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Nothing is certain but the unforeseen

von

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Ganz so interessant wie erwartet wurden die nächsten Tage dann leider doch nicht. Es standen viele Termine mit der Band an: Zwei Photoshoots, ein Videoshoot und unzählige Interviews – und Hiroto war immer dabei. Aki stellte sich das nicht unbedingt interessant vor, weil der kleine Blondschopf ja selbst auch genügend Termine dieser Art hatte, aber gelangweilt wirkte er zumindest nicht. Immer wenn Mizuki Zeit hatte, klebte der an Hiroto wie eine Klette, und wenn der Gitarrist gerade beschäftigt war, fand Hiroto schnell eine andere Beschäftigung. Gut, dass er mit allen aus der Band gut klar kam und es da offenbar auch nirgends an Gesprächsstoff mangelte. Einzig und allein an Aki traute er sich nicht heran, was Aki zwar ein wenig enttäuschte, ihn aber nicht unbedingt wunderte. Hiroto war bisher immer sehr verschlossen gewesen, und jetzt musste er die Befürchtung haben, dass Aki ihn ins Bett bekommen wollte, warum also sollte er ihm gegenüber jetzt offener sein? Wobei Aki schon der Meinung war, dass der Blondschopf sich vor einem Abenteuer mit ihm alles andere als zu fürchten brauchte. Und wenn er tatsächlich mehr wollte, war es doch auch gar nicht so abwegig, dass sie vielleicht wirklich miteinander im Bett landeten – zumal Aki ja schon deutlich gemacht hatte, dass er dem auch nicht unbedingt abgeneigt war.
 

Wenn sie tatsächlich doch mal die Gelegenheit hatten miteinander ins Gespräch zu kommen, war schnell einer der anderen da und drängelte sich dazwischen. Meistens war das Mizuki – wer auch sonst. Dass er störte, merkte dieser Idiot nicht einmal. Hiroto jedenfalls sagte es ihm nicht und Aki würde den Teufel tun. Er fand Hiroto zwar wirklich interessant und auch sehr attraktiv, aber es musste ja nicht sein, dass Mizuki das mitbekam. Immerhin hatte selbst Hiroto für sich behalten, über was sie nach ihrer gemeinsamen Nacht auf Mizukis Couch gesprochen hatten, andernfalls hätte Mizuki ihn damit schon genervt.
 

Die Tage flogen nur so dahin, sodass Aki Hiroto zwar jeden Tag stundenlang sah, die Zeit aber nicht effektiv nutzen konnte um ihn ein bisschen besser kennen zu lernen. Normalerweise wäre ihm das egal gewesen, aber ihn hatte der Ehrgeiz gepackt. Hiroto hatte ihn mit seinem kleinen Flirtversuch so neugierig gemacht, dass er jetzt unbedingt wissen wollte, ob eine Nacht mit dem Kleinen tatsächlich so gut sein würde, wie er erwartete. Es ging ihm aber nicht nur darum. Er wollte Hiroto wirklich besser kennen lernen, aber offenbar wollte das sonst niemand – warum sonst drängte sich immer irgendjemand dazwischen, wenn sie tatsächlich mal Gelegenheit hatten ein paar Worte zu wechseln? Ihm traute wohl keiner zu allein ein Gespräch zu führen.
 

Aki hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, als sich ihm dann ganz unverhofft die Möglichkeit zu einem Gespräch unter vier Augen ergab. Heute hatten sie nur Interviewtermine. Bei den meisten war Hiroto dabei gewesen und hatte zugesehen. Aki war nicht entgangen, dass er fast nur Augen für ihn gehabt hatte, aber er hatte sich das natürlich nicht anmerken lassen.

