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K -illing Project

von

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Kapitel 7

Soo hier ist auch schon das nächste Kapitel. Mal lockere Stimmung ausnahmsweise. Hoffentlich ist es nicht zu ooc geraten. Wenn doch sagt mir das bitte und helft mir das zu verbessern^^

Ich wünsch dann einfach mal viel Spaß beim Lesen

Eure Xalis
 

~*+*~
 

Fushimis POV

Ich hatte nicht erwartet, dass mein König kochen konnte, aber tatsächlich war das, was auch immer das auf meinem Teller sein sollte, essbar und eigentlich sogar ziemlich lecker.

„Schmeckt es dir?“

Normalerweise hätte ich einfach genickt, aber etwas an diesem Schmunzeln gab mir ein ungutes Gefühl. Ich ließ das halb gehobene Besteck zurück auf den Tellerrand sinken und starrte erneut in mein Essen. Er hatte mich reingelegt. Ich war mir sicher.

„Man schmeckt das Gemüse nicht raus oder?“

Angewidert verzog ich das Gesicht. Ich hatte rechtgehabt. Langsam, ohne den Blick davon zu nehmen, schob ich meinen Teller von mir weg.

„Ich glaube ich habe keinen Hunger.“

Zum zweiten Mal an diesem Abend hörte ich Munakata lachen. Auch diesmal ließ es mich nicht ganz kalt, aber aus einer kindischen Neigung heraus unterdrückte trotzig ich mein eigenes Lächeln.

Er schob mir meinen Teller wieder entgegen.

„Du weißt, dass das sehr unhöflich ist oder? Tu mir und deinem Magen den Gefallen und iss.“

Ich schnalzte mit der Zunge. Höflichkeit konnte mich mal, wenn es um sowas ging. Ich konnte mir meinen Abscheu vor Gemüse selbst nicht erklären. Er war immer da gewesen und ich hatte bisher nicht das Bedürfnis gehabt, etwas daran zu ändern. Und nur weil mein König jetzt sagte, ich sollte das verdammte Zeug essen, würde ich diese Einstellung nicht ändern.

Trotzig schob ich den Teller erneut von mir weg.

„Du benimmst dich wie ein kleines Kind, Fushimi-kun.“

Mein Gegenüber schüttelte leicht den Kopf, ehe er fortfuhr zu essen. Meinen Teller ließ er diesmal in der Mitte des Tisches stehen. Es sah ihm gar nicht ähnlich so schnell aufzugeben. Und dann hörte ich es. Meinen eigenen Magen. Dieses peinliche Grummeln. Verflucht. Aber nein, ich würde das nicht essen! Ein weiteres Mal dieses Geräusch. Diesmal konnte ich es sogar spüren. Das war das erste Mal, dass sich sogar mein Gehirn gegen mich wendete. Gedanken wie „Eigentlich hat es doch geschmeckt“, „Einmal wird dich nicht umbringen oder?“, „Es muss ja niemand erfahren“ schlichen sich in meinen Verstand.

Irgendwann – Munakata war beinahe fertig – überwältigte mich der Hunger und ich zog den Teller wieder heran. Den triumphierenden Blick, der mir dabei geschenkt wurde, ignorierte ich schlecht gelaunt. Ich war sowieso zu konzentriert darauf, eventuelles Gemüse doch noch herauszuschmecken oder auf meinem Teller zu identifizieren und auszusortieren, ehe ich es essen musste. Leider gelang mir weder das eine noch das andere. Also gab ich dem Hunger nach und schlang tatsächlich den gesamten Teller unter den selbstzufriedenen Blicken meines Captains herunter, der bereits angefangen hatte, den Tisch abzuräumen. So viel zu Höflichkeit.

„Und? Wie schlimm war es?“, fragte er mich, als auch ich meine Mahlzeit beendet hatte.

„Furchtbar! Ich dachte ich müsse sterben. Auf den Schock brauch ich erstmal einen Schluck harten Alkohol“, antwortete ich.

