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Gab es eine Zeit, in der du deine Arbeit gehasst hast?

Autor:  HasiAnn

Frage von Freya: "Hi Hasi, gab es eine Zeit, in der du deine Arbeit gehasst hast?"

Arbeit hassen?





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Kann man als Künstler erfolgreich werden? Erfolg, Künstler, Selbstständigkeit

Autor:  HasiAnn

Ein anonymes Claninchen fragt: "Hi Hasi, kann man als Künstler erfolgreich werden?"

Kurze Antwort: Ja. Lange Antwort: Aber.

Ich setze jetzt mal voraus mit "Erfolg" meinst du Anerkennung und Geld (Erfolg kann ja alles mögliche sein, persönliches Wachstum zum Beispiel). Hierbei gibt es zwei Dinge, die du nicht miteinander verwechseln darfst. Kunst und Kommerz.

Was ist Kunst?

Kunst ist die Sprache der Seele. Sie ist offen für das Neue, für das Unbekannte, für das, was nicht in Worte zu fassen ist, für das was vielleicht sogar über den Verstand hinaus geht. Es ist eine emotionale Sprache, die jeder auf seine Art versteht und interpretiert. Ein Künstler schafft ein Werk immer mit einer bestimmten Intention, etwas von sich zu erzählen, aus seinem Leben, aus seinen Erfahrungen, aus dem, was ihn bewegt. Und dabei ist es egal, welchem Handwerk sich der Künstler verschrieben hat, Zeichnen, Schneidern, Musizieren, Schreiben und so weiter. Kunst kennt viele Wege sich auszudrücken. Manche Künstler komponieren ein unvergleichliches Stück, andere Künstler kippen einen Eimer Farbe über sich aus und werfen sich auf eine Leinwand. Egal, welchem Handwerk du dich verschreibst, solange du ausdrückst, was du in dir empfindest, machst du Kunst.

Was ist Kommerz?

Kommerz hingegen ist eine Art, Kunst zu benutzen, um zu unterhalten und damit Geld (oder irgendeine andere andere Form der materiellen Vergütung) zu verdienen. Kunst soll in erster Linie Ausdruck der Emotionen des Künstlers sein. Aber gleichzeitig hat genau das eine gewisse Anziehungskraft auf ein Publikum, egal ob vom Künstler gewollt oder nicht. Was diese Anziehungskraft ist, ist unterschiedlich. Manchmal ist es pure Schönheit und Ästhetik fürs Auge, manchmal ist es bezaubernd oder spektakulär, manchmal ist es außergewöhnlich, manchmal ist es bizarr und grotesk, aber es ist immer etwas, das das Publikum hinschauen lässt, weil es sich dafür interessiert. Das ist Unterhaltung. Das Publikum fühlt sich vom Werk unterhalten. Es ruft in ihm eine Art von Emotion hervor, entweder Freude wie bei einem schönen Tisch, oder Entspannung wie bei einer seichten Musik, oder Anspannung wie bei einer fesselnden Geschichte, oder Angst wie bei einem Gruselfilm und so weiter. Diese Wirkung auf das Publikum ist Unterhaltung. Unterhaltung ist etwas, das Kunst nicht unbedingt leisten muss, aber in vielen Fällen leisten kann. Und in manchen Fällen ist diese Unterhaltungsleistung der Kunst so stark, dass das Publikum bereit ist, dafür Geld zu bezahlen.

Kunst vs Kommerz

Unsere stark kommerzialisierte Leistungsgesellschaft hat diese Unterhaltungsleistung der Kunst immer mehr vergrößert, verbessert, angepasst und optimiert. Ein Künstler ist nicht dazu bestimmt, weltweit bekannt, berühmt und reich zu werden. Kein Künstler sollte dieses Ziel haben, denn dann ist er kein Künstler, sondern ein Unternehmer. Unternehmer haben das Ziel der Gewinnmaximierung. Das ist ihr Job. Ein Künstler hat das Ziel, auszudrücken, was in ihm ist. Allerdings sind in der heutige Leistungsgesellschaft Emotionen einer einzelnen Person nicht viel wert (das ist schade, aber so ist es momentan). Und so zwingt uns diese Gesellschaft Geld zu generieren, auch mit unserer Kunst, ob wir wollen oder nicht. Daher haben wir als Künstler gar keine andere Wahl, als die Unterhaltungsleistung unserer Kunst zu maximieren, so gut es geht, um sicher gehen zu können, dass wir im nächsten Monat noch Essen auf dem Tisch haben.

