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World of Faerûn - 5. Staffel

Ghosts Of Apocalypse
von

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Folge 80: Im Dienste des Bösen

Noch einmal zog Decan seinen rechten Handschuh nach um sicher zu gehen dass dieser auch richtig sitzen würde. Seit seinem Kampf gegen Dwain, den Herrn des Feuers, bedeckte er seine vom Kampf geschundenen Hände mit schwarzen Lederhandschuhen. Er wirkte nun noch etwas düsterer, denn wieder war ein Teil von ihm hinter schwarzer Kluft verschwunden.

Großäugig wurde er von Salina gemustert, die hinter ihm auf dem Bett saß, das er einen ganzen Tag gehütet hatte. „Erstaunlich das dein Mantel noch so gut erhalten ist.“, meinte sie, erhielt jedoch keinerlei Reaktion darauf. Decan war schon im Begriff das Zimmer zu verlassen als sie ihm mit erhobener Stimme zurückhielt. „Warte!“, rief sie kurz, worauf er inne hielt. „Du ... du bist wirklich dieser Decan von damals, nicht wahr? Dein Mantel ist nicht verbrannt, weil er dich damals schon vor den Feueratem der Drachen geschützt hast, ist es nicht so?“, fragte sie zaghaft. „Was willst du mir wirklich sagen?“, gab Decan schroff zurück und legte seine Hand auf den Türgriff. „Decan ... glaub nicht das du allein auf der Welt bist. Wir alle sind an deiner Seite ... als deine Freunde.“, antwortete sie mit besorgter Miene. Dennoch schien es nicht so als ob sie ihn damit berühren konnte.

Schließlich verließ er das Zimmer und ließ die Elfin zurück. Ein Seufzer entglitt ihrem Mund, bevor sie sich einige Minuten später daran machte ihm zu folgen. Sie konnte weiterhin nur raten welche Umstände ihn zu solch einer Person gemacht hatten.
 

Draußen, vor der Schänke, in der man untergekommen war, warteten bereits ihre Gefährten. Von Decan war jedoch nichts zu sehen und so fragte sie verwundert nach wo er geblieben sei.

„Er sagte er will noch zum Schmied, sich neue Waffen kaufen.“, erwiderte Shane und deutete in Richtung Markt, worauf Kyren den anderen einen Vorschlag unterbreitete. „Ich schätze uns könnte ein kleiner Stadtbummel auch nicht Schaden nach all dem was gestern geschehen ist.“, ergänzte sie, sichtlich zu Barams Ärgernis.

„Hrr, diese Elfenschwuchteln haben nichts als belanglosen Unsinn im Kopf.“, grummelte er in seinen Bart hinein, jedoch nicht leise genug als das es Kyren entgangen wäre. „Niemand hat dich gebeten bei uns zu bleiben. Der Dieb ist uns ja leider entwischt und unser Deal hat sich nun auch erledigt.“, giftete sie in mahnender Haltung zurück. „Na und wenn schon. So wie es aussieht bin ich bei euch genau richtig, wenn ich meinen Ruf wiederherstellen will.“, gab er unverdrossen zurück, so dass sich die beiden fast in die Haare gerieten.

„Ach, mach doch was du willst, Baram.“, meinte sie und wendete sich ab, bereit ein wenig durch die Stadt zu schlendern. „Das werde ich!“, knurrte dieser mit gedämpfter Stimmung.
 

Als Decan einen Waffenladen betrat, in der er neue Schwerter erhoffte, fiel ihm eine ungewöhnlich knapp bekleidete junge Frau am Verkaufstresen auf. Sie trug eine Lanze bei sich, die sie gerade zum schärfen abgab. Ihr Kleid war viel zu kurz und ragte nur knapp über ihren Po hinaus. Er war sich nicht im Klaren was es war, aber etwas erschien er seltsam an ihr. Dennoch erhielt sie nur kurz seine Aufmerksamkeit, da er eigene Angelegenheiten zu erledigen hatte. Ohne der jungen Dame weiter Beachtung zu schenken gesellte er sich zur ihr an die Verkaufstheke und verlangte nach zwei neuen Schwertern. „Hey, Schmied. Habt Ihr Katanas zum Verkauf?“, rief er dem Mann auf der anderen Seite des Tresens zu, der sich gerade daran machen wollte die Lanze der jungen Frau zu schärfen. „Katanas? Das sind höchst ungewöhnliche Waffen in dieser Gegend. Dennoch denke ich dass ich Euch helfen kann, werter Herr.“, antwortete dieser, nachdem er sich ihm zugewendet hatte. Nur ein paar Schritte neben ihn führte eine Tür in einen Nebenraum, die er daraufhin für Decan öffnete. „Hier drinnen habe ich eine exklusive Auswahl an Waffen.“, meinte er mit einladender Geste.

