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Vertrau mir deine Flügel an

von

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Der Schmerz der Vergangenheit

Leise seufzte Mizu, als sie neben Erenya herlief. Sie hatte beschlossen das Mädchen zur Roshigumi zu begleiten, denn irgendwie wurde sie das dumpfe Gefühl nicht los, dass ihr sonst etwas passierte.

„Es ist unnötig, dass du mitkommst.“

Erneut äußerte Erenya, dass sie alleine ganz gut zurecht kam, doch irgendwie glaubte Mizu ihr nicht. Noch dazu trug das Puppenmädchen wieder das Schwert bei sich, was nur sie heben konnte. Sollte sie also angegriffen werden, bestand die Gefahr, dass sie wieder zum geflügelten Männermordenden Wesen mutieren würde. Sie wollte also nur auf Nummer sicher gehen.

„Du willst ja nur verschwinden, damit du dich nicht verabschieden musst. Das kann ich nicht zulassen.“

Entsetzt wegen Mizus Worten, blieb Erenya stehen und sah die Kriegerstochter an, die einfach weiter lief und sie nicht einmal eines Blickes würdigte.

'Woher weiß sie das?'

Erenya konnte nicht wissen, dass Mizu diesen Satz nur als Ausrede verwendet hatte, damit sie endlich akzeptierte, dass sie bis zur Roshigumi nicht von ihrer Seite weichen würde.

'Ob Harada-san auch Gedanken lesen kann? Oder besitzt nur Mizu diese Gabe?'

Noch immer verwundert darüber, dass Mizu scheinbar ihre Gedanken gelesen hatte, lief sie auf ihre Freundin zu, die bereits weiter gelaufen war.
 

Schweigend lief Mizu neben ihrer Freundin weiter. Sie waren schon so gut wie vor den Toren des Hauptquartiers der Roshigumi und noch immer war Erenya fest entschlossen sich auszuliefern.

Abrupt blieb das Samuraimädchen stehen und sah zu Erenya, die verwundert über ihr Tun ebenfalls inne hielt und sich zu ihrer Freundin umwandte.

„Hör endlich auf! Hör auf die Tapfere zu spielen und flieh! Noch kannst du es. Flieh und lebe in der Freiheit, die du verlieren würdest, wenn wir durch dieses Tor gegangen sind.“

Ernst sah Mizu ihre Freundin an. Es war die letzte Chance die sie hatte, um Erenya von einer Flucht zu überzeugen. Zielsicher griff Mizu in ihren Yukata und zog ein kleines rotes Säckchen raus, das sie Erenya entgegen hielt.

„Nimm das und flieh aus Kyoto. Damit könntest du es bis nach Edo oder noch weiter schaffen.“

Stumm sah Erenya auf das Säckchen. Sie musste keine Hellseherin sein um zu wissen, dass sich genug Geld für eine Flucht darin befand. Sicherlich hatten Mizu und Lhikan das für sie zusammen gekratzt um ihr zu helfen. Doch selbst wenn sie eine Flucht geplant hätte, sie hätte es nicht annehmen können.

„Nein... Alles was gerade passiert und noch passieren wird, ist Schicksal. Sich dagegen aufzulehnen, würde bedeuten, dass man einem grausamen Ende entgegensieht.“

Ohne Mizu oder dem Säckchen weiter Beachtung zu schenken, wandte sich Erenya von ihr ab und lief weiter zu dem Tor, das mit jedem Schritt näher kam.

„Warte!“

Verzweifelt rief Mizu nach ihrer Freundin, doch sie ging unaufhaltsam weiter.

„Schicksal... Damit solltest du dich eigentlich bestens auskennen, sehender Engel.“

Erenya sah auf, als sie eine bekannte, kalte Stimme von einer Person vernahm, die am Tor auf sie zu warten schien. Sie brauchte nicht lange um zu erkennen, dass der Mann mit den roten Augen derselbe war, den sie vor einiger Zeit in Shimabara getroffen hatte.

Und wie schon bei ihrer ersten Begegnung erzitterte sie vor Angst.

„Wer bist du? Hat die Roshigumi dich als Begrüßungskomitee geschickt?“

Schnell war Mizu zu Erenya gelaufen und hatte sich schützend vor das Mädchen gestellt. Auch wenn sie unbewaffnet war, wollte sie ihre Freunde beschützen, egal was passierte.

„Als ob ich mich solchen Barbaren anschließen würde. Ich nur hier, um das Püppchen abzufangen. Und du stehst mir gerade im Weg.“

Genervt durch Mizus eingreifen zog Daren sein Schwert, das seit Monaten unbenutzt um seiner Hüfte hing. Er hasste es dieses Spielzeug zu benutzen, denn es waren immer die anderen, die sich daran verletzten. Und heute sollte es Erenyas lästige Begleitung sein.

„Nicht!!!“

Leicht zuckte Mizu zusammen, als eine Stimme ertönte und sie einen stechenden Schmerz im linken Arm verspürte. Fragend sah sich die Kriegerstochter um und entdeckte eine schwarz gekleidete Person, die auf dem Tor saß.

„Ein Todesengel?“, wisperte Mizu, deren Beine ihr nicht mehr gehorchen wollten.

Wie zwei Strohhalme knickten sie ein und beförderten die Samuraitochter auf die Knie.

„Was mischst du dich ein, Akazumi?“

Wütend darüber, dass nicht er der Grund war, warum seine Gegnerin zusammenbrach, sah Daren zu dem Ninjamädchen, dass ihn ernst fixierte.

„Wir müssen kein unnötiges Blut vor den Toren der Roshigumi vergießen. Schnapp dir das Mädchen und lass uns verschwinden!“

Murrend steckte Daren sein Schwert wieder in die Scheide zurück und wandte sich Erenya zu, die ihr Schwert fest umklammerte und ihm die scharfe Klinge entgegen hielt.

Nun musste er vorsichtig sein, denn wenn er einen falschen Schritt wagte, würde die Angst ihren Überlebenswillen aktivieren. Sie dann noch lebend zu bekommen, war unmöglich.

„Akazumi, leg sie schlafen.“

Ohne ein weiteres Wort verstand Akazumi, was ihr Auftraggeber von ihr verlangte, weswegen sie drei Stäbchen unter ihrer Maske hervorzog und sie auf Erenya warf.

Verängstigt hob der Engel das Schwert und schwang es, um die Geschosse abzuwehren, doch es war vergebens, denn bis auf ein Stäbchen, das an der Klinge abprallte, rammten sich alle in ihre Brust und ließen das Schlafmittel in ihre Venen eindringen.

Nur ein Atemzug verging, ehe Erenya das Schwert fallen ließ und müde in Darens Arme fiel.

Gelähmt lag Mizu am Boden und musste hilflos mit ansehen, wie ihre Freundin vor den Toren der Roshigumi verschleppt wurde.
 

Obwohl es noch früh am Morgen war, hatte sich Yuki der ehemalige Schneeengel auf dem Weg zur Roshigumi gemacht. Die Männer der Gruppe hatten sie darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie wohl ihre gesuchte Person gefunden hatten und sie ihr heute überreichen würden.

Glücklich sah sie auf ihren Brief, auf dem in einer feinen und gut leserlichen Handschrift alle nötigen Informationen geschrieben standen. Am Abend zuvor, als die Inspektoren der Roshigumi sie gefunden und ihr den Brief überreicht hatten, war Yuki zu Koji gegangen, um ihm ihren Sieg unter die Nase reiben zu können.

Und nun saß er mit Natsu in ihrem Gasthaus und wartete darauf, dass sie mit Erenya wiederkam.

'Ich frage mich, wer mir gerade mehr leid tut. Koji weil er Natsu so wild und neugierig ist, oder Natsu, weil Koji so ein Romeo ist. Ich weiß es einfach nicht.'

Seufzend steckte Yuki ihren Brief wieder ein und lief etwas schneller in die Richtung des Hauptquartiers. Sie wollte Erenya so schnell es ging wieder in ihre Arme schließen.