Gerade hatten sie nur ein Interview für eine Zeitschrift, bei dem er nicht unbedingt anwesend sein musste, deshalb war er auch einfach aufgestanden und raus gegangen, als ihre Managerin angerufen hatte. Allzu wichtig war ihr Anliegen nicht gewesen, also hatte das Telefonat nur ein paar Augenblicke gedauert, aber Aki konnte eine Pause dringend gebrauchen und so machte er sich auf den Weg nach draußen um ein bisschen frische Luft zu schnappen und sich eine Kippe anzuzünden. Dass er die in seiner Jacke vergessen hatte, merkte er erst als er schon draußen stand, aber zu seinem Glück entdeckte er Hiroto ein paar Meter weiter. Er stand an die Wand gelehnt da, blickte stur geradeaus und zog dann und wann abwesend an seiner Zigarette. Ohne lange darüber nachzudenken ging Aki zu ihm. Der Kleine bemerkte ihn nicht; auch nicht, als er direkt neben ihn stand.
 

„Hast du eine für mich?“

Jetzt zuckte er tatsächlich zusammen und starrte ihn ein paar Augenblicke ganz entgeistert an, ehe er langsam nickte und ihm seine Zigarettenschachtel reichte. Aki nahm sich eine, steckte sie sich an. Er betrachtete den anderen kurz, lehnte sich dann neben ihn an die Mauer und rauchte schweigend.

Eine gefühlte Ewigkeit waren sie still, dann war es tatsächlich Hiroto, der das Schweigen brach.

„Ist das Interview schon vorbei?“

Aki warf einen Blick auf die Uhr und dachte nach. „Nein, ich glaube nicht. Hab 'nen wichtigen Anruf bekommen und genehmige mir jetzt ein wenig Ruhe.“

Ein Lächeln umspielte Hirotos Lippen. „Steht dir wohl auch zu. Du hast ja von allen am meisten Arbeit, auch wenn du dich wohl nie beschweren würdest.“

Jetzt war Aki tatsächlich überrascht, denn das war ganz richtig eingeschätzt. War das so offensichtlich oder hatte Hiroto einfach eine gute Menschenkenntnis? Er beschwerte sich wirklich nie über die Arbeit. Je mehr, desto besser war es ja für sie, schließlich war die Band sein Leben.

„Das hast du gut beobachtet.“, sagte er und musterte den Kleineren, der jetzt wieder schwieg, allerdings immer noch lächelte.
 

Gerade überlegte Aki, wie er ein vernünftiges Gespräch beginnen konnte, wenn sich ihm die Chance dazu schon bot, aber wieder war es Hiroto, der das Wort ergriff.

„Morgen Nachmittag fahr ich wieder.“, sagte er leise und zauberte so ein Stirnrunzeln auf Akis Stirn.

„Morgen schon?“ War die Woche echt schon um?

„Ja.“ Und Aki hatte die Zeit nicht genutzt, verdammt. Ein Seufzten kam über seine Lippen, ohne dass er etwas dagegen hätte tun können.

„Mi will nachher eine Abschiedsparty schmeißen. Wär' schön, wenn du auch kommst.“

Da brauchte Aki gar nicht lange überlegen. „Okay. Wo?“

Hiroto sah ihn tatsächlich überrascht an. Er musterte ihn ein paar Augenblicke eindringlich, dann lächelte er. „Na wo wohl? Bei ihm zu Hause.“

„Bei Mizuki?“

Jetzt grinste er. „Ja. Ich teil' die Couch auch gern wieder mit dir.“ Er zwinkerte ihm zu, Aki sah ihn nur vollkommen verdattert an. Da lachte der Kleinere.

Okay, dieses Spiel konnte er auch spielen.
 

„Na hoffentlich nur mit mir!“

Jetzt war es Hiroto, der ihn verdattert ansah. Aber nach einem Schreckensmoment, lachte er. „Natürlich. Ich schlaf sonst auch in Mizukis Bett. Wenn der besoffen ist, hat er bestimmt nichts dagegen.“ Er warf Aki einen vielsagenden Blick zu, der gar nicht missverstanden werden konnte. Rot wurde er trotzdem.

Irgendwie war der Kleine ja verdammt süß.
 

Aki seufzte und verkniff sich seinen Kommentar dazu. Dass er jetzt solche Andeutungen machte, hieß ja nicht, dass sie nachher wirklich miteinander im Bett landen würden, also versuchte er sich nicht allzu sehr mit dem Gedanken anzufreunden. Trotzdem dachte er sofort daran, dass er unbedingt Kondome mitnehmen musste.
 