Auch die junge Dame konnte nicht widerstehen einen Blick in die Kammer zu werfen und folgte ihm. Die Waffenauswahl darin ließ sie beinah erstarren, während Decan vom Ladenbesitzer zu seinen Katanas geführt wurde. Der Waffenverkäufer bot eine reichhaltige Auswahl an, doch der Blick seines Kunden war etwas schärfer. Ihm fiel ein Katana-Schwerter-Paar auf, das nur unweit von der Auswahl des Händlers an der Wand befestigt war. „Was ist mir diesen beiden?“, fragte er nüchtern nach.

„Oh, das .... das .... Ihr solltet lieber ein anderes Schwert wählen. Diese Katanas sind verflucht. Sie haben einen so etwas wie ihren eigenen Willen, glaube ich. Den Erzählungen nach, ist jeder ihrer Besitzer durch die Klingen dieser Schwerter gestorben.“, erwiderte er leicht schwitzend. Decan blieb unbeeindruckt und näherte sich den Schwertern um sie genauer zu untersuchen. „Wie alt?“, fragte er.

„Eh .... das weiß ich nicht genau. Schon mein Großvater hatte sie in seinem Besitz. Ich glaube ein paar hundert Jahre. Er hat sie von einem Mönch erworben, wenn ich nicht irre.“, antwortete er nervös. Decans Blick verfinsterte sich langsam. Trotz allen wagte er es die beiden Katanas aus ihren Halterungen zu nehmen. Sie waren in erstklassigen Zustand und dennoch wirkte sein Blick düster. „Die linke und die rechte Hand von Underwood.“, sagte er, fast so als wusste er was er in Händen hielt. „Mein Herr?“, fragte der Schmied besorgt nach, worauf sich der Schwertkämpfer zu ihm umdrehte. „Ich nehme die Schwerter.“, sagte er und warf ihm einen Beutel voll Münzen zu, den er unter seinem Mantel hervorgeholt hatte. Ohne weitere Worte verließ er das Geschäft mit samt seinem Neuerwerb, unter dem staunenden Blick der jungen Frau. Er schien nicht zu ahnen dass es sich bei ihr um Ley handelte, die wie ihre Schwester Calia im Auftrag eines Dämons handelte. Zum Glück des Schmiedes wussten sie nichts voneinander.
 

Kyrens Einkaufsbummel war vor einem Bekleidungsgeschäft des Einkaufsviertels der Stadt zum Stillstand gekommen. Nachdenklich starrte sie durch das Fenster, während im Hintergrund Salina um Pfeile für ihren Köcher feilbot. Baram blickte recht angewidert drein als er die junge Elfenmagierin so sah und gesellte sich kurzerhand zu ihr. „Bäh, dieses Zeug steht dir doch eh nicht. Du hast weder Taille noch Busen dafür.“, moserte er, sichtlich verstimmt darüber das es nicht recht weiterging. Sie wirkte nur kurz getroffen und sah schließlich zu Shane herüber, der Salina beim Pfeilkauf zügelte. Entnervt schlug sich Baram die Hand vors Gesicht. „Das darf doch nicht wahr sein. Sie steht auf ihn.“, murmelte er vor sich hin, wenn gleich nicht leise genug als das ihn Kyren nicht verstehen konnte. „W-w-was?!“, gab sie stotternd und errötet zurück. „Ich hoffe nur das ist nicht so eine Liebessülze, bei dem keiner der beiden mit seinen Gefühlen rausrückt, weil sie Angst haben das sie abgewiesen werden.“, ergänzte er vor sich hin seufzend. „Was redest du denn da?!“, fragte seine Gefährtin recht perplex. „Glaub mir Mädchen. Ich war schon drei Mal verheiratet. Mach es, oder lass es bleiben.“, antwortete er nüchtern und ging vor sich hin pfeifend voraus.