Tatsächlich öffnete mein Gastgeber ein abgeschlossenes Fach im Schrank und ich fühlte mich schlagartig in die Zeit in der Bar HOMRA zurückversetzt. Natürlich war es bei weitem nicht so viel Auswahl, aber es hier zu sehen, wo ich es nie vermutet hätte, ließ es übertrieben mehr erscheinen als es eigentlich war. Er schloss das Fach wieder ab.

„Wenn ich es mir recht überlege, gebe ich dir lieber nichts und ich denke ich selbst verzichte ebenfalls. Ich will dich später nicht mitten in der Nacht nach Hause laufen lassen müssen.“

Irgendwie fand ich das schade, aber ich hatte eigentlich nicht vor, heute Nacht noch einmal nach Hause zu gehen, wenn es sich vermeiden ließe.

„Na gut“, gab ich klein bei. „Dann versuch ich diesen Schock so zu verarbeiten.“

„Falls du die Zeit dafür findest. Du wolltest doch noch Tanzen lernen oder?“

Er wirkte erstaunlich gut gelaunt. Noch erstaunlicher war die Tatsache, dass es mir ähnlich ging. Und das trotz Tanzen und Gemüse. Vielleicht hatte er noch irgendwelche anderen Mittel wie das Gemüse unmerklich in mein Essen gerieben. Anders ließ sich das wohl kaum erklären. Genau wie die Tatsache, in welch lockerer Atmosphäre dieser Abend bisher verlief. Trotzdem. Bei dem Wort tanzen spannte ich mich an. Ich war nicht sonderlich erpicht auf diese reine Blamage, die da auf mich zu kam. Vage konnte ich mich erinnern wie meine Mutter mich vor ein paar Jahren in einem Tanzkurs angemeldet hatte. Nach der ersten, katastrophal verlaufenen Stunde hatte ich die dafür eingeplante Zeit mit Misaki in der Stadt verbracht. Für so etwas schien ich nicht gemacht zu sein. Aber an dem Blick meine Königs sah ich, dass er bereits nicht mehr umzustimmen war, und hatte ich mir nicht geschworen, mich auf alles einzulassen, was dieser Abend mit sich bringen würde?

Ich atmete tief durch und nickte.

„Dann bringen wir es hinter uns.“

„Bloß nicht zu enthusiastisch“, konnte ich Munakata belustigt murmeln hören und fühlte mich augenblicklich verarscht.

Er stand bereits im Türrahmen und wartete auf mich. Ich folgte ihm eher widerwillig. Gemeinsam führte er mich durch das halbe Haus in ein geräumiges Wohnzimmer. Irgendwie beneidete ich diese Aoi um ihr einfaches Leben im Luxus. Vielleicht sollte ich mich auch noch etwas länger bei ihm einschleimen und Mitleid erregen.

Die einsetzende Musik riss mich aus meinen Gedanken.

„Da du vermutlich allerhöchstens bei öffentlichen Anlässen tanzen wirst, egal wie sehr ich es dir nahe lege, zeige ich dir am besten erst einmal den Walzer.“

Und mit diesen Worten winkte er mich näher zu sich und unsicher kam ich dem nach. Im Gegensatz zu mir, schien er ziemlich genau zu wissen, was er da tat und machte auch keinen Hehl daraus. Er erklärte mir jeden kleinen Schritt und das Lied war bereits zu Ende, ehe er auch nur mit meiner Tanzhaltung zufrieden war.

Es dauerte erneut fast eine ganze Minute, bis ich besagte Haltung wiedergefunden hatte, nachdem Munakata das Lied zum bereits zweiten Mal von vorne startete und es auf eine andauernde Wiederholung stellte. Ich würde es wohl noch zu hassen lernen.

Abgesehen von seinem Perfektionismus musste ich zugeben, dass er Geduld mit mir hatte. Auch wenn er fast jedes Mal etwas an mir auszusetzen hatte, wurde er des Erklärens nicht müde. Und als ich nach einer Dreiviertelstunde einen Blick auf unsere Reflektion im Spiegel warf, war ich erstaunt, wie flüssig und leicht meine eigenen Bewegungen wirkten. Vermutlich lag es daran das mein König führte. So dumm es sich anhörte, das Führen lag ihm im Blut. Ich hatte das Gefühl, dass es einer der Gründe für meine eigenen schnellen Fortschritte war. Mein Gehirn war schon seit einer Viertelstunde ausgeschaltet und ich ließ mich einfach von ihm mitreißen.

