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Denn sie wissen, was sie tun…

von Susu-chan
von

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Kapitel 6 - Intention

Kapitel 6 – Intention
 

„Ah, so ist das...“, sagte Ciel gedehnt und nickte „Aber die gleiche Idee hatte Shadow auch schon, soweit ich weiß.“

„Und...warum hat er sie nicht umgesetzt?“, fragte ich verwirrt „Er hatte doch hundert Jahre Zeit um die Emeralds zu sammeln...also mehr als genug.“

„Da gibt es leider nur ein Problem...ich verstehe nicht viel von Emeralds oder so was und Shadow hat sich nie die Mühe gemacht es mir zu erklären – Aus irgendeinem Grund funktionieren sie nicht.“

„Wie jetzt!?“, machte Sichi verwirrt „Wie...sie funktionieren nicht? Ich dachte, dass die Emeralds unbegrenzt viel Energie haben.“

„Na ja, nicht ganz. Irgendwie sind alle Emeralds schwarz geworden, als ob...der Akku leer wäre.“, versuchte sie es uns zu erklären und seufzte „Und seitdem bastelt Shadow an irgend so einem komischen Apparat rum...Und er hat was von einem Master Emerald gemurmelt...“

„Sag mal. Wie lange bist du denn schon bei Shadow? Und vor allem...warum?“, da konnte ich meine Neugier doch nicht mehr zurückhalten. Es interessierte mich brennend, was für eine Beziehung die Beiden wohl miteinander hatten – Denn so wie es schien, redete der schwarze Igel wohl nicht wirklich oft mit ihr.

Dass er nicht sehr redselig war, war wohl weltbekannt. Immerhin war er so was wie das krasse Gegenteil von Sonic.

Nur fragte ich mich, warum er wohl Ciel in seine Nähe ließ, wenn er doch den Rest der Welt mied.

„Tjaaa...ich bin glaube ich seit...3 Jahren bei ihm...?“, sie runzelte die Stirn und überlegte „Vielleicht auch Vier. So sicher bin ich mir da nicht. Er hat mich mal gerettet vor den Vögeln und seitdem bleibe ich eben in seiner Nähe. Und ich verjage jeden, der die Stadt betritt mit meinen Illusionen. Ihr seid nicht die Ersten, die Shadow suchen.“

„Im Ernst?“

„Soweit er es mir erzählt hat. Vor euch waren noch diverse Soldaten, verbliebene Widerstandskämpfer und so da. Nur das Problem ist...Eggman ist tot, also gegen wen sollte man bitte kämpfen?“

Meine Rede , dachte ich bloß und schüttelte den Kopf.

„Shadow will einfach seine Ruhe. Ich habe das Gefühl, dass er das Kämpfen leid ist...“, fuhr Ciel etwas bedrückt fort „Deswegen meidet er den Rest der Welt. Er ist so was wie ein Held...und von Helden erwartet man nun mal, dass sie die Welt retten. Und ich glaube, er ist es leid die Erwartungen von ihnen erfüllen zu müssen.“

So langsam verstand ich es. Natürlich.

Mir würde es auch auf den Zeiger gehen, ständig andere Leute beschützen zu müssen, die, statt etwas zu tun, feige unter der Erde hocken blieben und Däumchen drehten.

Ich wusste, dass das hart ausgedrückt war. Was sollte denn ein normal Sterblicher tun? Nicht jeder war so verrückt wie wir und stürzte sich Hals über Kopf in ein tödliches Abenteuer.

Dafür war Sonic früher zuständig gewesen. Zusammen mit seinen Freunden hatte er regelmäßig die Welt gerettet und Shadow war da wohl eher so was wie ein Anti-Held. Der größte Rivale des blauen Igels und gleichzeitig der, der gezwungenermaßen mit ihm zusammenarbeiten musste.

Doch nachdem Sonic tot war...da war Shadow der einzige Hoffnungsträger der ganzen Welt – Was bestimmt nicht sehr leicht war. Und nachdem er „versagt“ hatte, war er im Untergrund verschwunden und hatte sich für tot erklärt.

Man könnte es auch für egoistisch von ihm halten...aber ich konnte es gut verstehen.

„Es kann doch aber nicht sein, dass er seit hundert Jahren nur an einer Maschine gebaut hat!“, sagte Sichi ungläubig „Dafür braucht man doch nicht so lange!“

„Na ja, Shadow besitzt doch, soweit ich weiß, keinerlei technisches Verständnis.“, warf Raimi nachdenklich ein „Haben nicht immer Tails oder Eggman die ganzen Sachen erfunden?“

„Von mir aus, aber man lernt doch mal in so einer langen Zeit, wie man eine funktionierende Maschine baut.“

„Ich glaube, du stellst dir das zu einfach vor“, meinte Ciel „Shadow baut keine stinknormale Apparatur – Ich glaube, sie hat was mit den Emeralds und ihrer Funktion zu tun. Und von wem sollte er bitte lernen, wie man so ein Ding baut? Die einzigen, die das wissen, sind wie gesagt Tails und Eggman. Und die sind Beide tot.“

Sichi murrte noch genervt, entgegnete aber nichts mehr.

„Und wo befindet sich Shadow jetzt?“, stellte ich die Fragen aller Fragen.

