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The Reason

Highly dramatical Ryouhei x Hiro ->WIRD BALD FORTGESETZT<-
von

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01 - 暁

"Den darf ich eigentlich noch gar nicht ansehen."

Ryouhei wandte sich um und lächelte leicht, als er in die glänzenden braunen Augen sah. "Du darfst auch eigentlich keinen Alkohol trinken und tust es und jetzt heulst du wegen eines Films?"

Hiro verzog schmollend das Gesicht, und der Größere tippte mit dem Rücken der DVD auf den wirren Schopf. "Oder liegts daran, dass du doch nicht so hart bist wie du immer tust, hm?"

"Ich hassen solchen Ekel-Scheiß", murrte der Kleinere und Ryouhei lachte, stellte die DVD dann weder ins Regal. Er persönlich mochte diese spezielle Mischung aus Horror-, Splatter-, Porno und Roadmovie, aber bevor der Kleine wirklich noch heulte, ließ er lieber diesem die Wahl.

Hiro war ein Teenager wie er im Buche stand. Aufmüpfig, stets darum bemüht Aufmerksamkeit zu erregen und mit seinen 15 Jahren schon der Überzeugung alles besser zu wissen als jeder andere, ganz egal worum es ging. Nur manchmal, ganz selten, stieß Ryouhei auf einen Nerv, den man bei dem Kleinen nicht vermuten würde. Manchmal, so wie jetzt, gestand er ein, dass er ein ganz klein wenig sensibel war und das waren die Momente, in denen der Oberschüler damit leben konnte, nachzugeben.

Also durfte der Kleinere einen Film aussuchen. Und es würde so enden wie immer, wenn sie sich einen Film ansahen, den der Mittelschüler ausgewählt hatte: Hiro würde halb auf ihm liegend einschlafen, sodass Ryouhei nicht mehr an die Fernbedienung kam, um umzuschalten und sich doch eine der Sendungen über Harley Davidson oder die Bandidos oder irgendwelche Chopper-Umbau-Werkstätten anzusehen, die er über alles liebte. Stattdessen musste er sich den Film bis zum Ende ansehen, nur damit Hiro beim Abspann wach wurde und vehement abstritt, dass er eingeschlafen war. Ryouhei liebte es, wie die Augenbrauen des Kleineren sich dann zusammenzogen und er anfing zu zetern, dass er ja wohl genau wusste, wie der Film ausgegangen war. In den meisten Fällen wusste er es nicht und vergrub schmollend den Kopf an Ryouheis Bauch.

Der Oberschüler wusste, dass es seltsam war. Normalerweise hing kein 19-Jähriger mit einem Mittelschüler rum, schon gar nicht, wenn der so eine Landplage war wie Hiro. Shoya hatte erzählt, dass es Gerüchte gab über sie beide, dass Ryouhei sich den Kleinen als Handlanger hielt, oder dass er ihn gar erpresste, damit er mit ihm ins Bett ging, aber das war natürlich nicht so. Sie waren nur Freunde, einfach so. Und auch wenn Hiro vielleicht ein ganz kleines bisschen Interesse an ihm hatte, lag das nur daran, dass er nunmal in der Pubertät und damit in seiner sexuell experimentierfreudigen Phase war. Ryouhei wusste schließlich aus eigener Erfahrung, dass Jungs in dem Alter nunmal die ein oder andere Fantasie hatten und für den unwahrscheinlichen Fall, dass Hiro ihm eines Tages doch noch Avancen machte, würde er diese einfach ignorieren. Er brauchte sich also keine Gedanken um irgendwelche haarsträubenden Gerüchte zu machen.