Wenn man als Künstler Kunst produziert, die gezielt auf die Unterhaltungsleistung zugschnitten ist, die allen voran ein Publikum unterhalten soll anstatt die Emotionen des Künstlers zu transportieren, dann ist man beim Kommerz angekommen und genau dann kann man mit seiner Kunst richtig erfolgreich werden.

Die Frage

Die Frage, die sich jeder Künstler stellen muss, ist „Will ich ausdrücken, was in mir ist oder will ich ein Publikum unterhalten?“ Versteh mich nicht falsch, beides ist möglich und beides ist in Ordnung. Ich kenne viele Künstler, die nur kommerziell arbeiten. Sie zeichnen für Verlage, Firmen, Privatkunden, kriegen ihre Aufträge und zeichnen dann maßgeschneiderte Werke. Das ist ihr Job und damit verdienen sie ihr Geld. Ich kenne aber auch Künstler, die ausschließlich Leidenschaftsprojekte verfolgen, ein Buch schreiben oder einen Manga zeichnen, Werke, die völlig ungeschliffen sind und keinerlei kommerzielle Intention haben. Diese Künstler zeichnen ausschließlich für die Kunst und sie sind sich darüber im Klaren, dass diese Kunst nicht ihre Miete oder ihr Essen bezahlt.

Es gibt ganz wenige Künstler, die beides schaffen, die sowohl echte, von Herzen kommende Kunst produzieren, die aber gleichzeitig so viele Menschen emotional anspricht, dass sie auch hochgradig kommerziell ist. Das ist aber schwierig und hat viel mit Glück und einem extrem guten Gespür für die Wünsche der Menschen zu tun.

Um deine Frage zu beantworten: Ja, man kann als Künstler sehr erfolgreich werden, aber du musst dir selbst die Frage stellen, was deine Kunst leisten soll. Soll sie DEIN Innerstes widerspiegeln oder das von möglichst vielen Menschen?

( )_(✿)
(◉u◉ )o ⌒*:・゚✧
HasiAnn



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Charaktere, schreiben

Autor:  HasiAnn

Mangacharaktere zu erstellen, macht mega viel Spaß, aber wenn man sie auf die Story loslässt, kommt es ab und an vor, dass sie ein Eigenleben zu entwickeln scheinen. Was man dagegen tun kann, erfahrt ihr in diesem Video: 

Fehler bei der Manga-Charaktererstellung

 



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Wann sollte man mit Lernen anfangen? – Lernplan erstellen

Autor:  HasiAnn

Communityfrage von Andrea: „Hi Hasi, du hattest letztens was drüber geschrieben, wie man lernt ohne was zu vergessen. Du kennst dich offenbar mit sowas aus. Ich habe ein ganz anderes Problem. Wir schreiben oft Proben und Klassenarbeiten. Wenn wir den Termin dafür kriegen, dann denke ich immer „Ich habe noch so viel Zeit, da muss ich noch nicht gleich anfangen“. Aber dann vergeht die Zeit und am Ende fange ich wieder erst ein oder zwei Tage vorher an. Wie kann ich das machen, dass ich pünktlich mit lernen anfange?“ Wann sollte man mit Lernen anfangen?

Erstell dir am besten einen Lernplan. Ein Lernplan ist ziemlich einfach erstellt du folgst einfach diesen Schritten.

  1. Du brauchst den Termin für die Prüfung (oder Leistungskontrolle, Klassenarbeit, Klausurarbeit, Probe, Test, etc)

  2. Schau in deinen Kalender und zähle, wie viele Tage dir bis zum Termin bleiben.

  3. Dann zähle die Seiten in den Heftern oder Büchern, die du durchackern musst und wo der ganze Stoff drin steht, den du für die Prüfung können musst.

  4. Rechne dann folgendes: Anzahl der Seiten geteilt durch Anzahl der Tage. Die Zahl die dabei rauskommt ist die Anzahl der Seiten, die du pro Tag abarbeiten musst, um pünktlich mit dem Lernen zur Prüfung fertig zu werden. Beispielsweise wird für nächste Woche eine LK angekündigt. Also hast du sieben Tage Zeit zum lernen. Dann schaust du in deinen Hefter und zählst nach wie viele Seiten mit Aufzeichnungen das Thema umfasst, beispielsweise sind es 14 Seiten. Dann teilst du die 14 Seiten durch die 7 Tage. Das macht 2. Du musst also jeden Tag 2 Seiten abarbeiten, um pünktlich mit dem Lernern fertig zu sein.

