Zum Inhalt der Seite

Waking up

in another world?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die heimliche Krönung

Chapter 05│Die heimliche Krönung

 

Ich reiße Seiten aus meinem Märchenbuch,

weil mir das Ende nicht gefällt.

Die Prinzessin opfert sich für den Prinzen,

und es wird erst alles gut wenn er bei ihr ist.

Weil es der Held sein muss, der gewinnt.

 

Ich zerknülle die Seiten und tränke sie im Wasser.

Sehe ruhig zu wie sie auseinander fallen.

Was ich bisher nicht wusste,

war dass es zwei Versionen dieser Geschichte gab.

 

»Die Welt ist schon erstaunlich. Egal ob in Europa, dem Orient oder Nordafrika, solange man sich in den Mittelbreiten aufhält, erblüht sie überall.«

Es war nicht so, als hätte Jack wirklich nach einem Date gefragt. Erst recht nicht bei Tageslicht!

Der Schönling nutzte nur jede noch so kleine Gelegenheit aus um mit den Baskerville in Kontakt zu treten. Notfalls wusste er sogar wie er diese geschickt erschaffen konnte.

»Es ist so als würde man sich nicht von der Stelle bewegen, obwohl man ganze Ländergrenzen überschreitet.« Fuhr dieser seinen begeisterten Vortrag fort.

Oswald interessierte sich herzlich wenig für das was er sagte, sondern eher wie er es sagte.

Levi hatte gespottet, Lacie gescherzt. Im Grunde jedoch lagen beide mit ihrer Vermutung richtig.

Jack Vessalius interessierte ihn.

Er war giftig und gefährlich.

»Der Krokus wird auch die Nachtblume genannt. Ein Begriff der eine ganze Literaturepoche fasziniert und inspiriert hat.«

Vor allem aber ein Redner, der wusste wie er ein Publikum für sich gewinnen konnte. Jack schien an sich ein schlechter Verlierer zu sein. Der Beste Beweis war, dass er gerade hier war und versuchte sich interessanter zu machen als er es bereits war.

Die Lippen des Blonden bewegten sich unaufhörlich, ebenso wie seine Finger die einen dunklen Blumenkranz flochten. Der Vessalius Vampir hatte eine Kunst erschaffen in der er Worte wählte und erschaffte, einen gewissen Klang in seiner Stimme mitschwingen ließ, sodass Oswald ihn ewig hätte zuhören können. Egal über was er auch referieren mochte.

Eigentlich hatte sich der Baskerville nicht mit ihm treffen wollen. Er ahnte, weshalb Jack unaufhörlich darum gebeten hatte, sich mit ihm treffen zu wollen.

Weshalb er Briefe an ihn schrieb und weswegen er ihm immerzu über den Weg lief, sobald sich solch eine Gelegenheit ergab.

Oswald hatte Angst ihm zu verfallen und zu einer seiner vielen, kopflosen Opfer zu werden.

Ihm so zu verfallen, wie dieser Lacie verfallen war.

»Kennst du das Gedicht von Eichendorff?«

Jack war wie verspiegeltes Wasser.

Tiefes und kaltes Wasser, das keine Wellen schlug.

Wenn man versuchten würde auf dessen Grund zu blicken, würde man nur seine eigene Reflektion darin erkennen können. Und zwar so, wie Jack sie einem zeigen wollte!

Er war ein Betrüger, der seine charmanten Lügen an seine Opfer verkaufte.

Opfer, die diese freudestrahlend entgegen nahmen und zu hohen Preisen zu ersteigern bereit waren.

Es war eine Art von Lüge, die Oswald faszinierte und gefangen hielt.

Er selbst jedoch, stand nur am Schaufenster und bewunderte ihrer Schönheit.

Er würde sie nicht kaufen. Er würde hinter der geschützten Schaufensterscheibe bleiben und höchstens seine Handflächen gegen das Glas drücken. Ein stabiles, dickes Glas.

Das mit jedem weiteren Wort von ihm, dünner wurde.

Oswalds Blick schweifte zu dem Blonden Vampir, der aufgehört hatte seinen Blumenkranz zu flechten und diesen nun kritisch betrachtete.

Der Baskerville hatte nicht wirklich einem Date zugestimmt. Eher hatte ihn Jack zu einem kleinen Treffen überreden können.