„Nun...im Rathaus...da haben wir ein geheimes Versteck...es ist das alte Versteck der Widerstandskämpfer, aber wir haben es so umgebaut, dass wir darin wohnen können. Nur glaube ich nicht, dass er sich über Besuch freuen würde.“

„Was kann er uns schon antun? Höchstens uns raus schmeißen.“

„Aber dann würden wir doch weitererzählen, dass er lebt“, behauptete ich ohne groß nachzudenken und bekam langsam ein schlechtes Gefühl bei der Sache „Ciel, was ist mit denen passiert, die hier her gekommen sind und Shadow gesehen haben?“

„Tjaaaa...“, machte sie gedehnt „Ich glaube, die liegen hier noch irgendwo rum.“
 

Der Weg zum Rathaus kam mir plötzlich meilenweit vor. Einerseits freute ich mich total Shadow zu begegnen – Aber andererseits machte mir die Aussage von Ciel auch Angst.

Wie sehr hatte sich der schwarze Igel in den Jahren wohl verändert? War er böser geworden? Skrupelloser?

Der Krieg verändert einen. Das wusste ich ganz genau. Wobei der Kampf gegen Eggman nicht als Krieg bezeichnet werden konnte – Nicht mal als Weltkrieg. Nein, dafür war er einfach zu groß gewesen, zu... grausam .

Er wurde nie als Krieg bezeichnet. Eher als Apokalypse – Der Tag, an dem die Welt untergegangen war. Vielleicht stimmte diese Bezeichnung nicht mal, immerhin lebten noch einige. Aber die Welt war wirklich zerstört, es war beinahe unmöglich an der Oberfläche zu leben – geschweige denn zu überleben.

Man hatte uns nie genaueres über die Apokalypse erzählt – Die meisten waren damals gestorben und die, die überlebten, wollten nicht mehr darüber sprechen. So gingen die genaueren Informationen mit den Jahren verloren. Soweit ich es wusste, fand der letzte Kampf im Weltall statt. Angeblich sollte nach der Niederlage von Shadow die Erde aufgebrochen sein. Lava soll herausgeströmt sein, Monster sollen über die Städte hergefallen sein...es mag zwar absurd klingen, doch ich hatte zu oft mit den Lavamonstern Bekanntschaft gemacht, um darüber zu lachen. Die Tiere sollen sich gegen die Menschen und Mobianer gerichtet haben, sogar die Pflanzen sollen sie angegriffen haben...zugegeben, dass mit den lebenden Pflanzen hatte ich nie ganz geglaubt. In den Monaten, die wir schon unterwegs waren, waren wir noch nie solchen Pflanzen begegnet – Giftigen ja, aber das war auch keine Besonderheit.

Der Weltuntergang soll auch etwas mit einem komischen Strahl zu tun haben, der plötzlich aus dem Himmel kam. Viele dachten, dass das Shadow wäre, der aus dem Weltall auf die Erde gekracht sei...aber jetzt konnte ich mir das nicht mehr vorstellen.

Shadow war doch nur zeitlich unsterblich. So hatten wir es jedenfalls über ihn gelernt.

Wie hätte er so einen Absturz überleben können??? Er wäre doch schon längst in der Atmosphäre verglüht...

Egal. Das würde ich ihn fragen, wenn er vor mir stünde – Und wenn wir die Begegnung überleben würden.

„Ciel...wenn du sagst, dass wir Freunde von dir sind, dann tut Shadow uns doch nichts, oder?“, fragte ich sie nervös, während wir dem Rathaus immer näher kamen.

„Öhm...ich weiß nicht. Ich habe noch nie welche mitgebracht...ich denke, er wäre erst mal Misstrauisch und dann...“, sie hob die Schultern „Keine Ahnung. Vielleicht lässt er euch auch in Ruhe, wenn ihr ihn in Ruhe lasst. Nur eine Bitte...verlangt von ihm nicht, dass er die Welt rettet. Er kann das nicht ausstehen.“

„Aber wir wollen doch, dass er die Welt rettet.“, sagte Sichi und runzelte die Stirn „Dazu haben wir doch diese ganze Hölle auf uns genommen-“

„Sie meint, dass wir nicht von ihm erwarten sollen, dass er einmal in die Finger schnippst und dann alles wieder Friede-Freude-Eierkuchen ist.“, unterbrach Pandorra ihn „Er ist auch „nur“ ein Mobianer und kann nicht alles. Also löchere ihn auch nicht, wieso er so lange mit der Maschine gebraucht hat – Das ist unhöflich.“

„Wie ihr meint...“
 

Ciel öffnete die Luke. Wir befanden uns schon im Rathaus. Sie hatte einen Schreibtisch beiseitegeschoben und eine versteckte Luke freigelegt, die ein wenig an den Eingang eines U-Boots erinnerte.

„Und da unten wohnt ihr?“, fragte ich neugierig. Sie nickte bloß und versuchte gerade die Luke hochzustemmen. Schnell halfen wir ihr und hoben sie hoch, ehe wir die Leiter runter kletterten.

„Shadow ist glaube ich noch in seinem >Labor<“, sagte Ciel und sprang die letzten Stufen herunter, ehe sie leise landete „Ich hole ihn gleich...“

„Ähm...wenn es ihm lieber ist, warten wir auch bis er rauskommt...“, meinte ich nervös und stellte mich zu ihr.

„Nein, Shadow muss die Luke zumachen. Mir knallt sie noch auf den Kopf, wenn ich das versuche...“, winkte sie bloß ab und durchquerte den langen Raum.