  5. Um es noch deutlicher zu machen, kannst du diese Seiten abzählen und mit farbigen Klebchen die Seitenanzahl markieren. Dann siehst du direkt wie viel du noch vor dir hast und wieviel zu schon geschafft hast.

Auf die Art verteilst du deinen Workload über die gesamte Zeit, die dir zur Verfügung steht. Du kannst den Plan natürlich noch nach deinen Bedürfnissen anpassen. Vielleicht willst du am Wochenende ein bisschen mehr lernen, weil du da mehr Zeit hast. Oder du willst am Donnerstag gar nicht lernen, weil du da zum Gitarrenunterricht oder zum Sportverein musst.

Das ganze funktioniert übrigens auch für Aufsätze und Essays. Wenn du die genaue Wort- oder Seitenanzahl kennst, musst du die nur durch die verbliebenen Tage bis zum Abgabetermin teilen und weißt genau, wieviel du pro Tag schreiben musst. Das gleiche gilt für Bücher oder Kapitel, die du lesen musst. Teil die Anzahl der Seiten durch die Anzahl der verbliebenen Tage und du weißt, wie viele Seiten du pro Tag lesen musst.

 



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Manga-Story-Chaos vermeiden Manga, mangaka, Story, Storytelling

Autor:  HasiAnn

Wenn man eine Manga Story schreibt, kann es passieren, dass man sich hier und da verrennt, dass der Konflikt nicht richtig ins Rollen kommt oder das Ende nicht so episch ist, wie man es haben will. Um ein Manga Story Chaos vermeiden zu können, gibt es einen kleinen Trick:

Manga Story Chaos vermeiden

 



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Perfektionismus unter Zeichnern – Fluch oder Segen?

Autor:  HasiAnn

Communityfrage von LaraSoft: „Ich habe heute in der Klasse gezeichnet und einer meiner Mitschüler hat mich als „Perfektionist“ bezeichnet. Ich glaube aber, er meinte das nicht positiv. Ich glaube, das sollte eine Beleidigung sein, weil er sagte „Mann, du bist so'n Perfektionist.“ Ich kann den Tonfall jetzt schlecht nachmachen. Daher wollte ich fragen, ist es etwas schlechtes, ein Perfektionist zu sein?“ 

Wie alles im Leben hat es Vor- und Nachteile. Nichts auf dieser Welt ist absolut gut oder absolut schlecht. So auch der Perfektionismus.

Viele meiner Zeichner-Kollegen sind Perfektionisten. Sie arbeiten hart an ihren Werken, stecken Schweiß und Herzblut hinein und versuchen es so gut zu machen, wie sie nur können. Das Ergebnis sind unglaublich schöne Artworks, bei denen man sieht, wie viel Leidenschaft hineingeflossen ist. Der Vorteil von Perfektionismus ist also ein teils unglaublich gutes Ergebnis und auch der konsequente Wille, sich immer weiter zu entwickeln und besser zu werden.

Der Nachteil ist allerdings, dass man schnell dazu zeigt, nie mit etwas zufrieden zu sein, ständig nur Fehler zu sehen und – in ganz schlimmen Fällen – seine Werke und sich selbst zu hassen, weil man merkt, dass man die absolute Perfektion niemals erreichen kann. Das Ergebnis daraus sind Frust und vielleicht sogar Depression.

Ich kenne viele Zeichner, die so unzufrieden mit ihren Werken sind, dass sie sie kurz nach der Vollendung oder vielleicht auch schon während des Erschaffens, einfach wegschmeißen.

Das Zauberwort – wie bei so vielen Dingen im Leben – ist Balance. Du brauchst ein natürliches Bestreben, bei jedem Werk dein Bestes zu geben und dich auch immer verbessern zu wollen. Aber gleichzeitig brauchst du auch die Gelassenheit, Fehler an deinen Werken oder auch an dir zu akzeptieren und cool damit zu sein, dass du nicht perfekt bist. Denn niemand ist perfekt.

Wenn du also Perfektionist bist und denkst, dass dich das unglücklich macht, dann lass einen falschen Strich einfach mal stehen. Heb deine Werke immer auf, egal für wie „schlecht“ du sie hällst. Sieh sie später noch einmal an und sei stolz darauf, wie gut du geworden bist. Vergleich dein Skilllevel nicht mit anderen, sondern nur mit deinem eigenen Skilllevel vom Jahr davor. Konzentrier dich mehr auf die Leidenschaft fürs Zeichnen, als auf die harte Arbeit für Perfektion.