Das Anwesen der Baskervilles wurde von einem dichten Wald umschlossen. Sie hatten eine geblümte Lichtung darin gefunden, die ihnen passend erschienen war. Es wuchsen vereinzelt ein paar Bäume in ihrer Mitte, sodass sie nicht gänzlich vom Licht durchflutet wurde, sondern nur ein paar wenige Stellen. Genug damit ein paar Blumen auf dem weichen Waldboden wachsen konnten.

»Neben der Literatur, gab es natürlich auch noch Musiker und vor allem Maler die sich mit dem Gedanken der Nachtblume auseinander gesetzt haben.«

Oswald musste ein Gähnen unterdrücken. Unter normalen Umständen würde er um diese Uhrzeit schon längst schlafen. Es war schon über der Mittagszeit eines Tages, und einzelne warme Sonnenstrahlen durchregnete die sonst so dichte Laubdecke ihres Waldes.

Er selbst saß im Schatten eines Baumes und lehnte sich gegen den soliden Stamm und drohte, wie üblich, einfach dort einzuschlafen.

 

Noch waren seine Lieder offen. . .  Als Jack sich jedoch das nächste Mal zu ihm herum drehte, schien der Baskerville tatsächlich eingeschlafen zu sein.

»Oswald?« Fragte er dennoch sicherheitshalber nach. Der andere Vampir reagierte jedoch nicht.

 Es war beinahe niedlich, wie sich ein paar Vögel auf seiner Schulter und auf seinem Kopf nieder gelassen hatten. Normalerweise ergriffen die meisten Tiere die Flucht, wenn Ihresgleichen in der Nähe war. Einige jedoch konnte das Innere Wesen von Ihnen spüren und mit Sicherheit davon ausgehen, dass ihnen nichts passieren würde.

Apropos Vögel! Jack spürte wie sich sein Magen zu Wort meldete. Wann hatte er noch einmal zuletzt etwas gegessen?

Das ganze Reden hatte seine Kehle ausgedörrt… Dabei hatte Glen ihm nicht einmal richtig zugehört.

Begierig glitt sein Blick auf die friedlich, gefiederten Freunde des Baskervilles. Ein kleiner Mittagssnack wäre sicherlich nichts Verwerfliches. Nur ein Einziger. Wurde Glen wütend werden, wenn er einen von ihnen aussaugte?

Würde es ihm auffallen?

Prüfend schweifte sein Blick wieder auf den schlafenden Vampir. Es wäre kluger es nicht zu riskieren. Andererseits jedoch gehörte es zu seiner Natur und diese konnte man ihm doch schlecht vorwerfen.

Seufzend widmete sich der blonde Schönling wieder seinem Blumenkranz aus Krokussen.

Desto mehr er darüber nachdachte, umso uneiniger wurde er mit sich selbst. Am besten war es, es sich nicht mit ihm zu verscherzen.

Jack hatte Oswald auf dem Letzten Winterball kennengelernt. Inzwischen war es März geworden. Die Tage wurden immer länger und überall sprießen die ersten Frühlingsgewächse aus der Erde, ebenso diese kleine Nachtblume die er in Händen hielt.

Im Prinzip hätte er ihn bereits früher kennenlernen können. Zum Beispiel bei dem Ball zur offiziellen Bündnisschließung von seinem jüngeren Bruder Oz, mit der Baskervilletochter Alice. Allerdings war er zu dieser Zeit auf Weltreise gewesen. Entspannte 100 Jahre hatte er sich für diese Zeit genommen, in der Hoffnung sein Wissen noch etwas ausweiten zu können und Lacie zu vergessen. 

Letzteres wollte ihm jedoch einfach nicht gelingen.

Alice war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten, weshalb er sich öfters als ihm lieb war an sie erinnert fühlte. Auch Oswald war ihr ähnlich und erinnerte ihn an sie.

Wenn Jack ehrlich zu sich selbst war, erinnerte ihn vieles und alles an Lacie.

Der Vampir suchte sie in jeder Phase seines Lebens und sehnte sie herbei.

Es war kein Wunder das er nur das sah, was er wirklich sehen wollte – selbst wenn es dort nicht war und niemals sein würde.

Jack war bewusst dass sein Verlangen nach dieser Frau vergebens war, aber allein ihre Nähe erfüllte ihn mit Glück.