Irgendwie...sah dieser Raum hier aus wie in einer Militärbasis. Es hingen viele Monitore an den Wänden, die meisten Sachen waren aus Metall und hatten jede Menge blinkende Knöpfe. Am Ende des langen Raumes stand ein Tisch aus Metall, auf dem sich ebenfalls ein Bildschirm befand und dahinter eine große Tür, zu der Ciel nun ging.

Sie drückte auf den roten Knopf und ein leises Klingeln ertönte.

Eine Weile lang tat sich nichts, bis aus der kleinen Box neben der Tür eine Stimme ertönte.

„Was ist?“

„Die Luke...“

„Ich komme.“

„Nein, warte...“, fing sie noch an, aber da erlosch das grüne Lämpchen unter der Box und die Tür öffnete sich mit einem leisen zischen.

Nervös ging ich auf und ab. Gleich würden wir den letzten Helden auf dieser Welt sehen...der uns entweder umbringen würde oder erlauben würde, ihm zu helfen. Ich sah wie Sichis Hand zu seiner Pistole zuckte, die in ihrem Hohlster an seiner Hüfte hing. Anscheinend war ich nicht die einzige, die Angst hatte.

Raimi hingegen wirkte besorgt – Bestimmt wieder in Sorge um uns, das war einfach ihre Art.

Pandorra hingegen wirkte erstaunlich entspannt. Vielleicht war das auch nur ihr Pokerface, aber wenn ja...dann war es verdammt gut. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte so was auch.

Nur leider konnte man mir alles vom Gesicht ablesen.

„Du hast die Schrauben?“, ertönte wieder dieselbe Stimme, wie auch aus der Box. Ich hätte sie beinahe nicht gehört. Nicht, weil sie so leise war, sondern...weil sie einfach so dunkel war, dass ich sie kaum wahrnahm.

„Jepp.“, erwiderte Ciel und kramte in ihrer Tasche herum „Genau 20 Stück...ähm...du hast einen Akkubohrer?“

„Ein Schraubenzieher wird es auch tun.“, erwiderte er und trat aus dem inneren der Tür.

Ich wusste nicht ganz genau, was ich erwartet hatte – Vielleicht, dass Shadow immer noch genauso aussah wie vor 100 Jahren – Aber das tat er nicht.

Nicht, dass er älter geworden wäre, nur...

Sein linkes Ohr fehlte. Zudem hatte er noch eine große Narbe an der Stirn, wo der rote Streifen anfing und die Spitze seines mittleren, nach innen gebogenen Stachels fehlte. Zudem hatte er noch unzählige Narben über den ganzen Körper verteilt und er trug...eine Hose?

Ich blinzelte verwirrt. Soweit ich es gelernt hatte, war Shadow generell...“Nackt“. Es gab zwischen den Mobianern keine Scham bezüglich Kleidung oder nicht Kleidung, wieso trug er also eine Hose?

Nicht, dass es mich stören würde. Aber es war doch seltsam.

„Wer sind die? Und warum hast du sie herein gelassen?“, fragte Shadow ruhig, während er seine ölverschmierten Hände an einem Tuch ab rieb – Ich hatte wirklich nie verstanden, warum Mobianer immer Handschuhe trugen. Auch Raimi und Pandorra trugen welche, aber warum? Und warum nahm Shadow nicht einfach seine Handschuhe zum Arbeiten ab?

Ach egal. Diese Fragen waren erst mal unwichtig – Vor allem, da jetzt der entscheidende Moment war.

Hoffentlich machten wir keinen falschen ersten Eindruck.

„Warum ziehst du die Handschuhe nicht einfach aus?“, diese Frage kam von Sichi. Ich seufzte innerlich entnervt.

So viel zum ersten Eindruck.

„Hast du schon mal einen Mobianer ohne Handschuhe gesehen?“

„Nicht wirklich...“

„Da hast du die Antwort.“

Das war ein kurzer Schlagabtausch. In Shadows Gesicht konnte ich lesen, dass er genervt war – Aber so sah er auch vor Sichis Frage aus, also machte ich mir noch keine Sorgen.

„Wir würden dir gerne helfen!“, sagte Raimi mit entschlossenem Gesichtsausdruck „Ciel hat uns hergebracht, damit wir mit dir reden können.“

„Helfen? Wobei?“

„Na die Weltret-“, fing Sichi wieder an, aber Pandorra stieß ihm den Ellenbogen in die Seite und er war still.

„Bei deinem Projekt. Ciel hat uns ein wenig davon erzählt...wir können dabei helfen.“

„Ihr wisst doch nicht mal, worum es geht“, der schwarze Igel sah zu Ciel „Warum hast du sie hergebracht? Du weißt doch, dass ich keinen Besuch will.“

„Na ja, sie hatten dieselbe Idee wie du, weißt du...und ich dachte mir, dass du ein wenig Hilfe bräuchtest...“, erwiderte sie, sichtlich nervös „Außerdem...es ist hier so einsam...“

„Du hast selbst gesagt, dass du damit klarkommst.“, entgegnete er kalt und sah wieder zu uns „Ich brauche keine Hilfe. Verschwindet.“

„Nein, warte doch!“, sagte ich und war erstaunt, dass ich nicht stotterte. Auch die anderen sahen mich überrascht an.

