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Verlust angst, Gedanken, Schule, Verlust

Autor:  Yu_B_Su
About … Verlustängste

Ich denke, jeder kennt sie, weil jeder sie schonmal gehabt hat: die Angst verlassen zu werden. Ich meine nicht den Schock, den man erlebt, wenn jemand verstorben ist oder so. Nicht das endgültige Gefühl, das irgendwann weniger wird, bis man mit dem Verlust leben kann. Sondern die AUSSICHT darauf verlassen zu werden.

Wenn sich die Schulzeit dem Ende neigt, passiert es: man weiß schon ein Jahr vorher, dass in ca. 365 Tagen (gut, ein paar weniger) alles vorbei ist. Man denkt sich ‚Schön, sind ja noch ein paar Wochen‘. Auch ein halbes Jahr davor ist man noch völlig entspannt, man genießt die Zeit, aber es gibt wichtigere Dinge als der Gedanke an das Ende – Spaß haben, lernen, Führerschein machen usw. Selbst einen Monat vor der Zeugnisausgabe sitzt man noch völlig entspannt da und freut sich auf das Kommende. Das ist doch sehr paradox – man freut sich auf das Neue, ohne mit dem Alten richtig abgeschlossen zu haben. Und dann, eines Nachts, passiert es. Der Tag davor war sehr erlebnisreich, man geht baden, man lacht, freut sich, weil man zusammen ist. Und dann geht die Sonne unter, die Nacht legt sich über die Stadt und mit ihr ein unheimlicher Gedanke: Bald ist alles vorbei. Bald. ist. alles. vorbei. Bald werden wir alle getrennte Wege gehen, wir werden neue Freunde finden, wir werden uns weiterentwickeln, wir werden einfach älter. In diesem kurzen Moment scheint alles auf einmal unmöglich – wie weiterleben, ohne die Freunde? Wie soll man arbeiten, studieren, ohne die Freunde? Ohne jemanden, der einen so gut kennt, ohne jemanden den man selbst so gut kennt? Hat man die Zeit richtig genutzt, jetzt ist es zu spät, man kann sie nicht mehr zurückdrehen! Wie soll man überhaupt leben, wenn man plötzlich nicht mehr morgens um 7 aufsteht, um zur Schule zu gehen? Es ist absurd, natürlich. Weil man intuitiv schon alles getan hat – man hat die Zeit sinnvoll genutzt, man hat sich auf die Zukunft vorbereitet, eigentlich freut man sich sogar darauf. Das Leben wird weitergehen.

Aber in diesem einen, kleinen Moment erscheint auf einmal alles schwerelos, man selbst fühlt sich hilflos der Zeit gegenüber, und gleichzeitig ist man wütend auf all diejenigen, die dafür verantwortlich scheinen: die Lehrer, die einen verlassen, die Eltern, die wollten, dass man studiert, die Freunde, die sich für eine andere Ausbildung entschieden haben. Natürlich ist das alles Blödsinn, schon zu Zeiten von Brief und Papier war es das, und dank Facebook und studiVZ erst recht. Und manchmal ist es super zu wissen, was das größte Schul-Arschloch gerade macht. Aber natürlich entwickelt man sich weiter, und wenn man das nicht gemeinsam tut, steht man sich irgendwann völlig geschockt auf einem Klassentreffen gegenüber. Doch das weiß man in diesem einen Moment in einer dunklen Nacht nach einem tollen Tag noch nicht. Man weiß nur eines: nichts wird mehr so sein wie früher. All die schönen Erinnerungen stürmen auf einen ein und man möchte sie festhalten, man möchte sie auf Video bannen und sich jederzeit nochmal angucken können, statt ihnen das Vergessen irgendwann den Garaus macht.

Am nächsten Morgen geht es einem wieder gut, man macht weiter wie bisher, man genießt die Zeit und alles geht seine Wege. Nichts erinnert mehr an diesen schwachen Moment, in dem einen die Gefühle überwältigt haben, alle jene, die man schon verarbeitet dachte. Alles ist wieder so wie immer.

