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Der Müllersohn

(Klaine AU Fanfiction)
von

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Ein Sack voll Mehl und Schicksal

Es war einmal in einem weit entfernten Land ein junger charmanter Prinz und ein Bauernjunge; ein prächtiges Schloss mit einer geschäftigen Stadt zu seinem Fuße und eine kleine Hütte mit einer Mühle im Wald, eine kalte Hofgesellschaft und ein liebender Vater mit seinem Sohn und zwei schlagende Herzen, die sich eigentlich niemals hätten begegnen sollen, wäre da nicht jenes Schicksal gewesen und jener Fuß, der diesem mehr als noch unwillig Beihilfe leistete. So beginnt diese Geschichte von Heldenmut und Tapferkeit, Hoffnung und Sehnsucht, Schicksal und wahrer Liebe. Doch zurück zum Anfang; geschrieben an einem sonnigen Abend im späten Frühjahr…
 

„Junge, hör auf Löcher in die Schlossdecke zu starren!“

„Äh… Ja, natürlich, Vater…“, eilig stolperte Kurt seinem Vater hinterher nach draußen. Raus aus diesem unheimlich schönen Schloss, den teuren Skulpturen, den polierten Böden, all dem Glanz und der traumhaften Welt. Raus zu ihrem alten Karren, von dem bereits seit Jahren das bisschen Farbe blätterte.

„Schau nicht so bedrückt, wir können gleich nach Hause… Nur noch die zwei Säcke voll Mehl und dann haben wir es für heute geschafft!“, versuchte sein Vater ihn aufzumuntern, während er einen der Behälter von dem Karren hievte und wusste dabei nicht einmal, was Kurt wirklich beschäftigte. Aber das konnte der Sohn seinem Vater verzeihen, der sich so sehr für sie beide abarbeitete. So ließ der Junge sich einen der beiden Mehlsäcke aufladen und ächzte doch im ersten Moment, wie er mit dem schweren Objekt nach hinten taumelte. „Pass auf, das ist einer von den Schweren“, lachte sein Vater, während er sich den anderen auflud.

Kurt räusperte sich: „Das hätte ich so nicht gemerkt…“, dann musste er leicht von einer kleinen Mehlwolke husten, die sich direkt unter seiner Nase gebildet hatte.

„Geht es?“

„Behandle mich nicht immer wie ein Kind, natürlich geht das!“, gab Kurt mürrisch zurück und mühte sich noch ein wenig mit dem Mehlsack herum, bis er einigermaßen stabil stehen konnte. Ein Kunststück, das erneut bei seinem Vater für Heiterkeit sorgte. Doch auf die Frage, ob sie tauschen sollten und Kurt lieber den Leichteren nehmen wollte, verneinte der Jüngere. „Nein, ich kann das! Geh schon mal vor, ich komme gleich nach… Ich will nur… noch einen Moment die frische Luft genießen!“, murrte er vor sich hin.

Doch es reichte anscheinend; sein Vater trabte davon. „Aber lass dir nicht zu viel Zeit, ich will nach Hause bevor es dunkel wird. Du weißt ja, wo das Mehl hin muss…“, und dann wurden die Schritte leiser und das Seufzen, das sich schon seit quälenden Minuten in Kurts Kehle versteckte, konnte endlich nach draußen… Es war aber auch zum verrückt werden. Einen weiteren Moment dauerte es, bis er den zu tragenden Gegenstand so verrückt hatte, dass er wenigstens sehen konnte, wohin er damit lief. Soweit ein Fortschritt, aber einer, den er nach einen Schritten durch die Gänge des Schlosses bereute. Denn er konnte war einen bestimmten Bereich vor sich sehen, nicht aber, was am Boden war. Doch das war nicht der wahre Grund, warum sich Kurt in einem Moment auf dem prächtigen Teppich des Schlosses wünschte, nicht sehen zu können. Denn dort stand er…

Prinz Blaine. Der Ausdruck von Charme, Schönheit und Edelmut. Und den Moment lang verschlug es Kurt den Atem. Er und sein Vater brachten regelmäßig ihr Mehl an den königlichen Hof, aber so nah war er dem Prinzen noch nie gewesen. Es waren mit Sicherheit gerade mal zehn Schritte, die sie trennten! Kurts Hände wurden feucht an dem groben Stoff, der auf ihnen lastete. Aber was bildete er sich eigentlich ein? Der Prinz sah ihn nicht. Er sah nicht einmal in seiner Richtung und selbst wenn er würde… Warum sollte er mit dem Sohn des Müllers sprechen? Es wäre verrückt und anmaßend zu denken, dass er das tun würde! Er stand da – traumhaft wie immer – und unterhielt sich mit Einem seines Hofstaates. Das war eine Welt, in der kein Platz für Kurt war…

Missmutig führte er seine Schritte fort, er musste das Mehl noch abgeben, als jemand auf ihn zukam. Der Junge konnte gerade noch ausweichen, doch dabei verwirrten sich seine Füße mit denen, des Anderen und er fiel zu Boden. Mit dem Gesicht in den Mehlsack, der mit einem lauten Knall aufplatzte und sich in einem großem Umkreis auf Boden und Einrichtung verteilte.

„Kannst du Dorftrottel nicht aufpassen?“, schimpfte die Person, in die er hineingerannt war und aus den Augenwinkeln konnte Kurt sehen, dass auch dieser Herr sich das Mehl aus den Kleidern klopfte, „Sieh an… Ich hoffe du weißt, diese Schweinerei sauber zu machen! Unerhört, was Deinesgleichen sich manchmal rausnehmen! Willst du dich nicht wenigstens entschuldigen, Bauer?“, ging das Wettern auch gleicht weiter und Kurt zuckte am Boden zusammen.

Schnell richtete er sich auf, noch immer vollkommen mit Mehl überdeckt und sah den fremden blonden Mann aus großen Augen an. „Es… Es tut mir wirklich leid… Ich…“

„Ja, ja, das will ich auch für dich hoffen! Sieh nur zu, dass du das hier sauber kriegst, sonst werden hier sicherlich noch Köpfe rollen. Und wenn ich dafür sorgen muss“, meinte der Fremde arrogant, wandte sich ab und ging davon, doch kaum, dass er weg war und Kurt die Tränen schon in Augen standen, war da noch jemand neben ihm.

„Nimm dir nicht so zu Herzen, was Sebastian sagt. Wenn der mit dem falschen Fuß oder neben der falschen Person aufsteht, ist er den ganzen Tag für jeden unpässlich“, erklärte eine sanfte Stimme hinter ihm und als Kurt sich zu der Person umdrehte, wollte er vor Scharm nur noch mehr im Boden versinken.

„P…P… Prinz… Blaine… Eure Hoheit…“, hauchte er schockiert und versuchte so schnell und geschickt, wie es mit einer zweiten Kleidungsschicht aus Mehl möglich war, sich zu verbeugen. Der junge Mann neben dem Prinzen begann daraufhin zu kichern und Kurt glaubte ein „Der ist niedlich“ vernommen zu haben. Aber das war nun auch egal. Er stand vor dem Prinzen! Dieser sprach mit ihm und er sah so schrecklich aus. „Das… Das alles tut mir so schrecklich leid… Ich werde das wieder… wieder sauber machen… Bitte verzieht“, stotterte er, doch Blaine lächelte nur.

Der Prinz schüttelte den Kopf und beugte sich zu dem Mehlsack hinunter. „Ich denke, da kann man noch einiges retten, keine Sorge. Und das Personal kennt sich sowieso am besten mit dem Reinigen aus“, erklärte er, während er sich wieder aufrichtete, „Ich verstehe sowieso nicht, warum du und dein Vater das Mehl auch noch hierherbringen müsst. Ihr stellt es her und wir haben so viele Leute, die könnten euch zumindest beim Tragen helfen. Immerhin seit ihr alleine heute immer so lange dabei.“

Kurt konnte das alles immer weniger glauben und wenigstens hatte das Mehl den Vorteil, dass man darunter nicht sah, wie schrecklich rot er in diesem Moment geworden war. „Ich… Ich, nein… Nein, mein Prinz, das ist wirklich nicht… nötig…“, stotterte noch einmal, da stand der Prinz mit einem Mal direkt vor ihm. Aus großen Augen starrte Kurt ihn an, wie der Adelige auch noch damit begann ihm vorsichtig das Mehl von den Wangen zu streichen.

„Du bist aber nicht verletzt, oder?“, fragte jener und drehte sich kurz zu seiner Begleitung um.

„Ich… Ich… Also… Nein, nein. Ich bin ja auf dem Mehl gelandet“, erklärte Kurt verlegen und senkte den Blick leicht.

„Wie gut, dass ihr nichts anderes herstellt. Wir sollten aufpassen, dass die Steinlieferanten niemals mit Sebastian zusammenstoßen, das könnte böse enden“, erwiderte Blaine und entlockte dem Bauernjungen ein kleines Grinsen.

Da mischte sich auch der junge Mann hinter dem Prinzen mit einem leichten Lachen ein: „Grundsätzlich endet es doch für den böse, der mit Sebastian zusammenstößt… Aber Prinz, wir sollten jetzt wirklich los, wenn ich dich daran erinnern kann. Dein Vater wird wütend, wenn du die Reitstunde verpasst.“

Ein wenig missmutig nickte Blaine und trat einen Schritt zurück, wie er den anderen ansah. „Du hast leider Recht, Jeff…“, meinte er und nickte, „Wir haben leider nicht ewig Zeit…“ Und dann blickte er zu Kurt. Für einen kurzen Moment lag ein Lächeln auf seinen Lippen, das der Müllersohn niemals vergessen würde. Es war einfach nur wunderschön, wie er ihn diesem kurzen Moment anblickte. „Mach dir keine Sorgen wegen des Mehles. Ich gebe dem Personal Bescheid, das ist nicht deine Aufgabe. Du und dein Vater solltet euch auch besser auf den Heimweg machen, es ist nicht sicher, wenn es dunkel wird“, erklärte er und ging dann mit dem anderen ein paar Schritte weiter, während Kurt ihnen nur nachstarren konnte, doch da drehte sich der Prinz noch einmal um: „Da fällt mir ein… Ich kenne gar nicht deinen Namen. Wie heißt du, Müllersohn?“

Erstarrt blickte der Junge seinen Prinzen an und schluckte leicht: „K… Kurt, mein Prinz…“

„Kurt“, wiederholte Blaine und nickte, „Hat mich gefreut…“ Der Blonde neben ihm begann zu kichern und winkte Kurt noch einmal zu, bevor sie durch die Gänge davon eilten.

Und Kurt starrte den Beiden noch eine ganze Weile nach, schon als sie nicht mehr zu sehen waren, stand er noch im Gang und blickte auf die Stelle, an der der Prinz gewesen war. Sein Herz flatterte und seine Hände zitterten. Er wusste gar nicht, was gerade passiert war, aber es war wundervoll gewesen. Einfach traumhaft. Und in genau dieser von Glück erstarrten Position stand er noch, als erst sein Vater und dann die Leute des Prinzen kamen. Sein Vater wollte erst schimpfen, dann fragte er, ob mit seinem Sohn alles in Ordnung sei und schließlich zog er ihn einfach zu ihrem Karren, damit sie sich auf den Heimweg machen konnten. Es wurde inzwischen wirklich schon langsam dunkel und die Banditen und Räuber waren zurzeit eine ziemliche Plage, aber an so etwas konnte Kurt nicht denken, als er in dem Karren saß und dieser sich gen Heimat bewegte. Auch für seinen Vater war er heute nicht mehr ansprechbar. Er hatte nur einen Gedanken und der drehte sich immer wieder um den Prinzen und seine unglaublichen brauen Augen und das traumhafte Lächeln… Und diesen einfachen Sack Mehl…
 

„Du weißt, dass Sebastian ihn absichtlich zu Fall gebracht hat, richtig?“

„Selbstverständlich. Wir kennen ihn ja nun auch schon ein bisschen länger“, gab Blaine zurück und seufzte leicht, wie er sich auf das Pferd schwang.

Jeff sah zu ihm hoch und kicherte: „Hat aber nichts genützt…“

„Wie?“, verwirrt sah der Prinz ihn an und seufzte, „Nun ja… Irgendjemand sollte Sebastian beibringen, dass gutes Benehmen nicht bedeutete, dass er nur in unseren Kreisen freundlich und höflich sein muss.“

„Das lernt er nie“, meinte der Blonde und schüttelte den Kopf. Nur einen kurzen Moment war er still, dann grinste er wieder: „Wenn man vom Teufel spricht.“

Denn dort kam besagte Person bereits mit ihrem Pferd und dem arroganten Lächeln wie eh und je. „Ich hoffe, du musstest nicht zu lange warten, mein Prinz. Aber durch unglückliche Zufälle musste ich meine Kleider wechseln, sie waren voller Mehl.“

„Das stört ihn nicht. Er hatte dafür ein gar köstliches Gespräch mit dem Müllersohn“, gab Jeff kichernd zurück und fing sich dafür zwei Blicke. Einen von dem Prinzen, der aus einer Mischung aus Scharm und Empörung dreinblickte und den anderen, der arg angewidert von Sebastian kam. In seinem Inneren schien es auch einen Moment stark zu rütteln und sein Verstand schien zu überlegen, bis die Miene des Adeligen immer mehr in Wut umschlug, dass Jeff es einen Moment lang wirklich mit der Angst zu tun bekam. Der Andere war wütend und schien gerade nach den richtigen Worten zu suchen, als Blaine einsprang, um das Schlimmste zu verhindern.

„In Ordnung. Mehr reiten, weniger reden“, meinte er schnell und schüttelte den Kopf.

Sebastian musterte ihn und seufzte leicht: „Das predige ich dir schon seit Jahren. Aber mein Prinz will ja nicht hören!“, meinte er mit einem leichten Grinsen und schwang sich auf sein Pferd.

„Und ich würde mal darüber nachdenken, warum er nicht auf dich hört, Sebastian!“, meinte Jeff frech und verdrehte die Augen.

„Ich würde meinen, weil er irgendwann einmal ein sehr schlechter Herrscher sein will, wenn er weiter die Vorschläge seines Taktikers missachtet!“, schnaubte der Andere nur. „Aber gut, für den Sinne des Allgemeinwohles: Vergessen wir dies. Blaine schaut schon so, dass Mehl faulig dadurch werden könnte“, meinte Sebastian schnippisch, „Und das wollen wir ja wohl alle nicht. Auf Wiedersehen, Jeff, der Prinz und ich haben jetzt ein bisschen Spaß zusammen“, lachte er und ritt davon.

Der Prinz blickte ihm einen Moment hinterher und seufzte schwer. „Sein Verständnis von Spaß werde ich nie teilen…“, merkte er an und blickte zu noch kurz Jeff, „Wenn wir die Zeit überschreiten… Schick jemanden um nach mir zu suchen. Und jetzt entschuldige mich: Ich muss einen Sack Mehl rächen…“, scherzte er und ritt dann ebenfalls davon…

Die Gesellen Hoffnung und Schicksal

Diesen einen Moment, und war er noch so klein, wollte Kurt einfach nicht vergessen. Diese Augen, dieses Lächeln, diese Nähe. Nur für einen kurzen Moment und da hätte die Welt aufhören dürfen, sich zu drehen. Es war einfach perfekt gewesen und gleichzeitig war die Angst da, dass so ein Moment nie wieder kommen würde. Es war auch töricht daran zu glauben oder gar zu hoffen. Er war einer von den Bauern, er lebte nicht einmal in der Stadt und Blaine war der Prinz. Aber Hoffnung ist kein vernünftiger Gesell. Er hält sich nicht an Regeln, schon gar nicht an die, die der höfliche Adel vorschreibt. Und so konnte auch Kurt sich nicht dagegen wehren, sich immer wieder umzusehen und seinem unruhigen Herzschlag zu lauschen, wenn er gemeinsam mit seinem Vater das Mehl in das Schloss brachte.

Doch der Prinz hatte seinen Entschluss wahr gemacht und von nun an mussten sie sich nicht mehr mit dem Mehl alleine abschleppen, sondern bekamen die Hilfe des Schlosses beim Abtransport in das Gebäude. Es war selbstverständlich eine ungemeine Erleichterung besonders für den Rücken von Kurts Vater, aber es schmälerte die Zeit, die er daraufhin im Schloss verbringen konnte, um dabei eventuell einen Blick auf den Prinzen zu bekommen. Es war eine kindische Hoffnung. Aber sie war hartnäckig. Und irgendwo wollte man weiter hoffen und träumen. Es war ein schönes Gefühl… Wenn nur nicht der bittere Geschmack dazu komme, immer wenn man den Prinzen sah, wie er langsam davon ging…

Wenn es nur eine Chance gebe normal mit ihm zu reden, aber natürlich wusste er, wie unmöglich das wäre. Für Leute wie ihn gab es keinen Weg ins Schloss. Er durfte Mehl einliefern, für einige Zeit den roten, kostbaren Teppich beschmutzen und dann musste er wieder gehen. Dort wohnen oder auch nur einen Moment länger verweilen als bis die Arbeit verrichtet war, war unmöglich und nur ein blasser Traum.
 

Es war ein Traum, ein gut behüteter Traum, wie Kurt vermutet hatte. Zumindest bis an einem Tag ihm der Glaube daran genommen wurde. Sie hatten ein Problem mit der Mühle, das sein Vater bearbeiten musste. Deshalb hatte er Kurt allein mit dem Mehl zum Schloss geschickt und dort war es schnell verladen worden. Von dem Prinzen keine Spur. Niedergeschlagen wollte Kurt bereits sich wieder auf dem Heimweg aufmachen, als eine Stimme hinter ihm ertönte.

„Ich weiß, wo der Prinz ist…“

Erschrocken fuhr der Bauernjunge zusammen und drehte sich um. Es war der junge blonde Mann, der damals auch hier gewesen war, als der Mehlsack kaputt ging. Als alles begonnen hatte. Das Schicksal und die Hoffnung. Etwas verlegen lächelte Kurt ihn an: „Ich weiß nicht… wovon Ihr redet…“

„Das Rot auf deinen Wangen offenbar schon“, entgegnete jener und trat langsam auf ihn zu. So recht wusste Kurt nicht, was er von diesem Moment halten sollte, doch er konnte nichts dagegen tun, dass der Adelige auf ihn zu kam und leicht grinste. „Mein Name ist Jeff, ich bin der medizinische Berater des Prinzen. Und du bist Kurt, der Mehljunge…“

„Das ist nun wirklich kein schmeichelhafter Titel…“, erwiderte der Bauer seufzend.

„Hast du einen erwartet?“

Verlegen sah Kurt zur Seite: „Nicht wirklich… Ich… Aber ich sollte gehen…“

Doch Jeff griff mit einem Mal nach seiner Hand und blickte ihn direkt an: „Aber doch nicht bevor du den Prinzen gesehen hast. Mir musst du nichts vormachen, ich weiß, dass das der wirkliche Grund ist, warum du immer hier so herumschleichst, nachdem das Mehl ausgeladen ist…“ Irgendwo fühlte Kurt sich durchschaut, er hatte geglaubt, dass das nicht so offensichtlich erschienen wäre, aber der junge Arzt hatte ihn wohl durchschaut… „Das muss dir nicht unangenehm sein“, gab jener jedoch gleich zurück, „Wir alle haben so unsere Momente… Komm mit, ich bin mir sicher, dass du für den folgenden Anblick töten… Na ja… Eher all dein Mehl verwerfen würdest!“

Ehe Kurt überhaut daran denken konnte zu fragen, woher diese merkwürdige Ausdrucksform kam, wurde er auch schon von dem übereifrigen Angehörigen der Hofgesellschaft mitgezogen und irrte hinter ihm her durch einen Abschnitt im Wald. Ein wenig unheimlich war das ganze schon, und wenn Jeff nicht so freundlich ausgesehen hätte und noch immer so fröhlich lächelte, hätte man wirklich um sein Leben gebangt und sich vielleicht sogar gewehrt, aber so folgte Kurt dem Anderen einfach und hoffte, dass sein Vater sich nicht allzu sehr sorgen würde, wenn er später käme…

Und es würde wohl noch eine Weile dauern, denn er wäre definitiv auf Jeff angewiesen um den Weg zurück zu finden und damit auch von dessen Laune, wie lange er an dem Ort, den er ihm zeigen wollte, verweilen wollte.

„Ich finde dich ja ganz nett, aber… Das geht langsam wirklich zu weit!“, meckerte Kurt nach einer Weile, mittlerweile waren ihm die Höflichkeitsformen ein wenig gleichgültig geworden, wo er doch hier quasi entführt wurde, doch Jeff wies ihn augenblicklich an, still zu sein und dann zog er ihn auch schon auf die Knie und schob vorsichtig die Zweige des Gebüsches bei Seite, damit sie einen Blick auf die Lichtung erhielten. Da zeigte sich auch, dass Jeff nicht gelogen hatte. Er wusste, wo der Prinz war. Denn dieser stand dort und… „Die Beiden kämpfen ja… Willst du nichts tun?“, fragte Kurt erschrocken.

Ein weiteres Mal stieß Jeff ihn an, um ihm zu bedeuten, dass er still sein sollte. „Du Dummerchen… Die Beiden trainieren… Sonst wären sie nicht so leicht bekleidet“, erklärte der junge Mediziner und seufzte leicht, wie er sich den beiden Kämpfenden zuwandte.

Kurt beobachtete seinen Blick und seufzte. „Und… Wer ist das andere? Also ich meine… Die Person, die mit dem Prinzen trainiert…“

„Das? Du fragst, wer das ist?“, aus großen Augen sah Jeff ihn an und rutschte ein Stück näher an ihn heran, „Oh Gott im Himmel, ihr kriegt da unten im Dorf ja wirklich nichts mit, was?“, er seufzte schwer und schüttelte den Kopf, „Das… ist Sir Nick.“ Und auf eine Fortführung dieser Aufklärung wartete Kurt noch einige lange Augenschläge, bis der Andere aus seiner schwärmerischen Pose erwachte und noch einmal tief seufzte, „Er ist der Lehrer des Prinzen im Schwertkampf…“

Der Bauernjunge beobachtete die Beiden einen Moment und lächelte leicht: „Er muss schrecklich talentiert sein… Immerhin scheint er kaum älter als der Prinz zu sein…“

„Ist er auch nicht“, bestätigte Jeff und seufzte, „Seine Eltern sind früh verstorben, er musste sich einige Zeit alleine durch die Welt schlagen und hat dabei viele erstaunlich und für uns fremde Kampftechniken gelernt. Schau nur wie er das Schwert führt. So viel Kraft in seinem Arm und gleichzeitig führ er die Waffe noch so leicht… Und er ist einfach nur umwerfend…“ Langsam schien Kurt ein wenig zu verstehen, warum dieser junge Arzt ihn so einfach durchschauen konnte, warum er die Gefühle so leicht an ihm hatte ablesen können… Aber bevor er darüber reden konnte, hob Jeff zum wohl nun auch letzten Mal die Hand um ihm zu erklären, er solle schweigen und zusehen. Er hatte etwas versprochen davon, dass Kurt das hier unbedingt sehen müsste. Eigentlich hatte der Junge daraufhin etwas wirklich Unglaubliches erwartet; vielleicht dass der Prinz mit einem Drachen kämpfte oder so etwas, aber dass Jeff diese Art von Unterhaltung im Kopf hatte, damit hatte er nicht gerechnet.

Denn es dauerte nur eine kurze Weile, bevor beide Trainingspartner von den Übungen entkräftet und zu Schweiße getrieben, eine Schicht nach der anderen ablegten und bald mit freiem Oberkörper ihre Übungsstunde fortsetzen. Kurt bekam große Augen, wohin gegen seine neue Bekanntschaft so verträumt dreinblickte, als wäre es normales Vorabendprogramm…

„Habe ich zu viel versprochen?“, fragte er nach einiger Zeit mit leuchtenden Augen.

Und der Müllersohn wusste wirklich nicht, was zum Teufel er nun darauf sagen sollte. Zu viel versprochen hatte er sicherlich nicht, zu viel gewesen war das allerdings schon. Und wie Jeff dort hocken konnte, ohne eine Regung, während Kurt die Schamesröte so auf den Wangen pochte, als wolle sie davonspringen, konnte er auch nicht verstehen. „Wie oft pflegst du das zu tun?“

„Sie trainieren drei Mal in der Woche.“ Und das war wohl schon die Antwort. Hatte er nichts anderes zu tun? Allerdings hatte er sich als medizinischer Berater des Prinzen vorstellt. Da hatte man wohl nicht viel zu tun, wenn dieser anderweitig beschäftigt war und doch fühlte sich Kurt irgendwie schlecht dabei, die beiden zu beobachten. Sollte am Hof nicht mehr Anstand gelehrt werden? Denn wäre es in Ordnung, was sie hier trieben, müssten sie sich ja nicht verstecken. Es war merkwürdig. Auch wenn er sich nicht davor verschließen wollte, dass der Anblick wirklich… erstaunlich… war.

„Ich… sollte gehen…“, meinte er dann jedoch schnell, als auch die anderen Beiden auf der Lichtung ihre Sachen zusammen packten.

„Das heißt du willst nicht mehr sehen, wie sie den Schweiß ab-“

„Bei Gott in der Höhe: Nein!“, erwiderte Kurt etwas lauter, so dass der sich schnell die Hände vor den Mund schlug. Aber der Prinz und sein Trainingspartner waren bereits auf dem Rückweg und hörten nicht mehr. Er seufzte schwer und sank dann ein wenig geschafft in den Boden. Was für ein Tag…

Jeff neben ihm begann zu kichern: „Und das alles nur vom Zusehen…“

„Hör auf!“, meinte Kurt etwas angesäuert, raffte sich schnell wieder auf und machte sich auf den Heimweg. Zumindest irrte er in die Richtung, von der er glaubte es sei die, aus der er gekommen waren. Man wohnte im Wald, aber das hieß nicht, dass man sich auch schnell in jemand Waldstück auskannte. Eigentlich war Kurt schon froh, dass die Pferde des Karrens den Weg zur Mühle auch ganz gut ohne seine Hilfe fanden. Und zu eben diesem Karren müsste er nun auch wirklich bald zurück!

„Du bist immer noch rot!“, kicherte Jeff, als er ihm folgte.

„Warum wohl!“, gab Kurt leicht wütend zurück. Er war nicht wirklich sauer auf irgendetwas und schon gar nicht auf den jungen Heiler, viel mehr war er wirklich unglaublich erstaunt von der Situation eben und sich selbst und er fühlte sich ziemlich peinlich berührt. Deshalb wurde er lauter. Es war eine verrückte Situation. Besonders die Bilder, die nicht mehr aus seinem Kopf wollten. Sie hatten sich da eingebrannt, was wohl nichts Schlimmes war, aber dennoch gerade sehr unangenehm und ungewohnt… Und das es Jeff so ein Vergnügen und so eine Genugtuung verschaffte, war nicht hilfreich dabei das Blut in seinem Körper zu beruhigen! Es blieb nur eine Möglichkeit noch und er versuchte abzulenken: „Also… Erzähl mir doch etwas über diesen Nick… Und du und er… Also…“

Mit einem Mal schien auch Jeff etwas stiller. Er seufzte, so wie vorhin. So wie jedes Mal, wenn er den Ritter angesehen hatte, dann antwortete er: „Er ist unglaublich, oder?“, er lächelte Kurt kurz an, „Er kämpft seit er ein kleiner Junge ist und nun ist er so unglaublich stark. Selbst die älteren Ritter am Hof schauen zu ihm auf. Schon ewig arbeitet er für den König, ist im treu ergeben und… Er ist… Nicht in Worten zu beschreiben. Das ist auch der Grund warum man ihn wegschickt…“ Und nun wurde das Seufzen noch eine Spur tiefer.

„Man schickt ihn weg?“

„König Maxwell entsendet ihn auf einen geheimen Auftrag für einige Woche. Er darf nicht darüber sprechen, aber… Es könnte gefährlich werden und… Selbst bei einem Ritter wie Nick ist es nicht sicher… ob er wiederkommen wird“, gestand der Heiler mit einem bitteren Lächeln.

Kurt wusste nicht genau, was er tun sollte. Jeff hatte einen viel höheren Stand als er und er schien im Umgang mit so etwas ganz anders zu sein, aber irgendwie fühlte es sich doch richtig an, nach seiner Hand zu greifen, wie er so traurig aussah. „Das muss sehr schwer für dich sein…“, sagte er leise und sah zum Boden.

„Ja…“, gab Jeff zurück, „Und erst für seine Frau…“

„Seine Frau?“, Kurt wusste nicht, wann es das letzte Mal her war, dass er so eine wilde Fahrt an Gefühlen durchlaufen hatte. „Er ist verheiratet? Du beobachtest einen verheirateten Mann beim Baden?“

Erstaunt sah Jeff ihn an. „So wie du das sagst, klingt es richtig schlimm…“

„Es ist moralisch höchst verwerflich! Du lebst am Hof, das… das kann doch gar nicht…“, stotterte der Bauerjunge und schüttelte immer wieder heftig den Kopf, „Nein, nein… Das kann doch gar nicht sein… Dir muss doch klar sein, dass das nicht richtig ist! Dass das gegen jegliche Tugenden verstößt… Ich meine… Ihr seid doch anders… im Schloss und…“

Der Heiler betrachtete ihn und grinste leicht: „Du musst noch viel lernen, wenn du zum Prinzen willst…“, meinte er ruhig und seufzte leicht. Aber das Grinsen kam zurück, als er Kurts verwirrten Blick sah. Doch Nachfragen konnte er nicht mehr. Da standen sie vor dem Karren und die Zeit drängte nun wirklich. Bald würde es dunkel werden und sie hatten schon so schrecklich viel Zeit verbraucht. „Ich wünsche dir einen guten Heimweg, Mehljunge… Auf Wiedersehen…“

„Da bin ich mir noch nicht sicher…“, gab Kurt zurück und seufzte leicht. Obwohl das eine Wiederholung wert wäre, aber gleichzeitig schämte der Junge sich ziemlich für die Gedanken, die gerade hegte. Für die Gedanken, die Jeff offenbar noch viel schamloser auslebte! Aber das war nun nicht wichtig…

Jener jedoch sah ihn wissend an: „Oh, aber du musst wiederkommen… Du musst das Mehl liefern. Außerdem muss doch etwas da sein, nachdem Blaine sich ganz verstohlen umsehen kann, wenn euer Karren hier aufschlägt!“, rief er Kurt hinterher, als dieser sich endlich auf den Heimweg machte… Mit roten Wagen, so wie jeder Apfel und jede Tomate wieder grün vor Neid werden würden…
 

„Das war ein gutes Training heute“, meinte Blaine und lächelte seine Begleitung an, als sie gemeinsam die Lichtung verließen.

„Ein guter Abschluss für eine lange Zeit, was?“, fragte Nick nach und grinste ihn an.

„Du solltest darüber nicht so viel scherzen“, erklärte Blaine wieder etwas ernster und schüttelte den Kopf, „Wie kann man so leichtsinnig sein. Bist du nicht besorgt oder zumindest ein wenig in Beunruhigung gestimmt?“

Doch der Ritter schüttelte den Kopf: „So schlimm ist es nicht.“

„Nach Vaters Aussage schon. Nick, ich bitte dich, das Ganze könnte wirklich gefährlich für dich sein… Wir wissen noch immer nicht, wie das Königreich im Westen wirklich zu uns steht“, erklärte der Prinz ernst.

„Deshalb reise ich doch dahin, nicht wahr? Um herauszufinden, ob sie uns feindlich gesinnt sind oder nicht. Sei nicht so ängstlich, mein Prinz. Ich tue das für mein Königreich, für meinen König und meinen Prinzen“, lachend verneigte Sir Nick sich und zuckte mit den Schultern, „Mach dir keine Sorgen. Ich komme zurück.“

„Das will ich für dich hoffen, wir werden dich vermissen!“, bläute der Prinz ihm ein und seufzte leicht, wie er seinem Gefährten auf die Schulter klopfte.

„Ich werde euch auch alle vermissen. Besonders wenn ich nicht mehr wiederkomme. Dann vermisse ich euch wahnsinnig! Aber du solltest eher hoffen, dass ich nicht wiederkomme. Sollte sich herausstellen, dass sie doch keine Feinde sind und nur gute Absichten gegen uns vertreten, rückt Prinz Eli… Ich habe vergessen wie er vollständig heißt… Ein ganzes Stück die Liste der Hochzeitskandidaten für dich hinauf, mein Prinz. Und eine Schönheit ist der nun wirklich nicht“, erklärte Nick mit einem breiten Grinsen und zuckte mit den Schultern.

Der Prinz seufzte schwer: „Es geht mir wirklich nicht darum, wie jemand aussieht, Nick…“, erklärte er ruhig und blieb stehen, als sie an dem See ankamen, „Ich würde mir bloß wünschen, jemanden heiraten zu können, den ich liebe. Und nicht jemanden, den ich heiraten muss, damit das Königreich mächtiger wird…“, erklärte er niedergeschlagen und schüttelte den Kopf, während er die restliche Kleidung auch noch ablegte, „Aber das wird mir wohl nicht erspart bleiben.“

Der Schwertkämpfer tat es ihm gleich, bevor sie gemeinsam in den See stiegen und sah ihn kurz ein wenig mitleidig an. „Außer wenn du dich jetzt bald mal verliebst, wird das wohl nichts. Das Volk verlangt nach einem Partner an deiner Seite. Aber der Gedanke ist sowieso…“

„Sag nichts!“

„Blaine… Wer heiratet denn aus Liebe heutzutage?“

„Das aus dem Munde eines verheirateten Mannes ist keine Ermutigung.“

„Welches auch nicht mein Anliegen war.“

Der Prinz schüttelte sich kurz und seufzte dann schwer. „Ich verstehe dich manchmal wirklich nicht, mein Freund“, meinte er ruhig und schloss die Augen, „Ich meine… Ich kann verstehen, dass wahre Liebe kein effizientes Kriterium ist, aber… Wenn ich mich ewig binde, dann soll es eine Person sein, die… Mir wirklich etwas bedeute, die ich beschützen und an meiner Seite haben will, auf ewig. Und ich kann nicht glauben, dass eine Prinzessin oder ein Prinz, die mein Vater auswählt, das erfüllen kann… Liebe kann man nicht suchen oder finden… Es passiert einfach…“, er lächelte leicht, „Es passiert, wenn du diesem Menschen in die Augen siehst und denkst, nach diesem einen Augenpaar habe ich mein ganzes Leben lang gesucht, verstehst du?“

„Du meinst Schicksal? Prinz, du hast ein Volk zu regieren, und Schicksal kann manchmal ein ziemlicher Trödler sein, weißt du?“, scherzte der Ritter und tauchte für einen Moment vollständig unter Wasser.

Blaine seufzte, natürlich verstand er das und natürlich wusste er, dass das mehr noch ein Traum war, aber es gab Erkenntnisse, die wollte man nicht wahr haben. Naives Träumen war keine Tugend eines Prinzen, Hoffnung war ein trügerischer Begleiter, aber er war auch schrecklich hartnäckig. So hartnäckig, wie Mehl an den Händen zu klebten übte… Man konnte sich der Hoffnung nicht verwehren…

Prinzessin Katherine und Königin Schicksal

Das Schicksal ist ein gar merkwürdiger Begleiter und kein guter Freund. Aber langsam, das ist es nicht. Im Gegenteil, es kennt viel mehr den günstigsten oder den für den Menschen ungünstigen Moment um zu zuschlagen – wie es dem Schicksal im vorliegenden Falle eben beliebt. Es ist kein guter Begleiter, denn ob es uns Freude oder Leid schenkt, hängt meinst nur von seiner Laune ab. Und man solle nicht denken, dass das Schicksal seine Lieblinge unter den Menschen habe, es regiert einzig und allein aus der Lust des Augenblicks. Und dann kann man nur hoffen angesehen zu werden oder nicht.

Sir Nick reiste fort gen Westen. Und es blieb allen ungewissen, ob oder wann er zurückkehren würde. Man wusste nicht, wem er dort begegnen würde oder was passieren würde. Nur eins war dem König und seinem Gefolge gewisse, bräche seine Berichterstattung ab, so könne man feindliche Aktivitäten im Nachbarreich erwarten. Was das Königreich noch weiter unter Druck setzten würde. Und der Druck der Gesellschaft lastete stark auf den Schultern des jungen Prinzen. Das Schicksal spielt nicht fair, es interessiert sich nicht für Momente, für Zeitpunkte oder ob es den Betroffenen nützt oder schadet, es spielt einfach seine Karten aus, und es ist des Menschen Aufgabe sich damit abzufinden; mit dem, was das Schicksal ihm gebe.

So kam es, dass auf Gesuch des Königs das Land Besuch bekam von einer Prinzessin, die nur Tage davor niemals ein solches Angebot angenommen hätte. Die noch Stunden zuvor gedacht hätte, sie würde niemals eine Fahrt antreten, die nur zu ihrer Vermählung arrangiert worden wäre. Aber so spielt das Schicksal. In dem Moment, in dem vor Prinz Blaines innerem Auge ein bestimmtes leuchtendes Augenpaar immer deutlicher wurde, so dass er beinahe die Hand nach wahrer Liebe ausstrecken konnte, fuhr bereits eine junge Dame in ihrer Kuschte auf den Hof des Schlosses…
 

„Vater, ich will niemanden heiraten, den ich nicht einmal kenne!“, sagte der Prinz erneut und sah seinen Vater wütend an, wie er dort auf seinem Thron sah und dachte, dass das all ihre Probleme lösen würde, „Ich gehe keine Ehe ein, die du einfach so veranlasst“, leider schien der König davon wenig beeindruckt zu sein, „Wenn dann will ich heiraten, wenn ich jemanden gefunden habe, den ich liebe und nicht weil ich es muss! Was geht es das Volk an, ob ich verheiratet bin oder nicht! Ich will keine Prinzessin, die du ausgesucht hast!“

„Vielleicht würde es helfen, wenn wir besagte Prinzessin mit Mehl bestreuen“, überlegte Jeff laut und zuckte mit den Schultern. Aber er wich ein bedächtiges Stück zurück, als er sich einen bösen Blick von dem Prinzen des Schlosses geerntet hatte.

„Du bist nicht hilfreich, Jeff!“

„War er das je?“, mischte sich Sebastian ein und schüttelte den Kopf, „Aber mein König, ich muss Eurem Sohn zustimmen.“ Erstaunt sahen die anderen beiden ihn an, wie der Taktier sein Anliegen fortführte. „Ich sehe bei dem Reichtum unseres Königreiches keinen Grund für Exogamie. Und mit Verlaub, es gibt auch hier genug heiratsfähige, junge Menschen. Wir sind nicht angewiesen einem anderen Königreich Almosen und den staatlichen Thronhalter unsererseits zu geben, denkt Ihr? Zudem würde es das Volk mit Sicherheit mehr rühren, wenn Prinz Blaine sich einen Menschen aus unserer Mitte an seiner Seite holt!“

„Ganz richtig!“, pflichtete der Prinz zu, einfach nur, weil es ungeheuer selten war, dass Sebastian mal seinem Vater wiedersprach. Als er jedoch das Grinsen seines Gefährten sah, trat er einen Schritt zurück. „Halt… Einen aus unserer Mitte. Oh, ich weiß, worauf das anspielt und: Nein! Ich werde gar nicht heiraten! Auch niemanden von hier. Das ist doch ungeheuerlich, was ihr mit mir macht… Ich werde mir ja wohl noch selbst aussuchen dürfen, wen ich wann heirate!“

Da erhob sich mit einem Mal auch der König und sein Sohn zuckte leicht zusammen. „Folgendes, Sohn… Es ist mir egal, wen du liebst, was du fühlst oder was du denkst. Aber wenn ich sage, dass du diese Dame heiratest, dann wirst du das tun. Lern sie vorher kennen, wenn dir das so wichtig ist. Aber du hast keine Ahnung von Politik, du wirst heiraten und du wirst sie heiraten, solange ich hier der König bin“, und mit dieser einen donnernden Aussage, war die Unterhaltung beendet, der Prinz wurde aus dem Thronsaal gebracht und dort stand er niedergeschlagen gemeinsam mit den anderen beiden.

„Was mich interessieren würde, wenn du sagst, dass du aus Liebe heiraten willst; Bist du verliebt, mein Prinz, oder müssen wir dir die Liebe deines Lebens erst noch backen?“, fragte Sebastian auf seine spöttische Art. Aber ein wenig schien er auch grimmig zu sein.

Blaine seufzte schwer: „Nein… Aber… Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Irgendwo ist er… oder sie oder wie auch immer… Ich weiß, dass es eine Person gibt und einen Moment, in dem die Welt stehen bleibt, in dem ich einfach vergehen will und ewig mit dieser Person sein will… Ich weiß, dass es diese Person und diesem Moment gibt, dieses Schicksal…“, versuchte er den Beiden zu erklären.

Der Taktiker grinste dabei: „Dann komm mit auf mein Zimmer, ich zeige dir den einen Moment.“

Jeff schüttelte den Kopf und betrachtete die Beiden, bevor er vorsichtig nach Blaines Hand griff. „Vielleicht… ist Prinzessin Katherine dieser Mensch… Wir wissen es nicht. Schicksal ist merkwürdig. Vielleicht schickt es dir den Menschen, der dein Seelenverwandter ist eben auf diesem merkwürdigen Weg. Wer weiß das schon?“

„Ich“, meinte Blaine dann und schüttelte den Kopf, „Das ist nicht der Moment… Nicht das, wonach ich suche, aber… Das Ganze ist jetzt ja auch vollkommen egal… Sie wird bald hier sein, ich kann mich nicht wehren und in ein paar Wochen bin ich dann verheiratet. Also sollte ich mich von den Träumen verabschieden…“ Und damit ließ er die beiden auch einfach stehen. Wenn man eine Prinzessin begrüßen wollte, dann sollte man immerhin gut aussehen und dafür sollte man sich wohl noch einmal umkleiden…
 

Und während der Prinz noch nicht wahrhaben wollte, was sein Schicksal war und welches Spiel es mit ihm spielte, verbreitete sich die Neuigkeit von Prinzessin Katherines Ankunft und der damit wohl anstehenden mysteriösen Hochzeit wie ein Lauffeuer. Noch bevor die junge Dame am Schlosshof aus ihrer Kutsche stieg, redete bereits jeder im Dorf darüber, dass Prinz Blaine bald heiraten würde. Für den Klatsch und Tratsch des Städtchens ein willkommenes Geschehnis und für die älteren Damen im Dorf ein hochaktuelles Gesprächsthema. Aber für einen armen Müllerjungen ein ziemlich starker Stich ins Herz. Überall hörte er sie tuscheln und wie froh sie für den Prinzen waren. Wie wunderbar es wäre die beiden zusammen zu sehen. Die Prinzessin sah ja auch so wunderschön aus. Sie würde sich gut neben Prinz Blaine machen. Immer weiter redeten sie. Wie schön erst die Hochzeit sein würde und all dies… Und Kurt hörte sich alles an, als er auf dem Markt für das Abendessen einkaufte. Was sollte man auch tun? Er hatte es gewusst. Es war nur ein Moment gewesen… Es war nicht sein Schicksal. Er war nur ein Bauer und er hatte keinen Platz im Schloss, in der hohen Gesellschaft. Das war nicht sein Schicksal…

„Kurt, was schaust du die armen Kartoffeln so grimmig an?“, fragte sein Vater ihn am Abend als sie zu Tische saßen. Er schwieg, aber irgendwann hatte sein Vater genug. Er schlug einmal auf den Tisch und schon hatte er Kurts Aufmerksamkeit.

Der Junge seufzte und sah wieder auf seinen Teller. Seit Minuten stocherte er in dem Gemüse herum, ohne auch nur ein Gabel zum Mund zu führen. Er hatte keinen Hunger. Er wollte nicht essen. Am besten gar nichts mehr essen. Dann hätte er vielleicht Glück und wäre bis zur Hochzeit verhungert. „Ich… Ich habe einfach nur viel im Kopf… Die Leute reden alle über den Prinzen und seine Hochzeit… Es wird das Ereignis und… Keine Ahnung… Ich denke nur viel nach…“, Kurt blickte seinen Vater an und lächelte müde.

„Du willst hin, oder?“

„Was? Was meinst du?“, verwirrt sah Kurt ihn an und schüttelte den Kopf, „Nein, nein, das siehst du falsch…“

„Doch, das sehe ich schon richtig“, sein Vater seufzte schwer und lächelte ihn an, „Du hast schon seit du klein warst, immer zum Schloss gewollt. Und ich sehe doch, wie du dir die Einrichtung ansiehst, immer wenn wir da sind. Und so eine Hochzeit… So ein großes Ereignis. Du willst dabei sein. Das ist doch ganz klar…“

Fast schon panisch schüttelte den Kopf: „Nein, Vater… Bitte… Das muss dieses Mal wirklich nicht sein!“, er hob die Hänge und versuchte irgendwie abzulenken, aber sein Vater war da sehr bemüht und er konnte ihm nicht sagen, dass er eigentlich gar nichts von dieser Hochzeit mitbekommen wollte. Er wollte einfach gar nicht wissen, dass sie stattfand und weiter machen.

„Kurt, rede nicht so einen Unfug! Du musst deinen alten Herren nicht schonen“, sagte jener dann bestimmt und lächelte seinen Sohn an, „Irgendwie wird das schon möglich sein. Und morgen solltest du dir auch einen Tag frei nehmen und dich in der Stadt umschauen… Diese schicke Prinzessin wird da doch sicher zu sehen sein! Das solltest du dir unbedingt ansehen! Einen Tag schmeiß ich die Mühle eben allein!“ Es war so unglaublich lieb, dass es dem Sohn die Tränen in die Augen trieb und das war gut, denn gerade wollte er wirklich nur noch heulen…
 

Sie sahen so glücklich aus. Sie sahen so aus, wie sie dort auf dem Markplatz standen. Mehr Schein als Sein. Mehr Punkt als Wahrheit. Der stattliche Prinz und die überirdisch schöne Prinzessin. Gemeinsam. Sie an seinem Arm. Und sie sahen so glücklich aus. So herzbrechend glücklich. Kurt konnte den Anblick nicht ertragen. Aber was sollte man tun? Kein Laden hatte offen, während die beiden ihr „Glück“ auf dem Markplatz präsentierten. Gemeinsam standen sie da und alle jubelten. Die beiden, eng beieinander und sie sahen so gut nebeneinander aus. Da hatten alle Recht. Seine starke Statur, ihr weiches Gesicht, die runden Lippen, das glänzende Haar…

Man wurde schon fast grün vor Neid. Und Blaine sah ihn nicht einmal! Immer wieder ging der Blick des Prinzen durch die Menge, aber er blieb nirgends hängen und Kurt ging unter in der Masse. In der euphorischen Masse, die ihren Prinzen und ihre baldige Prinzessin bejubelten, dass einem schlecht werden wollte. Die wenigen Kartoffeln, die in Kurts Magen gefunden hatten, wollten zurück an die Oberfläche und sich erkenntlich zeigen.

Und irgendwann ertrug er das alles nicht mehr. Er verließ den Markplatz, als das glückliche Paar noch da stand und in Bewunderung badete und Kurt spazierte durch den Wald. Am hellen Tag war es im Wald um das Schloss sicher. Und er musste die Zeit verbringen. Er konnte noch nicht zurück nach Hause, nicht nachdem sein Vater sich abmühte, damit er die glückliche Braut aus nächster Nähe sehen konnte. Und das obwohl er einfach nur möglichst weit von ihr weg sein wollte… So ging er durch die Wälder, besah sich das schöne Schloss von außen, das er ja doch immer nur als Bauernjunge betreten würde, bis es langsam dämmerte. Gerade als er sich auf den Heimweg machen wollte, hörte er in der Nähe ein dumpfes Geräusch, ein leises, helles Fluchen und ein Rascheln.

Aus Neugierig und Angst folgte er mit Geräusch und lief dorthin und dem Grund für den Lärm nachzugehen. Dort an der Quelle angekommen, wollte ihm die Augen ausfallen. „Prinzessin Katherine?“, fragte er geschockt, wie sich die edle Dame aus dem Busch befreite und aufrichtete.

Ihre Augen blickten ihn erschrocken an, sie weiten sich, als wollten sie alle Helligkeit der späten Stunde einziehen. „Du hast mich nie gesehen, Bauer!“, sagte sie ernst, nahm ihren Rock in die Hände und lief davon; tiefer in den Wald…

Kurt sah ihr nach, dann ging sein Blick nach oben. Dort stand ein Fenster offen. Passierte hier, was er dachte? War die Prinzessin dabei zu fliehen? Was kümmerte ihn das? Aber auf der anderen Seite… Es wurde dunkel und es war gefährlich. Und auch wenn Kurt vermutete keine Hilfe zu sein, war sein Reflex ihr nach zu eilen, in der Hoffnung sie zum Umdrehen zu bewegen…
 

Sie sahen so glücklich aus, aber keiner von ihnen war es gewesen. Blaine schon gar nicht. Er hasste diesen Moment. Alle starrten ihn an, als wüssten sie besser über sein Leben Bescheid. Er wollte diese Frau u nicht heiraten. Er wollte jemanden heiraten, den er wirklich liebte und er liebte diese Frau nicht. Vielleicht würde er irgendwann so etwas wie Freundschaft oder leichte Zuneigung für sie empfinden, aber in diesem Moment wollte er das alles nicht. Es war nur Zwang. Die Anordnung seines Vaters und eine schlechtere Grundlage für Ehe gab es nicht…

Nach einigen Stunden war es vorbei. Blaine brachte seine zukünftige Braut zurück ins Schloss. Langsam wurde es bereits dunkel und er selbst machte sich auf zum Trainingsplatz. Nick war weg, er hatte keinen Partner, aber die Holzpuppe würde sicherlich auch ein bisschen Wut abkönnen.

Doch offenbar sollte er gar nicht so allein bleiben, wie er es war, als er im Hof stand. Jemand tauchte hier ihm auf und sprach ihn offen an. „Prinz Blaine? Ich muss mit euch sprechen!“, aber es versprach ein eigentümliches Gespräch zu werden, denn als Blaine sich umdrehte, zeigte die Spitze einer Lanze auf ihn.

„Und was ist Euer Anliegen, Sir…?“, fragte er ruhig und legte eine Hand an den Griff seines Schwertes.

„Sir David und ich fordere Euch Kampf heraus! So leicht bekommt Ihr meine Katherine nicht! Erst einmal müsst Ihr mich besiegen, um sie Euch zu verdienen!“, stellte sich der Fremde vor und umklammerte seine Lanze mit beiden Händen. Das war eine offizielle Herausforderung und Blaine konnte nicht einmal darauf etwas erwidern, wie es sich gehörte, als der Angreifer bereits auf ihn zustürmte, wie er mit der Lanze noch ihm stieß und versuchte ihn zu verletzen. Erstaunt betrachtete der Prinz ihn, während er auswich und das Schwert auch endlich zog. Was sollte er auch anders tun, jetzt war es wirklich an der Zeit sich zu verteidigen, denn dieser junge Mann schien nicht auf Frieden aus zu sein. Aber was meinte er eigentlich damit, dass Katherine ihm gehörte…

Aber zum Fragen blieb nicht lange Zeit, denn immer wieder kam die Lanze dem Prinzen bedenklich nahe. Er verstand nicht, was dieser Fremde von ihm wollte. Aber nun war es wirklich an der Zeit auch zurück zu schlagen. Ein Anhänger von Gewalt war Blaine nicht, doch diese Situation erforderte Mittel und er wollte wirklich nicht aufgespießt werden, wegen einer Frau, die er gar nicht wollte… Oder einem Irren, der nicht die Zähne auseinander bekam… Also blieb ihm keine Möglichkeit, dem ehrenhaften Kampf um die Braut zu entgehen. Denn Verlieren war auch so beim besten Willen, nicht Blaines Option.

Selbst wenn die Lanze einen räumlichen Vorteil gegen das Schwert des Prinzen hatte, war Blaine seit Jahren geübt. Man musste nicht, wo Nick gerade war und man wollte nicht das Schlimmste denken, aber allein bei dem Gedanken an das, was sein Freund gerade durchstand, konnte Blaine nicht anders, als diesen Kampf ernst zu nehmen und mit Sir David auszufechten. Dieser schlug sich gut, doch auch ohne, dass Blaines Herz für diese Dame da war, er gab nicht auf und hielt dagegen. Diese Prinzessin, die wohl etwas mit diesem Ritter zu tun hatte…
 

„Bitte, bitte, bleib stehen! Es ist gefährlich, verdammt!“, schrie Kurt eben jener Prinzessin hinterher, wie sie weiter durch den Wald eilte. Wenigstens waren sie noch dicht am Schloss, da war es relativ sicher. Aber je weiter sie sich entfernten, desto unheimlicher wurde es, und da ging die junge Dame auch zu Boden. Kurt war verdammt froh. Warum hatte er sie auch nicht einfach gehen lassen? Wie hasste er diese Frau doch! Sie nahm ihm seinen Traum weg… Auch wenn sie nichts dafür konnte, aber dank ihr konnte er nicht einmal mehr davon träumen, dass der Prinz ihn je wieder ansehen würde! Das war nicht gerecht, das durfte sie nicht! Wie konnte sie bloß alles haben und nun auch noch so durchdrehen? Nun auch noch sie beide in Gefahr bringen, wegen… Ja, was eigentlich? Wahrscheinlich gefiel ihr die Farbe der Hochzeitstorte nicht! Prinzessinnen waren ja so schrecklich anstrengend! Und gerade als er weiter poltern wollte, als er diesem verzogenen Gör sagen wollte, was hier eigentlich gerade passierte, wurde der Bauernjunge von dem getroffen, was hier eigentlich passierte. Hart…

Denn dort saß sie am Boden und weinte. Und nicht so, als wenn jemand auf ihr Kleid getreten wäre. Wirklich und bitterlich. Mit einem Mal fühlten sich auch all die bösen Gedanken, die er gehabt hatte schlecht an und er trat vorsichtig näher zu ihr. „He… Prin… Prinzessin Katherine? Alles in Ordnung bei Euch?“

Ihre Augen waren geweitet, nass und rot, als sie zu ihm aufblickte. „In Ordnung? Was zur Hölle soll in Ordnung sein?“, kreischte sie verzweifelt und schüttelte sich.

„Aber… Ist Euer Leben nicht so, wie es sein sollte? Ihr seid wunderschön, jeder bewundert Euch und Ihr werdet den Prinzen heiraten, ist das nicht –“, mit einem Mal brach es noch mehr aus der zierlichen Dame heraus und Kurt wunderte sich, wie laut sie plötzlich werden konnte!

