noch nicht genug Knochen gebrochen.“, gab Dwain leicht spöttisch von sich. Decan fehlte die Kraft zu antworten. Humpelnd trottete er auf ihn zu, was in den Augen seines Gegners ein geradezu erbärmlichen Eindruck machte. „Warum gibst du nicht auf, Mensch? Ich wäre sogar bereit dich für deine Tapferkeit zu belohnen und dich am Leben zu lassen. Du hast ja nicht einmal eine Waffe.“, meinte der Herr des Feuers nüchtern. Zu seinem erstaunen sah er dass sich unter Decans gesenkten Kopf ein Grinsen verbarg, das ihn sichtlich Stirnrunzeln bereitete. „Was grinst du so?!“, fragte er leicht erbost, worauf der Schwertkämpfer seinen Kopf erhob und ihm sein von Kampfeslust strotzendes Gesicht offenbarte. Es bedurfte nicht mehr als ein Griff in seine Innenmanteltaschen um zwei neue Katanas hervor zu holen. „Ich wollte diesen Kampf. Ich wollte ganz alleine gegen jemanden wie dich antreten. Es war mir wahrlich ein Vergnügen. Du warst ein würdiger Gegner.“, sagte er mit ächzender Stimme.

Dwain war verwirrt, denn obwohl Decan kaum noch richtig laufen konnte, strotze er nur so vor Motivation und Zuversicht. Blut lief über die Klingen seiner Katanas als er seine verbrannten Hände fest um ihre Griffe legte. „Deine letzte Chance, Dwain. Übergib mir deine Macht oder ich werde dich töten.“, sprach er mit furchtloser Miene. „Was?! In deinem jämmerlichen Zustand schaffst du allerhöchstens noch einen Angriff. Es wird dein letzter sein, das verspreche ich dir.“, erwiderte der Herr des Feuers schroff. „Ich brauche auch nicht mehr als einen Angriff.“, gab Shanes Gefährte zurück und ging in eine altvertraute Pose. Dwain wusste nicht was er davon halten sollte, als sein Gegner auf einmal für einen Moment wie eine Vogelscheuche an Ort und Stelle verharrte. Ihm schwante noch nicht was nun folgen sollte. Gemäßigt löste er seine Haltung und stürmte unerschrocken auf den Herrn des Feuers zu. Wieder verwandelte dieser sich in sein Element, doch dieses Mal sollte es ihm nicht vor seinem Ende bewahren. Decan schwang die Klingen seines Schwertes anders als sonst. Die Bahnen seiner Katanas waren schnell und unberechenbar. Wuchtig stieß er gegen Dwain vor, dem selbst seine Elementare Gestalt nicht vor der Kraft des Angriffes retten konnte. Ohne dass es ihn zunächst bewusst war, spürte er wie seine Körper förmlich von den Klingen seines Gegners zersprengt wurde.

Wie ein tödliches Geschoss hatte Decan ihn regelrecht durchdrungen und wartete nun hinter ihm auf die Konsequenz seines Angriffes. Mit ächzenden lauten fiel Dwain zu Boden. Sein nunmehr menschlicher Körper war zerfetzt von der heftigen Attacke des Schwertkämpfers, der seine Waffen wieder zurücksteckte. „Hab dich.“, ächzte er mit schwacher Stimme, bevor auch er entkräftet zu Boden ging. Eine leuchtend rote Lichtkugel stieg derweil aus den Überresten seines Gegners empor und schwebte fortan einige Meter über den Boden. Decan hatte gewonnen, war dem Tod aber nur knapp entflohen.
 

