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Ungesungene Verse

Gedichte und Liedtexte
von

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Sogar hinten in der letzten Reihe an der Wand

Offen bleiben Frag und Wunden, falsch verbunden, schon geschunden?

Wollen müssen, können sollen, suchen dürfen

Leergesichtige Gestalten, Masken halten, Massen-Seele angemessen

Anonyme Köpfe haben, heute lieber länger leben, anonyme Leute köpfen

Stolz verschmolzen, Holz, aus dem die Bretter sind, die uns tragen

Wo wir laufen, was wir kaufen, um die Mienen zu bedecken

Uns verstecken, aus dem Dreck und noch ein Stück ins Hintertreffen

Schön geraten, hinter Hecken Schützen warten und auch treffen

Stumm zur Einheit angetreten, stillgestanden, weitermachen
 

Jetzt im Ganzen, lauter Einzelteile tanzen, lauter Einzelne geteilt

Lauter bitte, denn wir wollen nicht verstanden werden

(Sogar hinten in der letzten Reihe an der Wand)

Aufgestellt in einer Reihe, Rücken und Gesicht zur

Hand aufs Herz und nicht gelogen, hingebogen für die Welt, in der wir leben

Uns ergeben, überleben auch vergebens, übers Leben spricht man nicht

Hand aufs Buch und überlegen, niemals unterlegen sein, nebenan ist auch noch frei

Neben sich gestanden haben, nicht mehr warten, sondern an Gebote halten

Sonderangebote suchen, selbst nicht mehr erkennen dürfen

Nicht mehr wollen müssen können, nicht mehr weiter können wollen
 

Offen steht die Wund zur Frage, Augen blind, kein Land gesichtet

Leergesichtige Gestalten, anonyme Köpfe spalten, heute leben, länger lieben

Stolz, aus dem die Bretter sind, die wir vor den Köpfen tragen

Sich verkaufen, sich verlaufen, nicht stolziert ist dumm gelaufen

Auf das Glück kann keiner warten, nur ein Garten für die Harten und Gehetzten

Noch ein Stück hineingeraten in den Hintern seines Vorgesetzten

Vorm Gesetz ist jeder gleich, vor zurück zur Seite ran, Bauch herein und Brüste raus

Beine breit und nicht gelogen, heute schon zurechtgebogen?

Leise bitte, denn wer wollte nicht verstanden werden?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Auszug aus: Overkill Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Blaetterklingen
2012-02-23T17:57:30+00:00 23.02.2012 18:57
Das Gedicht ist ziemlich flüssig, es lädt geradezu zum Aussagen, eigentlich sogar zum Mitsingen ein, ich kann es mir richtig vorstellen, von wir sind Helden vorgetragen, vom Stil erinnert es auch Teilweise an sie. Oder andere Moderne Dichter, ich mag es immer sehr, wenn mit gängigen Altgasphrasen gearbeitet wird und der Sinn dabei entstellt oder umgedreht wird. Das Groteske im Normalen und die völlige Entartung, schon bei minimalen Veränderungen eines Satzes oder Wortes erreicht werden kann. Hier gefällt mir vor allem: „anonyme Köpfe haben... anonyme Leute köpfen“ und „Nicht mehr wollen müssen können, nicht mehr weiter können wollen“ Man könnte ja meinen das bei so einer Umkehr, genau wie bei der Masse an Schlagreimen, jeder Sinn verloren gehen müsste, oder die Aneinanderreihung von Modalverben keinen Sinn ergibt, doch das tut es und es zeigt so die Schlupflöcher der Sprache auf; wie flüssig eine fest geschriebene Sprache eigentlich sein kann, durch die Zeilensprünge wird die Aussage sogar erneut verändert, wie bei Halfjack von den Dolls. Die wiederaufnahme von Satzfragmenten erinnert auch etwas an sie. Im Grunde ist das Gedicht eine Kritik an der Gesellschaft mit und an der größten Waffe und Schwachstelle der Gesellschaft, der Sprache. Wobei viele Fragen (und auch Wunden) offen bleiben. Das ist für mich sinnvoller Nebel, assoziativer Nebel(im Gegensatz zum Unscharfen Nebel), jeder wird etwas anderes darin sehen und bei jedem löst es etwas anderes aus. Vor allem wer deine anderen Werke kennt, die Vernetzung ist auch hier gegeben, es ist kein Knotenpunkt, aber einige Aspekte finden hier ihre Wiederkunft. Sehr erfrischend. Ich bin begeistert.
Das einzige Problem, wenn man das überhaupt so sehen will, ist, das Teilweise die Satzmelodie nicht gehalten wird. Nicht einmal wirklich das Metrum, auch wenn ab und an eine unbetonte Silbe auf eine Hebung fällt, ist der Trochäus doch weitestgehend durchgängig und bringt einen raschen Rhythmus in das Gedicht. An wenigen stellen wird man aber durch die Kommata und die Unterschiedliche Separierung der Satzabschnitte ausgebremst. Aber das ist wirklich nur ein Minimale Sache, ich muss nur weiter ausholen, weil das nicht ganz einfach ist zu erklären, was ich eigentlich meine. Gerade am Anfang teilst du den Satz in vierer Silbenpaare, später auch in sechser und achter Paare, also alles gerade Abschnitte. Zwischendurch sind allerdings auch ungerade dabei(die Kadenzen am Versende ausgeschlossen) Beispielsweise das von Kommata eingezäunte „Holz“ im fünften Vers, vor und nach dem Wort folgen vierer Paare, das heißt, man kann es auch nirgendwo mit unterbringen.
Allerdings geht diese Betrachtung in leicht Inpotente Richtungen. Natürlich würde es dem ganzen die Krone aufsetzen, nur das es die Krone der Absurdität wäre. Irre viele „Dichter“ versuchen sich an ein Metrum und eine Satzmelodie zu halten und kreieren dabei solche Krüppelverse, das man aus Mitleid eine Stiftung für klanggeschädigte Verse gründen möchte. Als ob es nicht schon schlimm genug wäre, das viele ihre schwächelnden Inhalt im Unscharfen Nebel tarnen, nein! Es muss sich dabei auch noch scheiße anhören. Daher würde ich es bei dir auch nicht kritisieren, vor allem weil einige wirklich kräftige Aussagen dadurch verloren gehen würden. Ich wollte es aber aufführen, weil ich es irgendwo doch interessant finde.


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