„Wir können dir wirklich helfen. Wir haben extra einen weiten Weg auf uns genommen, um die Chaos Emeralds zu finden und haben dabei auch herausgefunden, dass du noch lebst. Ich weiß, dass du es leid bist die Erwartungen anderer erfüllen zu müssen und dass du deswegen deine Umgebung meidest, aber...wir wollen nicht nur Däumchen drehen und von dir verlangen, dass du die Welt alleine rettest. Wir wollen dir wirklich helfen und wir lassen uns auch nicht so einfach ab wimmeln!“

„Ihr wollt mir helfen? Wie denn?“, Shadow schüttelte den Kopf „Kann einer von euch genug Intelligenz aufbringen, um eine Maschine zu bauen, die auch noch die Kraft der sieben Chaos Emeralds wiederherstellen soll? Kann einer von euch mir dabei helfen, Chaos Energie aufzuspüren? Wenn ja könnt ihr gerne bleiben. Aber wenn nicht, dann tut mir den Gefallen und verschwindet, bevor ich euch töten muss.“

Da war nun das entscheidende Wort gefallen. Töten.

Ein Wort, das ich so gar nicht im Zusammenhang mit mir mochte.

„Nein, können wir nicht.“, gab ich langsam zu „Aber wir möchten trotzdem helfen. Und der Wille ist das, was zählt, oder?“

„Der Wille hilft aber nicht weiter. Es war auch mein Wille Eggman zu schlagen und jetzt seht ihr ja, was daraus geworden ist.“, entgegnete der Igel bitter.

„Dafür musst du dir keine Vorwürfe...“

„Seid mal ehrlich. Wollt ihr mir wirklich helfen, oder wollt ihr bloß euch selbst helfen? Ihr wollt doch bloß am Ende sagen können, dass ihr es versucht habt. Das ihr besser seid, als die anderen, die nur herum sitzen und warten, richtig? Und dabei hättet ihr auch nicht mehr getan als mir vielleicht ab und zu ein paar Schrauben zu besorgen oder mal ungebetene Gäste zu verjagen. Die Hauptarbeit hätte immer noch ich zu tun, während ihr irgendwelche Kleinigkeiten macht. Und am Ende sagt ihr, ihr hättet mich die ganze Zeit unterstützt um auch was von den Lorbeeren abzubekommen, obwohl ihr es nicht verdient habt.“

So harte Worte hatte ich nicht erwartet. Das sah ich auch meinen Freunden an.

Shadow klang so verbittert. Als ob er das schon mal erlebt hätte...im Laufe seines langen Lebens hatte er bestimmt genug erlebt, um so zu werden. Doch es schockierte mich trotzdem, was er von uns hielt.

Das was er sagte, war nicht wahr. Ja, ich wollte helfen um besser zu sein als die Anderen, aber das lag nicht etwa daran, dass ich dafür etwas bekommen wollte. Nein, es lag daran, dass ich alle Leute hasste, die nichts taten und nur von Anderen erwarteten, dass sie etwas taten und ich wollte nicht genauso sein wie sie.

„Nein, das stimmt nicht!“, hörte ich Raimi sagen, bevor ich etwas erwidern konnte.

„Ja, vielleicht wollen wir besser sein als die Anderen. Aber nicht, weil wir eine Belohnung erwarten. Wir wollen nicht einfach nur dasitzen und Däumchen drehen, wie der Rest der Welt. Wir wollen die Welt wieder schön machen und du kannst uns doch nicht einfach verbieten, dir zu helfen! Es ist immerhin auch unser Planet! Wir haben ein recht dazu, ihn retten zu wollen!“

Shadow legte das dreckige Tuch auf eine Lehne eines Stuhls, die am Tisch standen und Ciel sah nervös von uns zu ihm.

„Was habt ihr zu bieten?“, fragte er dann plötzlich und ich sah erschrocken auf.

„Ihr könnt mir nur helfen, wenn ihr etwas zu bieten habt.“

„Tja...ich kann heilen!“, erwiderte Raimi sofort.

„Und ich kann gut mit Waffen umgehen“, fügte Sichi hinzu „Und Pandorra kann Blitze schießen und ist sehr schnell...“

Wieder spürte ich die Blicke der Anderen auf mir. Ich merkte, wie meine Wangen anfingen zu brennen und sah automatisch zu Boden.

„Und sie?“, wollte Shadow wissen und wies auf mich „Was kann sie?“

„Marik ist eine herzensgute Person. Sie würde so ziemlich alles tun, um uns zu schützen. Auch wenn sie keine herausragende Fähigkeit hat…sie ist ein guter Mensch.“, sagte Raimi um mich zu schützen.

Eine Weile lang herrschte Schweigen. Shadow schien nachzudenken, während ich das Gefühl hatte gleich im Erdboden zu versinken vor Scham. Immer mussten mich die Anderen in Schutz nehmen...

„Gib mir die Schrauben.“, sagte Shadow plötzlich nur und sah zu Ciel. Verwirrt gab die Katzendame ihm die gewünschten Sachen. Er steckte sie in seine Hosentasche, kletterte die Leiter hinauf, schloss die Luke – Und verschwand wieder hinter der Tür in seinem Labor.

„Ähm...Und jetzt?“, fragte Raimi ratlos.

„Ich glaube das heißt, ihr dürft bleiben!“, meinte Ciel erst zögerlich, aber dann lächelte sie und öffnete eine andere Tür „Oder er denkt noch nach. Na kommt, ich zeige euch solange unsere Wohnung!“
 

Die Reaktion von Shadow verwirrte mich zusehends. Erst lehnte er uns so grob ab, dann ließ er sich doch erweichen – Und dann verschwand er wortlos in seinem Labor.