„Ach, was soll das denn alles? Schönheit ist vergänglich! Bewunderung auch! Und die Hochzeit? Oh wunderbar, mit einem Mann am Altar zu stehen und an einen anderen zu denken! Siehst du nicht, dass all der Schein nur eben das ist? Ich will Prinz Blaine heiraten, ich will weg hier! Sollen mich die Wölfe fressen oder die Banditen aufschneiden! Ich will nur nicht heiraten… Ich will ihn nicht heiraten… Das kann ich nicht, wenn mein Herz einem anderen gehört… Ich kann es nicht!“, erklärte sie verzweifelt und richtete sich wieder auf. Sie klopfte sich den Staub von dem Kleid und schüttelte sich. „Mir tut nur leid, dass du… mir gefolgt bist… Lauf zurück, vergiss, dass du mich gesehen hast und überlass mich meinem Schicksal, aber ich kann nicht im Schloss bleiben und heiraten… Alles andere ist mir egal…“ Und da wollte sie sich abwenden, doch Kurt griff nach ihrer Hand.

„Halt…“, wandte er ein und blickte sie an. Direkt in ihren verweinten und feuchten Augen, „Du… willst ihn nicht heiraten?“

„Hörst du schwer? Ist das bei euch so? Nein, ich will ihn nicht heiraten!“

„Warte… Dieser andere, von dem du sprachst. Er ist der Grund, warum du nicht heiraten willst. Wo ist er? Und warum heiratest du ihn nicht? Wären die Probleme nicht dann gelöst?“, fragte Kurt verwirrt und seufzte leicht. Immer hatte man nur Ärger mit Prinzessinnen. Wie Recht er damit hatte, konnte er in diesem Moment noch nicht einmal vollständig erahnen…

Katherine seufzte schwer und schüttelte den Kopf. „Du hast Recht, es würde… Es würde alle Probleme lösen, aber er… Er will mich nicht. Er will mich nicht mehr“, und statt weiter davon zu laufen, sank sie wieder zu Boden und begann zu weinen.

„Was soll das wieder heißen?“, fragte der Müllersohn nach.

„Das heißt, dass er mit heiraten wollte!“, fauchte sie und verdrehte die Augen, „Er wollte! Zumindest hat er das immer gesagt… Er hat immer gesagt, er würde… Und dann sagte mein Vater, ich solle hierher. Ich wollte nicht. Ich wollte Blaine nicht heiraten. Aber mit einem Mal… hat er mich fallen lassen. Ich dachte, er liebt mich. Ich dachte, er will mich heiraten. Aber mit einem Mal… Er ließ mich gehen! Er sagte, er würde mich gehen lassen! Gehen lassen! Als hätte er mich nie geliebt… Er hat nichts getan. Er hat einfach zu gesehen, wie sie mich Tage später hierher brachte. Es interessiert ihn nicht!“ Sie sah schrecklich verletzt aus. Noch verletzter als Kurt sich in den letzten Stunden gefühlt hatte. Sie war wirklich verliebt, und dieser Mann hatte sie fallen gelassen. Ohne erkennbaren Grund. Immer wieder regte sie sich über seine letzten Worte auf. „Ich lasse dich gehen!“, wiederholte sie immer wieder bissig, dann traf ihn zitternder Blick wieder den von Kurt. „Er war meine wahre Liebe… Selbst wenn er mich nicht will… Ich kann keinen anderen heiraten. Er ist meine wahre Liebe…“
 

„Hast du jetzt genug?“, fragte Blaine erschöpft, als er dem Angreifer seine Klinge unter den Hals hielt. Sein Herz pochte wie wild, eine ganze Zeit lang hatten sie das Metall immer wieder gegeneinander schlagen lassen, waren um einander herum getänzelt und hatten versucht den anderen zu Fall zu bringen. Endlich war es ihm gelungen, erst mit einem Schlag die Lanze des Feindes mit einem kräftigen Angriff aus seiner Hand zu befördern und dann soweit nachzusetzen, dass Sir David zu Boden ging und nun die Waffe des Prinzen unter seiner Kehle hatte. Aber die Erschöpfung stand auch Blaine im Gesicht.

„Ihr… Ihr habt gewonnen, Prinz“, stotterte der Ritter erschrocken, „Aber… Aber das darf nicht sein! Ich darf sie nicht verlieren! Nicht schon wieder!“, jammerte er und ließ sich vollständig in den Staub sinken.

Blaine seufzte schwer: „Was ist hier eigentlich los? Erzähle dich! Aber schnell!“

„Aber…“, David schien erstaunt zu sein, als er sich langsam aufrichtete und zu dem Prinzen hinaufsah, der ihn noch ein weiteres und dieses Mal zum letzten Mal aufforderte, ihm die Wahrheit zu erzählen. „Prinzessin Katherine… ist die Frau, die ich liebe“, gestand er und seufzte schwer, „Schon seit einem Jahr treffen wir uns heimlich… Sie ist die schönste und klügste, stärkste Frau, die ich kenne… Sie ist vollkommen. Und ich? Ich bin nichts… Ich bin nur ein einfältiger Ritter, der nie ausgezeichnet werden wird… Ich habe keine Zukunft, ich bin schlecht mit der Lanze und mein Pferd hört nicht mal auf mich! Das einzige, das ich in meinem Leben hinbekommen habe… war Prinzessin Katherine zum Lächeln zu bringen…“, er seufzte und schloss die Augen, „Vom erste Moment an wusste ich, sie ist die Frau, die ich liebe und keine andere…“

„Und jetzt?“, fragte der Prinz und steckte bereits das Schwert weg, wie er dem anderen sogar helfen wollte. Denn dieser sprach dort von wahrer Liebe… Das, wonach auch dieser Prinz suchte.

„Ich… Nun… Als ihr Vater das Angebot Eures Vaters bekam, wusste ich, dass das ihre Chance auf das Leben ist, das meine Katherine verdient. Das Leben, das ich ihr nicht bieten kann… Ich wollte sie lieber gehen lassen, als sie an ein armseliges Leben mit einem wie mir zu binden… Aber kam dass sie abgereist war, wusste ich, was ich für einen Fehler begangen habe… Ich… Ich kann sie Euch nicht heiraten lassen! Sie gehört zu mir… Und wenn ich schon im Kampf unterlegen bin… Dann lasst mich ihr wenigstens sagen, was ich fühle, bevor sie Eure Frau wird…“, bat David und rutschte auf die Knie, „Bitte, Prinz… Ich muss sie nur noch einmal sehen und es ihr sagen…“

Blaine betrachtete den jungen Mann am Boden und musste leicht lächeln. Der Ritter beschrieb, was er wollte. Das, wovon jeder ihm sagte, dass es unmöglich war, aber dieser Ritter hatte es. Er hatte seine wahre Liebe gefunden und dann wäre es auch für ihn möglich. „Ich nehme dir deine Liebe nicht weg“, versprach Blaine und half ihm dann auch schon auf. „Ich werde sie dir nicht wegnehmen. Sie gehört zu dir, wenn sie dich auch liebt…“

David bekam große Augen: „Wie… Wirklich?“, fragte er erschrocken und viel erneut auf die Knie um die Hand des Prinzen, die ihm gerade noch geholfen hatte mit Küssen zu bedenken, „Danke… ich meine… Vielen Dank… Mein Herr, ich weiß nicht, was ich sagen soll… Außer danke… Ich kann das nie wieder ausgleichen.“

„Das musst du nicht“, erklärte der Prinz, „Du hast mir gezeigt, dass wahre Liebe existiert. Ich kann es in deinen Augen sehen. Und ich werde dir zeigen, wo sich deine Liebste befindet…“ Doch als sie vor den Gemächern der Prinzessin ankamen, waren diese leer. Keine Person war in ihr, aber das Fenster stand weit auf und die kalte Abendluft strömte nach Innen in das Zimmer.

Bestürzt rannte David zum offenen Fenster, stürzte sich auf dem Sims ab und regte den Kopf nach draußen, als würde er am liebsten hinterher stützten, was auch immer passiert sei. Und dann begann er damit den Namen seiner Liebsten in den Himmel zu schreien. Blaine stürmte ihm nach und zog ihn zurück. „Verdammt noch mal! Ruhe! Oder willst du das ganze Schloss in Aufruhe versetzten?“

„Aber Prinzessin Katherine…“

„Prinzessin Katherine ist nicht hier. Und du hast keine Ahnung, was mein Vater tut, wenn er das rausfindet! Was ihr Königreich tut, wenn das jemand herausfindet, bevor wir sie gefunden haben! Ich bin mir sicher, dass sie keinen Krieg riskieren wollen oder etwas ähnliches, aber ich verspreche dir, dass nichts davon schön wird, wenn wir sie nicht zuerst finden!“, erklärte Blaine ihm aufgebracht und verdrehte die Augen, „Denn wenn das passiert kann ich dir versprechen, dass du auf direktem Weg ins Gefängnis wanderst und ich vermute, dass dir die Amre deiner Liebste als neues Zuhause sicherlich lieber sind…“

Dem Ritter stockte Atme und er schüttelte erstaunt den Kopf. „Warte… Du willst mir noch weiter helfen?“

„Ja… Und jetzt komm… Vom Rücken meines Pferdes werden wir sie schneller finden. Hoffen wir einfach, dass sie noch nicht weit gekommen ist…“

„Und wie wollen wir sie finden? Der Wald ist riesig…“

„Wir durchkämen die Gefilde des Waldes, in denen sie die größere Chance hat zu überleben“, meinte Blaine kühl, „In den anderen müssen wir gar nicht erst suchen, das wäre vergebens…“
 

Erstaunt sah Kurt die junge Frau an. „Ich… Ich kann Euch verstehen“, sagte er ruhig und setzte sich neben sie, „Ich bin auch verliebt… Unglücklich verliebt“, gestand er an und lächelte sie ruhig von der Seite an.

Die Prinzessin trocknete ihre Tränen und bekam große Augen: „Was ist passiert?“, fragte sie erschrocken, „Hat sie dich auch einfach verlassen?“

„Nein… Nein, so ist es nicht. Ich denke… Wir hatten nie etwas zusammen… Es war nur ein kurzer, wunderschöner Moment und eine Hoffnung, die schon so lange in mir schläft. Auf wahre Liebe. Ich dachte, er könnte es sein…“

„Und was hat er gemacht?“, fragte Katherine nach und Kurt wollte nicht antworten, doch sie harkte immer weiter nach.

Schließlich musste er nachgeben: „Er… Er hat eingewilligt eine andere zu heiraten…“

„Oh das ist…“, mit einem mal stockte die Prinzessin und schüttelte den Kopf, „Das ist ein merkwürdiger Zufall.“

„Weniger Zufall als Schicksal“, wandte Kurt ein.

„Und trotzdem läufst du mir nach und tröstest mich?“

„Was sollte ich denn tun? Es ist gefährlich hier. Für mich übrigens auch, wir sollten schnell zum Schloss“, meinte Kurt und sprang auf, seine Wangen waren inzwischen rot. Er verriet sich offenbar doch verdammt schnell. Erst hatte Jeff ihn durchschau und nun diese Prinzessin. Die Dame, die er vor einigen Stunden noch gehasst hatte und nun. Er hielt ihr die Hand hin und wollte sie zurück zum Schloss bringen, doch sie schüttelte den Kopf.

„Wann hast du gemerkt, dass du in den Prinzen…“

Kurt schüttelte den Kopf: „Bitte, es ist albern und hoffnungslos…“

„Nichts ist hoffnungslos“, erklärte Katherine und seufzte, „Ich liebe keinen Edelmann, ich liebe einen Ritter… Eigentlich ist er gar kein Ritter“, meinte sie mit einem Lächeln, das Kurt so noch nie gesehen hatte, es war ein Strahlen, aber anders als das, das sie auf dem Markplatz gezeigt hatte. Es war ein echtes Lächeln und echtes Glück.

„Was ist er dann?“

„Er ist Knappe… Er gibt sich nur hin und wieder als Ritter aus, weil… Ich weiß es auch nicht. Er sieht manchmal nicht, wie wundervoll er ist. Man muss ihn ehrlich gesagt oft daran erinnern“, seufzte leicht und strich mit ihren Händen über das Gras. Als ich ihn das erste Mal sah, wusste ich es… Es war Schicksal. Wie war es bei dir?“

Kurt lächelte sanft und setzte sich wieder neben sie. „Es war Schicksal“, nickte er ruhig, „Und ein Unfall… Aber in dem Moment, in dem er vor mir stand und in meine Augen sah… Ich habe es Gefühl, all die Hoffnung, aber auch das echte… Das Herzklopfen, all das Wunderbare, das sich hinter seinen Augen versteckt… All das, ich habe geglaubt ich konnte es sehen… Wie habt Ihr ihn getroffen?“

„Es war an dem Tag, an dem er durch die Prüfung zum Ritter gefallen war. Ich sollte die Rekruten beglückwünschen. Ganz offiziell, aber… Ich weiß nicht, was mich davon fernhielt. Wahrscheinlich hatte ich Angst. Mein Vater sprach zu der Zeit oft vom Heiraten und ich wollte nicht. Ich lief davon, in den Wald und da war er… Betrübt durch die Niederlage. Ich sah ihn dort und irgendwas ist in diesem Moment passiert, als er sich zu mir umdrehte und mich auch ansah… Und seitdem haben wir uns heimlich getroffen… Eigentlich wollte er mich dieses Jahr endlich heiraten, aber… Den Rest kennst du…“

„Ihr solltet zurück und noch einmal mit ihm reden. Und mit Prinz Blaine“, sagte der Bauernjunge bestimmt, „Er wird es verstehen… Da vertraue ich drauf“, ernst sah er sie an.

„Ja, das sollte ich. Und du solltest auch mit ihm reden“, erwiderte sie und hielt ihm die Hand hin, „Lass uns gemeinsam aufbrechen“, bat sie ihn, doch gerade als sie aufstehen wollte, kam jemand durch das Dickicht gestolpert und richtete sein Schwert auf sie.

„Heute muss mein Glückstag sein“, erklärte der Bandit freudig und rieb sich die Hände, „Prinzessin Katherine… Das wird ein schönes Sümmchen geben, wenn dein Vater dich wiederhaben will!“, meinte er lachend, während er die beiden Opfer zum Aufstehen zwang. Kurts Augen weiteten sich. Er hatte gewusst, dass der Wald nicht sicher war. Sie waren gerade weit genug vom Schloss entfernt, dass es die Banditen anzog. Wenigstens waren es keine Wölfe, die hätten sie längst zerfleischt. Aber dieser Mann würde sie wenigstens nicht umbringen. Die Prinzessin musste am Leben bleiben. „Sag mal Junge, kann man mit dir was anfangen?“ Leider schien Kurts Zukunft nicht ganz so rosig auszusehen…
 

„Sagt, Prinz… Glaubt Ihr… Also… Denkt Ihr wirklich, dass Prinzessin Katherine in Gefahr ist?“, fragte David etwas erschrocken und hielt sich an dem anderen fest, während sie durch den Wald ritten.

„Wenn sie in diesem Abschnitt, hat sie zumindest von den Wölfen nichts zu befürchten… Dann könnten wir nur ein paar Banditen begegnen…“, erklärte Blaine ruhig, „Warum?“

„Ich… Ich bin wie gesagt nicht der beste Kämpfer…“

„Also, man sagte mir, dass euer Land nicht viel zu bieten habe, aber wenn so eure Ritter aussehen, hat Sebastian vielleicht sogar Recht damit, dass es keine gute Verbindung für unsere Seite ist“, dachte Blaine laut nach und seufzte.

David sah verlegen zum Boden. „So dürft Ihr das nicht sehen… Ich… Ich bin kein Ritter… Ich bin vor nicht einmal einer Woche erneut durch die Prüfung gefallen. Als Einziger…“

„Du weißt, dass es strafbar ist, dich mit so einem Titel zu schmücken, der dir nicht gehört…“

„Ihr hättet mich doch verspottet, wenn ich Euch als einfacher Knappe herausgefordert hätte!“

„Mit Sicherheit.“

„Sehr Ihr… Niemand nimmt einen wie mich ernst… Wie soll ich da eine Prinzessin heiraten? Das war eine dumme Idee… Wir sollten umkehren…“

„Erst einmal versichern wir uns, dass es der Prinzessin gut geht“, wandte Blaine ein und verdrehte die Augen, „Und… Du hast einen Prinzen, der über sein halbes Leben lang nur von den Besten ausgebildet wird, zum Duell gefordert… Das ist Mut, der einem Ritter würdig ist…“

„Meint Ihr?“

„Zumindest ist es ein Anfang“, stimmte der Prinz trocken zu und seufzte einen Moment, bevor er etwas entdeckte. Er hielt das Pferd an. „Da vorne sind Menschen…“, erklärte er ruhig und drehte sich um, „Absteigen, das wird mit dem Pferd zu schwierig…“ Er konnte spüren, wie der Andere zitterte. So viel zu dem Mut. Aber es war nun einmal, wie es war. Langsam stiegen die beiden ab und Blaine band sein Pferd an einem Baum fest. „Ruhig, meine Schöne… Wir sind gleich wieder hier…“

Erstaunt beobachtete David ihn und dann folgte er dem Prinzen, wie er langsam auf die Personen zuging. „Du kümmerst dich um die Prinzessin… Ich nehme mir den Banditen vor… Er ist allein…“

„Äh… Ja, natürlich…“, stotterte der Knappe und schluckte hart. Blaine sah sich noch einmal um und seufzte nur, bevor er das Schwert zog und auf die Lichtung trat. David folgte ihm nicht. Er konnte nicht. Seine Beine zitterten und sein Herz raste. Er konnte dort nicht vor den Banditen treten. Und er konnte auch Katherine nicht unter die Augen treten. Aber er schlich vorsichtig zwischen den Büschen hin und her, so dass er etwas dichter an seine Liebste heran kam. Gemeinsam mit einen anderen Mann war sie an den Baum gefesselt. Er müsste nur wenige Schritte nach vorne treten und dann wäre er bei ihr… Aber seine Beine bewegten sich nicht. Wie könnte er das tun? Wie könnte er sich ihr jemals wieder näher, nach allem, was er getan hatte? Nachdem er sie beinahe von ihrer Zukunft abgehalten hatte? Nachdem er genau das doch auch eigentlich gerade tun wollte. Und während er in seinem inneren Kampf gefangen war, kämpfte der Prinz mit dem Räuber…

Dieser sah sich im ersten Moment noch nach seinem Begleiter um, doch dann setzte der Räuber auch schon zum Angriff an und Blaine musste sich verteidigen. Der Bandit war geübt mit seinen Schwerter und Blaine hatte es schon reichlich schwerer als gegen den angeblichen Ritter zuvor, aber auch gegen diesen Räuber gewann er nach einigen Hieben die Oberhand.

„Prinz Blaine…“, hauchte Katherine erschrocken und betrachtete die beiden Kämpfenden, „Er… Ist er gekommen, um mich zu retten?“, ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen, dann sah sie zur Seite, „Tut mir leid…“

Ja, das machte es nicht im Geringsten besser, wahrhaben zu müssen, dass der Mann, in dem man sich verliebt hatte, hier war um eine andere zu retten. Dann war es vielleicht doch von seiner Seite aus echter, als man es hoffte. Und Kurt tat das weh, auch wenn er irgendwo auch froh war den stattlichen Prinzen vor sich zu sehen und zu sehen, dass er kämpfte um sie zu retten, auch wenn er wegen der Prinzessin hier war… „Ist in Ordnung…“, flüsterte er und lächelte sie an, „Es war schon nett genug von Euch mich als euren königlichen Berater auszugeben, damit er mich nicht gleich aufspießt… Ihr habt mir das Leben gerettet, Prinzessin. Das ist viel mehr als ich erwarten kann…“

„Und du hast mein Herz gerettet…“, gab sie zurück, „Ohne dich… Ich weiß nicht, was ich tun würde…“

„Wenigstens überleben wir das jetzt beide…“, meinte Kur lächelnd und sah wieder zu seinem Angebeteten, der gerade dabei war den Räuber immer weiter zurück zu drängen. Es war auch nicht nett vom Schicksal, dass dieser Mann so gut aussehen musste, und dass er so stark war und das erste Licht der Stern schon auf ihn fiel… Und gerade als man in seinem Träumen versinken wollte, stand dieser Bandit vor ihnen und hielt eines seiner Schwerter an Katherines Hals.

„Keinen Schritt weiter!“, rief er erschöpft zu Blaine hinüber, „Einen Schritt noch und Ihr könnt zwei Völkern erklären, warum die liebreizende Prinzessin tot ist. Und nun Waffe weg“, fuhr er den Prinzen an und begann langsam wieder dreckig zu grinsen, „Das ist wirklich mein Glückstag, ich bekommen Lösegeld für das jetzt um feierte königliche Traumpaar!“

Blaine schluckte und sah dem Verbrecher direkt ins Gesicht. Er folgte seiner Klinge und nickte. „Ist gut… Ich ergebe mich, aber nimm die Waffe weg von ihm Hals!“, sagte er und warf das Schwert vor sich auf den Boden. So war das nicht gedacht. Wo zum Teufel war nur David?

David stand noch immer hinter den Bäumen und beobachtete die Szene. Und er traute sich nicht etwas zu tun. Er traute sich nicht vor Katherine zu treten, dabei war sie die Frau, die er liebte. Weil sie die Frau war, die er liebte und niemand anderes. Er liebte sie zu sehr, als dass er ihr noch einmal im Weg stehen wollte. Und Blaine würde das alleine schaffen. Er würde sie retten und sie würde sich in ihn verlieben und dann könnten sie glücklich werden. Und er würde niemandem im Weg stehen. Aber als dieser Verbrecher mit einem Mal die Klinge auf Katherine richtete, setzte es bei dem Knappen aus. Und er wusste, was er zu tun hatte. Er lief zwischen den Bäumen hervor und ohne nach zudenken, stand er von hinten auf den Banditen und riss ihn zu Boden. Das Gesicht des Übeltäters knallte auf den Waldboden und David thronte über ihn und drückte ihn nach unten. Erstaunt sahen alle Augen zu ihm. Blaine reagierte jedoch sofort, hob sein Schwert wieder auf und richtete es auf den Verbrecher, so dass David wieder aufstehen konnte. Einen Moment lächelten sich die beiden Männer an, dann deutete Blaine auf den Baum, während er sich darum kümmerte, dass der Verbrecher ruhig gestellt und gefesselt wurde.

„David! David, was machst du denn hier?“, fragte Katherine erschrocken, als der Knappe auf sie zu stolperte und sich dann daran machte, die Seile zu lösen.

„Ich…“, verlegen sah er sie an, „Ich konnte nicht… Ich konnte dich nicht gehen lassen. Ich hasse mich dafür, dass ich dir nicht das Leben bieten kann, das du verdienst, aber ich liebe dich! Schon kurz nachdem ich dich gehen lassen habe, habe ich es bereut und al s du dann das Land verlassen hattest, musste ich dir hinterher… Ich… Ich weiß, dass ich kein Recht darauf habe, aber Katherine, du bist die Liebe meines Lebens… Ich werde nie ein guter Ritter sein, aber… Ich kann ein guter Ehemann sein und ich werde alles daran tun, damit du glücklich sein kannst… Jeder Moment ohne dein Leben ist verschenkt, das ist mir jetzt klar… Und wenn du mich nicht willst, ist das in Ordnung, aber… Ich musste dir das sagen und ich kann nur hoffen, dass wenn du dich für ihn entscheidest, Prinz Blaine dich so glücklich machen kann, wie ich es gerne würde…“

„David… Soll das heißen, dass du…“, setzte die Prinzessin ruhig an und legte den Kopf schief, wie ihr Liebster noch ein wenig vor sich hin stotterte und schließlich aus einer Tasche einen kleinen Ring hervornahm. „Katherine… Prinzessin Katherine… würdest du mir die unbeschreibliche Ehre erweisen und meine Frau werden?“

Auf die zarten Lippen der Prinzessin legte sich ein Lächeln. Sie schüttelte leicht den Kopf und sah den Knappen an. Sanft legte sie eine Hand an seine Wange: „Mir ist egal, wer du bist oder was du kannst… Solange du mich liebst, David…“, sagte sie ruhig und langsam stiegen ihr die Tränen in die Augen, „Ja, ich will… Ja, ich will dich heiraten!“ Glücklich fiel sie ihm um den Hals, riss ihn zu Boden und drückte ihr Gesicht an seine Brust.

Kurt hatte die Beiden die ganze Zeit von Nahem beobachtete und lächelte. Das war er also, und er hatte sie gefunden und sie glücklich gemacht. Es gab also Hoffnung für die wahre Liebe und wie man davon sprach wandte sein Blick sich langsam nach oben und weg von dem Paar. Hin zu dem Prinzen, der dort ganz alleine stand, den Banditen zu seinen Füßen. Der Bauer vermutete, dass es ziemlich hart sein müsste, das nun zu sehen, aber zu seiner Überraschung lächelte der Prinz. Er lächelte dem Paar zu und dann wanderte auch sein Blick und er traf den von Kurt…

Blaine freute sich für die Beiden. Und ein wenig für sich selbst. Zumindest für dieses Mal war er um die Hochzeit herum gekommen, aber viel wichtiger war es, dass die Beiden sich wieder hatten und dass sie glücklich waren. Wahre Liebe. Blaine seufzte, es gab sie doch. Langsam hob er den Blick und dabei streifte er den Müllersohn, der ebenfalls von dem Banditen gefangen worden war. Er sah ihn an, direkt in seine Augen. Der Wind strich durch sein Haar, der Mond ging langsam auf und Blaines Herz setzte einen Schlag aus… Denn da war er. Der Augenblick, den er sich immer gewünscht hatte. Er war hier und dieser junge Mann war dort. Er saß da am Boden und lächelte, so sanft und zauberhaft, wie Blaine es noch nie in einem Leben gesehen hatte.

So, während zwei Liebende sich wiederfanden und Blaine dadurch die Verlobte geraubt wurde, fand der Prinz etwas ganz anderes, denn im steten Mondschein und der kühlen Abendluft, traf ihn das Schicksal und zeigte ihm seine wahre Liebe…

Kriegsverletzung und andere ritterliche Problem

Das Schicksal ist ein merkwürdiger Freund. Manchmal wartete es lange, bis es uns zu dem einen Menschen führt, und manchmal passiert es schnell. Manchmal zeigt es uns eine wunderbare Welt, ein gutes, neues Leben, nur um es uns kurz darauf wieder wegzunehmen. Manchmal schenkt es uns einen Moment und ein bisschen Hoffnung, nur damit wir sehen, wie unmöglich unsere Situation doch ist. Aber meistens trennt das Schicksal nur Menschen, die wieder zusammen finden sollen. Es schickt uns nur an Orte zurück, wenn wir dort noch etwas zu erledigen haben. Auch wenn dort nur der Tod auf uns wartete. So ist das Schicksal. Doch besonders grausam ist es erst, wann immer es Menschen zusammen führt, die nicht zusammen sein dürfen.
 

Es war nur eine einzige unachtsame Bewegung in diesem ausweglosen Kampf. Nick hatte gewusst, dass er dem hier nicht gewachsen war. Er hätte nur noch einen Moment gebraucht eine kleine Unachtsamkeit des Gegners und er hätte fliehen können, aber genau in diesem Moment, wurde er selbst unvorsichtig und der Feind riss ihm das Tuch, dass er vor sich gebunden hatte, vom Gesicht. Erschrocken stolperte Nick zurück und blickte den Feind mit großen Augen an.

„Du? Du…“, lachte der Gegner und schüttelte den Kopf, „Du dreckiger Verräter… Du mieser Feigling… Weißt du, wie lange ich hierauf schon gewartet habt?“

„Prinz, ich…“, Nick stolperte zurück, weiter an den Felsvorsprung heran und schluckte, „Bitte, ich…“

Der der Feind schwang seine Axt und schüttelte mit einem finsteren Grinsen den Kopf: „Dahin hast du dich verkrochen. Bei König Maxwell bist du untergekrochen. Du widerlicher Wurm… Letzte Worte?“

„Ihr seht das falsch!“

„Ich sehe das richtig. Du hast uns verraten und jetzt bist du wiedergekommen um uns erneut auszuspionieren? Es gibt Dinge, die sollte man nicht wiederholen, wenn wir schon so gnädig waren, dich leben zu lassen. Aber den Fehler, kann ich nun korrigieren. Auf Wiedersehen, Nick. Schade, dass du nicht sehen werden kannst, wie ich deine neue Heimat unterwerfe, aber ich schreibe dir einen Brief in das Reich der Töten. Da wird dein neuer König und Prinz ja eh bald hausen!“ Nick kniff die Augen zusammen und taumelte weiter nach hinten. Springen oder sich durchtrennen lassen? Seine Wahl fiel zu langsam aus, das traf die Axt des Angreifers seine Brust. Erschrocken und in der Hoffnung wich der Ritter nach hinten und stützte die Schlucht hinab. Mit einem letzten Blick auf das gehässige Grinsen des Feindes, wie er in die scheinbar bodenlose Tiefe stürzte…
 

Seit Nick weg war, schlief Jeff schlecht. Manche Nacht schlief er gar nicht. Dann stand er wach in seinem Zimmer ging immer wieder auf und ab, warf Kräuter und Tränke durch die Gegend und hatte einfach nur Angst. Angst, dass er nicht zurückkommen würde, Angst, dass es vorbei sein könnte, mit seinem Freund. Mit dem Mann, den er liebte. Mit seiner wahren Liebe. Nacht für Nacht wurde es schlimmer. Und immer näher rückte jener Tag, an dem Nick endlich zurück sein sollte und so sehr er sich auch freute, die Angst war auch da, dass er an jenem Tag nicht auftauchen würde. Jeff zitterte, blickte immer wieder aus dem Fenster und schüttelte den Kopf. Es regnete. Laut prasselte der Regen an das Fenster ab und an blitze es. Es war keine Nacht, in der man wach liegen sollte und sich um etwas sorgen sollte, auf das man doch keinen Einfluss hat, aber hier war er… Allein in seinem Zimmer und hörte dem prasselnden Regen zu, der ihm jede Hoffnung nehmen wollte. Als mit einem Mal…

Etwas klopfte an seine Tür. Und es war nicht der Regen. Es war um einiges lauter und kräftiger. Erschrocken hechtete Jeff zur Tür und öffnete sie und sein Herz blieb stehen. „Nick…“, hauchte er geschockt, „Nick, du bist zurück…“, murmelte er und starrte den Anderen an.

„Ja…“, murmelte dieser und drückte sich an ihm vorbei in das Zimmer.

„Wie lange bist du schon zurück?“, fragte Jeff aufgeregt, während er die Tür schloss und der Ritter sich taumelnd auf das Bett setzte.

„Ich weiß nicht…“, murmelte Nick und sah ihn aus müden Augen aus an, „Wie lange dauert es vom Hoftor in dein Zimmer… Es ist auf jeden Fall so lange…“

„Du… Du bist zuerst zu mir gekommen?“, Jeffs Herz schlug noch etwas schneller, wie er zum Bett trat und den Anderen glücklich ansah.

Der Ritter nickte. „Ja… Ich musste dich sehen, aber… Ich habe auch ein kleines Problem… Das ist nicht der Grund, warum ich hier bin, aber… wenn ich schon hier bin…“, murmelte er mit einem bitteren Lachen und nahm den Mantel, den er schon die ganze Zeit an seine Brust gedrückt hatte vorsichtig ab. Erst ja viel Jeff auf, dass der gute Stoff mit Blut getränkt war und da unter verbarg sich ein geöffneter Lederpanzer und eine beachtliche Wunde.

Jeff stockte der Atem. „Oh bei Gott im Himmel…“, murmelte er geschockt und seine Hände zitterten, „Okay… Ganz ruhig… Ich krieg das wieder hin… Zieh dich aus…“, stotterte er und kramte auf seinem Tisch nach den richtigen Sachen…

„Mach dir doch nicht gleich ins Hemd…“, lachte Nick und stöhnte kurz auf vor Schmerz, „Übrigens… Das Nachthemd steht dir…“

Mit roten Wangen griff Jeff nach den Utensilien und schüttelte den Kopf. „Du bist so albern… Was ist passiert? Wie hast du es zurück geschafft?“, fragte er dann besorgt, während er vor Nick alles aufbaute und ihm dann dabei half aus den oberen Schichten zu kommen. Die Wunde blutete stark und sah schlimm aus, und je mehr sie frei gelegt wurde, desto flacher wurde Nicks Atem.

„Ich weiß es selbst nicht so genau… Sie haben mich gefunden und angegriffen… Ich bin verwundet worden und rettet mich in dem ich einen Felsvorsprung herunterstürzte. Glücklicherweise landete ich dabei in einem See, der am Fuße des Berges lag… Und dann habe ich den schnellsten Weg zurück genommen. Sie haben mich nicht verfolgt…“, keuchte er und schloss die Augen, „Ich habe mein Pferd verloren… Deshalb musste ich zu Fuß gehen… Und dieser verdammte Regen hat es auch nicht besser gemacht… Entschuldige, dein ganzes Bett ist schon nass…“

„Ist schon gut…“, murmelte Jeff und versuchte so gut es ging die Wunde auszuwaschen, was dem anderen immer wieder ein schmerzvolles Stöhnen entlockte, „Die Wunde ist ziemlich tief… Das muss ein guter Kämpfer gewesen sein. Aber du hast Glück gehabt und du bist rechtzeig hier, das kriege ich hin…“, stellte Jeff fest und begann damit die Verletzung weiter zu behandeln und langsam wieder die Haut aufeinander zu legen…

„Ja, das war er… Ein Wahnsinniger, aber auch so schrecklich gut…“, murmelte Nick bitter.

„Wie bitte?“, fragte Jeff erschrocken nach.

„Nichts , nichts… Sachen, die ich mit dem König besprechen muss“, erwiderte Nick und stöhnte auf.

„Tut mir leid…“, hauchte Jeff und blickte unsicher zu seinem Freund auf, als er vorsichtig die letzte Schicht der Salbe auf Nicks Brust verteilte und so langsam wich die Sorge, dass sein Freund nicht überleben könnte, und mehr und mehr siegte das Gefühl, dass Nick halb nackt vor ihm saß und er über seine Brust streichelte. Und es war ein verdammt gutes Gefühl. Jeffs Herz schlug immer weiter. All die Wochen hatte er Angst gehabt, was mit der Liebe seines Lebens passieren könnte und jetzt saß er hier. Und er war als erstes zu ihm gekommen! Um hier zu sein… Langsam wanderten seine Hände über seine Brust und sein Kopf näherte dem von Nick. Es war ein merkwürdig. Sie waren so dicht voreinander. Und gerade als dem jungen Arzt einfiel, was für eine schrecklich dumme Idee es war, überbrückte Nick die letzten Zentimeter und küsste ihn!

Jeffs Augen waren geweitet. Es war wie ein Traum, wie schweben, schweben und dann fallen, wenn einen die Realität einholte, aber das, was wirklich wahr wollte gerade warten. Es war vor der Tür geblieben und Jeffs Zunge dachte gar nicht daran, die Zweifel auszusprechen. Nein, es gab andere Dinge, die sie gerade gedachte zu tun. Denn sie erwiderte lieber diesen Kuss. Diesen sündigen und dabei so unbeschreiblichen Kuss, dem sich die beiden hingaben, als wäre Nicks Wunde noch immer offen und es wäre das letzte, was er tun würde…

Aber bei dem einen Kuss blieb es nicht. Sie mussten nicht mehr sprechen, nur ein Blick genügte und es schien, dass sie genau wussten, was sie wollten. Was sie beide wollten und dass sie diese Nacht nicht darauf verzichten wollten. Jeff tat das schon so lange. Er verzichtete auf dieses Gefühl und ihm genügte die Fantasie, aber in dieser Nacht sollte es Realität werden. Das allein ein einzige Berührung noch verwerflicher war, als der bloße Gedanken an sie, war ihm bewusst, aber in diesem Moment zählte es nicht. Es zählte nicht, während Nicks Hände über seinen Oberkörper fuhren. Es zählte nicht, wie sie Jeff aus dem Nachthemd befreiten und dann aufs Bett zogen. Es zählte diese Nacht einfach nicht. Sollte der Herr im Himmel ihnen zusehen und über sie richten. Aber es sollte ihnen diese eine Nacht gönnen, in der sie sich einander hingeben wollte. So lange küssen, bis sie keine Luft mehr bekamen, Jeff wollte jeden einzelnen Moment solange ziehen, so lange auskosten, wie er da war, aber Nick wurde nach kurzer Zeit schon etwas ruppiger. Er drückte ihn aufs Bett und küsste ihn immer belangender, wanderte mit den Lippen über seinen Körper und Jeff ließ es geschehen, jede einzelne Sekunde mit diesem Mann war einfach unsagbar schön und er konnte sich nicht beschweren, dass er endlich auf diese Weise Zeit mit ihm verbringen konnte…

Und es wurde eine unvergessliche Nacht für beide, als sie sich nach Stunden verschwitzt zurückfallen ließen, Nick mit dem Kopf ins Kissen und Jeffs Kopf an der Brust seines Liebsten. Mit hetzendem Herzen und erschöpften Atem lagen die Beiden aneinander und Jeff begann langsam nachzudenken, nachdem das Blut sich beruhigt hatte. Er dachte nach über das, was sie gerade getan hatten. Jede Berührung, jeder lange kräftezehrende Kuss, jeder Stoß… All das und noch vieles mehr war in seinem Kopf und wollte nicht mehr heraus. Es drehte sich, überschlug sich und beinahe fiebrig durchlebte er Szenen die vergangenen Stunden erneut im Schnelldurchlauf. Sein Herz wollte nicht zur Ruhe kommen, das Stöhnen klang weiter in seinen Ohren und sein Körper zitterte weiter. Aber neben all der Lust, die noch auf und ab bewegte, wie in Form von Wellen, kam auch der Zweifel hoch. Was hatte er getan? Nick war verheiratet. Er hatte eine Frau und sie? Die leidenschaftlichen Küsse bekamen einen bitteren Beigeschmack. Warum durfte, was das Herz sich schon so ewig wünschte, so schrecklich sein?

Aber es half nichts. Sie hatten gesündigt, sie hatten Unrecht getan und Jeffs flatterndes Herz fühlte sich gleichsam schwer an wie ein Stein. Zur selben Zeit durchströmte Glück und Schuld den erhitzen, bebenden Körper des jungen Mannes.

Vorsichtig drehte er den Kopf zu Nick. „Was sollen wir jetzt tun?“, hauchte er leise, doch er erhielt keine Antwort, „Ich will es nicht vergessen. Ja, es ist falsch, aber… Du willst doch nicht abstreiten, dass da etwas war… zwischen uns meine ich. Nick, ich liebe dich und hiervon… träume ich so lange, jetzt will ich das nicht aufgeben. Ich will dich nicht aufgeben… bitte… Sag mir, dass es so auch für dich ist. Zumindest ein wenig…“, murmelte er und lauschte. Wieder keine Antwort. Dafür ein Schnarchen. Nick schlief.

Und auch Jeff schloss nun die Augen. Vor Scharm waren seine Wangen gerötet und er war verlegen, aber vielleicht war es auch einfach besser ihn einen Moment ruhen zu lassen und auch selbst in den Schlaf zu fallen… Morgen sähe die Welt ganz anderes aus…
 

Am Morgen sah die Welt ganz anders aus. Nämlich so, dass Jeff einen verletzten, verheirateten Mann in seinem Bett hatte, mit dem er mehrere Male vergangene Nacht geschlafen hatte! Ohne ein Wort mit ihm zu wechseln. Es war ein grauenhaftes und scharmvolles Gefühl dies getan zu haben und Jeff war geschockt und beschämt, nachdem nun die Euphorie der Nacht vergangen war.

Langsam und vorsichtig erhob er sich und betrachtete Nick einen Moment lang. Wie er da lag sah er einfach nur wundervoll aus. Aber man sollte nun erst einmal einen Moment weg! So zog Jeff sich an, wusch sich das Gesicht und verließ seufzend das Zimmer. Dort sah es auch wirklich schlimm aus; Salben und Kräuter lagen überall verstreut, das Bett war nass von Blut und Regen und anderen Körperflüssigkeiten, Unterlagen waren überallverteilt, Möbel umgeworfen… Ein absolutes Chaos und sie hatten es wirklich übertrieben, aber bevor man aufräumte, musste Jeff einen Moment frische Luft atmen und einen klaren Kopf bekommen. Hoffentlich.

Aber die erhoffte Ruhe lief sich vermissen, als er im Garten des Hofes ankam, hatte ihn schon jemand entdeckt und wollte mit ihm sprechen, dass dem jungen Arzt das Herz in die Hose rutschte…

„Jeff! Jeff, da seid Ihr ja“, rief die junge Dame aufgeregt, „Man hat mir berichtet, dass Nick wieder da ist! Ich bin so froh… Habt Ihr ihn schon gesehen?“

„Du… Du weißt, dass er wieder da ist, Lena?“, fragte Jeff etwas erstaunt.

„Die Wächter am Tor haben es mir gerade berichtet! Ich bin verwirrt, dass er dann nicht nach Hause gekommen ist“, gestand die junge Frau und seufzte, „Wisst Ihr etwas darüber?“

Da stand er ihr gegenüber. Nicks Ehefrau. Der erste Mensch, der ihm nach dieser Nacht begegnen musste, musste sie sein! Diese Frau. Aber nun musste er Ruhe bewahren. Nick war zu ihm gekommen und nicht zu ihr, das bedeutete etwas! Er war die Nacht geblieben. Aber er konnte ihn nicht verraten oder der Ehe der Beiden etwas tun, auch wenn er es sich wünschte. Er konnte dieser Frau auch nicht wehtun und er konnte Nicks Leben nicht zerstören. „Nick… Ja, er ist bei mir. Letzte Nacht war er schwer verletzt. Ich habe ihn“, er stockte kurz, „Ich habe ihn versorgt, keine Sorge… Es geht ihm schon wieder gut. Mit der Wunde wäre es nur schwer gewesen, ihn heim zu bringen. Er schläft noch immer, die Reise hat ihn erschöpft. Aber mach dir keine Sorgen“, sanft legte er ihr die Hand auf die Schulter, er konnte ihn nicht wehtun, es ging nicht, „Nick muss noch dem König Bericht erstatten, aber dann wird er wieder daheim sein. Geh nach Hause, koche Essen und heute Abend hast du deinen Mann zurück… Versprochen.“

Die junge Frau blickte ihn an. Sie schien abzuwägen und Jeff hatte das Gefühl sein Herz würde zerspringen, nachdem all die Schuld es zu Boden gedrückt hatte. Schuld und Sünde klebte an ihm und gleichzeitig stand er dieser Frau zu, was er sich doch schon so lange wünschte. All die Zeit, die er schon hier war, wünschte er sich nur in ihrer Position zu sein, für einen Tag, für eine Stunde. Eine Nacht hatte er nun bekommen, aber dabei schien es bleiben zu müssen. Nach einem Moment nickte Lena: „Ihr scheint Recht zu haben. Nick hat noch einige Dinge zu erledigen, ich werde daheim auf ihn warten… Das wird er sicherlich auch so geplant haben. Vielen Danke für die Auskunft und… Dass Ihr meinen Mann versorgt habt“, erklärte sie und machte sich auf den Weg zu dem Haus zurück. Jeff sah ihr nach und so schuldig er sich fühlte, so sehr hasste er sie in diesem Moment, in dem kurzen Moment, in dem sie „mein Mann“ gesagt hatte…
 

Während Jeff im Garten den Morgen eröffnete, war jemand anderes auf der Suche nach ihm und vermutete ihn – wo auch sonst – in seinem Zimmer. „Jeff! Jeff, bitte mach auf! Ich weiß, es ist führ, aber wir müssen reden!“, rief der Prinz aufgeregt und klopfte gegen die Tür, „Bitte, Jeff, es ist dringlich… Ich… Ich glaube, ich bin wirklich… verliebt… Wirklich verliebt!“, meinte Blaine, als mit einem Mal die Tür geöffnet wurde, aber Jeff war es nicht, der in der Tür stand. Der Prinz bekam große Augen und musterte die Person. „Nick…“, kam es ihm über die Lippen, „Du… bist zurück…“, er blinzelte leicht, „Und in Jeffs Zimmer… nackt… Oh, du lieber Gott, ihr zwei habt die Nacht miteinanderverbracht, seid ihr denn des Wahnsinns!“; rief er geschockt und schüttelte den Kopf, als Nick ihm die Hand vor dem Mund hielt.

„Sag es ruhig noch lauter“, murmelte er, „Ich habe ja nicht schon genug Kopfschmerzen, aber komm doch rein…“, und ohne weiter zu warten, zog er den Prinzen in das Zimmer.

„Die Kopfschmerzen kommen mit Sicherheit davon, wenn man mit starken Verletzungen Geschlechtsverkehr vollzieht… Geht es euch noch gut? Ich meine… Ich weiß nicht einmal, wo ich anfangen soll!“, meinte der Prinz und schluckte, „Und was habt ihr mit dem Zimmer gemacht?“

„Du hast es selbst schon gut festgestellt…“, meinte Nick mit einem schiefen Grinsen.

Der Prinz seufzte: „Könntest du dir bitte etwas überziehen?“ Doch bevor der Ritter dazu kam, ging die Tür auf und Jeff stolperte herein.

„He, tut mir leid, dass ich weg war… Ich habe dich bei deiner Frau gedeckt und… Hallo, mein Prinz…“, erschrocken starrte der junge Heiler ihn an und schluckte, „Also… Das hier… Ich weiß, wie es aussieht und es ist…“

„Es ist genauso, wie es aussieht, verkauf mich nicht für dumm, Jeff!“, meinte Blaine ernst und sah ihn wütend an, „Ich kann nicht fassen, dass ihr zwei das getan habt! Ich kann nicht glauben, was hier vor sich geht! Nick, du bist verheiratete! Und bitte, zieh dir etwas an! Jeff… Ich… Ich dachte, du wüsstest es besser… Oh mein Gott… Wie soll das jetzt weitergehen? Habt ihr eine Ahnung, was ihr damit anrichten könnt? Wie Lena sich fühlen muss! Ihr könnt das nicht tun! Das ist Ehebruch, ganz egal, was du über deine Ehe denkst! Ihr beide habt sie gebrochen… Gemeinsam… Oh nein… Ich kann es nicht glauben, was ihr hier tut… Ich… Ich weiß es wirklich nicht mehr! Ich kann das nicht gutheißen… Ich hoffe, ihr wisst wenigstens, was ihr getan habt!“, meinte er noch immer außer sich und schüttelte den Kopf.

Nick seufzte schwer und musterte ihn. „Du redest viel zu schnell und viel zu laut für meinen Kopf… Ich werde gehen…“ Jeff wollte ihn aufhalten, doch der Ritter hatte seine Hose an und ging einfach an den Beiden vorbei. Er sah noch immer mitgenommen aus, die Wunde auf seiner Brust war bei weitem nicht verheilt und allgemein wirkte er, als wäre er gerade aus einem nahezu endlosen Schlaf erwacht und sollte nicht unter Menschen, aber sie konnten ihn nicht aufhalten und so verließ er den Raum.

Blaine seufzte: „Habe ich etwas Falsches gesagt?“

„Ja!“, meinte Jeff wütend und warf sich auf sein Bett, „Er ist gerade erst angekommen, er hatte keine Zeit über all das nachzudenken und du fängst an ihm solche Vorwürfe zu machen, das war schrecklich, mein Prinz!“

„Er hatte keine Zeit? Zeit, mit dir ins Bett zu gehen hatte er dabei aber schon!“, meinte Blaine wütend und verdrehte die Augen, „Warum soll ich mich gerade schuldig fühlen? Hast du auch nur einmal an seine Frau gedacht? Jeff, ich bitte dich… Das ist nicht richtig, das musst du doch wissen…“

„Tu nicht so, als wäre ich dumm! Natürlich weiß ich das!“, schrie der Heiler ihn daraufhin an und bekam leicht feuchte Augen, „Natürlich weiß ich, dass es falsch ist… Dass er zu ihr gehört… Dass er mir niemals gehören wird, aber… Ist es so schrecklich? Eine Nacht…“

„Eine Nacht, in der er das Versprechen seiner Ehe gebrochen hat…“

„Ist ja schon gut! Ich weiß, für dich ist das heilig und aus Liebe heiraten und bis ans Ende der Tage… Ja, ich habe es verstanden, aber ich kann es nicht mehr! Ich will mich nicht mehr wehren! Seit ich hier angefangen habe… Seit ich ihn sah, bin ich verliebt… Und ich war all die Monate stark… Einen Moment schwach, Prinz… Einen Moment… Das war nicht zum Spaß oder um jemanden zu verletzten! Ich liebe ihn… so lange schon… Und ich versteh nicht, warum das Schicksal mir das antut, aber in dem einen Moment letzte Nacht konnte ich nicht mehr stark sein und das alles schlucken… Ich musste…“, die Tränen liefen sein Gesicht herunter und Jeff wischte grob mit den Händen darüber.

Der Prinz betrachtete ihn lange und seufzte dann. Vorsichtig setzte er sich neben ihn. „Ist schon gut…“, murmelte er, „Es tut mir leid… Ich wollte nicht so hart sein… Es ist nur… Ich bin der Prinz… Ihr könnt nicht vor meiner Nase so etwas tun und erwarten, dass ich nicht reagiere…“

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie leid es mir tut… Wie schrecklich ich mich fühle ihr… und ihrer Ehe das angetan zu haben… Aber… Es ging nicht…“

„Seit ihr euch das erste Mal gesehen habt?“

Jeff schluchzte, doch dann lächelte er leicht: „Als ich die Stelle hier bekam… sollte ich alle Ritter überprüfen… Wie ihr Befinden ist, in welcher Form sie sich befinden und da… kam er in meinen Raum…“, begann er ruhig und schloss einen Moment die Augen….
 

Kopf schüttelnd schritt Nick mehr taumelnd aus dem Schloss heraus. Das war eine dumme Idee, besonders der Wald war eine dumme Idee. Er war unbewaffnet und trug gerade mal seine Hose, dazu drehte sich gerade die Welt ziemlich heftig unter seinen Füßen. Aber er musste jetzt raus, er konnte sich das von Blaine nicht mehr anhören, er konnte nicht sehen, wie Jeff traurig wurde, er musste einen Moment einfach raus. Aber kaum, dass frische Luft ihm entgegen kam, drehte sich die Welt nicht nur unter seinen Füßen sondern auch vor seinen Augen und er verlor das Gleichgewicht. Erschöpft und keuchend hielt er sich an dem nächstbesten Gegenstand fest. Einen Moment stand er dort allein, bis jemand zu ihm eilte.

„Geht es Euch gut? Braucht Ihr Hilfe?“, fragte eine aufgeregte Stimme neben ihm.

„Ja… Ist alles gut… Nur nicht… So schnell sprechen“, keuchte Nick und lachte bitter. Das Bild wurde ein wenig klarer, er lehnte an einem Karren, „Tut mir leid… Ich mach den Weg schon frei, ich sollte weiter…“, er stieß sich ab und taumelte ein paar Schritte.

„Ihr könnt kaum stehen… Ich bitte euch…“, die Person stocke einen Moment, „Sir Nick… Ihr seid hier…“, murmelte die andere Person wohl erleichtert.

„Und ich habe keine Ahnung, wer ihr seid und meine Augen… Lass mich im Stich… Ich muss… zum See… tut mir leid…“, meinte er und taumelte in den Wald hinein, auch wenn er wusste, dass das nicht gut war, er brauchte es, irgendwas sagte ihm das. Doch er war schon wieder drauf und dran zu fallen, als die fremde Person ihn stützte. „Wer… bist du eigentlich?“

Die Person seufzte: „Ich? Ich bin bloß der Mehljunge… Aber ich kann nicht zu lassen, dass Ihr in Euren Tod lauft, wo Ihr doch heimgekehrt seid… Wartet, gemeinsam schaffen wir den Weg sicher schnell“, und schon ging er richtig gestützt auf ihn.

Nick lachte: „Woher weißt du das, Mehljunge?“

„Ein Freund hat es mir berichtet.“

„Scheint ein guter Freund zu sein…“

„Auf gewisse Art und Weise…“ Und so gingen sie ein ganzes Stück, bis sie bei dem See ankamen. Nick begann sofort damit sich das kalte Wasser ins Gesicht zu reiben und tief durch zu atmen. „Ist es besser?“, fragte Kurt besorgt und beobachtete ihn dabei.

„Ja… Besser…“, langsam blickte Nick sich um und lächelte, „Ja… Mhm… Für einen Mehljungen siehst du ziemlich gut aus…“, scherzte er und blieb vorsichtshalber sitzen.

„Danke…“, murmelte der Bauernjunge verlegen und seufzte, „Und… Wovor seid Ihr geflüchtete, wenn ich fragen darf, denn… Es schien, als wolltet Ihr ziemlich schnell weg…“

Der Ritter wartete einen Moment, dann lächelte er matt. „Von der besten Nacht meines Lebens und der Moralpredigt des Prinzen… Es ist eine lange und sehr mühsame Geschichte…“

„Wo wir hier sind… haben ich eigentlich ein wenig Zeit“, gab Kurt zurück und betrachte Nick damit zum Lachen.

„Also schön… Mehljunge… Vergangene Nacht… Nein, fangen wir mit dem ersten Moment an, in dem ich ihn gesehen habe… Ich war schon seit zwei Jahren hier. Ritter und er fing an als junger Arzt… Der Alte ist uns, nun ja, was mit alten Menschen eben passiert und er war an seine Stelle gekommen. Und zu Beginn sollte er uns alle untersuchen“, seufzend legte Nick den Kopf in den Nacken und blickte zum Himmel, „Es war ein merkwürdiger Moment um sich kennenzulernen und doch habe ich das nie vergessen… Eigentlich sollte Blaine das verstehen. Er spricht ständig davon, dass es den Moment gibt, in dem man sich verliebt, in dem man weiß, dass die Person, die richtige ist und… so war es. Ich saß vor ihm, habe ihn angesehen und irgendetwas in meinem Herzen sagte mir; er ist der Richtige…“

Kurt hörte dem allen zu und schluckte dann leicht. „Er ist der Richtige…“, wiederholte er und dachte nach; junger Arzt… Dann sprach dieser Mann, dieser Ritter gerade von Jeff. Hieß das, dass er so fühlte, wie der Heiler, aber… „Da warst du bereits verheiratet.“

„Richtig, das war ich… Und ich wusste, dass es falsch war. Dass es schon falsch war, mich so zu fühlen, aber… Alles, was ich wollte, war er…“, gestand Sir Nick.
 