Das ist nicht nur in der Schule so. Auch wenn sich wichtige Personen verändern, umziehen, einen neuen Freund haben oder sich andere Klamotten kaufen, tritt dieses beengende, fast peinliche Gefühl auf einmal auf.

Aber das ist in Ordnung. Es ist in Ordnung so zu fühlen. Auch wenn es absurd erscheint, es ist in Ordnung, vor etwas Angst zu haben. Und es ist auch in Ordnung, dass die Zeit voranschreitet. Wir können sie nicht aufhalten, und manchmal wollen wir das auch nicht; in manchen Situationen soll sie möglichst schnell vergehen. Egal, was wir tun, wir sind immer mit allem, was wir haben, dabei, wir sind so sehr wir, wie wir sein können, wir können uns nicht vorwerfen, wir hätten zu wenig getan. Wir haben tolle Momente erlebt und diese sind irgendwann vorbei. Wir werden darüber hinwegkommen. Wir werden uns auf Klassentreffen geschockt in die Augen sehen, aber wir werden uns aneinander gewöhnen. Weil wir wir sind. Wir fangen uns selbst auf, weil wir die Kraft dazu haben. Tief in unserem Inneren gibt es etwas, was uns immer weiter treibt, und darauf können wir vertrauen.

Genauso wie wir darauf vertrauen können, dass diese Ängste verschwinden. Ganz sicher.

Die kleine Yu im Hochseilgarten Abenteuer, angst, Hochseilgarten, Mut

Autor:  Yu_B_Su
Die kleine Yu im Hochseilgarten

Scheiße. Oh mein Gott. Wie konnte ich nur in diese Lage geraten?, frage ich mich, während ich auf einer Plattform in 25 m Höhe stehe und zur nächsten gucke. Sie befindet sich 150 m entfernt inmitten von tausend Blättern und ist kaum sichtbar. Um dort hinüber zu kommen muss ich an einem Seil über die Köpfe der Menschen und einen Schwimmingpool rauschen. Ich habe Schiss. Richtig Schiss. Eigentlich wollte ich gar nicht hier hinauf, alles resultiert aus einem Irrtum – ich bin die falsche Leiter hochgeklettert. Ich wollte eigentlich die Anfänger-Route nehmen. Und jetzt stehe ich hier und frage mich, ob ich mich wirklich der größten Gefahr meines Lebens aussetzen oder nicht doch wieder runterklettern soll.

Kurzer Rückblick, zurück zu dem Punkt, als ich an der Leiter stand, noch weiter zurück zur Anfänger-Route, nein, noch weiter zurück zur Einweisung und noch fünf Minuten davor zum Einkleiden.

„Ist es so weit genug, oder soll ich es enger machen?“, fragt mich die nette Frau während sie den Gurt um meine Oberschenkel fester zieht. Ich fühle mich so eingeengt wie noch nie in meinem Leben. Wie ein Weihnachtspäckchen. Mit dem Unterschied, dass ein Weihnachtspäckchen hübscher aussieht, ich hatte meinen Stil zugunsten meiner Klamotten von ‚halbwegs ansehnlich‘ auf ‚grottenhässlich‘ geändert. Wenigstens wurde ich am Ende freundlicher ausgepackt als so manches Weihnachtspäckchen. Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls stehe ich da, gefesselt und mit einem netten Helmchen auf dem Kopf und höre beiläufig meiner Begleitung zu, die mich gerade über die etymologische Herkunft ihres Namens aufklärt. Immerhin lenkt sie mich vom Warten ab, denn Warten kann grausam sein.