Das Lied endete und drohte schon damit zum gefühlt 120ten Mal von vorn zu beginnen, als Munakata stoppte und mich losließ, um die Musik anzuhalten.

Dann drehte er sich erneut zu mir und sah mich an.

„Ich weiß überhaupt nicht, was du hast. Für einen Anfänger tanzt du doch gut. Nur das Führen kann ich dir nicht beibringen. Um ehrlich zu sein verlangt es mir bereits hohe Konzentration ab, die Frauenschritte zu tanzen.“

Ich sah weg. Stimmt ja. Wegen mir tanzte der blaue König den Frauenpart. Ich fragte mich, ob ihm das peinlich war, aber ihn darauf anzusprechen kam mir unhöflich vor. Und darauf schien er ja so viel Wert zu legen.

„Jedenfalls sollten wir eine Pause machen. Ich hole uns etwas zu trinken.“

Allerdings hielt er in der Bewegung inne und sah zu der angelehnten Tür. Dann lächelte er.

„Aoi, komm doch rein.“

Die Tür fiel mit einem Schlag zu und leise, schnelle Schritte verklangen im Flur dahinter.

„Hat sie was gegen mich?“

Ich MUSSTE einfach fragen. Ich hatte schon mit schüchternen Leuten zu tun gehabt, aber das war übertrieben.

„Wieso sollte sie? Sie ist einfach nur unsicher. Gib ihr etwas Zeit“, verteidigte Munakata sie, ehe er sich nun doch auf den Weg nach draußen machte.

Ich setzte mich auf das weiche Sofa und warf einen Blick auf die Wanduhr, die schräg neben dem Kamin hing. Ich hatte mich mit meiner Einschätzung vertan. Wir tanzten bereits seit über einer Stunde. Das erklärte auch die undurchdringliche Dunkelheit hinter den Fenstern. Wenn ich es schaffen konnte noch etwas länger hier zu bleiben, könnte ich mit Sicherheit über Nacht bleiben und das konnte nur positive Auswirkungen haben. Es war eindeutig von Vorteil für meinen Plan, wenn mein Opfer mir nicht nur vertraute, sondern auch an meine Nähe gewohnt war und was das anging war ich auf dem besten Weg.

Ich hatte noch nicht lange so da gesessen, ehe Munakata mit zwei dampfenden Tassen zurückkam. Tee. Wer hätte das erwartet? Also war der Kaffee vorhin wohl doch eher eine Seltenheit. Er stellte beide auf den kleinen Couchtisch und setzte sich zu mir.

„Und womit wollen Sie mich als nächstes Quälen?“, fragte ich irgendwann scherzhaft um die Stille zu durchbrechen.

„Du meinst nach dem Gemüse und dem Tanzen?“ Er schmunzelte. „Ich hätte da noch ein unfertiges Puzzle.“

Ich verrollte die Augen. „Ich passe.“

Ich konnte seine ausgeprägte Leidenschaft für diese Dinger einfach nicht nachvollziehen. Ich konnte mir kaum etwas Langweiligeres und Eintönigeres vorstellen, aber vielleicht passte es gerade deshalb so gut zu ihm.

„Wie zu erwarten“ war sein einziger Kommentar, ehe er einen Schluck seines Tees nahm. „Dann fällt mir vorerst keine weitere Foltermethode für dich ein. Vielleicht sollten wir zu Dingen übergehen, die du eher als angenehm betrachten würdest.“

Ich sah ihn an. Etwas, dass ich als angenehm betrachten würde. Tatsächlich fiel mir nichts ein. Ich war in den letzten Jahren einigen verschiedenen Hobbies nachgegangen, aber nie waren es meine gewesen. Meistens waren es Misakis. Hin und wieder hatte ich Totsuka unterstützt. Aber nichts davon war wirklich mein Hobby. Es war eine Beschäftigung gewesen, aber nichts, was ich aus eigenem Antrieb unbedingt wiederholen wollte. Der Gedanke war unangenehm. Ich schob ihn in die hintersten Regionen meines Verstandes.

