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Allein zu zweit…

…oder doch zu dritt?
von

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die Wahrheit

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8. die Wahrheit
 

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Seit 5 Minuten stehe ich vor dem Tor der Kaiba Villa und traue mich nicht, die Sprechanlage zu betätigen. Meine kleine Tochter Joanne liegt im Krankenhaus, während Tea bei ihr ist und sich um sie kümmert. Ich habe Tea nicht gesagt, dass ich zu Kaiba wollte, ich hab nur gesagt, dass ich einen sehr wichtigen Termin hätte, den ich unmöglich absagen konnte. Ich habe es nicht über mich gebracht, ihr die Wahrheit zu sagen.
 

„Junger Mann?“
 

Ich schrecke aus meinen Gedanken und schau durch die Gitterstäbe des Eisentors. Ein Anzugträger steht dahinter, scheinbar sowas wie ein Bodyguard.
 

„Haben Sie einen Grund, warum Sie hier stehen?“
 

Ich seufze niedergeschlagen und nicke.
 

„Mein Name ist Joseph Wheeler und ich muss dringend mit Seto Kaiba sprechen.“
 

Der Anzugträger zieht seine Augenbrauen zusammen.
 

„Haben Sie einen Termin?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Nein, aber im Hauptgebäude der KC sagte man mir, dass Kaiba hier wäre. Könnten Sie mich bei ihm anmelden?“
 

„Herr Kaiba empfängt niemanden ohne Termin.“
 

Ich ziehe mürrisch meine Augenbrauen zusammen.
 

„Es ist wirklich wichtig! Könnten Sie ihm wenigstens mitteilen, dass ich vor seinem Tor stehe und ihn sprechen will?“
 

Der Anzugträger schaut mich kurz an und zieht dann ein kleines Funkgerät aus seiner Tasche.
 

„Boss? Hier ist ein gewisser Joseph Wheeler, der Sie in einer, wie er sagt, dringenden Angelegenheit sprechen möchte.“
 

Kurze Zeit ist es still, dann höre ich Kaibas Stimme durch das Funkgerät.
 

„Bringen Sie ihn in mein Büro.“
 

„Jawohl, Sir.“
 

Der Anzugträger steckt das Funkgerät wieder in die Tasche, schaut mich kurz an und öffnet mir dann das Tor, um mich zu Kaiba in sein Büro zu bringen.
 

5 Minuten später stehe ich vor Kaibas Schreibtisch und weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich habe mir auf dem Weg hierher eine wirklich gute Rede einfallen lassen, doch jetzt wo ich hier stehe, kriege ich kein Wort über meine Lippen.
 

„Was ist so wichtig, dass Du mich unbedingt heute sprechen wolltest?“
 

Ich knete nervös meine Hände und schaue Kaiba unsicher an. Seit Mais Beerdigung hab ich ihn nicht mehr gesehen oder mit ihm geredet. Ich denke an damals, als wir noch jung waren und unsere Welt sich um Duell Monsters drehte und Bösewichte, die wir zusammen bekämpft haben. Damals war alles noch viel einfacher, unkomplizierter. Ich beiße mir auf die Unterlippe, seufze niedergeschlagen und platze dann einfach mit der einen wichtigen Frage raus, die mir seit mehr als 6 Jahren auf der Seele lastet.
 

„Hattest Du im Mai 2007 einen One-Night-Stand mit meiner damaligen Verlobten Mai Valentine?“
 

Es ist eine verdammte Ironie, dass mir Mai ausgerechnet im Monat Mai untreu geworden ist, aber ich hab es mir genau ausgerechnet. Joanne wurde am 9. Februar 2008 geboren und ist mittlerweile fast 7 Jahre alt. Ihr ausgerechneter Geburtstermin war allerdings schon am 22. Januar 2008, sie kam also ein bisschen zu spät auf die Welt.
 

„Wovon redest….“
 

Kaiba bricht seine Frage ab und seine Augen weiten sich schockiert. Anscheinend hat er sich gerade an etwas erinnert.
 

„Und? Hattest Du?“
 

Ich bin nicht sauer deswegen. Wirklich nicht. Aber ich muss die Antwort auf diese Frage wissen, bevor ich Kaiba die bittere Wahrheit entgegenschleudern kann.
 

„Das war eine einmalige…“
 

Mit einer etwas zu heftigen Handbewegung bringe ich ihn zum Schweigen.
 

„Eine einmalige Sache. Total unüberlegt. Absolut untypisch für Dich. Ich versteh schon.“
 

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und verschränke meine Arme.
 

„Was ich nicht verstehe, ist die Tatsache, dass der großartige Seto Kaiba, der nie etwas Unüberlegtes tut und mit Sicherheit nie irgendetwas vergisst, ausgerechnet bei einem One-Night-Stand mit einer, wie ich anmerken möchte, fast verheirateten Frau, die Verhütung völlig außer Acht lässt.“
 

„Aber wir haben…“
 

Wieder bricht Kaiba ab, ohne den Satz zu vervollständigen. Und wieder weiten sich seine Augen schockiert.
 

„Das Kondom. Es ist damals…“
 

„…gerissen.“
 

Vervollständige ich seinen Satz. Er nickt und wendet den Blick von mir ab.
 

„Joanne?“
 

Ich knirsche mit den Zähnen. Wenn ich könnte, würde ich mich jetzt einfach umdrehen und gehen, ohne ihm zu antworten.
 

„Ist das Ergebnis dieser Fehlentscheidung.“
 

„Aber…“
 

Ich bringe ihn erneut mit einer Handbewegung zum Schweigen.
 