„Blaine… Ich habe mich verliebt, von der ersten Sekunde, in der er vor mir saß. Ich habe in seine Augen gesehen und ich wusste gar nicht mehr, warum ich eigentlich da war. Ich habe ihn untersucht und meine Hände zitterten. Ich habe seinem Herzschlag gelauscht und mir nur gewünscht, dass ich zu diesem Geräusch in seinen Armen einschlafen dürfte… Dieses Gefühl konnte ich nicht kontrollieren, es war mit einem Mal da und es fühlte sich so gut an, aber… Auf der anderen Seite“, erklärte Jeff beklemmt.

„Auf der anderen Seite, hast du seinen Ring gesehen…“, schloss Blaine und legte leicht den Arm um seinen Berater.

„Ich wollte mich nicht so fühlen, ich wusste dass es Unrecht ist, aber… Kannst du es nicht verstehen? Dieses Gefühl… Das war Liebe, dass er das, wonach du so sehr suchst… Mit einem Mal war alles andere weg und ich wollte nur noch bei ihm sein. Die Welt hätte still stehen können oder zerbrechen oder alles…Ich wollte nur bei ihm sein… In seinen Armen liegen und…“, Jeff stockte und starrte aus dem Fenster nach draußen, „Ich liebe ihn…“

„Habt ihr damals schon…“, setzte der Prinz an und seufzte schwer.

Doch der Arzt schüttelte den Kopf: „Nein… Nein, natürlich nicht… Er war verheiratet!“

„Das ist er immer noch…“

„Musst du mich daran erinnern?“, gab Jeff zurück und seufzte schwer, „Aber damals… War es anders… Ich wollte… Ich wollte es wirklich, aber es ging nicht. Ich habe mich zurückgehalten, immer wieder während der Behandlung habe ich mir gesagt: Er ist verheiratet, Jeff! Was denkst du dir, Jeff? Es hat geholfen… Ich habe die ganze Nacht geweint, aber es hat geholfen… Aber er gestern kam… Es war genau wie damals. Aber ich war schwach. Ich war viel schwächer, älter und um so viele Fantasien reicher. Nachdem ich seine Wunden versorgt hatte, kam ich ihm näher… Und gerade als ich etwas Kraft hatte, mich wieder zu lösen… Ist es einfach passiert. Ich war zu spät und zu schwach, aber… Es ist passiert…“
 

„Also habt ihr damals nichts gemacht, als ihr euch das erste Mal begegnet seid?“, fasst Kurt zurück und kniete sich neben den Ritter auf den Boden.

„Nein, es ist nichts passiert… Aber dafür letzte Nacht… Die Situation war einfach zu identisch… Und ich wollte das nicht noch einmal missen. Ich wollte nicht noch einmal später bei meiner Frau sitzen und mich fragen, wie seine Lippen wohl schmecken… Ich musste es einfach wissen und als er mir die Gelegenheit dazu geboten hatte… Ich musste ihn küssen… Und weißt du… Ich bereue es nicht einmal…“, erklärte Nick und wusch sich erneut mit dem kalten Wasser das Gesicht bevor er zu Kurt blickte. „Mach schon… Halt mir eine Moralpredigt… Ich weiß, dass es falsch ist, ich weiß, dass ich verheiratet bin, aber… Meine Ehe ist kompliziert und Liebe… Liebe ist einfach. Ich kann nichts mehr dazu sagen und ich verdiene allen Hass der Welt, aber… Ich würde es jeder Zeit genauso tun, wie letzte Nacht…“

„Wie…“, begann der Bauernjunge und bekam einen verwirrten Blick, „Wie schmecken die Lippen des Menschen, den man liebt?“

Nick grinste leicht und sah ihn an. „Unbeschreiblich… Wie der wundervollste Moment in deinem Leben, nur hundertmal besser. Wie das Beste, das du je gegessen hast, nur dass der Geschmack nie vergeht, nie schwächer wird… Es ist großartig und du willst es nicht mehr eintauschen.“

„So klingt es…“, Kurt schluckte, „Weißt du… Ich glaube, Liebe macht aus uns andere Menschen. Ich kann nicht einmal Insekten töten und nicht einmal vor zwei Tagen habe ich einer Frau den Tod gewünscht… Nur weil sie hatte, was ich wollte… Was ich liebe…“, er seufzte schwer und sah ihn an, „Du solltest bereuen, was du deiner Frau damit antust… Aber gleichzeitig solltest du dankbar sein, dafür dass du diesen Moment hattest… Gibt es einen Möglichkeit für dich und J… Für dich und ihn jemals ganz offiziell zusammen zu sein.“

„Nein.“

„Dann… Solltest du diese Erinnerung und die Liebe vielleicht gut aufbewahren und es bee…“

„Ich sollte gehen“, meinte der Ritter mit einem Mal und stand auf.

„Ich habe zu viel gesagt.“

„Es ist nicht deine Schuld.“

„Es fühlt sich so an.“

„Ich muss mit dem König sprechen.“

„Was ist mit dir und diesem anderen Mann? Was wirst du jetzt tun?“

„Ich weiß es nicht… Ich weiß nur, dass der Prinz Recht hat, Liebe ist das Kostbarste, was du erhalten kannst. Und ich bin Ritter… Ich weiß zu kämpfen…“, und dann ging er davon. Er ließ Kurt zurück. Sein Zustand schien besser zu sein, der Gang war aufrecht und nachdem er zwischen den Bäumen verschwunden war, blickte Kurt in sein Spiegelbild im See. „Kämpfen…“, hauchte er und seufzte schwer, „Das sagt sich so leicht mit Ritterschlag…“
 

Blaine seufzte schwer und schüttelt den Kopf. „Wie geht das jetzt weiter?“, fragte er nach einiger Zeit und klopfte Jeff leicht über den Rücken.

„Ich weiß nicht…“, gestand dieser und schluckte, „Ich weiß es nicht…“

Der Prinz sah ihn direkt an.

„Natürlich weiß ich… Er geht zurück zu seiner Frau. Die beiden leben ihr normales Leben weiter. Und ich auch. Ich sitze hier und kümmere mich um Kranke und Verletzte und er ist der gefeierte Held. Er kehrt abends zu seiner Frau zurück und ich weine mich hier in den Schlaf. Wir tun so, als wäre nie etwas passiert, seine Ehe ist gerettet, Lena ist glücklich und ich sterbe in ein paar Jahrzehnten unverheiratete und hoffte, dass Nick wenigstens den Anstand hat eine Rose auf mein Grab zu legen. Zufrieden?“

„Nicht im geringsten… Aber das klingt logisch…“, gab Blaine zurück und Jeff lächelte ihn matt an.

„Es ist das einzig Richtige. Wir können nichts anderes tun, ohne jemanden zu verletzten und das will ich nicht.“

„Diese Version der Geschichte wird dich verletzten.“

„Ja… Aber dann habe ich nur mir selbst wehgetan… Und niemand anderem…“

Blaine schloss die Augen und seufzte: „Es tut mir leid… Ich wollte nicht so hart mit euch sein.“

„Es ist deine Pflicht… Aber… Du wirst doch niemandem etwas sagen?“, fragte jeff ein wenig besorgt.

„Niemandem. Ich hoffe nur für dich, dass du…“

„Dass ich einen anderen finde?“, Jeff lachte und schüttelte den Kopf, „Du redest doch jeden Tag von der einen wahren Liebe… Wie oft findet man die? Einmal vielleicht und dann kann man schon glücklich sein. Ich habe sie gefunden und ich hatte sie einen Nacht lag. Jetztist es Zeit wieder zurückzutreten.“

„Jeff…“, setzte Blaine an, da klopfte es an der Tür. Kurz darauf wurde sie auch schon geöffnet und Nick sah herein.

„Ich… Ich sollte mich richtig anziehen und dem König Bericht erstatten.“

„Ja, das solltest du…“, hauchte Jeff und seufzte.
 

„Sir Nick, es freut mich Euch in meinem Stück wieder zu sehen“, begrüßte der König seinen Ritter, „Ich bin gespannt auf euren Bericht, auch wenn ich Euch selbstverständlich nicht allzu lange aufhalten will. Ihr wart lange weg, ich bin mir sicher, ihr wollt wieder zurück zu Eurer Frau.“

Gleichzeitig bekam der Ritter einen wissenden Seitenblick vom Prinzen, aber er nickte ruhig. „Ja, selbstverständlich.“

„Du bist zurück“, stellte daraufhin Sebastian ruhig fest, „Und gerade heute Morgen kam die Einladung an Prinz Blaine, den jüngsten Prinzen aus dem Königreich im Westen zu ehelichen. Können wir davon ausgehen, dass das seine Richtigkeit hat und wir das Angebot annehmen, damit wir das lästige Thema endlich abschließen können?“

Blaine zog die Augen brauchen hoch: „Sebastian der Taktiker ist dahinterher, dass ich verheiratet werde?“

„Zugeben dieses Königreich hat auch für uns einige Vorteile.“

„Du weißt, dass wir zwei dann niemals –“, wollte Blaine sich eigentlich ein wenig vor der Pflicht drücken, doch da sprang jemand anderes ein:

„Gut, könnt ihr eure perverse und verstörende Beziehung ein anderes Mal besprechen. Und ihr habt noch viel Zeit dafür, Blaine wird diesen Prinzen nämlich nicht heiraten!“, meinte Nick mit einem Mal und starrte die beiden anderen wütend an. Sofort drehten sich die beiden anderen zu ihm um.

„Wie meint Ihr das?“, fragte der König erstaunt.

Der Ritter atmete tief durch und öffnete seine Rüstung oben herum langsam. „Ich hätte eigentlich nicht zurück kommen sollen“, erklärte er ernst und deutete auf die Wunde, „Dass ich überlebt habe, ist Glück.“

„Was ist passiert?“

„Ich habe es bis ins Schloss geschafft, aber ich hatte noch nichts herausgefunden. Als ich mich gegen Abend wieder aus dem Schloss schleichen wollte, hat man mich entdeckt. Die Schlossmauern konnte ich noch passieren, ich kam an den Rand des Berges, an den das Schloss gebaut ist, da… Da stellte Prinz Hunter mich. Er versprach mir mich zu töten und dass mein König und mein Prinz mir folgen würden. Er versprach mir den Tod und ich bin glücklich, es hier hergeschafft zu haben… Aber nur durch Jeffs fähige Hände, stehe ich überhaupt jetzt noch hier“, erklärte Nick ernst und verneigte sich, „Es tut mir leid, dass ich keine Informationen finden konnte, aber ich denke, der Anschlag auf mein Leben seitens des Königshauses ist Beweis genug dafür.“

Sebastian seufzte leicht: „Ja, ja… Jeffs fähige Hände…“, murmelte er und verschränkte die Arme vor der Brust, „Also ist die Hochzeit mit Prinz Eli eine Falle für den Prinzen. Hunter plant unser Königreich zu erobern und offenbar hat er dafür gut versteckte, miese Tricks“, stellte er fest und sah den König an, „Diese Hochzeit können wir also vergessen. Wenn ich dann anmerken dürften, dass ich immer noch zu vergeben bin.“

„Nein!“, meinte Blaine bestimmt und schüttelte den Kopf heftig, worauf sein Vater ihn empört ansah, „Äh… Also… Außerdem… Außerdem bin ich der Meinung wir sollten uns zuerst um das Problem kümmern, dass Nick angegriffen wurde!“

König Maxwell seufzte merklich und nickte dann: „Gut und schön. Sebastian, was stand in der Einladung für den Prinzen?“

„Der Prinz soll allein oder mit maximal einem engsten Berater in den Westen kommen, um Prinz Eli dort zu heiraten“, erklärte Sebastian, „Dass ich nicht gleich gemerkt habe, dass das eine Falle ist!“

Blaine schluckte leicht: „Wir lehnen ab… Wir lehnen doch ab?“

„So einfach ist das nicht, Dummkopf“, meinte Maxwell ernst, „Wir können nicht so einfach ablehnen. Wenn wir das tun werden sie das Angebot bis ins Unendliche für uns erhöhen, da sie wissen, dass sie es ohnehin nicht erfüllen müssen. Und wenn wir dann noch immer ablehnen werden sie wütend und misstrauisch und erklären uns den Krieg“, erklärte er und Blaine schlug die Hände vors Gesicht.

„Und wenn wir ihnen vorschlagen, dass wir nur einwilligen, wenn Die Vermählung hier stattfindet?“, schlug Nick vor, „Dann wiederum könnten wir den Prinzen als Geisel nehmen oder wenn sie das nicht wollten, dann müssten sie die Verbindung brechen und hätten keinen Grund anzugreifen.“

„Aber tun würden sie es trotzdem“, erklärte Sebastian ernst und verdrehte die Augen, „Zumal Prinz Hunter mitkommen würde und den Stier so nah an den Prinzen oder den König zu holen, ist unklug.“

„Also können wir einem Krieg nicht entgehen?“, stellte Blaine fest und zog die Augenbrauen hoch.

Sebastian seufzte schwer und nickte: „So wie es sehe, gibt es keine andere Möglichkeit. Aber vielleicht… Können wir es zumindest eine Zeit hinauszögern…“

„Was ist dein Plan?“, fragte der König erstaunt nach und musterte den Taktiker.

Dieser Grinste leicht: „Wir können uns Zeit verschaffen, indem wir die Vorbereitungen für die Geburtstagsfeier des Prinzen vorschieben. In der Zwischenzeit suchen wir nach Verbündeten und einer Braut oder einem Bräutigam für Blaine, hinter der oder dem ein gewaltiges Heer steht, so dass wir sie schlagen, bevor sie hier auftauchen können.

Blaine schluckte. Erneut rutschte die wahre Liebe in unendliche Ferne. Das durfte nicht wahr sein! Aber zumindest wäre sein Leben damit sicher… Wahrscheinlich sollte man sich zumindest daran erfreuen. Während er Vorbereitungen und der Feier würde niemand einen Angriff wagen… Und dann… sollte man hoffen, dass Sebastians Plan Erfolg haben könnte…
 

Die Zeit verging, das Königreich im Westen wurde hingehalten und das normale Leben im Schloss begann von neuem. Der Prinz und sein Ritter trainierten und dabei hatten sie ihren heimlichen Beobachter. So wie immer. Aber dieses Mal war es nicht nur er, der zusah. Nach einiger Zeit tauchte jemand neben ihm auf und Jeff bekam große Augen. „Ich… Ich hätte nicht gedacht, dass du jemals wieder herkommst.“

„Ich auch nicht“, meinte Kurt und seufzte leicht und sah ihn an, „Aber ich dachte… Es ist vielleicht weniger komisch… Wenn wir beide hier sitzen…“ Auch wenn es auf eine komische Art das Ganze noch etwas merkwürdiger machte, aber nun war er hier. Er hatte sich entschieden diesen Trainingsplatz noch einmal aufzusuchen. Er musste Blaine sehen und er musste Jeff nach diesem Gespräch mit dem Ritter, den er verehrte sehen. Und seine Bekanntschaft wirkte nicht sehr glücklich. Das hieß wohl, dass Nick Recht hatte… Es gab für sie beide keinen Weg mehr. Nick würde seine Frau nicht verlassen und Jeff würde weiter hier sitzen und sie bei ihrem Training betrachten.

„Freut mich das du hier bist…“, meinte Jeff mit einem müden Lächeln, als plötzlich noch jemand auf der Lichtung auftauchte. Eine junge Dame. Die Männer unterbrachen den Kampf und Nick ging zu ihr rüber.

Kurt schluckte: „Ist sie das?“

„Ja… Das ist sie…“, flüsterte Jeff und schloss die Augen, „Warum? Warum ist es so unfair? Ich war zu spät… Als ich hierherkam war er schon ein Jahr verheiratet… Ich habe ihn nie als jemanden kennengelernt, der zu haben wäre und dennoch… Wieso passiert so etwas? Und wieso darf sie einfach dastehen? Warum darf sie ihm den Schweiß wegwischen und ihn in Offensichtlichkeit küssen? Sie ist nicht anders als ich… Sie war nur vorher da…“, jammerte er und schüttelte den Kopf.

„Wir verlieben uns oftmals in das, was wir nicht haben können…“, murmelte auch Kurt mit schwerem Herzen.

Jeff legte den Kopf schief und sah ihn an: „Ach sein nicht so albern… Blaine ist anders als Nick. Blaine will nicht einfach jemanden heiraten… Blaine will den, den er wirklich liebt. Die eine Person, von der er glaubt, dass sie da draußen ist. Nicht mehr und nicht weniger.“

„Und diese Person ist mit Sicherheit kein Bauernjunge…“

„Diese Person… kann jeder sein. Vom Feind zum Bauern, vom höfischen Begleiter zum einsamen Einsiedler… Blaine schaut nicht so auf Menschen, er sieht nur das, was in ihnen ist. In ihre Augen und dann…“, meinte der Heiler ruhig und wandte sich der Szene wieder zu.

„Nur in ihre Augen…“; hauchte Kurt und ein kleines bisschen Hoffnung entflamme erneut in dem Bauern Jungen und doch wurde es getrübt von dem Mitleid, dass er für seinen Freund empfand…
 

„Ich lass euch Männer dann wieder allein“, meinte Lena kichernd und gab Nick noch einen Kuss, bevor sie die Lichtung wieder verließ. Nick blickte ihr nach.

Blaine schüttelte den Kopf und schloss die Augen: „Du bist ein Narr…“

Der Ritter seufzte schwer und nickte, wie er sich dem Prinzen wieder zuwandte: „Ich weiß… Ich weiß, aber es geht nicht anders.“

„Fühlst du dich nicht schuldig?“

„Wenig…“

„Ich kann es nicht glauben“, sie nahmen den Kampf wieder auf.

„Wie ich sagte, mein Prinz… Ehe ist nicht das, was du dir vorstellst. Du hast gehört, in den nächsten Wochen heiratest du die Prinzessin oder den Prinzen, mit der größten Streitmacht. Und wenn du dann die Liebe deines Lebens findest? Nachdem du diesen Bund eingegangen bist? Würdest du sie dann gehen lassen? Die Liebe… Ohne zumindest einmal probieren zu wollen. Das, was du hättest haben können, wenn das Schicksal auf deiner Seite gestanden hätte! Würdest du die Liebe dann einfach ziehen lassen! So Moralisch kannst du nicht sein! Auch du nicht, Prinz Blaine!“, meinte Nick beinahe spöttisch und sein Schlag saß. Der Prinz passte nicht auf und sein Schwert flog in den nächsten Baum. Erstaunt sah Nick ihn an. „Habe ich einen wunden Punkt gefunden?“, fragte er erstaunt nach, „Oh mein… Mein Prinz ist doch wohl nicht etwa bereits verliebt? Macht es dich deshalb so wütend? Weil du weißt, dass es Unrecht ist, was ich tue und du es dir trotzdem wünscht? Weil du deine Liebe endlich gefunden hast, und sie nicht haben kannst, weil der Krieg deine Hand an einen anderen fesselt?“

„Das Training ist beendet“, meinte Blaine ernst und wandte sich ab um das Schwert aufzuheben.

„Einfach so?“

„Einfach so!“, sagte er schnell und packte seine Sachen zurück, „Du könntest die Zeit ja nutzen, um nachzudenken, ob du weiterhin mit Liebe und Ehe im Wechselspiel spielst oder dich für etwas entscheiden willst!“, sagte er bestimmt und sah Nick an, „Glaub nicht, dass ich es nicht mitbekomme… Ich sehe euch beide… Immer wenn ihr allein seid und ich wünsche dir Glück… Nur nicht auf diese Weise…“, und mit diesen Worten verließ er einfach die Lichtung…
 

Wenige Stunden später beendete auch Nick das Training für sich und ging verschwitzt zu dem See. Blaine hatte ihn einfach so stehen lassen, aber er musste nach der Verletzung unbedingt wieder in Form kommen. Am See wartete jemand auf ihn und es dauerte nicht lange, bis das Baden erst einmal in den Hintergrund für eine andere schweißtreibende Tätigkeit rückte. Ja, Blaine hatte Recht gehabt. Es war nicht bei dem einen Mal geblieben, sie hatten es nicht dabei belassen, sie trafen sich öfter, seit er zurück war. Immer dort, wo sie sich unbeobachtet dachten. Offenbar waren sie nicht so unbeobachtet, wie gehofft, aber Blaine würde sie nicht verraten, das wusste Nick…

Doch irgendwann kamen Zweifeln durch, bei dem Heiler und zwischen dem Keuchen, stoppte er Nick. „Was…“, hauchte er, „Was tun wir hier eigentlich?“, fragte er und blickte ihn an. Und wie konnte er sich immer wieder dazu durchringen lassen? Er hatte es beenden wollen vor Wochen. Einmal und nicht wieder. Das wäre das Beste gewesen, zumindest für Nick und seine Ehe. Aber als er es dem Ritter versucht hatte zu erklären, hatte dieser ihn geküsst und alle guten Vorsätze waren versuchen.

„Willst du wirklich, dass ich dir das erkläre?“, fragte Nick und legte die Lippen an Jeffs Hals.

„Ja…“

„Also gut… Wenn dir das gefällt so…“, murmelte er und beugte sich zu Jeffs Ohr, „Wir haben Sex… Oder soll ich dir die Details vorstöhnen?“

Jeff verbiss sich auf der Unterlippen: „Ich… Ich meinte… Das alles. Wir… Du bist verheiratet! Wir sollten das nicht tun und… Ich kann nicht mehr. Ohne es nicht wenigstens zu wissen… Nick… Ich… Ich liebe dich! Und es tut weh… Ich… Ich meine, warum tust du das? Du hast Lena… Was ist mit mir? Liebst du mich?“

Mit einem Mal löste sich Nick von ihm und blickte ihm direkt in die Augen: „Jeff…“

„Ist in Ordnung… Du… Aber dann sollten wir es einfach beenden, wenn du mich nicht…“

„Ich liebe dich“, sagte Nick und lächelte ihn an, „Ich liebe dich! Und jetzt lass mich doch mal ausreden… Ich liebe dich, mehr als alles andere. Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, schlägt mein Herz viel schneller… Jedes Mal, wenn ich dich ansehe, wünsche ich mir dass die Zeit stehen bleibt, damit ich dich länger ansehen kann. Ich liebe dich“, versicherte er ihm und streichelte ihm leicht über die Wange, „Das hier… Ist nicht einfach nur fleischlich… Das ist nicht nur Sex, Jeff… Nicht für mich. Ich will einfach nur, dem Menschen, den ich liebe nah sein… Und das bist du…“

Erstaunt sah der Heiler ihn an und blinzelte: „Du… Du liebst mich?“

„Ja, doch“, hauchte Nick ihm entgegen, „Ich würde nicht tun, wenn du nicht die Liebe meines Lebens wärst…“, versicherte er.

Jeffs Herz war um einiges leichter, dafür kam neue Schwere hinzu und er seufzte leicht. „Dann… Was passiert dann? Können wir zusammen sein? Ich meine… Lena… Du könntest dich immer noch von ihr trennen, nicht wahr?“

„Nein.“

„Aber wenn du mich liebst, dann kannst du das. Ich weiß, dass es nicht schön ist, aber… Das was wir hier tun, ist erst Recht kein Recht!“, meinte Jeff ernst und schluckte.

„Ich kann mich nicht von Lena trennen. Und das ist sehr viel ernster, als du glaubst, Jeff. Bitte, ich will nicht darüber reden“, blockte der Ritter ab und seufzte.

„Aber ich will!“, sagte der junge Heiler bestimmt und sah den Anderen an, „Ich will wissen, warum ich nicht mit dir zusammen sein kannst, so wie sie es kann! Warum du das nicht tun kannst! Wenn du mir versprichst, dass du mich liebst, warum kannst du dann nicht mit mir zusammen sein!“, meinte wütend, „Nick, keine Ausflüchte er… Ich habe so lange gewartet, ich habe so lange gelitten! Ich muss es wissen!“

Mit einem Mal stand der Ritter auf und griff nach seinen Sachen. „Ich sollte gehen.“

„Nick! Was soll das! Warum kannst du mir nicht die Wahrheit sagen? Was ist los?“

„Weil ich Wahrheit nicht so einfach ist!“, als Nick die Stimme erhob zuckte Jeff zusammen, aber nun hatte er den Krieger wütend gemacht, „Die Wahrheit ist nicht so leicht, wie du dir das vorstellst! Glaubst du nicht, dass ich daran gedacht hätte, Lena für dich zu verlassen? Seit du hier bist, denke ich fast jeden Tag daran und ich würde es tun… Sobald es ginge, würde ich es tun, aber ich kann nicht. Ich kann es nicht!“, sagte Nick gereizt und schluckte hart, „Ich wünsche… Es wäre anders…“

„Aber wie ist es denn genau?“, fragte Jeff und schluckte, das ganze machte ihm nun irgendwie doch Angst.

Seufzend trat Nick wieder auf ihn zu und kniete sich vor ihn. „Ich… Ich bin nicht der, für den du mich hältst… Ich bin nicht von hier… Ich bin geboren im Reich des Westens, ich bin gemeinsam mit Prinz Hunter im Kampf ausgebildet worden, aber… Ich hatte Angst. Ich würde besser als der Prinz und drohte mir damit, mich aus dem Weg zu räumen, wenn ich ihn offiziell überträfe… Deshalb bin ich geflohen… Hierher“, erklärte er und seufzte, „Und ich habe den Fehler gemacht König Maxwell zu erzählen. Daraufhin machte er mir ein Angebot. Nur das eine. Er würde mich aufnehmen und am Leben lassen, wenn ich seine Bedingungen erfülle und ihm diene. Wenn die von ihm ausgesuchte Frau heirate und niemals verlasse. Seine Regeln und mein Leben. Mein Leben hängt an dieser Ehe…“

„Aber wenn du jemanden anderen…“

„An dieser Ehe. Seine Regeln und solange ich mitspiele, lebe ich. Wenn nicht, dann ist es mit mir vorbei. Dein Ritter ist nur so viel wert wie seine Treue, Jeff. Und ich habe sie genaugenommen gerade hier bereits gebrochen… Aber ich konnte meine Liebe zu dir nicht weiter leugnen… Und vielleicht wird sie mich auch bald mein Leben kosten, aber… Ich habe lieber geliebt und bin daran gescheitert, als mich mein Leben lang zu fragen, wie es wäre, es gewagt zu haben“, erklärte er und seufzte schwer.

„Ich bin ein Risiko?“, fragte Jeff traurig.

„Nein… Du bist meine Liebe… Aber ich kann nicht zu dir stehen, dann…“

„Wirst du sofort hingerichtet und… Wenn er jetzt von uns erfährt, dann auch“, fasste der Heiler zusammen und fiel Nick um den Hals, er drückte seinen Kopf an seine Brust und krallte sich an ihm fest. „Ich liebe dich, Nick… Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Ich will nicht… Wenn es so ist dann…“

„Ich gebe dich nicht auf… Jetzt nicht mehr…“, hauchte Nick und schluckte, „Du hast Recht, du verdienst es, öffentlich mit mir zusammen zu sein. Ich habe aufgeben, aber ich werde wieder nach einem Weg suchen. Ich liebe dich und ich lasse dich nicht mehr gehen. Ich finde einen Weg, irgendwie, das verspreche ich dir…“, flüsterte er ihm zu und drückte ihn fest an sich.

Der Heiler kuschelte sich in seine starken Arme. „Bis dahin… sollten wir uns vielleicht nicht mehr so oft treffen… Nur zu deiner Sicherheit…“

„Du glaubst, dass wir das schaffen?“, flüsterte der Ritter und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Wir schaffen alle. Jetzt. Wo wir zusammen sind…“

Die Geburtstagsfeier

Das Unpässlichste an der Zeit ist die Tatsache, dass sie beziehungsunfähig ist. Sie spricht ihre Termine nicht mit den Leuten ab, die sich in ihrem Strom befinden. Es interessierte sie nicht, ob etwas ungelegen kommt, ob eine andere Reihenfolge der Dinge den Menschen vielleicht mehr geholfen hätte. Es kümmert sie nicht. Sie tut es auf ihre Art und Weise und wir dürfen uns mit dem Resultat begnügen. Und mit dem Wissen, dass in einem anderen Zeitstrom mit einer gnädigeren Fortuna alles viel schöner hätte sein können. Liebende sich zur rechten Zeit begegnet wären und Differenzen vielleicht viel kleiner und unbedeutender seinen könnten. Wäre die Zeit so umsichtig, wäre das Leben um einiges schöner. Es gebe nur glücklich Verliebte und niemanden, der weinen würde. Und auch keinen Prinzen, der seinen Geburtstag vorbereitete und dabei doch nur einen Wunsch hatte. Viel, viel Mehl…
 

„Und? Aufgeregt, mein Prinz? Meine Güte, er starrt den ganzen Tag schon Löcher in die Schlossdecke, was ist denn los mit dir?“, schimpfte Sebastian und gab dem Prinzen einen leichten Stoß, „Es macht keinen Spaß, dich anzuschmachten und deine Feier zu planen, wenn aus aussiehst, wie ein Bauerntrottel, der überlegt, wer das Rad im Himmel wohl angezündet hat!“

Blaine seufzte: „Ach ja… Zu der Feier… Können wir das dieses Jahr nicht mal lassen, Sebastian?“ Jeff begann zu lachen.

„Ruhe aus der zweiten Reihe!“, gab Sebastian zurück und verdrehte die Augen, „Und: Nein! Ich gebe jeden Abend eine Feier an deinem Geburtstag für dich, nachdem die offiziellen Feierlichkeiten vorüber sind! Jedes Jahr, es ist Tradition…“

„Eine Tradition, die noch nie funktioniert hat“, kicherte Jeff.

„Ruhe!“, erneut wütete der Taktiker und seufzte, „Blaine, du kannst das nicht absagen. Ich plane schon seit Wochen und bin dabei mein Heim herzurichten…“

„Nur für dich“, warf der Heiler in dem Tonfall des anderen ein und bekam dafür einen leichten Schlag.

„Mir ist aber nicht danach“, sagte der Prinz ruhig und zuckte mit den Schultern, „Ich will das wirklich nicht. Ich bin so froh, dass die Heiratskandidaten erst nach meinem Geburtstag kommen… Ich will an dem Tag meine Ruhe haben.“

„Und was spricht –“

„- Ich kann meine Ruhe nicht haben, wenn du nach jedem Glas Wein austestet, ob es schon genug ist, um mich ins Bett zu bekommen!“, meinte Blaine ernst und verdrehte die Augen.

„Ich muss das nicht austesten, ich weiß, dass es fünf sind“, meinte Sebastian und räusperte sich, „Beziehungsweise sein werden. Es werden fünf sein und du kommst du meiner Feier für dich, Prinz“, sagte er noch einmal ernst und sah ihn an.

Jeff kicherte weiterhin und schüttelte den Kopf. „Sebastian, gib es einfach auf! Ich meine… Es war lustig am Anfang. Aber langsam ist es wirklich langweilig und selbst für die, die nur zusehen lästig… Lass Blaine doch einig die Geburtstagszeremonie durchstehen und sich dann schlafen legen und Alpträume von der Frau oder dem Mann haben, die als nächstes durch das Tor schreitet und ihn heiraten will. Wenn er nicht genug Wein trinken will um sein Schicksal und all seine Prinzipien zu vergessen um mit dir ins Bett zu gehen, ist das wirklich seine Entscheidung.“

„Das war die schlimmste Verteidigungsrede, die ich je gehört habe…“, murmelte Blaine und seufzte, „Und die deprimierenste… Also wenn ihr mich entschuldigt, ich habe eine Kampfstunde und den wirklichen Wunsch mich aufspießen zu lassen…“

„Also das könnte ich auch…“

„Halt einfach den Mund, Sebastian!“, und mit noch schnellerem Schritt war der Prinz verschwunden.

„Und du hör auf zu lachen!“

Doch Jeff schüttelte sich kichernd und sah den Taktiker an. „Warum tust du das? Meine Güte, du musst besessen sein…“

„Ich bin nicht besessen!“, verteidigte Sebastian sich, „Ich weiß nur, dass es dieses Jahr klappen wird. Ich weiß es und er wird kommen! Ich gebe diese Feier, er wird da sein und er wird seine fünf Gläser Wein mit mir trinken!“

„Ich würde dir viel Glück wünschen… Aber ich bin loyal meinem Prinzen gegenüber“, erklärte Jeff und ließ ihn dann ebenfalls stehen.

„Noch lacht ihr, aber nicht mehr lange…“
 

Zur selben Zeit bereitet sich auch jemand anderes auf den Geburtstag des Prinzen vor. Auf der andere Seite des Ortes, in einer kleinen Bauernhütte im Wald…

„Du scheinst ziemlich aufgedreht zu sein. Junge, was ist los?“

„Was los ist? Vater, so weit von der Stadt leben wir doch gar nicht! Der Prinz feiert seinen Geburtstag! Das ist das Ereignis… Und ich werde hingehen…“, erklärte der Junge aufgeregt und lief weiter durch die Küche.

„Hast du da nicht etwas vergessen?“

„Nein. Was meinst du?“

„Nun… Vielleicht, jemanden zu fragen, ob du auch gehen kannst und ob er die Geschäfte auch einen Tag alleine leisten kann?“, fragte sein Vater mit gespielt strenger Miene.

„Was?“, erschrocken fuhr Kurt herum und ließ die Tüte mit dem Mehl fallen, „Vater, das kannst du mir nicht antun! Du hast mich doch auch zu der Verlobungsrede des Prinzen gehen lassen! Das mit dem Geburtstag…“

„Wird ein wirklich anstrengender Tag für mich werden…“

Der Junge seufzte und nickte: „Du hast wohl recht… Ich lasse dich wirklich zu viel alleine in der letzten Zeit…“ Und das wo er nun endlich seinen Mut zusammen hatte, wo er endlich dem Prinzen gegenübertreten wollte und mit ihm sprechen wollte! Sir Nick hatte Recht, kämpfen, es versuchen… Das musste Kurt auch, auch wenn er nur ein Bauer war. Aber er musste es versucht haben, bevor es vielleicht zu spät war und das Schicksal sie auf immer auseinander riss…

Mit einem Mal lachte sein Vater laut: „Junge, ich veralbere dich doch nur! Natürlich… Geh schon und hab‘ deinen Spaß, ich will dich hier nicht festhalten!“

„Wirklich?“, Kurts Augen wurden immer größer, erneut ließ er die Tüte mit dem Mehl fallen, lief auf seinen Vater zu und umarmte ihn, „Ich danke… Ich danke dir… Ich bin auch rechtzeitig zum Abendessen wieder daheim! Ich passe auf mich auf und in Zukunft nehme ich dir mehr Arbeit ab, versprochen!“

„Ja, ja… Schon gut, Großer… Aber hör auf unsere Lebensgrundlage durch die Küche zu werfen… Das gute Mehl… Was hast du überhaupt damit vor?“

„Ich… Ich backe Kuchen…“, sagte Kurt und wurde leicht rot.

„Was ist schon ein Geburtstag ohne Kuchen?“, fragte sein Vater nach, vorauf der Junge nur noch mehr errötete. Der Vater lachte und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wo du diesen Wunsch her hast, dass du unbedingt auf roten Teppichen herum hüpfen willst, aber… So lange es dich glücklich macht, darfst du gerne weiter machen. Und Kuchen backen“, lachend wendete er sich ab und sah noch einmal über die Schulter, „Aber Junge… Verschwende dabei nicht so viel von dem guten Mehl, verstanden?“

„Verstanden, Vater…“, etwas verlegen begann Kurt die Schweinerei, die er angerichtet hatte, zu beseitigen und lächelte immer noch ein wenig verwirrt, aber dennoch glücklich. Und was soll man sagen, die besten Speisen sind, die mit Liebe zu bereitet sind. Etwas, dass der Prinz an seinem Ehrentag eher weniger vorgesetzt bekommen würde. Aber Kurt war mit all seiner Liebe und dem Blut in einem Herzen dabei für den Geburtstag des Prinzen einen Kuchen zu backen, der dem Geliebten hoffentlich schmecken würden…
 

Und nach einigen weiteren Tagen der Vorbereitung, war der große Tag auch da. Blaine erwachte nach einer kurzen und unruhigen Nacht. So hatte er sich das eigentlich nicht vorgestellt, aber Geburtstage sahen anders aus als man es sich vorstellte. Kaum war es aus dem Bett, klopfte es auch schon aufgeregt an seiner Tür und er wurde daran erinnert, dass die ersten Anwohner bald kommen würden. Der Prinz leistete dem Ruf gleich folgte, wusch und zog sich an und machte sich auf den Weg in den Thronsaal. Und dort begann die Zeremonie, die bis in den Abend hineinreichen würde und ihm seinen letzten Nerv rauben konnte.

Ein Stadtbewohner nach dem anderen trat vor um ihm seine Glückwünsche auszurichten und Blaines Lächeln saß perfekt. Es war nicht so, dass er sich nicht auch darüber freute, dass diese Leute ihm gratulierten und Geschenke brachten, er wünschte sich nur, sie würden es freiwillig tun und nicht weil er der Prinz war. Die meisten von ihnen schienen auch schrecklich vorsichtig zu sein, was sie sagten und wie sie sich gaben. Natürlich schätzten sie ihn, aber als den Prinzen und nicht die Person, die er eigentlich war. Das war genau das, was er so sehr in seinem Leben hasste… Aber man konnte nicht alles haben. Und gerade hatte man hier Menschen, die gerne ihrem Prinzen Geschenke überreichten und dabei hofften Unterstützung vom König zu bekommen. Und am Abend wartete Sebastian mit einer Falsche Wein und einem weichen Bett auf einen… So wie man sich seinen Geburtstag eben vorstellte…

Es war eben jeden Geburtstag dasselbe. Nur dass Blaine wusste, dass schon ab morgen wieder Hochzeitskandidaten hier herkommen würde. Menschen, die Blaine nicht kannte und wohl auch nicht heiraten wollte. Und in diesem uneigennützigen Moment, in dem er Hände schüttelte, Menschen ein Lächeln und Danksagungen schenkte, wünschte Blaine sich nur einmal selbstsüchtig sein zu können und den Menschen an seiner Seite zu haben, den er auch wirklich dort haben wollte. Es wurde nicht leichter, schon gar nicht, nachdem man wusste, welcher Mensch das sein sollte. Wenn er nur einmal noch mit ihm reden könnte, damit er sich sicher sein konnte, dann könnte er auch versuchen, für sich selbst und seine Liebe zu kämpfen. Aber wann sollte er schon wieder mit ihm ins Gespräch kommen? Irgendwo wünschte sich Blaine so sehr, dass er heute hier auftauchen würde. Dass er auch ein Geschenk hätte, dass er seine Hand schütteln könnte und noch einmal in diese Augen schauen dürfte, die ihn nun doch gefangen hielten…
 

Diese Augen waren bereits im Schloss. Sie betraten die Eingangshalle und strahlten bis über beide Ohren. Er war hier. Der Kuchen war großartig geworden und er würde ihn wiedersehen. Er würde ihn wirklich sehen. Und wenn es nur für einen Moment war. Aber das reichte Kurt. Es war eine kleine Chance und die würde er nutzen. Fröhlich sah er sich um, als jemand auf ihn zukam. Abschätzig wurde er gemustet und dann lachte der andere auf.

„Bist du nicht der Mehllieferant? Du weißt, dass es hier zum Thronsaal geht, nicht wahr? Da hast du nichts zu suchen!“, sagte der junge Mann ernst und lachte.

„Aber… Ich wollte zum Prinzen… Ich liefere heute kein Mehl“, murmelte Kurt etwas unsicher und sah ihn an, „Ich habe sogar ein Geschenk.“

„Und hast du auch eine Vorladung?“

„Was?“

„Glaubst du allen Ernstes, dass jeder einfach so mit seinen Geschenken kommen kann und der Prinz auf magische Art und Weise für dich Zeit hat?“, fragte der Adelige arrogant und trat näher an ihn heran, „Schon vor Monaten gab es keine Plätze mehr. Und du siehst nicht so aus, als hätte dein kleines Bauerngehirn daran gedacht. Tut mir wirklich leid, aber du solltest jetzt wieder gehen.“

Kurts Augen wurden größer. „Aber ich muss zum Prinzen!“, sagte er verzweifelt.

„Du musst?“, lachte sein gegenüber und schüttelte spöttisch den Kopf, „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemals ein Bauer Recht darauf gehabt hätte, den Prinzen an seinem Geburtstag zu sehen! Du ganz bestimmt nicht! Pass auf, denn ich führe, du hast hoffnungslos vergessen, wo dein Platz ist! Du bist ein Mehllieferant, du lebst fernab dieses Schlosses und das wird sich niemals ändern! Du gehört nicht hierher und du wirst es auch nie. Niemand hier will dich sehen, niemand will mit dir reden. Und dass du überhaupt daran denkst, dass du auch nur das geringste Recht hättest, mit dem Prinzen zu sprechen, ist schon eine Frechheit sondergleichen für die man dich einsperren sollte. Also… Verschwinde, du gehörst nicht hierher und wir wollen dich auch nicht!”

Der Bauernjunge schluckte und starrte den Adeligen an, seine Augen wurden langsam feucht. Irgendwo war es Wahrheit, aber es tat so weh sich das bewusst zu machen, das gesagt zu bekommen, dass es hier wirklich nichts wert war und besser doch zu Hause geblieben wäre. „Aber… Aber ich… Ich habe doch… Ich… Aber…“, stotterte er und klammerte sich an dem Kuchen fest, den er in seinen Händen hielt.

„Was ist mit dir? Halt den Mund oder sag es endlich, aber deine Gegenwart widert mich an“, schimpfte der Schloss Bewohner und musterte das Geschenk in Kurts Händen. Dann grinste er. „Ist das dein tolles Präsent für den Prinzen?“, fragte er lachte auf, „Oh bitte, ist das primitiv!“, er verdrehte die Augen und legte eine Hand an den die Schlüssel, in der der Kuchen stand, „Außerdem nimmt der Prinz nur Speisen zu sich, die hier im Schloss unter Bewachung und nur mit den besten Zutaten zubereitet werden. Also es tut mir ja sehr leid für dich, aber das hier ist nicht deine Welt“, und mit diesen Worten riss er Kurt die Schüssel aus der Hand und stieß sie zu Boden, so dass sie am Boden zerbrach und der Kuchen sich auf dem Boden verteilte. Geschockt starrte Kurt den Anderen an.

„Was hast du getan?“

Lachend schüttelte der Schlossbewohner den Kopf: „Was wohl? Ich gebe dir einen Grund, damit endlich verstehst, dass du abhauen sollst!“, meinte er streng und verdrehte die Augen, „Aber… Mach das vorher weg, in Ordnung?“, spottete er, bevor er auch schon davon ging und er den verzweifelten Bauernjungen zurück ließ.

Dieser starrte immer noch auf die Trümmer und ging dann auf die Knie um das, was noch zu retten war, zusammen zu sammeln. Ein paar große Teile der Schüssel konnte man noch als Unterlage für die Kuchenteile verwenden, aber die Tränen rannten nun seine Wangen herab. So hatte er sich das hier nicht erhofft. Es hätte doch der Tag sein sollen, an dem er den Prinzen wieder sah und nun? Viel war nicht mehr mitzunehmen und Kurt hatte nicht die Kraft die Krümel aus dem Teppich zu schrubben und die Scherben aufzukehren. Weinend sammelte er die gröbsten Stücke zusammen und ließ davon. Verzweifelt und zerschmettert, so wie das Geschenk für den Prinzen…
 

Es dauerte Stunden, bis die Geburtszeremonie sein Ende erkannte. Die letzten Gesichter tauchten auf, die letzten Hände wurden geschüttelt. Und zum ersten Mal an diesem Tag wünschte Prinz Blaine sich, dass noch mehr Gäste durch die große Türe in den Thronsaal kommen würden. Denn es fehlte eine Person. Eine Person, die er sich mehr als alle anderen wünschte. Aber er tauchte nicht auf. Und so sehr Blaine nun doch noch hoffte, jemand würde kommen, es nützte nichts. Die Wachen schlossen die Tür, er konnte aufstehen und der Geburtstag war vorbei. Zumindest bis zu der großen Feier, die Sebastian vorbereiten wollte. Blaine wollte dort genauso wenig hin wie dass er sich mit dem Gedanken anfreunden wollte, dass die Liebe seines Lebens nicht gekommen war. Es war kein gutes Gefühl in diesem Moment den Thronsaal zu verlassen. Geburtstage waren schon lange keine freudigen Ereignisse mehr, aber der heutige fühlte sich schlimmer als zuvor an. Nicht nur, dass damit die letzten Stunden eingeläutet wurden, in denen er unverheiratet sein würde, dazu war auch das einzige, wo er sich an diesem Tage gefreut hatte, ausgeblieben…

„Oh, mein Prinz, schaut nicht so griesgrämig“, lachte Jeff, als er ihm im Gang entgegenkam, „Solche Gesichtsausdrücke verleiten Sebastian nur dazu einschläfernde Tropfen in euer Weinglas zu tun!“

Ein wenig erstaunt sah Blaine ihn über diese Warnung an und dann zuckte er doch nur mit den Schultern. „Soll er…“, murmelte er niedergeschlagen, „Was nutzt es noch? In ein paar Wochen werde ich einen Adeligen mit einem großen Heer heiraten und was ich liebe, will mich nicht… Dann kann ich mich auch an Sebastian werfen… Mehr zu verlieren habe ich nun nicht mehr.“

Da bekam nun auch der Heiler große Augen, wie er seinen Freund so betrachtete und seufzte schwer. „Dass ich dich das noch einmal sagen höre…“

„Ich bin auch überrascht“, gestand Blaine und zuckte mit den Schultern.

„Was ist denn hier los? Wie kann denn das Geburtstagskind so trübsinnig sein?“, fragte Nick, als er heranlief, „Ich glaube es ja nicht! Jeff, was machst du mit unserem Prinzen?“

„Ich habe überhaupt nichts gemacht!“, rief Jeff sofort und riss die Hände hoch. Denn seufzte er und betrachtete seinen Prinzen noch einen Moment. „Ich glaube er ist so niedergeschlagen, weil ein gewisser Bauernjunge heute nicht aufgetaucht ist.“

„Jeff halt den…“

Doch weiter kam Blaine nicht, als Nick ihn unterbrach: „Reden wir da über denselben Bauernjungen, der im Schlossgarten sitzt und weint?“, fragte er ein wenig verwirrt und runzelte die Stirn.

„Er tut was?“, die Augen des Prinzen wurden immer größer, als er schon beinahe den Flur herunter gelaufen war.

„Äh… Prinz… Sebastians Feier? Du hast das noch auf dem Plan?“, rief Jeff ihm hinterher, „Ich bin mir ziemlich sicher, er wird ausrasten, sollte…“, stotterte er ein wenig.

Doch Blaine lachte: „Ich komme nach! Keine Sorge!“ Und dann war er vom Flur verschwunden. Immer in Richtung des Schlossgarten.

„Ich glaube nicht, dass er kommen wird… Und Sebastian wird ausrasten… Und dann wird er Dinge umschmeißen und Leute verletzten… Und das riesige Chaos wird von Maxwell bemerkt werden… Und dann wird er ausrasten…“, murmelte Jeff, bis er auf einmal Nicks Lippen im Gesicht hatte.

„Lass uns uns darum sorgen, wenn es soweit ist…“
 

Kurt saß auf einer Bank im Schlossgarten. Nahe an den Ställen. Er hatte gesehen, wie die letzten Stalljungen gegangen waren und so dachte er, wenn er sich hier in der Nähe aufhielt würde ihn auch keiner vertreiben und das obwohl er ganz sicher nicht hier sein durfte… Aber er konnte noch nicht nach Hause. Er musste weinen. Die Tränen liefen einfach unaufhörlich immer weiter und er hatte Angst vor all, was noch kommen würde. Und vor der grausamen Realität, die auf ihn niederschlug. Es war schrecklich. Das Leben fühlte sich an, als wäre es vorbei. Er konnte jetzt nicht nach Hause. Was wenn sein Vater ihn so sehen würde? Und je länger er wartete, desto dunkler wurde es. Es wurde Abend. Beinahe Nacht. Wie sollte er nach Hause kommen? Der Wald war zu unsicher in dieser Zeit? Wie sollte er es durch den ganzen Wald schaffen? Er hatte zu lange gewartet und nun gab es keinen Weg mehr nach Hause und die Verzweiflung trieb ihm immer mehr Tränen in die Augen. Die Luft wurde Kühler. Kurt begann zu zittern und sich langsam zu fragen, wie viel er an diesem Tag noch falsch machen konnte. In seinen Händen hielt er immer noch Scherben und einige vereinzelnde Stücke des Kuchens. Hatte noch irgendetwas Sinn, nachdem er diesen Tag so sehr für sich selbst ruiniert hatte?

Es wurde immer kälter. Das war alles nicht fair und mit einem Mal lag etwas um seine Schultern. Eine Jacke. Nein, ein Mantel. Aus großen und feuchten Augen sah Kurt sich um und erblickte den Prinzen neben sich, der seinen Mantel ausgezogen hatte und sich nun einmal neben ihn auf die Bank setzte. Mit einem Mal zuckte Kurt noch mehr zusammen und sah auf den Boden. „Prinz… Ich… Oh Gott… Es tut mir so leid… Ich werde verschwinden…. Tut mir leid… Ich sollte nicht hier sein…“

„Ruhig…“, gab Blaine nur von sich und griff nach seinem Kinn und dem Blick wieder zu sich zu ziehen, „Ganz ruhig… Ich bin nicht hier um dich zu bestrafen oder wegzuschicken… Alles ist in Ordnung… Ich kann dich verstehen… Wenn die Sterne langsam aufgehen, hat man hier den besten Blick darauf…“, meinte er lächelnd und blickte nach oben, „Aber… Warum weinst du? Es tut mir leid, aber an meinem Geburtstag kann ich nicht zulassen, dass jemand traurig ist, also? Was ist es?“

Der Bauernjunge war noch immer starr, aber die Tränen versiegten mit einem Mal. „Ich… Es… Es ist nichts… Wirklich… Verzweiflung… Aber nichts… worüber… Ihr Euch Gedanken machen müsstet…“

Blaine seufzte schwer und schüttelte den Kopf. „Du bist mir schon jemand… Da bietet man dir Hilfe an…“, er zog ein Stofftuch hervor, „Erst einmal trocknen wir jetzt deine Tränen und dann sagst du mir, was dich so traurig und verzweifelt macht!“, bestimmte er und wischte Kurt vorsichtig über die Wangen, bis alle Spuren von Tränen verschwunden waren. „Und was ist das da in deinen Händen?“

Der Müllersohn machte große Augen und seufzte leicht. „Das…. Kuchen… Es sollte Kuchen sein, aber… ich war ziemlich ungeschickt. Entschuldigung…“

„Wofür entschuldigst du dich?“, fragte der Prinz nach, doch dann schien er zu begreifen, „Oh… War das für mich?“, ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, „Dann lass mich mal probieren!“, meinte er und griff nach einem größeren Stück, dass nicht ganz auseinander gefallen war, „Ich habe den ganzen Tag so gut wie nichts zu essen bekommen! Warum schenken die einem Knöpfe, wenn man Stunden lang nur dasitzen kann?“, scherzte er und nahm einen Bissen von dem Kuchen, bevor Kurt es noch verhindern konnte.

„Nein!“, meinte er und schüttelte den Kopf, „Das… Das lag auf dem Boden… Und ist zerbrochen und…“

„Mhm… Aber ich schmecke das beste Mehl der Stadt“, erwiderte der Prinz und zwinkerte ihm zu, „Ziemlich gut, dafür, dass er nicht mehr in seiner ganzen Pracht vorhanden ist… Eine echte Schande…“

„Danke…“

„Es ist echt schade… Ich könnte eine ganze Schale davon essen!“, erklärte der Prinz ihm und lächelte ihn an, „Verdammt… Wie hast du es geschafft, so ein Meisterwerk fallen zu lassen?“, fragte er nach.

Eigentlich wollte Kurt es nicht sagen, aber langsam wurde er doch etwas sicherer, der Mantel half, damit ihm warm wurde und Blaine war so unglaublich nett zu ihm, dass er sich doch traute zu sprechen. „Dieser… Dieser Mann hat mich angerempelt… und einige… nicht sehr nette Dinge gesagt und darüber… Ist mir die Schale mit dem Kuchen zerbrochen. Ich habe das auch noch gar nicht sauber gemacht, das tut mir so…“, da hatte er einen Finger auf den Lippen und der Prinz sah ihm direkt in die Augen.

„Sebastian… Keine Sorge… Du musst nicht saubermachen. Ich kümmere mich schon darum. Ist das, was dich so traurig macht? Nimm dir seine Worte nicht so zu Herzen… Sebastian redet so viel und nichts davon ist wirklich nett… Keine Sorge…“, glücklich lächelte Blaine ihn an. Und in diesem Moment freute er sich so sehr, dass dieser junge Mann doch gekommen war, dass er ihm sogar ein Geschenk gebracht hatte und dass er hier sein durfte. Dass er ihm noch einmal in die Augen sehen durfte und dieses unglaubliche Gefühl zwischen ihnen lag…

„Es… Es ist nicht nur das. Also… Natürlich… Deshalb sitze ich hier, aber nun… Es ist dunkel… Und ich habe Angst nach Hause zu gehen. Mein Vater macht sich bestimmt schon Sorgen, aber ich weiß nicht, wie ich Heim kommen soll. Zu dieser Zeit sind all die Wölfe und Banditen aktiv… Ich… Ich weiß einfach nicht, wie ich weiter machen soll…“, erklärte er und die Augen wurden doch wieder glasig.

Mit einem Mal jedoch hatte der Bauernjunge nicht nur den Mantel des Prinzen um seinen Schultern, sondern auch dessen Arm. „Dann bringe ich dich nach Hause“, versprach er und lächelte ihn an, „Mit einem Pferd sind wir schnell da und ich auch jeder Zeit schnell und sicher wieder zurück. Was meinst du?“

„Das kann ich nicht annehmen…“

„Du musst, es gibt doch keinen anderen Weg“, gab er Prinz zurück und streich ihm mit einer Hand leicht durch das Haar. Ihre Blicke trafen sich für einen langen Moment und es war wundervoll, sie wollten gegenseitig in den Augen des anderen versinken. „Dieses Gespräch hier mit dir…“, begann Blaine vorsichtig, „War der schönste Part bisher von meinem Geburtstag… Lass mich dich nach Hause bringen, es ist mein Wunsch. Und immerhin habe ich heute Geburtstag. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du allein durch diesen gefährlichen Wald musst“, und auf Sebastians Feier wollte er sowieso nicht. Ihm konnte nichts Besseres passieren, als stattdessen Zeit mit dem Menschen zu verbringen, für den sein Herz schlug. Und dieser war mehr als nur gerührt in diesem Moment.