Allerdings brauchte ich eine Antwort. Vielleicht ließ sich sogar etwas finden, dass mir in meinem Plan weiterhelfen könnte. Etwas das ich als angenehm betrachten könnte…Ich sah ihn weiter an und hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Die Idee, die mir gerade gekommen war, gefiel mir nicht. Ich betrachtete sie ganz und garnicht als angenehm, aber es würde die Situation mit Sicherheit interessanter machen, auch wenn ich ein hohes Risiko dabei einging.

„Etwas Angenehmes?“ Scheinbar überlegend senkte ich meine Stimme, ehe ich die Augen schloss, mich langsam nach vorne lehnte und-

Erschrocken aufsprang. Heißer Tee ergoss sich auf meine Beine. Ich fluchte und sah der Katze hinterher, die vom Tisch sprang und unter einen nahe gelegenen Schrank schoss.

„Vitani! Komm zurück!“ Aoi kam durch die Tür gerannt und sah sich nach dem Tier um, dem sie ihrem Blick nach zu urteilen schon durchs halbe Haus gefolgt sein musste. Als sie die noch immer kaum merklich dampfenden Flecken auf meiner Hose bemerkte, wurde ihr Blick schuldbewusst.

„D-Das tut mir unglaublich Leid. Ich-“ Sie brach ab. Dann drehte sie sich um und lief eilig aus dem Zimmer. Wie schüchtern konnte man sein? Doch diesmal hatte ich mich geirrt, denn nur einen kurzen Moment später kam sie zurück. In der Hand hatte sie ein nasses Tuch, das sie mir schweigend, aber immer noch schuldbewusst in die Hand drückte.

„Es…tut mir wirklich leid.“

Das Tuch tat nicht wirklich etwas gegen die Flecken auf meiner Hose, aber wenigstens kühlte es mein Bein ein wenig ab. Aoi war indessen vor dem Schrank auf die Knie gegangen und spähte darunter.

„Vitani, komm da raus.“

Sie griff nach der Katze, aber als sie den Arm wieder hervorholte, war das einzige, dass sie gefangen hatte ein paar Spinnweben. Seufzend stand sie auf und warf nochmal einen Blick auf den Schrank.

„Ich muss warten bis sie von selbst rauskommt.“

Bewusst wich sie meinem Blick aus, ehe sie schnellstmöglich aus dem Raum verschwand.

Ich fluchte immernoch und rieb und presste das Tuch auf die Flecken auf meiner Hose. Mein Bein schmerzte noch etwas. Dabei war ich nichtmal hitzeempfindlich. Zumindest dachte ich das immer. Ich fluchte weiter, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.
 

Munakatas POV

Einen Moment saß ich perplex auf meinem Platz auf dem Sofa. Ich war nicht wirklich in der Lage vollständig zu realisieren was gerade passiert- und vor allem- was fast passiert war. Mein Blick war immer noch recht starr auf Fushimi gerichtet, der aufgesprungen war und wiederum sein Bein anstarrte. Keine Sekunde zuvor, war er mir so nah, wie wahrscheinlich noch nie. Es klang klischeehaft und vielleicht missinterpretierte ich die Situation auch vollkommen falsch, aber es hatte ausgesehen, als wollte er mich küssen.

Etwas Angenehmes?