Salina hatte mit ihren Charme gleich ein ganzes duzend Pfeile zu günstigen Preisen erstattet und war nun ebenfalls bereit weiter zu gehen, während Shane die Handelsmethoden der Waldläuferin sichtlich peinlich waren. „Du kannst doch die Leute nicht einfach so um den Finger wickeln!“, rief er ihr mahnend nach. Sein Haupt senkte sich beschämt, merkte aber bald darauf dass ihn Kyren anstarrte. Verschreckt dadurch das er es bemerkt hatte, wendete sie ihren Blick schüchtern ab und tat so als hätte sie ihn keines Blickes gewürdigt.

Die Abenteurer hatten noch nicht bemerkt das Ley und Calia sich bereits auf den Dächern der Stadt, nahe ihrer Route in Stellung gebracht hatten.
 

Dunkle Wolken zogen am Himmel auf und der Wind nahm zu. Recht schnell war Salina klar, dass ihre Einkaufstour nun wohl ins Wasser fallen würde, wenn es anfangen würde zu regnen. Sie selbst zeigte sich sichtlich enttäuscht, während Shane schon fast so etwas wie Erleichterung ins Gesicht geschrieben stand. Diese Stimmung sollte sich jedoch schnell ändern als Calia auf einmal von einem Dach eines nahe liegenden Gebäudes vor ihnen auf die Straße sprang. Schon im nächsten Augenblick sah man sich umzingelt als ihnen Ley den Rückweg versperrte.

„Du schon wieder!“, rief Shane mit verärgerter Miene. „Ja! Hast du gedacht ich würde die Schmach vom letzten Mal einfach so über mich ergehen lassen. Ihr hattet nur Glück das dieser Dieb euch zu Hilfe kam.“, entgegnete sie ihm und ging mit ihrem Krummsäbel in Angriffshaltung.

„Ihr habt die Geduld unserer Herrin lange genug auf die Probe gestellt. Jetzt ist es aus mit euch.“, ergänzte Ley und nahm mit ihrer Lanze eine ähnliche Haltung ein wie ihre Schwester. „Jetzt sind es schon zwei.“, stellte Shane mürrisch fest, während Kyren noch hoffte die Sache friedlich regeln zu können. „Warum tut ihr das?! Ist euch denn nicht klar dass eure Herrin eine Dämonin ist? Sie wird der Welt großen Schaden zufügen, wenn die Brosche in ihre Hände fällt!“, mahnte sie die beiden, sehr zum Unmut von Calia. „Du hast die Ziele unserer Herrin nicht in Frage zu stellen!“, fauchte sie zurück und griff an. Lediglich Ley zögerte kurz, tat es ihrer Schwester aber schließlich gleich. Obwohl zahlenmäßig unterlegen, konnten sich die beiden Kämpferinnen doch gegen die vier Abenteurer bewähren. Baram versuchte Calia rasch mit einem gezielten Wurf seiner Axt außer Gefecht zu setzen, doch dieser wich sie gekonnt aus. Ungeschützt und unbewaffnet fiel der Zwerg kurz darauf einen Fußtritt von ihr zum Opfer, der ihn aus dem Kampf warf.

Salina hingegen musste sich mit Leys Lanze plagen, die einmal auf den Boden geschlagen, weite Krater in die Landschaft riss. Die Augen der Waldläuferin weiteten sich schockiert, hatte sie doch nicht damit gerechnet welche fatale Wirkung diese Waffe haben würde. Ley war zudem eine sehr versierte Kämpferin und schaffte es recht schnell ihren Widerstand zu berechen. Salina war nicht in der Lage ihren Bogen einzusetzen und wurde schließlich von einer der Druckwellen, die bei der Entstehung der Krater entstanden, erfasst und davon geschleudert. Sie landete nur unweit von Kyren entfernt, der es gelang die heranstürmende Kämpferin mit einer herbei beschworenen, magischen Schutzwand zu stoppen, die Ley kurz zurückwarf.

Auch Calia hatte mittlerweile in Shane ihren Meister gefunden, denn der wusste sein Langschwert geschickt einzusetzen um sie in Schach zu halten. „Geh mir aus dem Weg, Halbelf! Widerstand ist Zwecklos!“, schrie sie ihn erbost an und doch gelang es ihr, trotz optischer Überlegenheit, nicht an ihm vorbeizukommen.
 