„Danke…“, hauchte Kurt tonlos und seine Augen wurden immer größer. Nicht nur, dass er mit dem Prinzen hatte reden können, er würde auch von ihm nach Hause gebracht werden! Und dann standen sie auch schon auf. Kurt zog den Mantel des Prinzen richtig an und kuschelte sich ein wenig hinein, als dieser ihm den Rücken zudrehte und sein Pferd aus dem Stahl holte. Kurt war ziemlich beindruckt, auch wie der Prinz sich auf das Pferd schwang und ihm dann aufhalf.

„Keine Angst… Dir wird nichts passieren“, erklärte Blaine ihm und griff nach Kurts Händen, nachdem er nach einiger Zeit endlich hinter ihm Platz gewunden hatte. Vorsichtig legte er die Hände des Bauernjungens um seine Hüfte und spürte dass seine eigenen Hände ein wenig dabei zitterten. „Halt dich einfach kräftig an mir fest und drückt dich an mich… Dann wird dir nichts passieren… Und sollte irgendwas sein, sag Bescheid, verstanden?“

Mit roten Wangen drückte Kurt seinen Kopf an den Rücken des Prinzen und krallte die Hände leicht in den Stoff des Anderen. „Ja… Verstanden…“, flüsterte er und dann ging es auch schon los…
 

Sebastian rannte immer wieder aufgeregt hin und her. Die meisten Gäste waren da, sie genossen die Feiern in einem Anwesen auf dem Schlossgrund, aber der Eine war noch nicht da! Und es ärgerte ihn. Es ärgerte ihn nicht einfach nur, nein, es machte ihn fertig! Blaine hatte gedroht nicht hier aufzutauchen und er war nicht da! Und das machte ihn mehr und mehr wütend. Nach einiger Zeit waren dann Jeff und Nick endlich da. Aber Blaine war nicht bei ihnen.

„Wo ist der Prinz?“, fragte er aufgebracht, „Was habt ihr mit ihm gemacht?“

„Er ist noch nicht hier?“, fragte Jeff nach und wurde doch ein wenig nervös, als Sebastian näher an ihn herantrat.

„Nein! Er ist nicht hier! Also, was ist hier los?“, schrie der Taktiker ihn an.

„Man… Jetzt entspann dich mal!“, erwiderte Nick und schubste ihn leicht zurück, „Erstens kann Jeff da nichts für, dass Blaine nicht hier auftauchen kann, zweitens kann jeder verstehen, warum er nicht hier ist und drittens… Warum ist dir das überhaupt so wichtig? Du glaubst doch nicht ehrlich, dass es dieses Mal funktionieren würde, Blaine in dein Bett zu kriegen… So naiv habe ich dich gar nicht eingeschätzt!“ Aus großen Augen blickte Jeff zu seinem Freund auf und lächelte leicht. „Hast du mich gerade verteidigt?“, wisperte er mit großen Augen.

Währenddessen jedoch wurde Sebastian immer wütender. „Nur damit ihr es wisst… Heute… Heute Nacht wäre es soweit gewesen! Und das bilde ich mir nicht ein! Das ganze Jahr habe ich daran gearbeitet… Und das Glück spielt auch noch mit mir… Er ist verzweifelt, das ist die letzte Chance heute Nacht genau das zu tun, was er will! Ab morgen wird sein Vater entscheiden mit dem er spricht und wessen Hand er hält! Heute Nacht…“

Jeff seufzte schwer und schüttelte den Kopf: „Du hast Recht… Und Blaine weiß das auch“, und er war vor kurzem wirklich dabei gewesen, das alles wegzuwerfen und nachzugeben und nun… Nun hatte er den Mehljungen offenbar gefunden und was auch immer tat, es war sicherlich besser, als sich einen ganzen Abend von Sebastian anstarren zu lassen und blöde Kommentare anhören zu müssen. Und irgendwie freute es den heiler ungemein. „Aber Blaine nutzt diese Gelegenheit… Mit einem anderen als mit dir“, erklärte er ihm lächelnd.

„Wer?“, raunte Sebastian wütend und wollte den Arzt packten, aber da trat Nick erneut vor ihn.

„Weißt du… Irgendwo glaube ich… Dass du das weißt“, erklärte Jeff ihm und griff nach Nicks Arm.

Der Ritter lachte und sah dem Taktiker direkt ins Gesicht: „Schon mal was davon gehört… Wer anderen eine Grube gräbt?“, meinte er und ging dann an ihm vorbei. Grinsend blickte er zu Jeff. „Wollen wir diese Feier mal ein wenig genießen, auch wenn wir ohne den Ehrengast auskommen müssen?“, fragte er ihn amüsiert.

Jeff nickte und lächelte ihn an. „Hoffen wir nur, dass Blaine und Kurt ihre Zeit nutzen…“ Denn Sebastian hatte leider Recht, viel davon hatten sie nicht mehr…
 

„Alles in Ordnung, du bist so still!“, fragte Blaine nach, während die Beiden gemeinsam durch den Wald ritten. Kurt nickte nur ein wenig. Das ganze überwältigte ihn in diesem Moment zu sehr, als dass er eine gescheite Antwort geben könnte. Es war zu sehr alles, was er sich gewünscht hatte und gleichzeitig ging es viel zu schnell. Aber es war ein wunderbares Gefühl und er wünschte sich der Heimweg wäre endlos wäre. Aber das war er nicht. Natürlich war er das nicht. Und doch schien etwas sie zu unterbrechen, denn mit einem Mal hielt Blaine das Pferd an.

„Ist… Ist es passiert?“, fragte Kurt ein wenig ängstlich.

Der Prinz schwieg einen Moment und auch der Bauernjunge traute sich deshalb nicht etwas zu sagen, bis Blaine etwas sagte: „Hörst du das? Banditen… Ganz in der Nähe von uns…“

„Dann sollten wir weg hier…“, hauchte Kurt unsicher.

„Ja… Nein…“, Blaine schluckte, „Es sind nicht nur Banditen… Sie würden nicht so einen Lärm machen. Das bedeutet… Dass sie jemanden überfallen oder gefangen haben… Kurt, ich will dich nicht in Gefahr bringen, aber wenn das ein Einwohner meines Landes ist, dann muss ich dorthin und helfen.“

Wann immer man glaubte, dass man sich nicht mehr verlieben konnte, dann sagte Blaine so etwas Heldenhaftes und unglaubliches, dass Kurt dahin schmelzen wollte. „Dann… müssen wir dahin…“

„Richtig…“, mit langsamen Schritten führte Blaine das Pferd in die Richtung der Geräusche, „Du bleibst auf dem Pferd… Halt dich gut fest und wenn es Probleme gibt, dann kann es dich sicher zum Schloss zurück bringen. Das schafft es immer“, versicherte Blaine ihm, während sie der Lichtung immer näher kamen.

Kurt hatte irgendwo Angst, er hatte das hier umgehen wollen, wenn er alleine gewesen wäre, hätte er diesen Banditen in die Arme laufen können, aber nun war Blaine hier und er würde ihn beschützen, das wusste der Bauernjunge einfach. Doch als sie Blick auf die Lichtung hatten, sank ihm das Herz noch mehr in die Hose. „Prinz…“, flüsterte er geschockt.

„Ruhig…“

„Das ist mein Vater…“, hauchte Kurt und wurde kreidebleich, „Sie haben meinen Vater gefangen genommen…“

Erschrocken drehte Blaine sich zu dem Anderen um und auf den zweiten Blick erkannte auch er den Müller dort zwischen den Banditen sitzen. Er war gefesselt und saß zwischen den Banditen. Hin und wieder stichelte einer der Verbrecher mit seinem Messer nach ihm.

„Ich versteh das nicht…“, murmelte Kurt, „Diese Banditen… In unser Haus können sie doch gar nicht eingebrochen sein… Und es ist so weit weg… Wie konnte das sein?“, verwirrt krallte er sich an dem Prinzen fest und kämpfte mit den Tränen.

Blaines Herz schlug nun auch ein wenig schneller. „Es ist nur drei…“, murmelte er und versuchte die Lage zu überblicken, „Bleib ruhig, es wird sich alles klären. Du bleibst auf dem Pferd und ich kümmere mich um die Verbrecher“, versprach der Adelige ihm, wie er sich vom Pferd schwang. Kurt konnte nicht hinsehen, er hatte zu sehr Angst, vor dem, was dort passieren konnte. Aber er hörte einige Schreie… Keinen von seinem Vater… Kurt krallte sich in der Mähne des Pferdes fest. Er hörte, wie Metall gegeneinander schlug. Aber der Kampf dauerte nicht lange. Wie der Prinz gesagt hatte; es waren nur drei Banditen gewesen. Einen hatte er schnell ausschalten können und die anderen beiden waren gleich auf ihn zu gestürmt. Aber Kurt konnte noch immer nicht hinsehen.

Langsam hörte er Schritte auf sich zu kommen. „Ruhig…“, hörte er Blaines Stimme, der Prinz berührte den Hals des Pferdes, streichelte darüber, bis er eine von Kurts Händen erreichte. „Kurt… Es ist alles gut, aber wir sollten jetzt nach Hause gehen“, erklärte er ihm. Dabei öffnete der Bauernjunge wieder die Augen und erkannte seinen Vater neben Blaine stehen. Sofort rutschte er vom dem Pferd und fiel ihm um den Hals.

„He… Junge, ruhig…“, begann der ältere Mann und drückte ihn an sich, „Jetzt ist ja alles gut… Ich bin so froh, dass du wieder hier bist… Du bist nicht nach Hause gekommen und so… So bin ich irgendwann selbst los… Um dir entgegen zu gehen… Dabei haben sie mich dann erwischt und waren zu enttäuscht darüber, dass ich kein Geld oder sonstige Wertgegenstände dabei hatte, dass sie mich nicht mehr gehen lassen haben… Und dann… Seid ihr zwei hier aufgetaucht… Ich kann es nicht glauben…“

„Vater… Es tut mir so leid…“, schluchzte Kurt, „Ich wollte nicht…“

„Ich will mich nicht einmischen, aber ich glaube die hier hatten Freunde und wir sollten das Gespräch an einem sicheren Ort fortführen“, wandte Blaine ein und lächelte die Beiden an. Sie verstanden das nur zu gut und so machten sie sich auf dem Weg zum Haus des Müllers…

Dort angekommen hielt sich die Familie noch einen Moment im Arm und Blaine trat ein weites Stück zurück, um ihnen ihre Zeit zu lassen. Sie erzählten sich all das was passiert war und sie schwiegen sich lange Zeit an und Blaine genoss den Anblick von weitem, wie glücklich die Beiden in diesem Moment aussahen. Bis irgendwann der Vater auf ihn zukam. „Eure Majestät… Ich weiß nicht, wie ich es wieder gut machen soll, dass Ihr an Eurem Geburtstag mein Leben retten musstet… Und Euch um meinen Sohn gekümmert habt…“

Der Prinz seufzte leicht: „Das verdient auch keinen Dank… Es war selbstverständlich“, erwiderte er und lächelte, „Aber ich denke, ich sollte euch jetzt wohl alleine lassen. Es wird spät und mein Geburtstag hat euch wenn auch indirekt schon zu viel Zeit gestohlen…“

„Ihr wollt schon gehen?“, fragte der Müller und seufzte leicht, „Nun ja… Ich vermute, wir dürfen Euch auch nicht aufhalten, es wird wirklich dunkel und gefährlich da draußen…“

Doch mit einem Mal wurde Kurt mutig und trat nach vorne. „Warum bleibt ihr nicht zum Abendessen?“, fragte er dann schnell und blickte den Prinzen an, „Ich meine… Ihr sagtet… Ihr hättet noch nichts gegessen… Und ich würde Euch nur ungern dann hungrig nach Hause schicken, nachdem Ihr so viel für uns getan habt…“

Kurts Vater sah erstaunt aus, genauso wie der Prinz, aber dazu schlug sein Herz auch noch immer schneller. Er nickte. „Wenn das eine Einladung ist, dann bin ich einverstanden“, sagte er und lächelte glücklich, „Vielen Dank.“

„Oh, nein, wirklich nicht… Das ist… Kurt, Junge, was hast du dir denn dabei gedacht, den Prinzen zu unserem einfachen Mahl einzuladen?“, fragte der Ältere fast schon ein wenig erbost, doch sein Sohn versuchte ihm zu erklären, dass er es doch war, der sich erkenntlich hatte zeigen wollen.

Einige Zeit später saßen sie mit dem Prinzen am Tisch und es war doch eine merkwürdigere Situation als Kurt sie sich vorgestellt hatte. Es war ein ungewohntes Gefühl. Sie saßen so bei einander und irgendwo schämte man sich, wenn man vorhin noch dieses prächtige Schloss gesehen hatte… „Tut uns leid…“, murmelte Kurt und lächelte verlegen, „Es… Es ist nur Kartoffelsuppe… Ihr habt Euch sicherlich anderes essen vorgestellt für Euren Ehrentag…“ Und auch sein Vater schien sich entschuldigen zu wollen: „Wenn wir das gewusst hätten, hätte ich sicherlich Fleisch besorgt… Aber für Kurt und mich lohnt es sich meistens nicht.“

Jedoch der Prinz lächelte die Beiden an: „Es ist vollkommen in Ordnung. Es schmeckt wundervoll. Und ja; ich habe heute Morgen nicht erwartet Kartoffelsuppe und hausgebackenes Brot zu essen… Um genau zu sein hatte ich mit den Muscheln und anderen Meeresfrüchten gerechnet… Aber ehrlich gesagt war das keine freudige Erwartung. Und es schmeckt wunderbar, ich danke euch, dass ich hier sein darf.“ Und es war um einiges besser, als Sebastians Feier zu seinen Ehren gerade sein konnte! Auch wenn die anderen beiden ihm nicht zu glauben schien, wie sehr er es genoss hier zu sein und einfach nur in beschaulicher Ruhe ein einfaches Essen genießen zu können. Es war wirklich so…

Auch wenn sie es nicht glauben wollten oder besser nicht konnten, genoss Kurt es den Prinzen an ihrem Tisch zu haben. Es war ein wenig wie träumen. Er konnte ihm wirklich nahe sein. Er konnte wirklich hier sein und das obwohl jemand wie er sonst nie mit einem Bauernjungen sprechen würde! Es war unglaublich, aber irgendwann musste dieser Abend enden und Blaine musste zurück zum Schloss. Langsam wurde es wirklich spät…

Kurt begleitete ihn nach draußen, nachdem sein Vater sich noch einige Male bei dem Prinzen bedankt hatte. Und dann standen sie dort draußen. „Ich… Ich… Danke für alles“, murmelte Kurt und schluckte, er sah den Prinzen an und dann wurde er rot, „Euer… Euer Mantel ist noch im Haus… Ich hole ihn schnell…“, doch Blaine hielt ihn zurück.

„Behalt ihn… Ich habe zehn davon… Und dir steht er ziemlich gut“, erklärte der Prinz und zuckte mit den Schultern, „Ich wird den kurzen Ritt durch die Kälte auch ohne ihn überstehen…“

„Dabei ist es doch Euer Geburtstag…“

„Du verstehst gar nicht, wie viel du mir heute geschenkt hast, Kurt…“

„Ihr erinnert Euch sogar an meinen Namen…“, hauchte Kurt tonlos und in der kalten, dunklen Nacht leuchteten seine Wangen rot.

Der Prinz lächelte ihn an. „Selbstverständlich…“, sagte er und seufzte leicht, „Weißt du… Es ist… wirklich schwer jetzt zu gehen. Aber sie werden sicherlich Suchgruppen aussenden, wenn ich nicht Heim komme…“, erklärte er und sah den Bauernjungen an, „Aber ich hatte sehr viel Spaß und Freunde heute… Mehr als ich dachte, dass ich an diesem Tag haben könnte. Also; vielen Dank… Und ich hoffe… dass wir das irgendwann noch einmal nachholen können“, erklärte er und Kurt nickte eifrig, als könnte er sich nichts mehr wünschen. „Gut dann… Gute Nacht, Kurt…“, sagte Blaine noch einmal und einen Moment lang legte er die Arme um den Bauernjungen und hielt ihn so fest. Es fühlte sich so großartig an, aber es war nur ein kurzer Moment, bevor der Prinz sich wieder von ihm löste und dann in Richtung des Schlosses ritt. Der Bauernjunge starrte ihm noch lange hinterher. Verwirrt mit seinen Gefühlen und einer unglaublichen Freude im Bauch…

Unter einer Linde

Die Zeit steht nie auf der Seite des Einzelnen. Da ist es nicht verwunderlich, dass wir, wann immer sich uns die Gelegenheit dazu biete, sie auch ergreifen, gegen die Zeit zu spielen. Unbelehrbar, dass wir niemals vollständig siegen können, genießen wir die kleinen Siege, die sie uns in aller Gnade zugesteht. Auch wenn es die letzte Nacht in Freiheit ist, auch wenn es kein Tag zu feiern ist, so nutzen wir sie, als wäre es der beste Moment im Leben. Und das, obwohl es einen Abschluss und eine Niederlage einleitete. Eine Niederlage gegen das Schicksal, denn man entkommt der Zeit nicht. Und wenn man heiraten muss, um sein Land zu retten, dann kann auch wahre Liebe einen nicht bewahren und eine Nacht Flucht zu dieser Liebe macht nichts besser. Ein kurzer Sieg trübt den Verlust und macht den Abschied von den Träumen nur noch dunkler…
 

Es war tiefschwarze Nacht, als Blaine am Schloss ankam. Er brachte sein Pferd in den Stall und kümmerte sich persönlich darum, dass es noch etwas zu Essen bekam, nach der Aufregung in dieser Nacht. Danach machte er einen kleinen Spaziergang durch den Schlosshof. Er sah auch noch bei Sebastian Licht brennen und er hörte laute Geräusche. Die Feier war noch in vollem Gange, aber der Prinz wollte sich diesen Geburtstag nicht noch ruinieren lassen. Und so machte er einen großen Bogen um das Gebäude. Er glaubte noch sehen zu können, wie Jeff und Nick ordentlich angetrunken und stark in einander verschlungen nach draußen kamen, aber es bestärkte Blaines Schritte nur zu seinem Zimmer.

Und am nächsten Morgen war der Prinz hellwach und ausgeschlafen, was man nicht von allen Personen im Schloss und Umland sagen konnte. Einige Zeit saß Blaine allein im Schlossgarten nahe den Ställen, dort wo er Kurt am Vorabend gefunden hatte. Dann kam jemand zu ihm, aber wach sah er nicht unbedingt aus. Mit einem leichten Lächeln blickte Blaine ihn an. „Gestern war eine lange Nacht?“

Jeff gähnte herzzerreißend, bevor er sich auf die Bank fallen ließ. Lange sah er dort auch nicht, er sprang wieder auf und seufzte sehr. „Eine lange Nacht… Sebastian hat sich selbst übertroffen… Das Einzige, was fehlte, das warst du!“, meinte er dann und legte den Kopf schief, „Sebastian war ziemlich wütend… Ich will nicht wissen, wie sein Haus aussieht…“, er seufzte, „Ich meine… Ich kann ihn auch nicht leiden, aber du hast ihn ziemlich hängen lassen… Ich hoffe, es hat sich wenigstens gelohnt… Hast du was dafür bekommen?“

Blaine seufzte schwer und fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht. „Ich weiß, ich hätte auftauchen sollen… Aber… Weißt du… Ich war bei ihm. Ich habe ihn nach Hause gebracht und mit ihm und seinem Vater zu Abend gegessen und dann…“

Grinsend sah Jeff ihn an: „Und dann bist du erst im Morgengrauen nach Hause gekommen, weil du die Nacht beschäftigt warst?“, fragte er mit einem zweideutigen Ton und versuchte erneut sich hinzusetzten; mäßig erfolgreicher.

„Nein“, sagte der Prinz, „Es… Es ist nichts passiert. Ich war einfach nur am Abend noch bei ihm… Und ich hatte keine Lust, mich nach so einem schönen Abend noch von Sebastian angraben zu lassen.“

„Es ist nichts passiert?“, fragte Jeff sofort geschockt, doch kurze Zeit darauf nickte er leicht, „Ich hätte es mir denken können bei dir…“

Der Prinz schloss die Augen. „Was soll ich tun? Ich liebe dich, lass uns sündig sein, aber in nicht einmal einer Woche bin ich höchstwahrscheinlich verheiratet, war aber wirklich nett mit dir?“, meinte er und sah den Heiler neben sich ernst an, „Ich meine… Ist es nicht furchtbar egoistisch? Selbst… Wenn ich mir es so sehr wünsche Zeit mit der Person zu verbringen, der ich nun mein Herz geschenkt habe… Du weißt in welcher Lage sich unser Lang befindet… Und es geht hier nicht nur um die Stadt. Es geht um das gesamte Land. Ich kann es nicht im Stich lassen, ich werde die arrangierte Ehe meines Vaters eingehen um mein Volk zu retten… Ich würde auch lieber den Mann haben, den ich liebe… Aber es geht nicht. Und dann… sollte ich uns beiden auch nichts vormachen. Es wäre egoistisch und falsch…“

„So wie das, was Nick und ich tun…“, warf Jeff ein und zuckte mit den Schultern, „Prinz… Ich sage ja nicht, dass es richtig ist, so… unmoralisch zu handeln… Aber du bist dabei dein Leben wegzuwerfen. Nun ja zumindest deine Liebe dafür, dass dein Volk sicher ist. Ist das nicht der richtige Zeitpunkt um egoistisch zu sein? Ich meine… Ist das nicht der Moment, in dem du dich einmal nur gut fühlen solltest?“ Mit einem leichten Lächeln betrachtete Jeff seinen Prinzen und seufzte erneut. „Ich wünschte, du könntest ihm einfach einen Antrag stellen, heiraten und glücklich sein… Aber ich fürchte dein Mehljunge besitzt nicht die Armee, die wir brauchen… Trotzdem… Er sollte wissen, wie viel du für ihn empfindest… Meinst du nicht auch?“, fragte er noch einmal nach und er schien damit etwas in Blaines Kopf bewegt zu haben, denn der junge Prinz faltete seine Hände in seinem Schoß und schien ernsthaft nach zu denken. Immer wieder nickte er leicht, murmelte unverständliche Worte vor sich hin. Es war eine ausweglose Situation. Aber es schienen genau diese zu sein, die die Liebe bevorzugte…

Es sah beinahe so aus, als würde dem Prinzen eine Idee gekommen zu sein und er wollte sie auch aussprechen, da kam noch jemand auf sie zu. Mit schnellen und wütenden Schritten wie eh und je. Erstaunt hoben die anderen beiden ihre Köpfe, da begann er schon zu wettern. „Sieh an, wer doch noch Heim kommt!“, sagte Sebastian erbost und sah Blaine wütend an.

„Spricht man so mit seinem Prinzen?“, versuchte Jeff noch zu stacheln, aber er bekam einen sehr bitteren Blick ab.

Leider blieb es für ihn auch nicht dabei. „Ruhe auf den billigen Plätzen!“, schnauzte der Taktiker ihn an, „Ich habe gestern Dinge gesehen, die du mit einem gewissen Ritter getan hast, von denen du mit Sicherheit möchtest, dass sie im Geheimen bleiben. Also Ruhe oder Unterstützung!“

Der Heiler schluckte: „Ich bin ruhig…“, murmelte er nun auch etwas bitter.

Blaine seufzte schwer und stand langsam auf: „Sebastian… Es tut mir wirklich leid, aber… Ich habe es dir vorher schon gesagt, dass ich es unglaublich nett finde, dass du diese Feier für mich gibst, aber… Ich das wirklich nicht wollte. Es tut mir leid…“

„Ach halt den Mund! Ist mir doch gleich! Aber sei dir sicher Prinz… So geht man nicht mit seinem Volk um! Und du wirst dich noch umsehen“, schwor er ihm wütend, „Es war deine Verpflichtung auf dieser Feier zu sein und du hast sie einfach so gemieden! Und das wird ein Nachspiel haben!“

„Erstens ist es nicht meine Verpflichtung und ich gehe liebend gern auf jede Feier, die nicht den einzigen Anlass verfolg mich ins Bett zu bekommen“, begann Blaine nun auch etwas aufgebrachter und trat langsam an seinen Freund heran, „Und zweitens siehst du nicht so aus, als wärst du den ganzen Abend tottraurig gewesen. Und wenn du schnell Trost gefunden hast, kann es kein so großer Misserfolg gewesen sein“, merkte er ein wenig gereizt an und verdrehte die Augen, „Es ist nicht meine Pflicht mich von dir flachlegen zu lassen. Das sollte dir bewusst sein, wo du doch alle Regeln so gut auswendig kannst!“

Der Taktiker schnaubte und verdrehte die Augen: „Ich habe auch dich gewartet… Bis tief in die Nacht rein… Nur weil ich noch jemanden gefunden habe, heißt das nicht, dass du dich nicht schuldig fühlen musst!“, meinte er und versuchte den Kragen seines Nachthemdes zu richten, was sich als schwierig erwies, da es an einer Seite eingerissen war

„Nur damit du es weißt: Ich fühlte mich auch schuldig und ich weiß, dass ich da sein hätte sollen. Es tut mir leid, aber was du mir vorwirfst ist untragbar…“, erwiderte Blaine und schüttelte denn leicht den Kopf.

„Untragbar sagt er“, murmelte Sebastian beleidigt vor sich hin, wie er sich an dem Prinzen vorbeidrängelte, „Du wirst noch sehen!“

„Wo willst du hin?“

„Ich brauch meine Ruhe!“, fuhr er ihn weiter an.

Blaine atmete schwer durch, bevor er sich doch noch einmal zu Sebastian umdrehte: „Wenn ich du wäre, würde ich so nicht unter Leute gehen. Du siehst wirklich schlimm aus!“, rief er ihm hinterher, aber er bekam nur eine Beleidigung von seinem Taktiker. Seufzend ließ er sich wieder auf die Bank sinken. „Ich sollte mich wirklich um meine Sachen kümmern, oder?“
 

Sebastian sah wirklich nicht gut aus. Die Unterwäsche saß noch richtig am Körper, aber das war es dann auch schon. Das Nachthemd war vollständig ruiniert, der Kragen zerrissen, der Stoff mit Erde, Wachs und Blut beschmutzt und der Geruch von Alkohol und Rauch haftete ihm an. Ähnlich fühlte sich der junge Mann auch, sein Körper hatte kaum Wasser gesehen, aber er brauchte Ruhe und frische Luft… Sein Kopf wollte explodieren, jedes Geräusch klang so viel lauter, aber man hatte aus dem Chaos in seinem Haus entgehen wollen und all den Gedanken. Ganz zu schweigen von denen, die noch in und neben seinem Bett lagen. Er musste raus und es war ihm egal, wer ihn so sehen würde. Außerdem trat er in den Wald, die frische Luft würde ihm helfen und wer würde ihn schon sehen? Wenn dann nur das einfache Volk… Bauern… Und die hatten keinen Geschmack, also konnte es einem auch gleich sein, was sie über einen dachten. Sebastian war das schon immer egal gewesen.

Langsam schritt er durch den Wald. Es war früh am Morgen, keine Seele war auf den Beinen, er hörte Vögel, aber die verzogen sich ziemlich schnell, als sie ihn hörten. Das war auch besser. Der Adelige wollte nach dem Tag und mehr noch dieser Nacht keine Gesellschaft. Müde ließ er sich auf einem Stein an einem kleinen Fluss nieder und atmete tief durch. Die Welt drehte sich doch ein wenig. So schlimm war es noch nie gewesen, aber er hatte auch noch nie den Frust ertränkt, dass Blaine nicht einmal aufgetaucht war! Es war nun nicht so, dass er verliebt war, aber Verlieren tat immer weh. Und nun war es mehr als nur schmerzvoll auf dem Boden aufzuschlagen. Dass das nicht nur ein Gefühl, sondern auch noch Realität werden sollte, merkte Sebastian einige Zeit später.

Denn ohne Vorwarnung sprang ein Hirsch neben ihm aus dem Dickicht, sprang gleich weiter über den Fluss. Auf halben Weg jedoch traf ein Pfeil ihn im Hals. Und ein weiterer Pfeil schlug in seinen Körper und nicht weit hinter dem Fluss ging das Tier zu Boden. Vollkommen überrascht, war Sebastian vom Stein auf dem Boden gestürzt war und die Szene nur vom Boden aus hatte sehen konnten. Wenigstens lag er dort so, wie er sich fühlte. Ziemlich am Grunde…

Einen Moment später, gerade als er sich auf den Stein stützte und aufrichten wollte, kam ein junger Mann aus dem Wald. Den Bogen hatte er auf dem Rücken und mit einem leichten Lächeln betrachtete er das Tier. Dann jedoch bemerkte er Sebastian und eilte sofort zu ihm rüber. Der Adelige konnte sich nicht mal dagegen wehren. „Oh ihr Götter… Ist Euch etwas zugestoßen?“, fragte er besorgt und sah ihn aus großen Augen an, „Ihr seid verletzt! All das Blut… Keine Bewegung… Ich habe Medizin dabei…“

„Ich bin nicht verletzt“, fauchte Sebastian ihn an und stand schnell auf, „Siehst du?“, er hielt ihm seine Hände hin, „All die Wunden sind schon verheilt. Sie sind von gestern Nacht!“ Der Andere erhob sich mit ihm und griff nach seiner Hand, auch wenn Sebastian sich noch mehr dagegen wehrte: „Lass mich los!“

„Die Wunden sind vielleicht nicht frisch, aber sie sind nicht richtig behandelt worden…“, erwiderte der junge Mann und sah den Fremden an, „Wartet… Ich habe Kräuter, die Euch helfen können… Ich will euch doch nur helfen.“

„Ich brauche keine Hilfe!“, fauchte Sebastian und blickte den Anderen wütend an.

Doch dieser schüttelte den Kopf: „Doch… Ihr wollt keine Hilfe, aber… Ihr braucht sie… Es dauert nur wenige Augenschläge…“, und dann hatte er bereits nach dem kleinen Beutel gegriffen, den er an einem Gürtel trug. Er holte ein paar gemahlene Kräuter hervor und verteilte sie auf den Schnittverletzungen an Sebastians Armen. Vorsichtig legte er ein paar Lindenblätter darüber und verband sie notdürftig mit einem dünnen Faden. „Es wird um einiges besser verheilen… Und wenn Ihr Euch damit besser fühlt, müsst Ihr mir auch nicht danken“, sagte der Fremde und lächelte Sebastian an, wie er sich leicht von ihm löste und zu dem toten Hirsch herüber trat. Neugierig beobachtete der Adelige ihn, denn der Andere schien kurz zu beten, bevor er versuchte das schwere Tier davon zu tragen. Da erst fiel dem Taktiker das Wappen auf, dass der Fremde an seinem Bogen trug.

„Du bist nicht von hier, richtig?“, fragte er ernst nach.

Erstaunt sah der Fremde auf und seufzte. „Nein… Nicht direkt…“

„Das ist das Wappen der Westburg. Was suchst du in unseren Wäldern?“, ging Sebastian sofort nach und sah ihn finster an, „Sprich! Du bist nicht erlaubt hier zu sein… Erst recht nicht zu wildern! Was sucht ihr hier? Antworte!“, sofort hatte Sebastian ein Messer aus seinem Schuh gezogen. Die einzige Waffe, die er besaß und es war ziemlich offensichtlich dass er ansonsten vollkommen unbewaffnet war, aber er war sich sicher, dass er diesen Jüngling vor sich auch nur mit dem Messer zu Boden bringen könnte.

Dieser hob gleich die Hände und trat einen Schritt zurück. „Es… Es war nicht meine Absicht jemanden zu stören… Bitte…“, er schluckte leicht und sah auf den toten Hirsch herab, „Ich wollte eure Wälder nicht leerrauben… Es ist nur… Wir wurden hierher gesendet… Meine ganze Familie… Und die Nahrung wird knapp. Meine Geschwister haben Hunger… Wir haben Frauen unter uns… Bitte, ich will niemanden etwas Böses… Ich will nur meine Familie und die Anderen ernähren… Ich bitte Euch!“

„Was bedeutet dieses… `wir`?“, fuhr der Taktiker ihn an, „Wie viele seid ihr? Warum seid ihr hier und was wollt ihr?“

„Ich… Ich kann Euch nicht genau sagen… warum wir hier sind“, begann der Angesprochene und seufzte, „Prinz Hunter schickte uns hier her… Wir sind nicht viele… Sieben Familien, keine Soldaten… Einfaches Volk… Er schickte uns hierher um hinter der Grenze ein Lager aufzuschlagen. Wir wollen niemandem etwas Böses… Wir sind kaum bewaffnet, ich bitte Euch! Ich will niemandem etwas tun, ganz gleich auf welcher Seite er steht… Ich will nur meine Familie und die anderen Kinder und Frauen ernähren… Bitte, Prinz Hunter hat uns vergessen… Er unterstützt uns nicht mehr, wir sind auf uns alleingestellt und wir können nicht zurück… Bitte, ich will nur das Fleisch mitnehmen… Nichts sonst und ich möchte niemanden verletzten oder etwas Schlechtes tun… Nur dieser Hirsch und ich werde nie wieder so dicht an Eurer Stadt wildern, versprochen!“

Sebastian hielt sich den Kopf, er hörte aufmerksam zu und versuchte es zusammen zu fügen. Mit einem Mal bekam er große Augen. „Prinz Hunter plant eine Station für seine Soldaten hier…“, murmelte er und starrte den Anderen an, „Er will dass ihr ein Lager aufbaut und seine Soldaten unterstützt, wenn sie hier einmarschieren, ihr sollt sie bekochen und ihnen Betten leihen, bevor sie angreifen…“, murmelte er und starrte ihn an.

„Ich bitte Euch… Ich halte das auch nicht für richtig, aber… Wir haben Kinder unter uns… Sie müssen etwas essen… Ich verspreche es Euch, ich will keine Soldaten damit ernähren… Meine Familie…“, die Tränen stiegen ihm in die Augen.

Doch Sebastian hielt das Messer hoch. „Verschwinde… Und damit kannst du froh sein! Ich lasse dich gehen. Aber keinen weiteren Blick auf das Wild. Was in diesem Wald erlegt wird, ist Eigentum König Maxwells! Also geh oder du wirst es bereuen!“

„Bitte…“, doch es brachte nichts. Da hob der fremde seinen Bogen und richtete ihn auf Sebastian. Ernst sah er ihn an, doch seine Hände zitterten leicht. Ein Schuss trennte ihn von der Freiheit. Seine Bitten, die erfolglos gewesen waren, hätten zumindest ihr Ziel erreicht am Ende. Die Frage war nur wie… Sebastian hätte es nicht geschafft einem schnellen und präzisen Schuss auszuweichen. Und doch ließ er den Bogen wieder sinken. Schimmernde, feuchte Augen blickten den Taktiker an. „Ich kann meine Familie nicht auf mehr Blut als nötig ernähren…“, hauchte der Fremde und drehte sich um. Sein Körper zitterte noch einen Moment, bevor er im Wald verschwand. Erst wollte Sebastian ihm hinterher, doch er war nicht schnell genug und so blieb er an dem toten Kadaver des Hirsches zurück. Er blickte in den Wald und dann auf seine behandelten Verletzungen. Mit einem Mal stieg wieder Wut in ihm auf…
 

„Ich weiß, dass du viel zu tun hattest, aber das bitten Bewegung tut uns beiden gut“, erklärte Blaine und streichelte über den Hals seines Pferdes, „Außerdem muss ich einen Moment raus hier… Bevor mein Vater mir die nächste Braut oder Bräutigam vorstellt… Das ertrag ich nämlich wirklich nicht…“, meinte er und legte den Kopf einen Moment an das Fell des Tieres, „Es ist wirklich schwer… Aber Jeff hat irgendwo Recht… Wenn Sebastian sich so aufführen kann… Wenn Jeff und Nick so viel für Liebe ertragen… Warum sollte ich nicht auf egoistisch sein… Für eine Nacht? Für einen kurzen Moment… Wenn man es so sagt, klingt es gar nicht so falsch. Und wenn man es leise sagt, klingt es beinahe richtig…“, er seufzte und schwang sich auf das Pferd, „Komm wir müssen ein kleines gemütliches Haus im Wald besuchen“, sprach er noch einmal seinem Pferd zu, bevor er davonritt.

Es war ein verrücktes Gefühl. Warum musste es so gut und gleichzeitig so schmerzvoll sein. Es musste doch einen Weg geben. Aber wenn er sein Volk retten wollte, dann musste er heiraten. So wie Nick das hatte tun müssen. Und war es nun wirklich falsch in so etwas sich der einen wahren Liebe fest zu halten?

Jeden Schritt zu der Hütte im Wald dachte Blaine über seine Entscheidung nach. Er bereute sie, er hielt sie für richtig, alles drehte dich in seinem Kopf. Aber er gab seinem Pferd keinen anderen Befehl, als weiter nach vorne zu reiten. Und bald schon hatte er die Mühle erreicht. Kurt stand draußen in der Sonne und sah verwundert, aber irgendwo auch glücklich zu dem Prinzen. Mit großen Augen kam er ihm entgegen gerannt. „Prinz! Was tut Ihr hier?“, fragte er geschockt, „Gibt es Probleme mit dem Mehl? Die Lieferung…“, doch bevor er noch etwas sagen konnte, hatte sich Blaine schon von seinem Pferd geschwunden und stand direkt vor ihm, „Prinz?“

Blaine atmete tief durch. „Kurt, ich…“

„Geht es Euch gut? Wollt Ihr Euch vielleicht lieber setzten?“

Zweifelnd betrachtete der Prinz ihn und seufzte leicht: „Nein… Nein, es geht mir gut! Es ging mir nie besser nur… das ist hier ist wirklich schwer…“

Das jedoch verunsicherte den Bauernjungen noch ein wenig mehr: „Ich… Also… Habe ich etwas falsch gemacht, oder…“

„Ich liebe dich!“

„Was?“

Auch der Prinz sah einen Moment geschockt darüber aus, dass er es ausgesprochen hat, dann fiel er auf die Knie und griff nach der Hand des Bauernjungen. „Ich liebe dich…“, hauchte er noch einmal und griff nach der Hand des anderen, „Es tut mir leid und es zerreißt mich, wie aussichtlos diese Liebe ist, aber ich könnte es nicht aushalten, dir nicht gesagt zu haben, wie sehr ich dich liebe und begehre… Ich weiß nicht, wann man mich verheiraten wird und ich weiß nicht, wie mein Leben weiter gehen wird, weil ich darin nichts zu entscheiden habe, aber ich weiß, seit ich dich traf, klar, was ich in meinem Leben will! Und das bist du!“, vorsichtig legte Blaine die Lippen auf Kurts Handrücken und sah zu ihm auf, „Ich will dich nicht drängen… oder irgendetwas von dir fordern… Ich kann es nur nicht ertragen… Diese Liebe nicht einmal ausgesprochen zu haben und wie einen Vogel aus seinem Käfig zu lassen… Das hier wird niemals frei sein, aber du solltest es wissen!“

Ebenfalls überrascht und ein wenig erstarrt blickte Kurt auf seinen Prinzen herunter und sein Herz sprang vor Freude, dass der Junge Angst hatte, es könnte sich dabei verletzen. Und genau das würde passieren. Blaine versicherte es ihm gerade zu, dass er keine Entscheidung hatte, mit wem er sein Leben verbringen würde, aber er sagte ihm auch, dass wenn er eine Wahl hätte, er ihn wählen würde. Und für einen Moment lang zählte nur das und dem Müllersohn stiegen Tränen in die Augen, denn für einen Moment nur erfüllte sich alles, was er sich jemals in seinem Leben gewünscht hatte. Es war einfach da…

„Du musst nichts sagen… Ich sollte gehen…“, hauchte Blaine, schon ein wenig peinlich berührt und stand auf.

Doch kaum war er auf den Beinen, warf Kurt sich in seine Arme und drückte sich an ihn. „Ich liebe Euch… Sollte ich dich sein? Ich bin verwirrt… Aber… Ich liebe dich… Natürlich, liebe ich dich!“, jammerte er und drückte sich an den Prinzen heran, „Und ich würde alles tun, um zumindest ein wenig Zeit mit dir verbringen zu können…“

Augenblicklich hatte Blaine die Arme um ihn geschlungen und drückte ihn fest an sich heran. „Ich liebe dich…“, hauchte er und griff vorsichtig nach dem Kinn des anderen. Es war so falsch, das wusste er, aber gleichzeitig fühlte es sich einfach nur richtig an. Er beugte sich vor und küsste ihn und es war, wie er es sich immer erträumt hatte. Magisch. So wie der erste Kuss sein sollte. So wie wahre Liebe sich anfühlen sollte, auch wenn sie beide wussten, dass sie keine Zukunft hatten.

Vielleicht gab es ja Schicksal. Vielleicht würde Blaine heiraten und mit Hilfe des anderen Königreichs das Westreich besiegen können und dann würde sein Partner einfach friedlich im Schlaf sterben und Blaine könnte erneut heiraten. Jemanden den er liebte und Kurt wusste, dass er dann noch da sein würde um auf seinen Prinzen warten würde. „Und ich liebe dich… Aber… Ich will dir nicht im Weg stehen… Ich wünschte nur, ich könnte Zeit mit dir verbringen…“, flüsterte er und blinzelte den anderen leicht an.

„Ich wünschte auch…“, seufzte Blaine und hielt seinen Liebsten fest. Dann jedoch ließ er ihn los und trat einen Schritt zurück. „Vielleicht… Gibt es einen Weg, wie wir zumindest Zeit miteinander verbringen können… ohne dass es jemand weiß…“, er fasste sich an den Kopf und taumelte noch ein Stück zurück, „Was denk ich da? Das ist albern… Und unmoralisch und du würdest es nicht wollen… Du hast Besseres verdient… Ich wünschte nur, dass ich dir das geben könnte…“

Aus großen Augen sah Kurt ihn an und trat dann einen Schritt auf ihn zu. Vorsichtig griff er nach der Hand seines Geliebten. „Lass mich das entscheiden… Ich… Du weißt gar, wie lange ich mir das wünsche… Auch nur deine Hand halten zu können. Ich wäre Glücklich über jeden Moment, den ich mit dir haben kann…“, er legte eine Hand an die Wange des Prinzen, „Und wenn… Wenn es geheim sein muss, dann ist das in Ordnung… Du liebst mich, das ist mehr als ich mich jemals zu träumen gewagt habe… Also?“

Blaine atmete tief durch und seufzte leicht: „Es gibt eine kleine Hütte im Wald… Von eurem Haus ist es nicht weit… Dort würde niemand uns finden… Sie steht verlassen. Geschützt im Schatten der Wälder… Jemand sagte einst, nur jemand, der wahre Liebe verspürt kann diesen Ort finden…“, erzählte der Prinz und sah Kurt an, „Dort könnten wir zusammen sein… Als würde die Zeit stehen bleiben, als wären wir frei…“

Die Augen des Bauernjungen wurden immer größer, auf der einen Seite war es nicht richtig so etwas zu tun, erst recht nicht, wenn der Prinz vielleicht bald verheiratet wäre, auf der anderen Seite klang es unheimlich romantisch und… „Es klingt aufregend… Versuchen wir es…“

„Wirklich?“

„Wenn das unsere Gelegenheit auf Liebe ist, bin ich gewillt, sie zu ergreifen!“, versprach Kurt und lächelte den Prinzen an.

„Ich liebe dich…“

„Ich liebe dich auch…“, erneut trafen sich ihre Lippen und wieder allen Wissens, dass es falsch und unmoralisch war, fühlte sich der Entschluss, den sie getroffen hatten, um zusammen sein zu können, gut an und sie raren beide zufrieden und glücklich, mit dem leben, das nun vor ihnen liegen konnte. Auch wenn es in den Schatten lag und ein Geheimnis war, so war es das Geheimnis, das sie teilten, zusammen mit ihrer Liebe… Und das war jede Herausforderung wert, nicht wahr?
 

Eine Herausforderung war es wohl auch, was Sebastian einige Tage später bewegte und antrieb. Zumindest hätte er dies gesagt, hätte man ihn gefragt. Und ob man ihn nun fragte oder nicht, er war auf den Weg in den Wald. Dieses Mal war er ausgeruht und vollständig bekleidet. In einer hitzigen Diskussion mit Jeff hatte er seine Handgelenke untersuchen lassen, gleich nachdem er den merkwürdigen jungen Mann vertrieben hatte. Er war sich sicher, dass die Kräuter Gift gewesen waren und dass es keine Hilfe sondern ein Anschlag war. Herumgeschrien hatte er, als er bei dem Heiler in seinem Zimmer gesessen hatte und dieser die letzten Reste der Kräuter untersucht hatte. Sebastian war sich einfach sicher, dass es etwas damit auf sich hatte. Und das hatte es auch. Jeff hatte einen Moment sehr nachdenklich ausgesehen und Sebastian war auf das Schlimmste gefasst, als er den Arzt ansah. Doch dann wurde er überrascht. Jeff fragte ihn, woher er die Kräuter habe. Denn sie waren äußerst selten und kostbar und Jeff gestand, dass er selbst schon einige Wochen nach eben diesen Kräutern suchte, sie seien die effektivsten Heilkräuter, die der Wald um sie hergab. Wer immer sie gefunden und zu dem Puder verarbeitet hatte, mit dem Sebastian behandelt worden war, musste viel Ahnung davon haben und er hatte Sebastian geholfen…

Der Taktiker konnte es nicht glauben, aber die Wunden waren beinahe ohne Narben verheilt. Und das konnte er nicht leugnen. Offensichtlich hatte der Fremde ihn nicht verletzten wollen, auch wenn er aus dem westlichen Reich gekommen war. Er konnte es nicht verstehen und das machte Sebastian wütend. Es sollte nichts geben, dass er nicht wusste, oder zumindest herausbekommen konnte. Es war absurd und er würde das nicht auf sich sitzen lassen, so viel war schon einmal sicher! Und so war er nun besser bewaffnet auf dem Weg zurück zu jenem Platz, an dem er den Fremden das erste Mal gesehen hatte. Es war nun einige Zeit vergangen, einige Tage und der Andere hatte geschworen, dass er nicht mehr herkommen würde, aber Sebastian konnte es nicht glauben. Verbrecher hörten nicht einfach so auf, sie würden immer wiederkommen und mehr Unrecht anstellen, da war er sich sicher! Außerdem musste er herausfinden, wo sie das Lager aufgeschlagen hatte. Prinz Hunters Durchlaufstation. Denn diese musste vernichtet werden.

Und am leichtesten ginge es sie zu finden, wenn man den Fremden gefangen nehmen konnte. Dafür musste man ihn finden und dafür war Sebastian nun wieder dort am Fluss angekommen, wo er ihn das erste Mal gesehen hatte. Unter der großen Linde, mit deren Blatt er sogar Sebastian verarztet hatte. Und all das machte für den Taktiker keinen Sinn. Es war unlogisch, dass er das getan hatte! Der Fremde musste gewusst haben, dass er zu diesem Königreich gehörte, schon bevor sie gesprochen hatten! Und doch hatte er ihn versorgt und ihm geholfen, obwohl er wusste, dass er der Feind war… Es war unlogisch. Es machte keinen Sinn, dass der Andere so freundlich gewesen war. Das war nicht normal und nur zu gerne wollte Sebastian wissen, was es damit auf sich hatte. Auch damit, dass der Fremde ihn am Leben gelassen hatte, wo er doch die Gelegenheit hatte, ihn umzubringen und mit seinem Leben davon kommen zu können…

Am Ort des Geschehen angekommen, sah Sebastian sich sorgfältig um. Es hatte sich in den Tagen nicht viel verändert. Aber seine Bekanntschaft war nicht hier. Und er kam nicht. Dabei war sich Sebastian sicher gewesen, dass der Verbrecher zurückkehren würde! Und es machte ihn langsam wütend. Er wartete weiter. Einige Stunde lang und doch passierte nichts. Er war ganz alleine an dem Fluss, hörte dem Plätschern des Wassers zu und sah Hirsche und Rehe Wasser trinken, während er wartete, dass etwas passierte und doch passierte nichts. Frustriert drehte er um. Warum konnte der diesen fremden jungen Mann nicht einfach vergessen? Das alles war so sinnlos!

Niedergeschlagen machte er sich auf den Weg zurück zum Schloss. Doch wie er so durch den Wald zog, entdeckte er mitten im Wald eine kleine Hütte…

Zuvor war ihm das Haus nie aufgefallen und dabei war er sich sicher, schon öfter an dieser Stelle im Wald gewesen zu sein. Doch die Hütte war ihm nicht begann. Langsam trat er heran. Es brannte Licht und es sollte doch dem Adel bekannt sein, wo seine Untertanen lebten und dieser hier war ganz offensichtlich zumindest Sebastian unbekannt! Und er kannte die Untertanen wohl selbst besser als Prinz Blaine!

Langsam trat er heran und blickte durch eins der Fenster, da wollte ihm die Augen herausfallen. Denn dort im Inneren befanden sich keine unbekannten Untertanen, sondern nur ein allzu bekannter Prinz. Und ein ebenfalls bekannter Untertan. Dieser kleine Mehljunge… Er war bei dem Prinzen und dort drin lagen die beiden engumschlungen auf einem kleinen Bett. Sie tauschten Küsse und hielten sich im Arm. Sebastian war fassungslos. Da war der sonst so feine und moralische Prinz und vertrieb sich die Zeit mit einem Bauernjungen! In aller Heimlichkeit des Waldes. Gerade als Sebastian wütend werden wollte, löste sich ein Lindenblatt des Baumes über ihm und landete auf seiner Nase. Verstimmt betrachtete Sebastian die Szene weiter. Und es wurde immer nur noch schlimmer…

„Ich liebe dich… Und ich wünschte, ich könnte dir viel mehr geben das das hier… Ich könnte deine Hand halten und dem Volk zeigen, wie glücklich du mich machst… Dich an meiner Seite haben, auf dem Thron… Mit dir gemeinsam scheinen… Es wäre ein einziger Traum…“, säuselte der Prinz!

„Oh Blaine…“, sie waren auch schon so weit, dass sie den Adelstitel wegliefen! „Das habe ich doch gar nicht verdient“, und da sprach der Bauer aus Sicht Sebastians doch mehr als nur wahr…

„Oh doch das hast du…“, Blaine musste vollkommen verrückt geworden sein, wie er immer wieder Hände und Lippen dieses einfachen Bürgers küsste und liebkoste, „Du bist ein reinleuchtender Stern in all dieser Dunkelheit, die um mich ist… Das warst du immer… Du warst immer da und hast mich… aus der Dunkelheit geführt. Du bist der Mann, von dem ich ewig geträumt habe… Den ich bei mir wollte, ich weiß es… Wann immer ich träumte… Es war dein Bild. Du bist für mich bestimmt, ich weiß es…“, säuselte der Prinz immer weiter, so dass der Bauer nur noch rot werden konnte und albern kicherte. „Kurt, ich liebe dich…“

„Und ich liebe dich…“

„Du bist so wunderschön… Von weicher Haut zu deinen warmen Lippen, den strahlenden Augen…“, irgendjemand musste einfach den Verstand des Prinzen verwirrt haben, sonst würde er so etwas nicht sagen, da war Sebastian sich sicher, „Du bist mein Traum, Kurt… Ich liebe dich…“

Das war genug! Mehr konnte Sebastian wirklich nicht ertragen. Es war viel zu viel! Er drehte um und ging weiter Richtung des Schlosses. Ihm war schlecht. Wirklich schlecht und übel und es war doch widerlich, was er dort hatte sehen müssen! Und das Lindenblatt in seiner Hand wurde ebenfalls ordentlich zerdrückt und zerrissen, wie er davon ging. Diese Liebe ging ihm auf die Nerven, Blaine hatte schon immer von so einem Unsinn gesprochen, aber dass er es nun auch noch wahrmachte und dann mit so einer Gestalt, dafür hatte Sebastian kein Verständnis! Und er würde auch nicht zulassen, dass der Prinz seinen Ruf so damit runterzog. Wenn er ihn schon nicht haben konnte, dann würde dieser Bengel ihn auch nicht bekommen!
 

Und wenn es eine Sache gab, die man Sebastian anrechnen konnte, dann war es, dass er sein Wort hielt. Zum Leidwesen des Prinzen würde auch dieses Versprechen keinen Unterschied machen. Seit dem Streit nach dem Geburtstag des Prinzens hatten die beiden wenig mit einander gesprochen. Irgendwo war der Taktiker auch erzürnt darüber, dass seine Chance nun auch vorbei war, das Zeitfenster schloss sich immer weiter, wie mehr und mehr Hochzeitskandidaten ausgesucht wurden. Aber etwas ganz anderes war ihm ein Dorn im Augen und das war der Bauernjunge, der vor ihm die Gelegenheit genutzt hatte, die Sebastian ihm doch hatte vernichten wollen.

Es dauerte erneut ein paar Tage, aber dann kam die Chance des Taktikers. Die Lieferung des Mehles stand an und einen Moment konnte er das Theater der Verliebten mitansehen und fragte sich, warum es so lange gedauert hatte, dass er die Wahrheit herausgefunden hatte, denn es war lächerlich, was die beiden dort abzogen. Sie standen dort, lächelten verlegen, wendeten den Blick immer wieder unsicher ab und dann sahen sie sich wieder an! Es war in einem Wort: lächerlich, und Sebastian wusste, dass er das stoppen musste. Er beobachtete die Szene und wartete dann bis die beiden einen Moment ganz allein auf dem Gang waren, während das Mehl von den Bediensteten ins Schloss getragen wurde. Noch immer schienen sie nicht zu wissen, was sie eigentlich wollte und so standen sie dort. Sebastian hatte schon wieder Lust sich zu übergeben, doch sein Plan musste nun jetzt aufgehen!

