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Waking up

in another world?
von

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Holy Lesezeichen

 Chapter 06│Holy Lesezeichen

 

Wir sprechen dieselbe Sprache,

Und reden doch nur einander vorbei.

Ohne uns zu verständigen.

Weil wir nicht wollen.

Weil wir nicht können.

Weil wir zum reden keine Ohren,

Und zum sehen keine Lippen brauchen.

 

Weil du alles einfach verdrehst,

Und von dir schiebst.

 

Als Elliot wieder sein Zimmer betrat, war er immer noch knallrot im Gesicht. Noch völlig schockiert, riss er die Fenster auf und lies die frische Nachtluft in sein Zimmer einströmen. Es tat gut ein paar tiefe Atemzüge zu nehmen und zu spüren wie sich auch sein Gesicht allmählich abkühlte. Leos neugieriger Blick bohrte sich von hinten in seinen Rücken, aber er ignorierte ihn geflissentlich.

Ein Problem sollte schließlich nach dem Anderen gelöst werden.

Erst einmal die Augen schließen. 

Tief einatmen.

Die Luft anhalten, und sie dann wieder ausstoßen.

Elliot war Zeuge einer warm brüderlichen Liebschaft geworden. Im Prinzip war er davon ausgegangen, dass solche abartigen Bilder ihn nicht mehr schockieren könnten, schließlich konfrontierte er sich tagtäglich mit Leos Schundromanen. Nicht nur Leo, auch Lacie erzählte von gleichgeschlechtlichen Vampiren die ein Bündnis geschlossen hatten. Selbst die Menschen des heutigen Jahrhunderts schien bei dem Thema nicht mehr so zimperlich zu reagieren, wie zu seiner Zeit.

Wieder einmal musste er feststellen, dass sich die Zeiten verändert hatten.

Er aber nicht.

Er hatte tief und fest geschlafen und hätte Seelig bis zum Weltuntergang nichts von dieser Welt weiter mitbekommen, wenn er denn nicht auf die dumme Idee gekommen wäre sein Nickerchen zu beenden.

Nach Vierhundert Jahren Seeliger Ruhe, folgte halt Chaos.

Trotzdem!

Es war das erste Mal das sich so etwas direkt vor Elliots Augen abgespielt hatte.

Es wirkte zu echt.

Es war ein gänzlich anderes Gefühl  als die bloßen selbst gezimmerten Bilder in seinem Kopf.

Es war zu echt.

» Hast du etwas Perverses getan? « Leos Stimme brachte es fertig amüsiert und misstrauisch zugleich zu klingen. Eine Kunst die Elliot nicht so ganz durchschauen konnte und die dem Zwerg immer wieder gelang.  Er würde jedoch den Teufel tun und Leo verraten was er gesehen hatte. Schlussendlich würde sich dieser ja doch nur wieder über ihn lustig machen. »Habe ich nicht! «

Elliot wunderte sich schon gar nicht mehr darüber, das Leo in seinem Zimmer war und scheinbar auf ihn gewartet hatte. Er war es inzwischen gewohnt und sogar insgeheim froh darüber.

Die vergangenen Wintermonate hatte sich der Vampir, ihm gegenüber, recht seltsam und distanziert verhalten. Anfangs hatte er befürchtet etwas falsch gemacht zu haben, als dieser ihm aus dem Weg gegangen war. Leo wollte ihm jedoch einfach nicht verraten wo sein Problem lag.

Sie hatten sich oft gestritten.

Viel mehr als sonst für sie üblich war, und das sollte schon etwas heißen.

Seine Stimmung war auf den Tiefpunkt gewesen und auch die restlichen Baskervilles hatten das Weite gesucht, wenn sie mit säuerlichen Mienen durch die Gänge gestampft waren.

Einzig die Momente wenn sie jeweils in einem Buch vertieft, oder Vierhändig auf dem Klavier gespielt hatten waren voll harmonischer Frieden gewesen.

Während einer dieser Waffenstillstände hatte der Baskerville dann auch endlich mit der Sprache heraus gerückt. Aus heiterem Himmel hatte Leo darauf bestanden dass sie ein Bündnis eingehen sollten. Völlig überfordert mit der Situation hatte er damals entsetzt abgesagt, was wiederum einen weiteren Streit nach sich gezogen hatte.