 



 

 


 

 

Warum kann ich mir nichts merken beim Lernen? - Lerntechnik gegen Vergessen

Autor:  HasiAnn

WARUM KANN ICH MIR NICHTS MERKEN BEIM LERNEN? – LERNTECHNIK GEGEN VERGESSEN

Einige von euch Künstlerleins sind noch immer in der Schule, an der Uni, an der Berufsschule oder machen eine andere Art von Weiterbildung. Prüfungen und der ganze Kram können manchmal echt stämmig sein, aber wie man dafür lernt, ist immer so eine Sache.

Ich habe früher auch so gelernt. Hefter auf, reinstarren, eine Zeile lesen, die Zeile im Kopf wiederholen, nächste Zeile lesen, im Kopf wiederholen, nächste Zeile lesen und so weiter. Am nächsten Tag war schon 20% davon vergessen. Bis zur Leistungskontrolle war dann nochmal 30% weg. Dann habe ich die LK mit Ach und Krach geschafft und danach war dann alles weg. Blöd nur, dass ich den gleichen Kram zur nächsten Klassenarbeit nochmal lernen musste.

Uns wird ja nicht beigebracht zu lernen. Uns wird immer nur gesagt „lernt das“, aber wie genau man das macht, weiß keiner von uns, außer lesen und wiederholen, lesen und wiederholen, lesen und wiederholen.

Heute mache ich viele Weiterbildungen. Zeichentechnik, Storytelling, Vertrieb und Organisationsmanagement upgraden sich nicht von allein. Auch diese Weiterbildungen haben teilweise Prüfungen am Ende, für die ich lernen muss. Aber heute schaue vor den Prüfungen nicht mal mehr in die Hefter rein. Wie kriege ich das hin?

Es gibt eine Vielzahl von Lerntechniken. Eine wertvoller als die andere und keine einzige davon lernt man in der Schule (VON AUSGEBILDETEN PÄDAGOGEN!!! ….. entschuldigt, beim Thema Schule geht es immer ein wenig mit mir durch). Es gibt aber eine Technik, die funktioniert – meiner Meinung nach – am aller besten, verbraucht am wenigsten Zeit und das Wissen, das man sich durch sie aneignet, bleibt am längsten haften.

Die Technik ist ganz simpel: Erkläre, was du gerade gelernt hast.

Wenn ich ein Lehrbuch lese, dann lese ich einen Abschnitt durch, leg dann das Buch weg und erkläre noch einmal mit eigenen Worten, was ich gerade gelesen habe.

Manchmal stolpere ich dabei über Dinge, die ich noch nicht verstanden habe oder manchmal entfallen mir Fachbegriffe. Dann lese ich den Abschnitt noch einmal, lege das Buch wieder weg und erkläre es erneut. Ich mache das so lange, bis ich wirklich verstanden habe, was da vor sich geht. Manchmal entfallen mir Fachbegriffe immer noch, aber ich kann zumindest erklären, was ich meine.

Warum ist diese Methode besser, als „lesen, wiederholen, lesen, wiederholen, lesen, wiederholen“? Weil man deutlich mehr Hirnbereiche anspricht. Wenn man nur liest, dann sind nur die Augen und der Leseskill beschäftigt. Wenn man nur Wiederholt, dann ist nur der Erinnerungsbereich beschäftigt. Wenn man aber erklärt, dann braucht man die Augen, das Lesen, das Wiederholen, die Erinnerung und zusätzlich

  • den Mund, denn man muss sprechen

  • das Verstehen, denn man muss mit eigenen Worten wiedergeben können, was man gerade gelesen hat, ohne es stumpf zu wiederholen

  • das Abstrahieren, denn man muss das Gelesene in seine Einzelteile im Kopf zerlegen und es dann wieder im eigenen Verständnis zusammensetzen

  • das Hören, denn man hört ja, was man selbst sagt

  • die Körpersprache, denn meistens sitzt man beim Erklären nicht da, wie ein Stock, der sitzen kann

  • das Selbsteinschätzungsvermögen, weil man ständig bewerten muss, ob man etwas wirklich verstanden hat oder gerade nur versucht, sich an den Text zu erinnern

Es gibt noch eine Reihe anderer Hirnbereiche, die mit dieser Methode trainiert werden, aber fest steht, wenn ich so lerne, muss ich vor den Prüfungen nicht mal mehr in die Hefter reinschauen. Ich weiß, worum es geht und ich kann es mit meinen eigenen Worten erklären. Manchmal vergesse ich auch Fachbegriffe oder kleinere Sachen, aber das große Ganze steht wie ein Fels in der Brandung.