Mit einem Grinsen trat er an die Beiden heran und legte von hinten die Arme um Blaine. Dieser war einen Moment so geschockt, dass er den Moment verpasste, in dem er Sebastian noch hätte abschütteln können und da lagen die Lippen des Taktikers mit einem Mal an seinem Hals. Immer noch ein freudiges Grinsen in seinem Gesicht wandte er sich zu Kurt. „Was schaust du denn so, Bauerntrottel? Komm schon, wir sind hier im Schloss… Da gehört dieser Prachtkerl mir“, sagte er amüsiert und zog den Prinzen noch etwas fester in seine Arme, „Du kannst ihn im Wald haben, solange du willst… Aber wenn wir hier sind, ist er meins… Also… Auf nach Hause… So sind die Regeln…“

Einen Moment war Kurt vollkommen geschockt über das, was gerade passierte, dann jedoch machte die Worte des Fremden irgendwo Sinn und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. „Aber…“

Blaine war vollkommen starr vor Schreck, so dass Sebastian sein Spiel noch ein wenig mehr ausleben konnte. „Was denn? Was denn? Hat der feine Herr dir das etwa nicht gesagt? So eine Schande aber auch, Blaine… Wusste dein neustes Spielzeug nicht, dass er dich teilen muss?“, lachte er und hauchte dem Prinzen einen weiteren Kuss auf den Hals, „Keine Sorge, Kleiner… Du wirst dich schon noch dran gewöhnen… Und wenn nicht findet der Prinz einen wie dich, jeder Zeit auf der Straße, wenn er seinen Spaß haben will!“

„Sebastian!“, fuhr nun endlich der Prinz dazwischen, aber es war bereits zu spät…

Kurt standen die Tränen dick in den Augen und die Verzweiflung hatten seinen gesamten Verstand eingenommen. „Das… Das war das alles also…“, stammelte er und starrte den Prinzen an, „Und ich habe wirklich geglaubt…“

„Kurt, das ist nicht wahr…“

„Ich wünsch euch noch viel Spaß… Ich habe hier ja nichts zu suchen!“, meinte der Bauernjunge wütend und drehte sich um. Er stürmte aus dem Schloss heraus, während ihm die Tränen noch weiter die Wangen herunter liefen. Er lief auch an seinem Vater vorbei, hinein in den Wald. Es war ihm in diesem Moment gleich, wohin er ging oder was passierte, die Enttäuschung hatte ihn so überwältigt, dass er nicht in der Lage war auch nur eine Sekunden länger in der Gegenwart eines Menschen zu verbringen. Es war ihm gleich, dass es langsam dunkel war. Es war ihm gleich, dass er in einen Teil des Waldes rannte, in dem er nie gewesen war. In diesem Moment interessierte es ihn nicht. Nicht, dass alles noch viel dunkler um ihn herum war, nicht, dass es in den Büschen raschelte und auch nicht, dass in der Ferne bereits die Wölfe heulten. In der Ferne, auf die er zulief…
 

„Bist du wahnsinnig?“, schrei Blaine und schüttelte Sebastian ab, während er Kurt nach sah.

„Ich denke nun habe ich ausgeglichen. Sagte ich nicht, du würdest bereuen nicht auf meine Feier gekommen zu sein?“, fragte Sebastian mit einem leichten Grinsen nach.

Wütend packte der Prinz ihn und drückte ihn an die nächste Wand: „Du zerstört die Liebe meines Lebens, weil ich nicht auf deiner dämlichen Feier war, die du nur gegeben hast, um mich flachzulegen?“, fragte er nach, doch noch immer, grinste ihn der Taktiker nur an, „Mir fehlen die Worte über… Über dieses Verhalten… Du bist erbärmlich, Sebastian. Nur damit du es weißt… Du bist widerlich und erbärmlich, wenn dir das bisschen falsche Rache so etwas wert ist“, knurrte er und stieß ihn noch einmal gegen die Wand, „Und was weißt du was? Ich bin fertig mit dir. Ich weiß nicht, wie lange wir alle hier schon dieses Verhalten ertragen, aber ich weiß, dass ich das nicht mehr kann… Ich hoffe, dass du dich bisher genug bei meinem Vater eingeschleimt hast… Denn meine Unterstützung hast du verspielt, bei allem!“, sagte er wütend und ließ dann von ihm ab.

„Und mit einem Mal versteht der feine Herr keinen Spaß mehr“, seufzte Sebastian und verdrehte die Augen.

„Das ist auch kein Spaß! Das ist Ernst und… du verstehst es nicht… Du verstehst nicht, wie viel das bedeutet hat, was du gerade zerstört hast!“, gab Blaine noch einmal wütend zurück, bevor er davon ging. Sebastian war natürlich nicht einzig und allein darauf angewiesen, dass Blaine ihm half, und doch hielt er es für nötig, es gesagt zu haben. Der Taktiker stand gut mit dem König und dennoch würde er sich einschränken müssen. Blaine hatte ihn in der Vergangenheit oft verteidigt und gedeckt, wenn Sebastian mal wieder Mist gebaut hatte und der Prinz nahm sich vor, dass das nie wieder vorkommen würde! Von nun an sollte der Andere zusehen wie er alleine klar kam…

Aber über all das wollte er nun auch nicht mehr nachdenken, wie er in den Schlosshof lief und sein Pferd aus dem Stall holte. Einige Wachen kamen auf ihn zu, beobachteten ihn argwöhnisch oder fragten ihn sogar, was er vor hatte und doch machte er sich auf den auf den Weg, ohne einen von ihnen weiter zu beobachten. Sollten sie ihn suchen, sollten sie am Ende alle hören, was er zu Kurt sagen wollte, es wäre ihm gleich, aber er musste ihn finden und das klar bekommen!

Und so ritt er in den Wald hinein und wunderte sich, wo der andere wohl hingelaufen sein konnte. Er hörte Geräusche aus dem dunkleren und verworreneren Teil des Waldes und sein Herz bekam einige Stiche, denn nun wo es langsam dunkel sein würde, konnte Kurt in echter Gefahr sein! Er ritt in die Richtung der Geräuschquelle und dort fand er jemanden, aber es war nicht der, den er gesucht hatte. Ein junger Mann mit braunen Haaren kniete dort am Boden und sah erschrocken zu ihm auf. In seinen Händen hielt er einen toten Hasen und er zuckte zusammen, als er den Prinzen betrachtete. „Wer bist du?“, fragte Blaine schnell und beobachtete ihn, „Du bist nicht von hier, ich würde dich kennen. Wer bist du und was willst du hier?“

Der Fremde stand auf und hielt den toten Hasen in die Luft: „Ich bin von hier… Es tut mir leid. Aber meine Familie hungert… Ich wollte nicht mehr hier wildern, aber es gibt keine andere Möglichkeit… Bitte, meine Geschwister sind noch jung… Sie sind den Hunger nicht gewöhnt… Ich… Nur die drei Hasen… Und ich bin in diesem Teil des Waldes, weil man mir versicherte, dass das Schloss hier nicht jagen würde… Ich werde sofort verschwinden, aber lasst mich gehen…“, flehte er und sah den Prinzen ängstlich an.

„Genug“, unterbrach Blaine ihn und blickte auf die toten Hasen zu seinen Füßen, „Gehe und nehme das Wild mit. Aber beeil dich. Königliche Wachen werden mir folgen und sie werden dich nicht ziehen lassen!“

„Danke…“, murmelte der Fremde und griff nach den toten Tieren, „Wenn ich Euch helfen kann, Herr… Ich danke Euch so sehr…“

„Hast du einen Jungen hier vorbeikommen sehen?“

Einen Moment schien der Andere zu überlegen, dann nickte er und deutete tiefer in den Wald: „Ein weinender Junge lief dort hin. Immer geradeaus hinein in den Wald. Dort hinten befindet sich eine riesige Linde… Ich könnte mir denken, dass er dort anhalten wird, sie verspricht falschen Schutz, mehr kann ich Euch nicht sagen.“

„Danke… Und nun beeil dich dass du in Sicherheit kommst“, sagte Blaine und ritt an ihm vorbei.

„Vielen Dank… Und… Viel Erfolg“, murmelte der Fremde und lief ebenfalls davon…
 

Die riesige Linde, die falschen Schatz versprach, war in der Tat jener Ort an dem Kurts Beine das erste Mal nachgaben und er sich einfach nur auf dem Boden nieder ließ. Er war vollkommen außer Atem, seine Beine fühlten sich taub an und er war müde. Aber viel schlimmer als all das, wog die Enttäuschung. Sie zog ihn beinahe zurück auf den Boden. Es war dunkel. So fühlte sich Kurt auch. Sein Herz lag zerbrochen vor ihm auf dem Boden und er wusste nicht ein noch aus. Er wusste nicht, wo er hin sollte, aber wusste, dass er nicht zurück wollte. Hatte er wirklich geglaubt, dass ein Prinz ihn lieben könnte? Es fühlte sich grauenvoll an. Und es war so dunkel. Dann konnte er wenigsten ungestört weinen, aber es unheimlich. Durch die dichten Blätter der großen Linde dran nicht einmal das letzte Sonnenlicht. Nichts. Nur dieser dunkle monströse Baum, dessen große Wurzeln bereits aus dem Boden brauchen. Kurt schauderte es. Doch wirklich die Angst trat ihm erst in die Knochen, als hinter ihm ein lautes Heulen ertönte…

Er drehte sich erschrocken um und sah in die roten Augen eines schwarzen Wolfes. Einen Moment war er wie erstarrt. „He… Du… Du bist doch bestimmt ein… ganz liebes… Untier… nicht wahr?“, fragte er, woraufhin das Tier nur knurrte und die Zähne fletschte, „Irgendwie glaubte ich… Das bedeutet, nein…“, hauchte Kurt und richtete sich auf. Dabei setzte der Wolf zum Sprung an. Der Bauernjunge hatte keine Idee davon, wie er es schaffen sollte das dieses Monster zu besiegen und er hatte wohl keine Chance. Aber rennen war ebenfalls ausweglos. Auf der anderen Seite, was hatte er jetzt schon zu verlieren? Als der Wolf sprang, rannte Kurt los. Er hatte einige Meter Vorsprung, aber das Untier war um einiges schneller als er. Es rannte los und kam ihm immer näher. Und Kurt kam dem Baumstamm immer näher. Da entdeckte er etwas. Die großen Wurzeln, die aus der Erde getreten waren, sie bäumten sich weit auf und bildeten Wurzel neben Wurzel beinahe etwas wie ein Gefängnis. Einen Käfig… Und dem Bauern war alles recht, was nur dieses Monster abwehren konnte! Er quetschte sich so schnell es ging zwischen zwei Wurzeln vorbei und drückte sie wieder zusammen, so dass der Wolf nicht hineinkam. Wenn er es käme, wäre Kurt verloren, denn in der kleinen Nische, in der er sich nun befand, gab es kein Entkommen mehr…

Doch für das erste kam der Wolf nicht durch. Er warf sich jedoch immer wieder gegen die Wurzeln, schlug mit den scharfen Krallen dagegen und knurrte und fachte. Sein Speichel folg Kurt entgegen und mit jedem Sprung, den die riesige Bestie tat, gaben die Wurzeln ein Stück mehr nach und die scharfen Klauen kamen dem Jungen näher. Kurt schluckte und begann leise zu wimmern. „Ich schmecke gar nicht… Versprochen…“, hauchte er und schluchzte, „Geh doch zum Schloss… Die schmecken alle viel besser… Die essen auch jeden Tag Fleisch… Bitte… Lass mich in Ruhe… Ich weiß, dass es dumm war weg zulaufen!“, murmelte er verzweifelt und schlang die Arme um seinen Körper, „Bitte… Seit wann sind Wölfe denn so riesig?“, fragte er wimmernd, „Hilfe! Bitte! Helft mir! Irgendwer… Ich weiß, dass das dumm war! Ich will zurück zu meinem Vater! Und den Prinzen nur noch einmal sehen! Bitte… Ich will noch nicht sterben!“, schrie er verzweifelt, was den Wolf nur noch wütender machte…

Und gerade als er Angst hatte, der Wolf könnte gleich durch das so sichere Gefängnis stoßen, das Kurt sich selbst geschaffen hatte. Ein einladendes und schauriges Grab, doch da wurde der Wolf beiseite geschlagen. Ein Schwert erwischte ihn seitlich und warf ihn ein Stück durch die Luft. Die Beine eines Pferdes bleiben vor Kurt stehen. Jemand sprang von dem Pferd und jagte dem Wolf ein Stück nach. Dann konnte er nichts mehr sehen. Aber er hörte etwas… Blaines Stimme und Kurts Augen wurden immer größer. „Blaine…“, hauchte er verzweifelt, „Ich bin hier… Bitte, hilf mir… Ich weiß nicht, wie ich hier rauskomme… Hilf mir…“, jammerte er. Er hörte den Wolf heulen und knurren. Erneut rief er den Namen des Prinzen, bis dieser nach einer gefühlten Ewigkeit wieder in sein Sichtfeld trat.

„Ich hasse Wölfe… Kannst du nächstes Mal in die Richtung des Drachens laufen?“, fragte Blaine leicht keuchend. Da bemerkte Kurt, dass der Arm des Prinzen mit Blut überströmt war.

Tonlos, gar nicht in der Verfassung irgendetwas zu sagen, starrte Kurt ihn an und die tiefe Verletzung an seinem Arm. Da war der Prinz auch schon dabei die Wurzeln, die sich immer mehr ineinander verschlungen hatten, auseinander zu bieten und Kurt hinaus zu helfen. „Geht es wieder?“, fragte Blaine besorgt und sah ihn an.

„Du bist verletzt…“

„Ich weiß… Tut höllisch weh, ich wäre beschränkt, wenn ich es nicht selbst mitbekommen hätte, aber danke…“

„Tut mir leid…“

„Was?“

„Dass ich weggelaufen bin, ich wollte nicht…“

„Ruhig… Es ist meine Schuld“, sagte der Prinz und seufzte, „Das… Das, was Sebastian gesagt hat, war alles gelogen. Verstanden? Es waren alles nur lügen. Sebastian und ich… Wir sind überhaupt nichts. Und schon keine Geliebten… Schau mir an, Kurt… Bitte, ich liebe dich, aber… Ich hätte wissen müssen, dass unsere heimlichen Treffen falsch sind. Ich will nur, dass du das weißt… Ich liebe wirklich nur dich und alles, was ich zu dir gesagt habe, war die Wahrheit… Es gibt niemand anderen… Niemand könnte dich ersetzten. Aber… Wir hätten uns niemals auf dieses alberne Spiel einlassen dürfen. Nur einmal wollte ich wissen, wie es sich anfühlt, jemanden aus Liebe zu küssen… Dich zu halten, aber ich glaube… Ich habe dir nur mehr Schmerz zugefügt, als dass ich einem von uns einen Gefallen getan habe…“

„Blaine…“

„Es tut mir leid…“

„Blaine, das muss es nicht… Ich hätte das nicht glauben dürfen… Du versprichst mir, dass das wahr ist?“, hauchte Kurt leise.

„Ich verspreche es dir, bei meinem Leben!“, erwiderte der Prinz und schloss seines Liebsten in seine Arme, „Ich wollte dich nicht verletzten… Es tut mir leid, ich wollte dich glücklich machen, aber… Wir müssen einsehen, dass ich dazu nicht in der Lage bin… Nicht jetzt, vielleicht wird es irgendwann so weit sein und ich wäre mehr als nur glücklich, wenn du dann so gnädig wärst mir eine weitere Chance zu geben, aber… Solange ich in dieser Lage bin, solange man Hochzeitspartner für mich aussucht, wäre es falsch dir so etwas zu zumuten…“

„Ich liebe dich, Blaine… Und ich habe Angst, dich gehen zu lassen…“, murmelte Kurt und klammerte sich an ihn, „Ich will dich nicht verlieren… Und ich weiß, dass ich alles dafür tun würde, bei dir zu sein… Aber ich glaube du hast Recht… Wir verletzten uns gegenseitig… Ich wünschte nur, dein Königreich wäre nicht in dieser Lage…“

„Ich würde dir hier und jetzt einen Antrag machen, wenn ich eine Wahl hätte…“

„Und ich würde Ja sagen…“, wisperte Kurt, „Aber jetzt solltest du einen Arzt sehen.“

„Und du zurück zu deinem Vater…“

Einen Moment sahen beide sich an, und sie wussten schon längst, dass sie einander niemals vergessen würden. Sie mussten es sich nicht versprechen und sie mussten nichts weiter sagen. Sie wussten alles bereits und sie wussten auch genau, was der andere sagen wollte. Ihre Herzen waren nicht gebrochen, aber verletzt. Und das wussten sie beide. Sie wussten, dass dies hier ein Ende war und gleichzeitig wussten sie, dass ihre Gefühle niemals enden konnten, denn schon jetzt hatten beide ihre Herzen verloren. Sie hatten sie einander gegeben und getauscht, so dass das Herz es einen in der Brust des anderen schlug und so mit jemandem zärtlichen Schlag seine Wunden und Risse pflegte um wieder heil zu werden… Keiner von ihnen musste es sagen. Sie wussten, dass ihre Liebe ewig wehrte, aber dass sie zu dieser Zeit keine Zukunft hatte und sie beide darauf warten mussten, dass das Schicksal ihnen gnädig war, so dass sich ihre Herzen wieder verbinden konnten…

Einen letzten Kuss gaben sich die beiden Liebenden, einen letzten Liebesschwur tauschten sie, bevor sie sich auf den Weg zurück zum Schloss machten und alles passierte, wie sie es prophezeit hatten. Kurt ging mit seinem Vater Heim, Blaine wurde von Jeff behandelt und in dieser Nacht legten beide sich schlafen, mit einem fremden Herzen in ihrer Brust und einer Mischung aus brennender Liebe und kaltem Scherz im Inneren…

Die Prinzessin ohne Lächeln

Kein Liebe kann vor dem Schicksal retten und mag sie auch noch so groß sein. Getauschte Herzen, mögen andere Herzen bewegen, mögen die Besitzer rühren, aber keiner wird dadurch errettet werden, von der ewig tickenden Uhr in Chronos‘ Händen. Niemand kann Fortunas zarten Händen entgegen, wenn sie sie um den Hals der Liebe legt und so mag diese Liebe abgeschlossen und in den Erinnerungen abgelegt werden. Auf ewig in den Herzen der anderen Ruhen und von dort einer Ohnmacht gleich vereinsamen, während eine neue Liebe erblüht. Nie wieder Macht ausüben können, niemals die eigenen Hand, nach den unglücklichen Liebenden ausstrecken, niemals mehr Glück verteilen, niemals mehr eingreifen können. Vorbei ist begraben, weit unter der Erde… Das ist, was die Zeit uns weismachen will. Aber was vorbei, ist noch lange nicht tot. Und Fortuna, so mag sie auch mit jedem Mann nur wenige Male und nie treu tanzen, hat hin und wieder auch ihre guten Tage. So ist die Frau des Schicksals ein launisches, eigensinniges und hinterhältiges Weibsstück, aber manchmal – und damit ist sie keiner Frau unterschied – mag auch sie es eine Nacht, nur in Amors Armen zu liegen…
 

Sebastian nutzte seine Strafe des Schweigens durch den Prinzen in der Zeit damit Nachforschungen anzustellen. Wenn man für das Gemeinwohl arbeitete, konnte einem wenigstens niemand etwas tun, und auch der Prinz konnte seinen Hass nicht an ihm auslassen. Sie sahen sich die nächsten Tage gar nicht. Sebastian sah kaum jemanden. Den ganzen Tag saß er über den Karten der Gegend und suchte. Er überlegte, wo das Dorf des Fremden sein musste, wo sie sich versteckten, und wo man das Lager des Westens finden könnte…

Nach dem er sich einige Tage lang eingeschlossen hatte, kam er hinaus und sprach mit dem König und einigen anderen Leuten im Schloss. Noch einmal dachten sie gemeinsam nach. Blaine wurde auch zu den Gesprächen dazu geholt, so wie Nick und Jeff, und mehr als nur skeptisch hörten sie dem Taktiker zu, wie er eine Hassrede nach der anderen hielt, seine Pläne offen legte.

„Spinn ich oder ist Sebastian jetzt vollkommen durchgebrannt?“, fragte Nick und zog die Augenbrauen hoch, „So wild habe ich ihn noch nie reden gehört?“

„Er ist verrückt…“, stimmte Jeff zu und seufzte leicht.

„Ist doch egal, soll er sich verrennen, ich versteh das Ganze nicht. Ich dachte, die verheiraten mich, damit wir nicht kämpfen müssen… Und nun versucht Sebastian einen Krieg zu führen. Aber soll er doch, mich fragt ja eh keiner“, meinte Blaine und wandte sich ab.

Jeff seufzte: „Der ist auch immer schlimmer drauf.“

„Es geht bergab…“, erklärte Nick und zuckte mit den Schultern, „Wie soll das erst werden, wenn die Prinzessin hier auftaucht?“ Darauf hatte der Heiler keine Antwort. Und sie beide hörten weiter zu, wie Sebastian davon erzählte, was Prinz Hunter vor hatte und dass er sogar bereits ein Lager in der Nähe aufbaute. Er sprach von Soldaten, die dort stationiert waren und dass man sie hinters Licht führen wollte. Er habe einen von ihnen gesehen, er sah nicht gefährlich aus, aber das sei alles nur ein Trick gewesen und all das. Er steigerte sich immer mehr daran ein, es wurde schon unheimlich. Jeff war froh, dass sie weit hinten standen, so konnte er nach Nicks Hand greifen und sich an ihm festhalten, während Sebastian immer weiter davon sprach, dass dieses Dorf gefunden und vernichtet werden musste. Und dass er alles dafür tun würde, es zu finden und jeden Soldaten und Bewohner hinzurichten…

„Er ist verrückt…“, hauchte Jeff und sah sich um.

„Und rate mal, wer den Feldzug dieses Verrückten anführen wird?“, fragte Nick und verdrehte die Augen.
 

Und während Sebastian der Taktiker bereits den Angriff plante, saß die nächste Prinzessin und damit die vermeidliche Hilfe für das Königreich bereits in ihrer Kutsche auf dem Weg zum Schloss und die Welt begann zu reden. Der einzige, der sich bis zu diesem Tag, an dem die Stunden abliefen gewehrt hatte zu reden, war der Prinz selbst. Doch diese Prinzessin sollte die eine sein. Sie hatte ein riesiges Heer, ihr Königreich ragte im Süden an das von König Maxwell und das beste von allem, sie stellte keine Ansprüche. Sie war nicht einmal in der Nähe der Hauptstadt gewesen, da hatte sie der Hochzeit bereits zugestimmt. Es würde schnell gehen und das war es, was das Königreich brauchte. Sie würde ankommen, mit dem Prinzen zu Abendessen und am nächsten Tag könnten sie heiraten. So war der Plan und Blaine kümmerte sich nicht einmal mehr darum, wer und wann es sein würde. Er hatte seine Liebe aufgeben und es war grausam, aber er hatte keine Wahl. Und er konnte sein Volk nicht im Stich lassen. Diese Prinzessin war die Lösung, was auch immer das für ihn bedeuten würde…

„Wie ist eigentlich ihr Name?“

„Meine Güte, seit diese komische Sache da im Wald passiert ist, bist du wirklich verändert… Ich will den alten Blaine zurück!“, meinte Nick ernst und betrachtete ihn.

„Mildred“, meinte Jeff und seufzte.

„Was?“

„Sie heißt Mildred. Die Frau, die du heiraten willst ist Prinzessin Mildred aus dem Süden“, erklärte der Arzt ein wenig niedergeschlagen. Ihm tat das leid, er hatte davon gewusst, dass Blaine sich mit Kurt traf und er hatte es begrüßt, wie unheimlich glücklich sein Prinz ausgesehen hatte. Nun wirkte Blaine, als hätte man ihm das Herz ausgerissen und er sei nur noch die leere Hülle, die nun zwischen ihnen stand.

„Aha…“

Mit einem Mal ertönte ein gehässiges Lachen hinter ihnen. „Prinzessin Mildred, du armer Trottel!“, erklärte Sebastian grinsend, wie er zu ihnen schritt, „Du hättest dir Katherine nicht wegnehmen lassen sollen! Die war wenigstens nett und erträglich, aber Mildred… Sie ist die Hölle, wirklich. Noch hast du die Chance! Nimm mich und ich arbeite uns eine Strategie aus, mit der wir Hunter über alle Grenzen schießen… Komm schon, mit mir hast du die Chance auf guten Sex und einen halbwegs freundlichen Zeitgenossen. Mildred wird dich zartbesaiteten Prinzen fressen!“

Sofort wurde Blaines Miene noch finsterer: „Über meine kalte Leiche, damit du es weißt!“, sagte er wütend und verdrehte die Augen, „So schlimm kann sie nicht sein. Und ehrlich? Es ist mir gleich, so lange du es nicht bist!“

„Die beiden haben sich selten so stark gehasst, oder?“, fragte Nick leise.

„Nie“, antwortete Jeff.

„Das ist nicht gut…“

„Du bist verrückt, Prinz. Wirklich, was auch geschieht, du willst nicht mit Mildred enden!“, schwor Sebastian ihm ernst.

„Kann nicht schlimmer sein, als allein oder gar mit dir“, sagte Blaine ebenso ernst und wurde finsterer in seinen Zügen, „Ich habe es dir gesagt: Ich bin fertig mit dir, Sebastian. Verschwinde.“

„Du weißt nicht, was du dir antust.“

„Kann ich es ändern? Nein! Also lass mich in Ruhe!“

Angesäuert wandte Sebastian sich ab und machte ein paar Schritte zurück. Dann drehte er sich noch einmal um: „Mildred ist die Prinzessin, die niemals lächelt. Die Leute sagen, sie habe noch nie ein nettes Wort zu jemandem gesprochen, sie habe nie jemanden gelobt. Sie ist bösartig, aber sie lächelt nie… Viel Spaß mit dem Eheleben mit einer Statue, Prinz!“, fauchte er, bevor er sich dann auch schon verzog…

Die Anderen blickte ihm nach. Jeff seufzte schwer: „Ich sollte mir seinen Kopf ansehen, er verhält sich selbst für seine Verhältnisse sehr merkwürdig…“

„Sie lächelt… nie“, wiederholte Blaine und schüttelte den Kopf, „Wenn es wenigstens ein nettes Mädchen sein könnte, aber ich bekomme ausgerechnet so eine…“, er schloss die Augen, „Ich sollte mich nicht aufregen oder bemitleiden… Es ist für die Zukunft meines Volkes…“, langsam schritt er davon und ließ die anderen beiden stehen, die nur noch traurige Blicke tauschten. Das hatte ihr Prinz nicht verdient. Aber wie er wussten auch sie, dass er keine andere Wahl hatte…
 

In der Zwischenzeit hatte auch jemand anderes einen Entschluss gefasst. Dieser jedoch war nicht ganz so wie der des Prinzen, es hatte weniger mit Ergeben zu tun. Das Schicksal konnte ja nicht immer gewinnen. Auch wenn Kurt keine wirkliche Hoffnung darauf hatte, zurück zu bekommen, was er verloren hatte, so wollte er nicht auf ewig getrennt sein, von dem Menschen, den er liebte. Er wusste selbst, dass es keine gute Idee war, Zeit im Schloss zu verbringen, aber er konnte nicht anders. Blaine hatte seine Entscheidung getroffen und Kurt wusste, dass es richtig war. Er wollte es ihm nicht schwerer machen, aber er wollte nicht im Wald sitzen, während Blaine im Schloss litt. Er musste weiter machen, er musste etwas machen, das war wohl die einfachste Aussage, die sein Vorhaben beschrieb.

Es war nicht lange nach ihrer Trennung, als die Stelle des Küchenjungen frei wurde. Und Kurt hatte nicht gezögert. Er konnte um einiges besser kochen, als das er Mehl tragen konnte und so könnte er näher an dem Prinzen sein. Vielleicht konnte etwas helfen. Es war eine schwache Hoffnung, aber mit genau dieser und nicht weniger stand er nun in der Schlossküche vor einem jungen Mann, der kaum älter als er selbst schien und sich ihm als der Koch vorstellte.

„Darf ich fragen…“

„Woher die plötzliche Stelle kommt und warum ich… Nun ja nicht Mitte 40 und verbittert bin?“, fragte der Koch mit einem müden Lächeln.

„Ich… Ich hätte versucht es höflicher auszudrücken.“

„Vor drei Tagen war ich hier Küchenjunge. Die meisten sind uns aus der Küche abgezogen worden, um zu Soldaten umgeschult zu werden. Du weißt schon, wir sind hier ein wenig in Bedrängnis“, erklärte der Koch und seufzte, „Also waren es nur noch mein Meister, ich und drei weitere Küchenjungen. Ich bin übrigens Wesley, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt“, er räusperte sich kurz und seufzte, „Nun ja… Wir waren also zu fünft, bis vor drei Tagen. Da kam nach dem Abendessen dann mit einem Mal dieser Taktier hier runter und schrie wie wild herum, das Fleisch sei roh gewesen, man hätte den Prinzen umbringen wollen und all das“, er seufzte schwer und schüttelte den Kopf, „Er hat meinen dann schreiend davon gezogen und ihn angeklagt für das Westreich zu arbeiten und zu versuchen den Adel von innen heraus zu vergiften. Keine 24 Stunden später hat König Maxwell ihn hingerichtet. Danach haben sie uns Stunden lang ausgefragt und geprüft, um sicher zu sein, dass das nicht noch einmal passiert. Und da ich am längstens von den allen hier bin… Bin ich jetzt Koch und du hast meine Küchenjungenstelle. Soweit klar?“

„Das ist schrecklich… War… Ich meine… War dein Meister dann?“

Wesley zuckte mit den Schultern: „Ich glaube nicht… Ich habe Jahre für ihn gearbeitet und nie etwas gemerkt… Ich weiß, was hier los ist… Aber wir müssen weiter machen. Heute kommt die Verlobte des Prinzen und wenn dieses Essen nicht gut läuft… Dann ist mein Kopf der nächste, der hier rollt…“

Der Bauernjunge lächelte sanft: „Ich glaube nicht, dass das passiert…“

„Doch König Maxwell hat es mir bereits angedroht. Wenn das Essen irgendeinen Fehler hat, bringt er den um, der dafür verantwortlich ist…“

„Oh… Mein Beileid“, sagte Kurt schnell und schluckte leicht.

„Du siehst, dass das hier kein netter Job wird… Ich will nicht sterben“, meinte Wesley ein wenig verzweifelt und schüttelte sich leicht, „Also, lass mich nicht im Stich, verstanden? Wir müssen nun anfangen mit den Vorbereitungen und mit dem Üben, damit alles perfekt wird am kommenden Abend! Wenn dieser Verrückte oder König Maxwell irgendwas auszusetzten hat, dann bin ich geliefert. Und ich sage es noch einmal: Ich will noch nicht sterben! Also… Hast du alles verstanden?“

Kurt nickte und seufzte schwer. Er hatte nicht damit gerechnet gleich dafür verantwortlich zu sein, dass jemand im königlichen Palast überlebte. Das war unheimlich. Und dann auch noch für die Verlobte von Blaine zu kochen. Das konnte nicht wahr sein. Aber Kurt hatte sich vorgenommen etwas unternehmen zu wollen, er wollte etwas tun und er wollte Blaine nah sein. Und wenn das hieß über das Essen, dann würde er das tun! Er war motiviert und er würde Wesley nicht im Stich lassen! Zumindest nahm er sich in diesem Moment das fest vor…
 

„Es muss hier sein!“, schrie Sebastian und hielt sein Pferd einen Moment an.

„Wir haben den ganzen Wald durchsucht…“, erklärte Nick und schüttelte den Kopf, „Drei Mal sind wir hier im Kreis geritten. Meine Leute sind müde und ich habe nichts gesehen. Kein Dorf, keine Anzeichen von Leben und besonders keine Westsymbole oder gar Bogenschützen“, meinte er verächtlich, „Vielleicht sollten wir umdrehen. Du solltest eine Tasse Tee trinken und ein ruhiges Gespräch mit Jeff führen.“

„Ich bin nicht verrückt!“

„Du bist verrückt, wenn du denkst, dass das hier etwas bringt! Drei Stunden sind wir unterwegs. Und du erlaubst meinen Männern keine Pause. Das reicht! Es hat nichts gebracht. Das bedeutet, du hast dich entweder verrechnet oder halluziniert, aber hier ist niemand. Und erst Recht kein Dorf“, der Ritter lenkte sein Pferd um, „Tut mir leid, Sebastian. Ich helfe dir gern, aber das hat hier jetzt keinen Sinn mehr.“

„Ich bin nicht verrückt und ich weiß, was ich gesehen habe!“, knurrte der Taktiker.

Nick seufzte: „Ich misstraue dir auch nicht. Ich sage nur, dass wir jetzt lange dieses Gebiet durchkämt haben und hier ist nichts. Das bedeutet, deine Berechnungen sind falsch. Lass uns morgen weiter suchen, aber gönne meinen Männern jetzt Ruhe. Es ist spät, die Sonne geht unter und sie wollen zu ihren Frauen und Kindern zurück. Und für deinen Wahnsinn lass ich sie nicht weiter schwitzen!“, sagte er bestimmt und verdrehte die Augen, „Du kannst mich morgen wieder aufsuchen, wenn du einen neuen Plan hast.“

Noch immer war Sebastian wütend: „Ich bin nicht verrückt… Er war da und ich werde ihn kriegen. All seine Leute vernichten. Wir werden Hunter vernichten!“, schwor er und dachte gar nicht daran umzudrehen.

Der Ritter seufzte schwer und rief seine Männer zusammen. „Sebastian, wir reiten zurück. Wenn du bleiben willst, dann auf deine Gefahr, aber ich und meine Leute kehren zum Schloss zurück“, erklärte Nick in aller Deutlichkeit, bevor er das Pferd langsam vorwärts bewegte. Er sah zurück, Sebastian bewegte sich nicht. „Er ist verrückt geworden… Ich sollte ihn nicht alleine lassen…“, dachte er sich und nachdem er beinahe außer Sichtweise war. Er sah zu einem seiner Soldaten und stoppte. „Ihr reitet zurück, ihr seid für heute entlassen. Ich bleibe hier und beobachte ihn von weitem. Verstanden?“ Sie waren nicht glücklich damit, aber letztendlich wollten sie in ihr Haus und zu ihrer Familie und nahmen das Angebot an. Sie nahmen das Pferd ihres Anführers mit und ritten zum Schloss. Nick blieb in der Nähe, so dass Sebastian ihn nicht bemerkte, aber er ihn im Blick hatte.

Und es war besser, denn Sebastian bewegte sich hin und her, sah nach allen Seiten und rief immer weitere Beschwörungen in den Wald hinein, dass es Nick kalt den Rücken herunterlief. Es war unheimlich, der Taktiker schien nahezu besessen von was auch immer er hier gesehen hatte und der Ritte zweifelte immer mehr an seinem Geisteszustand, da erblickte er nicht weit von sich entfernt eine Gestalt. Sie stand zwischen den Bäumen und sah zu Sebastian auf seinem Pferd herüber. Es war ein großgewachsener, aber junger Mann, braune Haare, zierliche Gestalt, ein Bogen auf dem Rücken und an seinem Mantel das Wappen des Westens. Nick musste sich die Augen reiben: Aber da stand er wirklich! Das Gespenst, das Sebastian seit Tagen jagte. Es stand wirklich dort und sah dem Taktiker zu, wie er mehr und mehr verrückt wurde.

Nick wusste nicht, was er tun sollte. Er zog sein Schwert und starrte zu der Gestalt herüber. Er musste etwas tun. Langsam schlich er zu dem anderen rüber, er hielt die Waffe umklammert. Er wollte ihn nicht töten, die Person dort sah jung aus. Aber wenn man ihn gefangen nehmen könnte. Doch da drehte sich der Fremde um und sah den Ritter aus großen Augen aus an. Er sprang zurück um auszuweichen und bewegte sich damit mehr auf Sebastian zu. Als dieser ihn sah, schrie er auf.

„Du… Ich wusste, dass du hier bist!“, sagte er wütend und starrte den Fremden an.

„Was habe ich Euch getan? Ich habe mich an alles gehalten“, sagte der Fremde erneut und seufzte.

„Du bist hier und ich werde nicht zulassen, dass ihr diesem Königreich schadet! Ich kriege euch! Euch alle!“, schwor Sebastian wütend.

Der Andere seufzte leicht: „Ich bete dafür, dass Ihr Ruhe finden könnt, aber ich werde meine Familie beschützen, Herr…“ Er drehte sich um und verwand wieder zwischen dichten Bäumen, durch die das Pferd nicht folgen konnte.

„Bleib stehen!“, schrie Sebastian, stürzte sich von dem Tier und wollte ihm hinterher, doch da war Nick zur Stelle und hielt ihn fest. Er umklammerte ihn und hielt ihn zurück. „Lass mich los und ich kriege ihn!“

„Und dann?“, rief Nick und rang ihn zu Boden, „Was wenn er wirklich zu einem Dorf voller Soldaten läuft? Was wenn das dein Ende ist? Sebastian, beruhig dich! Ich weiß jetzt, dass er real ist und morgen werden wir ihn suchen und finden! Aber sei jetzt ruhig und tu nichts Dummes! Verstanden?“, schrie er ihn an und sah ihn wütend an.

Der Taktiker schluckte und nickte leicht: „Ich fürchte du hast Recht…“
 

Zur selben Zeit erreichte Prinzessin Mildred das Schloss. Sie stieg aus ihrer Kutsche und mit einem Mal wurde kühl. Sie spürten es alles, aber besonders zog es dem Prinzen das Herz zusammen. Dort stand die Verlobte, die Zukünftige, ohne ein Lächeln, kalte Züge, hergerichtet und wartete auf ihre Abholung. Sie war schön, aber es fühlte sich falsch an. Hatte man denn eine Wahl? Die hatte man nicht mehr und so sehr Blaine es nicht wollte, er musste. Er musste für sein Volk, für die Menschen, für all das…

„Ich war schon immer gegen Hinrichtungen“, hauchte er und sah, wie Jeff zumindest kurz schmunzelte, bevor er zu seiner Verlobten schritt und sie begrüßte. Er lächelte und verneigte sich. Er griff nach ihrer Hand, sie war kalt. Und sie lächelte nicht. „Es freut mich, Euch hier begrüßen zu dürfen“, sagte er ruhig und sah sie freundlich an.

„Heuchler“, gab Mildred zu neutral zurück und schüttelte den Kopf, „Du willst nicht, dass ich hier bin. Du hältst jemand anderen lieber hier. Und ich möchte nicht hier sein. Warum sind wir nicht ehrlich zu einander? Es zählt nicht, was wir beide wollen. Kein Grund zu heucheln, als würden wir mitspielen. Lass es uns hinter uns bringen.“

Erstaunt sah der Prinz sie an: „Ihr… Also… Du… Du sprichst so von unserer Hochzeit?“

Sie legte den Kopf schief, ihre Lippen bewegten sich kein Stück, sie zuckte mit den Schultern: „Du hast dich ergeben… Ich auch. Aber das muss doch nicht unsere Ehrlichkeit beeinflussen. Wenn wir die Wahl hätten, würde keiner von uns den anderen wählen. Ich kann es sehen, du hast jemanden… Jemanden, den du jeder Zeit wählen würdest. Ich nicht. Ich habe nie jemanden getroffen, der… etwas in mir bewegt hat. Ich weiß, dass das hier mein einziger Weg ist. Und euer Volk hat Probleme, so ist das hier auch dein einziger Weg. Wir wissen das, warum sollen wir es dann leugnen?“

Irgendwo hatte sie Recht, aber Blaine fühlte sich grausam bei der Sache. Er würde sie nicht wählen, er wusste wen er wählen würde, wenn er die Wahl hätte. Auf jeden Fall würde er diese eine Person wählen. Aber er hatte keine Wahl. Sie hatte Recht. Warum sollten sie vor einander spielen, dass sie sich wollten, wenn sie beide nur aus einem Grund hier waren; dass es keinen anderen Weg gab. Er hatte zumindest geliebt, Prinzessin Mildred hatte ihm gerade gestanden, dass sie das nicht erfahren hatte. Und deshalb gab sie nun auf und war hier, bevor sie zu alt wäre, um Liebe zu finden. Es war falsch und es war noch schlimmer zusehen, dass sie beide ihr Leben hierfür wegwerfen würden, aber die Prinzessin hatte Recht… Sie hatten keine Wahl und niemand interessierte sich für das, was sie wollten.

„Also? Können wir zu dem Essen übergehen?“

„Ja… Komm doch bitte mit“, gab Blaine zurück und hielt ihr den Arm hin, damit sie gemeinsam in den Essensaal treten konnte.

„Ich will hoffen, dass es gut ist. Ich kann sehr empfindlich sein, wenn es um Nahrung geht…“

Dank Fortuna hatte dies nicht der nervöse Koch gehört, der in seiner Küche hin und her rannte, um alles perfekt erscheinen zu lassen. Kurt wusste unterdes gar nicht, was er glauben sollte. Er war seit Stunden dabei Gemüse zu schälen, hatte langsam eingesehen, dass er den Prinzen bei dieser Tätigkeit niemals zu Gesicht bekommen würde. Und nun war er dabei all die kleinen Aufgaben zu erledigen, während Wesley mehr und mehr ausrastete und sich mehr Stress machte, damit das Essen perfekt wurde. Er ließ ja nicht mal jemand von ihnen an die Gerichte. Es war merkwürdig und lange nicht so, wie Kurt es sich vorgestellt hatte…

„Hat lange gedauert mit dem Essen… Ich meine, nicht das es was bedeuten würde“, erklärte Mildred und seufzte, „Immerhin werden wir so oder so heiraten“, Blaines Herz zog sich zusammen, aber wenigstens stand der erste Gang vor ihnen und sie konnten sich mit Essen beschäftigen. Denn das Sprechen mit Mildred war deprimierend…

So war es still. Unangenehm still, wenn man ehrlich war. Aber warum sollten sie reden? Mildred hatte schon Recht. Sie hatten sich nichts zu sagen, sie hatten nicht Interesse aneinander zu entwickeln. Es brauchte ihnen nichts. Sie liebten sich nicht und wenn man ehrlich war, dann würden sie sich wohl nie lieben. Blaine liebte jemand anderen und Mildred wusste es sogar. Es war eine schreckliche Kette des Schicksals und sie hatten sich dem beide ergeben. Sie aßen still nebeneinander und warteten, dass der Zeiger die Uhr umwanderte und Stunde um Stunde kam die Hochzeit näher. Klein und schnell. Damit man möglichst bald agieren konnte. Die Zeit rannte. Wenige Tage blieben, und man musste etwas gegen das Westreich unternehmen. Mildred war die Rettung und sie hatte zugestimmt, so schnell zu helfen, wie es nötig war. Und das war gut. Dafür sollte man die grausame Stille ertragen, das sagte sich Blaine immer wieder.

Doch mit einem Mal ließ Mildred das Besteck sinken und starrte Blaine an.

„Geht es dir gut?“, besorgt starrte Blaine sie an und sprang sofort auf.

„Ich…“

„Du? Mildred… Nun sag doch was!“, sagte er bestimmter und ging auf sie zu.

„Ich muss den sehen, der das gekocht hat! Auf der Stelle!“, erwiderte die Prinzessin und sprang auf, „Sofort!“

Blaine wich ein Stück zurück und nickte: „Ja, natürlich…“, er schluckte und wandte sich an eine der Wachen, „Bringt uns den Koch… Schnell…“

Es dauerte eine ganze Weile tatsächlich, bis die Wache mit jemandem wiederkam. Mildred hatte in all der Zeit nichts gesagt. Sie hatte nur auf den Teller gestarrt und etwas getan, dass sie angeblich nie tat; gelächelt. Blaine war das Ganze unheimlich, aber irgendwie musste auch er lächeln, wenn sie es tat. Bis der Koch in den Saal geführt wurde und Blaines Lächeln verging. Denn dort stand jemand, den er nicht erwartet hatte.

„Wie ist dein Name, Koch?“, fragte Mildred schnell und stand vor ihm.

„… Kurt, Milady…“

„Was? Nein, das stimmt nicht!“, meinte Blaine verwirrt und sah seinen Liebsten an. Was machte er hier? Und was sollte das alles werden.

„Und du hast gekocht?“, fragte Mildred ungeachtet davon, wie sich der Prinz verhielt. Auch dem Herrn vor ihr wurde mit einem Mal unwohl, wie sie ihn ausfrage, aber er nickte leicht. „Gut… Dann habe ich mich entschieden. Du wirst mich heiraten.“

Nun stand Blaine wirklich zwischen den Beiden: „Was? Was zum Teufel soll das heißen, hieß es eben nicht noch… Ich meine…“

„Ich sagte, ich habe keine Wahl, weil ich niemals etwas gespürt habe, aber jetzt… Ich habe noch nie so etwas gegessen. So etwas gespürt, das war… Magie. Und wenn Magie sich so gut anfühlt, dann bin ich zufrieden damit. Prinz Blaine, es tut mir leid, aber ich denke, das ist auch zu eurem Besten. Ich habe eine Wahl und ich entscheide mich dafür, dass der mein Mann sein soll, der das gekocht hat…“, erklärte sie und lächelte Kurt einen Moment lang an, „Es hat mich zum Lächeln gebracht… Ich habe mich noch nie so gefühlt…“

„Also vielleicht ist das nun der Moment“, begann Kurt vorsichtig, da ging die Prinzessin dazwischen.

„Du hast mich doch nicht angelogen, oder? Ich hasse es, wenn man mich anlügt!“, sagte die Prinzessin drohend, „Ich würde dich auf der Stelle köpfen lassen, wenn sich herausstellt, dass du mich angelogen hast!“

Der Bauernjunge schluckte und schüttelte den Kopf: „Ich? Nein, mein Vater hat mir beigebracht niemals zu lügen! Ich habe gekocht… Ja, ja…“

Blaine schüttelte den Kopf: „Du kannst ihn nicht heiraten!“

„Ist das nicht in deinem Interesse?“, fragte Mildred und seufzte, „Stell dir vor, Prinz. Ich wähle ihn zu heiraten und entscheide mich auf Grund guter Freundschaft unserer Länder euch zu helfen gegen den Westen. Und damit kannst du sobald der Krieg vorbei ist, zum Partner nehmen, wen du willst. Wir gewinnen beide hiermit. Und ich lerne zu lieben. Wenn ein Bissen dieses Essens das in mir auslöst, dann wird ein Leben mit diesem Mann das tun können. Wir gewinnen beide.“

Das würden sie wohl. Hätte Mildred nicht zum Mann gewählt, wen Blaine liebte. Was machte er hier? Und warum hatte er gekocht? Blaine war am Boden zerstört. Sein Leben war nicht weggeworfen, aber er würde den Menschen, den er über alles liebte verlieren. Er senkte den Kopf. „Wie du wünscht, Mildred.“

„Gut… Kurt, ich will morgen, dass du noch einmal für mich kochst. Und solltest du diesen Test bestehen, nehme ich dich zum Mann und jeder von uns kann glücklich werden“, erklärte sie und lächelte noch einmal.

„Selbstverständlich… Darf… ich gehen?“, fragte der Bauernjunge ängstlich und entfernte sich schnell. Die Tränen stiegen ihm in die Augen. Er machte also den Weg dafür frei, dass Blaine glücklich werden würde und er… Es tat weh, so war das alles nicht gedacht. Lieber wäre er tot. Aber das war wohl keine Frage mehr. Morgen würde er tot sein. So oder so. Schnellen Schrittes kam er in der Küche an. Wesley sah ihn aufgeregt an.

„Du bist noch am Leben!“

„Noch… Aber morgen nicht mehr…“

„Sie wollen dich morgen hinrichten? Oh, Kurt… Ich, es tut mir so leid.“

„Lass mich einfach einen Moment allein, in Ordnung?“

„Ich schulde dir so viel… Kurt, ich…“

„Ruhe…“
 

Nick stand vor den Toren des Schlosses und starrte unentwegt auf den Eingang. Dann blickte er sich um. Hielt sein Pferd fest um weiter auf das Tor zu starren. Einer seiner Männer kam zu ihm. „Sir… Seid Ihr sicher, dass er kommen wird? Nach gestern Abend könnte ich mir gut vorstellen, dass er heute nicht aufstehen möchte oder etwas anders… Sir?“

Der Ritter betrachtete ihn und schüttelte den Kopf: „Sebastian weiß genau, was auf dem Spiel steht, nach gestern. Er wird auftauchen. Er ist nur nicht der Pünktlichste“, erklärte er ernst und sah sich weiter um. Da öffnete sich endlich das Tor und Sebastian kam auf sie zu.

„Ich habe es“, sagte er sofort und das kalte Grinsen war in sein Gesicht zurückgekehrt, „Ich habe mich verrechnet, aber ich weiß nun in welchem Bereich das Dorf liegen muss. Ich weiß es. Wir werden sie bekommen.“

„Sicher?“

„Ich war niemals so sicher“, schwor der Taktiker und reichte ihm die Karte, „Seine Jagdroute hat mich hinters Licht geführt, ich dachte, das Dorf müsste in der Nähe des Ortes liegen, an dem er damals den Hirsch erlegt hat, aber ich habe mich geirrt. Den Fluss abwärts, so kann man leicht viel weitere Strecken zurücklegen, ich weiß sicher, dass es dort sein muss. Wenn es existiert dann ist es da!“, schwor er.

Nick betrachtete die Karte eingehend. „Gut… Dann gehen wir“, er blickte fragend zu Sebastian, aber dieser übergab ihm nun die Leitung, „In Ordnung, hergehört!“, rief er laut, „Ich reite voraus und wir sichten das Dorf. Wenn ich das Zeichen gebe, greifen wir an: Sollten tatsächlich Frauen und Kinder dort sein, wird keiner von ihnen verletzt, verstanden? Ihr nehmt jeden Wehrlosen gefangen. Kämpft mit denen, die Bewaffnet sind, aber sehe ich, dass einer von euch das Schwert gegen ein Kind oder eine Frau oder einen wehrlosen Bauer erhebt, müsst ihr euch keine Sorgen mehr um den Krieg mit dem Westen machen, haben wir uns verstanden? Es ist wichtiger jemanden zu fangen, der uns Informationen geben kann, als Unschuldige zu töten. Einer ist mehr als nichts und schon genug. Ich will keine unnötige Gewalt sehen, wir kämpfen nur, wenn wir müssen. Unser Anliegen ist es, das Dorf aufzulösen und jemanden gefangen zu nehmen, der uns Antworten geben kann“, erklärte er mit lauter Stimme und schwang sich auf das Pferd, „Und jetzt folgt mir.“
 

An diesem Morgen war Blaine früh wach. Er trat nach draußen in den Schlossgarten und starrte in den Himmel. Er konnte nicht glauben, dass tatsächlich die eine Chance aufkam, mit Kurt zusammen zu kommen und sie dadurch vernichtet wurde, dass Mildred seinen Liebsten haben wollte. Es war zum verrückt werden. Er würde Kurt verlieren, nicht einfach so. Er würde in ein anderes Land gehen, es gab dann keine Möglichkeit mehr für sie. Ob nun oder irgendwann anderes mal. Es würde vorbei sein. Nach dem Mittagsmahl an diesem Tag wäre es vorbei und er würde sich vollständig von der Liebe verabschieden müssen…

„Ich kann es nicht glauben…“

„Ich auch nicht…“, hauchte Kurt und seufzte schwer.

Erstaunt drehte sich der Prinz um und sah den Bauernjungen dort stehen. „Wie konnte das passieren?“, fragte er verwirrt, „Wie bist du in unsere Küche gekommen und hast mit einem Mal das Essen gekocht, das Mildred so liebt? Ich kann es nicht glauben.“

„Weil es so nicht passiert ist…“, seufzte Kurt.

„Und was soll das nun wieder heißen?“

Kurt seufzte schwer und hielt sich den Kopf: „Dass… Dass ich gestern nicht gekocht habe und ich keine Ahnung habe, wie ich diesen Tag überleben soll…“, hauchte er und die Tränen stiegen ihm ins Gesicht, „Als die Wache kam… Wussten wir nicht worum es ging und… Und… Und Wesley hatte Angst… Und dann… Ich… Und du… Ich dachte nicht… Also…“, die Tränen liefen ihm die Wagen hinab und ohne zu überlegen hatte Blaine ihn bereits in seine Arme genommen und an sich gedrückt.

„Ganz ruhig… Und erzähl mir, was genau passiert ist…“
 

Es war als der Soldat in die Küche kam und fragte, wer das Gericht gekocht hatte. Natürlich war es Wesley gewesen. Kein anderer hatte mehr machen dürfen, als Rohstoffe vorzufertigen. Er hatte gekocht, doch als die Wache in den Raum kam, war er nervös geworden. Er hatte ihn noch einen Moment rausgeschickt und hatte sich Kurt zur Seite genommen.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll. Glaubst du, du kannst die Wache ablenken, so dass ich abhauen kann. Vielleicht fressen mich ein paar Wölfe, dann… Dann sterbe ich nicht in Schande… Oder irgendwie… Oh mein Gott, ich wusste, dass es passieren würde“, immer wieder fuhr er sich durch das Gesicht und verzweifelte mehr. Es war schmerzhaft mit anzusehen. „Ich will nicht sterben… Ich bin wirklich viel zu jung und meine Zukunft liegt doch noch vor mir…

Kurt hatte es nicht mit ansehen können. Wesley wollte nicht sterben und er hatte sich so viel Mühe gegeben. „Vielleicht…“

„Ach, ich hätte es wissen müssen! Wenn es nur nicht heute… Ausgerechnet heute… Ausgerechnet an dem Tag, an dem Prinzessin Mildred hier ist! Alles wovon ich träumte war, zu hören, dass dieser Frau mein Essen schmeckt und jetzt… werde ich hingerichtet, weil das nicht der Fall ist!“, jammerte er.

„Was ist so besonders an diesem Tag?“, fragte Kurt nach und seufzte leicht.

„Es geht um diese Frau… Kurt, ich liebe diese Frau… Schon als kleiner Junge… Ich habe alles gelesen, was ich über sie in die Finger bekam. Meine Familie lebte an der Grenze zum Süden. Jede Chance die ich hatte, habe ich sie angesehen. Sie ist großartig, stark, bewundernswert… Ich liebe diese Frau… Ja, ich weiß, es ist albern und ich kann sie nicht haben, aber… Ich wollte zumindest, dass ihr mein Essen schmeckt. Und ich will nicht vor ihren Augen hingerichtet werden, weil sie mein Essen hasst. Kannst du dir vorstellen, wie sich das anfühlt? Mein Herz… blutet… Es blutet leer, direkt in meiner Brust, es ist grausam! Ich will nicht ausgerechnet an diesem Tag sterben! Ich will nicht sterben!“

Erneut blickte Kurt ihn traurig an und seufzte leicht: „Weißt du… Ich glaube… Der Prinz würde mich nicht umbringe“, sagte er ruhig und lächelte sanft. Er glaubte daran, dass Blaine ihn retten würde. Vielleicht dürfte er das Schloss dann nie wieder betreten und wäre wirklich für immer von ihm getrennt, aber dann müsste niemand darüber sterben, dass eine zickige Prinzessin etwas an dem Essen zu beanstanden hatte…

„Das würdest du für mich tun? Kurt, ich verdanke dir mein Leben! Danke… Danke schön!“
 

Blaine hatte sich alles angehört und war schockiert davon. Er schüttelte immer wieder den Kopf und seufzte. „Wesley hat gekocht…“, wiederholte er und seufzte erneut, „Kurt, du kannst doch nicht den Kopf für Wesley hinhalten… Wenn das der Fall ist, dann wirst du nicht so kochen können und dann wird Mildred dich töten lassen…“

„Ich weiß… Aber wenn ich ihr die Wahrheit sage, dann lässt sich mich hinrichten, weil ich gelogen habe! Es gibt keinen Weg!“, sagte Kurt verzweifelt.