'Morgen können wir dann wieder aufbrechen... Ob ich Koji darum bitte mitzukommen? Er bekommt sicher Ärger, wenn er Erenya nicht in die Finger bekommt. Und da er sie nicht mitnehmen will, weil ich gewonnen habe... Er bekommt garantiert Ärger.'

Ein leises Seufzen kam über Yukis Lippen, als sie an ihre Heimat dachte und an den alten Mann, der sich als ihr Gott bezeichnete und versuchte der einzig Wahre zu sein. Sie fragte sich immer noch, wie die Engel allesamt so dumm sein konnten, dass sie nicht verstanden, dass er nur halb so mächtig war, wie er behauptete. Doch mit guten Ausflüchten konnte man selbst dem dümmsten Schaf Dreck als Gras verkaufen.

'Ich versteh immer noch nicht, warum ihm Onis so ein Dorn im Auge sind. Der Grund für die Notwendigkeit sie auszurotten, bleibt mir immer noch verborgen. Vielleicht ist meine Denkweise aber einfach zu grau...“

Zu grau. Das beschrieb wohl in der Tat Yukis Denkweise. Sie dachte nicht an dieses allgegenwärtige „Onis sind böse, die Engel die Guten.“. Im Gegenteil, sie zweifelte daran, wie „gut“ die Obrigkeit war, wenn sie unschuldige Seher einsperrten, friedliebende Onis auslöschten und selbstständig denkende Engel ihrer weißen Flügel beraubte, um sie mit einem grässlichen Schwarz zu stigmatisieren.

„Hilfe...“

Von einem leisen und schwachen Hilferuf aus ihren Gedanken gerissen, sah sich Yuki um und erkannte ein Mädchen, dass sich mit aller Kraft und ziemlich steif zum Tor der Roshigumi schleifte. Äußerlich schien sie nicht verletzt zu sein, denn sie zog keine Blutspur hinter sich her, was schon einmal ein positives Zeichen war. Dennoch fand Yuki ihre Situation bedenklich und konnte nicht anders, als zu ihr zu laufen.

„Ist alles okay? Kann ich dir irgendwie helfen?“

Langsam bückte sich Yuki zu der Fremden hinunter. Sie musste vorsichtig sein, denn wer wusste schon, ob dieses Mädchen wirklich verletzt war und nicht nur so tat. Andererseits hätte sie sich für ihr Schauspiel dann sicher einen anderen Ort gesucht.

„Ich... muss zur... Roshigumi... M-Meine Freundin... wurde entführt.“

Yukis Augen weiteten sich, als sie hörte, was das Mädchen da sagte. Ihr war klar, dass man in diesem Fall schnell handeln musste und da sie sowieso auf dem Weg zu der Truppe war, konnte sie dem Mädchen helfen.

„Keine Sorge, ich bringe dich zu ihnen“, erklärte der Engel und nahm die Verletzte Huckepack.

„Erenya... Ich muss sie aus den Fängen... dieses Mannes befreien.“

Fast hätte Yuki das Mädchen fallen gelassen, als sie hörte, dass diese den Namen des Püppchens gesagt hatte. Sie verstand sofort, und ohne weitere Worte, dass ihr Schicksal nun mit der Fremden und der Roshigumi verknüpft war. Doch noch mehr verstand sie, dass ihr der Sieg für diesen Moment durch die Finger geglitten war.
 

Seufzend saß Akazumi, ganz unüblich in einem lilafarbenen Yukata gekleidet, vor einem kleinen Restaurant in Osaka. Es waren nun schon einige Tage vergangen, seit sie ihren Auftrag ausgeführt und Daren nun das Objekt seiner Begierde hatte. Doch scheinbar hatte dieser noch nicht vor, sie aus ihrer Pflicht zu entbinden, indem er sie bezahlte.

In Kyoto sie sich auch nicht mehr blicken lassen, denn wenn das Mädchen von den Entführern berichtete, gab es mindestens einen Mann, der dann wusste warum sie bei der Roshigumi herumgeschlichen war. Demnach war es zu gefährlich.

„Was mache ich nur?“, wisperte Akazumi und sah zum Himmel.

Sie wusste nicht, was sie tun sollte und ob sie jemals Geld von Daren erwarten konnte. Es war einfach ein ungutes Gefühl, was sie erfasst hatte, denn noch immer wusste Akazumi nicht, was Daren wirklich plante.

„Mutter wäre das nie passiert“, seufzte sie leise und erhob sich von der Bank.

Sie musste einfach auf andere Gedanken kommen, weswegen sie sich durch eine kleine Gruppe von Menschen kämpfte, um auf die Einkaufsstraße zu gelangen.

Doch weit kam das Ninjamädchen nicht, denn ihr Blick fiel auf ein kleines Schaufenster, in dem drei Schwerter ausgestellt waren. Sofort blieb sie stehen und sah auf die Mordwaffen, deren scharfen Klingen bläulich schimmerten.

'Warum erinnern mich diese Schwerter nur an Saito?'

Sehnsüchtig sah das Mädchen auf die Waffen und stellte sich vor, wie ihr Schwarm sie in der Hand halten würde. Sie war sich sicher, dass es kein Schwert auf der Welt gab, das diesen Mann nicht wunderschön und stark wirken ließ.

„Obwohl diese Schwerter schön sind, und man anhand des Schliffs erkennen kann, dass der Schmied sein Handwerk versteht, sind das nicht die besten Schwerter, die sie bekommen können.“

Erschrocken weiteten sich die Augen des Ninjamädchens. Denn von allen Orten hatte sie nicht damit gerechnet, ihm hier zu begegnen. Saito Hajime von der Roshigumi.

„Ich hatte nicht vor eines dieser Schwerter zu kaufen. Sie... haben mich nur an jemanden erinnert, den ich sehr gerne hab“, flüstert Akazumi kaum hörbar.

Aber sie traute sich nicht, den Krieger anzusehen, denn noch nie war sie ihm wirklich so nahe gewesen wie jetzt. Und vor allem hatte sie noch nie mit ihm gesprochen.

„Ist er der Grund, warum Sie so traurig sind?“

Die Gelockte schluckte schwer, denn Saito war nur einer von vielen Gründen, warum sie traurig war.

„Es ist mehr als das...“

Ihre Worte klangen wie ein kleines Geständnis, was selbst Akazumi überraschte, denn bisher entwickelte sich das Gespräch ganz anders, als sie es erwartet hatte.

„Wenn Sie wollen, können Sie es mir erzählen.“

Fast schon überrascht, sah Akazumi zu Saito auf. Er war so anders als sie es sich immer vorgestellt hatte. Doch warum? Sie war immerhin nur eine Fremde für ihn.

'Denk nicht darüber nach, das ist deine Chance, nutze sie!', ermahnte sie sich in ihren Gedanken und rang sich ein zierliches Lächeln ab.

„Zum Dank möchte sie Sie zum Essen einladen.“

Es war für Akazumi die wohl einzige Möglichkeit, mehr Zeit mit ihrem Liebsten zu verbringen. Ein Essen als Dankeschön für sein offenes Ohr kam da wie gerufen.
 

Bewundernd sah Akazumi Saito an, der sich gerade einen Bissen Reis in den Mund steckte. Obwohl der Krieger sich alles hätte bestellen können, blieb er bei Reis mit etwas gebratenen Fisch und Gemüse.

'Er ist so höflich. Das liebe ich an ihm', dachte das Ninjamädchen mit einem hauchzarten roten Schimmer auf ihren Wangen.

Dieser blieb jedoch von Saito vollkommen unbemerkt.

„Sie wollten sich den Kummer von der Seele reden.“

Akazumi zuckte leicht zusammen, als Saito die Stille plötzlich durchbrach. Eigentlich hätte sie ihn gerne weiter beobachtet, doch da er den Grund ihres Kummers wissen wollte, konnte sie ihn ja nicht ewig an schweigen.