Mehr als merkwürdig. Wobei ich auch froh war, dass er uns nicht sofort raus geschmissen hatte.

„Keine Sorge, Shadow hat immer diese Launen“, meinte Ciel beruhigend zu mir – Jedenfalls schien sie es beruhigend sagen zu wollen, aber es bewirkte eher das Gegenteil. Wenn der Igel immer diese Launen hatte...dann stellte ich mir die Zukunft nicht gerade rosig vor.

„Hier essen wir immer, das ist so was wie unsere Küche“, sagte die Katzendame und wies auf einen etwas kleineren, aber hellen Raum, in dem eine Art Herd stand mit einem seltsamen Metallding darüber

„Was ist das?“, fragte Raimi neugierig und wies darauf.

„Da koche ich immer. Dieses Metallding oben drüber ist eine Art Abzugshaube. Sie wandelt den Dampf – Oder manchmal auch Rauch – In normale Luft um und sorgt somit dafür, dass wir hier drin nicht ersticken. Der Herd ist auch ein bisschen anders als ein normaler Herd. Ich Zünde im Inneren immer ein Feuer an, damit die Platten heiß werden und ich kochen kann. Shadow hat das alles gebaut damit wir hier leben können...ich glaube, den Strom zapfen wir von der Stadt hier in der Nähe ab oder so. Keine Ahnung wie genau er das gemacht hat...hat er mir auch nie erklärt. Zugegeben...es interessiert mich auch nicht wirklich“, erzählte sie und öffnete die Tür zu einem kleinen Raum, in dem lauter Klamotten hingen „Und das ist unser Waschraum...“

„Ihr habt eine Waschmaschine!“, sagte ich erstaunt.

Ciel fing an zu lachen „Ja natürlich haben wir eine, das ist doch nichts Besonderes.“

Ich wurde wieder rot. Bei den Menschen war eine Waschmaschine ein Luxus, den niemand haben konnte. Allein schon deswegen, weil wir keinen Strom oder so besaßen.

„Bei uns war so ein Ding nicht vorhanden. Wir mussten immer alles von Hand schrubben.“, meinte Sichi und verzog das Gesicht „Besonders sauber wurden die Klamotten zwar nicht, aber...na ja...“

„Oh. Ich kann eure Klamotten auch waschen – Ähm...oder eher die von Raimi und Pandorra...ich habe leider keine Kleidung für jemanden, der so groß ist.“, bot Ciel zögerlich an „Aber ich kann welche nähen...das dauert nur ein paar Tage...oder ich wickle euch in einen Vorhang.“

„Nein, mach dir nicht die Mühe.“, winkte ich sofort ab „Sichi und ich kommen schon zu Recht.“

„Wirklich? Ich kann...“

„Nein, lass. Ich kann selbst nähen und wenn ich die Zeit dazu finde, tu ich es auch.“

„Wenn ihr meint...“, murmelte Ciel bloß und seufzte „Wisst ihr, ich hatte schon lange keinen Besuch mehr. Oder überhaupt längeren Kontakt zu anderen Leuten. Es ist so einsam hier...Shadow ist zwar auch da, aber...ihr habt ja gesehen, wie er ist.“

„Ich glaube nach einer Weile würde ich vor Langeweile sterben“, meinte Sichi kopfschüttelnd „In der Nähe von so einem unfreundlichen Typen...“

„Shadow ist nicht so schlimm. Ab und zu redet er sogar mit mir“, erwiderte sie leise „Und er hat mir das Leben gerettet. Deswegen bleibe ich auch hier und übernehme die ganzen Hausarbeiten und kaufe ein und so...es ist das mindeste, was ich für ihn tun kann.“

Ich lächelte leicht. Obwohl Shadow nicht besonders nett zu Ciel war und sie hier ganz alleine war...

Sie blieb bei ihm. Ich wusste, dass ich sie nicht lange genug kannte um das zu sagen, aber...sie wirkte sehr aufopferungsvoll.

Das erinnerte mich an...

Schnell blinzelte ich ein paar Tränen weg.

Fast wäre es wieder passiert.

Nein, ich durfte die Schatten nicht Überhand nehmen lassen.

Ich würde nicht zulassen, dass sie noch einmal mein Leben zerstörten.

„Na kommt, ich zeige euch eure Zimmer wo ihr schlafen könnt!“, rief Ciel und riss mich somit aus meinen finsteren Gedanken.

Kurz sah ich sie nur verwirrt an, ehe ich einfach nickte.
 

„So...also ihr müsstet euch ein Zimmer teilen“, meinte Ciel etwas verlegen „Wir haben nie Besuch...also haben wir nur zwei Zimmer und ein Wohnzimmer, das wir sowieso nie benutzen...Pandorra kann bei mir im Zimmer schlafen, Raimi, Sichi und du müsstet euch das Wohnzimmer teilen...ginge das in Ordnung?“

Wie nickten zustimmend und sie fügte hinzu: „Und wir haben nicht so große Betten...Sichi und Marik müssten also auf dem Boden schlafen...aber ich kann euch Decken und Kissen geben.“

„Danke, das ist mehr, als wir erwartet haben“, sagte ich aufrichtig und lächelte leicht „Wir sind es gewohnt, auf dem Boden zu schlafen, keine Sorge.“

„Dann kriege ich die Couch!“, Raimi grinste und sah zu Pandorra „Sag mal...woher kennen du und Ciel sich eigentlich?“

„Das ist eine lange Geschichte...“, wich sie nur aus und die Katzendame nickte zustimmend.