„Ich wäre nicht hier, wenn ich es nicht müsste. Ich habe mehr als 6 Jahre geschwiegen, weil ich es Mai versprochen hatte. Sie hat mir nie gesagt, wer der leibliche Vater ist, aber ich hab es dennoch gewusst. Ich hab es in Joannes Augen gesehn.“
 

Ich nehm mir meinen Rucksack von den Schultern und hole die Unterlagen raus, die mir Doktor Sigand mitgegeben hat. Mit einem verzweifelten Seufzen reiche ich Kaiba die Papiere und wende den Blick von ihm ab.
 

„Joanne liegt im Domino General Hospital auf der Kinderstation Zimmer 201.“
 

Ich höre ein erschrockenes Einatmen von Kaiba.
 

„Leukämie?“
 

Ich schließe niedergeschlagen meine Augen und geh an Kaibas Schreibtisch vorbei zum Fenster, um meinen Kopf gegen die kühle Scheibe zu legen.
 

„Ja. Und ich kann ihr kein Knochenmark spenden, da ich nicht ihr Vater bin und nicht einmal dieselbe Blutgruppe besitze, der einzig lebende Verwandte bist Du, ihr leiblicher Vater.“
 

„Aber wenn die…“
 

„Die Presse wird nichts davon erfahren, auch in Joannes Akte wird Dein Name niemals auftauchen, dafür habe ich bereits gesorgt. Du wirst als anonymer Spender gelistet. Sollten Fragen auftauchen, warum ich nicht selber gespendet habe, werde ich einfach sagen, dass ich irgendeine Krankheit habe und als Spender ungeeignet bin.“
 

„Weiß sonst noch…“
 

„Nur der behandelnde Arzt Doktor Sigand kennt die Wahrheit und der wird schweigen. Sonst weiß niemand davon, außer Du und ich.“
 

„Was erwartest…“
 

Ruckartig drehe ich mich um und funkle Kaiba böse an.
 

„Ich erwarte gar nichts von Dir, rette einfach nur das Leben meiner Tochter und dann kannst Du Dich wieder um Deine eigenen Angelegenheiten kümmern, so wie Du es sonst auch getan hast.“
 

Kaiba zuckt bei meinen Worten leicht zusammen und ich kann sehen, dass es in seinem Gehirn zu Rattern beginnt, als er die Vor- und Nachteile abwägt.
 

„Willst Du ihr…“
 

„Irgendwann werde ich meiner Tochter die Wahrheit sagen müssen, ja. Irgendwann.“
 

Kaiba seufzt.
 

„Tust Du mir einen Gefallen?“
 

„Der wäre?“
 

Er dreht sich zu mir um und mustert mich irritiert.
 

„Würdest Du bitte aufhören, meine Gedanken zu lesen und meine Fragen zu beantworten, bevor ich sie ausgesprochen habe?“
 

Obwohl mir nicht danach zumute ist, grinse ich ihn an und schüttle den Kopf.
 

„Ich kenn Dich halt gut genug, um zu wissen, was Du fragen willst. Du hast Dich nicht verändert und das macht Dich berechenbar.“
 

Kaiba schaut wieder auf die Papiere in seiner Hand und kommt dann auf mich zu.
 

„Also schön. Ich helfe Dir, ihr. Über das andere Problem muss ich noch nachdenken. Wenn sie wirklich meine Tochter ist…“
 

„…ist das ein verdammt großes Problem. Ich weiß.“
 

„Kann ich sie sehn?“
 

Ich starre an Kaiba vorbei zur Tür seines Büros und nicke leicht.
 

„Ja. Wann immer Du willst. Ich stelle nur eine einzige Bedingung.“
 

„Welche?“
 

Ich fixiere Kaiba mit einem äußerst ernsten Blick.
 

„Nimm sie mir nicht weg.“
 

Kaiba zögert nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor er mir die Hand entgegen streckt und nickt.
 

„Abgemacht.“
 

Und ich brauche nicht zu zögern, bevor ich seine Hand ergreife, da ich weiß, dass ein Handschlag mit Kaiba mehr wert ist als jeder notariell beglaubigte Vertrag.
 

„Abgemacht.“
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Onlyknow3
2015-01-19T18:54:53+00:00 19.01.2015 19:54
Schönes Kapitel, bin begeistert wie schnell Seto sich dazu durch ringt Joey und der kleinen zu helfen. Auch das sich Joey dazu durch gerungen hat es ihm zu sagen und ihm auch die Stirn zu bieten wie schon in der Schule damals.
Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Lunata79
2015-01-19T16:40:15+00:00 19.01.2015 17:40
Wow, das ging ja einfach. Wovor hatte Joey eigentlich so Angst, zuvor? Er hat die ganze Zeit die Oberhand des Gespräches gehabt. Er war der Boss. Was will man mehr? Er kriegt, was er will und hat es mit Leichtigkeit geschafft, Kaiba zu überzeugen. Jetzt könnte er direkt mit Kaiba in Rhethorik konkurrieren. XD
Klasse Kapitel, echt. Toll geschrieben. Bin aber schon neugierig, wie sich das weiterentwickelt.
Freu mich aufs nächste Kapitel.

Lg
Lunata79
Von:  Niua-chan
2015-01-18T20:17:44+00:00 18.01.2015 21:17
Wooow
Du hast es geschafft ein so ernstes Gespräch wie dieses tatsächlich noch mit einem kleinen Spritzer Witz rüber zu bringen.
Ich hoffe sehr die Behandlung wirkt und bin schon sehr gespannt wie sich das Verhältnis der drei entwickelt.
Ein tollen Kapitel^^


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