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Irrtum: Ich sollte Fehler so gut es geht vermeiden.

Autor:  HasiAnn

Irrtum: Ich sollte Fehler so gut es geht vermeiden.

Edit: Dieser Text richtet sich an Künstler, Kreative, Creator, Menschen, die etwas erschaffen, aber dazu neigen, schnell an sich zu zweifeln, weil sie glauben, Fehler zu machen. Er wendet sich an Perfektionisten, die darunter leiden, mit nichts zufrieden sein zu können oder - im schlimmsten Fall - deren Selbstwert einbricht, wenn sie einen Fehler an sich entdecken. Ich wurde von liebevollen Mexxlern darauf hingewiesen, dass der Text eher so wirkt, als wären Bewerbungen für zukünftige Berufe das zentrale Thema. Ich nutze das hier aber nur als Beispiel, um zu verdeutlichen, dass Fehler zum Leben dazugehören, egal in welchem Bereich, sei es bei Bewerbungen, beim Zeichnen, beim Schreiben, bei jedem Projekt, das man angehen möchte.

Eines meiner absoluten Lieblingsthemen. Fehler und Scheitern. Es ist ein einfaches Konzept: Mach keine Fehler und du wirst nicht verlieren. Mach keine Fehler und du erfährst keine negativen Konsequenzen. Mach keine Fehler und du wirst nicht bestraft. Mach keine Fehler und du bekommst keine Punkte abgezogen. Mach keine Fehler und du bekommst gute Noten. Mach keine Fehler und alle Türen stehen dir offen. Mach keine Fehler und eine rosige Zukunft ist dir sicher.

 

Ich weiß noch, als ich kurz davor war mein Studium zu beenden, habe ich an einem Programm teilgenommen, das von meiner Universität den Studenten zur Verfügung gestellt wurde. Es war eine Vorbereitung auf das Arbeitsleben. Da gab es dann so Bewerbungstraining, Bewer-bungsmappensichtung, Lebenslaufan-passung und so weiter. Ich bin da direkt rein, habe alles superbrav mitgeschrieben und umgesetzt. Vorbildlich, wie ich immer war. Bloß keinen Fehler machen. Noch zehn Mal durchlesen und hundert Mal gegenlesen lassen von allen möglichen Leuten.

 

Irgendwann war die Bewerbung nach vielem Hin- und Herschieben fehlerlos fertig und wurde von mir auf die Reise geschickt. Jetzt könnte man meinen: „Hey, Hasi, du kommst aus den Naturwissenschaften und alle Dozenten haben dir schon während deines Studiums gesagt, dass Umweltchemiker so gut wie überall mit Kusshand genommen werden. Außerdem hatten dir gefühlt tausend Leute und Experten bestätigt, dass diese Bewerbung fehlerlos war und absolut perfekt. Keine Fehler, kein nix. Du müsstest doch schon nach der ersten Bewerbung eine Festanstellung bekommen haben“.

 

Soll ich euch sagen, wie viele Absagen gekommen sind?

 

Fünfzig.

 

Der Hub war auch noch, dass ich – genau wie ich meine Bewerbung vorbereitet habe – mich auch auf meine Bewerbungsgespräche vorbereitet habe. Ich habe die Firmenhistorie der Firmen, bei denen ich mich beworben hatte, auswendig gelernt. Ich wusste genau, wie Chef, Personaler und Abteilungsleiter hießen. Ich kannte exakt das Fachgebiet, auf das ich mich beworben hatte. Ich war top vorbereitet und hatte auch bei den Bewerbungsgesprächen all das herunter-gebetet und brav aufgesagt.

 

Soll ich euch sagen, zu wie vielen Bewerbungsgesprächen ich eingeladen wurde?

 

Drei. Erst beim Dritten wurde ich eingestellt.

 

Ich habe die Welt nicht mehr verstanden. Meine Bewerbung war doch fehlerfrei. Ich war top auf jedes Bewerbungsgespräch vorbereitet. Ich habe Expertise in einem Fachgebiet, dass nur wenige anstreben. Wie konnte das sein, dass niemand mich einstellen wollte?