„Mein Kummer hängt mit meiner Mutter zusammen. Sie hatte einen etwas untypischen Beruf, aber den hatte jede Frau in unserer Familie. Sogar ich übe nun diesen Beruf aus und folge den Regeln, die mich meine Mutter gelehrt hatte, bevor sie ermordet wurde. Jeden einzelnen Tag lebe ich nach diesen Regeln und versuche meine Arbeit mit besten Gewissen auszuführen, doch in letzter Zeit fällt es mir immer schwerer.“

Kurz hielt Akazumi inne und blickte auf ihren Becher Tee, der vor ihr stand. Selbst heute noch hörte sie die Stimme ihrer Mutter so deutlich in ihrem Kopf, dass sie glaubte, ihr Geist wäre immer noch bei ihr, um sie auf ihre Fehler hinzuweisen. Immer hatte sie schon einige ihrer Regeln gebrochen.

'Regel 1: Sei immer vorbereitet. Regel 5: Lass dich nie erwischen. Regel 8: Zweifel nie an deinem Auftraggeber. Regel 9: Hinterfrage nie das Tun deines Auftraggebers.'

In Gedanken zählte Akazumi alle Regeln auf, die sie schon gebrochen oder zumindest nicht zu ganzer Vollständigkeit eingehalten hatte.

'Regel 20: Bring Augenzeugen um.'

Ein Seufzen schlich sich über die Lippen des schönen Mädchens, was Saito aufblicken ließ. Schon anhand des Seufzers bemerkte er, wie groß der Kummer des Mädchens war.

„Ich habe viele dieser Regeln gebrochen. Einige gewollt, andere ungewollt. Aber vor allem zweifel ich an meinen Auftraggeber. Ich hab das Gefühl, dass sein Tun falsch ist, aber meine Regeln besagen, dass ich weder an ihn zweifeln noch ihn hinterfragen darf. Und irgendwie ist dieser Auftraggeber auch so etwas wie der Feind meines Geliebten. Mir ist es nun unmöglich ihn wieder zusehen.“

Obwohl Akazumi immer davon geträumt hatte, mit Saito zu reden und ihm ihre Liebe zu gestehen, konnte sie das nun nicht mehr tun. Sicher hatten sie bereits von dem gelähmten Mädchen eine Beschreibung von Daren, der mit der Hilfe eines Ninjamädchens Erenya entführt hatte, erzählt. Sie musste also schweigen, egal ob sie wollte oder nicht.

„Wie ist deine Mutter gestorben?“

Verblüfft zog Akazumi eine Augenbraue hoch, als sie Saitos Frage vernahm. Eigentlich hatte sie auf einen guten Rat gehofft und nicht darauf, dass er etwas belangloses über ihre Mutter wissen wollte.

„Sie hat sich mit etwas unmenschliches angelegt. Ursprünglich stamme ich aus einem kleinen Dorf im Norden. In der Nähe des Dorfes gab es einen Wald, in dem sich tief verborgen ein weiteres Dorf befand. Allerdings lebten dort unmenschliche Kreaturen, vor denen die anderen sich fürchteten. Dabei haben sich die Kreaturen nie blicken lassen, oder uns etwas angetan. Im Gegenteil, ich habe mich im Wald verlaufen und einer der jüngeren hat mir den Weg zurück in mein Dorf gewiesen.

Jedoch war die Angst der Bewohner meines Dorfes so groß, dass sie meine Eltern baten diese Kreaturen auszulöschen. Obwohl meine Eltern bedenken bezüglich dieses Auftrags hatten, schmiedeten sie einen Plan. Wochenlang haben sie das andere Dorf beobachtet und fanden so raus, wer die, ich nenne sie mal Herrscher, waren. Meine Eltern glaubten, dass sie nur die Herrscher und ihre Familie ausschalten mussten, damit die anderen Dorfbewohner freiwillig den Wald verließen. Sie informierten unsere Dorfbewohner über ihren Plan und vollbrachten ihr Werk im Schutze der Dunkelheit.

Wie geplant verließen die Wesen wirklich den Wald und wir hatten jahrelang Ruhe und eine Angstlose Zeit. Bis der Terror anfing. Menschen, die den nahegelegten Wald betraten, verließen ihn nicht mehr lebend. Selbst der Erkundungstrupp verschwand spurlos. Die Dorfbewohner glaubten, dass es die wütenden Geister der ermordeten Wesen waren, weswegen sie meine Eltern verantwortlich dafür machten. Sie versprachen deswegen, dass sie sich um die Sache kümmern würden, und gingen in den Wald. Doch auch sie kamen nicht mehr wieder. Ich bekam Angst und lief selbst in den Wald, dahin, wo das Dorf der Wesen sich befunden hatte. Ich wollte die Geister der Verstorbenen bitten, meinen Eltern zu verzeihen und sie mir wieder zu geben. Doch es war zu spät. Ich fand beide Händchen haltend an einem Baum hängend. Und nicht nur sie hingen da, auch der Suchtrupp hing dort.“

Akazumi spürte, wie sich ihre Kehle mit jeden weiteren Wort zuschnürte. Die Erinnerungen an diese Vergangenheit, schmerzte sie noch heute. Doch es war noch lange nicht das Ende ihrer Geschichte.

„Sie haben sich also selbst umgebracht?“, fragte Saito schließlich nach und sah das Mädchen an, das nur den Kopf schüttelte.

„Nein. Der Suchtrupp hatte eine Verletzung an der Brust. Nur meine Eltern nicht. Sie waren betäubt und lebendig aufgehangen wurden. Ich hatte damals zwei feine Kratzer an ihren Körpern gefunden. Solche Kratzer würden reichen, um ein Gift oder Betäubungsmittel zu injizieren. Besonders bei uns im Norden ist das ein beliebter Weg sich Feinde vom Hals zu schaffen.“

Fest umklammerte das Ninjamädchen ihren Becher Tee und biss sich leicht auf die Unterlippe. Eigentlich hatte sie nun schon zu viel gesagt, doch Saito blieb vollkommen ausdruckslos.

„Und was haben Sie dann gemacht?“

Das Herz der Gelockten machte einen kleinen Hüpfer, als Saito nun noch mehr wissen wollte. Sie hatte nicht so einem Interesse von seiner Seite gerechnet.

„Ich bin zurück zum Dorf gelaufen und wollte ihnen erzählen, was ich gesehen habe, doch kaum, dass ich einen Schritt aus dem Wald getan habe, sah ich die Flammen, die das Dorf fraßen. Noch heute höre ich die Schreie jener, die bei lebendigen Leib verbrannten. Und ich konnte nichts dagegen tun. Stattdessen lief ich zurück in den Wald, dahin wo meine Eltern hingen und versteckte mich dort. Als ich am nächsten Morgen dort erwachte und mich wegschleichen wollte, sah ich ihn. Eines dieser unmenschlichen Wesen. Er sah mit seinen gelben Augen zufrieden auf sein blutgetränktes Schwert. Selbst an seinem weißen Haar klebte es. Vor Angst verkroch ich mich ins Gebüsch, doch er bemerkte mich und sah in meine Richtung, so dass ich dieses eine weiße Hörnchen auf seiner Stirn sehen konnte und erkannte, wie jung er eigentlich war.

Er blieb einfach stehen und starrte mit diesem teuflischen Grinsen in meine Richtung, ehe er sich abwandte und verschwand.“

Akazumi konnte gar nicht sagen, wie sehr sie unter diesen Erinnerungen litt. Doch gleichzeitig hatte sie dem Krieger nicht die ganze Wahrheit erzählt.

„Jetzt sind wir quitt...“

Das waren die letzten Worte des einhörnigen Onis gewesen, die er an sie gewandt hatte. Doch bis heute verstand sie nicht, inwiefern sie quitt waren.

„Meine Eltern sind also gestorben, weil sie die an mich vererbten Regeln eingehalten haben. Hätten sie den Auftrag nicht angenommen und das Herrschergeschlecht ausgeschaltet, würden sie heute noch leben.“

Das Ninjamädchen war sich sicher, dass ihre Worte der Wahrheit entsprachen, denn wenn ihre Eltern nicht gehandelt hätten, wären die Onis geblieben und die Dorfbewohner hätten den Wald weiter gemieden.