Seine Worte echoten mir durch den Kopf. Konnte ich das wirklich falsch verstanden haben? Ich hoffte es. Alles andere wäre unglaublich kompliziert und…seltsam. Ja, seltsam traf es gut. Zumindest beschrieb es den Gedanken, dass Fushimi versucht haben könnte, mich zu küssen ziemlich treffend. Es sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Und mir auch nicht. Trotzdem schlug seine Aktion Wellen und Was-wäre-wenn-Szenarien füllten mein Denken. Ich versuchte, sie nicht ernst zu nehmen und auszublenden, was mir auch gut gelang. Ich hatte schließlich Übung darin. Nur dieses seltsame Gefühl, das ich nicht benennen konnte, blieb zurück. Es musste eine wirklich ungewöhnliche Mischung aus Emotionen sein, wenn mir das nicht möglich war. Ich erlaubte mir, einen Moment darüber nachzudenken. Wie stand ich dazu? Ich konnte es nicht wirklich sagen. Hätte ich es gewollt? Hätte ich ihn aufgehalten? Ihm eine Standpauke gehalten? Den Kuss erwidert? Tatsächlich konnte ich es nicht sagen. Noch vor einem Monat wäre meine Reaktion vollkommen klar gewesen. Vor diesem einen Tag hätte ich ihm auf höflich distanzierte Art klar gemacht, dass das kein angemessenes Verhalten war und den emotionalen Raum zwischen mir und dem Rest der Welt wie immer möglichst groß gehalten. Aber jetzt, seit Mikotos Tod, hatte ich mich verändert. Es hatte mich aus der Bahn geworfen und es würde wohl noch einige Zeit dauern, bis ich dieses Chaos, dass dieses Ereignis in meinem Kopf und meiner Gefühlswelt hinterlassen hatte, in seine alte Ordnung gebracht hatte. Also gab es im Moment wohl nur eine Möglichkeit, dass herauszufinden und die erschien mir selbst unpassend.

Nur am Rande bemerkte ich, wie Aoi das Zimmer betreten hatte und sich nun bereits wieder verabschiedete. Ich sah ihr nach und warf einen kurzen prüfenden Blick zu dem Schrank unter dem ein kleiner gescheckter Katzenkopf hervorlugte. Ich erinnerte mich, wie sie mich vor einem halben Monat gefragt hatte, ob es in Ordnung wäre, wenn sie sich ein Haustier anlegte. Ich hatte nicht gewusst, was ich dagegen haben sollte. Und auch jetzt tat ich es nicht wirklich, auch wenn Vitani keinen sonderlich guten ersten Eindruck bei mir hinterließ. Ich wandte den Blick von der Katze und drehte mich zu Fushimi, der mit einem Tuch fluchend seine fleckige Hose bearbeitete. Er war ganz in diese unsinnige Aufgabe vertieft. Um mich bemerkbar zu machen, legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. Er hielt inne und sah auf.

„Komm mit nach oben. Ich kann dir eine andere leihen. Außerdem möchte ich mir dein Bein mal ansehen und ich bezweifle, dass du dich im Wohnzimmer umziehen möchtest, wenn Aoi vielleicht wieder durch den Türspalt zusieht.“

Ich lächelte. Einen Moment sah er mich an, ehe er das Tuch genervt auf meinen Couchtisch klatschte.

Ich nahm seinen Ärger nur beiläufig wahr. Ganz hatte ich meine vorherigen Gedanken nicht unterdrücken können. Aber meine geistige Abwesenheit schien ihm ebenfalls nicht wirklich aufzufallen. Und wahrscheinlich war das auch besser so.

Ich verließ den Raum und er folgte mir. Etwas amüsiert stellte ich fest, dass man immer noch hin und wieder den ein oder anderen unverständlichen Fluch unter seinem Atem hören konnte.

Als wir mein Schlafzimmer erreichten zögerte er keinen Augenblick es sicher sofort auf meinem Bett bequem zu machen. Aber das kannte ich ja bereits von ihm. Er schien eine Art Vorliebe für meine Betten zu haben, oder für Betten insgesamt. Ich versteckte mein Schmunzeln, indem ich mich zum Schrank drehte und diesen nach einer passenden Hose durchsuchte. Nach nicht allzu langer Suche wurde ich fündig und reichte Fushimi eine schwarze, leicht ausgewaschene Jeans, an die ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern konnte, sie besessen zu haben. Ich stand einen Moment mit der Hose in der Hand da, ehe ich bemerkt wurde. Mein Gast war vollkommen damit beschäftigt sich leicht gelangweilt im Zimmer umzusehen. Letztlich nahm er die Hose dann doch entgegen.