„Das ist Wesleys Fehler und nicht deiner!“, sagte Blaine bestimmt und seufzte, „Und ich werde ihm sagen, dass er sich stellen muss…“

„Nein…Dann töten sie ihn und mich… Bitte, ich…“

„Oh nein, ich sehe nicht zu, wie sich dich für einen Fehler hinrichten lässt, den du nicht begannen hast!“, sagte Blaine bestimmt und sah ihn an, „Kurt, ich liebe dich noch immer und ich lasse nicht zu, dass man dir wehtut. Ich beschütze dich! Aber das muss in diesem Fall mit der Wahrheit geschehen… Hab keine Angst… Ich glaube, ich habe eine Idee… Vertrau mir…“

Der Bauernjunge sah ihn an und lächelte sanft: „Immer… Immer vertraue ich dir…“
 

Einige Stunden später war es soweit. Blaine hatte mit Wesley gesprochen und seitdem war er verschwunden. Die Prinzessin stand in der Küche mit einem kühlen Gesichtsausdruck und sah Kurt erwartungsvoll an und dieser trat von einem Fuß auf den anderen. „Das ist jetzt vielleicht eine guter Moment um Euch zu sagen, dass…“

„Dass du jetzt endlich anfangen möchtest, du kochen, mein Schatz?“

„Ja… Also, deshalb…“

„Mildred“, begann Blaine und seufzte, „Weißt du, warum du etwas gespürt hast, als du das Essen probiert hast?“

„Nein, warum?“

„Weil es mit Liebe gekocht wurde. Weil er Koch dich liebt“, erklärte er ruhig.

„Das ist doch wunderbar!“, erklärte die Prinzessin und sah Kurt an, „Ich habe mich immer gefragt, wie es sich anfühlt zu lieben. Endlich… Oh, Kurt.“

„Ach verdammt, ich kann das nicht!“, sagte Blaine wütend, „Kurt hat nicht gekocht. Es war unser Koch Wesley und er hat zu viel Angst, es dir zu sagen! Kurt hier hat nicht für dich gekocht, weil er dich nicht liebt!“

Mildred sah ihn ernst an: „Und woher willst du das wissen?“

„Weil er mich liebt und ich ihn!“, sagte Blaine laut, so dass sich alle anderen Küchenjungen zu ihm umdrehten! Und meinetwegen dürfen das auch alle wissen, aber Kurt hat nicht für dich gekocht. Und wenn ihn in diesem Raum jemand heiratet, dann ich! Ist das klar?“, er atmete tief durch, „Weil ich niemals mit einem anderen glücklich sein werde, weil ich niemand anderen lieben kann und weil wir für einander bestimmt ist!“, wütend sah Blaine die Prinzessin an und begann leicht zu lächeln, „Oh… Das musste schon lange mal raus, glaube ich…“

Die andere Beiden starrten ihn an.

„Ich liebe dich auch…“, hauchte Kurt und lächelte ihn sanft an.

„Und ich interessiere mich nicht dafür und will endlich den Koch von gestern sehen!“, zischte Mildred und sah Kurt drohend an, „Und du hast gesagt, da wärst es gewesen!“

„Aber…“

„Aber er war das nicht…“, kam es mit einem Mal von weiter hinten aus der Küche und einer der Zutaten Schränke öffnete sich. Wesley stand dort und seufzte. „Ich dachte, ich könnte mich verstecken“, erklärte er und kam langsam auf sie zu, „Ich dachte, wenn ich nicht da bin, würde mir auch nichts passieren… Aber… Dann habe ich das eben gehört. Und Ihr Recht, Herr. Es ist mein Fehler und Eure Liebe sollte dafür keinen Preis zahlen. Es tut mir leid überhaupt daran gedacht zu haben, Kurt zu verraten“, gestand er und sah zu der Prinzessin, „Und es tut mir leid, Euch belogen zu haben. Ich habe gekocht, alles, was gestern dieses Küche verlassen hat, habe ich gekocht. Und die Tage davor. Ich… Ich hatte Angst, die Wache sagte uns nicht, was Ihr von uns wollt und ich fürchtete um mein Leben. Kurt ist kein Lügner, er wollte mein Leben retten…“, erklärte er, „Und wenn jemand bestraft werden sollte, dann der wahre Lügner… Ich… Verzeiht, Prinzessin…“

Mildred beobachtet ihn ganz genau und legte den Kopf schief, ihre Züge waren kalt und ernst und man machte sich ein wenig Sorgen, dass sie nun ihre Drohung wahr machen würde oder gar beide töten. Sie war so eisig, dass Kurt das Gefühl hatte, er musste noch einmal für Wesley einspringen: „Aber… Er hat alles selbst gekocht! Was, was Euch so geschmeckt hat, hat er gekocht!“

Noch immer schien die Prinzessin kühl: „Du hast also all das gekocht? Wie hast du das gemacht?“

Wesley sah zu ihr ab und seufzte: „Aus dem selben Grund, aus dem ich auch gelogen habe“, erklärte er und seufzte, „Ich liebe euch… Seit Jahren nur aus der Ferne und ich weiß, wie dumm das alles ist, aber… Ich habe mit Liebe für Euch gekocht. Und ich habe gelogen, weil es wehtat, zu realisieren, dass ausgerechnet Ihr mein Essen nicht mögen könntet… Ich habe nicht nachgedacht, ich hätte auf Euer Urteil warten sollen… Ich war ein Lügner und ein Feigling, das weiß ich…“

„Mich hat noch nie jemand angelogen“, erklärte Mildred ernst und sah ihn an, aber mit einem Mal lag ein Lächeln in ihrem Gesicht, „Und mich hat noch nie jemand geliebt…“

Erstaunt sah Wesley auf. „Prinzessin… Ich…“

„Ich will, dass du jetzt anfängst zu kochen“, sagte sie bestimmt, aber das Lächeln in ihrem Gesicht blieb bestehen, „Und sollte es so schmecken, wie das, was ich gestern gegessen habe, werden wir weiter sehen…“

„Wirklich?“

„Fang nun an zu kochen!“

„Natürlich!“

Mildred blickte zu dem Prinzen und seufzte: „Sieht so aus, als könnten wir doch alle glücklich werden“, erklärte sie und lächelte ihn an.

„Dein Lächeln ist wundervoll“, gab er Prinz zurück und griff vorsichtig nach Kurts Hand, „Und du willst uns wirklich gegen den Westen helfen?“

„Wenn mein Besuch hier mich nur halb so glücklich macht, wie ihr zwei seid, ist das jeden Soldaten wert… Wie steht es im Kampf gegen den Westen?“
 

„Sebastian, wir haben einen gefangen genommen“, erklärte Nick, als sie zum Schloss zurückkehrten.

„Einen nur?“, fragte der Taktier wütend und drehte sich zum dem Ritter um, „Ihr ward Stunden unterwegs und ihr habt nur einen mitbringen können? Bringt mich zu ihm.“

„Er ist im Kerker, komm mit…“

„Warum nur einer?“, fragte Sebastian wütend.

Nick seufzte: „Das gesamte Dorf… Kein einziger Soldat. Er hat dir die Wahrheit erzählt. Frauen, Kinder und Bauer und Händler, kaum einer von ihnen konnte sich verteidigen.“

„Na und? Wie sind sie euch dann entwischt? Und habt ihr wenigstens welche umbringen können?“, fragte Sebastian, während sie die Treppen hinab in den Kerker stiegen.

„Zwei Männer sind gefallen, als meine Leute das Dorf überfallen haben. Ich konnte es nicht verhindern…“

„Es ist der Feind, Nick! Wenn du so weich bist, werden wir nie gewinnen.“

„Sie waren unbewaffnet und sie haben sich nicht gewehrt, ich wollte keinen von ihnen verletzten“, erklärte der Angesprochene und seufzte, „Der Rest der Einwohner ist geflohen…“

„Wie konnte das passieren?“

„Der, den wir gefangen haben, hat uns abgelenkt… Ziemlich gut, er hat die Pferde verwirrt, so dass sie nicht folgen konnten. Ich habe auch niemanden hinter den Flüchtlingen hergeschickt, es hätte keinen Sinn gehabt.

Sebastian blieb stehen und sah ihn wütend an: „Tust du das, weil das deine Verwandten sind?“, fragte er aufgebracht, „Ich habe dir schon mal erklärt, wenn du nicht hundertprozentig loyal bist, dann…“

„Ich bin loyal!“, sagte Nick bestimmt und verdrehte die Augen, „Aber wir haben, was wir wollen: Eine Person, die du verhören kannst und das Dorf ist aufgelöst. Ich sehe keinen Grund darin Unschuldige zu töten. Und wenn das deine Methode ist, kannst du gerne allein ins Westreich reiten und es selbst erledigen, aber diese Leute werden uns nicht behindern und Hunter wird auch ohne sie rausfinden, dass wir das Dorf zerstört haben. Ich sehe keinen Grund darin und wenn dich das an meiner Loyalität zweifeln lässt, dann lass uns weiter darüber reden, aber ich habe meinen Standpunkt!“

Der Taktiker lachte auf und hob die Hände: „Schon gut… Bleib ruhig, Junge…“, er schüttelte den Kopf, „Mach doch, was du willst. Ich kriege aus dem Gefangen die Informationen raus und dann hat sich deine Aufgabe auch erfüllt“, erklärte er und schüttelte den Kopf, „Hauptsache du bist in Ordnung damit, dass ich einen Unschuldigen ein wenig quäle…“, er zwinkerte ihm, als sie an der Tür ankam.

Nick seufzte: „Ich… Ach, es ist dein Leben. Sei so grausam, wie du willst, aber ich bin hier fertig“, sagte er ruhig und öffnete die Tür, „Viel Vergnügen, du hast die Wachen, mich brauchst du nicht. Gute Nacht“, meinte der Ritter und verabschiedet sich aus dem Keller. Sebastian trat alleine in die Zelle und sah die Persona an, die dort am Boden lag…

Langsam trat er in die Zelle und sah die Person an. Ein Grinsen schlich auf ein Gesicht und er schüttelte den Kopf: „So sieht man sich wieder. Ich habe von meinem Kollegen gerade gehört, dass du ein richtiger Held bist… Wollen wir doch mal sehen, was davon nach meiner Folter noch übrig bleibt…“

Der Fremde richtet sich auf und sah ihn an: „Versucht es, Herr. Aber ich werde euch nichts verraten…“

„Du sprichst von selbst, keine Sorge. Wie ist dein Name?“

„Ethan...“

Der Taktiker vom Hofe

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hochzeitsglocken und Entscheidungen

Niemand kann uns sagen, was uns wirklich verändert, was ist es, das einen Menschen zu einer freien Handlung bewegt. Und mit welchem Motiv handelt er. Wer kann es wissen, was dieser Mensch sich dabei gedacht hat oder gar, was er nicht gedacht hat. Wenn er selbst nicht sagen kann, warum er etwas in Angriff nahm, wie soll ein Fremder es ihm sagen können? Dies sind die Fragen, die selbst das Schicksal ratlos dastehen lassen. Es spinnt die Fäden, es wirft Menschen in Situationen, aber wie sie damit umgehen, liegt ganz an ihnen. Wen sie retten, wen sie opfern, wen sie bekämpfen, wen sie beschützen. Das ist die Frage, die nur ihr Herz selbst beantworten kann. Ihre Motivation, ihre Kraft, wer oder was sie ihnen gibt, das kann niemand anderes beantworten. Manche wollen den Sieg, manche wollen ihren Ruhm und Triumpf, Geld und Macht, manche kämpfen für den Frieden und manche geben ihr Leben für die Liebe. Jeder Mensch hat sein eigenes Motiv und selbst, wenn man glauben würde, man wüsste, warum er so handelt, wie er handelt, kann man sich nie sicher sein, was ihn nun wirklich bewegt…

Was motiviert diesen Krieg? Es ist die Hoffnung auf mehr Macht, mehr Stärke. Die Gier, die jemanden antreibt andere Menschen zu seinem Vorteil zu zerstören. Und die Liebe eines Prinzen, der sein Volk und sein Gegenstück beschützen will. Die Liebe eines Ritters, der zurückkommen will und ein Taktiker, dessen Motiv so weit in der Dunkelheit liegt, dass man beinahe Angst haben könnte, er könnte nie erkennen, was er eigentlich will.
 

In einem Herzen, in dem eigentlich die Liebe und die Entschlusskraft eines großen Mannes gewohnt hatte, hatte sich die Verzweiflung eingenistet und sie trieb den Mann, dem dieses Herz gehörte immer weiter an den Abgrund. Was hatte sein Leben für einen Sinn, wenn er nicht gestattet war, es mit dem zu verbringen, den er liebte. Er wollte nicht mehr leben, wenn es nicht für Jeff war. Er wollte alles aufgeben, wenn er Jeff nicht haben konnte. Nick sah keinen Ausweg. Der Tod wartete am Ende jedes Weges, den er einschlagen könnte. Und dennoch konnte er sich nicht recht entscheiden, welchen Tod er nun wählen wollte. Er wollte nicht kämpfen für ein Land, das ihn knechtete. Er wollte die Liebe seines Lebens aber auch nicht alleine lassen. Er wollte nur eins; Jeff. Und es schien keinen Weg zu geben, an dessen Ende die Liebe auf ihn wartete. Hatte es dann einen Sinn überhaupt zu wählen? Überhaupt noch weiter zu atmen? Er könnte auch einfach damit aufhören und sich weigern irgendwas zu was zu tun…

Leise klopfte es an seiner Tür. Nick erwiderte nichts. Vielleicht war abwarten und darauf warten, dass es vorbei war wirklich die Antwort. Es klopfte erneut, Nick blickte aus dem Fenster, als die Tür dann endlich geöffnet wurde.

„Nick…“, die Stimme klang vertraut und gleichzeitig löste sie so viel Schmerz in dem Ritter aus. Er wollte davon laufen, wenn nur wenigstens ein Weg ein Ziel in Aussicht hätte, dass er anstreben könnte. „Nick… Du nun schau mich doch an… Und rede mit mir… Ich meine… So ist das doch auch nicht richtig… Du hast mit Maxwell gesagt und er hat gesagt, dass es nicht möglich ist, aber… Das bedeutete doch nicht, dass wir aufgeben müssen, dass alles vorbei ist… Es ist nicht vorbei… Ich habe viel zu lange gelitten, um nun aufzugeben, wo du… mich endlich auch willst…“

Nick atmete tief durch, aber blickte noch immer aus dem Fenster, ungehindert dessen, dass Jeff immer näher an ihn heran trat. Er legte sogar seine Hand an den Arm des Ritters, aber dieser reagierte kaum. „Lena ist bereits ausgezogen. Ich… bin lieber tot, als noch eine Stunde länger eine Lüge zu leben“, sagte er ruhig und schloss die Augen.

„Aber… Nick, das ist doch etwas Gutes… Du stehst dazu… Zu uns… Wir können…“

„Wir können gar nichts…“, meinte Nick und drehte sich um. In seinen Augen lag etwas, das den jungen Arzt erzittern lief. „Lena ist ausgezogen. Ich habe ihre Ring zurückerhalten. Das bedeutete, dass es offiziell ist. Maxwell wird seine Leute hierherschicken um mich zu töten, um mich hinzurichten“, er sah Jeff ernst an, „Geh. Ich will nicht, dass du das sehen musst. Wir können gar nichts. Wir enden hier. Das ist das Ende“, sagte er so ernst, dass seinen Liebsten die Wahrheit nicht nur stolpern ließ, sondern auch vollständig den Boden unter den Füßen wegzogen. Er hatte das Gefühl, die Erde würde sich unter ihm auflösen und er würde tief fallen, bevor er schmerzvoll an einem anderen Boden wieder aufschlagen konnte. Das war es also. Das Ende? Und sie beiden sollten es nach allem, was sie durchstehen hatten müssen, einfach so ertragen. „Maxwell ändert seine Meinung nie. Das ist das Ende. Jeff, geh… Ich will nicht, dass du das sehen musst.“

„Bist du verrückt geworden?“, das was gerade der Schreck ihnen an Metern zwischen ihnen gebracht hatte, verringerte Jeff nun wieder und schüttelte sich dabei stark, bevor er Nick um den Hals fiel. „Wenn das wirklich das Ende ist, lasse ich dich doch nicht allein!“, schrie er ihn förmlich an und drückte sich an ihn, „Ich bleibe hier… Bis zum Ende… Wenn das das Ende ist… Nick… Ich liebe dich… Ich will dich nicht verlassen, ich will dich nicht verlieren… Ich will nichts… Aber wenn das schon das Ende ist, dann will ich dich nicht verlassen, dann will ich bei dir sein und… Jede letzte Sekunde für immer in meinen Kopf einbrennen, damit ich weiß, zu welchen Erinnerungen ich bald nachts weinen kann… Ich gebe dich nicht auf, ich lasse dich nicht allein… Ich will gemeinsam mit dir auf das Ende zugehen… Wenn das sein muss. Ich liebe dich, Nick, und ich habe viel zu viel über mich ergehen lassen, um dich in meinen Arme zu halten, jetzt werde ich keine Sekunden davon mir entgehen lassen… wenn es bereits die letzten sein sollten…“, versprach er leise und drückte sich stark an die feste Schulter seines Geliebten.

Es dauerte eine Zeit, aber dann spürte Jeff mit einem Mal, Nicks Arme um seinen Körper. „Ich will nicht, dass es so endet…“, hauchte der Ritter und drückte ihn an sich, aus der Stimme heraus konnte der junge Arzt schon hörten, dass sein Liebster weinte, „Ich liebe dich und ich will dich nicht verlieren… Und ich will dich nicht weiter traurig machen…“ Aber er wusste, dass es vorbei. Sie beide wussten es nun und ihnen blieb nichts weiter übrig als auf das Ende zu warten und jede Sekunde, die ihnen gemeinsam, eng umschlungen blieb zu genießen und sich so gut zu merken, wie es ging, denn sie waren des festen Glaubens, dass es alles war, was ihnen blieb, am Ende diesen Tages.

Und das Ende kam und es klopfte an ihre Tür. Jeff war aufgeregt, Nick wirkte gefasster, wie er seinen Liebsten noch immer an sich drückte; fest und schützend in seinen Armen hielt und zur Tür blickte in der Erwartung, dass sie geöffnet wurde und ihm das Ende vollstreckt wurde. Beide zitterten sie, als König Maxwell durch die Tür trat.

„Sir Nick, Ihr wisst wahrscheinlich, warum ich hier bin“, meinte ernst und betrachtete, die Beiden, die immer noch engumschlungen dastanden und denen die Angst im Gesicht geschrieben stand.

Der Ritter schluckte: „Zugegeben… Ich dachte nicht, dass Ihr persönlich kommen würdest, aber… Ja, ich weiß, warum Ihr hier seid und ich möchte sagen… Ich bereue nichts. Ich habe diesem Land gerne mit all meiner Kraft und meinem Herzen gedient, ob ich nun verheiratet war oder nicht. Aber ich liebe Jeff mehr als alles andere in der Welt und wenn mir das den Tod bringen sollte, dann bin ich bereit dem ins Gesicht zu blicken. Es schmerzt… Aber von ihm getrennt zu sein, schmerzt mehr als der Tod.“

Mit einem zweifelnd Gesichtsausdruck musterte Maxwell die Beiden und seufzte dann schwer: „Ich weiß… Ich weiß, dass Eure Loyalität echt ist. Und aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, mein Urteil zu ändern. Ich werde Euch nicht hinrichten lassen, Sir Nick. Und ich hoffe, dass Ihr Eure Hochzeit noch vor Beginn des Krieges abhalten könnt, ich würde ungerne in diesem Kampf auf Eure Kraft und Eure Geschick verzichten“, erklärte er ruhig und lächelte matt, „Herzlichen Glückwunsch… Und… Macht das nicht noch einmal, Sir. Einen König zu erpressen, ist strafbar!“, sagte er warnend und wandte sich wieder ab, so schnell wie er gekommen war.

Geschockt blickten die anderen beiden ihn an. „Heißt das…“, stotterte Jeff und schüttelte immer wieder den Kopf, „Ich kann das nicht glauben… Ich…“

„Danke…“, hauchte Nick und drückte Jeff noch fester an sich, „Wir sind gerettet… Wie?“

„Ist das nicht egal? Wir werden heiraten!“, schrie der Heiler und lachte leise auf. Er drückte sich an seinen Ritter und seufzte, „Wie auch immer… Wir… Wir müssen eine Hochzeit planen… Noch vor dem Krieg…“ Und dann musste er sich nur noch darum sorgen, dass sein Liebster nicht mehr zurückkommen könnte, aber nachdem er gerade von den Toten durch diese Nachricht wieder auferstanden war, hatte Jeff das Gefühl, dass nichts mehr passieren könnte! Nichts konnte ihm mehr etwas anhaben, so fühlte er sich in diesem Moment. Und nun mussten sie nur noch ihre Hochzeit planen und sie abhalten um endgültig und für immer vereint zu sein. Wie lange hatte er davon geträumt? Wie viele Nächte hatte er sich die Augen ausgeweint, weil es offenbar nicht möglich war, jemals mit Nick zusammen zu sein. Aber jetzt würden sie heiraten und jeder würde wissen, dass der Ritter ihn liebte und dass sie zusammen gehörten!

Keiner von ihnen konnte ahnen, wem sie dieses Glück zu verdanken hatten, als sie planten, wie sie den Rest ihres Lebens gemeinsam verbringen würden. Dieser junge Mann, der ihr Retter war hatte nichts mit der Liebe am Hut. Er machte sich immer darüber lustig und sagte, dass es keinen Sinn habe. Aber nun war es anders. Und er hatte dich bei Maxwell dafür eingesetzt, Stunden mit ihm diskutiert, so dass sie nun ihre Erlaubnis hatte und ihr Glück finden könnten, noch vor dem Krieg…
 

Dieser besagte Mann hatte gerade ganz andere Sachen zu tun. Er saß über der Strategie für den bevorstehenden Krieg. Er saß über seinen Blättern und strich immer wieder alte Ansätze durch. Seit standen saß er dort und warf Papiere durcheinander und begann immer wieder von neuem. Es war wieder ein unheimlicher Anblick, wie er dort saß und sein Tisch einem ganz anderen Schlachtfeld gleich, wie unter Hypnose saß er dort und versuchte den besten Angriffsplan zu entwickeln.

„Herr… Ihr solltest etwas essen“, begann Ethan leise und seufzte.

„Das hättest du wohl gerne! Nein, ich kann erst essen, wenn ich weiß, wie wir gewinnen können!“, meckerte der Hausherr und verdrehte wütend die Augen, „Du willst nur, dass ich aufhöre zu überlegen damit, ihr den Krieg gewinnen könnt und all das! Ich habe das durchschaut und ich kann nicht ruhen, bevor ich nicht genau weiß, wie ich euch besiegen kann!“

„Ich bin Kriegsgefangener, falls Ihr Euch erinnert, ich bin bereits besiegt und wenn Ihr eine Stunde Pause macht, um etwas zu essen, dann wird Euch das nicht schaden, vertraut mir. Ich bitte Euch, das ist gefährlich, Ihr hungert Euch noch in den Tod und das will ich nicht“, erklärte Ethan ruhig und seufzte dann, „Ich bitte Euch, ich habe bereits gekocht, es wird nicht lange dauern…“

Wütend sah der Taktiker ihn an: „Ach? Und deine Familie! Du würdest alles tun, um sie zu beschützen! Also… Und ich kann jede Stunde gebrauchen, die ich kriegen kann. Und außerdem: Warum sollte es dich interessieren, wie es mir geht?”

Der Bedienstete seufzte und sah ihn an: „Meiner Familie kann ich von hier aus nicht mehr helfen, das weiß ich…“, erklärte Ethan ruhig und sah ihn sanft an, „Ich wünsche, ich könnte bei ihnen sein und ihnen beistehen, aber ich weiß, dass ich hier nichts mehr tun kann. Sie verstecken sich in der Nähe unserer Heimat, das weiß ich. Aber ich könnte von hier nichts tun. Es bricht mir das Herz, aber ich bin hier gefangen. Eine Stunden wird euch nicht helfen und ich versichere Euch, dass die nächste Stunde effizienter wird, wenn ihr nun eine Stunde in Nahrung investiert“, erklärte er ruhig und lächelte, „Und es interessiert mich, ob es Euch gut geht.“

„Warum?“

„Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es Mitleid oder etwas anderes, aber… Es ist etwas. Es ist jetzt meine Aufgabe, auf Euch aufzupassen. Und in gewisser Art und Weise seid Ihr wie meine Geschwister, ich möchte, dass es Euch gut geht, also bitte… Kommt an den Tisch und esst.“

Der Adelige zögerte noch immer, aber dann stand er auf. „Ich warne dich, wenn mir das nicht weiter hilft!“, sagte er wütend und blickte den Anderen an, „Und ich werde nur kurz etwas essen, damit du Ruhe gibst! Wenn du hier so rumläufst, kann man sich ja auch gar nicht konzentrieren“, schnauzte er ihn an und ging dann an ihm vorbei.

Als er ihn stehen ließ, warf Ethan einen kurzen Blick auf die Notizen und seufzte. „Es wird Euch helfen… Und es wird dafür sorgen, dass Ihr nicht während der Schlacht vom Pferd fallt“, erklärte er ruhig und folgte seinem Herrn dann, um ihm auch schon das Essen auf den Tisch zu stellen, damit er Kraft für all das was noch vor ihm lag, sammeln konnte.
 

Kurt war auf dem Weg zu seinem Liebsten und dieses Mal war er auf dem Weg ins Schloss! Nicht um Mehl zu liefern, nicht um sich dort hin zu schleichen und jemanden zu beobachten! Nein, er ging zu Blaine um mit ihm Zeit zu verbringen! Es war ein großartiges Gefühl, wie er durch den Schlosshof ging und zum Zimmer des Prinzen wollte. Das war nun auch das erste Mal, dass er diesen Raum sehen würde und er war irgendwo aufgeregt, als er im Hof jemanden sah, der sich mit einigen Eimern voll Wasser abmühte. Und irgendwie erinnerte das Kurt an sich selbst mit dem Mehl von damals…

Langsam ging er auf ihn zu. „Brauchst du Hilfe?“, fragte er höflich und lächelte.

Etwas erstaunt sah der andere junge Mann auf und lächelte. „Du bist der erste hier, der mich das fragt. Das bedeutet, du bist nicht von hier“, meinte er ruhig, schüttelte aber den Kopf.

„Äh… Ich wohne im Wald und gehöre nicht zu dem Schloss, das ist richtig…“, stimmte Kurt erstaunt zu und legte den Kopf schief, „Und… Was machst du da? Entschuldige, dass ich neugierig bin… Und du brauchst wirklich keine Hilfe?“

„Ich bin Arbeit gewohnt.“

„Ich auch, ich könnte…“

„Du hast besseres zu tun, richtig?“, mit einem sanften Lächeln blickte der Freunde den Müllersohn an, als könnte er genau erahnen, warum Kurt sich auf den Weg zum Schloss gemacht hatte, und als wolle er weder über ihn richten noch ihn aufhalten.

„Nun ja… Ja, schon. Aber… Ich habe dich hier noch nie gesehen. Und ich wundere mich ein wenig. Tut mir leid, ich… werde gleich gehen“, erklärte er und wollte sich abwenden, als dem Arbeiten einer der Eimer umkippte und er ein tiefes Seufzend von sich gab. „Aber ein bisschen Zeit, dir zu helfen habe ich schon noch…“

Der Fremde lachte auf: „Du bist sehr nett… Vielleicht könnte ich ein wenig Hilfe gebrauchen, danke…“, gestand er dann und stellte die restlichen Eimer auf den Boden, um ihm die Hand zu geben, „Ich bin Ethan, und du?“

„Kurt…“, stellte sich der Bauernjunge vor und nahm den nun leeren Eimer, um damit zurück zu dem Brunnen in der Nähe zu gehen. „Und Ethan, was machst du hier und warum bist du hier?“

Einen Moment schien der Fremde zu überlegen während er ebenfalls zurückging um die restlichen Eimer nachzufüllen, die ebenfalls etwas an Inhalt verloren hatten. „Ich… Ich bin ein Sklave. Ein Kriegsgefangener“, erklärte er dann und blickte den Anderen noch immer lächelnd an, „Und nachdem mein her nun die perfekte Strategie gegen mein Heimatland geschmiedet hat, möchte er zum Abend ein Bad zur Entspannung nehmen… Und dafür schleppe ich gerade das Wasser an“, erklärte er ausführlich und seufzt leicht, „Und du?“

„Ich…“, Kurt stockte noch von dieser Geschichte, „Es tut mir wirklich leid.“

„Muss es nicht, ich habe das so gewählt. Meine Familie ist sicher, dafür konnte ich sorgen, sie werden nicht an diesem Krieg teilnehmen und ich würde jeder Zeit mein Leben für sie geben. Für die Menschen, die ich liebe“, sagte Ethan gerade heraus und seufzte noch einmal, „Was ist mit dir? Du schuldest mir auch eine Antwort…“

„Ich… Der Prinz und ich… haben eine Beziehung. So kann man das sagen. Und… Bevor der Krieg beginnt wollen wir gemeinsam so viel Zeit wie möglich verbringen“, erklärte er dann und wurde ein wenig rot.

Ethan lächelte ihn an: „Das klingt wunderbar. Du solltest gehen“, sagte er sanft und zuckte mit den Schultern, „Dann gehe ich mit den Eimern ein paar Mal mehr um die Wanne zu füllen. Aber es ist wichtig so viel Zeit, wie möglich mit den Menschen zu verbringen, die man liebt… Also geh schon.“

Etwas verwundert betrachtete Kurt ihn und nickte leicht: „Danke… Ich… Ich wünsche dir alles Gute für deine Zukunft.“

„Es ist bereits alles gut, aber danke. Du bist ein guter Mensch, Kurt. Wenn jemand es verdient hat mit einem Prinzen zu enden, dann du…“
 

Mit diesen Worten machte Kurt sich auf den Weg zu seinem Prinzen. Und es fühlte sich gut an. Endlich fühlte es sich an, als wären sie ein richtiges Paar, eine richtige Beziehung und jeder durfte es wissen. Noch immer war etwas vor ihn, aber Kurt hatte die Kette seines Liebsten und das Versprechen und nach all den Schwierigkeiten würde er daran festhalten und mit diesem guten Gefühl fand er seinen Weg zum Zimmer des Prinzen und klopfte dort an. Ihm wurde sofort geöffnet und das, was auf ihn wartete war mehr als nur umwerfend für den kleinen Bauernjungen. Der Raum seines Angebeteten war wunderschön und nur mit den teuersten Stoffen und Teppichen ausgelegt, mit dem besten und schönsten Möbeln geschmückt und ausgestattet mit wunderschön Kerzen aus fernen Ländern. Es war ein Anblick aus Schönheit und Romantik, der sich dem Müllersohn in diesem Moment eröffnete und sein Herz wollte aussetzten, damit dies der letzte Anblick war, den er jemals haben würde, als auch noch Prinz Blaine in sein Blickfeld trat und nach seiner Hand griff. „Es… Es ist so wunderschön…“, flüsterte Kurt und schluckte leicht, „Ich weiß nicht, was ich sagen soll…“

„Dann sag gar nichts“, erklärte Blaine und zog ihn in seine Arme, „Sondern genieß es einfach, wenn es dir so gefällt, mein Liebster“, hauchte er und küsste ihn sanft.

„Blaine, das ist so unglaublich…“, fing Kurt noch einmal an, aber er konnte es nicht weiter ausdrücken und als er auch noch in die glänzenden Augen des Prinzen sah, war es einfach vollkommen um ihn geschehen und er wollte an nichts mehr denken und einfach nur jede Sekunde genießen, denn der Moment, an dem sie sich trennen mussten, rückte immer näher. Und Kurt versuchte sich ruhig zu halten, aber er wollte den Prinzen noch immer nicht gehen lassen. Doch nun lang ein ganzer Abend vor ihnen, der nur ihnen gehörte. Auch wenn der Krieg sich in ihre Zweisamkeit hineinschleichen würde…

Der Prinz machte sich zu alle dem ebenfalls seine Gedanken und ihm gefiel es genauso wenig wie seinem Liebsten. Er wollte ihn nicht verlassen oder gar traurig machen, aber er als Prinz musste sein Volk anführen und es zum Sieg führen. Er kämpfte nicht nur für sich, sondern auch dafür, dass Kurt in Sicherheit leben konnte. Und das war ein Grund in diesen Krieg zu ziehen und den Sieg mitzubringen! Er war sich sicher, dass es das wert war, in diesem Moment, in dieser Situation war er sich so sicher wie noch nie zuvor. Denn dieser Mann, den er so liebte, der diese Gefühle in ihm auslöste, jetzt wo er ihn einfach nur im Arm hielt, war jeden Kampf wird, den man um oder für ihn führen könnte…

„Kurt… Es ist ehrlich gesagt noch gemein… Aber… Zwei gute Freunde von mir werden noch vor diesem Krieg heiraten. Und ich würde mich wünschen, dass du an meiner Seite dort bist, wenn das passiert“, erklärte er und lächelte seinen Geliebten sanft an, „Ich… Ich verspreche dir, dass unsere Hochzeit nach dem Krieg besser und größer wird… Es wird nur eine kleine Zeremonie sein, aber… Sie möchten es vor dem Krieg machen und ich möchte dich dabei haben“, erzählte Blaine und küsste ihn noch einmal kurz, bevor er ihn wieder anlächelte, „Was sagst du?“

„Du meinst… Auf einem öffentlichen Treffen… Soll ich deine Begleitung sein?“, fragte Kurt und bekam doch sehr große Augen.

Blaine lachte leicht: „Wir sind ein Paar, jeder soll es wissen. Ich will, dass sie wissen, dass ich diesen Krieg nicht nur für das Königreich führe, sondern auch für den Mann, den liebe, und dafür, dass wir heiraten können“, liebevoll umklammerte er Kurts Hände und sah ihn, „Ich liebe dich und ich will, dass jeder es weiß… Wir haben viel durchstehen müssen, aber ich bin nun in der Lage dich so zu behandeln, wie du es verdient hast, und das werde ich auch tun, versprochen, Kurt. Niemand kann uns noch etwas antun. Ich kämpfe nun für unsere Freiheit… und unsere Liebe. Hörst du das? Ich liebe dich und daran wird sich nie mehr etwas ändern können“, beschwor der Prinz und die Augen seines Liebsten wurden immer feuchter.

„Natürlich will ich dich begleiten! Blaine, ich liebe dich… Und ich werde jede Stunden dafür beten, dass du sicher zurückkommst… Und wir heiraten können, damit ich jeden Tag dafür leben kann, dich glücklich zu machen… Ich liebe dich…“
 

Sebastian unterdes hatte vor einigen Tagen die perfekte Idee für seinen Schlachtzug gefunden. Er hatte den Plan geschmiedet und er war zufrieden damit. Das konnte auch daran liegen, dass er seit Stunden endlich was gegessen hatte, bevor er sich weiter an das Ideenfinden gemacht hatte, aber es hatte funktioniert und er war froh. Die letzten Tage hatte er beruhigt geschlafen und jedes Mal, wenn er seine Strategie wieder durchgespielt hatte, hatte sie funktioniert. Der Plan war perfekt, das war ihm bewusst, wie er es so betrachtete und er war froh. Aber nach und nach kam da noch ein anderes Gefühl in ihm hoch. Und das konnte er nicht einordnen. Aber er spürte es, wann immer er seinen Gefangen anblickte. Und als sie einen Abend gemeinsam am Tisch saßen, Ethan war dabei Sebastians Kleidung auszubessern und der Adelige schreib seine Strategie weiter aus, da kam die Frage einfach so über Sebastians Lippen, ohne dass er wusste, dass sie ihn beschäftigte.

„Warum?“

„Wie bitte?“

„Warum tust du das alles?“

„Ich… verstehe immer noch nicht ganz“, gestand Ethan und blickte ihn fragend an.

„Ich meine eigentlich alles. Du hast mich damals im Wald gerettet… Du hast mich verarztet, obwohl du wusstest, dass ich der Feind bin. Ich habe dich fast zu Tode gequält und trotzdem… Trotzdem bist du hier, du bist nicht böse oder wütend und du kümmerst dich um mich. Ich verstehe das nicht. So funktioniert das nicht. Man tut nichts für Menschen, die einen selbst so schrecklich behandeln“, sprach Sebastian es aus und sah ihn ernst an.

Ethan legte den Kopf schief und lächelte: „Ich weiß es nicht. Aber… Ich mag es nicht, wenn Menschen leiden. Damals im Wald ward Ihr verletzt. Ich musste euch helfen und es hat mich nur wenige Augenblicke gekostet Euch zu helfen. Und nun dass dies hier mein Leben ist, warum sollte ich mich beklagen, wenn ich das Beste daraus machen kann und Euch zu Diensten sein kann… Ich glaube, ich bin einfach so“, sagte der junge Mann und zuckte mit den Schultern, „Ist das ein Problem?“

„Ja!“, meinte Sebastian wütend und schüttelte den Kopf, „Ich habe dich gequält, ich habe dich von deiner Familie gezogen und ich wollte dich umbringen! Warum kümmerst du dich um mich? Warum spürst du nicht einmal ein bisschen Hass?“

Ein leichtes Lächeln lag auf den Lippen des Gefangenen: „Weil es mich auch nicht weiterbringen würde…“, erklärte er und seufzte ruhig, „Ihr habt mich nicht umgebracht und das bedeutet, dass zumindest noch ein wenig Gnade in Euch steckt. Ich habe Euch zwar gesagt, dass dies hier genauso wie der Tod sei, aber ich hatte Unrecht… Hier besteht zumindest die Hoffnung darauf meine Familie irgendwann einmal zu sehen und wenn nur kurz… Der Tod hätte mit selbst diese Hoffnung genommen… Ihr habt mir wirklich geholfen, also glaube ich, dass nicht nur Schlechtes in Euch steckt. Und ich möchte Euch helfen, Ihr habt mich gefangen genommen, aber ich empfinde keinen Hass…“

Sebastian hatte aufmerksam zugehört, aber er verstand nicht alles dieser Worte. Aber er verstand etwas, Ethan war kein Feind und er war kein schlechter Mensch. Bisher hatte er sich das eingeredet um all die Bösartigkeiten gerecht zu machen, aber es war nicht gerecht. Dieser Mann hatte eine Familie, im Gegensatz zu ihm. Und er liebte seine Familie und er war bereit den Tod und die größte Tortur für sie zu durchleben und nun war es wirklich so und Sebastian fühlte sich nicht gut. Nach und nach erschloss es sich dem Taktiker. Er fühlte sich schuldig. Und es war richtig. Denn er war Schuld daran. Und in diesem Moment fühlte es sich nicht gut an, einem anderen Schaden zu zufügen. Der Adelige atmete tief durch. Nein, dieser junge Fremde bedeutete ihm etwas, auf eine merkwürdige Art und Weise hatte er es geschafft, das kalte, steinerne Herz des Taktikers zu erwärmen und so merkwürdig und fremd sich das anfühlte, so wusste Sebastian, was er zu tun hatte:

„Du solltest gehen“, sagte er matt und seufzte leicht, „Du solltest dieses Haus verlassen. Und dieses Königreich. Geh zu deiner Familie, ich werde dir nicht folgen. Geh zu ihr und steh ihr in dem Krieg bei, damit alle von ihnen es gut überstehen. Ich will, dass du in dieser Zeit bei ihnen bist, auch wenn sie in Sicherheit sind. Ich will, dass du in Sicherheit bist und dass du bei deiner Familie sein kannst“, sagte er und atmete tief durch, „Pack deine Sachen und geh, deine Schuld ist hier getan… Du bist frei und nun beeil dich, bevor ich es mir anders überlege, denn ich bin nicht immer so freundlich! Das weißt du!“, er wurde langsam lauter und drohender und sah den Gefangenen ernst an, aber ein leichtes Lächeln konnte er sich doch nicht verkneifen.

„Wirklich, Herr?“

„Ja… Ich sagte es doch… Geh, niemand wird dir folgen und du… kannst wieder bei denen sein, die du liebst…“, und Sebastian wusste, dass dieser Mann es verdient hatte, bei seiner Familie zu sein, noch bevor der Krieg begann.

Sofort sprang Ethan auf und schlug die Hände zusammen: „Ich danke Euch! Danke, Herr… Ich… Ich wusste, dass ich mich bei Euch nicht irren würde. Ihr seid ein Guter… Ich danke Euch und ich werde für Euch beten“, versprach er und sprang kurz in die Luft, die Tränen standen ihm in den Augen, „Ich danke Euch… Ich werde wirklich zu meiner Familie zurückkommen…“ Und das würde er. Sebastian hatte das richtige getan, aber ein Teil von ihm war irgendwie wirklich traurig, den Gefangenen gehen zu lassen… War er ihm wirklich ans Herz gewachsen? Sebastian wusste nicht, wie sich das anfühlte, aber es war komisch, mit den jungen Mann aus dem anderen Königreich und alledem, das er mit dem Taktiker gemacht hatte, denn etwas an ihm fühlte sich an, als hätte es sich verändert…
 

Wenige Tage später war der Schlosshof geschmückt für eine Hochzeit. Es war wirklich soweit und die beiden Heiratenden waren wirklich aufgeregt, aber dennoch glücklich. Das war genau das, was sie wollten, eine kleine Hochzeit, um vor diesem Krieg zu zeigen und sich selbst zu gestehen, dass sie bis an das Ende zusammen sein wollten und es auch konnten. Sie brauchten nichts Größeres. Es reichte ihnen. In wenigen Tagen würden die Truppen ausreiten, dann würde der Krieg beginnen und davor, wollte sie vor aller Augen ihre Liebe zeigen und gemeinsam in diesen Krieg gehen. Sie waren bereit und glücklich an diesem großen Tag, an dem endlich das wahr wurde, was sich die beiden so lange wünschten, so lange im Geheimen lebten und nun war es Wirklichkeit!

Die Zeremonie war schlicht, aber romantisch und die Beiden genossen jede Sekunde davon, jeden Moment und sie hatten nur Augen füreinander. Es war der wunderbarste Moment in ihrem Leben und gleichzeitig auch das erste Mal, dass sie gemeinsam zu sehen waren. Vor den Augen aller und niemand würde etwas gegen sie unternehmen oder sie aufhalten. Es ging nur um sie und ihre Liebe.

Gemeinsam mit Blaine war Kurt auf der Hochzeit und es brachte ihn sogar zum Weinen. Das war genau das, was er sich nach diesem Krieg wünschte. Nachdem dieser schreckliche Krieg endlich beendet war wollte er auch so eine wundervolle Hochzeit und endlich die Sicherheit bis zum Ende mit dem Menschen zusammen sein, den er so sehr liebte. Seinem Prinzen ging es noch mehr, mit jeder Sekunde, die die Zeremonie voranschritt, entfachte es mehr das Feuer in ihm, diesen Krieg zu gewinnen und endlich das ruhige Leben und die Liebe genießen zu können, von der er so lange träumte, die er sich so lange wünschte und er wusste, dass er mit Kurt bereits den Menschen dafür gefunden hatte. Und nichts konnte ihn von ihm trennen, nichts konnte dieses Gefühl aufhalten und nichts konnte ihn davon abhalten mit ihm das glückliche Ende zu erhalten, das er sich immer gewünscht hatte.

Fest hielt der Adelige die Hand seines Geliebten umklammert, während sie dabei zusahen, wie ihre Freunde heiraten und sich so sehr wünschten, auch bald dort zu stehen und sich zu gesehen, wie sehr sie einander liebten.

Sebastian war allein. Ethan war sofort abgereist und seit dem fühlte sich der Taktiker wirklich anders. Etwas in ihm fehlte, etwas bei ihm fehlte und auch wenn er nicht einmal wusste, was es war, er wollte es zurück. Aber das hatte er aufgegeben und selbst, wenn er wusste, dass es richtig für Ethan gewesen war, vermisste er ihn wirklich sehr. Vielleicht war es wirklich mehr gewesen. Vielleicht war er wirklich dabei gewesen sich zu verändert. Er hatte es bereits getan, aber langsam begann der sonst so kühlte Stratege sich einzugestehen, dass ihm diese Veränderung gefiel und er den Gefangenen in seiner Nähe vermisste…

Nick und Jeff hatten ihre Hochzeit bekommen. Und sie waren glücklich bis in die Nacht. Der ganze Tag hatte nur ihnen gehört und er schmälerte die Angst vor dem, was jetzt auf sie zukommen würde. Der Krieg rückte näher und niemand konnte wissen, wer wiederkommen würde. Nick hatte es schon einmal geschafft dem Tod zu entkommen und dieser Moment hatte ihn realisieren lassen, was er von seinem Leben wollte. Und das war Jeff. Und nun an diesem Tag vor dem nächsten gefährlichen Auszug des Ritters, hatte er das Ziel erreicht und der Welt gezeigt, wofür er kämpfen und wofür er zurückkommen würde. Für den Mann, den er liebte und er nun bis ans Ende aller Zeiten an seiner Seite sein würde. Und Jeff fühlte an diesem Abend ganz deutlich; er würde zurückkommen. Sie würden vereint sein für den Rest ihres Lebens, für immer. Er konnte es spüren während der Zeremonie, während des Tanzens und während jedes Kusses, sie gehörten zusammen und sie würden es schaffen. Sie beide wussten es und sie waren unbeschreiblich glücklich, als sie in dieser Nacht gemeinsam davon gingen. Hand in Hand im Schein des Mondes. Es war das erste Mal, dass sie am Ende eines Tages gemeinsam in Nicks Haus gingen und er war mit der Gewissheit, dass das nun ihr Heim war. Gemeinsam bis in alle Zeiten. Verheiratet.
 

Kurt hatte die Feier sehr genossen. Und besonders hatte s ihm Hoffnung gegeben, auf seine eigene Zukunft. Jeff hatte es geschafft, das, wovon auch Kurt so sehr träumte. Und all das hatte angefangen damit, dass sie gemeinsam die Beiden anderen beim Baden beobachtet hatten. Und nun hatten sie es wirklich geschafft und sie hatten so glücklich ausgesehen. Genau das wollte Kurt auch, er war sich ganz sicher! Es war ein wundervoller Tag gewesen, gemeinsam mit Blaine, doch auch dieser Tag neigte sich dem Ende und Kurt musste Heim zu seinem Vater in die Mühle. Blaine hatte ihn ein Stück weit gebracht, erst als die Mühle bereits in Sicht war verabschiedeten sich die Beiden voneinander und der Prinz musste wieder umdrehen. Die Tage bis zum Krieg waren gezählt und nun wurde jeder Tag länger und anstrengender, so dass sie weniger Zeit gemeinsam verbringen konnten. So musste Kurt zurück zu seinem Vater und sein Liebster musste in das Schloss zurück.

Der Abschied fiel ihnen schwer, aber es war noch nicht der endgültige Abschied, dieser würde in wenigen Tagen bevorstehen, aber bis dahin war noch Zeit. Keiner von ihnen wusste, wie man damit umgehen würde oder so sollte, aber es lang noch in der Zukunft. In nicht ferner Zukunft, aber bisher war der Moment noch nicht da und damit konnten beide Liebenden sich anfreunden sich heute nur für ein paar Stunden mit vielen Küssen zu trennen und sie eine gute Nacht zu wünschen, bevor sie sich am nächsten Morgen wiedersehen würden.

Der Bauernjunge beobachtete seinen Prinzen, wie er durch den dunklen Wald davon ritt und führte seine Schritte nun selbst zum Haus seines Vaters. Er konnte es schon sehen und das Feuer, das noch in der Stube brannte. Sicherlich wollte sein Vater noch hören, was er an diesem großen Tag erlebt hatte und war noch wach. Und Kurt konnte angesichts dieses Tages auch gar nicht, nicht mehr lächeln. Er führte seine Schritte zum Haus, da packte ihn mit einem Mal jemand an der Schulter.

„Ich glaube, wir sollten uns einmal unterhalten“, sagte die dunkle Stimme.

Geschockt drehte der Müllersohn sich um und sah die Gestalt hinter ihm ängstlich an. Es war ein großer Mann, der dunkel gekleidet war, jedoch nicht in dunkle Gewänder, sondern er trug eine schwere schwarze Rüstung und auf seinem Rücken lag eine riesige, schwere Axt. „Wer… Wer seid Ihr? Ich… Ich habe ehrlich gesagt, keine Lust mit Euch zu reden, bitte…“, stotterte Kurt und wollte zurück weichen, doch der Griff des Fremden um seine Schulter wurde so fest und hielt ihn zurück, dass der Bauernjunge es langsam mit der Angst zu tun bekam.

„Keine Sorge, ich kann sehr überzeugend sein“, erklärte der fremde Mann und zog ihn ein Stück von dem Haus weg, „Ich bin mir sicher, denn das alles auf dich wirken lässt… Dann wirst du mit mir sprechen wollen, mein Guter.“

„Warum?“

„Es geht um deinen lieben Prinzen…“, sagte er und grinste, „Aber wie unhöflich, ich habe mich gar nicht vorstellt. Vor dir steht Prinz Hunter. Und du darfst dir aussuchen, ob du mit mir kommst oder ich dich hier auf der Stelle hinrichte“, erklärte der Angreifer und heimtückischer Freundlichkeit und Kurt gefror es das Blut in den Adern, wie der den jungen Mann ansah. Das war er, der blutrünstige Prinz, der bald Blaines Gegner sein sollte. Und er war hier! Jetzt hier und er hatte ihn gepackt… Und Kurt sah seine Chancen ganz deutlich… Er würde ihn auch mitnehmen. Das Zittern wurde stärker, die Angst stieg, aber er würde es nicht schaffen, er würde seinen Tod finden, wenn er sich wehrte und davor hatte er noch mehr Angst als vor allem, das Hunter ihm antun könnte. Zumindest das, was er sich im Moment ausmalte und so schluckte er hart, kämpfte mit den Tränen und ließ sich davon zerren. In der Hoffnung zumindest seinem Vater nicht auch noch zu schaden… denn wenn er schreien würde, würde dieser hinaus kommen und Hunter würde nicht zögern, ihn aus dem Weg zu räumen…
 

Am nächsten Morgen ritt Blaine zu der Mühle um seinen Liebsten noch einmal zu sehen. Er beeilte sich sehr durch den Wald und zu dem Haus seines Angebeteten zu kommen. Die Tage wurden knapper und seine Zeit kürzer, aber wollte jede Chance nutzen, die er hatte Zeit mit Kurt zu verbringen. Er glaubte daran, dass er zurückkommen würde und er hatte es seinem Liebling versprochen, aber dennoch wollte er aus der Liebe so viel Kraft wie möglich für seine schwere Aufgabe gewinnen. Und so ritt er gleich nach dem Mahl am Morgen durch den Wald, doch dort fand er nur einen besorgten Vater vor, der wütend war, dass sein Sohn nicht da war und ängstlich, was wohl passiert war.

Blaine war verwirrt, er konnte es sich nicht erklären, immerhin hatte er Kurt dort genau vor dem Haus gesehen, er hatte ihn dort hingebracht und nun schien er weg zu sein. Der Prinz konnte es sich nicht erklären, bis der Vater des Jungen ihm einen Brief reichte. Er war an den Prinzen adressiert. Und er trug das Wappen des Westreiches…

Der Kampf um Ehre und Liebe

„An Prinz Blaine,

Solltet Ihr diesen Brief in den Händen halten, verehrter Feind, dann bedeutet dies, dass mein Plan in wollen Zügen aufgegangen ist. Denn solltet Ihr diese Zeilen lesen, seid Ihr gerade im Haus des Müllers und wundert Euch, wo nun Euer angebeteter Bauer hin verschwunden ist. Sollte dies der Fall sein, bedeutet er Euch wohl so viel, wie ich vermute. Dazu möchte ich anmerken, dass es schrecklich dumm ist, einen Menschen, der Euch so wichtig ist, nicht bewachen zu lassen. Nun ist er in meinen Händen und ich hoffe, es ist Euch klar, dass ich nicht die Mühe auf mich genommen habe, ihn zu entführen, um es nicht gegen Euch und Euer Königreich zu verwenden. Und Ihr werdet ihn nicht so leicht zurückbekommen. Nur solltet Ihr mich in einem fairen Kampf eins gegen eins besiegen, geschätzter Feind, werde ich Euren Gespielen freilassen. Solltet Ihr verlieren oder Ihr meine Forderungen nicht verlieren, werde ich Ihn den Drachen zum Fraß vorwerfen.

Solltet Ihr euch fragen, ob ich scherzte, dann bittet doch Euren Rittmeister eines Verräters um Auskunft darüber, wie ich pflege mit Gefangenen umzugehen. Ich bin mir sicher, dass er euch farbenreich Auskunft geben kann. Vielleicht motiviert es Euch für unseren Kampf. Sollte Euch daran gelegen sein, Euren Geliebten von diesem Schicksal zu retten, wie ich meine, so kommt in sieben Tagen zu Sonnenuntergangen zur Grenze unserer Reiche für weitere Forderungen. Ganz gleich, wie sich der Krieg in dieser Zeit entwickelt, solltet Ihr nicht auftauchen, landet der Bauer, gefesselt und geknebelt in dem Nest eines Drachens. Seid gewarnt.

Ich freue mich auf unseren Kampf, Prinz.