„Aki?“, fragte Hiroto und trat jetzt vor ihn. Offenbar hatte er nicht so reagiert, wie der Blondschopf sich erhofft hatte. „Alles okay?“

Bevor er auch nur über eine mögliche Antwort nachdenken konnte, wurde sein Name gerufen. Beide sahen sie Richtung Eingangstür, durch die gerade Mizuki auf sie zu kam. Nach und nach folgte auch der Rest der Band.

„Da bist du ja! Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“, sagte er, als er bei ihnen beiden angekommen war.

„Naja, eigentlich nur du!“, warf Kei ein und lachte.

Aki ließ seinen Blick vom einen zum anderen gleiten und konnte nichts gegen das leichte Zucken in seinen Mundwinkeln machen. „Hast du mich vermisst?“, fragte er und lachte bei Mizukis verdattertem Gesichtsausdruck. Als Reaktion von dem Gitarristen bekam er eine Kopfnuss verpasst, die er zu spät kommen sah, um sich weg zu ducken. Jetzt war er derjenige, der verdattert drein blickte. Mizuki grinste zufrieden, Hiroto allerdings begann lauthals zu lachen und es dauerte eine ganze Weile bis er sich wieder beruhigt hatte. Aki hatte gar nicht gewusst, dass der andere so laut lachen konnte, wo er doch sonst so schüchtern war.
 

„Du musst heute Abend zu mir kommen!“,wechselte Mizuki dann das Thema. „Ponni fährt morgen und wir wollen noch einmal 'n bisschen feiern. Alle zusammen, auch du! Also keine Widerrede, okay?“

Aki nickte nur. „Okay.“

„Aki, du muuuuusst! … Hä?“ Er blinzelte ihn verwirrt an. „Hast du gerade 'okay' gesagt?“

Zur Antwort nickte er nur. „Hiroto hat mich schon gefragt.“

Jetzt blickte Mizuki total entgeistert zu dem Blondschopf. „Hiroto hat … echt?“ Dann grinste er plötzlich und wuschelte dem anderen durch die Haare.
 

„Na kommt, wir fahren weiter.“ Er hakte sich bei Hiroto unter und zog ihn mit zu ihrem Van, mit dem sie immer zu ihren Terminen fuhren. Aki seufzte nur und folgte den beiden, rannte dann aber fast in Mizuki hinein, als der plötzlich stehen blieb. Als hätte er davon nichts bemerkt, drehte er sich um und sah Aki ganz ernst an. Er fuchtelte sogar mit der Hand vor seinem Gesicht herum, dabei wusste er genau, wie sehr Aki das hasste.

„Wehe du kommst zu spät! Oder gar nicht! Dann kommen wir und verlegen die Party nämlich zu dir, klar?“

Aki nickte ergeben. Auf Diskussionen hatte er jetzt keine Lust. Als er allerdings Hiroto ansah, wurde ihm bei dem Blick, mit dem der ihn bedachte, ganz anders. Wie es aussah, hätte der Blonde damit alles andere als ein Problem. Aki auch nicht, wenn er ehrlich war – allerdings nur nicht, wenn er alleine käme, aber das würde leider nicht passieren.
 

*
 

Die letzten Interviews zogen sich ziemlich in die Länge, sodass Aki erst sehr spät nach Hause kam und im Grunde nur Zeit zum Duschen und Umziehen hatte, ehe er wieder zu Mizuki los musste. Er hasste es, sich so abhetzen zu müssen, aber er hatte ja versprochen zu kommen. Am liebsten hätte er noch was gegessen, doch das musste warten. Notfalls würde er sich unterwegs etwas holen. Oder sich bei Mizuki eine Pizza bestellen. Er würde schon nicht verhungern müssen.
 

Als er bei Mizuki ankam, schlug ihm sofort an der Tür der Geruch nach Essen entgegen, was ihn eigentlich nicht hätte wundern dürfen. Mizuki sorgte immer dafür, dass sie genug zu essen bekamen. Immer. Ob es nun Pizza oder Kuchen war, irgendetwas hatte Mizuki immer für seine Freunde parat. Das hatte Aki tatsächlich noch nie so gefreut wie heute. Da der Rest der Truppe schon da war und sich über das Essen hermachte, gesellte Aki sich einfach dazu und tat es ihnen gleich. Das Essen tat verdammt gut und war richtig lecker. So lecker, dass er sogar mehr aß als sonst – was aber auch nicht schaden konnte, denn Mizuki hatte offenbar ein Besäufnis der besonderen Art geplant, so viel Alkohol wie er in der Küche gebunkert hatte.
 