„Wollen Sie nicht rausgehen?“, fragte er nach ein paar Minuten intensiven Starrens ungeduldig.

„Du scheinst vergessen zu haben, dass ich mir dein Bein ansehen wollte.“

Er sah unzufrieden drein, aber das war ich ebenfalls schon von ihm gewohnt.

„Also?“ Diesmal war ich es, der ein wenig ungeduldig klang, aber ich verstand nicht wirklich, was sein Problem war. Ich hörte ein leises Schnalzen mit der Zunge, ehe sich seiner Hose entledigte. Das Bein war teilweise etwas gerötet und geschwollen. Ich nickte einen Moment. Und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter.

„Und Doktor? Werde ich durchkommen?“, fragte Fushimi genervt.

„Nein, ich fürchte wir müssen es entfernen.“ Ich benutzte keine Ironie. Der wirkliche Grad der Verbrennung sollte auch für ihn klar erkennbar sein. „Du solltest es kühlen.“

Ich stand auf, um ein nasses, möglichst kühles Tuch zu holen, als ich bereits das Rascheln von Stoff hinter mir hörte.

„Du willst nicht auf mich hören oder?“ Ich drehte mich um und betrachtete, wie er die von mir erhaltene Hose anzog. Ich sah wie er sich zurückhielt, um nicht das Gesicht zu verziehen.

Eine Antwort erhielt ich nicht. Seufzend setzte ich mich zum ihm aufs Bett und sah die letzten Spuren der Verbrennung unter Stoff verschwinden. Der Kloß war wieder da und mir war unvermittelt kalt. Was manche Kleinigkeiten auslösen konnten. Mein Blick streifte meinen linken Unterarm. Gut versteckt unter Stoff die einzelne haarfeine Narbe, die diese eine Nacht hinterlassen hatte. Eine seltsame Melancholie übernahm mich. Eine Erinnerung an eine Nacht mit viel Alkohol. Zu viel Alkohol. Und Nähe. Der Geruch von Zigaretten. Ich wusste was für eine Nacht das war, aber ich wusste nicht, ob ich mich erinnern wollte. Und das gerade jetzt. Erneut ruhte mein Blick eine kurze Zeit auf meinem Arm.

„..Captain?“

Zu sagen, dass ich hochschreckte wäre übertrieben, aber ich war schlagartig zurück im Hier und Jetzt. Hatte Fushimi mit mir geredet? Die ganze Zeit? Ich ärgerte mich über mich selbst.

„Entschuldige, was hast du gesagt, Fushimi-kun?“

„Ich hatte nur gefragt, ob alles in Ordnung ist.“

Ich nickte. Also hatte er es bemerkt. Damit hatte ich rechnen müssen. Etwas müde sah ich ihn an. Ich wollte das Thema wechseln. Kurz überlegte ich, ihn auf den vermeintlichen Kuss von vorhin anzusprechen, aber es schien mir ein seltsames Thema und ein schlechter Zeitpunkt. Insgesamt fiel mir nichts ein, was ich sagen könnte. Der kleine Ausflug in meine Erinnerung hatte mich wie so oft aus dem Konzept gebracht. Am besten ich gönnte mir etwas Ruhe.

Ich seufzte.

„Vielleicht sollte ich dich nach Hause fahren.“

Fushimi senkte den Blick und Stille kehrte ein. Aufmerksam betrachtete ich ihn. Er wirkte selbst müde. Niedergeschlagen. Zumindest sprach das seine Körperhaltung. Nach einem Moment hob er den Kopf und sah mich an.

„Kann ich nicht heute Nacht hier bleiben? Bitte?“

Überrascht sah ich ihn an. Es war eine ehrliche Bitte und sie gab mir einen tiefen Einblick in seine gut versteckte Verfassung. Ich sah ihn vor mir, den Abend, als er in meinem Büro zusammengebrochen war. Er brauchte Hilfe und ich hatte sie ihm geben wollen. Und wem gefiel es schon, allein zu sein. Ich seufzte und schloss kurz die Augen. Dann nickte ich.

„In Ordnung.“



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