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Lust'n'Needs

von

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Compromising Situation


 

Compromising Situation
 

 
 

 
 

In der Not frisst der Teufel Fliegen, so heißt es. Jamie zumindest bekam diesen Spruch nicht mehr aus dem Kopf, den ganzen Weg über zum Geschäft nicht, denn er war drauf und dran, eine reine Verzweiflungstat zu begehen.

Er fühlte sich nicht so recht wohl dabei, aber nach manchen Dingen verzehrte man sich eben so sehr, dass man das Denken einfach mal einstellen musste. Die Triebe gewannen ohnehin meist die Oberhand über den Verstand, und so mutete es nicht sehr verwunderlich an, dass Jamie kurzerhand die Beine in die Hand genommen und einen ganz besonderen Laden angesteuert hatte. Einen mit roten, leuchtenden Buchstaben, die den Namen des Geschäftes bildeten und ein paar netten Kleidungsstücken, die einem bereits vom Schaufenster aus begrüßten. Diese waren allerdings nicht das, was Jamie suchte. Sein Faible für Reizwäsche hatte er bisher noch nicht entdeckt. Dafür aber einen ganz anderen, der zu einem heterosexuellen Kerl wie Jamie nicht so recht passen wollte.

 

Er sah sich hektisch nach links und rechts um. Als er zu dem Entschluss gekommen war, dass ihn niemand, den er kannte, sehen konnte, betrat er dennoch mit einem recht unguten Gefühl das Geschäft. Zum Glück musste er feststellen, dass er der momentan einzige Kunde war, und so machte sich doch so etwas wie Erleichterung in ihm breit, denn so konnte er ganz diskret mit der Verkäuferin sprechen, die bereits mit einem Lächeln im Gesicht auf ihn zukam. Sie würde ihn sicher nicht verlachen oder dumm angucken aufgrund seiner neuen, seltsamen Vorliebe. Bestimmt hatte sie schon von kruderen Liebeswünschen gehört. Da war Jamies kleines Geheimnis noch harmlos. Peinlicher wäre es wahrscheinlich geworden, hätte er sich tatsächlich für die Dessous im Schaufenster interessiert.

 

Die Dame begrüßte ihn sehr freundlich.

"Was kann ich für Sie tun?"

"Also...ähm..."

Dennoch fiel es Jamie schwer, mit der Sprache herauszurücken. Man sah ihm deutlich an, dass er mit sich selbst kämpfte und verzweifelt nach den richtigen Worten in seinem Kopf kramte. Schließlich aber ließ er die Schultern hängen und seufzte tief.

"Ich bin auf der Suche nach einem Dildo."

Endlich war es raus. Jamie wollte beinahe erleichtert sein, aber dann folgte eine Frage, die einem zeitweise recht schüchternen Schweden wie ihm die Schamesröte ins Gesicht trieb.

"Für Sie oder Ihre Freundin?"

Hach, sollten das die modernen Foltermethoden darstellen? Wenn ja, dann waren sie sehr effektiv, das musste der Sänger zugeben.

Die Dame besaß zum Glück so viel Empathievermögen, dass sie merkte, dass Jamie sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. Seine Reaktionen waren für sie Antwort genug.

"Sie müssen sich wirklich nicht schämen dafür", erklärte sie ihm fachmännisch und absolut verständnisvoll. "Fast alle Männer mögen es, durch Prostatastimulation zum Orgasmus zu kommen. Nur gestehen es sich viele nicht ein, weil sie Angst haben, dann als schwul zu gelten. Doch das ist Unsinn. Eine homosexuelle Handlung besteht nur, wenn ein zweiter Mann anwesend ist."

Das konnte Jamie nicht beruhigen. Ganz im Gegenteil.

Die Verkäuferin geleitete ihn nun zu einem Regal, wo die unterschiedlichsten Spielzeuge ausgestellt waren. Alle Farben und wirklich sehr seltsame Formen fanden sich, und Jamie wusste mit einem mal, wo die ganze Sache ernst wurde, gar nicht mehr, ob er überhaupt noch so ein Ding besitzen wollte. Vor allen Dingen schien er sich durch die Worte der Verkäuferin erst recht bestätigt, leicht von der Homosexualität geküsst worden zu sein. Denn er wollte sich nicht einfach nur die Prostata mit diesem Ding massieren. Er wollte das Ganze zelebrieren, sich ganz gewisse Dinge bei seinem Spiel mit sich selbst vorstellen. Des Nachts träumte er sogar schon von diesem einen Szenario und jedes Mal wachte er auf und hatte die Sauerei in der Unterhose. In Momenten, in denen er ehrlich zu sich selbst war, da gestand er sich ein, dass er am liebsten Sex mit einem Mann gehabt hätte. Einfach, weil er es sich so himmlisch vorstellte, von einem Typen durchgenommen zu werden, dass seine Hände bei dem bloßen Gedanken daran vor Erregung zu zittern begannen. Dass er bereits ein genaues Bild von jenem Typen im Kopf hatte, das machte es nicht besser. Im Grunde wollte er nur einen. Nein, das war nicht korrekt. Er wollte mehrere. Er wollte, dass sie ihn packten und dann nach allen Regeln der Kunst verwöhnten. Oh ja, das wollte er. Und er musste sich das Kopfkino verkneifen, denn andernfalls wäre er mitten im Laden hart geworden.