Es war mehr als er sich je erhoffen konnte.

Er würde ALLES für sie tun.

Wenn er ein Bündnis mit Oswald schließen könnte, würde er in das Baskerville Schloss einziehen und sich dort vielleicht mit ihr anfreunden können.  Zumindest wäre er sicher sie jeden Tag sehen zu können.

Verträumt und mit einem traurigen Lächeln betrachtete der Vessalius den Kranz in seinen Händen. Er hatte ihn für Oswald geflochten.

 Als er sich zu diesem umdrehte schien er immer noch zu schlafen. Ruhig und behutsam, um ihn nicht zu wecken, beschmückte er Oswalds hübschen Baskervillekopf mit der Krone.

Jack wartete ab ob der Andere, durch das leichte zusätzliche Gewicht, aufwachen würde. Doch Oswald schlummerte friedlich vor sich her, als befände er sich in der komfortabler Sicherheit seines Schlosses.

Wie konnte er bloß im Freien einschlafen ohne Angst zu haben.

Ohne auch nur die Spur eines Zweifels oder Unsicherheit.

Etwas verwirrt setzte sich Jack nun ebenfalls an den Baumstamm von Oswald und lehnte sich leicht gegen dessen Körper.

Lacies Bruder hatte ähnlich verführerische Lippen wie die ihren, nur etwas blasser. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen sich zu ihm zu beugen und sie berühren zu wollen.

»Nur ganz kurz.«

Jacks zarte Lippen berührten versuchsweise die blassen Wangen des Baskerville. Er wachte nicht auf. Zärtlich beugte sich der Blond weiter hinab, bis seine Lippen an Oswalds LippenFinger-?

Überrascht blickte Jack auf den Zeigefinger, der sich auf seine Lippen gelegt hatte und hob dann seinen Blick, um in Oswalds geöffnete, nun wachen und alarmierten, Iriden zu blicken.

Er war also doch wach gewesen!

 

Ich suche nach Worten, die mir nicht einfallen.

Ich öffne meinen Mund um etwas zu sagen,

obwohl meine Stimme mich bereits im Stich gelassen hat.

Versuche ich nach einer Lüge zu fassen, die dich und mich zufrieden stellt.

Ein Gedanke der die Situation verklärt und so erscheinen lässt, wie sie nicht ist.

 

Der Baskerville reagierte so ruhig, wie Jack ihn nicht anders kannte, und schien wenig überrascht über sein Verhalten zu sein.

Als hätte er ihn von Anfang an durchschaut.

So als hätte er nur darauf gewartet, dass der Vessalius etwas Unangebrachtes versuchen würde.

Aber egal wie Ruhig du dich auch gibst.

Deine Augen strafen dich einen ertappten Lügner.

Scheinbar verlegen wich Jack zurück und kratzte sich unbeholfen am Hinterkopf.

Ihm musste etwas einfallen. Am besten, gleich sofort!

»Haha, tja da hast du mich wohl erwischt.«

»Habe ich?«

Jacks unbeholfenes Lachen Klang in Glen Gehör nur wenig glaubhaft.

»Ich konnte mich halt kaum zurück halten.« Sang Jack in seinem üblichen Flirtton, während er sich strategisch eine Strähne hinters Ohr strich.

Jack war wunderschön!

Er wusste es auch!

Würde Oswald nicht den Wunsch verspüren etwas mehr für Jack zu sein, als bloß ein Mittel zum Zweck, hätte er sich sicherlich auf diesen Kuss eingelassen. Aber auch er besaß Stolz und Ehre, die er ihm nicht vor die Füße werfen wollte.

Nicht für Jemand, der ohnehin nur seine Späße mit ihm trieb.

Dank des kurzen Sekundenschlafs, nun wieder bei vollem Bewusstsein, richtete sich der Baskerville auf und klopfte sich den Staub von den Klamotten.

» Ich denke für heute reichte es, wir sollten gehen. «

Jack ließ sich von ihm aufhelfen und umklammerte, selbst nachdem er stand, noch die Hand des Schwarzhaarigen.  » Lade mich doch demnächst zu dir nach Hause ein~. « Er hatte einfach nicht vor aufzugeben. Der blonde Vampir hatte ein Ziel vor Augen und würde alles bewerkstelligen um dieses zu erreichen.

