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Ruf der Sterne

von

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Braun und Weiß

"Fleckenpfote!" hörte man Sturmkralles wütendes Miauen durch das Lager hallen. "Ich hatte dir doch aufgetragen, dich um die Ältesten zu kümmern und nicht Schwarzstreif im Nacken zu kleben!" "Aber-" "Kein Aber! Was soll den aus dir für ein Krieger werden, wenn du Befehle verweigerst und nur nach deinem eigenen Willen handelst!" unterbrach der wütende Mentor seinen Schüler. Dieser schlurfte tieftraurig zum Ältestenbau und murmelte in seiner Entrüstung vor sich hin.
 

Schwarzstreif ließ ein aufforderndes Knurren ertönen, um die Aufmerksamkeit seiner Schülerin wieder auf sich zu lenken. Er machte sich langsam auf den Weg durch den Lagerausgang, wobei es ihm egal war, ob seine Schülerin ihm nun folgte oder nicht. Windpfote lief ihrem Mentor schnell hinterher um nicht zurück zu bleiben.

"Werden wir das ganze Territorium erkunden?", fragte Windpfote hoffnungsvoll. "Nein", antwortete Schwarzstreif knapp und mit genervter Stimme. "Das Halbe?" "Nein". "Werden wir überhaupt das Territorium oder die Grenzen abgehen?" Windpfote war sichtlich verwirrt. Schwarzstreif schüttelte nur verneinend den Kopf.
 

Inzwischen waren sie schon relativ weit gekommen.

Leicht verärgert fragte sie ihren Mentor: "Was machen wir dann?" Schwarzsteif marschierte nur stur geradeaus bis er bei einigen Brombeersträuchern ankam. Geschickt schlängelte er sich hindurch und ließ eine überforderte Windpfote zurück. Diese musterte ihre Umgebung nun genauer und sah an der Stelle, bei der ihr Mentor durch die dornigen Sträucher ging, einige Kratzspuren, als würde sich öfters jemand hindurchzwengen.
 

"Ist das ein geheimer Treffpunkt der Krieger? Vielleicht ist da drinnen ja ein Geheimgang, den nur die großen Katzen kennen! Oder-" "Kommst du jetzt endlich, schlag da draußen keine Wurzeln!" knurrte Schwarzstreif wie immer schlechtgelaunt und riss Windpfote damit aus ihren euphorischen Gedanken. Die kleine, hellbraune Schülerin mit den dunkelbraunen Flecken zwängte sich durch die Sträucher, wobei sie einige Fellbüschel einbüßte. Verwundert bemerkte sie, dass kein einziges weißes Fellbüschel ihres Mentors an den Dornen hing. Sie schaute sich noch einmal genauer um, entdeckte aber nur ein paar langhaarige, weiße Überreste und kurzhaarige, hellbraune. Diese waren aber schon sehr alt und schienen Schülern gehört zu haben. Man konnte keinen Geruch mehr wittern. Windpfote ging in ihrem Kopf alle Katzen durch, die sie kannte und alt genug waren, um diese hinterlassen zu haben, aber ihr fiel keine Katze mit solchem Fell ein. Erneut hörte sie das Knurren ihres Mentors, das sie inzwischen im Schlaf erkennen würde. Die kleine, braune Katze beeilte sich nun und verlor dadurch nur noch mehr Fell.
 

Als sie an ihrem Ziel war, verschlug es ihr den Atem. Niemals hätte sie gedacht, dass sich hinter einer Barriere aus Stacheln ein so schöner Ort befinden könnte. Ein kleiner Bach war von Moos umgeben. Hier und da wuchsen kleine, weiße Blumen mit je sieben Blütenblättern. Solche Pflanzen hatte sie bis jetzt noch nie gesehen! Sie sah sich diese wunderschönen Blumen genauer an und fragte sogleich: "Welche Blumen sind das?" "Wenn du dich so für Grünzeug interessiert, dann hättest du ja gleich Heilerin werden können. Dann hätte ich entweder keinen Schüler oder deinen Bruder", antwortete Schwarzstreif schnippisch. Windpfote sah ihren Mentor gekränkt an und erwiderte: "Er hat es sich nicht ausgesucht, Amselschwinge hat ihn einfach in den Heilerbau geschleppt und immer wieder in den Himmel gezeigt. Deswegen hat Pinienstern ihn zum Heilerschüler gemacht."
 