 

Jamie ließ sich zunächst den Bestseller vorführen. Als er ihn noch etwas ratlos in den Händen hielt und beäugte, erklärte ihm die Verkäuferin, dass er durch seine spezielle Form perfekt dafür ausgerichtet war, die Prostata zu stimulieren. Und es stimmte; Das Teil erinnerte entfernt an einen Penis, dessen Schaft von leichten Unebenheiten durchzogen war und in einer dicken, leicht gebogenen Spitze mündete. Zudem besaß eine Vibrationsfunktion, was Jamie ebenfalls als recht reizvoll betrachtete.

Nach kurzer Zeit hatte er sich für den Kauf des Dinges entschieden. Es erschien ihm als das Beste, und außerdem konnte er es nicht erwarten, den Laden endlich verlassen zu dürfen. Zu seinen heimlichen Wünschen zu stehen fühlte sich einfach nicht gut an, sondern nur befremdlich. Dann wusste man wieder, wie hilflos man seinen eigenen Gefühlen ausgesetzt war und wollte am liebsten seine ganze Festplatte im Oberstübchen löschen, um sie neu zu programmieren. Da das leider nicht funktionierte, musste sich Jamie wohl oder übel mit sich und seinen körperlichen Gelüsten arrangieren.

Artig bezahlte er sein neues Spielzeug und ließ es sich in einen schwarzen Boutiquebeutel packen. Wenigstens würde man somit nicht gleich sehen, in welchem Laden er Geld gelassen hatte. Zumindest so lange, bis man nicht einen neugierigen Blick in die Tüte warf.

 

Froh darüber, sich endlich wieder außerhalb des Ladens zu befinden, wollte er nach einem erleichterten Luftschnappen die Beine in die Hand nehmen, doch anstelle blieb er prompt wie angewurzelt stehen.

Da kamen ihm doch ausgerechnet drei sehr bekannte Gesichter entgegen, und ausgerechnet diese wollte er nun nicht treffen.

Quirlig wie immer umringten Tim, Cari und Rikki ihren Kumpel und dieser konnte nicht einmal mehr seinen Beutel verstecken. Wo auch? Hinter dem Rücken? Das wäre sehr auffällig gewesen. So blieb ihm also nur die Möglichkeit, den Beutel oben zuzuhalten, doch auch das erregte die Aufmerksamkeit der Jungs.

"Na, Jamielein, warst du einkaufen?", wollte Tim wissen und versuchte doch tatsächlich, einen Blick in die Tüte zu erhaschen. "Hast du uns was mitgebracht? Was zu naschen? Oder besser noch: Was zu saufen?"

Während Jamie verbissen die Tüte an seinen Körper drückte und sie sich schließlich unter die Weste schob, fragte er sich panisch, ob sie ihn aus dem Laden hatten kommen sehen. Wenn ja, dann war alles vorbei. Die Fragen, die sie ihm stellen würden, konnte er sich sparen. Nie im Leben hätte der Sänger den anderen von seinen Fantasien erzählt. Gerade deswegen, weil sie selbst die Hauptrollen in diesem Filmchen spielten. Und das auch noch ziemlich gut...

 

"Du hast was zu verbergen, eindeutig", stellte Cari beflissen fest, als der Sänger das Tütchen hatte verschwinden lassen. Jamies Blick bewegte sich zwischen einem unglücklichen und einem sauren Ausdruck, aber dieser brachte Cari nur zum Lachen. Und Cari war so schön, wenn er lachte. Ach, er war immer schön. Jamie verstand sich einmal mehr nur zu gut. Cari war ein frecher Junge, ein Spitzbube, und das war genau das, was Jamie wollte. Hach, es zerriss ihn wieder einmal beinahe, wie gern er sich von ihm ficken lassen wollte. Doch auch die anderen waren nicht schlecht. Der große Rikki stand direkt hinter ihm und versuchte ihm die Tüte von dort abzuluchsen, während Tim doch tatsächlich so dreist war und ihm an die Wäsche ging, und das nur wegen diesem verdammten Beutel!