„Decan!“, rief Shane aufgeregt und nicht zum ersten Mal, doch im schwerelosen Nirgendwo, hatte er keine Möglichkeit ihm zu Hilfe zu eilen. Wie wild strampelte er in der Luft herum, fast so als wolle er sich aus den Fängen des Elementargeistes entziehen, der für seine Lage verantwortlich war. Erst eine überraschende Geste des Meisterdiebs brachte ihn wieder zur Besinnung. „Hier.“, rief er und warf ihm die Brosche zu. Verdutzt, aber erfreut, nahm er sie an sich, wenn gleich sein fragender Blick zum Weißen Falken nach einer Antwort dürstete. „Was dein Freund geschafft hat ist wahrhaft bewundernswert. Ich denke du und deine Gefährten habt euch als würdig erwiesen. Vielleicht könnt ihr ja doch mehr für diese Welt tun als ich gedacht hätte. Das Relikt behalte ich natürlich.“, meinte er mit abschließenden Augenzwinkern. „Ja ... aber ...“, wollte Shane widersprechen, doch er kam nicht mehr dazu. „Es wird Zeit sich zu verabschieden. Vielleicht sieht man sich eines Tages wieder, Halbelf. Du hast Glück, mein Freund. Offenbar hast du einen Gönner auf deiner Seite.“, tönte Eagen mit zuversichtlichen Blick, während sich um sie herum die endlose Leere auflöste. Bevor sich Shane versah war er schon wieder im Begriff zu fallen. Der Meisterdieb verschwand, auch wenn das Gefühl blieb ihn bald wieder zu sehen.
 

Shane tauchte nur unweit von der Stelle auf, wo er verschwunden war. Zu seinem Erstaunen landete er sanft, wie vom Wind getragen, und schon bald darauf hörte er die erleichterten Stimmen seiner Gefährten. Zwar noch etwas orientierungslos, erkannte er langsam welche Botschaft hinter den letzten Worten des Meisterdiebes steckte. Obwohl er es sich nicht auszusprechen traute, so deutete es darauf hin das Valve verhindern wollte das der Weiße Falke mit der Brosche entkommen konnte. So viele Fragen und Gedanken durchströmten seinen Kopf in diesen Moment, weswegen er die Worte seiner Mitstreiter nicht einmal richtig wahrnahm. Schnell fiel ihm wieder ein das Decan Hilfe brauchte.
 

Noch während Decans Körper mit seinen Verletzungen rang, erschien ihn ein Mädchen im Traum. Ein grelles Licht verhinderte dass er Details an ihr erkennen konnte, aber er glaubte ein Lächeln zu erkennen. Sie sprach zu ihm und obwohl er sie nicht sprechen hörte, fühlte und sah er Dinge in seinem Geist, die dem entsprachen was das Mädchen sagte. Die Vision ging so schnell wie sie gekommen war und dennoch hinterließ sie einen bleibenden Eindruck.

Mit leichtem Stöhnen öffnete er seine Augen und fand sich sogleich zugedeckt, in einem weichen, bequemen Bett wieder. Seine Glieder schmerzten noch zu sehr, als das er sich aufrichten konnte und so wagte er es nur seinen Kopf ein wenig zur Seite zu neigen, wo er Salina, an seinem Bett schlafend, aus den Augenwinkeln erspäht hatte. Nicht weit hinter ihr hang sein Mantel, der noch einmal verdeutlichte wie gefährlich das Spiel mit dem Feuer war. Vorsichtig holte er seine linke Hand unter der Decke hervor um diese anheben zu können. Als er den Verband um seine Hand sah, zögerte er einen Moment.

„Diese Art von Brandverletzungen lassen sich durch Tränke oder Magie nur schwer behandeln.“, meinte eine vertraute Stimme zu ihm. Es war Salina, die aus ihren leichten Schlaf erwacht war und ihn besorgt ansah. „Kyren sagt das du vielleicht ein paar tiefere Narben davon tragen wirst ... allerdings ist dein Körper weitgehend vom Feuer verschont geblieben. Das hast du wohl deinem Mantel zu verdanken, was? Die Apparaturen an deinen Armen hab ich in deine Innenmanteltaschen gesteckt, damit ich dir Verbände anlegen konnte.“, ergänzte sie, doch er erwiderte er ihr nur einen nüchternen Blick. „Wir alle sind dir sehr dankbar. Du hast die Macht des Feuers für unsere Brosche erobert, aber mach nie wieder so einen Unsinn, oder glaubst du es ist uns egal ob du stirbst?“, sagte sie und beendete ihre Aussage mit einem kleinen Augenzwinkern. Für diesen Tag, darauf beharrte Salina, sollte der tapfere Schwertkämpfer strengste Bettruhe haben. Schon bald würde sich den Abenteurern die nächste Herausforderung bieten...



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