Kyren versuchte währenddessen Leys Ansturm zu beruhigen und redete flehend auf sie ein. „Bitte! Hör auf damit! Wieso tut ihr das?!“, entgegnete sie ihr immer wieder, aber Ley versuchte beständig sie mit der Lanze zu treffen. Nur langsam zeigten die Worte der Elfemagierin, die sich inzwischen nicht einmal mehr wehrte, sondern nur noch auswich, Wirkung. „Ich bin nicht dein Feind! Bitte hör auf!“, rief sie mit entsprechender Miene und brachte ihren Angriff schließlich zum erliegen, kurz bevor ihr die Spitze der Lanze das Gesicht entzwei gespalten hätte. „Wie könnt ihr auf der Seite eines Dämons stehen? Ihr seid doch Menschen!“, gab sie aufgeregt zurück. Für einen Moment durchschlichen Ley Zweifel, denn die Worte der Elfe trafen genau den Punkt in ihrem Herzen, der sie selbst immer wieder fragte ob sie das richtige tat.

Der Kampf zwischen Calia und Shane hatte ein zwischenzeitliches Ende gefunden. Die Aufmerksamkeit der beiden war nur noch auf die beiden Mädchen gerichtet. „Was ist Ley?! Töte sie!“, rief Calia aufgebracht, wogegen Shane besorgt den Namen seiner Gefährtin rief.

„Ich ... ich kann das nicht. Sie ... sie hat doch recht... oder?“, meinte Ley mit zitternden Händen. „Ist das, was eure Herrin von euch verlangt, wirklich Rechtens?“, fragte die junge Magerin freundlich nach und legte ihre Hand auf dem Stab der Lanze, so dass sie sich langsam zu Boden senkte.

„Wir werden bestraft, wenn wir nicht tun was sie verlangt, Ley! Also töte das Gör und nimm dir die Brosche!“, schrie Calia wütend, doch auch dagegen hatte Kyren ein Argument. „Ist das euer Willen? Müssen andere Menschen leiden, damit ihr nicht leiden müsst?“, fragte sie mit ruhiger Stimme.

Schließlich hatte Calia genug und überwältigte Shane, der einen Moment unaufmerksam war. Er spürte die Klinge ihres Krummsäbels an seiner Kehle, was mehr als ausreichend war um ihn gefangen zu halten. „Nein! Shane!“, rief Kyren sichtlich besorgt, als sie merkte was hinter ihr geschehen war. „Los jetzt, Kleine. Gib meiner Schwester die Brosche, sonst geht’s deinen Freund hier schlecht!“, forderte sie mit düsterer Miene.

„Gib sie ihr nicht!“, mahnte sie Shane, wurde jedoch schnell wieder durch das Krummsäbel an seinem Hals in seine Schranken gewiesen. „Du hältst die Klappe!“, fauchte Calia erbost. „Und nun mach schon!“, ergänzte sie in Richtung der Elfe. Kyren ließ sich allerdings nicht auf solch einen Handel ein und nahm ihr kurzerhand die Verhandlungsbasis. Mit einer kurzen Handbewegung samt Zauberspruch löste sich Shane in der Unklammerung Calias auf und fügte sich neben der Elfenmagierin wieder zusammen. „Ahr! Sie hat ihn einfach wegteleportiert!“, rief sie verärgert. Dennoch hatte Kyrens Rettungsaktion ihren Preis, denn diese sackte kurz darauf leicht zusammen, wurde jedoch noch von Shane abgefangen. „Kyren! Alles in Ordnung?“, erkundigte er sich sofort. „Ha! Das hat ihr zu viel Kraft gekostet! Jetzt ist sie fällig!“, meinte Calia, die sich nun schon am Sieg wähnte. Ihr sicher geglaubter Triumph endete abrupt, als von beiden Seiten duzend schwer bewaffnete Stadtwachen herbei gerannt kamen. „Das darf doch nicht wahr sein! Nicht schon wieder!“, gab sie wütend von sich und befahl ihrer Schwester den Rückzug. „Dieses Mal seid ihr noch davon gekommen, aber das Glück wird nicht ewig auf eurer Seite sein. Wir sehen uns wieder! Komm Ley! Wir verschwinden.“, sagte sie und verschwand mit ihrer Schwester über die Dächer der Stadt, während die Stadtwachen am Kampfschauplatz eintrafen.
 