Gezeichnet: Prinz Hunter.“

Es war ungeheuerlich. Blaine wurde übel, als er die Zeilen las. Und er las sie oft. Immer und immer wieder, als wolle dein Kopf nicht realisieren, was gerade passierte. Was passiert war. Was er nicht verhindert hatte. Was er nicht mehr verhindern konnte. Es war so passiert und er war Schuld. Und nun kam noch viel mehr auf ihn zu. Und auf Kurt! Ihm war schlecht. Die Erde unter seinen Füßen drehte sich ungeheuer schnell, viel schneller als zu vor und keiner der Götter hatte ihm vorher Bescheid gesagt, dass das passieren würde. All das, was gerade passierte, wollte ihm das Bewusstsein rauben und das einzige, dass Blaine am Leben hielt war das Wissen, dass es Kurt nicht zurückbringen würde, wenn er nun Schwäche zeigte. Nein, im Gegenteil, er bekäme seinen Geliebten nur zurück, wenn er stark war. Wenn er stark war und den Feind in einem fairen Kampf besiegte. Was konnte daran schon fair sein? Dieser Mann hatte seinen Liebsten als Geisel gefangen genommen, um diesen Kampf zu erpressen! Wie konnte das gerecht sein, wenn er schon schmutzige Tricks verwendete, um den Kampf stattfinden zu lassen. Blaine verstand es nicht, sein Kopf wollte es einfach nicht verstehen, aber sein Herz wusste, dass er keine Wahl hatte. Trotzdem war es ein komisches Gefühl, wie es dem Prinzen, den Boden unter den Füßen wegriss. Und der Krieg sollte erst beginnen…

Und er würde damit beginnen, dass die Liebe seines Lebens bei dem Feind in Gefangenschaft war. Er wusste nicht, wie es weiter gehen würde. Den ganzen Tag beschlich ihn diese Übelkeit, dieser Schwindel, der ihm einfach nur die Erlösung schenken wollte nicht mehr darüber nachzudenken, aber es ging nicht. Er konnte nicht. Er durfte nicht. Der Krieg musste vorbereitet werden. Und Blaine als Prinz musste den Feldzug anführen. Er musste. Er musste stark sein und Kurt retten. Und das schloss auch ein, dass er den Krieg wie geplant eröffnen würde. Um sein Land zu beschützen. Um Kurt zu retten…
 

Kurt wusste nicht, wie ihm geschah. Es war inzwischen so, als läge die Nacht, in der Hunter ihn mitgenommen hatte, in so weiter Ferne, dabei waren es erst wenige Stunden. Die Soldaten des Prinzen hatten ihn gefesselt. Er saß an ihrem Lager, gefesselt und geknebelt saß er an einen Baum gelehnt da und starrte ans Feuer während die Soldaten und der Prinz beratschlagten, wie sie vorgehen wollten. Was morgen passieren würden, wie der Krieg beginnen würde, all das. Kurt verstand davon nichts, aber er verstand, dass sein Leben ernsthaft in Gefahr war. Er war ein Gefangener des Feindes. Und diese Männer sahen mehr als nur gefährlich aus! Jeder von ihnen trug eine schwere Axt bei sich, ihre Rüstung wirkte auch sehr schwer und robust. Und er hatte nicht einmal eine Waffe, geschweige denn dass er eine Hand heben konnte im aktuellen Moment. Es war einfach nur aussichtslos und er wusste nicht, was als nächstes kommen würde. Stunden vergingen so. Sie waren weit von seinem Zuhause weggeritten, er hatte die Orientierung verloren. Sie waren nun irgendwo im Wald, aber wo, das konnte er nicht sagen.

Er hatte Angst, er wusste nicht, wie es weiter gehen sollte, und auch nicht, was Hunter mit ihm vorhatte. Würde es Blaine erpressen? Vielleicht. Aber würde der auf die Forderungen eingehen? Wenn Hunter nun die Kapitulation im Krieg fordern würde? Das könnte Blaine nicht tun! Er könnte das Königreich nicht aufgeben, um ihn zu retten! Das wäre Kurts Tod, das wusste er. Würde Blaine ihn überhaupt retten kommen? Und wenn ja, würde er es überhaupt können? Oder war Kurt hier bereits zum Tode verurteilt und Hunter überlegte sich nur noch, wie er Blaine am meisten Schmerz zu fügen würde… Wahrscheinlich, wenn er Kurt zerstückeln würde und in Einzelteilen zurück in seine Heimat schickte…

Was sollte nur sein Vater denken! Kurt war nicht nach Hause gekommen. Und Blaine wusste nichts davon! Sie würden sich beide solche Sorgen machen und der Bauernjunge wusste nicht, was er tun wollte! Nur noch dieser Krieg hatte ihn und Blaine getrennt davon, für immer glücklich zu sein! Sie waren bereits auf der Hochzeit gewesen, manche hatten gemunkelt und gefragt, ob sie die Nächsten sein würden. Und nun war er hier. Und nun machte nicht nur er sich Sorgen, dass Blaine den Krieg überleben würde… Sondern sein Lieber wohl auch um ihn. Es war ein grausames Gefühl… Und so zogen die Stunden langsam und schmerzvoll wie Tage an Kurt vorbei, bis schließlich Hunter vom Feuer aufstand und auf ihn zukam.

„Kleiner… Hast du Hunger?“, fragte er grob und nahm ihm den Knebel ab, „Wir wollen ja nicht, dass es dir schlecht geht… Du sollst uns nicht wegsterben, bevor du nicht deine Aufgabe erfüllt hast?“

„Und… die ist?“, fragte Kurt verzweifelt und ängstlich.

„Blaine herlocken“, erzählte der Prinz mit einem teuflischen Grinsen, „Was glaubst du, warum wir dich sonst entführt haben? Du wirst den Prinzen eures kleinen Königreich zu mir locken. Ich werde ihn im Kampf besiegen und wenn das alles so funktioniert hat, kannst du dein Leben sogar gerne wieder haben. Unter meiner Herrschaft versteht sich“, Hunter grinste noch ein wenig breiter und zuckte mit den Schultern, „Versuch dich nicht zu wehren, du kannst nichts mehr tun. Selbst wenn du davonlaufen würdest, dein Prinz wird zum Treffpunkt kommen. Wenn du von hier fliehen würdest, würde es für dich Tage dauern, jemandem in diesem Teil des Waldes zu finden. All das wäre viel zu spät, also akzeptiere dein Schicksal… Du bist Teil von etwas ganz Großem, dem Sieg und dem Beginn der Herrschaft des Westkönigreiches. Davon kannst du später mal deinen Kindern erzählen. Du hast uns immerhin dabei geholfen.“

Es war ein widerliches Gefühl all das mit anhören zu müssen. Kurt dachte, ihm würde alles, was sich in seinem Magen befand wieder hochkommen. Er sollte eine Hilfe bei dem Untergang seines eigenen Königreichs und dem Tod seines Prinzen und Geliebten sein? Das war nicht nur bösartig, es tat auch noch furchtbar weh… Er wollte nicht schuld sein, er wollte all die Menschen nicht ins Verderben stoßen, nur weil er nicht aufgepasst hatte, aber so war es nun einmal. Er war hier, gefesselt, wertlos und sollte darauf warten, dass sein Zuhause zerstört wurde von diesem arroganten und aufgeblasenen Prinzen! Kurt schluckte und nahm all seinen Mut zusammen um die nächste Frage über die Lippen zu bringen: „Was ist wenn Blaine gewinnt?“

Darauf begann der Feind zu lachen und wandte sich ab: „Das wird nicht passieren.“

„Doch…“, hauchte Kurt und sah ihn wütend an, „Blaine wird kommen und mich retten. Und er wird sein Volk beschützen“, er musste selbst Mut haben, damit das geschehen könnte. Er musste daran glauben, dass sei Liebster ihn retten würde, er musste Vertrauen haben, denn nur so könnte es auch funktionieren. „Du wirst schon sehen, du… Du… Du Möchtegern-Herrscher! Blaine wird mich retten. Und du wirst wieder verschwinden in dein armseliges Schloss, aus dem du gekommen bist! Ich habe keine Angst vor dir und Blaine ganz sicher auch nicht! Du wirst schon sehen, was du davon hast! Er wird kommen und mich retten und damit diesen blöden Krieg auch gewinnen!“ Kurt musste sich einfach an dieser Hoffnung festhalten, sonst hätte er gar nichts mehr in diesem trostlosen, schrecklichen Moment…
 

Der alles entscheidende Tag war gekommen. Und wie jeder Krieg brauch er auch Herzen. Jeff zog nicht mit an die Front, er sollte sich um die Verletzten kümmern, die zurückkamen. Er sollte auf das Dorf aufpassen und die Frauen und Kinder mit einigen anderen beschützen, aber Nick als angesehener Ritter fand sein Schicksal nur auf dem Schlachtfeld. Beiden stand eine lange Zeit bevor, in der sie einander nicht sehen könnten und in der sie keinen Kontakt haben konnten. Und Jeff konnte nur hoffen, dass Nick zurückkommen würde, während Nick nur alles daran legen konnte, in die Arme seines Liebsten zurückzukehren, aber keiner von ihnen wusste an diesem Morgen, ob das Schicksal auch das für sie bereit halten würde…

„Hey, ich habe dir doch versprochen, dass ich zurückkomme. Und du hast meinen Ring… Wir haben alles erreicht, was wir wollten, wir dürfen jetzt nicht verzweifeln, in Ordnung Schatz?“, begann Nick und lächelte seinen Geliebten sanft an.

Der Heiler nickte leicht und sah seinen Mann seufzend an: „Ich weiß… Aber ich habe trotzdem Angst um dich…“

„Und ich habe Angst um dich… Aber wenn wir uns davon verrückt machen lassen, dann wird uns das nichts bringen…“, erklärte der Ritter ihm und lächelte ihn sanft an, „Aber wir haben alles, was wir wollten und wir werden alle Zeit der Welt haben, wenn ich erst zurück bin, all das auch zu nutzen…“, er griff nach der Hand seines Mannes und lächelte ihn sanft an, „Ich liebe dich… Aber wir dürfen jetzt nicht mehr jammern. Wir beide brauchen all unsere Kraft, damit wir das überstehen“, erklärte er ihm und gab Jeff einen Handkuss, „Blaine hat es zur Zeit viel schwerer als wir… Wir sollten uns verabschieden, bevor er hier ist und nicht mehr jammern, über das, was das Schicksal uns auferlegt, während es Blaine die Liebe seines Lebens geraubt hat…“

„Du hast Recht“, gestand Jeff und schlang die Arme um Nicks Hals, „Unser Prinz hat es viel schwerer als wir und dennoch trägt er den Kopf hoch… Ich werde dich vermissen, Nick, ich werde Angst um dich haben, schreckliche Angst… Aber ich werde auch auf dich warten, damit du zurückkommst. Ich liebe dich…“

„Und ich werde zurückkommen“, versprach Nick und küsste ihn, „Die Gewissheit, dass du hier bist… Dass du auf mich wartest, ist der Ansporn, den ich brauche, um alles daran zu geben, diesen Kampf zu gewinnen und nach Hause zu kommen“, erklärte er und küsste seinen Liebsten noch einmal.

„Nick, wir wollen los!“

Erschrocken lösten sich die Beiden voneinander und sahen sich um. „Blaine… Prinz, wie lange steht Ihr da schon?“, fragte Jeff erschrocken.

„Lange genug…“, meinte er und senkte den Kopf, „Nick, komm… Ich trenne euch nur ungern, aber wir müssen uns jetzt auf den Weg machen“, erklärte Blaine ruhig und seufzte dann stark, „Jeff… Wir sehen uns, wenn all das hier vorbei ist…“, meinte er und atmete tief durch, wenn das jemals vorbei war. Keiner der anderen beiden hätte geleugnet, dass ihr Prinz schlecht aussah in diesem Moment. Er hatte wenig geschlafen, Augenringe und seine Augen wirkten leer. Aber niemand von ihnen hätte in diesem Augenblick gewagt das zu sagen, niemand hätte gewagt ihn anzusprechen oder gar ihm einen Vorwurf zu machen. Denn er war da, so schwer es auch war und so sehr man ihm ansehen konnte, dass sein Herz gebrochen war, er war da und wollte für sein Volk in den Krieg ziehen.

„Ich komme wieder“, versprach Nick ein weiteres Mal und küsste seinen Mann.

„Ich werde auf dich warten“, hauchte Jeff und drückte ein letztes Mal die Hand seines Geliebten, während dieser sich zu seinem Pferd aufmachte und aufstieg. Jeff blickte ihm und dem Prinzen nach und sein Herz wurde schwer. Für die Beiden, für die Menschen, die ihm am meisten etwas bedeuteten und die an der vordersten Front kämpfen würden, für sein Leben, für das Volk, für das Land und für Kurt…
 

So zogen sie aus, jeder mit einem anderen Loch in seinem Herzen. Manch einer davon, der diesen Schmerz vergessen wollte, um im Kampf siegreich wieder heimkehren zu können, manch einer, der sich den Schmerz und die leere Stelle nicht eingestehen wollte, die ein anderer zurück gelassen hatte, aber einer von ihnen, der sich all diesem Schmerz bewusst war und ihn mit sich trug, um sich immer daran zu erinnern, wofür er eigentlich kämpfte und was sein Ziel war in seinem Krieg. Denn in wenigen Tagen würde er dem Feind persönlich in die Augen sehen und für seine Liebe und sein Volk kämpfen.

Die ersten Auseinandersetzungen fanden im Wald statt. Einzelne Kämpfe, Vorboten des Westreiches, die versuchten in den verschlungenen Stellen des Waldes die Reiter von ihren Pferden zu holen und sie in aller Enge zu besiegen. Obwohl der Wald zu ihrem Gebiet gehörte musste Blaines Truppe einsehen, dass sie nicht zum Kampf auf diesem Gebiet geschaffen waren. Allgemein sahen sie sich der Stärke von Hunters Truppen zu Beginn nicht gewachsen. Das Königreich des Prinzens war nicht auf den Krieg oder den Kampf ausgerichtet, sie waren schwächer. Ohne die Unterstützung, die sie von Prinzessin Mildreds Königreich bekommen hatten, hätten sie aufgeben müssen und Blaine wollte nicht wissen, was dann mit seinem Liebsten geschehen wäre. So konnten sie mit Hilfe der fremden Unterstützung mit der Kraft der Angreifer mithalten und Sir Nick führte sie zu ihrem Vorteil aus dem Wald heraus. Er kannte den Kampfstil seiner ehemaligen Heimat gut und führte die Ritter somit in einen Kampf, von dem er genau wusste, wie man ihn zu gewinnen hatte.

Nach einem ersten Rückschlag kämpften Blaine und seine Leute sich ein ganzes Stück nach vorne, aber sie mussten immer noch zusehen, dass sie nicht zu weit vorrückten um das Schloss nicht zu gefährden. Nach und nach schlug auch Sebastians Strategie mehr an und je länger der Kampf dauerte, desto mehr hatte der Taktiker sie durchschaut und konnte seinen Leuten die richtigen Anweisungen geben. Es sah gut aus für Blaine, aber auch das konnte sein Gemüt in diesem Moment nicht heben, er dachte ununterbrochen an Kurt, er dachte an die Liebe seines Lebens, die in den Händen dieses Verbrechers war. Und was wenn sie den Krieg vorschnell gewinnen würden? Dann wäre Kurt wohl wertlos für sie. Was würde Hunter davon abhalten ihn dann umzubringen? Blaine wollte nicht daran denken. Er konnte auch nicht damit rechnen, er konnte den Kampf nicht strecken und damit sein Volk gefährden. Aber er musste daran glauben, dass er seinen Liebsten retten konnte. So war das Gefühl der Kämpfenden getrübt, auch wenn es für sie an den ersten Tagen gut erschien. Doch von irgendwoher schienen immer mehr Truppen zu kommen. Hunters Leute waren unzählbar und mit jedem Tag rückten mehr an, die den Prinzen und seine Freunde überrollen wollten. Sie konnten sich verteidigen, aber es sah so aus, dass sie nur gewinnen könnten, wenn Blaine den Zweikampf des Widersachers annehme…

„Ich habe nachgedacht“, meinte Sebastian an einem Abend, an dem er mit Blaine zusammen saß, „Hunter muss irgendetwas geplant haben. Sonst würde er dich nicht zu diesem Kampf herausfordern.“

„Vielleicht glaubt er auch einfach, dass er gewinnen kann“, meinte Blaine und verdrehte die Augen.

„Nein… Er hat Kurt entführt. Und wir alle wissen, was für ein verliebter und wahnsinniger Narr du bist, jetzt wohl du die Liebe deines Lebens endlich gefunden hast“, erklärte der Taktiker bissig, „Er könnte die Kapitulation augenblicklich von dir fordern und davon abgesehen, dass es dich in einen Gewissenskonflikt von gigantischem Ausmaß bringen würde, wäre es nicht einmal unwahrscheinlich, dass du dem zustimmen würdest. Warum also soll er einen Kampf fordern, und dabei die Möglichkeit einräumen, dass du gewinnen könntest und seinen ganzen Plan zu Nichte machen würdest? Verstehst du, es macht keinen Sinn, wenn da nicht etwas Größeres hinter steht!“

Der Prinz atmete tief durch: „Vielleicht… Ganz vielleicht hat Hunter aber auch mehr Ehre, als wir ihm einräumen. Und er möchte in einem fairen Kampf gewinnen. Und um diesem zu erzwingen hat er Kurt gefangen genommen, damit er sicher gehen kann, dass ich seinen Anweisungen und Regeln folge.“

„Hunter hat keine Ehre“, mischte sich Nick ein und schüttelte den Kopf, „Ich habe gesehen, wie er Leute hinrichten ließ, nur weil er Angst hatte, sie könnten besser als er sein. Er hat grundsätzlich all seine Konkurrenz vernichten wollen. Deshalb bin ich geflohen“, erklärte er und sah die Beiden an, „Es ist eher ein wahnsinniges, diabolisches Kräftemessen mit Blaine, als ein ehrvoller Kampf. Mir würde es nicht wundern, wenn zu seinen Regeln, die du befolgen musst, damit er Kurt nicht verletzt gehören würde, dass man dir Steine an die Füße bindet. Oder, dass man dir eine Hand auf den Rücken fesselt“, der Ritter seufzte leicht, „Er wird alles dafür tun, dass er gewinnt, nur damit er weiß, dass er gewonnen hat. Ganz gleich auf welchem Weg…“

„Das heißt er will nur kämpfen, damit er einen Kampf gegen mich gewonnen hat. Selbst wenn er ihn manipulieren muss, um zu gewinnen?“, versicherte Blaine sich.

„Das klingt nach dem, was ich auch über Hunter gehört habe“, meinte Sebastian ruhig und schüttelte den Kopf, „Wir müssen diesen Kampf annehmen. Uns bleibt keine Wahl… Sonst können wir den Kampf nicht gewinnen…“

„Und Kurt nicht retten!“

„Auch das“, Sebastian hielt sich den Kopf, „Wir müssen, aber taktisch würde ich dir raten, nicht zu kämpfen. Er hat Kurt in seiner Gewalt, das heißt, er kann dich zu allem zwingen. Es ist unmöglich, dass du gewinnst.“

Nick seufzte schwer: „Das ist genau der Kamp, den Hunter will. Einen Kampf, den er gar nicht verlieren kann. Das sind ihm die Liebsten.“

„Soll das heißen, wir haben schon verloren, wenn wir nicht unseren eigenen Trick planen?“, fragte der Stratege nach und legte die Stirn in Falten.

Da jedoch sprang Blaine auf: „Wir werden nichts tun! Jeder Trick, jede Absicherung, alles, was Hunter nicht so gefordert hat, riskiert Kurts Leben! Und das werden wir nicht tun!“, meinte er ernst, „Habt ihr das gehört? Sagt es! Wir werden nichts tun, weil wir Kurts Leben nicht gefährden werden!“ In diesem Moment war Blaine egal, was danach käme, aber wenn er nicht fair und ehrenhaft Kurts Leben zurückgewinnen könnte, dann hatte er es auch nicht verdient sein Volk zu retten. Und er wollte sich nicht auf Hunters schmutziges Spiel einlassen!

Die anderen Beiden seufzten schwer: „Wir werden nichts tun“, gestanden sie dann, auch wenn es ihnen nicht gefiel, welchen Entschluss ihr Prinz dort getroffen hatte. Aber was sollten sie gegen ihn tun? Es war sein Wille und sein Kampf…
 

So vergingen weitere Tage und von beiden Seiten fielen die Soldaten. Langsam schien der frühe Enthusiasmus von Blaines Rittern zu sinken angesichts der Massen, die unter Hunters Kommando standen und unentwegt auf ihre Heimat zu schritten. Es gab nur einen Ausweg; Blaine musste Hunter im Kampf besiegen, aber da war auch ihr eines großes Problem. Wie sollte das passieren? Wenn er Kurt nicht opfern wollte, dann würde Hunter ihm eine Aufgabe auferlegen, die auch für ihren Prinzen nicht machbar war und ihr Königreich fiel in die Hände des Tyrannen. Es war ausweglos und auch das zog an Blaine, aber er durfte nicht aufgeben. Er musste für sie stark sein, sonst war alles verloren. Und das war es noch nicht. Sie schlugen sich dank der Unterstützung und Nicks Sondertraining mit den Soldaten ganz ein klein wenig besser als die Angreifer, sie kamen voran. Aber sie waren zu wenige und mehr Hilfe aus anderen Ländern hatte man nicht mobilisieren können. Niemand wollte sich mit Hunter anlegen. Und so standen sie alleine vor der Übermacht.

Als Blaine dann zum verabredeten Treffpunkt aufbrach sah es sogar besser für sie aus, aber der Sieg wäre noch in weiter und verlustreicher Ferne, das wusste er, als er aufbrach. Sebastian war bei ihm. Nick blieb bei den Truppen, für den Fall Hunter würde mit ihnen ein Spiel spielen und während er sich mit Blaine traf sein Heer vernichten.

Es dauerte eine Weile, aber sie fanden die Stelle, an der sie Hunter treffen sollten. Und sie fanden auch Kurt. Blaines Augen weiteten sich als er seinen Geliebten dort gefesselt am Abgrund liegen sah. Die Tränen stiegen ihm in die Augen. Eine Hand an dem Griff seines Schwertes wollte er losstürmen, da packte Sebastian ihn am Arm und hielt ihn zurück.

„Einen klugen habt ihr da, Prinz Blaine“, schallte es aus einer Ecke und langsam trat Hunter aus den Schatten, „Und eine kluge Wahl, den Verräter hier anzutreffen hätte mich mit Sicherheit nicht so freundlich gestimmt, wie ich es gerade bin“, erklärte er und die anderen konnten nur verfolgen, wie er langsam zu Kurt hinüber trat und sie dann ansah. „Ich möchte dir noch einmal erklären, wie hier die Regeln sind: Ein falscher Schritt von euch und dein Freund hier wird hautnah miterleben können, wie tief es hier runter geht“, meinte er mit einem dunkeln Grinsen und trat mit einem Fuß auf Kurts Brust.

„Geh runter von ihm!“, zischte Blaine.

„So etwas höre ich aber gar nicht gerne.“

„Mach mit mir, was du willst, aber lass ihn gehen!“

„Das gefällt mir schon eher“, mit einem breiten Grinsen trat Hunter ein Stück zurück und sah den Prinzen an, „Zumindest scheinst du die Regeln verstanden zu haben. Und ich sehe dir an, dass du deinem Schatz nicht dabei zu sehen möchtest, wie er dort unten in der Tiefe an den Felsen zerschellt.“

Kurt zitterte schrecklich, er war geknebelt und gefesselt und er lag dort direkt am Abgrund, wo nur die kleines Bewegung in diese Richtung sein Ende bedeuten könnte. Er konnte nichts tun, aber er lag dort, ängstlich und ohne zu wissen, wie es weiter gehen könnte. Blaine blutete das Herz, wie er seinen Liebsten dort sah. „Bitte… Ich werde nichts tun, aber… Ich will nicht, dass er dort liegt und jede Sekunde um seinen Tod bangen muss. Bitte, lasst uns das unter uns klären… Ich will nicht dass er leidet, ich werde nichts tun“, versprach Blaine.

„Nette Idee, aber ich sage nein“, meinte Hunter und trat weiter auf den Prinzen zu, aber kaum hatte er von Kurt abgelassen, da kamen zwei weitere Soldaten, die ihn auf die Beine zogen und ihn nahe am Abgrund festhielten. „Aber solltest du lieb sein, dann wird ihm auch nichts passieren.“

„Was willst du?“, zischte Blaine und umklammerte sein Schwert, das immer schwerer zu werden schien. Was würde jetzt passieren. Könnte er Kurt retten?

Lachend zog Hunter seine Axt und hielt sie in das untergehende Licht. „Ich will einen Kampf“, antwortet er, „Schon vergessen? Ich will gegen Euch kämpfen und wenn ich Euch besiegt habe, dann gehört Euer Geliebter und Euer Königreich mir!“, meinte Hunter und sah ihn mit einem teuflischen Grinsen an.

„Und was sind die Regeln?“, Blaine war weiterhin misstrauisch, die Worte prallten an ihm ab, er konnte sich nicht aufregen darüber, aber er hatte Angst um Kurt, Angst vor dem, was kommen würde und es schmerzte die Liebe seines Lebens dort zu sehen, wo sie jeder Zeit tot sein konnten. Es war ein schreckliches Gefühl und unter jeder anderen Bedingung hätte der Prinz lieber gekämpft, aber er konnte nicht wählen und er musste ruhig bleiben, denn wenn er Hunter verärgerte und er konnte sehen, dass dieser nur darauf wartete, dann wäre das Kurts Ende und das durfte er nicht riskieren. Zumindest schien auch Sebastian das zu verstehen, denn er war ruhig und beobachtete nur alles ganz genau.

„Die Regeln?“, Hunter lachte auf, „Nur Ihr und ich. Was sollen da die Regeln sein? Euer Schwert gegen meine Axt. Genau hier bis einer von uns aufgibt oder in den Staub sinkt. Bis einer tot da liegt oder sich davon schleicht. Was Ihr sein werdet“, versprach der fremde Prinz mit einem breiten Grinsen, „Keine weiteren Regeln. Wir beide, ganz allein nur mit unseren Waffen. Klingt das gerecht für dich, Prinz?“

Blaine war verwirrt, das war er wirklich: Nick hatte das doch anderes gesagt, Sebastian hatte es anderes vermutet und wirklich schien der Taktiker nun doch sehr verwirrt zu sein, wenn man ehrlich war. Er schien nicht zu verstehen, was hier los war und Blaine tat es auch nicht. Das klang nach einem ehrenvollen Kampf, einer gegen einen, bis einer aufgab. Das war nur gerecht, er sollte keine Steine in den Weg gelegt bekommen, für beide dieselben Regeln. Keine Hilfe von außen und nur die eine Waffe. Kurt war also nur Hunters Versicherung dafür, dass Sebastian nicht eingriff oder Blaine noch andere Truppen hierher geführt hatte. Ansonsten wollte Hunter den gerechten Kampf, den auch Blaine sich um die Zukunft seines Königreichs und seiner Liebe wünschte. Er sah zu Sebastian, doch der schien noch immer krampfhaft den Harken zu suchen. Da nickte Blaine und lächelte seinen Widersacher an: „Ich nehme an. So sei es, nur wir beide. Um das Ende dieses Krieges und Kurts Leben.“

„Gut gesprochen“, mit beiden Händen umfasste Hunter den Griff der Axt und blickte Blaine an, „Wir beginnen. Denk an Euern kleinen Freund, denn sonst wir er es bereuen! Und das wollen wir doch alle nicht, nicht wahr? Da unten zu landen wir nämlich wehtun und es wäre sein sofortiges Ende. Und selbst sollte er durch den Sturz nicht sterben, gibt es sicherlich einige Kreaturen die ihn auch gerne lebendig zerreißen werden, also… Für sein Ableben wird gesorgt sein.“

„Seid still und lasst uns beginnen, ich will davon nichts mehr hören!“, meinte Blaine wütend.

„Aber ich will. Ich will euch beide vernichten“, in diesem Moment wurde Blaine bewusst, warum er hier war. Er sollte gemeinsam mit Kurt dort unten auf dem Boden aufschlagen, nachdem sie bodenlos die Klippe hinabgestürzt waren. Hunter wollte hier keinen Machtkampf oder sich etwas beweisen, er wollte sie einfach nur vernichten und dafür wollte er ihn auch nicht schwächen, er wollte ihn wenn es nötig war einfach nur die Klippe hinunterdrängen, darum waren sie hier. Blaines einzige Hoffnung war, dass er gewinnen könnte und damit sich, Kurt und auch sein Königreich retten könnte. Denn dieser Kampf würde nicht enden, wenn er aufgeben würde. Hunter wollte sie alles vernichten und wenn Blaine ihm nicht zuvor kam, würde er das auch tun. Davor hatte der Prinz Angst, aber er durfte nicht aufgeben, er musste sein Beste geben, denn aufzugeben war sein Ende.

Ihr Kampf begann, mit Hunters Motivation aufgedeckt fühlte sich Blaine jedoch nicht besser oder stärker oder gar im Vorteil. Im Gegenteil, wann immer sie dem Abgrund näher kamen, wurden seine Hände schweißnass und seine Arme zitterten. Es wäre nicht fair einen Widersacher in einem Schwertkampf von der Klippe zu werfen, aber es war Hunter Recht. Alles, was er wollte, war Blaine im Kampf zu töten und ihn in die Finsternis zu stürzen zählte offenbar in seinem Kopf. Blaine kämpfte für etwas anderes; fürs eine Liebe und sein Volk. Es gab ihm Kraft, aber Hunters Arm hatte so viel Kraft, dass er selbst zweifelte, ob das reichen könnte.

Ihre Klingen trafen immer wieder auf einander, Hunters Kampf mit der Axt war bemerkenswert. Nick hatte nie mit einer Axt gekämpft, aber er kannte den Stil gut. Blaine verfluchte ihn in diesem Moment, dass er es ihm nie hatte beigebracht. Denn sein Feind ging geschickt mit der Waffe um, als wäre sie gar nicht schwer und unhandlich. Und dennoch hatte er unglaubliche Kraft, um Blaine weiter nach hinten zu drücken. Dem Prinz schlug das Herz bis zum Hals, aber er wusste, dass er zu schlagen musste, er wusste, dass es an ihm lag und dass er es für seine Liebe richten musste. Nach und nach schaffte es Hunters Schläge zu durchschauen und ihnen auszuweichen. Denn wann immer er sie abfangen wollte, verlor er den Kraftaustausch. Es musste sich etwas anderes suchen. Ausweichen war eine gute Strategie, das sah er auch in Sebastians Gesicht, auch wenn dieser selbstverständlich den Mund hielt. Wobei, selbstverständlich war das nicht, aber er wollte Kurt offenbar wirklich auch nicht gefährden. Und das machte Blaine wirklich irgendwo froh, dass ihr Streit nun doch vorbei war und er wusste dass sein Taktiker ganz auf seiner Seite stand.

So versuchte Blaine den Angriffen Hunters auszuweichen und dann selbst eine Gelegenheit zum Schlag zu erlangen, nachdem der Schlag des Feindes ins Leere ging. Es funktionierte, denn Hunter war stark, aber Blaine war um einiges stärker und so lange er nicht im offenen Schlagabtausch war oder versuchte ihn mit Kraft wegzudrücken konnte er gewinnen! Er musste nur warten und dann kontern.

Nick hatte ihm gesagt, dass je länger er durchhalten würde, desto höher würden seine Chancen auf den Sieg auch steigen. Hunter war nicht für einen langen Kampf gemacht. Er hatte einige schwere und starke Schläge, aber die konnte er nicht ewig durchhalten, auch wenn er vielleicht mehr Kraft hatte als Blaine. Er musste nur durchhalten. Es war schwer, besonders, da Blaine unter Zeitdruck stand. Wer sagte ihm denn nicht, dass Hunter es sich anders überlegen würde? Kurt war noch immer in dieser Position, in der jede Bewegung sein Ende bedeute könnte und Blaine ließ sich Zeit. Er zögerte den Kampf so weit heraus, wie es nötig war um ihn zu gewinnen. Und jede Sekunde, die er länger andauerte war eine Sekunde, die Kurt Todesängste beschwerte. Blaine wollte das nicht hinauszögern, aber er wollte auch riskieren zu verlieren…

Einige unbedachte Schläge riefen Blaine jedoch wieder zur Vernunft, das war seine einzige Chance zu spielen, bis Hunter müde wurde, wenn er versuchte Kurt Leid zu ersparen, dann würde er verlieren und sein Geliebter wäre nicht mehr zu retten, also musste er an dem Plan festhalten. Es war ein mühseliger Kampf, aber Blaines Chancen auf einen guten Angriff stiegen und so schaffte er es Hunter einige Hiebe zu verpassen und ihn selbst wieder zurückzudrängen. Und nachdem Hunter einmal Schwäche gezeigt hatte, fand er nicht zurück in den Kampf. Blaine konnte es nicht glauben, aber er würde gewinnen. Er konnte es sehen und er schaffte es wirklich… Er brachte Hunter zu fall. Er richtete das Schwert an ihn und lächelte leicht. „Ich habe gewonnen“, keuchte er und sah den Feind an, „Lasst Kurt los und rückt aus meinem Land ab!“

Und Hunter staunte nicht schlecht, als er sich am Boden wiederfand und zu Blaine hochsah. Er seufzte leicht und schloss die Augen. „Nehmt die Klinge da weg, dann ist euer Freund frei“, meinte er und knurrte leicht, „Ihr habt gewonnen, ich gebe auf.“

Es war nicht zu glauben, man wollte dem nicht trauen, aber mit Kurt in dieser Position konnte Blaine es sich auch nicht erlauben zu zögern oder seine eigenen Bedingungen zu stellen. Seufzend steckte er das Schwert weg und reichte Hunter die Hand um ihm aufzuhelfen. Doch der Feind schlug seine Hand weg und sprang von selbst wieder auf die Beine. „Glaubst du wirklich, dass ich nachdem ich so weit gekommen bin, so einfach aufgebe?“, fragte er und schüttelte den Kopf, „Oh nein, Ihr mögt gewonnen habe, aber noch habe ich Macht über Euch, Prinz Blaine!“, meinte er und hob die Axt um ihm einen Schlag zu versetzten, der Blaine nach hinten zurückdrängte. Erschrocken blickte der Prinz ihn an, als Hunter bereits auf Kurt zu stürmte und ihn an der Schulter packte.

„Nein! Nein, so war das nicht abgemacht!“, , rief Blaine, als der Widersacher seinen Geliebten gepackt hatte und zu ihm blickte.

„Das mag euer Sieg sein, Prinz Blaine. Aber er schmeckt schon bitter, nicht wahr? Ihr werdet noch bereuen gewonnen zu haben“, rief er und mit einem Mal stürzte er sich gemeinsam mit dem Gefangenen in die Tiefen der Klippe.

„Nein!“, mit geweiteten Augen rannte Blaine an den Abgrund, dieses Mal hielt Sebastian ihn nicht zurück. Ob das nun daran lag, dass er selbst so geschockt war oder dass er Blaine diesen letzten Blick noch gönnen wollte, aber er ließ ihn gehen und Blaine brach an der Klippe auf die Knie. Er konnte es nicht glauben, er hatte wirklich darauf vertraut, dass seinem Freund nichts passieren würde er hatte gerecht gewonnen und dennoch hatte Hunter ihm das weggenommen, das ihm am meisten auf dieser Welt bedeutete. Das durfte nicht sein, es durfte nicht! Blaine wollte das nicht wahr haben. Hatte sich Hunter wirklich selbst geopfert, nur um ihn zu verletzten? Natürlich hatte er recht, das hier schmeckte nicht nach einem Sieg, keineswegs, auch wenn die Truppen des Westreiches jetzt kopflos waren, auch wenn sein Volk gerettet war. Endlich hatte er die Gelegenheit mit Kurt zusammen zu sein und dann nahm man ihn ihm weg. Des fühlte sich nicht wie ein Sieg an.

Er hörte Schritte hinter sich und da spürte er eine Hand auf seiner Schulter: „Tut mir leid…“, murmelte Sebastian und seufzte schwer, „Du hast alles getan, was in deiner Macht stand. Selbst wenn wir gewusst hätten, dass es so kommt, hätten wir nichts tun können.“

Aber das war nur ein schwacher Trost, nachdem sein Freund gerade in den Tod gestürzt war. Blaine fühlte sich leer und kraftlos. Doch mit einem Mal drehte sich der Wind. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn aus der Richtung der Klippe kamen einige harte Windstöße und als der Prinz den Blick hob, blickte er einem riesigen Monster ins Gesicht. Ein feuerroter Drache hob seinen Kopf im Gegenüber und dann höher in den Himmel. Auch das konnte Blaine nicht mehr Angst einjagen bis er dann entdeckte, was der Drache auf seinem Rücken trug. Dort thronte Hunter und neben ihn lag Kurt, noch immer gefesselt und am Leben!

„Überrascht, Prinz Blaine?“, lachte Hunter, „Ich habe mich dazu entschieden Euren kleinen Freund zu behalten. Solltest Ihr ihn wiederhaben wollen, besucht unser Königreich und überlegt euch ein Angebot, dass mich vielleicht überzeugen kann“, erklärte er und drückte einen Fuß in Kurts Rücken, „Ansonsten habe ich einen schönen Folterkeller für den Kleinen und ich glaube, das ist nicht in unserem Interesse, nicht wahr Prinz?“, meinte er lachend, „Ihr habt vielleicht gewonnen, aber jetzt liegt es an euch, eure Trophäe wieder zu bekommen“, erklärte er mit einem breiten Grinsen und schüttelte sich kurz vor Lachen, „Also, Prinz Blaine, vielleicht habt Ihr Interesse bald unseren Kampf wieder aufzunehmen?“, er sah ihn herausfordernd an, „Oder Ihr kommt gleich mit der Kapitulation. Es würde Eurem Liebsten gut tun.“

„Ihr Monster!“, schrie Blaine, „Ich habe gewonnen! Wenn ihr diesen Krieg weiterführen wollt, bitte! Wenn Ihr mich quälen wollt, bitte! Aber lasst Kurt frei! Ich bitte Euch!“

„Zu spät“, beantwortete Hunter und zuckte mit den Schultern, „Aber es liegt jetzt in Eurer Hand, Prinz Blaine“, meinte er noch einmal, bevor er den Drachen umlenkte. Ein letztes Mal konnte Blaine in die Augen seines Liebsten sehen, bevor das große Geschöpf sich auf den Weg machte. Den Weg, dem niemand von ihnen folgen konnte…

Einige Zeit war es vollkommen still. Blaine verzweifelte, er schüttelte immer wieder den Kopf und fluchte, dass das nicht sein durfte, leise in sich hinein. Er wollte das nicht, er hatte Kurt retten wollen, doch er hatte versagt. Selbst wenn Hunters Truppen nun abziehen würden, selbst wenn sein Königreich gerettet war, was nützte das? Was bedeutete das, wenn er nicht den Menschen bei sich hatte, den er so sehr liebte. Hunter hatte ihm das weggenommen. Er hatte es ihm geraubt und langsam stieg auch in Blaine der Wunsch auf ihn dafür leiden zu lassen, er sollte dafür bezahlen, aber in erster Linie wollte er Kurt zurück!

„Blaine…“, murmelte Sebastian, der noch immer direkt neben ihm stand.

„Wir müssen…“, murmelte Blaine, „Wir müssen ihn einfach retten, wir müssen ihn wiederholen… Sebastian, ich weiß, dass es dumm ist, aber ich kann so nicht weiter machen, wenn ich ihn nicht bei mir habe. Ich liebe ihn. Und ich will nicht dass er leidet, ich will ihn nicht aufgeben, ich kann nicht. Wir müssen zum Westreich, wir müssen dort hin und ihn retten!“, er stand auf und sah seinen Taktiker an, „Und wenn du nicht mitkommst, dann gehe ich allein, aber ich muss ihn retten und zurückholen!“

Doch auf Sebastians Lippen lag ein Grinsen: „Ich hatte schon Angst, du würdest nie fragen“, erklärte er, „Wir brauchen einen guten Plan, aber du hast ja mich. Nur nicht aufgeben, wir sind weit genug bereits gekommen.“

Blaine bekam große Augen, dann auch wenn nur langsam schlich sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen. Es gab Hoffnung, ein wenig und er würde alles daran setzten, aber es gab noch diese Hoffnung und die würde er nicht mehr verlieren! „Auf zum Westreich“, sagte er noch einmal entschlossen und umklammerte sein Schwert, er würde Kurt retten, Hunter durfte nach alle dem nicht siegen! Und er hatte seinem Geliebten etwas versprochen! Er würde ihn heiraten, sie würden zusammen sein und dafür mussten sie zusammen sein, dafür musste er ihn retten! Und das würde er auch tun! Das wusste Blaine nun ganz genau, nichts und niemand konnte ihn mehr aufhalten. „Für Kurt…“

Das Schloss des Westens

Traue niemandem, der Macht über dich hat. Ein Fehler, der Leben kosten kann. Aber manchmal muss man ein Risiko eingehen. Manchmal erscheint es so, als sei auf einen anderen Menschen zu vertrauen die einzige, dass einem in der Situation weiterhelfen kann und sollte dieser Mensch sich als Enttäuschung herausstellen, ist alles verloren, man ist so schlau wie zuvor und ein neuer Plan muss her. Manche Menschen wollen einem nicht helfen und wenn sie der einzige Weg zu Ziel waren, muss man aufgeben und daran glauben, dass es noch einen anderen Weg gibt. Menschen, die Macht über dich haben, wollen nur selten dein Bestes und wenn sie dir im Weg stehen, dann wollen sie, dass du aufgibst. Manchmal ist es das Beste sich abzufinden mit der Niederlage und weiter zu machen, einen Weg zu finden mit dem Verlust klarzukommen, zu leben und das Leben Leben sein zu lassen. Aber manchmal ist das auch falsch, man muss auf das Pferd steigen und weiter machen, kämpfen und hoffen, dass die Gerechtigkeit siegt. Hoffen, dass das Schicksal einen guten Tag hat und Ungerechtigkeit bestraft, sodass man auf einem anderen Weg noch immer an sein Ziel heran kommen kann. Oft im Leben hat man die Wahl, ob man jemandem vertraut oder nicht, ob man kämpft oder nicht. Oft fehlt einem diese Wahl jedoch, doch wenn man sie hat, sollte man gut nachdenken, wie man seine Freiheit zur Wahl auch nutzt…
 

Blaine hatte sich entschieden und er hatte nicht lange nachdenken müssen, um seine Wahl treffen zu können. Nein, es war ihm klar gewesen und es gab keine andere Möglichkeit für ihn, als dass er seinem Liebsten folgen und ihn retten müsste. Ganz allein hätte er sich gegen Hunters Königreich gestellt, wenn es sein müsste, er hätte sich von seinem Vater für diesen Zug verstoßen lassen, er hätte allen Hass seines Königreiches ertrage, nur für die Chance mit seinem Liebsten wieder vereint zu sein. Kurt war bei Hunter und Blaine konnte sich – auch wenn er das unter keinen Umständen wollte – vorstellen, wie schrecklich es ihm dort ergehen musste und das konnte er nicht zu lassen, er konnte seinem Liebsten das nicht zumuten und nur eine gleiche Möglichkeit ihn zu retten genügte ihm schon, um alles zu versuchen. Blaine hatte mit Konsequenzen gerechnet, aber Sebastian stand hinter ihm. Er schien ihm zu helfen, und das wo sein Taktiker sich immer so sehr gegen die Liebe und all das ausgesprochen hatte. Doch er stand auf seiner Seite und auch Nick war dabei. Der Ritter wollte selbst zu seinem Geliebten zurück und doch wollte er seinem Prinzen und Freund bei seiner Mission helfen, er wusste, wie viel es ihm bedeuten musste, er wusste, dass er für ihn da sein musste und da war er.

Der Krieg war vorbei. Sie hatten gewonnen, Hunter hatte all seine Truppen zurückgezogen, aber der Kampf war für Blaine noch nicht vorbei. Aber sein Herz war leichter, denn er wusste, dass sein Volk in Sicherheit war. Und das war kein Trick von Hunter, dieses Mal war es keine leere Versprechung des Feindes, kein Versuch sie hinter das Licht zu führen, nein! Sie hatten gesehen, wie die Soldaten in ihre Heimat zurückgezogen waren, einige Soldaten hatten das Land durchsucht, aber von dem westlichen Königreich war keine Spur mehr. Nach einigen Opfern waren sie nun befreit. Blaines Volk war sicher, bis auf den einen, der für den jungen Prinzen am meisten zählte.

Doch mit einer großen Menge von Soldaten wollte er nicht angreifen, es wäre zu gefährlich, ein zweiter Krieg wäre Wahnsinn und Blaine und seine Freunde wussten auch, dass sie nicht noch einmal so viel Glück haben würden und den Sieg davon tragen könnten. Der Prinz wollte niemanden mehr gefährden, als es nötig war. Auch Sebastian und Nick hätte er gerne beschützt und aus der Angelegenheit rausgelassen, aber seine Freunde wollte mit ihm gemeinsam für seinen Liebsten kämpfen und so machten sie sich gemeinsam auf den Weg. Zu dritt waren sie auch schneller unterwegs als eine große Mannschaft, sie waren schwerer zu entdecken und konnten auch nicht so offensichtliche Routen durch den Wald nehmen. Alles sprach dafür in einer kleinen Gruppe zu reiten und einen Plan zu schmieden, wie sie Kurt retten konnten. Mit Nick hatten sie einen starken Verbündeten, denn er kannte sich im Schloss aus, er wusste, wo Hunters Gemächer waren, er wusste, wo sich die wichtigsten Räume befanden und er konnte sich vorstellen, wohin man Kurt gebracht hatte: in den Kerker. Dort mussten sie hingelangen um den Bauernjungen zu retten und zurück in ihr Reich zu bekommen. Und dann würde Hunter auch endlich ein für alle Male einsehen müssen, dass er verloren hatte. Zumindest stellen sich die Gefährten dies so vor, während sie durch den Wald auf das Schloss zu ritten und beratschlagten, was der sicherste und schnellste Weg in den Kerker war, den sie nehmen könnten…

Es dauerte einige Tage, bis sie ihr Ziel erreicht hatten: Das große Schloss des Westens. Es war ein prunkvolles Schloss, direkt gelegen an einer Klippe. Die Stadt dort zu lag etwas abseits und nicht so nah an dem alles verzehrenden Abgrund, wie das große Schloss, dessen einzelne Türme bis in die Wolken ragten. Während die drei Freunde die Festung betrachteten konnten sie auch sehen, wie ein großer roter Drache sich um das Gebäude herum bewegte. Nick hatte ihnen schon erklärt, dass das Schloss in der Nähe eines Drachennestes gebaut war und die Königsfamilie über die Jahrzehnte gelernt hatte die Drachen zu zähmen und zu kontrollieren… Und da lag nun all das vor ihnen, das Schloss des Feindes; groß und unheimlich, geschützt von riesigen Kreaturen und dunklem Nebel, aber es gab keinen Weg mehr zurück, sie waren hier, weil sie eine Aufgabe hatte. Und Blaine war fest entschlossen eher hier zu sterben, als ohne Kurt heim zu gehen! Er sah seine Freunde an und atmete tief durch: „Wir sollten uns ausruhen und dann mit vollen Kräften, so schnell wie möglich zu schlagen!“
 

Ethan war wieder in seiner Heimat angekommen. Seine Familie war in Sicherheit und auch er hatte gehen dürfen. Er hatte seine Eltern und seine Geschwister wieder gesehen, auch wenn es ihnen unter Hunters Herrschaft nicht so gut, wie vor dem Krieg ging. Dass sie aus dem Dorf geflohen waren, war etwas, das der Prinz ihnen stark nachtrug. Ihr altes Haus war bereits neu mit Soldaten besetzt gewesen und es hatte viele Probleme gegeben, bis sie überhaupt wieder ein Dach über dem Kopf hatten. Aber zu Beginn des Krieges hatte sich das Leben in Ethans Familie wieder beruhigt. Sein Vater musste als Soldat mit auf das Schlachtfeld, aber er kam schon bald verletzt wieder zurück. Sie waren vereint, sie waren alle am Leben, aber dennoch wurde auch ihr Einkommen knapper und ihr Stand in der Heimat war nicht mehr der Beste. Der Krieg dauerte eine Zeit, die Familie hatte kein Einkommen mehr und die Nahrung wurde teuer, so dass es an Ethan war sich Arbeit zu suchen, die besser bezahlt wurde, dabei landete er im Schloss von Hunter. Er sollte die Böden schrubben und die einzelnen Räume sauber halten. Es war keine schöne Arbeit und sie war dadurch nicht angenehmer, weil das Volk des Westreiches Ethans Familie und den anderen, die damals in dem Dorf angesiedelt waren, die Schuld daran gaben, dass dieser Plan fehlgeschlagen war, aber er hatte keine andere Wahl, wenn er seiner Familie helfen wollte.

Ihm gefiel das nicht, aber es war nötig und auch als der Krieg vorbei war, konnte seine Familie das Geld gebrauchen und sein Vater war noch immer schwer verletzt, auch die Versorgung kostet etwas. So bliebt Ethan im Schloss um dort zu arbeiten. Normalerweise war seine Aufgabe die bewohnten Räume des Schlosses, aber als der Krieg für beendet und verloren erklärt wurde, beauftragte Prinz Hunter ihn auch sich um den Kerker zu kümmern, da dort ein neuer Gefangener nun stationiert war. Wohl war Ethan nicht dabei in den Kerker zu gehen und den Gefangen zu versorgen, aber er konnte sich ja nicht wehren, auch wenn er Angst hatte, aber wer auch immer dort eingesperrt war, Ethan machte sich Mut, in dem er sich sagte, dass diese Person hinter Gittern war und ihm nichts tun konnte. Als er jedoch das erste Mal in den Kerker hinabstieg und den Gefangenen sah, wurde er blass und wollte seinen Augen nicht trauen. Die Angst war weg, aber die Verwunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Bist du… nicht Kurt?“, fragte er erschrocken, „Der… Freund von Prinz Blaine?“

Wider der bekannten Stimme blickte Kurt vom Zellenboden auf. „Du…“, murmelte er und bekam große Augen, „Du… Du bist wieder hier? Was ist passiert?“

„Eine lange Geschichte“, Ethan seufzte, „Mein Herr in eurem Reich hat mich freigelassen… Aber hier bin ich nicht weniger gefangen und deshalb arbeite ich für Prinz Hunter… Was ist passiert? Wie geht es dir?“

„Willst du das wirklich wissen?“, fragte der Müllersohn und seufzte schwer, „Man hat mich entführt… Hunter wollte wohl einen Kampf mit Blaine und dachte, ich wäre ein gutes Druckmittel. Er hat verloren und er wollte mich auf seine Niederlage freigegeben, so war es abgemacht, aber er hat sich nicht daran gehalten und mich hierher mitgenommen… Und nun hat er gesagt, wenn Blaine hier nicht bald auftaucht… dann lässt er mich hinrichten…“, seine Stimme klang belegt und er saß dort leicht zitternd am Boden, „Ich will noch nicht sterben… Ich will so nicht sterben… Ich will bei Blaine sein… Alles, alles was wir tun mussten, um überhaupt zusammen sein zu können, das ist nicht gerecht… Das ist falsch, ich habe niemandem etwas getan… Ich… Ich sollte dich nicht damit nerven…“

Ethan betrachtete ihn und trat dann näher an die Gitterstäbe heran, er war auch in dieser Situation gewesen, für ihn hatte es gar keine Hoffnung mehr gegeben und doch hatte ihn jemand vor diesem schlimmen Schicksal gerettet. Und bei Kurt? Er hatte schon einmal mitbekommen, dass die beiden sich liebten… „Kurt… Ganz ruhig… Ich bin mir sicher, dass Blaine schon auf dem Weg hierher ist…“, meinte er und lächelte ihn an, „Er wird nicht zulassen, dass dir etwas passiert, da bin ich mir sicher. Hab keine Angst…“, er seufzte, da blickte der Gefangene zu ihm auf, „Prinz Hunter sieht in dir noch seinen Nutzen und so lange von Blaine nichts Gegenteiliges gehört wird, wird er dir auch nichts tun. Blaine liebt dich und er wird hierher kommen um dich zu retten“, von all den Wachen und dem Schloss der Zelle sagte er nichts, denn Ethan wusste in sich drin, dass es schwer werden würde, Kurt einfach so zu retten, wenn nicht sogar aussichtslos. Und dass Hunter eine Forderung stellen würde, die für das gegnerische Königreich untragbar wäre, wenn sie Kurt zurückhaben wollten. Das Ganze war nicht gut, aber er musste dem Gefangenen nun auch ein wenig Mut zu alledem machen, denn wenn er aufgab und weinte würde er am Ende nur noch Hunters Wut auf sich ziehen.

„Aber… Ich habe Angst… Ich will hier weg, ich bin jetzt so lange schon gefangen und ich…“, vorsichtig griff Kurt in seine Tasche und holte die Kette hervor, die Blaine ihm geschenkt hatte, „Nach diesem Krieg… wollten Blaine und ich endlich zusammen sein, vor den Augen aller und… heiraten und jetzt… Ich habe Angst, ich bin endlich angekommen, ich bin dem Mann, den ich liebe endlich so nah und nun… kann das hier alles enden“, stotterte er weinend und schüttelte sich immer wieder.

„Kurt…“, Ethan betrachtete die Kette und lächelte sanft, „Kurt, du siehst doch selbst, wie sehr Blaine dich liebt… Er wird nicht zulassen, dass dir etwas passiert, da bin ich mir sicher“, versprach er ihm, „Er wird dich hieraus holen und alles, was ihr geplant habt, wird auch passieren.“

„Glaubst du das wirklich?“

Ethan seufzte: „Ja… Ich glaube, wenn man jemanden liebt, dann ist nichts unmöglich und deshalb wird er sich seinen Weg zu dir freikämpfen und dich befreien…“, erklärte er ihm und schloss die Augen, „So von jemandem geliebt zu werden, ist das Schönste, was ich mir vorstellen kann… Es muss einfach so sein, dass er dich retten kommt… Verstehst du?“

Und das tat Kurt in diesem Augenblick wirklich. Vorsichtig drückte er das Schmuckstück an seine Brust, Blaine war schon einmal gekommen, um ihn zu retten, er hatte um ihn gekämpft und gewonnen und auch nach all der Angst, die er bisher durchgestanden hatte, sehnte er sich wieder danach in Blaines Armen zu liegen. Er musste einfach herkommen, er musste es schaffen, das konnte Kurt spüren. Er würde kommen. Er würde ihn retten und dann… endlich hätten sie ihr glückliches Ende. „Danke…“, murmelte der Bauernjunge und lächelte mit einem Mal auch, wie er an seinen Geliebten dachte, der kommen würde, ihn zu retten…
 

Hunters Plan hatte sich verändern müssen. Er hatte Blaine in einem normalen Kampf besiegen wollen, aber dabei hatte er versagt und das nagte sehr an dem jungen Prinzen. Er war es gewohnt der Sieger zu sein, worum es auch ging und das hier gefiel ihm gar nicht. Er hatte verloren und das gegen diesen Schwächling von einem Prinzen. Es wäre so leicht gewesen, den Krieg an dieser Stelle zu gewinnen und zu beenden, aber stattdessen hatte er sich zurückziehen müssen. Sie hatten auch mehr Leute verloren, als man gedacht hatte, sie hatten Blaine und sein Königreich unterschätzt, so war es. Und es bestand kein Zweifel daran, dass sie sich auch noch ein weiteres Mal verteidigen könnten. Dieser Krieg verlief ins Nichts. Und wenn sie gewinnen wollten, dann brauchten sie einen anderen Plan. Aber dafür hatten sie Hunter und er wäre nicht er selbst gewesen, wenn er diese Niederlage auf sich sitzen lassen würde. Nie im Leben würde er es zulassen, dass jemand ihn so bloßstellte und damit davon kam! Blaine würde es ihm büßen und dafür rottete ja bereits sein Geliebter in seinem Kerker!