„Das bezweifle ich. Deine Eltern waren sich der Gefahr zu sterben bewusst. Die Regeln erinnerten sie jedes Mal aufs neue daran. Wie ein Hund zu leben, bedeutet auch wie einer zu sterben. Selbst wenn deine Eltern den Auftrag nicht angenommen hätten, so wäre den Bewohnern ein anderer Weg eingefallen, um diese ungeliebten Wesen zu vertreiben. Und das wiederum hätte auch zum Untergang des Dorfes geführt.“

Da Saito nun genug gehört hatte und es Zeit war, zum Gasthaus zurück zu gehen, erhob er sich von seinem Platz und ging in Richtung Ausgang. Doch neben Akazumi blieb er stehen und zog zwei Stäbchen unter seinem Yukata hervor.

„Entscheide, ob du weiter kämpfen willst um deine Ehre zu behalten, oder ob du lieber in die Arme eines Mannes fliehen willst, der keinerlei romantisches Interesse an dir hat.“

Behutsam legte Saito die zwei Stäbchen, die er einst gefunden hatte, neben Akazumi hin und verließ das Lokal. Akazumi hingegen starrte fassungslos auf jene Stäbchen, die sie einst in der Hand gehalten hatte. Mit dieser kleinen, fast schon unbedeutend wirkenden Geste, hatte Saito ihr drei Dinge klar gemacht.

Erstens, er wusste, dass sie ihn beobachtet und auch beschützt hatte. Zweitens, er würde sie beschützen, wenn sie die Seiten wechselte, und drittens, er hatte keinerlei Gefühle für sie.
 

Zielsicher betrat Daren einen Gasthof in Osaka und spähte durch die Menge trinkender Menschen, die sich hier angesammelt hatten. Doch nach kurzer Zeit verweilte sein Blick auf der Person, die ihn mit einer Nachricht herbeizitiert hatte.

Er musste gestehen, dass es ihn überrascht hatte von seinem mürrischen Freund zu hören, nachdem er so deutlich klar gemacht hatte, dass er sich nicht an seinem Plan beteiligen wollte. Die Frage war nun also, was er von ihm wollte.

Langsam ging Daren auf den Oni zu, der, wie nicht anders zu erwarten, stoisch gelassen seinen Sake genoss.

„Es ist selten, dass du darum bittest jemanden zu sehen, Kazama“, begrüßte Daren seinen alten Freund und ließ sich neben ihn nieder.

Wie sein Nachbar, würdigte Kazama den anderen Oni keines Blickes. Er akzeptierte einfach seine vorlaute Anwesenheit und nippte weiter an seinem Sake.

„Keine Begrüßung? Dabei wolltest du mich doch so dringend sprechen.“

Daren verwunderte es, dass Kazama ihn anschwieg und keine Anstalten machte, mit ihm zu reden. Er fragte sich sogar, ob er den starken Oni des Westens verärgert hatte, immerhin war es einfacher ihn zu verstimmen, als ihn und seine Gedanken zu verstehen.

„Amagiri meinte, ich solle noch einmal mit dir wegen deiner Pläne sprechen. Wir wissen aber beide, dass es sinnlos ist und du sowieso machen wirst was du willst.“

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit durchbrach Kazama das Schweigen zwischen ihnen. Doch trotz seiner Andeutung, wofür dieses Treffen sein sollte, verstand es Daren nicht.

Schließlich hatte Kazama selbst bemerkt, dass er sich seinen Plan nicht ausreden lassen würde. Nicht jetzt, wo er schon soweit gekommen war.

„Typisch Amagiri... Aber es wäre ohnehin schon zu spät. Ich habe das Püppchen bereits in meiner Hand. Ich muss ihr nur noch das hier einverleiben und dann werde ich die Menschen und Engel ausrotten.“

Triumphierend hielt Daren ein kleines Fläschchen mit einer dickflüssig grau wirkenden Flüssigkeit hoch und zeigte sie Kazama, ehe er sie wieder sicher verstaute.

„Zweimal... dir wurde zweimal das Leben geschenkt und du wirst es so einfach weg. Dir ist schon bewusst, dass dein Clan endgültig ausstirbt wenn du vom Antlitz dieser Welt verschwindest, oder?“

Nur aus dem Augenwinkel heraus bedachte Kazama seinen Freund mit einem ernsten Blick. Es war deutlich, dass er noch immer noch viel von Darens Plan hielt. Und wahrscheinlich würde sich das auch in nächster Zeit nicht ändern.

„Du spielst mit diesem Leben. Hat sich dein Rachedurst nicht gestillt, als du die Ninjas, die deine Familie ermordet haben, aufgeknüpft und ihr Dorf niedergebrannt hast? Warum willst du dich nun auch noch mit den Engeln und der gesamten Menschheit anlegen?“

Kazama konnte Darens Hass nicht nachvollziehen. Er hätte ihn in seiner Heimat, wo er in Frieden leben konnte, jederzeit willkommen geheißen. Doch Daren kam blind vor Rachegelüsten nicht einmal auf die Idee um Asyl zu bitten.

„Du weißt nicht was passiert ist, nachdem mein Clan das Dorf verlassen hatte. Wir wollten zu euch in den Westen weil wir wussten, dass der starke Kazama-Clan uns Schutz gewähren würde. Unterwegs wurden wir aber von den Engeln angegriffen. Dieses grausame Geflügel, dass im Namen ihres Gottes handelt, hat meinen gesamten Clan abgeschlachtet. Das sollen sie mir büßen, jeder einzelne von ihnen. Genauso wie die Menschen“, zischte Daren und ballte seine Hände zu Fäusten.

Schon aus seinen Worten hörte Kazama den reinen Hass heraus. Doch noch immer gab es eine Sache die ihm unklar war.

„Und das Ninjamädchen? Sie stammte doch auch aus dem Menschendorf. Warum hast du sie leben gelassen? Und warum lässt sie, die dich beseitigen will, wenn sie erst einmal erfährt wer und was du wirklich bist, für dich arbeiten?“

In der Regel wäre es Kazama egal gewesen, was andere Onis machten, aber Daren spielte doch schon sehr offensichtlich mit seinem Leben.

„Sie wird mir nichts tun. Denn bevor sie erfährt wer ich bin, wird sie sterben. Sie wird also nicht einmal die Chance bekommen auch nur einen Funken der Wahrheit zu begreifen.“

Seufzend erhob sich Kazama von seinem Platz und ging Richtung Tür. Er hatte genug gehört. Daren würde von seinem Kamikaze-plan nicht abkommen.

„Oi! Kazama! Meinst du immer noch, dass mein Plan scheitern wird? Ich hab nun immerhin das Püppchen.“

Wie schon bei ihrem ersten Treffen blieb Kazama stehen und wandte sich zu Daren, der ihn siegessicher angrinste.

„Grüß deine Ahnen von mir“, brummte er nur und verließ das Lokal und Daren, der sich seiner Sache viel zu sicher war, um Kazamas Worte zu verstehen.
 

Zielsicher lief Mizu in einen Haori und Hakama gekleidet in die Richtung Shimabaras. Nur zu deutlich nahm sie die Blicke ihrer Mitmenschen wahr, die auf dem Schwert um ihrer zierlichen Hüfte ruhten. Es war kein gewöhnlicher Anblick, dass ein Mädchen mit einem Schwert durch die Straßen zog. Erst als sie sich in Shimabara befand, schenkte ihr niemand mehr auch nur einen Blick.

Mizu war froh darüber, denn jetzt war sie im Revier der schwerttragenden Geiko. Hier konnte ihr so schnell nichts mehr passieren.

„Hallo, Mi-chan. Wie lange ist es her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?“

Abrupt blieb Mizu stehen, als sie die Stimme der Geiko hörte, die hier in Shimabara bekannter als der edelste Sake war.