Es war das erste Mal dass sie sich so verkracht hatten. Ganze drei Tage hatten sie nicht miteinander gesprochen, bis sie sich allmählich wieder ein bekommen hatten. Ein Tag ohne Leo erschien ihn inzwischen unerträglich. Er liebte die Zeit die er mit ihm gemeinsam verbrachte und hatte sogar, paradoxerweise, Spaß an den Streitereien mit ihm. Ignoriert oder gar gemieden zu werden erschien ihm dagegen unerträglich.

Was sich allerdings nach ihrem Streit geändert hatte war, dass Leo die Sache mit dem Bündnis immer wieder erwähnte. Er hatte sich sogar in sein Zimmer einquartiert mit der Ausrede, dass seins angeblich unaufgeräumt und voller Bücher war. Die Option aufzuräumen schlug er ganz aus.

Elliot kannte die katastrophalen Zustände in Leos Zimmer und fragte sich wie er zuvor dort nur hatte leben können. Allein der Versuch aus dem Bett zu steigen konnte lebensgefährlich werden, weil man Stolpern und sich den Kopf anschlagen konnte. In wie weit waren Vampire noch einmal unsterblich?

Er konnte sich nicht daran erinnern dass einer von ihnen jemals an einer Kopfverletzung verendet war…

Fakt war zumindest, dass der Bergeremit jetzt bei ihm hauste und er sich sogar an seine Nähe gewöhnt hatte. Die Option jedoch ein Bündnis einzugehen, stand nach wie vor nicht zur Debatte.

Sie waren beide Männer und zudem.. zudem sollten man doch so etwas nur eingehen wenn man sich liebte! Allein der Gedanke ließ ihn erneut erröten.

Also noch etwas kühle Luft einatmen.

»Warum nicht?« Elliot hätte sich beinahe mit seiner roten Birne zu dem Vampir umgedreht. Zum Glück stand er aber immer noch am Fenster und mit dem Rücken zu Leo. Diesen Anblick wollte er ihm unter keinen Umständen präsentieren.

Allein schon seine Frage „Warum nicht?“  Was dachte er denn von ihm?

Wie konnte solch ein Thema aus Leos Lippen bloß so unbefangen und selbstverständlich klingen.

»Wenn du dabei Hilfe brauchst… Du weist das du nur fragen musst~.«

»I-ich verzichte!« Wenn überhaupt noch möglich, war sein Gesicht nur noch dunkler geworden. Es fehlte nicht mehr fiel und man könnte ihn als Leuchte aufstellen.

Weshalb gingen Vampire noch einmal Bündnisse ein?

Konnte man das mit den Menschen vergleichen, wenn ja, welchen Vorteil erhoffte sich Leo daraus…. Oder war er einfach nur einsam?

 

Elliot hätte hunderte von Gründen erfinden können, ohne auf die richtige Lösung zu kommen.  Manchmal fragte sich Leo ob der Halbling bloß so dämlich tat, um nicht verstehen zu wollen. Jetzt wo er zumindest wieder da war, von wo auch immer er gerade kam, verging dem Vampir die Lust zu lesen. Bis gerade eben hatte er in Elliots Buch gestöbert, um heraus zu finden in welche Richtung sich dieser entwickelte – Holy Knight.

» Sag mal, ist das dort unten zufällig mein Lesezeichen? «

Wie typisch! Elliot versuchte das Thema zu wechseln.

Leo folgte dem ausgestreckten Finger des Nightrays und erkannte tatsächlich das Kunstvolle Lesezeichen auf dem Bettlacken. Huch, das musste ihm wohl von einer Seite … -heraus gefallen sein.

» Es sieht danach aus, also wie ein Lesezeichen. « Ein scheinbar ganz plausibler Fakt. Nichts worüber Elliot an die Decke gehen müsste.

» Natürlich ist das ein Lesezeichen!! Und dann liest du auch noch in meinem Buch!« Aber wenn er es darauf anlegte, würde ihn Leo diesen Streit auch nicht verwehren.

» Seit wann ist es dein Buch? Hast du es etwa gekauft? «

» N-Nein.. Aber das gibt dir doch lange nicht das Re-« Aha, da hatten wir es doch. Der Herr Nightray hatte sich nur wieder aufspielen wollen und fing einen Streit an über Objekte, die ihn nicht einmal rechtmäßig zustanden.

» Ach, so einer bist du.« Stachelte Leo ungerührt weiter » Du stellst Besitzansprüche auf von Dingen die dir gar nicht erst gehören. Ganz schön egoistisch, findest du nicht?

Pfui!« Taktisch fuhr er Elliot in jedes Wort hinein, was auf seinen Lippen ansetzte. Am besten war es ihn gar nicht erst zum Atmen kommen zu lassen.»Außerdem sollte man die Seite im Kopf haben auf der man gerade gelesen hat, das beweist dass du nicht wirklich gelesen hast. «

»Was zum-!?