„Wie auch immer. Es wird langsam dunkel, ich mache noch schnell was für euch zu essen und dann gehen wir schlafen, okay? Morgen können wir ja sehen, wie es weitergeht."
 

„Es ist doch nur zu deinem Besten. Bitte hör auf dich zu wehren...“

„Bitte lass mich nicht allein...“

„Der eigene Familienvater soll sie getötet haben, schrecklich...“

„Papa! Wieso tust du das!?“

„Verzeih mir, ich konnte dich nicht retten...“

„Es stand in der Zeitung, mein Gott wie grausam...“

„Ich will nicht hier bleiben, bitte nimm mich mit!“

„All das Blut...“

„Keine Angst, Marik. Alles wird gut“
 

Mit einem Keuchen fuhr ich hoch. Alles um mich herum war stockfinster.

Ja, stimmt...ich war bei Ciel. Auf dem Wohnzimmerboden.

Irgendwo aus dem Raum hörte ich ein leises Schnarchen. Ob es von Sichi oder Raimi kam war unklar, aber das war mir auch egal.

Immer noch zitternd wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und hielt mich an der Decke fest, als wäre sie ein Rettungsring und ich kurz vor dem Ertrinken. Wobei das auch fast zustimmte.

Ich hatte das Gefühl, in der Dunkelheit zu ertrinken. Die Wände schienen mir näher zu kommen und mich zu zerquetschen.

Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und stand ruckartig auf. Blind ging ich durch das Zimmer zur Tür, in die Richtung aus der der kleine Lichtstrahl kam, der im Schlitz zu sehen war. Leise öffnete ich die Tür und schloss sie wieder, um meine Freunde nicht zu wecken.

Ich wusste noch so ungefähr, wo die Küche war. Vielleicht würde es mir besser gehen, wenn ich etwas getrunken hatte.

Die Suche wurde auch noch erleichtert, da in der Küche Licht brannte – Warum auch immer. Aber das war mir in dem Moment auch egal, ich folgte einfach dem Licht, bis ich in dem kleinen, aber schönen Raum ankam.

Wo ich nicht alleine war. Eine Kerze brannte auf dem Tisch und beleuchtete ihre Umgebung. Und in dem schwachen Kerzenlicht, saß Shadow am Küchentisch.

Er hatte den Kopf in den Händen, die Ellenbogen auf dem Tisch gestützt und vor ihm stand ein Glas mit kaltem Wasser. Das konnte ich an dem Kondenswasser erkennen, das am Rand herunterlief.

In dem Moment gingen genau drei Gefühle durch meinen Kopf:

Verwirrung. Warum saß der Igel mitten in der Nacht am Tisch?

Angst. Ich wollte sofort umkehren und zurück in mein „Bett“ gehen. Es war mir unangenehm, mit ihm allein zu sein. Und...

Mitleid.

Er wirkte...so erschöpft. Als ob er nächtelang wach geblieben wäre.

So sah ich wohl aus, wenn ich aus einem Albtraum erwachte.

„Ähm...Entschuldigung?“, meldete ich mich zögerlich zu Wort. Er rührte sich nicht.

Schlief er? Es war schwer zu erkennen...ich sah sein Gesicht nicht.

„Ähm...Hallo? Schläfst du?“, ich fragte mich, ob ich ihn mit >Sie< ansprechen sollte. Immerhin war er schon über 100 Jahre alt, auch wenn er aussah wie 16.

Doch andererseits...für Formalitäten schien auch nicht der richtige Zeitpunkt zu sein.

„Nein.“, antwortete Shadow schließlich und ich zuckte kurz zusammen, da ich keine Antwort erwartet hatte.

„Und...warum bist du noch wach?“

„Die Frage sollte ich dir stellen.“, er hob etwas den Kopf und sah mich aus müden Augen an. Ich hatte den Verdacht, dass er die ganze Zeit über in seinem Labor beschäftigt gewesen war – Und das es nicht das erste Mal war, dass er bis spät in die Nacht hineinarbeitete.

„Ich...hab nur schlecht geträumt...hast du bis jetzt noch gearbeitet?“

„Mehr oder weniger.“, murmelte er und trank einen Schluck Wasser.

Etwas zögerlich holte ich mir auch ein Glas und füllte Leitungswasser hinein, ehe ich mich ihm gegenüber an den Tisch setzte.

„Ist...alles in Ordnung?“, wollte ich zaghaft wissen und er stützte den Kopf auf seiner linken Hand ab.

„Wenn du dich schon hinsetzen musst, kannst du wenigstens so nett sein und den Mund halten.“

Ich zuckte zusammen.

Sehr freundlich. Doch ich beschloss seiner „Bitte“ nachzukommen und blieb still.

Irgendwie war es aber keine unangenehme Stille. Ich musste auch nicht groß nachdenken – Vielmehr genoss ich die Ruhe, die ich so selten hatte. Wenn Shadow mir etwas zu sagen hätte, würde er es sagen, dessen war ich mir sicher. Er war nicht der Typ, den man mit Fragen löcherte, das hatte er mir gerade deutlich gezeigt.

„Kennst du dich mit den Chaos Emeralds aus?“, fragte er plötzlich nach einer Weile des Schweigens und ließ das Wasser in seinem Glas kreisen.