„Ich habe gehört, dass du das Schwert niedergelegt hast, aber das waren scheinbar nur Gerüchte. Immerhin sehe ich doch, wie du deinen treuen Freund bei dir trägst.“

Lächelnd wandte sich die Kriegerstochter zu der Stelle um, wo Chia lässig an der Wand eines Hauses, in einer Seitengasse, gelehnt stand.

Sie kannte sie die Geiko, die sich abgesehen von ihrem länger gewordenen blonden Haar, kaum verändert hatte.

„Das waren keine Gerüchte. Gewisse Umstände haben mich aber dazu gezwungen, wieder zum Schwert zu greifen.“

Das Lächeln in Mizus Gesicht war geschwunden, so dass Chia erkannte, dass ihre Freundin aus der Vergangenheit ein Problem hatte. Ihr Gesichtsausdruck sprach immerhin eine deutliche Sprache.

„Und was willst du dann hier in meinem Revier, Mi-chan?“

Der blonden Geiko war klar, dass etwas nicht stimmen konnte, wenn Mizus Weg in das von ihr so verhasste Rotlichtviertel führte.

„Ich will dich um einen Gefallen bitten. Oder viel mehr um deine Hilfe.“

Chia wurde ernster, als sie die Worte des Samuraimädchens hörte. Selbst in der Vergangenheit hatte sie nie um Hilfe gebeten und nun war sie hier und forderte, ihren Stolz und Ehre vergessend, einen Gefallen.

„Eine sehr wichtige Freundin von mir wurde entführt. Alleine werde ich sie aber nicht retten können. Leih mit bitte deine Kampfkraft, Chia.“

Schweigend sah die Geiko ihre Freundin aus alten Tagen an. Sie meinte das ganze mehr als nur ernst. Mizu musste demnach also auf einen Gegner getroffen sein, der ihrer Kraft widerstehen und ihrer Technik etwas entgegenzusetzen hatte.

„Damals als wir jünger waren und in unserer kleinen Waisengruppe durch Japan gereist sind, hast du uns ein ums andere Mal das Leben gerettet. Und heute willst du wieder jemanden retten. Du wirst dich wohl wirklich nie ändern, Mi-chan. Was wäre ich also für ein Mensch, wenn ich dir jetzt den Rücken zuwenden würde? Ich denke es ist an der Zeit, dass ich einen Teil meiner Lebensschuld an dir zurückzahle“, erwiderte Chia und zog ihr Kodachi mitsamt der Schwerthülle unter dem Obi hervor.

Wie ein richtiger Samurai zog sie die Klinge etwas aus der Scheide und hielt es Mizu entgegen. Die Kriegerstochter verstand, was ihre Kampfgefährtin wollte und hob ebenfalls ihr Schwert, dass sie etwas aus der Scheide gezogen hatte, hoch und kreuzte es mit Chias Klinge.

Es war die Art und Weise, wie richtige Krieger sich ein Versprechen gaben. Ein Versprechen, dass sie niemals brechen würden, selbst wenn es ihren Tode bedeutete.
 

Obwohl sie kaum noch zu Atem kam, lief Natsu so schnell sie konnte durch die verwinkelten Wege des Hauptquartiers der Roshigumi.

Fest umklammert hielt sie einen Brief von Yuki in der Hand. Sie musste ihn unbedingt Kondou Isami oder Hijikata Toshizou bringen, doch keiner von beiden war hier zu finden. Ihre Zimmer waren leer und das Hauptquartier war ungewöhnlich ruhig.

'Ob die Monster sie gefressen haben?'

Wie aus dem Nichts keimte dieser Gedanke auf und ließ Natsu in ihren Schritten langsamer werden, bis sie schließlich stehen blieb.

„Kann das wirklich sein? Sind die starken Krieger dieser Gefahr wirklich unterlegen?“

Leicht hob das Fuchsmädchen ihren Kopf und schnupperte. Doch alles war wie sonst auch. Sie roch Schweiß, Essen und eine kleine dezente Note von Blut. Das bewies eindeutig, dass diese Monster kein Blutbad verursacht hatten.

Die Frage war nun, wo dann die Krieger und vor allem die Empfänger des Briefes waren.

„Oi! Was machst du hier?“

Obwohl die Stimme für Natsu eher unerwartet erklang, zuckte Natsu nicht zusammen. Sie hatte den Mann, der sich ihr langsam näherte, bereits schon von weitem gehört.

Lächelnd drehte sie sich zu dem jüngsten Mitglied der Roshigumi um, denn sie kannte ihn und wusste, dass sie vor ihm keine Angst haben musste.

„Krieger-san! Ein Glück, dass ich dich hier treffe.“

Freudig lief Natsu auf den Krieger zu, der schlagartig errötete, als er das Mädchen wieder erkannte.

Glücklich darüber, dass ihr Lieblingskrieger noch lebte, umarmte Natsu ihn überschwänglich, ließ aber anders als letztes Mal, das Kitsune-typische Begrüßungsküsschen aus. Immerhin hatte Yuki ihr erklärt, dass Menschen so etwas nicht taten.

„I-Ich freute mich auch, dich wieder zusehen. Aber was machst du hier?“

Erneut stellte Heisuke die Frage aller Fragen und drückte das Fuchsmädchen sanft von sich weg.

Schon etwas traurig darüber, dass der Krieger ihre Umarmung nicht erwiderte, ging sie wieder dahin zurück, wo sie gestanden hatte und hob den Brief, den sie vor Freude fallen gelassen hatte, vom Boden auf.

„Yuki-san hat mich gebeten dieses Bittschreiben an den Oberkommandanten Kondou Isami oder an den Kommandanten Hijikata Toshizou zu überbringen. Es geht um das Mädchen, dass vor den Toren eures Hauptquartiers entführt wurde. Sie kennt den Gegner und bittet die Roshigumi um jede Hilfe die sie geben können.“

Das Lächeln in Natsus Gesicht war verschwunden. Ernst sah sie Heisuke an, der einen kurzen Moment nachdachte, bis ihm einfiel, wovon sie sprach.

„Das ist schlecht... Nur Sano-san und ich sind, vom festen Kern der Roshigumi, hier geblieben. Die anderen sind in Osaka und kommen wohl erst in ein paar Tagen wieder. Ich kann ihnen aber den Brief geben, wenn sie wieder zurück sind.“

Leicht verzog Natsu das Gesicht, als sie hörte, dass die Gesuchten nicht vor Ort waren. Yuki hatte ihr deutlich klar gemacht, dass dieser Brief unter allen Umständen zu einen der beiden Männer musste. Doch sie konnte auch nicht hier bleiben und warten.

„Du kannst mir vertrauen“, erklärte Heisuke, als er merkte, wie das Fuchsmädchen zögerte.

Er wollte ihr deutlich machen, dass sie ihren Auftrag erfüllen konnte, wenn sie ihm dieses eine Mal einfach nur ihr Vertrauen schenkte.

Kurz zögerte das Mädchen, doch schließlich entschied sie, dass dies wohl der beste Weg war, den Brief an jemanden zu senden, der gerade nicht vor Ort war.

„Danke Krieger-san.“

Lächelnd überreichte Natsu dem jungen Krieger das wichtige Dokument, der es sofort sicher verstaute.

„Nenn mich Heisuke, das macht hier jeder.“

Heisuke war froh, dass das Mädchen wieder lächelte. Irgendwie machte dieses Lächeln sie schließlich viel niedlicher. Sie gefiel ihm wegen ihrer unbekümmerten Art und er hoffte, dass er sie noch öfter sehen würde, was er deutlich machte, indem er ihr seinen Namen nannte.
 

Einige Tage waren vergangen und Mizu hatte immer noch keine Spur von Erenya oder ihren Entführern gefunden. Selbst Chia, die sich in Shimabara umhörte, hatte noch keine neuen Hinweise für sie. Ihre einzige Chance war nun die Roshigumi, die Harada damit beauftragt hatte, das Mädchen zu finden.

Deswegen suchte die Kriegerin nun nach dem Speerkämpfer, der sich hier irgendwo aufhalten sollte.