» Du willst Lacie sehen? «

Kurz schwieg der Blonde ehe er dann doch offen und direkt antwortete. » Ja. «

Er lächelte immer noch,  schien aber nicht glücklich. Das Bild war das einer schlaffen Marionette, deren Fäden lose in der Luft zu hängen schienen.

Jack war von Kopf, bis zur Fußspitze falsch und zugleich entwaffnend ehrlich.

Wie war Jemand wie er in der Lage zu existieren?

Oswald beschloss auf die Idee nicht weiter einzugehen, weil er es nicht konnte. Sie verabschiedeten sich voneinander und der Schwarzhaarige stellte sicher, dass auch jeder von ihnen seinen eigenen Weg antrat.

Sowie sich ihre Wege jedoch trennten, gelang es wenig  seine Gedanken vom Vessalius zu trennen. Selbst als er wieder das Schloss betrat, spürte er Jacks Einfluss in sich nachhallen.

»Dafür das du nicht gehen wolltest, warst du aber ziemlich lange aus.« Überrascht fuhr Oswald herum und blickte auf die Gestalt von Lacie. Er hätte vermutet, dass gerade um diese Uhrzeit, alle Bewohner des Anwesens schlafen würden. Die Rechnung hatte er allerdings nicht mit seiner Schwester gemacht!

Dabei hätte ihm bewusst sein müssen, dass sie allein aus purer Neugierde auf ihn lauern würde.

»Jack wollte Blume flechten . . . und lange Vorträge halten.« Versuchte er sich vorsichtig heraus zu reden. »Die Blumen sind nicht zu übersehen.« Nun trat auch noch hinter seiner Schwester, ein amüsierter Leo hervor. Sie musste ihm wohl gezwungen haben ihr Gesellschaft zu leisten, damit sie selbst nicht einschlief. Trotzdem verstand er seine Aussage nicht ganz. »Was meinst du?«

»Ich hab dir doch gesagt, dass es sich lohnen würde Leo.« Lacie schwang zu ihm herüber und umrundete ihn fröhlich summend. »Du trägst einen bezaubernden Kranz, Brüderchen.«

Verwirrt griff sich Oswald an den Kopf und ertastete dort tatsächlich Jacks Blumenkranz.

Wann hatte er ihm diesen aufgesetzt??

War er tatsächlich kurz eingeschlafen?

»Da-das ist..« Oswald spürte wie er rot wurde und ihm keine passende Ausrede einfiel. Leo kicherte gehässig und Lacie hatte genau das zu sehen bekommen, weshalb sie aufgeblieben war.

Er würde seine Schwester wohl nie enttäuschen.

Selbst wenn er es sich gerade wirklich wünschte!

 

________

 

 

Nach diesem schlecht durchgeschlafenen Tag war Oswald relativ früh wieder auf den Beinen und verbrachte etwas Zeit mit Elliot am Flügel.

Die Musik war für ihn eine perfekte Ablenkung und Entspannung.

Sie befreite ihn von seinen schweren Gedanken, und verhalf ihn zu leichteren.

Der Nightray, neben ihn, lernte schnell und bewies sich allmählich als wahrhaftig begabter Pianist.

Oswald vermutete, das Elliot viel mehr als das er es lernte, sich eigentlich erinnerte. In seinem vorigen Menschenleben musste er mit diesem Instrument bereits vertraut gewesen sein.

Leo saß ebenfalls im Raum und lauschte ihren Übungen zu dem Lied, dass er Lacie gewidmet hatte. Sie selbst war ebenfalls anwesend und sang, als Glen selbst das Lied spielte, laut für sie alle.

Er war froh dass das gestrige Thema nicht erneut aufgegriffen worden war.

Ein wenig Frieden war ihm in diesem Schloss also doch noch vergönnt. Er selbst hatte nicht mehr daran geglaubt.

Oswalds Blick schweifte zu seiner tanzenden Schwester.

Er liebte Lacie und war sich sicher sie immerzu auf Händen tragen zu wollen. Bezogen auf Jack jedoch, konnte und wollte er sein Herz nicht teilen. Er wusste, dass wenn er wirklich das vom Vessalius vorgeschlagenes Bündnis eingehen würde, sich womöglich ein kleiner Abgrund zwischen ihm und seiner Schwester auftun würde – Eifersucht.