Verbittert wirkend lief Ley einige Zeit später durch ein Waldstück nahe der Stadt. Der verlorene Kampf zerrte jedoch nicht so sehr an ihrer Gedankenwelt wie die Worte die Kyren ihr entgegnet hatte. Sie zweifelte ob es rechtens war was sie und ihre Schwester taten. Ihr war klar das Zephilia so lange über sie herrschen würde, bis man ihr die Brosche brachte. Dennoch war ihr nun eines bewusst geworden. Sie hatte nie ernsthaft über die Konsequenzen nachgedacht, wohl auch weil Zephilias Einfluss ihre Gedanken trübte. Viel mehr beschäftigte sie nur noch die Frage warum es Calia und ihr einfach nicht gelingen wollte, Kyren und den anderen die Brosche zu entreißen. Ihre Herrin hatte die Geschwister mit dämonischer Macht und tödlichen Waffen ausgestattet und trotzdem hatte sie im entscheidenden Moment versagt, es nicht geschafft die Elfe zu töten.

Unbewusst näherte sie sich einer Lichtung in der eine Gestalt unter den wärmenden Sonnenstrahlen des Himmels einige Schwertübungen absolvierte. Sie kannte den jungen Mann aus der Schmiede, dessen schwarzer Mantel im Gras der Lichtung lag. Er hatte dort zwei Katanas erworben, trotz der Warnung, dass sie ihrem Besitzer den Tod bringen würden. Obwohl er nur ein Schwert schwang wirkte seine Technik noch immer elegant und imposant.

Gebannt sah sie eine Weile zu wie er gegen einen vermeintlich unsichtbaren Feind kämpfte. Er schien sie früh bemerkt zu haben, reagierte aber nicht weiter auf sein Publikum. Ein seltsames Gefühl durchschlich Ley bei seinem Anblick, wie sein gestählter Körper unter seinem ärmelfreien, schwarzen Hemd hervorstach. Es wirkte zwar etwas unmodisch lederne Handschuhe dabei zu tragen, jedoch wusste sie nichts von seinen darunter liegenden Wunden.

Mit der Zeit gefiel es ihr, ihn einfach nur so zuzusehen, wirkte sein Training doch fast wie eine Art Tanz. Sie fand es befremdend sich einzugestehen dass er etwas Besonderes war, aber schnell schüttelte sie diesen Gedanken wieder ab und sprach ihn an. „Entschuldigt“, rief sie zaghaft, worauf er sein Training unterbrach und sich ihr langsam zuwendete. Kein Wort fiel über seine ständig düstere dreinblickende Miene, so dass sie es kaum wagte einen weiteren Satz an ihn zu richten. „Ihr ... Ihr seid ein großer Schwertkämpfer, nicht wahr?“, fragte sie schüchtern. „Komm zum Punkt, Mädchen.“, mahnte sie Decan leicht verstimmt. „Ich ... ich wollte Euch fragen ob ....... ob Ihr mir vielleicht einen Rat geben könntet.“, gab sie mit ihren ganzen Mut zurück. Decan zeigte keine Reaktion, betrachtete sie lediglich mit zweifelhaftem Blick. „Wisst Ihr, es ... gibt da jemanden. Man hat mir erklärt dieser jemand besitzt etwas das ihm nicht zusteht. Wir haben gekämpft, aber ich habe es nicht geschafft zu gewinnen. Stattdessen habe ich gezögert, weil ich mir nicht mehr sicher war ob es das Richtige ist. Ihr hattet keine Zweifel, habt nicht gezögert als ihr die beiden Katanas gekauft habt. Wie ... wie kann ich so sein wie Ihr?“, sagte sie mit abschließenden hoffnungsvollen Blick. Eine Zeitlang sah sie der junge Mann nüchtern an, bevor er sich schließlich leicht abwendete. „Wenn Ihr auch nur den geringsten Zweifel habt, solltet Ihr keinen Kampf beginnen, Mädchen. Furcht, Zweifel, Gefühle – das sind Dinge die sich ein Kämpfer im Kampf nicht leisten kann, will er gewinnen.“, tönte er ungerührt zurück.

„Wisst Ihr, ich kämpfe für meine Freiheit, aber der Preis dafür ist das Leid anderer in Kauf zu nehmen.“, entgegnete Ley kurz, bevor er sie rasch unterbrach. „Dein Motiv zu kämpfen führt dich zum Zweifel. Kämpfe nicht, weil andere dir sagen dass du kämpfen musst. Beginne einen Kampf niemals aus Rache, niemals aus Wut oder für persönliche Wünsche.“, antwortete er mit ernsten Blick. „Aber woher weiß ich dass ich das Richtige tue?“, fragte Ley nach. „In dem Moment wo du dir deiner Sache nicht mehr sicher warst, hast du dir diese Frage bereits beantwortet.“, antwortete er kühl. Ley nickte leicht, obwohl sie nicht ganz verstanden hatte was er sagen wollte. Sie verfiel einen Moment lang in Gedanken, während Decan sich daran machte mit seinen Übungen fortzufahren. „Ich danke Euch für Euren Rat. Ich bin mir sicher er wird mir helfen.“, sagte sie und verschwand mit besserer Laune im Wald. Decan schien nicht zu ahnen dass er gerade dem Feind geholfen hatte und fuhr mit seiner Übung fort, als ob nichts gewesen wäre.
 