„Das Mädchen arbeitet im Rotlichtviertel. Selbst wenn du eine Familie mit ihr gründen willst, wird es ein Vermögen kosten sie freizukaufen. Wenn du dich aber damit abgefunden hast ihr Gast zu bleiben, musst du ein Auge zudrücken, wenn sie andere Männer beglückt. So oder so, wird es eine Menge Entschlossenheit kosten.“

Laut und deutlich vernahm Mizu die Stimme Haradas, und sah um die Ecke, wo er zusammen mit Ibuki auf einer Treppe saß und scheinbar ein ungestörtes Männergespräch führte. Da Mizu wusste, was Ibuki für eine unentschlossene Person war, wollte sie jetzt nicht stören und hockte sich auf den Boden, um dem Gespräch weiter lauschen zu können.

„Halbherzige Gefühle und Handlungen werden nur dafür sorgen, dass die junge Dame weint.“

Leise seufzte Mizu, denn was Harada da sagte, bedeutete, dass es wohl für Ibuki keine Chance gab, dem Mädchen, das er liebte, nahe zu sein, wenn er nicht entschlossen genug war, sich für einen Weg zu entscheiden. Doch im Prinzip traf das gleiche auch auf Harada zu.
 

„Du kannst rauskommen, Mizu-chan.“

Mizu erhob sich nach einiger Zeit, als Harada sie direkt angesprochen hatte. Irgendwie war ihr klar gewesen, dass der Krieger sie schon längst bemerkt hatte.

„Ich wollte nicht lauschen, aber ich habe nach dir gesucht, um mit dir zu reden, Harada-kun.“

Langsam kam Mizu um die Ecke und bemerkte, dass Ibuki nicht mehr bei dem Krieger war. Sie hatte nicht wahr genommen, wie dieser gegangen, geschweige den wie viel Zeit bereits vergangen war.

„Ist schon okay. Hast du eine Spur von ihr gefunden?“

Seufzend schüttelte Mizu mit dem Kopf und ging zu dem Krieger, der immer noch auf den Stufen saß und in den Sternenhimmel sah. Aus dem Augenwinkel heraus hatte er aber Mizus stumme Verneinung erkannt.

Das Samuraimädchen musste ihn nun nicht einmal mehr fragen, ob er das Engelchen gefunden hatte. Schon allein das er dieselbe Frage gestellte hatte, die sie fragen wollte, sprach Bände.

„Sag, Harada-kun... Wenn wir Erenya gefunden haben, was machst du dann? Verlässt du mit ihr Kyoto und kehrst der Roshigumi den Rücken, oder kämpfst du darum, dass sie hier in deiner Nähe bleibt, obwohl sie für ihre Mitmenschen zu einer Gefahr werden könnte?“

Fast schon ein wenig verwundert sah Harada das Mädchen an, das ihn nun in Ibukis Rolle drängte.

„Du weißt schon, dass du einen Weg wählen musst, oder? Sonst verletzt du Erenya, wenn du unentschlossen bleibst.“

Harada konnte nicht anders, als bei Mizus Worten zu lachen. Sie hatte ihm nun genau die Standpauke gehalten, die er vor wenigen Sekunden noch Ibuki gegeben hatte. Und er wusste, dass sie Recht hatte.

„Ich weiß. Doch für mich ist erst einmal wichtig, dass wir Erenya finden. Danach kann ich überlegen, wen von uns beiden ich zu etwas zwinge, was er nicht will.“

Tief seufzte Mizu auf. Sie glaubte in seinen Worten bereits eine Antwort erfahren zu haben. Wie Erenya sie bekommen würde, stand allerdings noch in den Sternen geschrieben, denn sie wussten nicht einmal wo sie war.
 

Spärlich beleuchteten der Mond und die Sterne die Straßen Kyotos, die zu so einer späten Stunde wie üblich von keinem nüchternen Mann mehr begangen wurden.

Nur Mizu, die ein langes Gespräch mit Harada geführt hatte, war die Ausnahme und kämpfte sich durch die Dunkelheit in die Richtung ihres Wohngebietes vor. Sie spürte trotz ihrer Männerkleidung, dass der kalte Winter immer näher rückte.

Kurz blieb die Schwertkämpferin stehen und sah in den sternenklaren Himmel.

'Ob Erenya jemals Schnee gesehen hat? Ob sie ihn je sehen wird, wenn sie Kyoto wieder verlässt?'

Zum ersten Mal wurde Mizu richtig bewusst, wie sehr sie Erenya und ihre etwas kindlichen Neigungen vermissen würde, wenn sie nicht mehr hier war. Sie konnte ihr dann nicht mehr das Kochen beibringen, oder ihr das winterliche Kyoto zeigen.

'Sie gehört hier aber nicht her...', ermahnte sich Mizu in Gedanken und seufzte leise.

Durch die Roshigumi hatte sie immerhin von Erenyas Geschichte erfahren, die zum Teil auch die von Yuki war. Der Engel mit dem weißen Haar hatte ihr zusätzlich erklärt, dass das Püppchen nur dort leben konnte, wo jegliche menschlichen und himmlischen Einflüsse nicht hinreichten. Erst dann würde Erenya nie wieder zu einer Puppe werden.

'Ich muss sie finden!'

Wie von selbst fand Mizus Hand ihren Weg zum Griff ihres Katanas, dass in seiner Schwertscheide ruhte. Sie hoffte eigentlich, dass diese Waffe nicht zum Einsatz kommen würde, doch um Erenya Freiheit und ihre Zukunft, würde sie kämpfen.

„Blut!“

Mizu zuckte zusammen, als ein Geheul aus der Nacht sie aus ihren Gedanken riss.

Suchend schweifte ihr Blick durch die Gegend, bis sie schließlich bei einem Hausdach inne hielt, auf dem eine Gestalt hockte, die sie mit ihren blutroten Augen fixierte.

„Blut...“

Erneut ertönte das Geheul, doch anders als beim ersten mal, glich es nun einem bedrohlichen brummen.

'Was ist das für ein Ding?'

Mit ihrer Hand auf dem Schwertgriff, wich Mizu langsam zurück. Sie befürchtete, dass es nur eine hektische Bewegung brauchte, damit dieses Ding sie angriff. Doch sollte es angreifen, konnte sie ihr Schwert ziehen und würde ihm den Rest geben.
 

Mizu wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, in der das Wesen sie unbeirrt angestarrt und beobachtet hatte, wie sie sich Schritt für Schritt von ihm entfernte.

'Ganz ruhig bleiben...', ermahnte sich Mizu immer wieder, auch wenn das knurren des Wesens vor ihr, ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte.

Unablässig sah Mizu das Wesen an, dass sich plötzlich erhob und mit schier unmenschlicher Kraft vom Dach sprang. Blitzschnell war es verschwunden, wodurch Mizu es vollkommen aus den Augen verloren hatte.

Erst als sie einen warmen Luftzug, gefolgt von einer nassen Flüssigkeit an ihrem Nacken spürte, wusste sie, wo dieses Ding war.

So schnell sie konnte, wandte sich das Samuraimädchen um und zog inmitten dieser Bewegung ihr Schwert, so dass sie dem Ding hinter sich, den Bauch aufschlitzte.

Nur durch diesen Schlag wurde das Wesen zurückgeschleudert, kam aber schon nach wenigen Sekunden wieder auf die Beine.

Zum ersten Mal in dieser Nacht erkannte Mizu das weiße Haar, dass diesen Mann schmückte, der einst ein Mensch gewesen war.

'Saiki?'

Nur zu gut wusste das Mädchen, wer hier vor ihr stand. Immerhin hatte sie ihn oft genug in der Roshigumi gesehen. Doch er sah so verändert aus, dass sie es nicht glauben konnte. Irgend etwas seltsames musste ihm widerfahren sein.
 

Lachend griff sich Saiki an die tiefe Wunde, die ihm Mizu bereitet hatte und sah auf das Blut an seiner Hand. Er spürte keinen Schmerz, außer ein leichtes Kribbeln, als sich die Verletzung, unbemerkt von Mizu, schloss und einen unbändigen Hunger, den es vor Sonnenaufgang zu stillen galt. Und vor ihm stand auch schon die erste große Blutkonserve. Noch dazu roch dieser Mensch so verführerisch anders, als er es in Erinnerung hatte.