Direkt nach dem Essen machte er sich auch daran sie samt Alkohol ins Wohnzimmer zu bugsieren und binnen weniger Augenblicke waren alle mit ausreichend Flüssignahrung versorgt. Aki musterte die anderen einen Moment, die direkt ihre Gläser in sich kippten, als wären sie nur mit Wasser gefüllt und nicht mit Johnny Walker & CO, dann huschte sein Blick zu Hiroto, der sein bis zum Rand gefülltes Glas mit einigem Missmut betrachtete, ehe er es vorsichtig an seine Lippen führte und einen Schluck trank. Aki war offensichtlich nicht der einzige, der keine Lust hatte irgendwann besoffen in der Ecke zu liegen. Das kam ihm eigentlich ganz gelegen, denn heute war die vorerst letzte Chance Hiroto ein bisschen näher zu kommen. Wenn alle anderen zu betrunken waren um davon Notiz zu nehmen – umso besser. Offenbar traute ihm keiner seiner Freunde zu allein mit Hiroto zu reden ohne ihn zu verstören; warum sonst drängte sich immer jemand dazwischen, wenn auch nur der Hauch einer Chance bestand, dass sie mal ein paar Minuten allein waren?
 

Aki brauchte auch gar nicht lange warten, bis sich ihm Gelegenheit bot sich zu Hiroto zu setzen und mit ihm zu reden, denn als Mizuki seine heißgeliebte Karaokemaschine hervorholte, waren die anderen drei auf den Beinen und diskutierten lautstark, wer denn welches Lied singen würde.

Da Aki nichts für Karaoke übrig hatte und von dem schiefen Gesang seiner Freunde nicht allzu viel hielt, wechselte er seinen Platz und setzte sich zu Hiroto auf die Couch, bevor der auf die Idee kommen konnte sich auch eines der Mikrofone zu schnappen.
 

Der Blondschopf lächelte ihn an, sah dann aber wieder zu Mizuki, der versuchte die anderen lautstark zu überzeugen, dass er unbedingt das erste Lied singen musste.

„Ich hab Mizuki wirklich gern, aber manchmal ist er echt anstrengend.“

Aki sah ihn belustigt an und beugte sich ein Stück zu ihm vor. „Das fällt dir erst jetzt auf?“

Hiroto grinste. „Nee. Aber gerade ist's schlimm. Er wollte mir unbedingt einen tollen Abschied bereiten, aber wenn das so weitergeht, sind alle viel zu betrunken.“

„Ich glaube, genau das ist sein Plan.“

Der Kleinere nickte, sah wieder auf sein Glas und verzog leicht den Mund. „Wenn's denn wenigstens schmecken würde ...“

Ein Lachen kam über Akis Lippen. „Meins schmeckt auch nicht toll. Willst du was anderes trinken? Die Küche sieht aus als hätte er einen Schnapsladen überfallen, da wird bestimmt auch was bei sein, das dir schmeckt.“

Hiroto sah ihn einen Moment irritiert an und beinahe rechnete Aki damit, dass er rot wurde und sich nicht traute mit ihm allein in einem Raum zu sein, doch zu seiner Erleichterung nickte der Kleinere und stand auch direkt auf. Aki tat es ihm gleich, aber beide sahen sie noch einmal zu den anderen, die gerade lautstark um die Mikrofone rangelten.
 

„Schnell, bevor sie es merken!“ Hiroto schenkte Aki ein kleines Grinsen und ging dann voran in die Küche, wo er sich direkt vor Mizukis riesengroßen Alkoholvorrat stellte und begutachtete, was der Gitarrist denn alles eingekauft hatte.

„Angst, dass Mizuki dich zum Singen einspannt?“

Der Blondschopf sah ihn an und einige Augenblicke musterten sie sich einfach nur gegenseitig, ehe sich auf Hirotos Lippen ein breites Grinsen schlich, auf Akis bildete sich fast zeitgleich eines.