Er liebte sie zu sehr um sich darauf einlassen zu wollen.

 

Der nächste Besuch des blonden Vampires kam, trotz aller Bedenken, viel schneller als es Oswald erwartet hätte.

Jack wurde zum Mittagessen eingeladen, zu dem selbst Elliot anwesend sein musste. Oswald wusste nicht welche Mittel der Schönling angewandt hatte um solch einer Einladung zu provozieren, aber außer Lacie war wohl kaum jemand über dessen Besuch verzückt. Leo war es egal gewesen.

Während der Mahlzeit war es dem blonden Schönling nicht vergönnt worden einer seiner beeindruckenden Reden zu halten. Levi übernahm für diese selbst die Verantwortung. »War euch bewusst gewesen das man vor langer Zeit malaysische Vampire in eine Flasche mit Blut eingeschlossen hatte, um diese anschließend im Feuer zu vernichten?«

Jack versuchte so zu tun, als würde er nicht bemerken wie sehr Levi seinen Besuch tatsächlich schätzte und beugte sich, sein Gesicht auf den Händen gestützt, etwas weiter über den Tisch und näher zu dem Oberhaupt heran. »Welch Glück das wir nicht mehr in solchen Zeiten leben. Vampirjäger waren unzivilisierte Barbaren.«

»Das waren sie in der Tat.« Natürlich ließ sich Levi nicht von seinem Vorhaben abbringen, weiterhin solche Schauermärchen zu erzählen. »Dein Urgroßvater Arthur Vessalius ist ihnen damals zum Opfer gefallen. Sie haben den Ärmsten gepfählt.  Ein einfacher Pflock durchs Herz hat es aber nicht getan! Man musste ihn von seiner untersten Körperöffnung bis in den Kopf aufspießen.«

Seine Worte verfehlte ihre Wirkung nicht, so wie sie es niemals taten. »Natürlich hat man nicht nur getötet, sondern auch gefoltert.«

Oswald legte besiegt sein Besteck beiseite. Ihm war gehörig der Appetit vergangen. Es war ihm unverständlich, wie Leo bei alledem so erschreckend nüchtern, fast schon gelangweilt drein blicken konnte. Erst als dessen Blick auf den wirklich blassen Elliot fiel, meinte Oswald zu sehen wie sich seine Mundwinkel etwas spöttisch hoben.

Lacie stocherte inzwischen auch nur noch lustlos in ihrer Mahlzeit herum und selbst Jack sah inzwischen so aus, als würde er am liebsten unterm Tisch verschwinden.

Zögerlich hob Oswald seine Faust vor dem Mund  und räusperte sich leise. Sein Blick glitt dabei entschuldigend zu ihrem Oberhaupt. »Verzeih Levi, wäre es bereits möglich mich zurück zu ziehen?«

Leo und Elliot verließen den Tisch sobald es ihnen gestattet wurde, Oswald und Jack zögerten ebenso wenig ehe sie sich zurück zogen.

Oswald entschloss sich dazu dem Vessalius den Garten und die Bibliothek zu zeigen. Der lange Spaziergang im Garten verhalf ihnen zumindest sich von diesem Mittagsessen zu erholen und durchzuatmen. Beide sprachen, in eigenen Gedanken gefangen, nicht sonderlich viel miteinander.

Als sie Bibliothek erreichten hatte Jack wieder zu seinem alten, vertrauten Verhaltensmuster zurück gefunden.

Wieder einmal stellte er unter Beweis wie eigenartig dieses unter Umständen ausfallen konnte. Der Blonde griff wahllos in ein paar Regale, blätterte durch ein paar Bücher und stellte sie lustlos wieder zurück. »Pflegt ihr immer solch appetitliche Themen zu Mittag?«

»Nur wenn ihr zu Besuch seid.« Entgegnete Oswald auf Jacks spitze Frage.

Er hatte es sich auf einem Sofa bequem gemacht, das als gemütliche Leseecke ausgeschmückt worden war, und etwas abseits der ganzen Regale stand.

 Aus dem Augenwinkel heraus behielt er den anderen Vampir im Blick. »Seid ihr Immer noch auf ein Bündnis erpicht?« Oswald fingierte durch ein Buch zu blättern. Jack schien dennoch seinen heimlichen Blick zu spüren und fuhr schwungvoll in seine Richtung herum. Ein inzwischen übliches, überlegenes und verspieltes Lächeln zierte seine Lippen. »Nichts würde mich mehr erfreuen.«

In seiner Hand hielt Jack eines von Leos Lieblingsbücher und schlenderte, mit geschmeidigen Schritten zum Sofa rüber.