Ohne darüber nachzudenken, dass dieser Mensch ein Schwert bei sich hatte, und es ihn erneut verletzen konnte, lief Saiki auf das Mädchen zu und setzte zum Sprung an, durch den es seine Beute zu Boden ringen wollte.

Doch sein Angriff ging ins Leere, denn das Mädchen war ausgewichen, so dass er seinen Sprung nur abfedern konnte, indem er auf allen Vieren landete.

Knurrend wandte sich Saiki zu dem Mädchen, dass ihn ernst fixierte und sich bereit zum Kampf machte. Doch es würde ein aussichtsloser Kampf für sie werden, denn sie hatte durch das ganze Blut nicht bemerkt, wie sich seine Verletzung verschlossen hatte. Und das würde auch mit jedem Kratzer passieren, egal wie tief er war. Im Gegensatz zu ihr, war er schließlich unverwundbar.
 

Mizu spürte, wie ihre natürliche Angst in ihr hoch kroch. Sie sagte ihr, dass sie fliehen musste, doch gleichzeitig, erklärte ihr der Verstand, dass sie ihm nicht den Rücken zuwenden sollte. Dieser Saiki, der hier vor ihr stand, war nicht mehr die jämmerliche Gestalt eines Kriegers, den sie bei der Roshigumi getroffen hatte. Er war schneller und auch viel wilder.

'Was ist nur mit ihm passiert?'

Fester umklammerte Mizu ihr Schwert und begann mit der Klinge kleine, unscheinbare Kreise zu zeichnen. Sie hatte diese Technik irgendwann bei der Roshigumi aufgeschnappt und war nun der Meinung, dass es der beste Zeitpunkt war um sie gegen Saiki einzusetzen.

'Dann mal los!'

Entschlossen dazu ihren Gegner auszuschalten, stieß sich Mizu vom Boden ab und lief auf das unbewaffnete Wesen zu, dass nicht einmal vor hatte in eine Verteidigungsposition zu wechseln. Im Gegenteil. Wie Mizu, setzte es sich nun auf allen Vieren in Bewegung und lief wie ein wildes Tier auf seine anvisierte Beute zu.

'Perfekt!', dachte sich das Samuraimädchen und holte mit dem Schwert aus.

Saiki hingegen machte immer noch keine Anstalten auszuweichen. Geblendet von seinem Hunger merkte er nicht einmal, dass Mizu bereit war ihm den Kopf von den Schultern zu schlagen.

„Papa“

Wie der Schuss aus einer westlichen Waffe, erschallte die Stimme eines kleinen Kindes in Mizus Gedanken. Ihr war die Stimme nur nur zu gut vertraut, denn sie war der Grund, warum sie trotz ihrer Kampfbegabung von dem Weg eines Samurais abgewichen war.

Schließlich war sie es gewesen, die auf ihrer Reise nach Kyoto einem Kind seinen Vater genommen hatte. Nie wieder wollte sie eine Familie zerstören, nur um selbst zu überleben.

'Was wenn Saiki Frau und Kind hat?`'

Von diesem Gedanken erfasst, hielt Mizu in ihrer Bewegung inne und wurde von Saiki zu Boden gerissen.
 

Warm und feucht schlug Saikis Atem gegen Mizus Hals, als sich dieser auf sie hockte und den Geruch ihres Blutes einzog. Schon der Gedanken daran, seine Zähne gleich in diesen weichen, zierlichen Hals zu rammen und dann die rote Köstlichkeit zu ernten, ließ ihm das Wasser im Munde zusammen laufen.

Mizu hingegen fühlte sich machtlos gegenüber ihm. Sie wollte nicht sterben, doch gleichzeitig wollte sie ihn auch nicht umbringen, denn sie wusste ja nicht, ob er Frau und Kind hatte. Niemals würde sie es sich verzeihen, wenn sie erneut eine Familie entzweite.

'Was soll ich tun?'

Angewidert von dem ekelhaften Geruch, der ihr durch Saikis Atem ins Gesicht schlug, hob Mizu ihre linke Hand und versuchte den Mann von sich zu drücken. Doch er war viel zu stark und hatte sich mit seinem gesamten Gewicht auf ihren Körper verlagert.

'Es ist aus... gegen ihn kann ich nicht gewinnen.'

Obwohl Mizu wegen Erenya wieder zum Schwert gegriffen hatte, bereute sie es nun, denn sicher wäre das alles nie passiert, wenn sie den Engel damals nicht gefunden hätte. Sie hätte dann niemals bei der Roshigumi nach Arbeit gesucht und Souji kennengelernt. Niemals hätte sie sich wieder mit Chia getroffen und vor allem wäre sie nie in diese Lage gekommen.

'War das vielleicht mein Fehler?', fragte sich Mizu, als sich Saikis spitzen Zähne in ihren Hals bohrten.

Nur einen kurzen Moment spürte sie den stechenden Schmerz, der aber genauso schnell verflog wie ihre Zweifel.

'Nein... Ohne Erenya hätte ich doch niemals Souji kennengelernt. Sie hat mein Leben ein letztes Mal schöner gemacht.'

Fast schon so, als hätte sie mit ihrem Leben abgeschlossen, schloss Mizu ihre Augen und fokussierte ihre Gedanken auf Souji, der sie verspielt anlächelte.

„Solltest du nicht wegen mir zum Schwert greifen, hoffe ich doch, dass du überlebst. Es würde mir immerhin viel bedeuten, wenn du durch meine Hand stirbst.“

Wie vom Blitz getroffen, riss Mizu die Augen auf, als sie sich an Soujis Worte erinnerte, die ihr im Herzen soviel bedeuteten. Sie durfte nicht aufgeben. Ihr Leben gehörte schließlich Souji.

Obwohl Mizu spürte, wie ihre Kraft sie mit jedem weiten Tropfen Blut verließ, umgriff sie ihr Schwert, das sie immer noch in ihrer rechten Hand hielt, fester und machte sich bereit den Ballast von ihrem Körper abzuschütteln.

'Für Souji!'

Mit dem größten Schwung den sie aufbringen konnte, holte das Mädchen mit dem Knie aus und versenkte es in die empfindlichste Stelle, die sie bei einem Mann kannte. Überrascht und von einem starken Schmerz erfüllt, ließ Saiki von Mizu ab und bäumte sich auf, um sich so von ihrem Knie zu entfernen.

Diese Chance nutzte Mizu und holte mit ihrem Schwert aus, dessen Klinge tief in die Seite von Saikis Leib rammte.

Von der Wucht des Angriffes gepackt und noch geschwächt von dem Schmerz, wurde der Rônin von dem Mädchen in die Wand eines nahegelegenen Lagers geschleudert.

Ohne zu zögern stand Mizu auf und lief los, so schnell sie konnte. Noch einmal wollte sie keinen Kampf gegen diesen Mann riskieren, denn eine zweite Chance für ihre Flucht würde es mit Sicherheit nicht geben.

Sie drehte sich nicht einmal mehr um, sondern lief einfach weiter, bis sie die sichere Hauptstraße mit ihren hellen Lichtern erreicht hatte.

Sie lebte und selbst wenn sie diesen Kampf nicht gewonnen oder zu Ende gebracht hatte, war sie erleichtert, denn ihr Leben gehörte dem Schwert der Roshigumi.
 

Schwach streiften Erenyas Blicke in dem dunklen Raum umher, in dem sie bereits seit einigen Tagen gefangen war. Sie fragte sich, ob es Mizu gut ging, denn das letzte was sie von ihr gesehen hatte, war wie sie zu Boden gegangen war.

„Es ist so dunkel...“, wisperte Erenya und sah sich weiter im Raum um.