„Ich kann einfach nicht singen, darum mag ich Karaoke nicht so. Alle wissen das, aber trotzdem werd' ich immer mitgeschleppt und gezwungen.“ Er seufzte theatralisch und Aki lachte.

„Dann bin ich ja jetzt dein Retter in der Not.“ Schlagartig wurde der andere ernst und sah ihn einfach nur an. Aki war sich nicht sicher, warum Hiroto jetzt so reagierte – hatte er etwas Falsches gesagt?
 

„Ja, das bist du“, sagte Hiroto leise und wandte sich dann wieder dem Alkohol zu. Aki aber betrachtete ihn weiter, trat sogar dichter zu ihm und sah den roten Schimmer auf den Wangen des Blondschopfes, auch wenn der das Gesicht abwandte und versuchte es zu verbergen. Aki wusste zwar nicht, was dem anderen jetzt peinlich war, aber er sprach es auch nicht an, sondern ließ seinen Blick ebenfalls über die Flaschen gleiten, vor denen sie jetzt standen. Schnell fand er, wonach er suchte, und schnappte sich die Rotweinflasche, griff routiniert in die Schublade neben sich und holte einen Korkenzieher hervor, mit dem er die Flasche öffnete. Gut, dass man sich immer auf Mizuki verlassen konnte. Den Wein besorgte er immer, wenn er wusste, dass Aki kam. Aber es wusste auch jeder, dass er den gern trank. Da er damit allein war, hatte er meistens auch die ganze Flasche für sich.

Nachdem er sich ein Glas aus dem Schrank genommen hatte, schenkte er sich ein und setzte sich an den Küchentisch. Hiroto allerdings stand noch eine Weile herum und seufzte schließlich resigniert auf. „Ich weiß nicht, was ich trinken soll. Mi hat viel zu viel gekauft!“

„Nimm dir ein Glas und setz dich hin.“

Er drehte sich zu Aki um. „Aber ich weiß doch gar nicht, was ich-“ Er brach mitten im Satz ab, als Aki die Weinflasche anhob und sie ihm entgegenhielt. „Ich mag keinen Wein.“

Da seufzte Aki nur. „Probier doch wenigstens.“

Der Kleinere musterte ihn argwöhnisch, drehte sich aber schließlich um und nahm sich ebenfalls ein Glas aus dem Schrank, dann setzte er sich Aki gegenüber an den Tisch. „Ich mag wirklich keinen Wein“, wiederholte er, doch Aki reagierte darauf gar nicht, sondern schenkte ihm ein und stellte dann die nur noch halbvolle Flasche beiseite. Hiroto sah ihn an und schien sehr belustigt. „Glaubst du, nur weil du den trinkst, mag ich den auch?“
 

Aki nickte nur. „Natürlich.“

Tatsächlich lachte der Kleinere jetzt sogar auf und nahm das Glas in die Hand, roch erst an dem Wein und verzog leicht das Gesicht, trotzdem war er mutig und führte das Glas an seine Lippen, trank vorsichtig einen Schluck – und betrachtete die rote Flüssigkeit dann ganz verblüfft. Aki lachte. Das war ja glatt niedlich.

„Schmeckt's?“

Hiroto sagte gar nichts, nickte einfach nur und trank gleich noch einen Schluck.

„Du hast bestimmt nur mal billigen Scheiß probiert. Dass der nicht schmeckt, ist doch normal.“ Ertappt blickte der andere auf, wurde sogar leicht rot, hielt seinem Blick aber stand. Er rang sich sogar zu einem Grinsen durch. „Erwischt. Die Marke muss ich mir unbedingt merken.“

Wieder lachte Aki, griff dann zu seinem Glas und trank genüsslich ein paar Schlucke, verschluckte sich dann aber beinahe, als aus dem Wohnzimmer plötzlich ein lautes Kreischen kam, gefolgt von schiefem Gesang, der dafür sorgte, dass sich bei ihm die Nackenhaare aufstellten und er sich schütteln musste. Hiroto beobachtete ihn neugierig und brach dann in schallendes Gelächter aus.