 

Meine Bewerbung und meine ganze Vorbereitung hatten aber einen entscheidenden Fehler, den ich von Anfang an übersehen hatte:

 

Der Fehler war zu glauben, dass ich fehlerlos bin.

 

Wie konnte das kommen?

 

Kleiner Exkurs in die Schulzeit. Man kommt als junger Pöks in die Schule, freut sich seines Lebens, schreibt seine ersten Tests, verhaut die und kriegt schlechte Noten. Was lernt man als junger Pöks in diesem Moment:

 

1. Alles, was du wissen musst, wird dir gesagt, und wenn du das genauso wiedergibst, dann ist das richtig. Selbst zu denken oder das Gelernte zu hinterfragen, musst du nicht.

2. Wenn du einen Fehler machst, wirst du bestraft. Das bedeutet, Fehler sind etwas Schlechtes. Mach keine Fehler.

 

Wie! Dämlich! Ist! Das!?

 

In deiner ganzen Schulzeit wird dir beigebracht, dass dir alles schon zur richtigen Zeit vorgekaut wird und du es nur wiederkäuen musst und so lange du das machst, bist du fehlerlos. Dieses Denken habe ich natürlich ins Studium mitgenommen und so meine Prüfungen und Klausuren absolviert. Genau so habe ich auch meine Bewerbung und meine Bewerbungsgespräche vorbereitet. Ich habe das gemacht, was die Experten mir vorgekaut haben und bin davon ausgegangen, dass das genau die gleiche Wirkung haben wird wie bei Klausuren, Prüfungen und Klassenarbeiten.

 

Aber das hier ist nicht die Schule. Das ist das wahre Leben. Wir alle wissen mittlerweile nur zu gut, dass die Schule nicht auf das wahre Leben vorbereitet.

 

Diese Einstellung „Sei fehlerlos, dann wirst du erreichen, was du erreichen willst“ hat mir den Einstieg in die Selbstständigkeit extrem erschwert. Ich dachte immer, ich darf keine Fehler machen, sonst scheitere ich brutal und erhole mich nie wieder davon. Jede Entscheidung wurde zur Hürde, an der ich ewig herumgedacht habe, um den bestmöglichen Ausgang zu finden. Wenn es dann nicht klappt, war ich immer am Boden zerstört.

 

Ein Projekt gescheitert. Noch ein Projekt gescheitert. Noch ein Projekt gescheitert. Niederlage nach Niederlage nach Niederlage nach Niederlage. Trotz superguter Vorbereitung und fehlerlosem Verhalten.

 

Das frustriert extrem. Vor allem, wenn man sich vorgenommen hat, es richtig zu machen. Ich habe es wieder gemacht wie im Studium und in der Schule. Ich habe mich durch Bücher gelesen, Experten gefragt, Weiterbildungen gemacht, ich habe sogar ein Jahr für eine Juniorprofessur für Entrepreneurship gearbeitet, um meine Expertise zu erweitern. Ich habe wirklich versucht, alles zu tun, um keine Fehler zu machen. Trotzdem scheiterte ein Projekt nach dem anderen.

 

Es gibt einen fundamentalen Irrtum, der auf der Lüge aufbaut, die unser Schulsystem uns jahrelang ins Hirn gedroschen hat:

 

Du darfst keine Fehler machen.

 

Das ist das Falscheste, das man denken kann, egal ob man Schüler, Student, Angestellter, selbstständig, berufstätig ist oder ob man durch die Welt wandert. Denn hier ist die simple Wahrheit:

 

Fehler führen nicht zu Erfolglosigkeit und Fehlerlosigkeit führt nicht zum Erfolg. Fehler führen zu Erfahrung und Erfahrung führt zum Erfolg. Ergo:

 

Fehler führen zum Erfolg!

 

Viele denken immer, die richtig erfolgreichen Leute haben einmal eine richtig gute Entscheidung getroffen und waren dann am Ziel ihrer Träume. Neeeeee. Ganz anders.