So hingen sie also am Abend auf Ryouheis Bett, der Ältere barfuß mit Jeans und schwarzem Tanktop, der Kleine noch in seiner Schuluniform (ohne Jackett) und mit einer Tüte kandierter Erdnüsse, die er wie vom Fließband eine nach der anderen in seinen Rachen warf, ohne großartig zu kauen. Er ließ sich gegen Ryouheis linke Schulter sinken, wo die strubbeligen Haare des Jüngeren ein seltsames Gefühl auf der Haut hinterließen und legte den Kopf in den Nacken, sah Ryouhei einen Moment schweigend beim Rauchen zu. "Willst du?", fragte er schließlich und hielt die durchsichtige Tüte hoch und der Größere zuckte mit der rechten Schulter, machte dann den Mund auf, sodass Hiro ein paar der roten Nüsse aus der Tüte fischte und sie Ryouhei in den Mund fallen ließ. Der Oberschüler hatte noch nicht einmal richtig gekaut, da meinte Hiro auch schon: "So, dafür lässt du mich jetzt auch an deiner Zigarette ziehen!" Er verschluckte sich fast an den Erdnüssen, als er laut zu lachen begann. Hiros Augenbrauen zogen sich auf diese niedlich-empörte Art zusammen, die Ryouhei an einen wütenden Hamster erinnerte.

"Du bist ja wohl bescheuert", erwiderte der Ältere, hustete dann eine Erdnuss aus seiner Luftröhre und lachte wieder. "Also erstens ist das ein ziemlich mieser Tausch und außerdem hab ich dir schon eine Milliarde Mal gesagt, dass du von MIR keine Kippen kriegst. Das is nix für Babys!"

"Ich bin kein Baby, du Arsch!", zeterte Hiro und schlug mit der flachen Hand auf Ryouheis Bauch, sodass dieser sich wieder verschluckte und zu husten begann. Diese Gelegenheit nutzte der Kleinere, um sich die Zigarette aus Ryouheis Hand zu schnappen und einmal so fest dran zu ziehen, dass jeder Kettenraucher neidisch geworden wäre. Das Ergebnis war dementsprechend. Der Oberschüler konnte gerade noch so die Zigarette in Sicherheit bringen, bevor Hiro, der sich heftig hustend übers Bett rollte, selbiges noch mit dem Glimmstängel anzündete.

"Siehst du, ich hab's dir gesagt", tadelte er den Kleineren, der über den Sauerstoffmangel schon Tränen in die Augen bekommen hatte, aber trotzdem noch ein "Halt doch die Fresse" zu Stande brachte, bis er sich auf die Seite rollte und leicht hustend liegen blieb. Ryouhei musterte einen Moment die roten Nüsse, die mittlerweile überall auf dem Bett verteilt waren und stupste dann Hiros Schulter an. Es war immer etwas gruselig, wenn der Kleine sich nicht mehr regte. "Hey", sagte er, als keine Reaktion kam und stupste den Kleinen noch einmal an, diesmal fester. "Bist du erstickt oder was?"

"Ja,", murrte Hiro, "lass mich, ich bin tot."

Mit hochgezogener Augenbraue beugte sich der Größere über seinen Freund, der nicht reagierte und geradeaus starrte. Seine Wangen glänzten feucht vor Tränen. "Heulst du jetzt?" Es gab sicherlich einfühlsamere Formulierungen, aber die würden nur darin enden, dass Hiro mega auf die Tränendrüse drückte und Ryouhei am Ende ein schlechtes Gewissen hatte.

"Nein, du Vollspast, das kommt vom Husten!", keifte der Kleinere und Ryouhei war froh, dass es nichts ernstes war. Er ertastete eine Nuss unter seiner Hand, pickte sie auf und hielt sie Hiro unter die Nase. "Hier, iss ma ne Erdnuss." Tatsächlich nahm Hiro das Friedensangebot an, indem er den Mund aufmachte und sich mit der Nuss füttern ließ.

Ryouhei kehrte wieder in seine Ausgangsposition zurück, spulte die DVD zurück bis zu der Stelle, wo Hiro seinen Anfall gehabt hatte und der sammelte die herumliegenden Nüsse in seine Hand und legte den Kopf dann wieder auf die Schulter des Größeren. Ryouhei grinste in sich hinein. Es würde nicht mehr lang dauern, bis der Kleine einschlief.