"Dann gab es also eine Prophezeiung… Amselschwinge wird wohl wissen was er tut. Aber es interessiert mich schon, wie er einen Schüler ausbilden will", murmelte Schwarzstreif in sich hinein. "Was hast du gesagt?", fragte die kleine Braune, die nicht alles verstanden hatte.

"Siebenstern", sprach der Angesprochene kurz und bündig. Sie sah ihn nur noch verwirrter an und er knurrte ungeduldig. "Siebenstern. So heißt die Pflanze nach der du gefragt hast. Das wolltest du doch wissen", antwortete Schwarzstreif erneut und sah beschämt zur Seite. Er wusste nicht, warum er sich so schämte, es war nur eine normale Antwort auf eine normale Frage. Aber dennoch...

"Was machen wir jetzt?", fragte die Schülerin vorsichtig. Sie wollte ihn nicht verärgern, wo er schon einmal nicht die Stimmung von sieben Tage Regenwetter hatte. Der sonst so mürrische Kater sah sie an und für den Bruchteil einer Sekunde sah sie etwas in seinen Augen. Trauer?

Er fasste sich wieder und legte wieder seine gewohnte Miene auf und erwiderte: "Ich will wegen dir keine nassen Pfoten bekommen, aber du hast anscheinend nicht einmal bemerkt das es bald einen Sturm geben wird. Wenn du mehr auf deine Umgebung achten würdest, hättest du das bereits bemerkt."

Windpfote sah ihn erstaunt an und sah in den Himmel, soweit es durch den dichten Nadelwald möglich war. "Ich sehe nichts", sagte diese enttäuscht. "Sehen nicht, das könntest du, wenn du aus den Himmelsclan oder Bachclan kommen würdest. Aber du hast noch andere Sinne." Schwarzstreif hatte sich inzwischen gelangweilt hingelegt und starrte auf den Bach. "Man kann Regen hören?", fragte sie erstaunt. "Nein, du Maushirn, riechen", sagte ihr Mentor, "jedenfalls, was weißt du über die Clans, das erleichtert mir die Theorie, wenn ich dir nichts beibringen muss, dass du eh schon weißt."
 

Windpfote dachte kurz nach und antwortete aufgeregt, begierig den mürrischen Kater mit ihrem Wissen zu beeindrucken: "Es gibt vier Clans. Der beste davon ist der Nachtclan, der gemeinste ist der Bachclan, dann gibt es noch den Himmelsclan und den Gewitterclan." Bei ihrer Beschreibung der Clans rollte Schwarzstreif mit den Augen, was seine Schülerin nicht mitbekam, da er ihr immer noch den Rücken zudrehte. "Typisches Jungengeschwätz", dachte er sich. "Was weißt du über den Gewitterclan?", fragte er schnell, bevor sie ihn noch mehr langweilte mit ihren Bemerkungen zu den Clans. "Ähm… Sie leben auch in einem Wald, nur mit eigenartigen Bäumen, die anscheinend in der Blattleere ihre Nadeln verlieren. Und… ähm…", versuchte sie sich zu retten. Schwarzstreif sagte darauf nur herablassend: "Diese Bäume sind Laubbäume, die haben keine Nadeln sondern Blätter. Ihr Anführer ist Krallenstern, deren Herkunft ein Rätsel ist. Er wurde als Neugeborener von einem Stück Birkenrinde, die mit Birkenblättern gepolstert war, vom Fluss angespühlt. Der zweite Anführer ist Fichtenschweif. Ihre Heilerin, die man übrigens niemals angreifen darf, und das gilt für alle Heiler, ist eine Kätzin namens Birkenblatt."
 

Windpfote hörte überrascht auf. "Woher weißt du soviel über den Gewitterclan? Ich meine das mit Krallenstern und der Birkenrinde und Blättern?", fragte sie nun negierig. Ihr Mentor zuckte geschockt zusammen und erwiderte nur knapp: "Ähm, das habe ich bei einer Großen Versammlung aufgeschnappt." Seine Schülerin musterte ihn nun von oben bis unten "Kann es sein, das er mehr weiß als er zugeben will?"