 

Die richtig erfolgreichen Leute sind gescheitert und gescheitert und gescheitert und gescheitert, genauso wie „normale“ Leute. Der Unterschied zwischen erfolgreichen Leuten und „normalen“ Leuten ist, dass erfolgreiche Leute nicht aufgeben. Sie glauben nicht, dass Fehler zu machen automatisch bedeutet, dass man es auch gleich lassen kann. Sie lernen aus ihren Fehlern und ihrem Scheitern und versuchen es einfach noch mal. Denen ist völlig klar, dass auch ihr nächster Versuch wieder scheitern wird, aber ihnen ist ebenso klar, dass sie dadurch wieder etwas Neues lernen werden, sodass sie es beim nächsten Mal besser machen können und wieder scheitern und wieder lernen und wieder besser machen und wieder scheitern und wieder lernen und wieder besser machen. Repeat until success.

 

Diesem ganzen Geplänkel liegt ein sehr einfaches Prinzip zugrunde, das Kinder, bevor sie in die Schule kommen, wahnsinnig gut verinnerlicht haben:

 

Wie lernt man Laufen? Indem man aufsteht und hinfällt und aufsteht und hinfällt und aufsteht und hinfällt. Repeat until Laufen. Wie lernt man sprechen? Indem man zuhört und brabbelt und zuhört und brabbelt und zuhört und brabbelt. Repeat until Sprechen. Wie lernt man zeichnen? Indem man beobachtet und zeichnet und beobachtet und zeichnet und beobachtet und zeichnet. Repeat until sieht gut aus.

 

Wie soll die Sache denn auch anders funktionieren? Ein kleines Kind versucht zu laufen, stolpert, fällt hin und dann denkt es „Ich kann's ja eigentlich gar nicht und werde ab jetzt nur noch stolpern, also kann ich es auch gleich sein lassen“. Fehler führen zum Scheitern, das führt zum Lernen, das führt zum neuen Versuch, das führt dazu, dass man es besser macht als vorher.

 

Die Bottomline ist, ihr solltet nicht nur nicht krampfhaft versuchen, Fehler zu vermeiden. Ihr solltet im Gegenteil sogar auf Fehler hinarbeiten. Ihr solltet Fehler willkommen heißen. Ihr solltet euch freuen, wenn ihr Fehler findet. Wenn ihr keine Ahnung von irgendwas habt, macht es einfach. Hinterher seid ihr schlauer und das ist der einzig richtige Weg zu Erfahrung. Oder wie ein weises Meme einst sagte:

 

JUST DO IT!!!

 

~*~

 

Ich bin seit vielen Jahren selbständige Mangaka und beantworte regelmäßig Fragen aus der Community. https://www.fourth-instance.de/hasi-hilft-euch/

Wenn es etwas gibt, womit ich helfen kann, wo ihr Rat braucht oder vielleicht auch einfach nur ein tröstendes Wort, bin ich für euch da
 

Irrtum: Wenn ich mein Hobby zum Beruf mache, muss ich keinen Tag meines Lebens mehr arbeiten.

Autor:  HasiAnn

Irrtum: Wenn ich mein Hobby zum Beruf mache, muss ich keinen Tag meines Lebens mehr arbeiten.

Hand aufs Herz; wer hat diesen Spruch schon einmal gehört, von Lehrern, Eltern, sprücheklopfenden Besserwissern? Es hört sich so gut an. Man liebt sein Hobby, macht es gern, es würde sich niemals wie Arbeit anfühlen. Es ist einfach wundervoll. Warum also nicht direkt zum Beruf machen? Dann wird sich niemals wieder auch nur ein einziger Tag wie Arbeit anfühlen und alles wird nur noch schön sein, bis zum Lebensabend.

 

So die Theorie. Aber jeder, der sein Hobby auch nur im Ansatz zum Beruf gemacht hat, weiß, dass dieser Spruch absoluter Bullshit ist und nichts mit der Realität zu tun hat. Dieser Spruch hat nämlich einen recht prekären Denkfehler, der tief in der Gesellschaft verwurzelt ist und schon seit Jahren viele Freiberufler immer wieder die Wände hochtreibt, wenn sie davon hören:

 

Acht Stunden am Tag das Gleiche tun und es lieben ist Sucht. Acht Stunden am Tag das Gleiche tun und es hassen ist Arbeit.

 

Man geht von vornherein von diesem ungeheuer dämlichen Trugschluss aus, dass alles, was man hasst, Arbeit ist, zu der man sich zwingen muss, und alles, was man mag, Spaß ist, den man unter Kontrolle halten muss.