Fragend hob Oswald eine Braue. Jack störte sich jedoch, wie so oft, gar nicht an seiner skeptischen Gesichtsmimik. »Warte kurz.« Der Blonde platzierte sich demonstrativ auf seinen Schoß und schlug das Buch an einer, seiner Meinung nach, passenden Stelle auf.

 Natürlich musste er es laut vorlesen!

Oswald wusste was Jack vorhatte, es war nicht wirklich schwer zu erraten.

Bevor auch nur ein Laut über dessen Lippen dringen konnte, schlang der Baskerville seine Arme um dessen Hüfte und vergrub sein Gesicht in Jacks Rücken.

Der Vessalius roch gut und er konnte den Duft seiner Haut selbst durch den festen Stoff seines Umhangs wahr nehmen.

Jack versteifte sich kurz etwas, entspannte sich jedoch relativ schnell wieder und legte das Buch auf den Tisch ab.

Der Punkt ging also an ihm.

Beide Vampire verharrten eine kleine Weile in der Position, ehe sie sich langsam voneinander lösten. Jack drehte sich auf dem Schoß des Dunkelhaarigen herum und hob dessen Kinn etwas an.

Ihre Blicke trafen sich, doch Oswald war nach wie vor nicht in der Lage in Jacks grüne Smaragde diesen ganz besonderen Glanz auszumachen zu können.

Er fand diesen nur in dessen Blick, wenn er Lacie ansah.

Falls Augen die Zeilen der Seele lesbar machen sollten, so waren Jacks niedergeschriebene Worte kalt, karg und so verspiegelt, dass er nicht vermochte durch sie hindurch zu dringen.

Ihren Sinn verstand er trotzdem.

Jack empfand nichts für ihn.

Er war pures Gift für sein liebendes Herz und wurde ihn, ohne Erbarmen, in das glatte, jedoch tiefe Lügenmeer von ihm ziehen. Um ihn darin zu ertränken.

Oswald wollte Jack nur von weitem bewundern.

Er wollte nicht von ihm gemordet werden, egal wie süß die Versuchung auch sein mochte, die von ihm ausging.

Jacks Atem strich über seine Wange, über seine Lippen. Sanft wandte Oswald sich wieder ab.

 Er wollte ihn nicht küssen, nicht solange dieser nicht dasselbe empfand wie er selbst.

Die fremden Lippen glitten, enttäuscht seufzend, seine Wangen hinab und kosteten das bisschen entblößten Haut seines Halses, dass sie ergattern konnten.

»Jack wir sollten . . .«

Die Lippen wanderten wieder hinauf bis zu Oswalds Ohren.

»Nicht aufhören.« wisperte Jack mit sanfter Bestimmung.

Oswald spürte wie der Blonde die Haut dahinter zärtlich mit seinen Lippen streifte und  wie dessen Zunge über seinen dunklen Ohrring strich.

Warm.

Einladend.

Verführerisch.

 

 Jack konnte spüren wie er den Atem anhielt und zurück fuhr. Dieses Mal hatte es jedoch nichts abweisendes, mehr etwas ängstliches.

Neugierig blickte der Blonde in das Gesicht des Baskervilles und stellte entzückt fest, dass sich dessen Wangen leicht gerötet hatten. Er war also an den Ohren empfindlich? Dieser Gesichtsausdruck faszinierte ihn wirklich. Wieder beugte sich der blonde Vampir zu dem Objekt seiner Begierde herunter und fuhr mit seiner Zunge Oswalds Ohrmuschel entlang. Dieser versuchte wieder auszuweichen, doch Jack hielt ihm dieses Mal am Nacken und Kinn fest. Mit halb geschlossenen Liedern fuhr er den äußeren Rand hinauf, glitt den Inneren wieder hinab und biss abschließend neckend in sein Ohrläppchen.

Küsste sein Ohr.

Wieder die Haut dahinter.

Erkundete sie mit seiner warmen Zunge.