Etwas überrascht blinzelte ich erst mal und antwortete etwas verspätet: „Ähm...nicht wirklich...ich weiß nur, dass es sieben Stück gibt und man mit ihnen Raum und Zeit kontrollieren kann...“

„Und woher weißt du das?“

„Es gibt viele Bücher über euch. Die meisten sind zwar schon sehr alt...aber ich habe mir ein paar durchgelesen...“, erzählte ich langsam „Und wir haben im Waisenhaus auch etwas über euch gelernt...“

„Im Waisenhaus?“

„Ja. Raimi, Sichi und ich sind aus dem Waisenhaus...Pandorra ist aus der Stadt, die hier ganz in der Nähe ist.“

„Wie lange kennt ihr euch schon?“

„Pandorra haben wir erst vor ein paar Tagen kennengelernt. Meine anderen Freunde kenne ich schon seit etwa 10 Jahren...“

Shadow nahm wieder einen Schluck aus seinem Glas und stellte es dann auf den Tisch ab.

„Wie seid ihr auf die Idee gekommen abzuhauen und blind nach den Emeralds zu suchen?“

„Ich...ich weiß nicht. Eigentlich war es immer nur ein Wunschdenken, aber als wir größer wurden...“, ich hob die Schultern „Wir dachten uns, dass so ein Abenteuer besser wäre als weiterhin unter der Erde zu sitzen und arm zu sein.“

„Und, ist es besser?“

„Nicht wirklich. Aber ich habe es nie bereut weggegangen zu sein.“

Ich nippte etwas nervös an meinem Wasser. Warum interessierte ihn das plötzlich?

„Ich frage dich das nur, weil ich mehr über euch wissen will.“, sagte er dann, als hätte er meine Gedanken gelesen. Ertappt zuckte ich kurz zusammen.

„Und wie es aussieht, bist du die Ehrlichste unter euch Vieren.“

„Öhm...okay...?“

„Wie heißt du überhaupt?“

„Mari...“, fing ich an, doch dann korrigierte ich mich.

„Mareike. Aber meine Freunde nennen mich Marik.“

„Gut zu wissen, Mareike.“, erwiderte er bloß und ich hatte das Gefühl, dass er mir damit extra zeigen wollte, dass wir KEINE Freunde waren.

Shadow wurde wirklich immer sympathischer.

„Kann ich dir eine Frage stellen?“

„Was?“

„Ciel hat erzählt, dass du die Chaos Emeralds bereits hast...aber sie irgendwie ihre Energie verloren haben...“

Er sah kurz zu mir, ehe er wieder auf sein Glas starrte „Ja, haben sie. Ich kann sie nicht mehr benutzen, im Kampf gegen Eggman haben sie ihre Energie verloren...“

„Wie kann denn so was passieren? Ich dachte...ihr Energievorrat sei...unbegrenzt.“

„Nicht ganz. Die Chaos Emeralds ziehen ihre Energie aus dem Master Emerald. Und der Master Emerald zieht seine Energie aus dem Gleichgewicht der Erde...“

„Master Emerald?“

„Mit dem Master Emerald kann man die anderen Emeralds kontrollieren. Zumindest konnte das Knuckles.“, erklärte er knapp und fuhr fort: „Wenn der Master Emerald seine Energie aus dem Gleichgewicht der Erde zieht...was glaubst du, wie viel Kraft er momentan noch besitzt?“

Ich dachte an die aufgebrochene Erde. Die Vögel. Die Lavamonster.

„Ich schätze eher wenig.“

„Falsch.“

Ich sah Shadow verwirrt an „Ähm...wie jetzt?“

„Er besitzt noch eine Menge Energie – Das Problem ist einfach...er ist auseinander gebrochen.“

„Der Master Emerald?“

„Genau. Was glaubst du passiert, wenn so eine große Menge an Energie, die in einem Splitter vorhanden ist...zum Beispiel in einem Vulkan landet?“

„Ich schätze...nichts Gutes.“

Er trommelte mit den Fingern geräuschlos auf der Tischplatte herum. War er genervt?

Irgendwie sah er doch immer so aus.

„Richtig. Die Kraft wäre so groß, dass der Vulkan ausbrechen würde. Und was passiert, wenn sich der Master Emerald in 100 Splitter aufteilt, die irgendwo auf der Welt verstreut sind?“

„Oh Gott...“, flüsterte ich entsetzt „I-Ist das etwa so!?“

„Es sind 100 gewesen. Mittlerweile >nur< noch etwa 20.“, Shadow seufzte „Was meinst du, habe ich in den 100 Jahren wohl getan?“

„Ciel hatte gemeint, dass du an einer Art Maschine arbeitest...“

„Das tue ich auch. Immer noch. Und es dauert nur so lange, weil ich normalerweise von solchen Dingen nicht viel weiß. Der Doktor und Tails waren dafür zuständig.“

„Doktor...?“

„Eggman.“

Ich blinzelte. „Eggman war Arzt?“

„Nein, man kann Doktortitel in...ach egal. Jedenfalls ist es verdammt schwer eine Apparatur zu bauen ohne irgendwelche Vorkenntnisse. Und weil die Maschine mit den sieben Chaos Emeralds zusammenhängt, kann mir auch kein normaler Mensch oder Mobianer so etwas beibringen.“, erwiderte er und sah kurz zu mir „Von daher denke ich auch nicht, dass ihr mir eine große Hilfe sein werdet.“

„Doch! Wir...wir können dir helfen, die restlichen Splitter vom Master Emerald zu finden!", sagte ich bemüht ernst, aber man konnte mir anhören wie aufgeregt ich war.

