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Die unerträgliche Schwere des Sterbens

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
I am back, bitches! Und das war's mit der Vorrede, viel Spaß! Komplett anzeigen

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Frau

Die Tür knarzte, als sie sich öffnete und Hermione zögerlich hindurchtrat. Sie hatte beim besten Willen nicht in Gedanken fassen können, was sie zu erwarten hoffte oder fürchtete, doch bei dem, was sie vorfand, war sie einmal mehr von der Bizarrität des Lebens überzeugt.

Auf einem schwarzen Ledersofa saßen Neil und Louise Granger, in seliger Eintracht nebeneinander und jeder in eine ganz und gar untypische Tätigkeit vertieft. Louise nähte. Sie nähte mit der Hand an etwas, das nach einer ewig nicht geflickten Decke aussah, neben sich ihren Mann, der ein Sortiment an Kristallgläsern abstaubte und ein jedes bediente Glas auf einen Tisch neben dem Sofa stellte, auf dem neben den Gläsern auch Silberbesteck und einige Zierratstücke lagen. Nichts davon entsprach der Art ihrer Eltern... der Grangers? Nein, ihrer Eltern. Irgendwo waren diese guten Leute doch immer ihre Eltern gewesen, wie wenig sie auch gemein haben mochten.

„Mum? Dad?“ brachte sie heiser hervor.

Keiner von beiden reagierte. Was hatte sie erwartet? Jubelgeschrei? Hätten sie sie erwartet oder erkennen können, so wäre sie noch im Türrahmen in die Arme geschlossen worden.

„Es ist nichts dauerhaftes“, murmelte Du-weißt-schon-wer neben ihr. Es war verunsichernd, wie er es zuwege brachte, in einer solchen Situation nicht rücksichtsvoll leise, vielmehr unbeteiligt leise zu sprechen. Nichts von den Vorgängen in diesem Haus schien ihn irgendwie zu betreffen, sah sie einmal von der erstaunlichen Bitterkeit ab, mit der er ihr zu Anfang begegnet war.

„Warum machen sie das überhaupt?“

Er hob langsam die Schultern.

„Wenn ich die beiden schon hier lasse, dann können sie sich auch nützlich machen und der Staub bedeckt immerhin das ganze Haus. Diese Kleinigkeiten sind lediglich ein Tropfen auf dem heißen Stein.“

Erstaunt hob sie die Augenbrauen und hoffte in einer Ecke ihres Gehirns, ihm in seiner einschüchternden Weise ein wenig ähnlich zu sehen, auch wenn sie wusste, wie albern das war, besah man sich seine schlangengleichen, menschenunähnlichen Züge.

„Könnten Sie nicht einfach den Staub wegzaubern?“ fragte sie. Ob es darauf hinauslief, dass er Haushaltszauber nicht beherrschte? Sie hoffte nicht, wollte sie doch nicht austesten, was lautes Gelächter zum einen mit seinem Gemüt, zum anderen mit der friedvollen Ruhe ihrer Eltern anstellen konnte.

Sein Blick verriet Verblüffung, als er sie von der Seite ansah, dann normalisierte er sich wieder.

„Richtig, ja, du kennst das nicht.“ Er lehnte den Kopf zur Seite, als wolle er sie zu einem schelmischen Kinderspiel herausfordern, um sie dann gründlich auszuschelten. „Kommst du nach langer Zeit nach Haus, bring den Staub mit Händen raus“, rezitierte er, was wohl ein alter Zaubereraberglauben oder etwas Ähnliches war. Wenn sie ehrlich war, dann verstand sie den Sinn nicht ganz. Gut, es sagte ihr, dass er wohl früher schon hier gelebt hatte, möglicherweise noch vor seiner temporären Auslöschung durch Harry, doch weswegen man Staub mit den Händen hinausbringen sollte war ihr unklar. Staub war doch keine umgekehrte Braut.

Er schüttelte leicht den Kopf.

„Es ist eine alte, kaum je beachtete magische Volksweisheit. Zu Unrecht. Kannst du dir vorstellen, wieso?“

Beschämt senkte sie den Kopf. Nein, sie kannte die Antwort nicht. Im Schulunterricht hätte das für sie bedeutet, still zu sein mit den Händen auf den Knien, abwartend wie eine Katze auf der Mäusejagd, bis eine Frage käme, die sie wieder beantworten könnte, während Parvati und Lavender hinter ihr kicherten, dass die großartige, unschlagbare, ewig neunmalkluge, unverbesserliche, nervtötende Hermione versagt hatte. Sie versagte nicht gern. Ihre Wangen brannten vor Scham.