Der Abreise der Abenteuergruppe um Shane und die anderen stand derweil nichts mehr im Weg. Man wirkte noch etwas zerknirscht über den Überfall von Calia und Ley, hoffte aber das Kyrens Worte etwas bewirkt hatten.

„Hat Decan wirklich gesagt das wir ihn hier im Wald treffen sollen?“, fragte Salina zweifelnd als man den Pfad in Richtung Wald lief. „Ja, hier in der Nähe muss irgendwo eine Lichtung sein.“, gab Shane sicher zurück, während man das Waldstück betrat. Ein ungutes Gefühl durchschlich die Gruppe, nicht zu unrecht, denn in den Wipfeln der Bäume lauerte Calia bereits auf ihre Chance. Zu gut hatte sie noch im Gedächtnis, was nach ihrer Flucht aus der Stadt passiert war.
 

Im Wald wollten sich die beiden Schwestern ungestört über das weitere Vorgehen absprechen. An einem gefällten Baum fanden sie eine kurze Rast um die Situation neu zu überdenken. Ley wirkte traurig, gerade zu eingeschüchtert, wohlwissend das sie nicht unerheblichen Anteil an der kürzlichen Niederlage trug. Wütend schlug Calia mit bloßer Faust gegen einen Baum. „Wir waren so nah dran! Ich kann einfach nicht glauben das die Brosche noch immer bei denen ist!“, schimpfte sie vor sich hin. „Calia ... es ...“, wollte Ley erwidern, doch ihre Schwester war nicht gewillt ihr zuzuhören. „Ich bringe dieses Elfengör’ um! Koste es was es wolle! Es darf kein weiteres Versagen mehr geben! Herrin Zephilia ist sicher schon ungeduldig.“, fuhr in gleicher Tonlage fort.

Erst als sich ein ungebetener Gast zu ihnen hinzugesellte, ließ sie von den Gedanken der letzten Niederlage ab. Mit beinah tödlichem Blick musterte sie den älteren Herrn, dem eine metallene Augenklappe vor seine rechte Augenhöhle implantiert war. „Wer seid Ihr?!“, fuhr sie ihn forsch an.

„Es tut mir Leid die jungen Damen gestört zu haben, aber ich kam nicht umher mitzubekommen wie ihr in der Stadt für Aufsehen gesorgt habt. Mein Name ist Luther.“, sagte er mit freundlicher Miene. Calia reagierte jedoch recht verärgert über das Erscheinen des Mannes und zückte ihr Schwert. „Du hast 3 Sekunden Zeit mir zu sagen warum ich dich nicht aufschlitzen sollte.“, gab sie mit bedrohlicher Stimme zurück und ging raschen Schrittes auf ihn zu. „Ich kann euch helfen an das zu kommen was ihr begehrt.“, sagte er, wenig eingeschüchtert vom Verhalten seiner Gegenüber. Calia stoppte abrupt und auch Ley schrak erstaunt auf.

„Seht ihr, es ist mir relativ egal um was es euch geht oder für welche Sache ihr kämpft. Fakt ist aber das ihr mir helfen könnt das zu kriegen was ich will, allein dadurch in dem ihr euch holt was ihr wollt.“, sprach Luther mit verschlagenen Blick in Richtung der beiden Kriegerinnen. „Was faselst du da?!“, entgegnete ihm Calia verständnislos. „Ihr versucht etwas zu eurem Meister zu bringen, aber reicht es nicht auch, wenn ihr den Träger der Brosche zu eurem Meister bringt?“, konterte er mit konstanter Mimik. Ley wirkte verblüfft und schockiert zugleich. „Ihr wollt dass wir die Elfe entführen, statt zu eliminieren?“, fragte sie in entsprechender Tonlage.