Irgendwann ruft uns eine laute Stimme zur Einweisung und wir folgen dem resoluten Sopran zu einem Übungsparkours, der schonmal alle Grausamkeiten im Kleinformat enthält – eine Leiter, Seile, Balken und Rutschen. Sieht eigentlich ganz easy aus. Und vorläufig entpuppt sich das Einprägen der Regeln noch als größte Herausforderung – schließlich will ich nicht aus 20 m Höhe abstürzen. Und obwohl mein erster Versuch gründlich schief geht, komme ich schließlich schreiend, brüllend und keuchend wieder auf dem Boden an. Und habe festgestellt, dass der Gurt sogar ganz bequem ist – wie ich später feststellen musste aber nur die ersten 10 min.

Danach geht es eigenständig zu ersten Route in 2 m Höhe. Das Grauen. Die Hölle. Horror. Ich muss durch Seile, Kletterwände, über Balken und auf einem Brett rutschen. Und alles wackelt fürchterlich, ich habe Angst jede Sekunde abzustürzen und frage mich nach jedem Abschnitt, ob es denn noch schlimmer kommen kann. Und ja, es kommt immer schlimmer! Das einzig Gute ist, dass meine nette Begleitung genausoviel Angst hat wie ich und wir uns gemeinsam einreden können, dass das alles nicht so schlimm ist. Und sich gegenseitig zu applaudieren, wenn man was geschafft hat, ist wirklich gut!

Das Adrenalin hat mich gepackt und ich will die nächste Route ausprobieren – aber erstmal Anfänger. Da der nette Mensch neben mir aufgeputzscht vom Adrenalin gleich zu den Mittelstarken wechseln will, trennen wir uns vorläufig, den anderen zwar immer im Blick, aber eben doch getrennt.

Und genau deswegen stehe ich hier oben, ganz allein, der einzige Mensch, der mir Mut zureden kann, bin ich selbst. Nochmal vergewissere ich mich der unwiderlegbaren Tatsachen: ich bin zweifach gesichert, der Gurt hält mich, dank den Kräften der Physik werde ich die 150 m erst beschleunigt und dann abgebremst verbringen, das schlimmste, was passieren kann ist, dass ich mich im Flug drehe, was aber auch nicht so schlimm ist, weil am anderen Ende ein gepolsterte Matte auf mich wartet. Und mein Schweinehund meldet sich auch zu Wort: jetzt aufzugeben bedeutete, sich wieder losketten und woanders festketten zu müssen, wozu ich zu faul bin. Und lieber vom Baum gefallen als von einem Auto überfahren.

Ich mache die Augen zu und fange schonmal an zu schreien, nur als Ablenkung, dann halte ich mich krampfhaft an meinem Seil fest und lasse schließlich los. Die ersten 50 m sind das Grauen, ich beschleunige, ich bin mitten im Nirgendwo und wenn jetzt etwas passiert, bin ich Matsch. Aber alles hält. Und so rausche ich weiter, genieße die Landschaft, der Anblick über die Bäume und die Menschen ist echt toll, wundervoll! Bis mich der herannahende Baum wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Aber selbst das meistere ich! Ich habe es geschafft! Ich habe den Riesenbaum bezwungen! Ich habe es überlebt. Ich zittere. Ich zittere am ganzen Körper, ich kann nicht mehr klar denken, kein anderes Wort außer ‚Wow!‘ sagen und torkle schließlich benommen nach unten. Meine Begleitung empfängt mich mit einem verwirrten Blick:

„Hast du das etwa gemacht?“

Ohne etwas zu erwidern klopfe ich auf seinen Helm und gehe stolz von dannen.

Ich bin mir sicher, etwas schlimmeres als das wird mir so schnell nicht widerfahren und selbst wenn: ich habe mich überwunden, ich weiß, dass immer etwas oder jemand da ist, der einen hält, auffängt, und das meiste ist gar nicht so schlimm wie es aussieht. Also Augen zu und durch!

Obwohl: nach zwei Stunden konnte selbst das Adrenalin nix gegen meine Erschöpfung tun und der Muskelkater am nächsten Tag war doch schlimm :-D