Und Blaine würde ihn nur wiederbekommen, wenn er kapitulierte. Es war nicht der Kampf, den Hunter sich gewünscht hatte und auch an seiner Ehre nagte es, aber ein Sieg blieb ein Sieg und er wollte Blaine leiden sehen. Er wollte ihm entweder sein Königreich oder seinen Geliebten wegnehmen, aber beides, das sollte Blaine nicht bekommen! Wenn dann wollte er ihn leiden sehen. Er vermutete schon, dass es dem Prinzen nicht möglich wäre das Königreich so einfach zu übergeben, aber vielleicht war Prinz Blaine ja doch so sehr von Liebe zerfressen, dass ihm alles egal war. Man müsste Kurt noch ein wenig zurichten, damit er auch wirklich schlecht aussehen würde, sollte Blaine hier auftauchen. Sollte er nicht, dass würde der Kleine auf jeden Fall leiden und auch letztendlich seinen Kopf dafür verlieren. So oder so Hunters Plan war es, dass sein Feind etwas verlor und leiden müsste und schon damit hatte er seinen Triumph. Entweder würde er das Gesicht vor seinem Volk verlieren, weil er sie für die Liebe opferte oder er würde seine große Liebe verlieren und für ewig unglücklich.

Es wäre Hunters Sieg. Ein kleiner Sieg, aber ein Sieg. Und wenn Kurt tot war und Blaine das hätte aufgeben müssen, wäre das Königreich erneut genug geschwächt, um es zu übernehmen. Man durfte in einen Krieg nie ohne eine Geheimwaffe gehen und auch wenn Hunters Plan spät zündete, er wurde besser.

Das einzige, was ihn störte war, dass es noch keine Spur von Prinz Blaine gab und dabei hatte man alles gut überwachen und aufrüsten lassen. Aber seine Truppen waren noch nicht gesichtet worden. Sie konnten ja wohl nicht zu übersehen sein, wenn sie hier einmarschieren wollten! Das dachte Hunter sich. Der Prinz sollte doch kommen um mit ihm zu verhandeln, das würde er doch wohl nicht ohne einen Hofstaat kommen, wenn er schon in dieses Schloss kommen würde! Für so dumm hielt auch Hunter den Feind nicht. Aber würde das dann bedeuten dass er gar nicht hier auftauchen wollte? Hatte er so leicht aufgegeben? Hunter konnte das nicht glauben, aber er hielt an seinem Plan fest, jetzt würde er ihn siegreich machen!
 

Während der Feind Pläne schmiedete, waren die drei Freunde bereits angekommen und hatten ihren Plan gefasst. Es gab einen Eingang, der direkt in den Kerker führen sollte. Aber auch dort würden Wachen stehen, Hunter würde informiert werden. Sie müssten sich ihm stellen. Nur verhandeln, das wollte niemand mehr mit ihm! Denn Hunter würde sie auch dieses Mal nicht gewinnen lassen, er würde Blaine eher in seinem Thronsaal abstechen, als ihm einen fairen Kampf oder eine Chance zu geben. Nein, sie wollten das umgehen, sie wollten nicht bemerkt werden, Kurt retten und fliehen, das war der Plan, aber Nick, der am meisten Erfahrung in diesem Gebiet hatte, war sich nicht sicher, ob das so funktionieren würde. Hunter war nicht dumm und er hatte schon immer wieder einmal gesehen, dass an den Grenzpunkten die Wachen erhöht worden waren und es dadurch ein schwerer Aufwand gewesen war sich unbemerkt an ihnen vorbei zu schleichen. Aber bis hierhin, knapp an die Schlossmauer konnte sich der Ritter sicher sein: Niemand hatte sie bisher bemerkt und im besten Fall würde das auch so bleiben.

Es war frühster Morgen, als sie sich der Stelle näherten, unter den Bäumen konnten sie sich verstecken und im Schatten der Schlossmauer zu dem Eingang schleichen. „Gut, so weit sind wir… Wir haben nicht mehr viel Zeit, jetzt ist der Moment an dem die Wachen bald ausgetauscht werden. Die Nachtwache ist müde und die Wachen für die Morgenstunden sind noch nicht richtig wach, wir haben also ein kleines Zeitfenster, in dem wir am sichersten sind“, erklärte Nick und begann damit das Schloss der Tür aufzubrechen, „Wir müssen schnell sein. Hunter könnte schon Wach sein, wenn er auf der Lauer ist. Wir dürfen nicht riskieren von ihm gesehen zu werden. Wenn er informiert wird, dann ist es schwierig hier wieder rauszukommen. Ich kenne das Schloss gut, aber Hunter kennt es besser.“

Sebastian studierte währenddessen den Plan des Schlosses, den Nick ihnen aufgezeichnet hatte. „Gut, ich denke ich weiß, wo wir Kurt finden und wie wir ihn am sichersten auch nach draußen bekommen. Wenn wir entdeckt werden, müssen wir uns den Weg nach draußen kämpfen. In diesen frühen Stunden sollte es kein Problem sein, die Pferde sind sicher im Wald versteckt, wo Nick uns gesagt hat, dass die Leute des Westreiches sie nicht finden können. Und warum sollten sie auch suchen? Wenn wir aus dem Schloss raus sind, müssen wir nur noch in unser Königreich reiten und sind in Sicherheit“, fasste er zusammen, „Nick, hast du inzwischen eine Idee, wo wir einen Schlüssel für die Zellen finden können?“

„Leider nicht…“, gestand der Ritter.

Der Stratege verdrehte die Augen: „Nutzlos. Dann müssen wir das Schloss aufbrechen und das wird Lärm machen“, dachte er laut nach und seufzte, „Wenn wir die Schlüssel nicht irgendwo finden.“

Nick seufzte: „Ich war niemals lange im Kerker und ich habe mich nie um Gefangene gekümmert, ich weiß, dass sie in kleinen Zellen eingesperrt sind und dass der Kerker sich durch mehrere Gänge auszeichnet, aber wo es Schlüssel für die Türen gibt, das weiß ich nicht.“ Er war froh, dass er wusste, wie man dieses einfache Schloss aufbrechen konnte. Er hatte öfter vor Hunters Zorn während des Trainings fliehen müssen, dabei war er durch das Waldstück und das Trainingsgelände hierher gerannt, hatte das Schloss aufgebrochen und war durch den Kerker entkommen, bis einige Stunden später Hunter sich beruhigt hatte und die Luft rein war. All die Zeit der Behandlung des Schlosses machte es in zwischen so undicht, dass man nur dagegen tippen musste und es sprang auf. So konnten sie auch endlich ins Schloss hinein…

Blaine war nervös, er hatte bisher noch nichts gesagt und das lag nur daran, dass die Situation für ihn so ernst war. Er musste Kurt jetzt retten und der kleinste Fehler konnte sein Leben besiegeln, wenn sein Geliebter nicht vielleicht auch schon tot war! Es war ein schreckliches Gefühl und Blaine bekam kam einen Ton raus, er war angespannt und er wollte einfach nur keinen Fehler machen. Aber dann betraten sie endlich das Schloss und es fühlte sich alles nur noch schlimmer an. Es war ein merkwürdiges Gefühl, wie sie die Gänge entlang schlichen, es war dunkel und nur ein paar Kerzen hingen an den Wänden. Sie bewegten sich vorsichtig, damit ihre Schritte nicht zu sehr hallten, aber es war ein merkwürdiges Gefühl sich so vorsichtig fortzubewegen. Und dann mit einem Mal kam jemand auf sie zu.

Alle drei waren erschrocken und wollten sich verstecken, doch es gab keinen Weg zur Seite und so kam der Fremde immer näher, bis sie ihn schließlich in den Scheinen der Kerzen erkennen konnten und sie waren erstaunt.

„Prinz Blaine… Ihr seid wirklich hier“, hauchte Ethan und lächelte leicht.

„Du…“, murmelte Blaine, da drängte sich Sebastian an ihm vorbei.

„Du! Du bist hier, nach allem, was ich für dich getan habe!“, meinte der Taktiker ernst.

„Sei ruhig“, mischte sich Nick ein.

Ethan sah die drei erschrocken an und seufzte leicht. „Herr Sebastian…“, murmelte er und lächelte ihn ein wenig an, „Es freut mich Euch wieder zu sehen…“, meinte er ruhig und sah den Herrn an, dann blickte er wieder zu Blaine, „Ihr wollt zu Kurt, ich weiß, wo er ist.“

„Weißt du auch, wie wir zu ihm kommen?“, fragte Sebastian und zog sein Messer, um es ihm entgegen zu halten.

Gleich hob der Fremde die Hände. „Ich sollte ihm sein Essen bringen, da habe ich euch gehört. Ich… Ich habe Schlüssel zu seiner Zelle“, meinte er ruhig und sah die Anderen an, „Prinz Blaine, es ist gut, dass Ihr hier seid, Ihr müsst ihn retten!“, sagte Ethan ernst und nun war es an den anderen verwirrt zu sein.

„Du willst uns helfen?“, fragte Nick ernst, „Warum sollten wir das glauben?“

„Das ist ein Trick“, meinte auch Sebastian ernst.

Doch Blaine lächelte leicht: „Hilf uns, bitte. Ich will Kurt hier sicher rausbringen.“

„Du glaubst ihm?“, Sebastian war vollkommen entgeistert.

Da zog Ethan einen kleinen Schlüssel aus seiner Tasche und hielt ihm den Prinzen hin. „Das ist der Schlüssel. Ich führe euch zu Kurt, dann holt ihr ihn raus und schließ mich ein. Ich werde Hunter sagen, dass ihr mich überwältigt habt, als ich ihm das Essen bringen wollte, das gibt euch einen guten Vorsprung. Verstanden?“

Blaine nahm den Schlüssel an sich. „Das klingt vernünftig… Vielen Dank.“

„Gerne, Prinz“, sagte Ethan und ging voran. Die anderen waren noch immer skeptisch, aber ihnen viel auch nicht ein, was der Fremde ihnen antun sollte und vor allem, wie also folgten sie ihm durch die Gänge bis zu Kurts Zelle und dort sahen sie ihren Geliebten und Bekannten in einem schrecklichen Zustand.

Müde lehnte er an einer Wand und Blut lief ihm über das Gesicht. Seine Kleidung war zerrissen und er zitterte am ganzen Körper. Hilflos saß er dort und an seiner Stirn befand sich eine große Wunde aus der noch immer das Blut lief. Auf die Schritte reagierte er erst gar nicht, er sah nicht auf und starrte immer nur auf den kalten Boden der Zelle.

Blaine wurde bleich. „Ich habe gestern Abend versucht die Wunde zu versorgen“, meinte Ethan ruhig, „Sie scheint wieder aufgegangen zu sein“, erklärte er ruhig und seufzte, „Ihr solltet euch beeilen und ihn hier wegbringen, damit er gute medizinische Versorgung bekommt“, erklärte er und sah dabei zu, wie Blaine auch gleich die Tür zur Zelle öffnete und zu seinem Geliebten lief.

Vor ihm ging er auf die Knie und griff nach Kurts Händen. „Schatz… Bitte.. Schau auf… Ich bin hier und wir werden dich jetzt retten“, flüsterte er ihm zu und hob seinen Kopf zu sich, „Kurt, schau mich an, es wird alles gut…“, meinte er leicht stotternd und die Tränen standen ihm in den Augen, „Ich…“

„Prinz, Ihr solltet Euch beeilen“, sagte Ethan und trat nun auch in die Zelle, „Geht und schließt mich ein“, sagte er noch einmal und half dabei Kurt aufzurichten, der noch gar nicht wirklich etwas in seinem Schock reden konnte.

Sebastian betrachtete die Situation: „Du wirst uns auch nicht verraten?“, fragte er noch einmal misstrauisch und betrachtete seinen ehemaligen Gefangenen, „Warum? Was ist nur los mit dir?“

Doch Ethan seufzte leicht: „Was ist los mit Euch, dass Ihr es nicht glauben könnt, dass ich das Richtige tun will“, sagte er ruhig, „Ich versorge Kurt seit er hier ist und es geht ihm nicht gut. Ich will ihm nur helfen und ich weiß, dass ihr das richtige tut und keine Gefahr für unser Königreich seid. Wenn ich euch hätten verraten wollen, dann hätte ich es schon längst getan, ich will helfen“, sagte er noch einmal und lächelte sanft, „Ihr solltest es mal probieren, Herr. Es ist nicht so schlimm, wie es erscheint“, sagte er ruhig und ließ sich währenddessen von Blaine in Kurts alter Zelle einschließen.

Der Prinz sah ihn noch einmal an. „Vielen Dank, wir werden ihn in Sicherheit bringen, ich stehe in deiner Schuld. Schon wieder.“

„Nein, es ist in Ordnung“, meinte Ethan und seufzte schwer.

„D… Danke…“, hauchte auch Kurt nun, während er sich an Blaine klammerte. Erstaunt sahen die anderen ihn an, als er begann zu reden, aber er verstummte auch schnell wieder.

Mit einem tiefen Seufzen hielt der Prinz ihn stützend fest: „Beruhig dich, wir bringen dich jetzt in Sicherheit. Hunter sollte dafür bezahlen…“, murmelte er wütend, während sie sich den Weg zurückgehen wollten, den sie auch gekommen waren, aber mit einem Mal hörten sie von dort Stimmen.

Nick schluckte: „Sie scheinen die offene Tür gefunden zu haben. Wir müssen durch das Schloss fliehen…“

Wütend sah Sebastian ihn an: „Sie haben also die offene Tür gefunden? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie unserer Pferde auch haben, du Genie?“

„Halt den Mund und folg mir!“, zischte der Ritter und führte die Treppe hoch in die Gänge des Schlosses…

Aber ohne dass sie es gemerkt hatte, war passiert, was sie unbedingt hatten verhindern wollen. Die Wachen hatten Verdacht gewittert. Sie hatten die offene Tür gefunden und gleich darauf auch Ethan in der Zelle, in der eigentlich der wichtige Gefangene sein sollten und damit war es klar, was passiert war. Die Nachricht verbreitete sich schnell im Schloss und auch Hunter wurde informiert. Sie hatten Kurt zwar gerettet, aber er war nicht gut zu Fuß, er war schwach und seine Beine hatten kaum Kraft, so dass man ihn stützen mussten und mehr auch mit sich ziehen, um überhaupt voran zu kommen. Das Schloss war groß, Nick wusste zwar sich zurecht zu finden, aber es war noch immer ein weiter Weg zu den Toren, die für sie die Freiheit bedeuten würden. Selbst wenn sie Kurt hinter sich herzogen konnten sie sich nicht zu schnell fortbewegen aus Angst, dass ihm dabei etwas passieren konnte, niemand wusste, wie schwer er genau verletzt war. Auch der kleine Vorsprung den sie hatten, nützte nichts, auch dass Hunter erst informiert werden musste und sich das Schloss neu organisieren musste, nütze ihnen nicht viel. Sie hatten die Eingangshalle erreicht und das Tor lag vor ihnen, doch damit auch noch etwas. Vor allen Seiten traten Soldaten an sie heran und an ihrer Spitze Prinz Hunter.

„Sieh einer Mal an, da ist ja der feine Herr Prinz und er hat mein Angebot feige ausgeschlagen um mich zu bestehlen, so sehe ich das aber gar nicht gerne“, meinte Hunter lachend und trat langsam auf die Gruppe zu, „Ich dachte wir hatten eine Abmachung, wollten wir nicht darüber reden, dass Ihr Kurt wiederhaben könnt?“

„Also ob ich mich mit Euch noch einmal verhandeln würde! Wir hatten zuvor eine Abmachung, die habt Ihr gebrochen und ich will nicht mehr mit Euch verhandeln, ich will nicht mehr mit Euch reden. Und seht Euch an, was Ihr mit Kurt gemacht habt? Es ist mein gutes Recht, ihn zu retten!“, gab Blaine wütend zurück und löste sich leicht von Kurt, um einen Schritt auf Hunter zu zugehen.

Sebastian und nick hielten Kurt fest und starrten den gegnerischen Prinzen an und atmeten tief durch. „Hunter… Bist du jetzt vollkommen wahnsinnig geworden? Einen Unschuldigen so zu foltern“, rief Nick und bekam nur giftige Blicke.

„Du solltest dich da mal fein raushalten. Aber Prinz Blaine, damit das klar ist, ich lasse euch hier nicht so einfach rausspazieren! Ich lasse mich nicht gerne bestehlen.“

„Kurt ist nicht dein Eigentum und du gehörst bestraft für das, was du ihm angetan hast!“, sagte Blaine wütend.

„Macht Euch keine Hoffnung, Prinz“, lachte Hunter und zog seine Axt, „Ihr kommt hier nicht mehr aus, ich bekomme meinen Triumph und meine Rache.“

Blaine wusste nicht mehr, was er tun sollte. Er musste Kurt hieraus bringen, er musste in Sicherheit gebracht werden. Und Hunter würde sie nicht gehen lassen, er würde sie her alle hier abschlachten, als sie in die Freiheit zu entlassen, aber das konnte Blaine nicht zulassen, er musste seinen Geliebten retten, dafür war er hergekommen. Er blickte sich um und dann sah er Nick an. Mit einem tiefen Seufzen legte er die Hand an seine Klinge und sah sich zu seinem Freund um. „Nick, du weißt, wie ihr hier rauskommt, richtig?“, meinte er ernst und kümmerte sich nicht mehr um Hunter. Der Ritter nickte. „Nehmt Kurt und bringt ihn hier weg, bringt ihn nach Hause… Bringt ihn zu Jeff… Und zu seinem Vater.“

„Und du?“

„Ich halte sie auf und halte euch den Rücken frei“, erklärte der Prinz und zog sein Schwert.

„Das ist albern, das kannst du nicht tun!“, meinte Sebastian wütend, „Was soll Kurt ohne dich machen, lass mich –“

Doch Blaine ließ es nicht zu, er sah beide wütend an und schüttelte mit einem kurzen Ruck den Kopf: „Geht!“

Nick und Sebastian sahen sich an, sie konnte nichts mehr tun. Sie konnten sich schlecht gegen den Befehl ihres Prinzen stellen, auch wenn sie ihren Freund nicht allein lassen wollten. Aber sie mussten gehorchen und sie mussten auch zustimmen, Kurt musste zurück in ihre Heimat, er brauchte medizinische Behandlung und er brauchte Hilfe. Noch konnte niemand genau sagen, was Hunter ihm angetan hatte, doch wenn es nun zum Kampf kam, würde Kurt es nicht überstehen. Ihr Prinz wollte ihn nur retten. Und sie konnten sich gegen seinen Willen stellen. Auch wenn es vielleicht bedeuten würde, dass ihr Prinz nicht zurückkam. „Pass auf dich auf…“, meinte Nick und sah noch einmal seinem Freund in die Augen und seufzte schwer. „Komm Sebastian, ich kenne einen anderen Ausgang…“, raunte er ihm und fasste Kurt sicher, um mit ihm loszulaufen. Hunter schrie ihnen hinterher und wollte die Soldaten hinter ihnen herschicken, doch Blaine sprang dazwischen und wehrte sie ab, so dass die anderen fliehen konnten… Nur der Prinz blieb zurück.

„Wollt Ihr Euch jetzt wirklich ganz allein gegen all meine Soldaten stellen, Prinz? Seid ihr des Lebens so müde? Oder ist es das wert so einen kleinen dummen Bauern zu retten und Euer Leben dafür zu opfern? Ihr werdet doch sehen, dass mich das nur zu glücklich macht, Euch hier das Licht auszublassen“, erklärte Hunter mit einem breiten Grinsen.

Blaine sah ihn entschlossen an: „Rede nicht so über ihn. Kurt ist mein Leben allemal wert und ich habe geschworen ihn zu beschützen! Mit meinem Leben, wenn es sein muss!“, Er atmete tief durch, „Und ich will mich nicht durch Euren Hofstaat kämpfen, ich will Euch zum Kampf herausfordern! So gerecht und so richtig, wie wir ihn bereits hatten, bis Ihr ihn abgebrochen habt, um mich feige zu hintergehen!“, sagte er wütend und richtete die Klinge auf den feindlichen Prinzen, „Und, Prinz Hunter? Seid ihr so feige mich hier von Euren Soldaten morden zu lassen oder nehmt Ihr mein Angebot an und stellt Euch mir in einem fairen Kampf?“ Er stand dort und starrte ihn an und all die Soldaten um ihn rum starrten ebenfalls zu ihrem Prinzen hinauf, der sich nun vor ein Problem gestellt sah.

Hunter starrte ihn wütend an und schüttelte den Kopf: „Ich muss hier gar nichts beweisen. Der Sieg allein zählt und das… Das…“, er starrte den Feind an, der einfach nur dort stand. Es wäre so leicht. Nur ein Befehl und Prinz Blaine würde in Stücke gerissen. Nur ein Wort würde reichen, er stand hier, in Sicherheit und hatte bereits den Sieg. Und Blaine war ganz ruhig, dabei hatte er verloren! Wie konnte er dort stehen, wie konnte er das tun? Ihn so sehr zu provozieren, das konnte Hunter nicht auf sich sitzen lassen. Wütend schritt er auf ihn zu. „Gut, du sollst deinen Kampf haben. Gerecht und vor den Augen meines Volkes morgen zum Sonnenaufgang, bring ihn bis dahin weg“, befahl er und sah Blaine erbost an.
 

Während Kurt auf dem Weg in sein Zuhause war, fand sich Blaine wieder in der Zelle wieder in der sein Liebster so lange eingesperrt war. Er hatte nur diese eine Chance, nur diesen einen Kampf und das Vertrauen in Hunters Wort. Eine andere Möglichkeit blieb ihm nicht. Und doch wusste er sehr sicher, dass Hunter ihn nicht überleben lassen würde. Selbst wenn er diesen Kampf erneut fair gewinnen würde, es wäre sein Ende. Und das einzige, was ihn trösten konnte war der Glaube daran, dass er Kurt das Leben gerettet hatte, dass sein Geliebter wieder in der Heimat sein würde und dort von Jeff behandelt wurde, so dass er bald wieder gesund war. Das war seine Hoffnung und sein einziger Lichtblick, wenn er morgen wohl in seinen Tod im Kampf gegen Hunter gehen würde. Aber wenn dann sollte er in einem gerechten Kampf sein Bestes geben und den Feind zumindest eine Wunde seines Egos verpassen!

Über einen Tag blieb Blaine in der Zelle und er wurde nur dürftig versorgt. Offenbar begann Hunter schon früh damit ihn zu schwächen, aber das war dem Prinzen egal, er würde diesen Kampf nehmen, er würde sein Bestes geben und dann wohl als Gewinner hingerichtet werden.

Aber er trat aufrecht auf den Kampfplatz. Er bekam sein Schwert und sah Hunter an, der von seinem Volk gefeiert wurde. Und Blaine ließ ihm den kurzen Triumph. Er hielt sein Schwert in beiden Händen und wartete auf den Beginn. Dieses Mal jedoch hatte er nichts mehr zu verlieren, kein Kurt, der in Gefangenschaft war, keine Liebe seines Lebens, der bei einem falschen Schritt eine Klippe in den Tod stürzen könnte. Kurt war sicher und Blaine war wütend, wenn er das Bild seines Liebsten vor seinem inneren Auge sah, den Schmerz, den man ihm zugefügt hatte, die Wunden, die Qualen und er war wütend, dass er dank Hunter seinen Geliebten nie wieder dazu trösten könnte, ihn nie wieder im Arm halten. Dieses Mal hatte er nichts zu verlieren, kein Volk das auf ihn hoffte, keine Liebe, die beschützt werden musste. Es war nur er und Hunter und Blaine würde diesen Kampf bis zum letzten führen. Es war auch seine Rache, für all das, was Hunter Kurt angetan hatte.

Und mit einem Mal war es nicht mehr von Wichtigkeit, dass Hunter stärker zuschlug als Blaine und dass er mehr Kraft hatte, denn der Prinz stemmte sich auch so mit allem, was er hatte dem Feind entgegen. Er wollte Hunter besiegen, er wollte ihn leiden lassen und dass er selbst etwas abbekam, das war dem Prinzen nun vollkommen gleich. Er schlug immer wieder zu, er wich aus und er bewegte sich über das Kampffeld als ob es kein Morgen mehr gab, in dem festen Glauben, dass es auch so war. Hunter würde so oder so ihm ein Ende setzten und er wollte nicht alleine abgehen!

Das Ganze verwirrte Hunter. Er hatte Blaine anders in Erinnerung. Er hatte sich auf diese schnellen Schritte und das Kontern vorbereitet in den vergangenen Stunden, aber mit dieser Aggression hatte er nicht gerechnet, er hatte seine Wut unterschätzt. Es war ein langer Kampf und nach und nach waren beide verwundet und erschöpft. In diesem Moment versuchte Blaine gar nicht heil aus dem Kampf rauszukommen und Hunters Kampfstil war aggressiv und unvorsichtig. Ihre Oberkörper waren von Schnitten und Wunden übersäht, aber sie waren noch nicht fertig.

Blaine war noch immer entschlossen zu gewinnen, auch wenn es nichts mehr für ihn zu gewinnen gab. Als sie einen Moment durchatmeten und sich auf den nächsten Schlag bereit machen jedoch erkannte Blaine ein Gesicht in der Menge der Leute. Das konnte nicht sein. Der sollte doch dafür sorgen, dass Kurt ins Schloss kam und behandeln wurde! Was machte er da? Oder halluzinierte der Prinz nun schon? Er stürmte erneut auf Hunter zu und langte mit dem Schwert nach ihm. Aber sein Blick blieb auf der Person dort. Nein, er irrte sich nicht. Er war hier, das konnte nicht sein! Und Blaine verstand auch nicht, was da passierte und so kämpfte er weiter und weiter und mehr und mehr Erschöpfung kam in ihm und Hunter durch. Nach einiger Zeit war das bekannte Gesicht in der Menge auch wieder verschwunden. Vielleicht war es doch nur Einbildung gewesen, Hoffnung auf etwas, doch es war vorbei…

Der letzte Schlag wurde gesetzt und erneut ging Hunter zu Boden. Blaine seufzte schwer und blieb über ihm stehen. Er konnte den Hass in den Augen seines Widersachers sehen, er hatte ihn erneut besiegt und das schmeckte Hunter kein bisschen. Blaine sah ihn ruhig an.

„Ergreift ihn!“, schrie Hunter, doch bevor die Soldaten aus den Reihen der Zuschauer traten, hörte man mit einem mal das laute Geräusch von Pferdehufen und lautem Geschrei. Blaine drehte sich um, an den Menschen, die um sie herum standen drängten sich zwei Pferde vorbei. Auf einem davon saß jemand, das Gesicht, dass Blaine in der Menge gesehen hatte; Nick.

„Steig auf“, rief er, als er die Pferde neben Blaine zum Stehen brachte und reichte ihm die Hand, „Ich lasse nicht zu, dass dieser Betrüger dich hinrichten lässt!“, meinte er ernst und half Blaine auf der zweite Pferd. Der Prinz war noch immer etwas benommen von dem Kampf und nun kamen auch die Soldaten auf sie zu, aber er hielt sich an seinem Pferd fest und folgte Nick von dem Kampfplatz fort. Die Soldaten von Prinz Hunter waren zu Fuß unterwegs, so konnten sie die beiden nicht angreifen und ihnen auch zuerst nichtfolgen, als sie ihre Pferde hatten, da waren die beiden Flüchtlinge schon längst zu weit weg um sie noch weiter zu verfolgen. Ungeachtet von Blaines Verletzungen ritten sie immer weiter in Richtung der Heimat, sie wollte nur noch entkommen, dann konnte man sich um das weitere kümmern.

„Was fällt dir ein“, meinte Blaine dann noch einiger Zeit und blickte zur Seite um seinen Freund anzusehen, „Ihr solltet euch um Kurt kümmern, was ist mit ihm?“

Nick seufzte: „Wir haben auf dem Weg eine Gruppe Reisender getroffen. Sie haben Kurts Wunden vorläufig versorgt und sind dann mit Sebastian weiter in Richtung des Schlosses gezogen und ich bin umgedreht um dir zu helfen“, erklärte er ernst und seufzte, „Ich habe schon geahnt, dass du Schwierigkeiten haben würdest… Und ich lasse nicht zu dass dir etwas passiert und mir Hunter neben meiner Heimat auch noch meinen besten Freund wegnimmt.“

Ein leichtes Lächeln lag auf Blaines Lippen: „Kurt geht es also gut…“

„Oh Prinz…“

„Aber danke“, gab der Prinz zurück, „Danke, dass du mir geholfen hast, ich hatte geglaubt, dass ist das Ende.“

„So siehst du auch aus.“

„Lass mich…“, meinte Blaine ruhig, „Ich bin einfach nur noch froh, heim zu kommen und Kurt zu sehen… Ich kann nicht glauben, dass wir beide da heil rausgekommen seid.“

Nick seufzte leicht und betrachtete ihn: „Seid ihr aber und Hunter ist besiegt. Ich kenne ihn, er wird nicht mehr eingreifen, du hast ihn zweimal besiegt und gedemütigt, das Kapitel mit Hunter ist abgeschlossen. Wir sind befreit. Prinz, du hast Kurt gerettet, dein Volk befreit und du lebst noch. Und Jeff wird sich freuen, deine Wunden zu versorgen.“

„Dann kann endlich alles gut werden…“

Der Blick in eine Zukunft

Es ist manchmal ein langer Weg bis zu einem glücklichen Ende. Und manchmal ist der Weg dorthin endlos. Manchmal gibt es kein glückliches Ende, manchmal muss man jemanden gehen lassen, manchmal muss man sich von jemandem verabschieden oder sich entscheiden, was man will. Liebe ist oft die erste Wahl, aber nicht immer. Und manchmal kostet es zu viel, sie fest zu halten, sie zu retten und sich an ihr fest zu halten, aber manchmal gibt es auch Menschen, die alles dafür geben würden, um ihre Liebe zu erhalten, die sich vollständig opfern würden, für den Menschen, den sie lieben, die kämpfen, bis das Glück erreicht ist. Und für diese Menschen, die all ihr Leben und ihre Kraft in den Kampf stecken, die werden ihn auch gewinnen, so sagt man. Dann erreichen sie auch ihr glückliches Ende und niemand würde daran zweifeln, dass sie es verdient haben, nachdem sie den langen steinigen Weg dorthin erklommen haben.

Auch Blaine war diesen Weg gegangen und er hatte mehr als einmal dem Tod ins Gesicht gesehen um die Liebe seines Lebens, Kurt, zu retten, er hatte gekämpft und es hatte ihn gekostet, aber letzten Endes kam Kurt sicher im Schloss an. Man kümmerte sich um ihn und er wurde wieder gesund. Und auch Blaine sollte sicher und in einem Stück seine Heimat erreichen. Manchmal lohnte es sich für die, die man liebt zu kämpfen, auch wenn es hin und wieder aussichtslos erscheint, so ist Hoffnung der stärkte Antrieb und er bringt einen selbst wenn langsam dann an sein Ziel.
 

„Wo ist Blaine?“, fragte Kurt und sah sich immer wieder im Raum um.

„Du musst liegen bleibe!“, sagte Jeff bestimmt und seufzte, „Ich weiß nichts von Blaine… Oder von Nick…“, grummelte er und atmete tief durch. Sein Liebster war auch nicht hier, weil er Blaine unterstützen wollte und gerade fühlte es sich nicht einmal mehr so an, als ob auch nur einer von den beiden heimkommen würde. Was wenn Nick etwas schrecklich Dummes getan hatte und nun keiner von ihnen zurückkommen würde? Sie hatten es versprochen, aber Sebastian hatte schon etwas angedeutet, dass Blaine sich für sie hatte opfern wollen und Nick umgedreht war um ihm zu helfen. „Du darfst dich nicht zu viel bewegen, dann könnten die Wunden wieder aufgehen.“ Denn diese Person wollte Jeff nicht auch noch verlieren.

„Ist ja gut…“, der Bauernjunge seufzte schwer und schüttelte leicht den Kopf, „Ich weiß nur nicht, was ich denken soll… All die Zeit dachte ich immer nur… Hoffentlich kommt er und rettet mich. Und dann war er da und ich konnte kein Wort herausbringen. Ich habe das alles gar nicht mitbekommen, ich stand so unter Schock, aber kaum waren wir wieder zusammen, wurden wir wieder getrennt und… Ich will endlich mit ihm zusammen sein, ich will… Ich will das alles, das normale Paare haben… Ich will ihm keinen Ärger mehr machen, ich will einfach nur mit ihm glücklich werden…“

„Nicht weinen! Davon können die Wunden auch wieder aufgehen!“, sagte Jeff noch einmal ernst und schluckte leicht, denn all das tat ihm selbst so weh.

„Tut mir leid…“, schluchzte Kurt und wischte sich über das Gesicht. Während ihm die Tränen aber noch immer über das Gesicht liefen und Kurt verzweifelt versuchte sich zu beruhigen, klopfte es an seiner Tür.

Jeff stand auf und ging zur Tür. „Ich behandle zur Zeit nur wichtige Fälle, wir haben hier ein paar Probleme“, erklärte er, noch bevor er die Tür geöffnet hatte, aber als sie offen stand schluckte er doch ziemlich stark.

„Es ist eine ziemliches Problem“, schallte ihm die Stimme seines Geliebten entgegen, „Der Prinz blutet sogar an den Händen“, meinte er und verdrehte die Augen, „So fest kann man sein Schwert auch nur festhalten, wenn man lange allein war“, meinte er grinsend und blickte Jeff an. Der Heiler schluckte und wurde ein wenig rot, bevor er dann auch einfach seinem Geliebten um den Hals warf und sich an ihn drückte.

„Oh Gott… Du bist wieder da! Bist du verletzt? Geht es dir gut?“, fragte er sofort und begann den Hals seines Liebsten zu küssen.

Blaine räusperte sich, während er ins Zimmer stolperte: „Er nicht, aber ich!“, meinte er ernst und schüttelte den Kopf. Der Arzt löste sich von seinem Freund und blickte dann seinen Prinzen an. „Ja… Ja, richtig“, räusperte sich und sah ihn an, „Setz dich da neben Kurts Bett.“

Lächelnd trat Blaine an das Bett heran und schenkte seinem Geliebten einen verliebten Blick: „Warum weinst du?“, fragte sagt und beugte sich zu ihm runter um ihn zu küssen, „Ich bin jetzt da, mein Schatz…“

„Hinsetzen und obenrum freimachen, wenn ich die Wunden versorgen soll!“, meinte Jeff streng und drückte ihn auf den Stuhl.

Blaine begann zu grinsen: „Das hast du mit Absicht gemacht!“

„Stimmt“, Jeff setzte sich vor ihn um seine Wunden zu behandeln und zu verbinden, während Nick sich hinter ihn stellte und damit begann ihm seine Schultern zu massieren. Mit einem leichten Seufzen behandelte der Arzt seinen Prinzen weiter. „Ich bin froh, dass ihr wieder hier seid…“

„Und ich erst“, hauchte Nick ihm ins Ohr.

Blaine seufzte und griff nach der Hand seines Geliebten, während Jeff ihn versorgte. „Ich auch…“, murmelte er und sah Kurt an, „Ich will nie wieder von dir getrennt werden und das werde ich auch nicht mehr“, erklärte er ihm ruhig und sah ihm tief in die Augen.

„Ich bin so froh, dass du wieder da bist… Ich will das auch nicht mehr…“, hauchte der Bauernjunge atemlos, „Ich… Ich werde bald vollkommen gesund sein und dann… dann wird alles besser und… normal bei uns.“

„Ich liebe dich, Kurt… Sobald du aufstehen kannst, sobald alle deine Wunden verheilt sind, werden wir heiraten und dann leben wir gemeinsam für den Rest unseres Lebens“, versprach der Prinz ihn und sein Liebster nickte kräftig, „Wir werden das schaffen, das ist der letzte Schritt und ich will ihn mit dir gehen. Und dann für alle Zeit an seiner Seite sein!“

„Genau das will ich auch…“
 

Es dauerte einige Wochen, dann waren Kurts Wunden ganz verheilt. Während Blaine und Kurt dann erst richtig die Heimkehr des Prinzen feiern konnten, hatten Nick und Jeff sich bereits vollkommen als Eheleute eingelebt und Sebastian war in ein leeres Haus wieder nach Hause gekommen. Doch in dieser Nacht heute sollte es keine Trauer geben, denn Blaine hielt sein Versprechen und sobald sein Geliebter aufstehen konnte, wurde im Schlossgarten hier Hochzeit gefeiert.

„Ich kann nicht glauben, dass das wirklich passiert“, flüsterte Kurt und sah seinen Geliebten an, als sie gemeinsam dort standen. Nein, das konnte er nicht. Er hatte gefühlt ewig davon geträumt, Blaine auch nur einmal richtig zu treffen, persönlich mit ihm zu reden und ihn kennenzulernen, das hätte ihm gereicht und nun war es so. Sie standen hier gemeinsam und wurden getraut. In nur wenigen Augenschlägen wären sie getraut, für ein Leben lang. Sein Herz schlug unheimlich und er war niemals so glücklich in seinem Leben wie jetzt gewesen. „Blaine… Ich liebe dich.“

Der Prinz lächelte ihn sanft an: „Und ich liebe dich“, hauchte er ihm entgegen und genoss den Moment so sehr. Wie lange hatte er gekämpft dafür den Menschen finden und heiraten zu dürfen, den er wirklich liebte und nun stand er wirklich hier und es würde passieren! Glücklich hielt er die Hände seines Liebsten in seinen und sah ihn an. „Ich bin so glücklich. Und von nun an den Rest unseres Lebens“, flüsterte er ihm entgegen.

Der Bauernjunge strahlte noch ein wenig mehr: „Das klingt wunderbar…“

Ein Kuss besiegte das Geschehen und sie waren verheiratet. Sie waren zusammen und der ganze Hofstaat konnte es sehen, alle Welt sollte es wissen und ihr Glück bewundern können! Für sie war dieser Tag vollkommen…

„Sie haben unserer Hochzeit die Schau gestohlen“, seufzte Jeff und hielt sich an seinem Ehemann fest.

Nick lachte auf und zuckte mit den Schultern: „Er ist der Prinz… Wenn er das nicht tun würde, wär denn dann?“, erklärte er ruhig und lächelte sanft seinen Mann an, „Lass es gut sein, das ist ihr Tag und außerdem… Ich fand unsere Hochzeit viel schöner…“, er drückte seinen Mann einen Kuss auf die Lippen.

„Du bist süß“, meinte Jeff kichernd und sah ihn an, „Du hast Recht, wir sollten froh sein… Immerhin sind wir zusammen. Wir könnten es auch schlimmer treffen können“, meinte er und ließ seinen Blick schweifen. Er traf Sebastian, der dort ganz alleine am Rand stand.

Der Ritter seufzte schwer, als er dem Blick seines Liebsten folgte. „Es ist komisch, oder? Normalerweise hätte er sich an alles rangeschmissen, was alleine hier ist und zwei Beine hat, nicht wahr? Und nun steht er da und starrte nur in der Gegend um her. Das ist nicht der Sebastian, den ich kenne. Was ist nur los mit ihm?“

„Er hat seinen Zauber verloren“, murmelte Jeff und schloss die Augen, „Aber ich verstehe es auch nicht. Was ist los mit ihm? Ich meine, sein Schwärmen für Blaine war doch nicht wirklich echt? Das kann ihn doch nicht so traurig machen oder?“

„Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht…“

„Es ist komisch, ihn so zu sehen. Aber was sollen wir machen?“, der Arzt seufzte.

„Wir können nichts machen“, dachte Nick ernst nach und zuckte mit den Schultern, „Obwohl eins sollten wir jetzt hier noch tun. Willst du tanzen?“

„Du nun wieder“, murmelte Jeff und nickte dann, „Ja… Lass uns den Abend noch genießen.“

So wie die Beiden tanzten auch Blaine und Kurt den gesamten Abend in ihr neues Leben. Der Krieg war vorbei, ihr Land war sicher und gemeinsam nun würden sie es reagieren und weiter Leben. Ihr Glück war nicht mehr zu weiter zu führen. Aber es ging nicht allen so. Recht früh verließ Sebastian an diesem Abend das Fest. Er hatte sich zusammen gerissen, er hatte gelächelt, aber er konnte sich nicht länger zusammen reißen. Er musste nun heim. Und dieses Mal verließ er so ein Fest sogar ganz alleine. Ohne jemanden, der wusste selbst nicht, was mit ihm los war, aber er fühlte sich nicht danach sich das länger anzusehen oder auch nur mit einer Person zu sprechen.

Doch als er an diesem Abend in sein Haus kam, brannte dort Licht. Er hatte sofort das Messer in Händen, als er die Tür öffnete, doch alles, was er in seinem Haus Anfang war eine einzige Person, die mit einer Kerze am Tisch saß. Erst wollte Sebastian die Person anschreien, dann er kannte er ihn. „Du… Was machst du hier…“, stotterte er und wurde bleich.

Mit einem leichten Lächeln drehte Ethan sich daraufhin zu ihm um. „Ich… Ich weiß es ehrlich gesagt nicht so genau“, meinte er ruhig und sah vorsichtig zu ihm auf, „Aber… Wollt Ihr Euch nicht setzen?“

Sebastian runzelte die Stirn und setzte sich dann ruhig neben ihn an den Tisch.

„Ihr habt nicht mal misstrauisch nachgefragt…“, murmelte Ethan und lächelte.

„Wenn es dir so fehlt: Was willst du?“, knurrte Sebastian und verdrehte die Augen.

Der Andere musste leicht kichern: „Ich… Ich weiß nicht, was ich will…“, sagte er ruhig und blickte auf den Tisch, „Ich… Ich habe viel Ärger bekommen, nachdem ihr geflohen seid, aber… Kurt und Blaine scheint es wieder gut zu gehen“, meinte er und schluckte als er noch immer Sebastians ernsten Blick sah, „Ich… Meine Familie ist geflohen, nicht hierher… in ein anderes Königreich und die haben sie gerne aufgenommen und ihnen geholfen. Ich war auch kurz da, aber… Ich habe viel nachgedacht und… Etwas hat mir gesagt, dass ich… hierher kommen sollte. Ich hatte so ein Gefühl…“

„Ein Gefühl…“

„Ich wollte zurück… zu Euch, so meine ich das“, meinte Ethan und atmete tief durch und schloss die Augen, „Ich… Ich glaube, Ihr seid sehr einsam und Ihr könntet… Gesellschaft gebrauchen“, er lächelte, „Ich meine… Ich möchte hier bei Euch sein. Vielleicht als Sklave wie vorher, aber… Ihr wisst, was ich meine…“

Erstaunt blickte Sebastian ihn an und ohne dass er es merkte, legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Nach allem, was ich getan habe… Nach all dem, bist du zurückgekommen? Zu mir?“, fragte er noch einmal nach und schüttelte den Kopf, „Ich verstehe dich nicht. Und ich weiß nicht, ob ich das je tun werde… Du hältst mich für einsam? Und deshalb bist du hier? Das ist…“

„Wahr“, Ethan nickte und lächelte sanft, „Ich wollte zu Euch. Ihr habt mich gehen lassen und ich bin Euch unglaublich dankbar, aber… Vielleicht ist meine Arbeit in meiner Familie getan und ich werde hier gebraucht und… Ich möchte Euch helfen, ich möchte bei Euch sein.“

„Du bist verrückt. Nicht mal meine Freunde wollen lange in meiner Nähe sein!“, sagte der Taktiker bestimmt, „Warum du?“

„Ich mag Euch. Und ich weiß, dass da ein anderer Mensch unter Eurer Schale steckt, wenn man ihm nur hilft herauszukommen“, erklärte Ethan und griff nach Sebastians Hand, „Und ich würde das gerne tun… Ich kann nicht sagen warum, aber ich möchte hier bleiben… Für Euch… Für mich…“

Etwas ungläubig blickte Sebastian auf seine Hand, die nun von der des anderen umschlossen wurde und doch wurde sein Lächeln immer breiter, ohne das er wusste, warum. Denn es fühlte sich gar nicht schlecht an, wie sich das hier gerade entwickelte. Was hier passierte. Er hob den Blick und sah Ethan an. „Ich… Ich möchte, dass du bleibst…“, brachte er etwas scheu über seine Lippen und schluckte, „Nicht als Sklave oder Bediensteter… Ich möchte, dass du hier einziehst und… Dass du mich auch nicht wie einen Höheren anredest. In Ordnung? Ich… Ich bin nicht wirklich einsam… Aber ich glaube, ich kann deine Gesellschaft hier gut gebrauchen… Und es freut mich, wenn du hier bleiben willst…“
 

„Ich kann nicht glauben, dass wir wirklich da hingehen“, meinte Jeff und schüttelte sich gleich, „Ich hätte nicht gedacht, dass das jemals möglich wäre!“

Nick lachte: „Ich weiß, was du meinst. Es ist komisch, aber es ist auch schön“, erklärte er und sah seinen Mann an, „Du siehst unglaublich aus, wir sehen die anderen endlich alle mal wieder. Und wir bekommen endlich einen guten Blick auf den Thronfolger von Blaine und Kurt“, sagte er fröhlich und gab seinem Mann noch einen Kuss, bevor sie aus dem Haus gingen.

„Glaubst du, dass sie das Kleine mitnehmen?“, fragte Jeff nach.

„Sie haben es ja lange genug versteckt“, lachte der Ritter, „Außerdem… Der große Taktiker und Schürzenjäger Sebastian heiratet… Was gibt es für ein besseres erste Event für unseren zukünftigen Herrscher?“, er schüttelte den Kopf.

„Du bist heute so unheimlich witzig, Schatz“, hauchte Jeff ihm ins Ohr und klammerte sich an seinem Arm fest, „Aber sag, wo wir bei dem Thema sind, wann wollen wir uns denn um Kinder kümmern?“, fragte er und sah ihn an.

Nick schüttelte den Kopf: „Wir sind auf dem Weg zu Sebastian Hochzeit, können wir nicht ein Wunder nach dem anderen abarbeiten?“, er lächelte ihn an.

„Was soll das jetzt wieder heißen?“, meinte der Arzt leicht zickig.

„Dass ich dich liebe und dass wir heute Abend über Kinder reden.“

„Aber das ist ein Ja zu dem Thema, richtig?“, fragte Jeff aufregt.

Der Ritter grinste ihn an: „Beeil dich, wir kommen noch zu spät und das wollen wir doch nicht, oder?“

„Ich will einen Platz in der ersten Reihe, wenn Sebastian, der einsame Taktiker heiratet!“
 

„Bist du bald fertig?“, fragte Blaine seufzte schwer, „Wir werden noch zu spät kommen und du weißt, wie wichtig es Sebastian und Ethan ist, dass wir da sind?“, er erhielt keine Antwort. Mit einem erneuten Seufzen wiegte Blaine das kleine Kind auf seinem Arm: „Dein Vater ist immer so… Wenn wir irgendwo hinwollen, dann muss er noch einmal seine Kleidung ändern, weil ihm einfällt, dass sie doch nicht zum Anlass passt… Je besser du es lernst, desto besser, aber man gewöhnt sich daran. Mit dir wird er das auch noch oft genug machen“, er haute dem Kleinen einen Kuss auf die Stirn. „Kurt? Bist du jetzt soweit?“

Mit einem leichten Lachen aus Verärgerung und Belustigung trat Kurt ins Zimmer und schüttelte den Kopf: „Na, ihr beiden, habe ich euch etwas warten gelassen?“, fragte er und lächelte sie an, „Wie konnte ich nur meine beiden Schätze warten lassen?“, langsam trat er an die beiden heran und blickte seinen Mann an. „Ist ja gut, ich bin so weit.“

„Und du siehst wunderbar aus“, erwiderte der König und gab ihm einen Kuss, „Aber nun sollten wir auch so. Du kennst Sebastian, er wird mit Sicherheit schon ungeduldig sein!“, warnte er, „Selbst an diesem Tag wird er sich das nicht nehmen lassen.“

„Natürlich, ich kenne ihn ja nun auch ein wenig länger“, Kurt seufzte leicht und streichelte ihrem Kind über den Kopf, „Das ist unser erster Ausflug zu dritt, mein Kleines“, flüsterte er, „Dein Onkel heiratet heute. Und… Du darfst es ihm nie sagen, aber… Wenn er nicht gewesen wäre, denn wären dein Vater und ich gar nicht zusammen“, meinte er und kicherte ein wenig, „Wir werden uns nie begegnet wenn dein Onkel Sebastian nicht gewesen wäre. Lustig, oder? Und nun komm“, damit nahm er Blaine das Kind ab und lächelte glücklich, „Raus in die Welt… Es wird dir gefallen…“, sein Blick hob sich zu seinem Mann, der den Arm um ihn legte und so machten sie sich auf den Weg zur Hochzeit von Sebastian…

Sie selbst hatten nun einige glückliche Jahre hinter sich und ihr kleines Kind bei ihnen. Das Leben hatte sich großartig entwickelt und das sollte noch nicht das Ende sein, das Glück war bei ihnen angekommen und es wollte Kurt und seinen ehemaligen Prinzen auch nicht mehr verlassen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute…



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  Schmusejacke
2013-10-29T17:04:18+00:00 29.10.2013 18:04
Das Schloß des Westens, Heimat von unserem grantigen Lieblingsbösewicht. Ich würde gerne mal einen Blick hinein werfen und wäre auch gerne beim Showdown dabei gewesen. Das Kapitel war wieder schwer fesselnd und es ist gut, dass Nick gekommen ist. Jetzt nur nach Hause und in die Arme der Liebsten!
Von:  Schmusejacke
2013-10-29T12:12:55+00:00 29.10.2013 13:12
Ein anderes Haustierchen würde auch gar nicht zu Hunter passen als ein dicker, roter Drachen xD
Es war wieder ein klasse Kapitel, man konnte nicht aufhören zu lesen oder mitzufiebern. Werde auch gleich weiter lesen was so im Schloß passiert ^^
Von:  Schmusejacke
2013-09-04T11:23:24+00:00 04.09.2013 13:23
Epic No! Nein! Das machst du nicht Hunter! Das ist...doch gemein! Die armen beiden! Nein, nein, nein!
Jetzt wird es ja immer interessanter und ich freu mich schon darauf bald weiter lesen zu können.
Das Kapitel war wirklich gut, die Wechsel waren gut überlegt und es hat doch wirklich gefesselt. Die Verzweiflung beim Taktiker und seinem Gefangenen, Nick und Jeff...Kurt und Blaine, doch, ich bin ziemlich begeistert von dem Kapitel!
Von:  Schmusejacke
2013-09-04T10:55:58+00:00 04.09.2013 12:55
Auch wieder ein sehr interessantes Kapitel. Der Anfang war irgendwie ein wenig zäh, aber es wurde von Zeile zu Zeile spannender und ich konnte nicht aufhören zu lesen.
Das Schloss mutiert ja zur Singlebörse, aber irgendwie ist das total genial. Und Blaine war in der Küche ja mal wieder schwer niedlich wie er alles heraus posaunen musste.
Sebastians Wahnsinn mochte ich wieder am Besten. Ach ne, ich frag mich echt, was der Kerl mir angetan hat. Und was er jetzt dem armen Ethan antut...werde ich ja gleich lesen können!
Von:  Schmusejacke
2013-07-22T08:06:39+00:00 22.07.2013 10:06
Nun...ich bin ziemlich..ich weiß auch nicht. Das Kapitel ist schön und deprimierend..sie kommen zusammen und sind glücklich und dann kommt ein Ekelpaket um die Ecke und schafft es für den Einzug der Realität zu kämpfen.
Aber irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, dass unser Ekelpaket auch bald von einem netten Brünetten ein wenig bekehrt werden könnte. Die erste Begegnung zwischen beiden war wirklich toll, auch wenn ich das Bild vom Bogen halten jetzt wohl lange nicht mehr aus dem Kopf bekomme xD
Für Klaine tut es mir so leid, aber ich gehe mal schwer davon aus, dass sie es am Ende schaffen! Und ich hoffe, dass der arme Wolf auch einen netten Arzt findet ^^
Von:  Schmusejacke
2013-07-10T12:54:00+00:00 10.07.2013 14:54
Awwwwr...
Mehr kann man bald gar nicht mehr zu diesem Kapitel sagen. Du hast nicht zu viel versprochen, es war unheimlich viel schöner Kitsch und ich sitz hier gerade total gebannt davor und seh noch vor meinem inneren Auge wie Prinz Blaine davon reitet.
Es ist ein wirklich schönes Kapitel gewesen und ich mag Sebastian unheimlich gerne. Dieses kleine Ekel verdient es manchmal aber auch nicht anders als vorgeführt zu werden!
Von:  Schmusejacke
2013-06-19T19:08:54+00:00 19.06.2013 21:08
Also erst mal...Niff!
Hilfe, was sind die beiden niedlich! Jeff ist so unheimlich knuddlig in seiner Art und so verletzlich...Nick, nimm ihn noch ein Mal mehr in den Arm! DU bist an seinen Tränen Schuld!

Aber Prinz Hunter find ich ja auch mal richtig scharf! Hoffentlich taucht er noch einige Male öfter auf, denn von dem würd ich gern noch ein wenig mehr lesen.

Alles in allem, ein wirkliches fesselndes Kapitel und ich werd es nachher sicherlich noch ein Mal lesen, denn es gefällt mir wirklich unheimlich gut!
Von:  Schmusejacke
2013-05-27T08:13:59+00:00 27.05.2013 10:13
Wieder ein wirklich schönes Kapitel ^^
Und Nick spielt endlich mit! Ich war erst so: Ooooooh, Sir Nick!!! und dann: Der ist verheiratet? O.o Armes, kleines Jeffy!
Aber ich freu mich wirklich darauf wie es im Land des Westens weitergeht, was dort alles Spannendes passiert und wie der Prinz dem Mehljungen das nächste Mal über den Weg laufen wird.
Von:  Schmusejacke
2013-05-21T09:11:32+00:00 21.05.2013 11:11
Was ist das niedlich!
Ich hab Blaine die ganze Zeit jetzt im Aschenbrödelprinzlook vor Augen und Jeff und Nick - ich geh mal davon aus, dass die beiden seine Deppenbrüder werden - die ständig um ihn herumtanzen und ein wenig von dem höfischen Ernst ablenken, der in Sebastian doch wirklich gut dargestellt ist.
Ich finde die Geschichte bisher wirklich gut gelungen und es macht Spaß es zu lesen! Freue mich schon auf die weiteren Kapitel ♥


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