„So ist es, junges Fräulein.“, antwortete er und legte seine Hände in bittender Stellung vor sich zusammen. „Was habt Ihr davon?!“, hakte Calia misstrauisch nach. Der alte Mann sah es jedoch nicht für nötig an zu antworten und warf ihr lediglich ein Schriftstück vor die Füße. Ein zweifelhaftes Schmunzeln legte sich auf sein Gesicht und statt einer Antwort verabschiedete er sich. „Einen schönen Tag noch, die Damen.“, sagte er lediglich und ging seines Weges. Nur zögerlich wagte es Calia die Schriftrolle aufzuheben und zu betrachten. Der Zauber der dort eingeprägt war, ließ ihre Augen erstaunt weiten. Als sie dem Mann im nächsten Augenblick noch einmal einen Blick widmen wollte, war dieser jedoch bereits verschwunden.
 

Nun lag Calia auf der Lauer und sah abwertend auf die ahnungslose Abenteurergruppe hinab, ihren Blick fest auf die Elfenmagierin fixiert, die stets an ihren Niederlagen entscheidenden Anteil trug. Nichts, so dachte sie, könnte ihre Herrin mehr besänftigen, als ihr das Mädchen zu bringen, das ihr Unterfangen zum scheitern bringen wollte.
 

Kyren nahm den kleinen Schatten über sich zunächst gar nicht wahr, bis sie auf einmal realisierte das er rasch größer wurde. Ein Blick nach oben verriet ihr das Calia, sich mit gezückter Waffe von den Gipfeln der Bäumen auf sie stürzte. „Pass auf!“, rief Shane, der sie gerade noch rechtzeitig mit sich riss um Treffer der Kämpferin zu entgehen. „Das darf doch nicht wahr sein! Zwei mal an einem Tag?!“, meinte Salina fassungslos und griff zu Pfeil und Bogen. Calia schien aber nicht im geringstem enttäuscht zu sein, das ihr erster Angriff daneben gegangen war. Für einen Moment verharrte sie in regungsloser Pose und ließ ein unscheinbares Schmunzeln über ihre Lippen gleiten. „Ihr Narren. Glaubt ihr wirklich das es so einfach ist?“, erwiderte sie und nahm eine Schriftrolle hervor aus der ein grelles Licht austrat. Eine Erschütterung glitt über den Boden, Vögel flohen aus den Bäumen und ein dumpfer Knall durchschallte die Gegend.

Zuversichtlich hielt Calia ihre Augen geschlossen und lauschte dem Geräusch der nieder sackenden Körper ihrer Gegner. Mit zufriedener Miene stand sie auf und sah auf die regungslosen Körper von Baram und Salina. Eine kurze Drehung ihres Kopfes zur anderen Richtung sollte ihr die Bestätigung geben das auch die anderen beiden vom Zauber getroffen waren, doch ihre Augen weiten sich überrascht. „Du!“, gab sie mit zerknirschter Miene in Kyrens Richtung, die noch in der Pose verharrte in dem sie offenbar einen Gegenzauber gestartet hatte. Trotz der Tatsache dass sie noch bei Bewusstsein war und stand, wirkte sie angeschlagen. „Was hast du mit meinen Freunden gemacht?!“, fragte die Elfin besorgt nach. „Unglücklicherweise sind sie nur betäubt, aber das reicht aus um endlich das zu bekommen was ich will.“, erwiderte sie mit dürstenden Blick, ihr Krummsäbel auf die Elfe gerichtet. Kyren war bewusst in welcher Lage sie steckte, denn trotz ihrer Magie war die junge Frau kein einfacher Gegner.

Es schien sogar noch schlimmer werden als Ley sich zum Szenario hinzugesellte. Ihr Blick war entschlossen, ebenso wie der Griff den sie um ihre Lanze legte. „Nicht Calia!“, rief sie ihrer Schwester zu. „Was?“, gab Calia verblüfft zurück und senkte ihr Säbel leicht ab. „Du weißt nicht was du tust, Schwester. Hast du dich nicht auch schon mal gefragt ob uns Zephilia wirklich gehen lässt wenn wir ihr die Brosche bringen? Es ist einfach nicht richtig was wir tun.“, sagte sie und trat an Kyrens Seite, bereit sich im Ernstfall ihrer Schwester im Kampf zu stellen.

