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Dem einen sin Froid is dem andern sin Taubenkacke

von

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Muffin

Na schau einer an, wer da direkt am nächsten Tag wieder auftaucht? Sie sind auch neugierig, was? Sie können es vermutlich nicht sehen, weil Sie nicht in der Lage sein dürften, den Gesichtsausdruck eine Taube zu lesen, aber ich schmunzele gerade. Ja, ja, ihr Menschen, hochkultiviert und so, aber eigentlich doch auch nur süchtig nach Klatsch.

Ja ja, schon gut, ich erzähle ja schon.
 

Basecap ist gestern Nachmittag noch mal hier gewesen. Ich habe ihn schon von weitem kommen sehen, ich habe nämlich die Augen aufgehalten nach ihm.

Ich? Neugierig?

Nein, ich bin überhaupt nicht neugierig. Ich möchte einfach nur alles wissen.

Jedenfalls kam er, und ich bin ihm erst mal ein bisschen entgegen geflattert. Er sah abgehetzt aus. Und genervt. Vermutlich hatte er schon überall nach dieser vermaledeiten Börse gesucht, denn er schaute auch hier die ganze Zeit auf den Fußboden in der Hoffnung, sie irgendwo liegen zu sehen.
 

Ich kann nur sagen: Gott erhalte ihm seine Unschuld. Mal ehrlich, glauben Sie, dass es möglich wäre, dass so ein wichtiges Ding Stunden, nachdem man es verloren hat, noch friedlich irgendwo rumliegt? Es gibt Leute, wie den Hobbit, die so gut sind, das abzugeben. Und es gibt Leute, die es kaltlächelnd einstecken würden. Immerhin war ja auch Geld drin.
 

Egal, er lief also mit suchendem Blick daher, ich flatterte über ihm und sah zu, wie er schließlich zum Bäckerstand kam und sich brav anstellte. Es war gerade zur Nachmittagsstunde, in der ringsum viele Büroangestellte Feierabend haben, und daher war es voll hier.

Und als er an der Reihe war, strahlte ihn die Verkäuferin an, die ihn bediente. Es war die junge blonde mit dem Muttermal unter dem rechten Auge. Ich nenne sie deswegen Pünktchen.

Sie lächelte also und gab ihm freudestrahlend die Börse.
 

Man konnte regelrecht sehen, wie eine Last von ihm abfiel und er von Erleichterung überflutet wurde.

Er öffnete das Ding und stellte fest, dass alles noch drin war.

Er bedankte sich überschwänglich und fragte, ob Pünktchen wüsste, wer die Börse abgegeben hat. Sie nickte und berichtete ihm von dem Hobbit.

Sie erzählte ihm, dass er ein Stammkunde sei, der jeden Tag käme, und dass er sehr nett sei, und ihre Augen bekamen dabei ein so verräterisches Glänzen ...

Ob sie wüsste, wie er diesen Herrn Krüger erreichen könne.

Sie zuckte mit den Schultern und verneinte, denn sie würden von den meisten Kunden ja nicht mal den Namen kennen. Nur von ein paar regelmäßigen Stammkunden, aber mehr als den Namen eben nicht.

Ob sie vielleicht wüsste, wo er arbeitete?

Nein, keine Chance.
 

Er seufzte, es schien ihm wichtig zu sein.

Na ich kann das verstehen. Er wollte sich sicher bedanken.

Und wissen Sie, wer sich auch in ausgesuchtester Höflichkeit bedanken würde?

Ich, wenn Sie sich entschließen könnten, sich zu dem Kaffee, den Sie sich geholt haben, einen Muffin zu erwerben und mir wieder einen Rest davon ...

Ja?

Prima. Das ist wirklich sehr sehr nett von Ihnen.
 

Nun, Basecap bedankte sich erst einmal bei Pünktchen und dann gab er ihr etwas, was ihr Menschen Visitenkarte nennt. Da stehen sein Name drauf und seine sogenannten Kontaktdaten. Genau weiß ich nicht was das ist. Aber ich glaube, damit hat man die Möglichkeit, jemanden zu finden und mit ihm zu sprechen, selbst wenn man ihm nicht unmittelbar gegenübersteht, nicht wahr?

Gut.

Also er gab ihr die Karte und bat sie, die dem Hobbit zu geben mit der Bitte, er möge sich bei ihm melden. Er wolle sich persönlich bei ihm bedanken, und das wäre nicht anders möglich, denn er würde heute noch abreisen. Er würde ganz neu anfangen wollen, jetzt, da sein Weibchen ihn verlassen hat, und würde nach ... Moment, ich muss überlegen ... ja, nach Köln ziehen.

Köln ist auch so eine Art Berlin, nur anders, richtig? Und weit weg, ja? Habe ich mir gedacht.

Ich stelle fest, dass es wirklich interessant ist, Sie zu kennen, da lerne ich wirklich noch eine Menge dazu. Wenn ich nicht aufpasse, bin ich irgendwann eine gebildete kleine Taube.

Gurr.
 

Na ja.

Aber ich fürchte, jetzt kommt der Augenblick, wo ich Sie enttäuschen muss.

Wenn Sie nämlich gehofft haben, dass sich daraus jetzt eine Liebesgeschichte entspinnt.

Wird hier nichts werden.

Nicht mal ne Freundschaft oder so was.

Und daran ist Pünktchen Schuld.

Als Basecap nämlich gegangen ist, hat sie noch eine Weile auf seine Visitenkarte gestarrt, bis die andere Verkäuferin sie etwas ärgerlich gefragt hat, ob sie nicht mal helfen könnte, die Kundschaft zu bedienen. Also hat sie die Karte weggelegt und Gebäck verkauft.

Aber als es dann mal kurz wieder etwas leerer wurde und sie einen Augenblick Pause machte, da hat sie sie wieder zur Hand genommen. Sie ist dann in den Hinterhof getreten um eine zu rauchen. Hat die Karte in ihrer Hand erneut angestarrt.
 

Und dann hat sie sie mit einem kalten Lächeln zerrissen.
 

Mir ist schon klar, warum. Sie will nicht, dass der Hobbit jemand so nettes wie Basecap kennenlernt, weil sie selber, nun, Absichten auf ihn hat.

Kann man verstehen, er ist wohl recht hübsch, wenn ich euren Menschengeschmack richtig einschätze.

Trotzdem, irgendwie finde ich das nicht sehr gut von ihr.

Sie auch nicht? Hab ich mir gedacht.
 

Was?

Ich?

Etwas unternehmen?

Was soll ich denn tun?

Hey, Mann, ich bin eine einfache Stadttaube! Eine „Ratte der Lüfte!“ Ja, nun schauen sie nicht so, ich weiß, dass man uns so nennt.

Was soll ich also machen? Gurren, flattern, kacken ... Sie erinnern sich? Viel mehr haben wir Tauben nicht drauf. Wie also soll ich da intervenieren?

Und jetzt will ich mein Stück Muffin, ich habe immerhin meinen Teil der Abmachung eingehalten und erzählt.

Okay, Danke.

Schmeckt köstlich.
 

Ja, nun gucken Sie doch nicht so geknickt. Das kann ja keiner mit ansehen.

Ich werde versuchen, mir etwas einfallen zu lassen.

Ja, schon gut.

Menschen!
 

Also kommen Sie morgen wieder?

Prima.

Morgen möchte ich bitte ein Stück Butterbrezel.

Gurr.



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