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Drawback 2

von

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Awakening

Langsam öffnete er seine Augen. Doch es veränderte sich nichts. In diesem Raum war es so dunkel, dass er nichts sehen konnte. Er sah nirgendwo auch nur den Hauch eines Lichtscheins. Er versuchte sich zu bewegen, doch ihm tat alles weh. Leise keuchte er, wollte sich aufsetzen, doch sein Körper wollte einfach nicht das ausführen, was er von ihm verlangte.

Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war ein kleiner Raum. Dunkelblaue Fliesen, kein Fenster, eine schwere Stahltüre und ein Stuhl. Doch er saß nicht auf diesem Stuhl. Er lag. Er lag in einem Bett? Es war auf jeden Fall nicht so unbequem, wie der Stuhl. Wollte er wissen, was als nächstes passieren wird? Nein! Definitiv nicht.
 

Wieder versuchte er, Herr über seinen Körper zu werden. Nur langsam bewegte sich sein linker Arm. Zu gut erinnerte er sich an die Schüsse, die ihn getroffen hatten. Wahrscheinlich würde er seinen rechten Arm nicht so einfach bewegen können, also versuchte er es einfach direkt mit dem linken. Er fasste sich an den Kopf, der ganz schön dröhnte, als hätte man ihm einen Schlag mit einem Holzbalken verpasst. Sofort fühlte er etwas, was normalerweise nicht da war:

Verband?

Kurz blieb er reglos liegen, versuchte wieder etwas in dem Raum zu erkennen. In einem Krankenhaus konnte er schonmal nicht sein, dass würde man sofort erkennen. Lag er vielleicht in einer Zelle bei der Polizei? Ihm wurde übel.
 

Sein linkes Auge war ebenfalls von dem Verband bedeckt, genauso wie eigentlich fast alles von seinem Gesicht. Nur langsam konnte er den Arm bewegen, ertastete Verband an der rechten Schulter. Dem Arm, der Hand und an seinem Oberkörper. Und das waren nur die Stellen, an die er drankam. Wahrscheinlich hatte er am linken Bein auch einen Verband, wo ihn die zweite Kugel getroffen hatte. Er schwor sich Rache. Der Kerl, der ihn angeschossen hatte, wird nie wieder glücklich werden! Da konnte sich der Typ sicher sein!
 

Dafür müsste er nur mal wissen, wo er gerade war. Tot konnte er nicht sein, denn die Schmerzen fühlten sich doch ziemlich real an. Und ein Traum wird es daher auch nicht sein. Falls der Zahnarzt ihn aufpäppeln wollte, nur um risikofrei da weiter machen zu können, wo er aufgehört hatte, konnte er sich das in die Haare schmieren! Diese Chance würde er nutzen, um abzuhauen. Doch dafür musste er langsam mal mehr bewegen können als nur seinen Arm. Da er aber nichts sehen konnte, wusste er auch nicht, ob er irgendwie hochkommen könnte. Vorsichtig tastete er sich mit der Hand seitlich voran, entdeckte irgendwas das höher war, als er selber lag. Sowas hatte er doch gesucht!
 

Er wagte gleich den ersten Versuch sich hochzuziehen, scheiterte allerdings sofort, da nicht nur sein Oberkörper schmerzte wie noch nie zuvor, sondern auch seine linke Hand. Keuchend sank er zurück in die Waagerechte und biss die Zähne zusammen. Aufgeben war hier keine Option! Also versuchte er es wieder, kam Stück für Stück nach oben, um kurz vor dem Ziel seine Stütze umzuwerfen, die krachend zu Boden ging, wodurch er selber wieder nach hinten flog und vor Schmerz aufstöhnte.

Verflucht nochmal, das durfte doch jetzt alles nicht wahr sein!
 

Kurz darauf hörte er Schritte. Toll, auch das noch! Jetzt hatte er sich verraten. Die Chance hatte er verschenkt. Die Türe wurde aufgerissen und er kniff sein Auge zusammen als das Licht hereinfiel, das ihn sofort blendete. Er konnte nichts erkennen, hörte nur Schritte die auf ihn zu kamen, ehe er am linken Handgelenk gepackt wurde. Augenblicklich zuckte er zusammen und zog seine Hand weg. Zumindest versuchte er es, aber er hatte nicht genug Kraft, um dem Griff zu entkommen. „Du bist wach…“ Hörte er die Männerstimme neben sich sagen, doch ihm kam sie nicht wirklich bekannt vor, glaubte er auch nicht daran, jemals wieder eine ihm vertraute Stimme zu hören.
 

Nur langsam öffnete er sein Auge wieder, dass sich nun nach und nach an die Helligkeit gewöhnte. Als er nach oben sah, sah er in ein Gesicht, das ihm wirklich nichts sagte. Wer war das denn? Musste er ihn kennen? Auf jeden Fall war er keiner von Herrn Onoderas Leuten. Oder hatte er noch mehr, als nur die beiden Kerle? Sein Handgelenk wurde losgelassen und schon ließ man ihn wieder alleine. Verwirrt sah er zur Türe, die wieder zugezogen wurde, ehe der Raum wieder so stockdunkel war, wie zuvor auch schon.
 

Was sollte das? Wer war der Kerl? Und was zum Teufel war nur los?
 

Angestrengt versuchte er sein Gehirn zu aktivieren, um sich an die letzten Momente zu erinnern, bevor er hier wach wurde. Das war nur leider einfacher gesagt, als getan. Die Bilder kamen nur schleppend zurück in seinen Kopf. Sie hatten versucht, Informationen aus ihm raus zu bekommen, doch an ihm hatten sie sich die Zähne ausgebissen. Er erinnerte sich daran, dass der Zahnarzt vor ihm stand, rot vor Wut und mit geballten Fäusten.

Es traf ihn wie ein Blitzschlag, als die Erinnerung wiederkam. „Deine Freunde werden schon singen.“ Hallte es in seinem Kopf wider. Danach hatte er ihm ein Tuch auf das Gesicht gedrückt und von da an verlor sich seine Erinnerung. Hatte er etwa Kai? Ryo? Oder Kazuki? Er konnte nicht liegen bleiben!
 

Wenn seine kleine Aufstehhilfe kaputt war, musste es ohne gehen. Wieder biss er die Zähne zusammen, kniff das Auge zu und versuchte, sich aufzurichten. Wenn er auch nur einen von ihnen retten könnte, wäre das die Schmerzen eindeutig wert. Als er es tatsächlich geschafft hatte, sich hinzusetzen, legte er sofort den linken Arm um seinen Oberkörper und biss sich auf die Unterlippe, beugte sich nach vorne und versuchte angestrengt, nicht zu schreien.

Selbst als die Türe wieder aufflog, bewegte er sich nicht, denn jede noch so kleine Bewegung tat noch mehr weh, als es das jetzt schon tat.
 

„Scheiße, spinnst du?“

Fuhr man ihn auf einmal an. Er drehte den Kopf, sah zur Türe, wobei ihn das Licht wieder blendete und er einen Moment brauchte, bis er etwas erkennen konnte. Als sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten, stand die Person bei ihm, legte die Hände an seine Schultern und drückte ihn wieder nach hinten. So wird das echt nichts.

Wieder keuchte er vor Schmerz, packte die Person am Handgelenk, bevor sie überhaupt daran denken könnte abzuhauen und ignorierte dabei die Schmerzen in seiner Hand. Doch als er hochsah, sah er nicht in ein Gesicht von Herrn Onoderas Männern, oder gar in dessen. Es war kein unbekanntes Gesicht.
 

„Kazuki…“ Hauchte er leise und umklammerte dessen Handgelenk nun regelrecht.

Träumte er doch?

Oder hatte er gerade Halluzinationen?
 

„Alles gut, Kumpel. Es ist vorbei.“ Sanft lächelte Kazuki ihn an, befreite sich nun aus dem Griff und räumte erst einmal alles beiseite, was Reita eben umgehauen hatte.

„Kai?“ Er ließ Kazuki nicht aus den Augen, sah, wie dieser ihn wieder lächelnd ansah. „Er ist bei Ryo zu Hause. Mach dir um ihn also keine Sorgen.“ Er zog einen Stuhl ran, setzte sich neben ihn und legte eine Hand auf seinen linken Arm.

„Dieser Sturkopf hat immer daran geglaubt, dich lebend zu finden.“ Erklärte er ihm mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Ich habe nicht daran geglaubt, habe aber gehofft, dass er Recht behält. Und wie wir sehen…“ Er beendete den Satz nicht, sondern sah ihn weiterhin einfach lächelnd an.
 

Er klopfte ihm auf den Arm und stand auf. „Ruh dich noch etwas aus. Ich komme gleich nochmal rum.“ Damit ließ er ihn alleine und schloss die Türe. Wieder überkam die Dunkelheit den Raum und er hatte das Gefühl, völlig blind zu sein. Doch die Tatsache, in Sicherheit zu sein, ließ ihn ziemlich schnell einschlafen. Und das tief und fest. Sein Körper schien den Schlaf nachholen zu wollen, den er seit langem nicht mehr hatte.
 

Er wurde erst wieder wach, als die Schmerzen sogar in seinem Traum so real zu sein schienen, wie noch nie zuvor. Wieder keuchte er auf, spürte, dass irgendwer ihn festhielt. Der Griff tat ganz schön weh und wieder war sein Gehirn nicht schnell genug, um irgendwas Vernünftiges zusammen zu kriegen. „Lass ihn los, verdammt! Du tust ihm noch weh!“ Hörte er Kazukis Stimme durch den Raum hallen.

„Kai, bitte.“ Drang auf einmal Ryos Stimme in sein Ohr und er merkte, wie der Griff um ihn nur noch stärker wurde.

„Nein!“ Kais Stimme war nah an seinem Ohr. Also hielt dieser ihn so fest?
 

Er hob seinen Arm, ergriff das erste, was er zu packen bekam und stellte fest, dass es Kais Oberteil sein musste. Er fühlte den Stoff unter seinen Fingern, ehe man ihn von sich schob. „Rei!“ Sagte Kai und sah ihn an. Weinte er etwa? Vorsichtig ließ er von ihm ab, sodass er sich wenig später wieder in der Waagerechten befand und nun alle Drei ansehen konnte.

„Und du wolltest mir nicht glauben.“ Trotzig verschränkte Kazuki seine Arme vor der Brust, lächelte aber.
 

„Er wird etwas Zeit brauchen, bis es ihm wieder vollständig gut geht. Aber lieber so, als tot im See zu schwimmen.“

See? Hatte er Ryo gerade richtig verstanden? Kai strich ihm über den Arm und seufzte. „Wir erklären dir alles, wenn du wieder gesund bist.“ Fragend sah er ihn an, ehe sein Blick zu Ryo und danach zu Kazuki glitt.

„Was ist passiert?“ Fragte er sie, denn er wollte es jetzt sofort wissen. Warum wollten sie warten, ihm alles zu erklären, wenn sie es auch sofort machen könnten?
 

Er hörte Kai neben sich seufzen, doch das interessierte ihn nicht. Sie sollten ihm endlich mal erklären, was los war. Wie hatten sie ihn gefunden und wie konnten sie ihn da rausholen? Fragen, die er auf der Stelle beantwortet haben wollte!

„Wir waren beim Boss und haben ein paar Informationen zusammengetragen. Unteranderem kam dabei heraus, dass der Zahnarzt, der einen unserer Kollegen aus dem Clan entführt hatte, umgebracht und im See des Wadabori Parks versenkt hatte. In der Hoffnung, dass wir ihn dort abfangen und dich somit finden könnten, haben wir angefangen, den Park zu beobachten.“ Erklärte ihm Kazuki sofort und kam etwas näher.

„Ich habe im Park alles abgesucht, alles beobachtet, bis Herr Onodera mit seinen Männern auftauchte. Wir wussten ehrlich gesagt nicht, ob du es warst, den sie aus dem Auto gezogen hatten, aber Kazuki hat alle drei erschossen. Als erstes den Zahnarzt. Kai kam sofort dazu und hat bemerkt, dass du noch atmest. Also haben wir dich mitgenommen.“
 

Es hätte auch nach hinten losgehen können. Herr Onodera hätte sich einen anderen Ort suchen können, oder Reita gar nicht erst in einem See werfen, sondern ihn anders beseitigen können. Doch darüber wollte er nicht nachdenken, denn es hatte funktioniert und er war wieder in Sicherheit.
 

„Ich bin so froh, dass du wieder hier bist.“ Entwich es Kai leise schluchzend neben ihm, ehe dieser sich die Tränen aus dem Gesicht wischte und lächelte. Er merkte ihm an, dass er versuchte, stark zu sein, die Schwäche, die er gezeigt hatte, nicht mehr zulassen will. „Ich bleibe bei dir.“ Versicherte ihm Kai noch und legte eine Hand an seinen Arm.

Eine Stelle, die nicht von Verband bedeckt war.

„Danke.“ Hauchte er leise und sah die anderen Beiden an.
 

„Wir lassen euch alleine. Morgen kommen wir wieder, wenn der Boss vorbeikommt.“ Erklärte Kazuki ihm und sofort sah Reita ihn verwirrt an.

„Der Boss?“ Fragte er nach, bekam ein Nicken als Bestätigung.

„Na toll…“ Entwich es ihm und er legte den Kopf in den Nacken, sah an die Decke und seufzte. Das musste doch nicht sein. Wenn sein Boss sieht, in was für einer körperlichen Verfassung er war, flippt der doch aus! Welcher Yakuza-Boss stand schon darauf, seinen hauseigenen Mörder schwer verletzt in einem Bett liegen zu sehen? Den Job konnte er sich wohl in die Haare schmieren.

„Das wird schon. Als er gehört hat, dass du lebst, schien er wirklich erleichtert zu sein.“ Versuchte Kai, ihn zu beruhigen.

„Es wäre auch ziemlich sinnlos, dich da raus zu holen, um dich danach doch noch zu erwürgen, oder etwa nicht?“ Kazuki konnte da einfach nicht ernst bleiben. Aber auch Reita verstand, worauf er hinaus wollte. Der Hacker hatte Recht. Er sollte sich einfach keinen Kopf machen. Bestimmt war sein Boss froh, ihn lebend zu sehen.
 

„Dann lassen wir euch mal alleine.“ Ryo schnappte sich den Anderen und ließ Kai nun mit Reita alleine. Die Türe blieb offen, damit etwas Licht in den Raum kam. „Ich glaube, ich kann dich nie wieder alleine lassen, wenn wir an einem Auftrag arbeiten.“ Schmunzelnd verzog Kai seine Lippen und sah ihn an, ließ ihn schon gar nicht mehr aus den Augen. „Du kleiner Spinner.“ Antwortete Reita nur und schüttelte leicht den Kopf. Er konnte dessen Angst zu gut verstehen. Hätten sie Kai erwischt, wäre er wohl genauso ausgeflippt und würde ihn nie wieder aus den Augen lassen!
 

„Ein Arzt vom Boss hat sich um dich gekümmert. Er meinte, dass du keine bleibenden Schäden davontragen wirst. Also wirst du auch bald wieder fit sein.“ Das waren doch mal Informationen, mit denen er auch wirklich was anfangen konnte! „Sehr gut.“ Sagte er zufrieden. Wenn er wirklich wieder vollkommen gesund wird, musste er sich auch keine Gedanken machen, dass der Boss ihn nun abservieren wird.

„Versuch noch etwas zu schlafen. Je mehr du dich ausruhst, desto schneller wirst du auch wieder gesund, hm?“

Kais Lächeln war wie immer strahlend und echt, kein aufgesetztes, falsches Lächeln.
 

Da er sich wirklich noch ziemlich schlapp fühlte, schloss er nickend die Augen, um noch etwas zu schlafen. Während er schlief, konnte er am besten abschalten, denn er schlief, ohne etwas zu träumen. Sein Körper versuchte sich zu erholen.

Und dieses Mal wurde er auch nicht unsanft von jemanden geweckt, sondern wachte von alleine auf. Als er langsam sein Auge öffnete, war es noch immer hell im Raum. Langsam wurde seine Sicht besser, sein Blickfeld schärfer und er erkannte, dass er nicht mehr in dem Raum war, wie zuvor. Hatte man ihn woanders hingebracht? Als er sich umsah, entdeckte er ein paar Stühle an einem kleinen Tisch, ein kleines Fenster, an dem die Vorhänge zugezogen waren und eine Lampe an der Decke, die ein sanftes Licht ausstrahlte. Ihm fiel auf, dass im anderen Zimmer keine Lampe vorhanden war. Deswegen war es immer so dunkel dort drin.
 

Sein Hals fühlte sich trocken an und irgendwie konnte er nicht einmal mehr seinen linken Arm bewegen. Wahrscheinlich lag er einfach nur zu lange rum. Er musste sich dringend mal bewegen und nicht nur einen einzigen Arm, sondern mal mehr!

Der erste Versuch, sich zu bewegen, scheiterte direkt wieder, doch beim zweiten Anlauf, schaffte er es zumindest, ein wenig den Oberkörper hochzubekommen. Doch als die Türe langsam auf ging, ließ er sich zurücksinken und sah, wer da reinkam. Es dauerte etwas, bis Kais Kopf in dem kleinen Spalt auftauchte und zu ihm rüber sah. „Er ist wach.“ Sagte der Braunhaarige und öffnete die Türe nun komplett und kam mit Kazuki und Ryo zu ihm. Während sich ihr Hacker mit dem Fahrer an den kleinen Tisch setzte, ging Kai zu Reita. „Du hast bestimmt Durst, oder?“ Fragte er ihn und hielt eine kleine Glasflasche mit Wasser hoch.

Ohne eine Antwort abzuwarten, half er ihm nun dabei, sich hinzusetzten, um etwas trinken zu können. Das tat echt gut. Er selber hatte gar nicht wirklich bemerkt, dass er wirklich Durst hatte.
 

„Hast du Schmerzen?“ Fragte ihn sein Mitbewohner, als er die Flasche neben dem Bett auf einem kleinen Beistelltisch absetzte. „Gerade nicht.“ Stellte er erstaunt fest. Das hatte er noch gar nicht bemerkt, da er sich eh kaum bewegen konnte. „Der Arzt hat dir Schmerzmittel gespritzt.“ Informierte Ryo ihn direkt. Egal, was für ein Mittel das genau war, es wirkte verdammt gut.

„Hoffentlich bist du fit genug, um dem Boss gleich seine Fragen zu beantworten.“

„Gleich?“

Kai nickte sofort neben ihm und strich ihm etwas über den Arm.

„Er wollte gleich vorbeikommen. Nachher hat er noch einen Termin, aber er will schon vorher alles wissen.“

Noch konnte er nicht sagen, ob diese Neugier nun gut war, oder nicht. Aber was sollte daran schon negativ sein?

Außerdem war sein Kopf wieder halbwegs klar.
 

Noch einmal half ihm Kai dabei, etwas zu trinken, ehe dieser das Kopfende des Bettes nach oben stellte, damit er sich zurücklehnen konnte und statt zu liegen, nun sitzen durfte. Das war gleich viel besser. Er sah zu den Anderen, die noch immer am Tisch saßen. Ryo hatte sich seitlich auf den Stuhl gesetzt, den Arm über die Rückenlehne gelegt und seinen Kopf darauf gestützt, während Kazuki ‘normal‘ auf dem Stuhl saß, einen Fuß mit auf die Sitzfläche gestellt hat und einen Arm auf dem Knie gelegt hatte. Beide sahen die ganze Zeit zu ihm, lächelten etwas und irgendwie gaben alle Drei ihm ein gewisses Gefühl von Sicherheit.
 

Es klopfte an der Türe und sofort sahen alle dorthin, wo nun der Boss auftauchte. Da war er auch schon! Kai machte sofort Platz, damit ihr Boss zu ihm gehen konnte. Der Braunhaarige stellte dem älteren Mann noch einen Stuhl bereit, bevor er sich zu den Anderen an den kleinen Tisch setzte. War es normal, dass er selber nun so nervös wurde? Allein die Anwesenheit ihres Clanoberhauptes machte ihn nervös, obwohl er doch nichts vor ihm zu befürchten hatte.

Damals hatte er ihm geholfen, ihn aufgenommen und eine Chance gegeben. Und er hatte ihm sein Wort gegeben für ihn zu arbeiten und alles auszuführen, was er von ihm verlangte. Bisher war er sich keiner Schuld bewusst, etwas falsch gemacht zu haben, also warum hatte er gerade Angst? Ja, es war Angst gepaart mit Nervosität, da er nicht wusste, welche Fragen er ihm denn stellen wollte.
 

„Wie geht es dir?“ Fragte ihn der Ältere, nachdem er sich gesetzt hatte.

„Besser.“ Antwortete er sofort und entlockte seinem Gegenüber tatsächlich ein kurzes Lächeln.

„Gut. Ich habe meinen besten Arzt zu dir geschickt. Es würde mich enttäuschen, wenn er es nicht geschafft hätte.“

Sogar Reita musste nun schmunzeln. Er konnte sich gut vorstellen, was der Boss gemacht hätte, wenn der Arzt ihn nicht hätte zufrieden stellen können.

„Wir brauchen ein paar Informationen von dir.“ Fuhr er nun fort, sah ganz kurz zu seinen Kollegen. Er sah, wie Kazuki nickte, Kai den Blick senkte und Ryo sich auf die Unterlippe biss. Hatte er etwas verpasst?
 

„Herr Onodera lebt noch. Er war nicht unter den drei Männern im Park.“ Damit ließ sein Boss eine Bombe platzen, die bei Reita sofort etwas auslöste, was er nicht einmal beschreiben konnte. Seine Finger krallten sich in die Decke, die über seinen Beinen lag und er biss die Zähne zusammen. Der Kerl lebte noch? Wie kann das sein?

„Mach dir darum erst einmal keine Gedanken!“ Sein Boss versuchte netterweise, ihn zu beruhigen. Klappte sogar auf Anhieb.
 

„Um den Kerl zu schnappen, muss ich dich darum bitten, mir alles zu erzählen, was passiert ist. Von dem Moment an, als du an dem Abend den Wagen verlassen und deine Männer zurückgelassen hast.“

Was verlangte er da gerade? Sprachlos starrte er den Chef an, konnte nicht sagen, was gerade in seinem Kopf alles los war. Viele Gedanken, Erinnerungen und Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf. Er sollte ihm alles erzählen? Sein Blick glitt zu den Anderen, die ihn genauso geschockt ansahen. Sie hatten es wohl auch nicht gewusst. Doch Kai nickte ihm zu. Wollte er, dass er es ihnen erzählte? Was sollte es ihnen bringen, das zu wissen?
 

Wieder sah er zum Boss, der mit ernstem Blick wohl darauf wartete, dass er mit der Geschichte anfing. „In jedem deiner Sätze, zwischen all deinen Erinnerungen, könnte irgendwo ein Detail versteckt sein, das uns zu ihm führen könnte.“ Daran glaubte Reita eher weniger. Was könnte er schon sagen, damit sie ihn ausfindig machen könnten? Er hatte nur einen einzigen Raum in Erinnerung, mehr nicht.
 

„Okay…“

Sagte er dann leise, da ihm der Blick des Älteren zu durchdringen schien, dass er sich nicht einmal traute, seine Bitte auszuschlagen.

„Unter einer Bedingung.“

Fügte er noch hinzu und sah ihm nun direkt in die dunklen, ernsten Augen, die noch immer das gleiche Vertrauen auszustrahlen schienen wie damals, als er ihn zum ersten Mal begegnet war.

„Was?“ Fragte er ihn dann mit hochgezogener Augenbraue.

Ja, Reita war wohl nicht in der Position, Bedingungen zu stellen. Aber er glaubte, dass ihm der Boss dies nicht ausschlagen würde.

„Ich will derjenige sein, der ihn erschießt!“

Sein Boss lachte sofort auf, hielt sich die Hand vornehm vor den Mund und nickte. „So kenne ich dich!“ Hörte er ihn, bevor er sich langsam wieder zu beruhigen schien und ihn nun wieder ernst ansah.
 

„Abgemacht.“



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