„Was redest du da, Ley? Was sind das für Gedanken! Zephilias Wille ist unanfechtbar!“, erwiderte sie wütend. „Sag mir Schwester. Wofür kämpfen wir? Warum kämpfen wir? Weil es Zephilia will oder weil wir es wollen? Was ist wohl wichtiger?“, gab Ley mit fester Stimme zurück. Tatsächlich gelang es ihr Ley für einen Moment zum Zweifeln zu bringen, doch nicht lange genug um ihren Willen von Zephilias Einfluss zu befreien. „Ich … ich weiß was hier vorgeht. Man hat dich einer Gehirnwäsche unterzogen … aber keine Sorge Schwester. Unsere Herrin wird dir sicher helfen können. Nun geh aus dem Weg.“, sagte Calia mit leicht verunsicherte Stimme, aber Ley blieb stur. „Nein, wir sind diejenigen die manipuliert wurden. Wenn du das Mädchen willst, musst du erst an mir vorbei. Ich wünschte du würdest einsehen das es falsch ist was wir tun und all dem ein Ende machen.“, erwiderter Ley mit trauriger Miene. „Ja, ich werde dem ein Ende machen, selbst wenn ich dich aus dem Weg räumen muss.“, fauchte ihre Schwester im Kampfesrausch zurück und ging zum Angriff über.
 

Als sich die Waffen der beiden daraufhin das erste Mal kreuzten, fühlte Kyren bereits das es kein gutes Ende nehmen würde. Beide zeigten grenzenlosen Einsatz, so dass kein Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Kampfes aufkam. Äste zersplitterten, Bäume rissen entzwei und der Boden wurde das ein ums andere mal von den beiden Waffen der Kämpferinnen aufgewühlt. Wieder und wieder kreuzten sich ihre Wege, ohne das ein Gewinner aus dem Duell hervorgehen konnte. Schließlich blieben sie einen Augenblick lang auf Abstand stehen. „Ich hätte nicht erwartet dass du dich gegen mich stellen würdest, Ley. Ich bin sehr enttäuscht.“, entgegnete Calia ihrer Schwester. „Ich will dich nicht töten, Calia. Lass uns fliehen. Irgendwohin wo uns Zephilia nicht findet.“, meinte ihre Schwester mit trauriger Miene, die es sichtlich mehr mitnahm gegen ihre Schwester kämpfen zu müssen. Ein letztes Mal stürmten sie zum Angriff aufeinander los, doch dieses Mal mischte sich eine dritte Person ein. Kyren sah wie ein schwarzer Ritter mit einem Langschwert zwischen die beiden sprang und mit dem Ende des Griffs die beiden binnen Sekunden außer Gefecht setzte. Zwei einfache und effektive Treffer ins Gesicht brachten die beiden zu Boden.
 

Leys Augen weiteten sich ängstlich als sie zum schwarzen Ritter aufsah. „Der schwarze Ritter …. Oh nein!“, sagte sie mit zittriger Stimme. „Hat dich Zephilia geschickt um uns zu töten?“, fragte Calia nach, die sich die Hand gegen die blutende Stirn hielt. Statt zu antworten richtete sich der fremde Mann, der sein Gesicht unter einem schwarzen Helm mit einem recht schmalen Sehschlitz verbarg, auf Kyren. Bevor diese wusste wie ihr geschah, spürte sie schon das Knie des Ritters in ihrer Magengegend. Nur einen Wimpernschlag später traf sie ein weiterer Schlag, der sie hart gegen einen Baum schleuderte. Binnen Sekunden war sie Kampfunfähig und der Ritter als Sieger des Konflikts hervorgegangen. Mit strengem Blick deutete er auf das Elfenmädchen. Calia verstand die Anweisung und machte sich daran sie zu holen. Sie war sich sicher dass jede Weigerung ihr und ihrer Schwester den Tod bringen würde und so tat sie was von ihr verlangt wurde. Nach einigen Schritten spürte sie plötzlich wie eine Hand an ihren Fuß griff. „Lass … sie in Ruhe!“, ächzte Shane vom Boden aus, der mit letzter Kraft versuchte Calia aufzuhalten. Sie wunderte sich zwar das er bereits wieder bei Bewusstsein war, aber es war ihr ein leichtes ihn abzuschütteln. „Die Kleine werde ich mitnehmen … als Geschenk für unsere Herrin. Vielleicht vergibt sie uns dann ja unser Versagen.“, sprach sie mit bösartigen Blick auf den Halbelfen und riss sich los.

Verzweifelt versuchte er noch nach ihr zu greifen, doch es war vergebens. Das letzte was er sah war, wie seine Gefährtin fortgebracht wurde, bevor ihm erneut das Bewusstsein entglitt …



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