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Die Hölle von Bamberg

von

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Peinliche Befragung

Minuten, Stunden oder doch Tage verstrichen, die ich bereits an der Decke hing und immer wieder peinlich befragt wurde. Mein Zeitgefühl war dahin, ebenso mein Wille, der wie eine Mauer zu bröckeln begann. Immer wieder zog man mich auf, stellte mir Fragen, unterstellte mir Dinge, die ich getan haben sollte. Nichts hatte ich getan, keines meiner Kinder getötet und je irgendjemandem Schaden zugefügt. Den Scharfrichter kümmerte es nicht, er hatte Anweisungen, zog mich wieder hoch und wenn ich nichts Zufriedenstellendes zu sagen hatte, ließ er das Seil achtlos aus seinen Händen gleiten.
 

Zischend sog ich die Luft ein, versuchte das Brennen meiner Handgelenke zu ignorieren, das klebrige Nass, was Blut sein musste. Das Seil schnitt tief in mein Fleisch, noch tiefer aber in meine Seele, die es zu schützen galt. Meinen Körper konnte ich nicht mehr schützen, er war den Schmerzen ausgesetzt, der Pein, langsam gebrochen zu werden. Meine Schulter war längst auseinandergezogen und wäre das nicht schlimm genug, so beschwerte man meine Füße mit Gewichten, die mich zusätzlich nach unten zogen. Obendrauf immer wieder Fragen, wilde Unterstellungen von Taten, die ich begannen, haben sollte.
 

"Rede!" Laut und bedrohlich klang die Stimme des Scharfrichters, doch ich sprach kein Wort. Eher beobachtete ich ihn aus müden Augen, verfolgte seine Schritte, die mit einem Mal zielstrebig auf den Tisch mit den Folterwerkzeugen liefen. Entsetzt weiteten sich meine Augen. Er griff nach einer dieser Zangen, drehte sich langsam zu mir um und hielt sie triumphierend in die Höhe. Bitte nicht, formten meine Lippen, bebten genauso heftig wie mein ganzer Körper, den ich versuchte wegzudrehen. Fast unmöglich. Das Seil an meinen Händen rieb heftig über die offenen Wunden, lösten unvorstellbare Schmerzen aus, die mich noch weiter in die Knie zwangen.
 

"Werdet ihr jetzt gestehen?" Der Fürstbischof schien ungeduldig, wollte ein Geständnis von mir, was ich nicht bieten konnte. Ich war unschuldig, frei von Sünde und eine Hexe war ich schon gar nicht.
 

"Ich habe nichts Unrechtes getan." Meine Stimme war geschwächt, klang flehend und zittrig. Meine Haare klebten wirr im Gesicht, teilweise in meinem Mund.
 

"Wie du willst", erwiderte der Fürstbischof, nickte dem Henker knapp zu und dieser schlug so fest mit der Zange auf den Tisch, dass sämtliche weitere Folterinstrumente klirrend hochsprangen. Ein Geräusch, was mir durch Mark und Bein ging, dem ich nicht entkommen konnte, da er die Prozedere immer weiter durchführte. Solange, bis ich erneut befragt wurde.
 

"Ich frage euch zum letzten Mal, wo habt ihr den Teufel gesehen?"
 

Den Teufel hatte ich nie gesehen, ebenso mit ihm gebulht. Entsprechend war meine Antwort Nein, mein Schreien vergleichbar mit einem Quicken eines Schweins. Ohne Vorwarnung hatte der Henker die Zange an meine rechte Seite angesetzt, zugedrückt und eine leichte Drehung vollzogen. Die Schmerzen waren enorm, das Metall fühlte sich kalt und unbarmherzig an. Waren meine Antworten nicht die, die der Fürstbischof hören wollte, peinigte mich der Scharfrichter weiter, setzte die Zange immer und immer wieder an, beschwerte zusätzlich meine Beine mit schweren Steinen. Wie ein nasser Sack wurde ich nach unten gezogen, immer wieder fallengelassen, aufgezogen und unvorstellbaren Schmerzen unterzogen. Über Stunden gequält, ausgefragt und schließlich knickte ich ein. Es war zu viel, mein Körper spielte nicht mehr mit, drohte unter der Folter ganz zu brechen.
 

Wie ein geschwätziges, altes Web fing ich an zu reden, erzählte, was der Fürstbischof hören wollte und gab zu, mit dem Teufel auf dem Blocksberg gebuhlt zu haben. Namen anderer Hexen nannte ich, jedes grausame Detail meiner Sünden und wie ich meine eigenen Kinder für den Teufel getötet hatte. Protokoll führte der Schriftmeister, notierte sauber mit einer Feder meine Verbrechen, die man mir nochmals vorlas.
 

„Die Angeklagte Elisabeth Holzstecher hat
 

1) Die Hexerei und Zauberei von ihrer Mutter vor 30 Jahren gelernt.
 

2) Sich dem leidigen Teufel mit ihrem Blut verschrieben.
 

3) Auf viel und unterschiedliche Teufelstänze gefahren.
 

4) Den heiligen Leib Christi nach Reichung desselben wieder aus dem Mund genommen, und dem Teufel gar oft gebracht.
 

5) Dagegen aber wieder ein teuflisches Nachtmahl genommen.
 

6) Durch ihre Teufels-Salben und andere zauberische Mittel Menschen umgebracht 9, darunter 2 ihrer eigenen Kinder.
 

7) An unterschiedlichem Vieh durch Beschmierung ihrer Salbe umgebracht 8 Stück.
 

8) Etlichen Personen Haar in den Leib gezaubert."



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