Sofort begann Jamie wie verrückt zu schwitzen und spürte, wie seine Ohren glühten, und wahrscheinlich war er aufgrund seiner Aufregung kurz unaufmerksam gewesen, denn plötzlich spürte er, wie ihm die Tüte entglitt und sah sie wenig später in den Fängen der Jungs, die einen gierigen Blick hineinwarfen.

Es kam, wie es kommen musste: Mitten auf der Straße holten sie Jamies Spielzeug heraus, was den Sänger dazu brachte, am liebsten im Erdboden versinken zu wollen. Er hatte keine Ahnung, wann er sich zuletzt so schrecklich geschämt hatte.

 

"Uh lala, was haben wir denn hier Schönes?", freute Cari sich und betrachtete das Ding ausgiebig von allen Richtungen. "Mh, das sieht ja nach viel Spaß aus, was, Jamie?"

Entschlossen entriss der Sänger Tim die Tüte aus der Hand und packte dann sein Spielzeug, aber Cari konnte es mit Jamies Kraft locker aufnehmen und dachte nicht im Traum daran, es loszulassen.

"Du Arsch, gib das her!", beschimpfte er seinen Freund, funkelte ihn trotz großer Scham böse an, und da überließ er Jamie tatsächlich das gute Stück, welches er schnell wieder im Beutel verschwinden ließ.

"Was tickst du denn da gleich so aus?", feixte Rikki. "Ich hätte ja eigentlich gedacht, dass das für deine Mutter ist, aber so..."

"Für meine Mutter, ja klar."

Jamie reagierte eingeschnappt. Er glaubte dem Bassisten kein Wort. Natürlich wussten sie alle drei, dass sich Jamie etwas Gutes tun wollte. Wer kauft für seine Mutter schon ein Sexspielzeug? Bereits der Gedanke daran, dass seine Mutter Sex hatte, war für den Ottonormalbürger einfach nur widerwärtig.

 

Verärgert wollte Jamie den anderen den Rücken zukehren, um sie einfach stehen zu lassen, doch da sagte Cari etwas, das ihn inne halten ließ.

"Such dir doch lieber einen Kerl, anstatt dich mit Plastikdingern abzugeben. Ist doch viel geiler, so ein richtiger Fick."

Jamie drehte sich um und beäugte den Schlagzeuger kritisch. Doch er schien es wirklich ernst zu meinen. Zwar zuckte sein Mundwinkel verheißungsvoll, aber das sah nicht nach Spott oder Hohn aus. Zudem hätte Jamie ihm und auch den anderen nicht zugetraut, dass diese ihn mobbten wegen seiner heimlichen Vorlieben. Schließlich waren sie seine Freunde...

 

"Vielleicht will ich aber gar keinen richtigen Fick", führte Jamie sie auf die falsche Fährte und wusste selbst nicht, wieso er das tat. "Vielleicht steh ich gar nicht auf Kerle, sondern nur auf Analsex."

"Aber Kerle haben genau das, was du willst und brauchst."

"Einen Schwanz nämlich."

Die Jungs tuschelten und lachten leise, denn Jamie konnte bei diesen Worten partout nicht verhindern, dass sein Blick glasig wurde. Er fühlte sich entblößt, doch irgendwie war da noch etwas, ein Lodern in seiner Brust, das einem Hoffnungsschimmer glich. Und als sie ihn schließlich wieder in ihre Mitte nahmen, ihm kameradschaftlich auf die Schulter klopften und anlächelten, da ahnte er bereits, dass sich etwas für ihn ganz Großes auftun sollte.

 

"Erzähl uns mehr über dich und das, was du im Bett brauchst", verlangten sie und setzten sich in Bewegung. Jamie konnte nicht anders als ihnen zu folgen. "Am besten bei dir zu Hause. Dann können wir gleich entscheiden, was davon wir nachstellen wollen und können."

"Ich schlage vor, wir weihen erstmal Jamies Vibrator ein", meinte Cari und legte den Arm um seinen noch etwas verwirrten Freund, der seinen Ohren kaum trauen konnte. "Und dann gucken wir mal, wie es ihm so gefällt...und ob er mehr will..."

Jamie konnte darauf gar nichts mehr erwidern. Das alles klang einfach zu fabelhaft, um es mit einem Kommentar zu versehen.

Nie im Leben hätte er geglaubt, der Erfüllung seines Wunsches einmal so nahe kommen zu können. Und das ausgerechnet durch einen dummen Zufall, der ihm zunächst schrecklich peinlich gewesen war.

Manchmal ist es das aber wert, sich für ein paar klitzekleine Momente zu schämen. Besonders dann, wenn man gute Freunde hatte, die einem ähnlicher waren, als man je angenommen hätte.

 



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