"Jedenfalls, der Himmelsclan. Ich nehme einmal an, das du genauso wenig über diesen Clan weißt wie über den Gewitterclan. Also sage ich es gleich. Ihr Territorium hat keinen Wald. Nur Wiesen und Sträucher. Vereinzelt Bäume. Bevor du fragst, man muss mindestens einmal durch ihr Territrium durchwandern, um sich mit den Ahnen die Zunge zu geben. Deswegen weiß ich, das es einige wenige Bäume gibt. Die Anführerin heißt Flammenstern, Der zweite Anführer ist Wespenstachel. Der Heiler heißt Spatzenherz. Er hat im Moment einen Schüler der soweit ich weiß, Nusspfote heißt," leierte er schnell herunter, um vom vorherigen Gesprächsthema abzulenken.

"Mit dem Bachclan ist im Moment nicht gut Kirschen essen. Deren Anführer heißt Pantherstern, die zweite Anführerin ist Birkenrinde. Mit denen solltest du sich nicht einlassen. Der Heiler ist eine alte Katze namens Luchsohr. Rede nicht mit ihr. Mit ihrer Laune hat sie einmal ihren Schüler vergrault. In ihrem Territorium teilt sich der Grenzfluss in viele kleinere Bäche auf. Du wirst dort immer nasse Pfoten bekommen. Glaub mir, ich musste da einmal kämpfen. Ich hoffe für dich, dass du das morgen noch weißt. Wenn nicht wirst du morgen die Ältesten von Flöhen und Zecken befreien dürfen."
 

Damit beendete er das Gespräch und stand auf. Er witterte nochmal die Luft und schnaufte genervt aus. "Ich gehe jetzt zurück, mir egal, ob du hierbleibst ober nicht", sagte Schwarzstreif mit einem drohenden Unterton.

Windpfote wurde aus ihren Gedanken gerissen und zwängte sich schnell vor ihrem Mentor durch die Brombeeren. Als dieser sich geschickt hindurchschlängelte, entfernte er im Vorbeigehen das braune Fell von seiner Schülerin. Und auch nur ihres. Als wäre es nicht würdig genug, dort zu bleiben. Die braune Katze traf dieses Zeichen schwerer als erwartet. Normalerweise würde es ihr nichts ausmachen, aber die Tatsache, dass das andere Fell übervorsichtig nicht berührt wurde, machte sie Eifersüchtig. Langsam trottete sie zurück ins Lager. Sehr Langsam. Sie wusste den Weg nämlich nur noch teilweise.
 

*******

Im Lager angekommen lief sie sofort zu ihrer Mutter, die sie nur ängstlich anschaute und wütend miaute: "Woher kommen diese Kratzer? Hattest du etwa Kampftraining mit ausgefahrenen Krallen?! SCHWARZSTREIF! Komm sofort hierher und erklär mir das auf der Stelle!"

Windpfote hatte keine Zeit zu antworten, da bereits der weiße Kater, mit seiner schlechten Laune an trottete. Von diesem Geschrei wurden auch andere Katze auf das Spektakel aufmerksam.

Weißpfote und Mohnpelz rannten sofort auf Grauherz zu.

"Sie ist in einen Brombeerstrauch gefallen. Da verliert man halt Fell und bekommt Kratzer", sagte Schwarzstreif mit einen warnenden Blick auf Windpfote. "St-Stimmt", antwortete diese kleinlaut da sie sich nicht traute, gegen ihren Mentor das Wort zu erheben.

"Keine Sorge, das wird schon wieder, Mama. Ich tue Windpfote einige Spinnenweben drauf und schon wird das wieder", sagte ihr Bruder, Weißpfote. Amselschwinge schüttelte darauf verneinend den Kopf. "Ähm… Das eine grüne Kraut, das man essen soll, wenn man würgt?", versuchte es der Heilerschüler erneut. Sein Mentor trottete nur verzweifelt in den Heilerbau und holt eine große Blume mit vielen, kleinen, weißen Blüten. "Das ist Kerbel", sagte irgendjemand aus der Menge zu Weißpfote, der nur nickte.
 

Amselschwinge hockte sich neben Windpfote nieder und bedeutete mit einem Schwanzzeichen Weißpfote, dass er es ihm nachmachen sollte. Dieser hockte sich, wie ihm geheißen, neben seinem Mentor nieder und schaute zu, wie dieser den Kerbel zerkaute und den Saft auf Windpfotes Wunden verteilte. Der junge Heilerschüler ahmte seinen Mentor nach, während seine Mutter ihm erklärte, für was das sei.

Schwarzstreif beobachtete derweil das ganze Geschehen interessiert von der Seite, während Fleckenpfote sich neben ihn setzte und Stachelherz ihm gehässige Blicke zuwarf.



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