So war das doch gar nicht gemeint! Und natürlich lese ich in meinem Buch. Unterstelle mir nicht wieder di- «

»Meine was? Und jetzt Schrei mich nicht an.«

»Ich schreie doch erst gar nicht! Du bist es de-«

»Jetzt bin ich also wieder Schuld?« Kampflustig hob der Zwerg eine Braue »Du regst dich auf, weil du ein egoistischer Nichtbuchleser bist.!«

»Ein WAS!!?« Elliots Stimme war nun wirklich laut geworden. Leo machte es schon wieder. Er drehte ihm das Wort im Munde herum und lies ihn als sonst etwas dar stehen.

» Wenn überhaupt, bist du doch hier der Egoist. Du vergreifst dich einfach an mei- äh … an dem Buch was ich gerade gelesen habe un- «

» Ich, Ich, ich. Kannst du auch noch etwas Anderes sagen!?«

Allmählich wurde auch Leo wütend. Elliot konnte manchmal so zickig werden! » Weißt du was? Hier hast du das Buch, so spannend war es jetzt auch nicht!« Ehe sich Elliot versah hatte Leo das Buch bereits nach ihm geworfen und der Nightray war diesem nur knapp ausgewichen. Aufgebracht fuhr er herum und bekam prompt sein Lesezeichen ins Gesicht gedonnert. Und natürlich, ehe er selbst richtig in Fahrt kommen konnte, war Bereits Leo wütend aufgestanden und hatte sein Zimmer verlassen. Wie es sich gehörte knallte er dabei die Tür hinter sich zu.

Laut fluchend widerstand der Nightray dem Impuls ihm gleich hinterher zu wollen um ihren Streit fortzufahren. Stattdessen bückte er sich zu seinem Buch und fischte dieses, mitsamt Lesezeichen vom Boden. Unruhig durchblätterte er die Seiten und versuchte heraus zu finden, wo er zuletzt stehen geblieben war. In seiner momentanen Verfassung gelang es ihm jedoch nur schwerlich sich darauf zu konzentrieren. Genervt warf er das Buch zurück auf sein Bett und verließ ebenfalls sein Zimmer.

Immer wenn er sich aufregte, war es am besten sich mit ein paar Schwertübungen abzulenken und herunter zu kommen. Er hatte schon zu Lebzeiten gerne mit seinem Schwert geübt und war recht geschickt mit diesem gewesen.

Eine andere Option war es im umliegenden Wald einen Spaziergang zu machen.

Elliot entschied sich für letzteres.

Sein Weg führte ihn erst durch den großen Garten der Baskervilles und anschließend in den Wald hinein. Der Anblick der zahlreichen und teilweisen unbekannten Gewächse und Tiere schaffte es tatsächlich seine Gedanken für einen Moment gefangen zu nehmen.

Weiße Lilien, Nachtkerzen und intensiv duftende Nachtviolen. Blumen die erst abends oder gar nachts blühten hatten einen besonders intensiven Geruch und erschienen umso schöner, da sie zumeist so hell waren, um das Mondlicht zu reflektieren. Durch die tiefen Atemzüge der kühlen Nachtluft, gelang es Elliot allmählich wieder herunter zu kommen und über seinen Streit mit Leo nachzudenken. Er hatte das Gefühl wieder am Anfang seines Kapitels zu stehen.

Der Streit tat ihm leid.

Hatte er vielleicht übertrieben? Es war schließlich nur ein Lesezeichen.

Leo hätte aber auch nicht einfach an seine Sachen gehen sollen. Zumindest nicht an das, was er gerade las - es gehörte ihm ja wirklich nicht…

Aber andererseits hatte er vielleicht einfach nur seine Laune an Leo ausgelassen, weil er noch zu verwirrt von dem war, was er in der Bibliothek beobachtet hatte…

Er sollte sich bei ihm entschuldigen….

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ach Elli ist doch ein armseeliger Trottel .
Aber liebenswert… wenn er weiter so glüht, stelle ich ihn als Leuchtturm ein xD
Und Leo ist einfach Leo. Er macht so viel Spaß!

Ich bedanke mich mal an der Stelle mal wieder für die Kommentare und die Favolisten, die ich wachsam im Auge behalte.
Es ist einfach wirklich motivierend Feedback zu bekommen und zu wissen was man von der FF hällt. Komplett anzeigen

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