Nirgends war auch nur ein Lichtspalt zu sehen. Sie wusste nicht einmal, ob es Tag oder Nacht war. Ihr Zeitgefühl hatte sich dadurch vollkommen verabschiedet und konnte ihr nicht mehr weiterhelfen. Nur dieser unerträgliche Hunger verriet ihr, dass sie schon einige Tage in ihrem Gefängnis verbracht hatte.

'Was haben sie nur mit mir vor?'

Erenya konnte sich nicht vorstellen, warum sie hier war, nachdem man sie entführt hatte. Zumal sie nicht glaubte, dass dieser düstere Mann sie zurück in ihre eigentliche Heimat bringen wollte. Er plante irgendwas anderes und es behagte ihr gar nicht, dass sie nicht wusste, was er wollte.

'Ich muss hier weg... Mizu und Harada-kun machen sich sicher schon Sorgen um mich.'

Müde und schwach klammerte sich Erenya an der Wand hinter sich und erhob sich vom staubigen Boden.

„Du bist also endlich wach und versuchst schon zu fliehen? Das ist aber nicht nett. Euch Geflügel scheint man nicht einmal einfache Höflichkeitsfloskeln beizubringen.“

Erschrocken sah Erenya auf und versuchte auszumachen, woher diese Stimme kam. Doch außer einem paar gelb funkelnder Augen, dass langsam auf sie zukam, konnte sie nichts sehen.

„Keine Sorge, wenn du brav sagst, was ich hören will, werde ich dir nichts tun. Doch bevor du das kannst...“

Grob packten Erenya zwei Hände, die sie an den starken Körper ihres Entführers drückte, der deutlich machte, dass er sie nun nicht mehr loslassen würde. Gewaltsam zwang er das Engelchen dazu ihren Kopf zu heben, wodurch sie wie von selbst die bittere Flüssigkeit schluckte, die ihr eingeflößt wurde.

Erst als sie jeden Tropfen geschluckt hatte, ließ er sie los, wissend, dass sie nicht mehr fliehen würde, wenn das Mittel erst einmal wirkte. Und das war nur eine Frage von Sekunden.

„Und nun sage mir, Püppchen, was du siehst!“

Stille kehrte ein, und das Mädchen stand einfach nur da und starrte stumm in die Dunkelheit.

„Sag schon! Was siehst du?!“

Erzürnt darüber, dass sie ihm nicht sofort antwortete, sprach er erneut auf sie ein. Er wollte wissen, was seine Zukunft brachte, oder was seine Gegner gerade planten.

„Diese Welt... so viele Blumen... sie welken....“, wisperte das Puppenmädchen, dass dieses Blumenmeer nur zu deutlich vor sich sah.

„Eine einzige Blume bleibt... stark, mutig... mit erhobenen Haupt... Das prachtvollste Wesen dieser Welt...“

Nur zu deutlich sah Daren, wie eine Träne über Erenyas Wange glitt. Er wusste, wie er ihre Worte und diese eine Träne deuten musste. Diese Welt, gehörte ihm und er würde der mächtigste aller Onis werden, denn er würde über sie alle siegen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich ist es geschafft, Kapitel 9.
Irgendwie bin ich froh, denn es hat mir wirklich viel Ärger bereitet. Vor allem die Kampfszene von Mizu. Die hat die Geschichte noch 4-5 Mal beim schreiben geändert, weswegen mich irgendwann die Lustlosigkeit überkam. Aber nun ist es geschafft.
Ich hoffe mal, das ist genug Drama für den Moment XDD Mal sehen was Kapitel 10 so bringen wird, das wird wohl aber erst später kommen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2013-06-11T08:16:00+00:00 11.06.2013 10:16
Der Hintergrund von Akazumi war echt hart und fands auch interssant das sie damals schon mal Daren begegnet ist. Sicher hat es ihr auch das Herz gebrochen als sie von Saito hörte das er kein Interesse an ihr hat. Aber bwie auch? Es gab ja keinerlei Interaktion zwischen den beiden bisher, sie hat ihn ja nur beobachtet, also war ja nichts anderes zu erwarten. Mal sehen wie sich das auf sie in den nächsten Kapitel auswirken wird.

Mizus Kampfszene war ganz gut, wobei sie doch eigentlich total außer Form sein müsste wenn sie das Schwert doch vor Jahren weggelegt hat. Vermute einfach mal das sie eben so viel Talent hat und immer gut mit nen Schwert umgehen kann.

Erenya kam wieder nur kurz vor, was bei dne letzten Kapitel ja fast immer so war. Irgendwie fange ich an sie als Hauptcharakter aus den Augen zu verlieren.


Natürlich war es mal wieder ein sehr gutes Kapitel und man merkt bei dir immer wie viel Mühe du dir gibst um alles möglichst perfekt zu machen.
Antwort von:  Erenya
11.06.2013 11:38
XD Ist doch gut. Sie ist ja nicht die einzige Protagonistin XDD Sie ist ja mehr das "leblose" Objekt, um das es sich dreht. Wirklich viel agiert hat sie bisher ja auch nicht.
Von:  Miss-Tony-Prime
2013-05-13T16:35:00+00:00 13.05.2013 18:35
*o* Mizu~
das kapi ist nicht nur lang sondern auch, wider einmal, hammer.
du schreibst immer so das ich mich ärger das es schon vorbei ist XD
ich bin so neugirig xD
schreib schnell weiter ja? *wimper klimper*
Antwort von:  Erenya
13.05.2013 18:40
Öhm joa ich schreibe so schnell ich kann X'D bzw. arbeite so schnell ich kann XDD
Aber danke das du es magst. Ich verspreche dir, dass es im nächsten Kapi wieder Mizu gibt XDD (nicht viel aber etwas)
Antwort von:  Miss-Tony-Prime
13.05.2013 18:58
immerhin XDD
etwas ist gut
Antwort von:  Erenya
13.05.2013 19:00
Immer diese verdammten Mizu-Fans XDDD Ich geb mein bestes. Die Szene mit Mizu und Souji ist im Prinzip schon geschrieben XP
Antwort von:  Miss-Tony-Prime
13.05.2013 19:04
ohh ich bin nicht die einzige? kanns verstehen XDDD
Antwort von:  Erenya
13.05.2013 19:14
naja u bist die einzige, die mir bekannt ist XDD ich bin mir sicher, dass es aber noch ein paar geben könnte. X'D hab ja keine Ahnung wer das noch alles liest. Nicht jeder kommentiert.
Von:  _Natsu_
2013-05-12T10:06:30+00:00 12.05.2013 12:06
Tadelü~ x333

Nya ich weiß eigt gar nichts mehr groß schreiben, hab das gefühl ich schreib nach jedem Kapi genau das gleiche xD
Naja dein schreibstil ändert sich ja auch net viel, von daher ist er nach wie vor einfach nur wow~
Ich wünschte ich könnte so tollig schreiben, dass man den Leser fesselt x3

Besonders angetan hat mir der Kampf zwischen Mizu und dem Rasetsu, aber das weißt du ja bereits xD
Vor allem die Stelle, wo sie bei dem armen Mann einen 'leichten' Druck auf die Weichteile ausübt xDD haha~ ich hatte so lachen müssen, aberlogisch, dass selbst ein Rasetsu so ablassen muss xD
Aka's geschichte ist traurig Dx und es ist toll, wie du die ganze szene zwischen ihr und saitou beschrieben hast x3 traurig nur, dass saitou scheinbar nix von ihr will, aber ist ja auch schon fast typisch für den jungen Mann XD"
Die schlussszene mit erenya ist ja fies Dx sie zu zwingen was zu sehen ist doch das letzte >.<~
und ich wette, es ist noch nicht einmal er, der überleben wird xD"
Natsu & Heisus szene mochte ich auch x3~ Natsu ist mir doch recht sympathisch XD (gleichnamige halten zusammen XD) und heisuke ist einfach nur süß *kichert*
ich freue mich schon, wenn wieder etwas romantik zwischen allen charas vorkommt (obschon ich ja _eigentlich_ absolut gar net auf romantik stehe...was machst du mit mir eri-chan! Dx)

Natsu~


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