„Die wenigsten Magier sind sich darüber im Klaren, dass sich während einer langen Abwesenheit, von einer Dauer von einem Jahr oder mehr, allerlei Getier in ein Gebäude verirren kann“, sprach Voldemort schon weiter, ungerührt angesichts ihrer noch gezähmten, wenn auch deutlich sichtbaren Emotionalität, „Bei magischen Tierwesen hilft manchmal nicht einmal das stärkste Gift. Doxys loszuwerden ist noch lächerlich einfach. Krabbenmilben dagegen sind schwieriger zu entfernen. Sie leben an Staubkörnern, auf denen sie sich festklammern, nur, wenn man den Staub magisch eliminiert, dann fallen sie zu Boden, weil der Zauber auf sie keinen Effekt hat. Sie können sehr unschöne Bisse verursachen, wenn sie ihres Staubkorns beraubt werden, und womöglich sind sie auch giftig.“

Sie runzelte die Stirn.

„Von Krabbenmilben habe ich noch nie etwas gehört.“

„Oh, ich bezweifle, dass viele sie kennen. Kaum ein Zauberer interessiert sich für die kleinsten unserer Tierwesen. Die wollen doch alle nur gegen Drachen, Greife und Mantikore kämpfen...“

Seine Stimme verlor sich gleichsam wie sein Blick und er starrte auf einen Punkt über dem Kopf von Neil Granger. Schnell hatte er sich wieder gefangen und wandte sich ab.

„Warten Sie, bitte“, protestierte Hermione schwach.

„Was ist denn noch?“

„Ich würde gerne mit meinen Eltern über... über diese Sache sprechen, wenn ich darf“, antwortete sie langsam, schon zu sicher, dass er es ihr verweigern würde.

Tatsächlich winkte er ihr, ihm zu folgen. Sobald sich die Tür des Zimmers wieder verschlossen hatte und sie zu zweit auf dem dunklen Flur standen sagte er: „Ich denke, ganz gut nachvollziehen zu können, dass du dich mit den beiden beraten willst; sie kennen dich länger und besser als sonst irgendjemand. Allerdings wirst du diese Angelegenheit mit dir selbst ausmachen müssen. Ich will keine unnötigen Zeugen.“

Sie öffnete den Mund, bereit, zu protestieren.

„Außerdem“, würgte er sie kurzerhand ab, „sind sie in geringerer Gefahr, je weniger sie wissen. Jeder Mitwisser ist einem enormen Risiko ausgesetzt. Möchtest du das für sie?“

Sie wurde blass um die Nase und schüttelte eilig den Kopf.

„Wie viele Menschen wissen es?“ fragte sie auf einmal. Sie hatte selbst nicht erwartet, diese Frage zu stellen, doch kaum, dass sie raus war, fühlte sie sich richtig und notwendig an.

Voldemorts Blick war ruhig und ansonsten unlesbar, als er antwortete: „Du und ich.“

War das Übelkeit, die in ihr aufstieg? Beinahe hatte sie den Eindruck, Galle in ihrem Mund zu spüren. Nur sie beide wussten davon, wer sie wirklich war. Nur sie und ihr Vater. Sie sollte ein solch wichtiges Geheimnis hüten und ohne Rückhalt ihrer Familie derartige Verantwortung tragen? Wie stellte er sich das vor? Sie war doch erst fünfzehn!

Erstaunlicherweise umspielte der Anflug eines Lächelns seinen Mund.

„Ich erwarte ein wenig von einer Frau. Dass sie ein Geheimnis dieser Größenordnung für sich behalten kann sollte selbstverständlich sein.“

Damit wandte er sich ab und schritt fort. Eilig lief sie ihm hinterher, einen Hauch von rosa auf ihren Wangen. Sie hatte den Menschen gefunden, der sie verstand, und er sah in ihr kein kleines, dummes Mädchen, sondern eine Frau.

Ja, beschloss sie im Geiste und straffte sich stolz, ja, ich werde dieses Geheimnis bewahren und wenn es mich mein Leben kostet.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die nächsten Kapitel sind alle von etwa der gleichen Länge. Aber freut euch, denn bei einer losen Planung von um die 100 Kapiteln insgesamt kommt ihr so noch etwas besser weg. /D
Ich habe absolut nichts gegen Korrekturen von Rechtschreib- oder Grammatikfehlern, auch nichts gegen inhaltliche Fehler, aber natürlich bevorzuge ich wie alle anderen Autoren in erster Linie Lob. Nur, wenn ihr Bock drauf habt, welches zu äußern, natürlich. ^_~
Und _jetzt_ hab ich Bock drauf, ein Sachbuch über Krabbenmilben zu schreiben... Komplett anzeigen

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