„Ihr seid zu Viert. Mit mir sind das schon fünf. In einer so großen Gruppe zu reisen wird schwierig. Je größer die Gruppe, desto langsamer sind wir...außerdem denke ich, dass nur der Panther mit mir mithalten kann – Und auch nur dann, wenn ich nicht im Höchsttempo laufe. Ihr wärt eher ein Klotz am Bein.“

„Aber...“, fing ich an und hob etwas hilflos die Schultern „Wir wollen dir wirklich helfen! Du kannst doch nicht alles alleine tun...“

„Warum nicht? Das habe ich immer getan. Die letzten 100 Jahre.“, bildete ich mir das nur ein oder Schwang ein Hauch Melancholie in seiner Stimme mit?

„Dabei warst du aber bestimmt nicht glücklich.“

„Glück hat in dieser Welt momentan keiner. Glück ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann.“

Ich schluckte schwer und überlegte, wie ich ihn doch noch umstimmen konnte. Wir waren so weit gekommen...da konnten wir doch jetzt nicht einfach wieder zurückgehen!

„Ich...aber...wir könnten doch in verschiedenen Gruppen nach den Splittern suchen!“

„Kann einer von euch die aufspüren?“

Ich schwieg nur wieder.

„Also. Ihr könnt mir nicht groß helfen...die größte Hilfe wäre, wenn ihr morgen verschwinden würdet.“

Enttäuscht sah ich zu Boden. Shadow klang absolut sicher und ich wusste, ich könnte ihn nicht umstimmen.

„Mich interessiert nur eine Sache...was macht ihr, wenn ihr wieder in eure Städte zurückkehrt?“

Bei der Frage hob ich kurz den Kopf und blinzelte verwirrt.

„Ähm...ich weiß nicht...ins Waisenhaus können wir nicht zurück...Pandorra geht wahrscheinlich in ihre Stadt, sie hat viel Geld...“

„Und der Rest von euch?“

„Wahrscheinlich müssen wir irgendwo Arbeit finden.“, murmelte ich niedergeschlagen.

Arbeit. Es war so gut wie unmöglich Arbeit zu finden, da kaum einer Geld hatte und niemand, der Geld hatte, ein paar Bettlerkinder einstellen würde.

Der schwarze Igel musterte die flackernde Kerze, die immer kleiner wurde.

„Ihr wollt mir helfen, weil ihr sonst nichts tun könnt, oder?“

Erst wollte ich widersprechen...doch dann nickte ich wahrheitsgemäß. Wir hatten wirklich keine Zukunft mehr. Höchstens die, irgendwo in einer dreckigen Stadt zu sterben.

„Es wundert mich. Warum seid ihr denn bitte weggerannt? Vor allem du?“, fragte er weiter „Sichi kann kämpfen, Raimi kann heilen. Wie bist du auf die Idee gekommen mit ihnen zu gehen? Oder haben sie dich überredet?“

Langsam schüttelte ich den Kopf „Nein...nein, ich habe sie dazu überredet...“

„Und warum?“

Plötzlich saß mir ein Kloß im Hals. Warum...diese Frage hatten Raimi und Sichi mir so oft gestellt.

Und ich konnte sie nie beantworten.

Nicht, weil ich es nicht wusste. Es war eben genau deswegen, weil ich es wusste.

„Die Schatten...“, murmelte ich leise und der Igel spitzte die Ohren.

„Was hast du gesagt?“

„N-Nichts“, log ich rasch. Ich hatte ganz vergessen, dass Shadow gute Ohren hatte.

„Schatten?“, wiederholte er und ich fragte mich, warum er nachgebohrt hatte, obwohl er es gehört hatte.

„Ja. Es...du musst es nicht verstehen. Das ist mein Problem“, sagte ich niedergeschlagen.

Ich konnte es ihm nicht sagen. Das konnte ich niemandem.

Keiner würde mein Problem verstehen...und die, die es erfahren würden, würden denken ich bin Geisteskrank. Vielleicht war ich das auch.

Aber diese Schatten...sie verfolgten mich, wollten mich in die Dunkelheit ziehen und mich darin ertränken...

Nein, keiner würde mich verstehen. Nicht mal Raimi und Sichi.

„Kennst du das Gefühl in der Dunkelheit zu ertrinken?“, murmelte ich doch und sah dabei auf die Tischplatte „Und dann diese Lücken...“

„...in den Erinnerungen und das Gefühl, etwas wichtiges vergessen zu haben.“, fuhr Shadow mit beinahe emotionsloser Stimme fort „Ja. Das kenne ich.“

Überrascht starrte ich ihn an. Die Kerzenflamme flackerte und ließ die Schatten durch den Raum tanzen, doch diesmal bekam ich keine Angst.

Er...wusste was ich meinte?

„Du...kennst das?“

Kurz nickte er. Dann aber stand er auf und stellte sein Glas Wasser weg.

„Ihr könnt bleiben. Aber wenn ihr mich nervt, fliegt ihr raus.“, sagte er, als hätte das Gespräch eben nie existiert und verließ die Küche.

Verwirrt blieb ich erst mal sitzen.

Ähm...was war gerade passiert?

Hatte Shadow nicht gesagt, dass wir nur ein Klotz am Bein wären? Und jetzt erlaubte er uns plötzlich zu bleiben...

Das wunderte mich aber eher wenig. Die Hauptfrage in mir war immer noch...

Konnte der gefühlslose Igel wirklich mein Problem verstehen?



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