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Die Hölle von Bamberg

von

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Tod durch den Scheiterhaufen

Ich war eine Kindsmörderin. Verachtet in den Augen der gesamten Stadt Bamberg. Ein grausames Monster, eine Hexe und gottlose Frau, die ihren Mann mit dem Teufel hintergangen hatte. Abschaum der Gesellschaft, der entsorgt und verbrannt gehörte. Dabei war ich meinem Mann immer eine treue und liebende Frau, hatte nie Anlass zur Sorge gegeben, nie sein Misstrauen geschürt und war eine gute Mutter für unsere gemeinsamen Kinder. Zwei wundervolle Söhne, die Gevatter Tod zu früh von uns nahm.
 

Die Kindersterblichkeitsrate war hoch, besonders bei uns Bauern, die oftmals wenig zu essen hatten. Julius wäre in wenigen Tagen vier Jahre alt geworden und mein kleiner Friedrich verstarb noch im Kindsbett. Mit nicht einmal zwei Wochen.
 

Mit meinem heraus gepressten Geständnis hatte ich mein Todesurteil unterschrieben. Meine Hinrichtung war unwiderruflich und noch eine peinliche Befragung würde ich nicht über mich ergehen lassen. Mein Körper hatte einiges ertragen, gelitten und offene Wunden zogen sich über meinen gesamten Rücken, die bei jeder Bewegung schmerzten. Von meinem Leiden, meiner Pein und dem bevorstehenden Tod durch den Scheiterhaufen erzählten. Angst hatte ich, mir wurde schlecht, wenn ich an die Schmerzen dachte, an den Geruch, an mein Leid, das andere ergötzte. Einen Trost hatte ich. Meine toten Kinder würde ich wiedersehen, die viel zu früh verstarben und von denen es nun hieß, ich hätte sie umgebracht.
 

Für das Verbrechen würde ich brennen, wurde aus meiner kalten Zelle gerissen, an den Armen gefesselt und nach draußen auf den dunklen Gang des Drudenhauses gezerrt. Nachsicht hatten sie nicht.Wie ein wehrloses Tier fühlte ich mich, getrieben von Angst, Panik und keine Möglichkeit zur Flucht. Meine Gedanken kreisten um das Feuer, die Hitze, Schmerzen, um die Ohnmacht, die mich hoffentlich schnell einholte und nicht viel fühlen ließ.
 

"Gleich wirst du brennen, verdammte Hexe!"
 

"Das letzte Wort hat das Weib dennoch."
 

Dann brachen sie in Gelächter aus, blickten mich dabei immer wieder herablassend an und schubsen mich den Gang entlang. Ich war ihnen hilflos ausgeliefert, sie konnten mit mir machen, wonach ihnen beliebig wäre und ich konnte es keinem sagen. Wachen waren auch nur Männer und schreckten so manche Frau ab. Es wäre ihnen ein Leichtes, mich zu überwältigen und zu schänden. Zu meinem Glück blieb mir das erspart und die Wachen führten mich ohne weitere Vorkommnisse zum Richtplatz vor der Stadt.
 

"Hexe!" Die Stadtbewohner tobten, warfen mir wüste Beschimpfen an den Kopf, während ich an ihnen vorbeigeführt wurde. Viele spuckten mir vor die Füße, einige sogar ins Gesicht. Ihren Anstand hatten sie vergessen, warfen mit Steinen nach mir, mit vergammelten Obst und Gemüse, das mich am Kopf traf, am Rücken und beinahe in die Knie zwang. Niemand hielt sie auf, keiner schritt ein, als mich mit voller Wucht ein Apfel am Kopf traf und mich taumeln ließ. Nicht einmal die Wache.
 

Traurig, wie sich die Menschen änderten, die man einst kannte. Unter den vielen Zuschauern erkannte ich Freunde, aber auch Nachbarn, die nun mit den Fingern auf mich zeigten und verächtlich ihre Nasen rümpften. Einzig meinen Mann, den ich zwischen ihnen erkannte, wirkte blass, mitgenommen und sein Blick zeigte mir, wie sehr ihn das alles mitnahm. Er litt genauso wie ich. Sogar schlimmer, er musste sein Leben ohne mich weiterleben und meinen Verlust überwinden. Ein letzter Blick von ihm, ein schwaches Lächeln, dann zerrten sie mich weiter, unausweichlich zu einem riesigen Berg aus Holz.
 

Mein Tod war nahe, mein Schicksal besiegelt und je näher ich diesem kam, ums mehr zitterten meine Beine. Mir fehlte die Kraft weiterzugehen, selbstständig auf den Scheiterhaufen zu steigen und ein paar letzte Worte zu sprechen, die man mir freundlicherweise gewährte. Was hätte ich auch sagen sollen? Mich bedanken, die Bürger verfluchen? Meinem Mann letzte Worte zuflüstern. Alles wäre falsch, nicht richtig, unangebracht. Die grölende Meute vor mir versuchte ich zu ignorieren, ihre strafenden Blicke, ihre bösartigen Worte und die Jubelschreie, als der Henker nach einem kurzen Nicken des Fürstbischofs das Holz entzündete. Tapfer schloss ich meine Augen, erwartete meinen Tod, die Hitze, die Schmerzen und die Ohnmacht, die mich hoffentlich ereilte und es mir ein wenig erleichterte.



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