 

Ich beobachte das so oft und könnte mir die Haare darüber raufen, wie stiefmütterlich die Gesellschaft mit der Auffassung von Spaß und Arbeit umgeht. Jeder würde sofort unterschreiben, dass ein Steuerberater arbeitet. Gleichzeitig würde man aber auch sofort unterschreiben, dass ein Steuerberater nicht jeden Tag Bock auf seine Arbeit hat. Aber er muss sie nun mal machen, weil es seine Arbeit ist. Das gehört dazu.

 

Wenn man hingegen von beispielsweise einem Comiczeichner hört, dann nimmt man sofort an, der zeichnet nur in seiner Freizeit als Hobby oder bestenfalls als Nebenjob für ein kleines Taschengeld. Absolut niemand würde vermuten, dass auch ein Comiczeichner sich manchmal ins Atelier schleppt und einfach keinen Bock hat, heute zu zeichnen oder kreativ, spontan und witzig zu sein.

 

Ja, Zeichnern macht das Zeichnen mehr Spaß als Steuerberatung. Aber ein Steuerberater hätte sicher absoluten Horror davor, wenn man ihn bitten würde, eine Grafik für seine Webseite zu zeichnen. Wen wird er dafür wohl buchen? Einen Zeichner. Aber aus irgendeinem seltsamen Grund ist es in der Gesellschaft verankert, dass Steuerberatung Arbeit ist, denn die Steuer macht ja „niemand“ gern, also hasst man es, also ist es Arbeit, und dass Comiczeichnen ein Hobby ist, denn es macht ja Spaß.

 

Wenn man jetzt diesen schon vornherein recht dummen Gedanken zu Ende denkt, könnte man daraus folgern, dass man ja nur sein Hobby zum Beruf machen muss, um nie wieder arbeiten zu müssen, denn dann macht man ja tagaus tagein nur etwas, dass man mag, anstatt etwas, das man hasst.

 

Hier ist die ganze Wahrheit: Zeichnen ist Arbeit. Fotografieren ist Arbeit. Designen ist Arbeit. Schneidern ist Arbeit. Jeder künstlerische Beruf ist Arbeit. Jeder Dienstleistungsberuf ist Arbeit.

 

So schön das Hobby auch sein mag, die Sache bekommt einen gewaltigen Haken, sobald man sie zum Beruf macht: In dem Moment, in dem man Geld damit verdienen muss, um Miete, Strom, Essen und Steuern zu bezahlen, muss man arbeiten, ob man will oder nicht. Man muss früh aufstehen und ins Atelier gehen, egal wie verpennt man ist. Man muss den ganzen Tag lustige Bildchen zeichnen, auch wenn man gerade eine unglaublich depressive Phase hat. Man muss Skripte schreiben und Konzepte liefern, egal, wie groß die Schreibblockade im Kopf gerade sein mag. Es spielt keine Rolle. Sobald man Geld verdienen muss, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, wird aus Hobby Arbeit und dann ist und bleibt es Arbeit.

 

Ich stehe wie jeder andere früh auf, frühstücke und gehe an meinen Arbeitsplatz. Ich arbeite wie jeder andere bis Mittag und mache eine Stunde Pause. Dann arbeite ich wie jeder andere, bis ich Feierabend habe. Und das Tag für Tag für Tag für Tag. Egal, wie ich drauf bin, egal ob ich Lust da drauf habe, egal ob ich gerade Inspiration dazu habe, egal ob ich eigentlich was anderes machen möchte.

 

Disziplin, Hingabe und Pflichtbewusstsein machen aus einem Hobby Arbeit.

 

~*~

 

Das war ein Kapitel aus dem Ratgeber „24 Irrtümer – denen selbstständige Kunst-Rookies auf den Leim gehen“. Eine Sammlung von Erfahrungen und Fehlern, die mir während meiner Selbstständigkeit immer wieder über den Weg gelaufen sind und von denen ich hoffe, dass sie euch in eurem Schaffen helfen können. Hier geht’s zu einer Leseprobe mit noch mehr Kapiteln und noch mehr Irrtümern: https://www.fourth-instance.de/24-irrtuemer-leseprobe/

 

Am 12.7.22 (heute) halte ich eine Online-Lesung und lese ein paar Kapitel aus dem Buch vor. Ihr seid herzlich eingeladen dabei zu sein, zuzuhören oder mir Fragen zu Selbständigkeit, Mangazeichnen oder allem, was euch einfällt, zu stellen:

https://www.twitch.tv/fourthinstance

Dienstag 12.7.22 von 19 bis 21 Uhr. 


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