Aki verzog nur das Gesicht. „Lach du nur. Das ist erst der Anfang. Und du musst heute hier schlafen.“ Schlagartig änderte sich sein Gesichtsausdruck und er sah voller Schrecken zur Tür. „Fuck.“ Aki konnte sich das Lachen geradeso verkneifen, gegen das breite Grinsen, das sich auf seine Lippen schlich, konnte er allerdings nichts machen.
 

Ein paar Augenblicke herrschte Stille zwischen ihnen, einzig und allein der schiefe und lauter werdende Gesang aus dem Wohnzimmer untermalte ihr Schweigen. Irgendwann wanderte Hirotos Blick zu Aki, der das natürlich bemerkte, aber nichts sagte, sondern Hirotos Reaktion abwartete. Offenbar wollte der Blonde was sagen, konnte sich aber nicht dazu durchringen. Aki wartete geduldig. Schließlich trank Hiroto sein Glas in einem Zug aus, stellte es ab und starrte dann die Weinflasche an, als wollte er diese auch gleich noch leeren. Gerade wollte Aki den Mund aufmachen und etwas sagen, da ergriff Hiroto dann doch das Wort, sah ihn dabei allerdings nicht an.

„Du bist doch mein Retter in der Not. Also tu was. Rette mich.“

Aki wusste nicht recht, wie er reagieren sollte, aber das Lachen, dass seine Kehle emporklettern wollte, kam ihm seltsam unpassend vor, also unterdrückte er es und betrachtete sein Gegenüber einfach nur. Es erstaunte ihn, dass Hiroto heute so mutig war. Offenbar hatte er gemerkt, dass er vor ihm keine Angst haben musste, auch wenn es ihm peinlich war gewisse Dinge, die ihm im Kopf herumschwirrten, auszusprechen.
 

„Okay.“ Aki leerte sein Glas und stand auf. Endlich sah Hiroto ihn auch wieder an, er wirkte sehr unsicher. „Zieh dich an“, sagte Aki nur, ehe er in den Flur ging und sich Schuhe und Jacke anzog. Also Hiroto ihm allerdings nicht folgte, ging er wieder zurück in die Küche, wo der Blondschopf immer noch saß. Er hatte sich noch keinen Millimeter gerührt.

„Nun komm schon. Und nimm die Weinflasche mit. Vielleicht lass ich dich bei mir schlafen, mein Bett ist groß genug.“

Hiroto brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren, was Aki da eben gesagt hatte. Als sein Verstand es aber endlich verarbeitete, klappte ihm erst der Mund auf, dann lief er knallrot an, stand aber nach einigem Zögern schließlich doch auf und ging an ihm vorbei in den Flur. Aki sah ihm nach – nicht ohne dabei einen Blick auf seinen Hintern zu werfen – blieb dann aber noch in der Küche. Er wollte Hiroto Zeit zum Durchatmen lassen, stellte also ihre Gläser noch in die Spüle und nahm die angebrochene Flasche Wein, ehe er ihm in den Flur folgte, wo Hiroto sich tatsächlich schon die Schuhe anzog und seine Jacke vom Haken nahm. Er drehte sich um und zuckte zusammen, als er Aki sah. Er war immer noch rot wie eine Tomate, versuchte aber das zu überspielen und zog sich einfach die Jacke an, ehe er Aki die Flasche abnahm. Er trank einen großen Schluck, dann öffnete er die Wohnungstür und trat hinaus in den dunklen Flur.

Aki folgte ihm breit grinsend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Arisa-Yuu
2014-05-15T20:38:51+00:00 15.05.2014 22:38
Ja, Aki rette Hiroto!!
Wenn die Anderen so singen, wie ich es mir vorstelle, ist das auch dringend nötig. Denn da würde nicht einmal Alkohol helfen..
Ich bin jetzt schon gespannt, was passiert wenn die Zwei endlich allein sind. Da swurde nämlich Zeit.
Ein sehr schönes Kapitel~

LG
AY
Von:  cookie-monster-kyo
2014-05-13T18:55:29+00:00 13.05.2014 20:55
awwwwww
süß, kitschtig, und ein hauch von... spannung
so mag ich das! êe


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