Oswald hatte solch liebliche Ohren, er roch so gut. Ganz anders als Lacie, nicht so süß aber durchaus anziehend und schwer zu beschreiben - nach Papier, Tinte, Wiese, Ruhe und  Freiheit? Es war wirklich schwer zu definieren. Es reichte jedoch um ihn zu betäuben.

Jack konnte spüren wie sich Oswalds Atmung beschleunigt hatte. Seine Ohren waren inzwischen rot geworden und als er sich wieder löste, konnte er sehen dass dieser sich auf die Lippen biss. Wohl um verräterische Laute zu unterdrücken.

Er wollte diese Lippen küssen. Erst recht wenn sie so reizend präsentiert wurden.

Plötzlich mit einem trockenen Hals, fuhr sich der Blonde durstig mit der Zunge über die Lippen.

Die Welt um sie herum voll und ganz vergessend, studierte er jede neue und unbekannte Regung in den Gesichtszügen des Anderen.

Bis gerade eben hatte er fest daran geglaubt, dass dieser nur diesen gleichgültigen, fast schon gelangweilten Gesichtsausdruck besaß - manchmal sogar einen in die ferne schweifenden Blick der ihn unerreichbar erscheinen ließ. So als könnte nichts und Niemand in seine Welt vor dringen- aber jetzt.

Die leicht geröteten Wangen, die verflucht einladenden Lippen, die unbeholfenen, nach oben gezogenen Brauen – so als wäre er völlig unerfahren auf diesem Gebiet. Den warmen, scheuen Blick…

Hatte er schon immer so ein dunkles, verführerisches Violett in seinen Augen gehabt?

Jack musste an die Krokusse denken, aus denen er eine Krone für Oswald geflochten hatte.

Seine Augenfarbe erinnerte ihn an die dunkelsten dieser Wiese.

Er wollte ihn küssen!

Oswald drehte sich jedoch wieder von ihm weg.

Empört schnaubend drückte Jack tröstend seine Lippen erneut gegen Oswalds Ohr und fing an dessen Halstuch zu lösen. Es dauerte etwas, aber bald darauf hatte er seinen Hals gänzlich entblößt und konnte sich daran machen, diesen mit kleinen Küssen zu bedecken. Seine Hände glitten in Oswalds dunkles Haar und krallten sich in dieses fest.

Keiner von beiden sprach bei alledem auch nur ein Wort, aus Furcht es könnte diesen Moment zerstören.

Vielleicht verwirrte es sie auch nur und keiner von beiden wollte es sich wirklich bewusst machen.

Es sich selbst glauben.

Zu Jacks großer Überraschung ergriff nun der Baskerville selbst die Initiative und strich über seinen Rücken, um anschließend langsam die Knöpfe seiner Weste zu öffnen.

Jack spürte wie ihm warm wurde. Wirklich warm! Allein der Gedanke daran dass Oswald ihn begehrte übermahnte ihn wie eine plötzliche Welle, wie ein warmer Schauder der seine Nackenhaare aufrichtete. »Jack.« Drang das leise wispern seines Namens an sein Ohr. Nie hätte er geglaubt, dass dieser Mann tatsächlich in der Lage sein würde ihn zu  verführen.

Erneut beugte er sich zu ihm hoch um seine Lippen zu berühren. Sein Verlangen diese endlich zu berühren brannte. Ein plötzliches Poltern riss ihn jedoch aus seiner Faszination heraus.

Verwirrt hoben Jack und Oswald gleichzeitig ihre Köpfe und blickte in die Richtung, aus der ein paar Bücher aus dem Regal gefallen waren. Nun lagen sie auf den Boden verteilt und direkt daneben,

 - ein Krebsroter Elliot.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Immer wenn ich Jack sehe, denke ich einfach; Er ist wunderschön.

Er und Oswald sind so ein schönes Pärchen und es ist wirklich schade da es so wenig Fanfictions zu ihnen gibt .__.

Ich wollte sie also unbedingt mit einbringen und dabei aber auf gar keinen Fall weg lassen wie sehr dieser Lacie liebt. Ich finde das ist einfach ein Teil, den Jack ausmacht.

Wie er sich weiterhin entwickelt werdet ihr ja sehen und – es tut mir ja nicht leid aber ich LIEBE es Elliot in Verlegenheit zu bringen ;‘]

Danke an meine Leser und meiner Beta Pflanze. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück