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Status Quo

von

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Ich fühlte mich ungewohnt leicht, fast schwerelos. Als hätte jemand einen Schwebezauber auf mich gelegt. Außerdem rauschte es in meinen Ohren. Auch das Atmen war merkwürdig, es ging gar nicht. Und es war so bitterkalt. Meine Finger und Zehen waren so kalt, dass ich sie kaum mehr fühlte. Nur die linke Schulter, die fühlte ich durch den pochenden Schmerz überdeutlich. Langsam und träge fasste ich mit meiner Hand hin. Die Berührung war vor Schmerzen kaum zu ertragen. Aber wieso? Warum schmerzte die Schulter?

Bevor mein Verstand sich in den Gedanken verlieren konnte, packte mich etwas am verletzten Arm und zog ruckartig daran. Brennender Schmerz durchzuckte meinen Arm und ich riss Augen und Mund auf. Doch schreien konnte ich nicht, denn sofort füllte sich mein Mund mit Wasser. Erschrocken hustete und würgte ich und stellte fest, dass ich mich wieder über Wasser befand. Während ich zwischen Hustenanfällen weiter nach Luft rang, versuchte ich meine Umgebung wahrzunehmen. Aber irgendwas stimmte mit meinen Augen nicht, ich konnte nicht klar sehen. Direkt neben mir kniete eine androgyn wirkende Frau. Oder doch ein Mann? Er sah Potter zum Verwechseln ähnlich, mit dem pechschwarzen Haar, das in alle Richtungen abstand, und der altmodischen Brille auf der Nase. Um besser sehen zu können, kniff ich die Augen zusammen, doch je mehr ich mich konzentrierte, desto mehr pochte mein Kopf. Bestimmt war es Potter und bestimmt war er an der Situation schuld. Potter hatte immer Schuld.

Hau ab, Potter“ flüsterte ich. Hoffentlich klang ich nicht so kläglich, wie es sich für mich gerade angehört hatte. Ich wollte ihn wegschieben, doch ich war zu kraftlos. Die Kopfschmerzen wurden immer stärker, sodass ich die Augen schloss. 'Nur für einen kurzen Moment', dachte ich, bevor ich mich endgültig in die Dunkelheit hinabgleiten ließ.

 

 

 

 

Als Draco das nächste Mal aufwachte, war es kuschelig warm. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass er in einem Bett lag. Er öffnete seine Augen. Das Zimmer war cremefarben gestrichen, die Decke weiß. Jemand hatte die Vorhänge zugezogen, sodass das Tageslicht nur gedämpft hereinfiel. Es gab das Bett, ein Nachtschränkchen mit Lampe, einen Tisch, Stuhl und Schrank. Das Zimmer kam ihm nicht bekannt vor. Und nach einem Zimmer im St. Mungos sah es auch nicht aus. Wo war er also?

 

Obwohl er neugierig auf seine unbekannte Umgebung war, verließ er nur ungern das warme Bett, doch ein dringendes Bedürfnis trieb ihn letztendlich dazu. Stöhnend richtete er sich auf, denn neben seinen Kopfschmerzen taten ihm seine Schulter und seine Hände weh. Auch in seinem rechten Bein spürte er einen schwachen Schmerz. Auf der Suche nach der Toilette hatte er gleich Glück; die erste Tür im Flur, die er öffnete, war das Badezimmer. Es war in einem modernen Stil schwarz-weiß gefliest und hatte neben der Dusche auch eine großzügige Badewanne.

 

Als Draco sich die Hände wusch, fiel sein Blick auf sein Spiegelbild. Er erschrak über den Anblick. Dunkle Ringe waren unter seinen Augen zu sehen, selbst für seine Verhältnisse war er ungewöhnlich blass. Sein Haar hing schlaff und glanzlos herunter. Im Allgemeinen machte er einen sehr kränklichen Eindruck. Draco drehte nochmals den Wasserhahn auf und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, warf er nochmal einen prüfenden Blick in den Spiegel. Doch er achtete gar nicht auf sein Gesicht, denn an seiner rechten Schläfe hatte er ein Pflaster entdeckt, das zuvor von seinem Haar verdeckt gewesen war. Als er es mit seinen Fingerspitzen berührte, schmerzte es. Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf, die er als Erinnerungen identifizierte. Bilder von einem Watt, einem großen, schwarzhaarigen Hund, der er ihn anfiel und eine genauso schwarzhaarige Person. Langsam fiel ihm wieder ein, was passiert war. An das, was nach seinem Sturz ins Wasser passierte, erinnerte er sich aber kaum. Er wusste nur noch, dass ihn jemand aus dem Wasser gezogen hatte. Jemand mit schwarzen, unordentlichen Haaren und Brille. Jemand, der aussah wie Potter. Draco schloss die Augen. Das durfte nicht wahr sein. Ausgerechnet Potter! Nein, das war bestimmt jemand anderes gewesen, der Potter nur zum Verwechseln ähnlich sah. Außerdem hatte er ihn gar nicht wirklich erkennen können, als er wieder Luft bekommen hatte. Doch da fiel ihm ein, dass er selbst Potter zu sich gerufen hatte. Dass er selbst Potter erst auf sich aufmerksam gemacht hatte. Kurz bevor der Hund ihn angefallen hatte. Das war ja noch schlimmer! Warum war Potter auch immer dann anwesend, wenn bei ihm etwas schief lief? Aber halt! War Potter oder diese Person nicht relativ weit weg gewesen, als er auf sich aufmerksam gemacht hatte? Vielleicht so weit weg, dass er ihn auch mit jemanden hätte verwechseln können? Ja, das musste es sein. Als er diesen Unbekannten zu sich gerufen hatte – Draco versuchte, diese infame Aktion zu vergessen – war er zu weit weg gewesen, um ihn einwandfrei identifizieren zu können. Und als dieser Mensch ihn endlich gehört und wieder an die Wasseroberfläche geholt hatte, hatte er nicht klar sehen, geschweige denn denken können. Bestimmt war es nur irgendein Muggel. Dass das nur bedingt besser war, ließ er vorerst außer Acht.

 

Mit knurrendem Magen verließ er das Bad und machte sich auf den Weg, die Küche zu suchen. Er war entschlossen, nicht mehr weiter darüber nachzudenken, denn schließlich würde er in Kürze sehen, wer ihn gerettet hatte. Doch der Gedanke, dass sein Retter Potter gewesen sein könnte, schob sich immer wieder in den Vordergrund.

Im Erdgeschoss angekommen, entdeckte er die Küche schnell, da die Tür zu dem Zimmer offen stand. Auf einem kleinen Tisch befand sich eine dampfende Tasse Tee. Außerdem standen Brötchen, Marmelade, Wurst und Käse bereit. Neben dem Teller lag ein Zettel. „Bedien dich“ konnte er lesen. 'Wie unmanierlich', dachte Draco, 'noch nicht einmal den Absender konnte er schreiben.' Aber was sollte er auch schon von Potter erwarten? Bei Muggel aufgewachsen, im Umgang mit den Weasleys und Granger... Stopp! Nicht Potter! Das war nicht Potter! Das war nur jemand, der ihm zufällig glich. Und wohl eine genauso schlechte Erziehung genossen hatte. Draco schüttelte den Kopf, um ihn leer zu bekommen. Sein erneut knurrender Magen half ihm dabei seine Aufmerksamkeit vorerst auf das Essen vor ihm zu lenken und so setzte er sich an den Tisch.

 

Nachdem er satt war, trug er das Geschirr zum Waschbecken und den Rest in den Kühlschrank. Ihm widerstrebte es, so höflich gegenüber seinem Gastgeber zu sein. Das war nicht seine Art. Aber es widerstrebte ihm noch mehr, es nicht zu tun, denn dann hatte er das Gefühl, dem Unbekannten noch mehr zu schulden.

Was nun, überlegte er. Der Hausherr war offensichtlich nicht da, denn sonst hätte er ihm keine Nachricht hinterlassen. Und ohne irgendein Wort wollte er nicht klammheimlich von hier verschwinden. Nicht, dass er plötzlich eine moralische Anwandlung hatte und er sich unerklärlicherweise dankbar fühlte, weil der Unbekannte seinem Hilferuf nachgekommen war. Er musste nur dafür sorgen, dass der niemandem etwas von dieser kleinen Farce erzählte.

 

Wie um alles in der Welt konnte er überhaupt so tief sinken, dass er sich von einem Wildfremden hatte helfen lassen? Warum hatte er den Hund nicht einfach verhext? Oder war appariert? Draco konnte sich nicht vorstellen, dass er sich von diesem Monster so sehr in die Ecke hat treiben lassen, dass er seine magische Natur vergaß. Dann fiel ihm ein, dass der Auslöser dieser verzwickten Situation der Verlust seines Zauberstabes war. Das Alles führte natürlich dazu, dass er es zu dem wichtigen Treffen mit dem Todesser nicht geschafft hatte. Draco verfluchte seine Situation, den Hund und den muskelbepackten Idioten, der ihn gestoßen hatte. Es war nicht einfach gewesen, diese Person ausfindig zu machen. Und nun war es umsonst gewesen! Wütend schlug Draco auf den Küchentisch. Ihn hatte es eine Engelsgeduld gekostet, dem Todesser ein Treffen abzuringen. Jetzt würde er sich bestimmt nicht mehr auf ihn einlassen. Wenn dieser Idiot nicht einen von Muggel beherrschten Platz ausgesucht hätte, hätte er direkt dorthin apparieren können und dann wäre all das nie passiert. Nun denn, er wäre nicht Draco Malfoy, wenn er den Anderen nicht doch zu einem weiteren Treffen bringen würde. Am Besten, er apparierte gleich nach Hause in seine Wohnung und – er konnte nicht apparieren. Ihm fehlte immer noch sein Zauberstab. Draco entfuhr ein frustrierter Aufschrei. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Diese Wohnung war wie ein Gefängnis. Zaubern konnte er nicht. Und seine eigene Wohnung war nicht an das Flohnetzwerk angeschlossen. Selbst wenn er wollte, könnte er noch nicht einmal nach Hause laufen, denn er hatte keine Ahnung, wo er sich befand. Draco knirschte mit den Zähnen. Der Einzige, der ihm helfen konnte, war dieser Unbekannte. Schon wieder. Er hätte die Wände hochgehen können, doch ihm blieb nichts anderes übrig, als ungeduldig zu warten, bis dieser nach Hause kam.

 

Neugierig wie er war, beschloss er sich die Wohnung anzusehen, um ein bisschen Zeit totzuschlagen. Das war immer noch besser, als in der Küche auf und ab zu laufen und jede Minute auf die Uhr zu sehen. Im Flur befanden sich noch vier weitere Türen. Die ersten zwei Zimmer dahinter waren ziemlich unspektakulär: eine Rumpelkammer und ein kleines Gäste-WC. Eine der beiden verbliebenen Türen würde vermutlich ins Freie führen. Er entschied sich für die linke, hinter der sich das Wohnzimmer befand. Dort war es geräumig und hell. Die Wände waren in einem hellen Pastellorange gestrichen und das Sofa hatte ein typisches Gryffindor-Rot. Ein Paar Kissen in einem kräftigen Gelbton, welcher schon fast wie Gold wirkte, zierten es. Ein niedriger Tisch stand da, umgeben von eben diesem Sofa und zwei einzelne dazu passende Sessel. Bei diesem Anblick musste Draco schnaufen. Es sah zwar sehr warm und einladend aus, aber es war unverkennbar Gryffindor. Sogar ein beeindruckendes Bild von einem Löwen hing an der Wand. Also doch Potter. Nun begann Draco gezielt nach einem Hinweis zu suchen. Irgendwo musste doch etwas Persönliches zu finden sein. Etwas, auf dem der Name des Eigentümers stand. Auf der Fensterbank sah er es schließlich. Dieses potthässliche Gestell mit den runden Gläsern. Altmodisch, geschmacklos, kindisch. Als sei die Brille ausschließlich für kleine Kinder hergestellt worden. Und jetzt, als Erwachsener, trug Potter sie immer noch. Andererseits, kam Draco der Gedanke, wenn die Brille hier lag und Potter außer Haus war, hatte sich wohl etwas verändert. Wie dem auch sei, Draco war sich nun sehr sicher, dass das hier Potters Haus war. Rein theoretisch könnte es auch jemand anderes sein. Aber das würde bedeuten, dass Draco Glück hätte. Was hier nicht der Fall war, denn sobald Potter im Spiel war, hatte ihm das Glück schon immer den Mittelfinger gezeigt.

 

Draco setzte sich auf das Sofa und legte die Füße auf den Tisch. Er schob mit dem Fuß eine Zeitschrift beiseite, auf der ein längliches schwarzes Ding lag. Mit einer Hand fuhr er sich erneut durchs Haar. Potter. Was zum Teufel hatte Potter bei diesem Watt zu suchen gehabt? Und warum um alles in der Welt hatte er ihm geholfen? Nur, weil er Potter war und diesen Heldendrang verspürte? Wieder seufzte er. Vielleicht war es doch nicht Potter, hoffte er. Schließlich hatte er nichts gefunden, dass all seine Zweifel aus dem Weg räumte. Besser, er wartete ab, bis dieser Unbekannte endlich auftauchte.

 

Er stand von der Couch auf und begab sich zu dem Bücherregal. Ein paar der Bücher kannte er, doch die Mehrzahl war ihm unbekannt, also begann er sie sporadisch herauszuziehen und den Buchrücken zu lesen. Es mussten Muggel-Bücher sein, denn in manchen war die Rede von Dingen, die er nicht kannte und nicht verstand. Das erste Buch, das ihn interessierte, nahm er und begab sich damit zur Couch.

Er las bereits eine Weile, als er ein bekanntes Surren hörte. Ein Rascheln und Klirren. Flügel. Draco sah sich um und suchte nach der Quelle. In einer Ecke des Zimmers sah er ihn dann plötzlich aufblitzen, den Schnatz. Der Anblick dieses kleinen, goldenen Bällchens, das so unschuldig mit den Flügeln flatterte, ließ ihn erstarren. Nun waren sämtliche Zweifel beseitigt, das hier war ganz eindeutig Potters Haus. Er als Malfoy hatte Harry Potter, den Goldjungen, den Helden der Zaubererwelt um Hilfe gebeten. Draco war... Er konnte nicht beschreiben, was es war, wie er sich fühlte. Unbändiger Zorn auf Potter oder auf sich selbst hätte er erwartet, stattdessen fühlte er nichts. Viel mehr hatte er den Eindruck, er würde von oben herab auf das Leben eines Anderen sehen. Als wäre das alles nicht echt. Mit einem lauten Seufzer lehnte er sich zurück. Was nun? Bleiben bis Potter kam, müsste er sowieso, denn ohne Zauberstab war er aufgeschmissen. Und danach? Wenn es nach seiner Meinung gehen würde, würde Potter ihn ungesehen in die Winkelgasse apparieren, er würde sich einen neuen Zauberstab kaufen und könnte damit Potters Gedächtnis optimieren. Das war leider reines Wunschdenken, soviel war klar. Fakt war jedoch, dass er Potter wirklich dazu bringen musste, ihn zu Ollivander zu bringen. Vielleicht sollte er darauf bauen, dass Potter ihn gerettet hatte, vielleicht würde Potter ihm auch da helfen. Am besten, er sah sich Potter genau an. Dann könnte er einen Plan entwickeln, wie er ihn am besten um den Finger wickeln würde. Einigermaßen zufrieden widmete sich Draco wieder seinem Buch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Traumfaengero_-
2016-09-25T13:45:18+00:00 25.09.2016 15:45
Beginnen wir mit etwas Kritik an deinem Werk. Du hast bei dem Umbruch in die andere Perspektive doch einen starken Einbruch deiner Qualität erlitten. Bei dem Niveau, auf dem du bisher gearbeitet hast, wird ein Stilbruch schnell bemerkt. Jedoch hast du einige Absätze lang wirklich sehr schlicht geschrieben, einige wichtige Dinge ausgelassen. Ich war sehr verwirrt, als Draco einfach so durch das Haus gewandert ist und offen blieb, was er nun trägt und ob er sich eventuell umziehen musste. Er ist im Wasser gelandet, wenn Harry sein Bett liebt, wird er ihn ausgezogen oder umgezogen haben. Ein Punkt, der deiner Geschichte sehr zuspielt, wenn Draco das begreift. Er würde sich aber auch nicht nur mit Unterwäsche bekleidet einem Fremden oder Potter stellen. Noch ein fragwürdiger Gedanke.

Nun aber zu den positiven Punkten! Ich musste so herzlich lachen, als Draco diese Frage nicht los lassen konnte. Potter ja oder nein? Wie es mit der Brille weiter geht, hat mich sehr neugierig gemacht. Immerhin hatte der „Unbekannte“ (Harry) sie auf der Nase, als er Draco rettete, nun liegt sie aber auf der Fensterbank.
Auch die Beschreibung des Hauses finde ich sehr interessant. Ich hätte das zwar nie als Harrys Wohnung erkannt oder besser gesagt, ich hätte mir nie eine Wohnung von Harry so vorgestellt, aber mit etwas Hilfe von Hermine kann das gut stimmen.

Liebe Grüße und bis zum nächsten Kapitel
Traumfänger



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