Der Film war ganz gut, wider Erwarten. Zwar nicht besonders gruselig oder so, aber auf jeden Fall besser als alles, was der Kleine bisher angeschleppt hatte. Der hatte sich mittlerweile an seine Seite gekuschelt, die Nase an Ryouheis Hals vergraben, das linke Bein angewinkelt auf ihm drauf und die Hand flach auf die Brust des Größeren gebettet, dessen linker Arm unter dem Jüngeren hindurchgeschlungen war. Zum Glück war Hiro nur so ein Fliegengewicht, sodass Ryouheis Arm nicht einschlief. Seine Finger spielten unbewusst mit den Falten in Hiros Hemd, das etwas hochgerutscht war, sodass er nach einiger Zeit auf die Haut an dessen Hüfte stieß. Vorsichtig strich er mit den Fingern darüber. Sie war ganz weich, wie bei einem Mädchen und der Knochen zeichnete sich darunter ab, was ein angenehmes Gefühl war. Sachte ließ Ryouhei seine Finger über die zarte Haut streicheln, ertastete langsam erst den Hüftknochen dann die Rippen. Ihm war nie aufgefallen wie dünn Hiro war. Er hatte so ein rundes Gesicht, dass Ryouhei immer davon ausgegangen war, dass er ein bisschen pummelig war. Konnte aber auch daran liegen, dass er so klein war. Aber er war ja fast dürr…

Ryouhei schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf den Film, der gerade den Höhepunkt erreichte. Er bemerkte nicht einmal, dass seine Hand von Hiros Rippen glitt, bis dieser seufzte und sich enger an ihn schmiegte. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Oberschülers. Der Kleine stand also auf Kuscheln? Irgendwie war das ja süß. Also bettete der Ältere seine Hand wieder auf Hiros Seite, schob sie unter sein Hemd, liebkoste die weiche Haut. Hiro fühlte sich an wie ein Pfirsich, wie ein angenehm angewärmter Pfirsich. Er roch auch gut. War ihm das vorher schon einmal aufgefallen? Der Kleine roch ein bisschen nach Patchouli und Mandeln, nur wenn Ryouhei sich ganz stark darauf konzentrierte. Und sein Atem roch immer noch nach Erdnüssen und Karamell. Ryouhei schluckte. Eigentlich war Hiro wirklich süß. Wenn er nur nicht immer so furchtbar anstrengend wäre…

Der Oberschüler brach den Gedanken ab, als er spürte, wie die Hand des Kleinen langsam über seine Brust hinauf zu seinem Hals strich, sich im Haar in Ryouheis Nacken vergrub. Was wurde das hier? Der Ältere ließ sich nichts anmerken, bis Hiro begann, ihn zu kraulen, ein ganz kleines bisschen, dabei den Kopf weiter in den Nacken legte, sodass seine Lippen an der empfindlichen Haut von Ryouheis Hals lagen. Der heiße, fast einem leichten Keuchen ähnliche Atem, der auf den Hals des Älteren prallte, ließ diesen ein ganz kleines bisschen erschaudern. "Was machst du denn?", wisperte er, seine Stimme hatte versagt.

"Magst du es nicht?", erwiderte Hiro genau so leise und das Gefühl seiner Lippen, die über Ryouheis Hals huschten, ließen diesen schlucken. War ja nicht so als sei ihm nicht früher schon aufgefallen, dass Hiro tolle, sinnliche Lippen hatte. Das Problem war nur eben, dass da meistens nur Scheiße drüber kam.

"Darum geht's nicht", meinte Ryouhei ausweichend. Musste ja nun echt nicht sein, dass der Knirps sich am Ende noch was drauf einbildete, dass er eine der empfindsamsten Stellen des Oberschülers gefunden hatte.

"Lass mich doch ein bisschen", wisperte Hiro. "Ich mag das. Ich mach auch sonst nichts, ich versprech's."

Einen Moment wunderte sich Ryouhei, auf was der Kleine anspielte, aber wenn er es ja sowieso nicht machen wollte, warum sich dann den Kopf zerbrechen. Also spielte er weiter mit der Haut über Hiros Rippen, der ab und an leise seufzte, dabei seine Finger weiter durch die dicken Strähnen in Ryouheis Nacken streichen ließ. Erst als Hiro mit der Zunge seine Lippen befeuchtete und mit der Spitze wie aus Versehen Ryouheis Hals befeuchtete, zuckte dieser zusammen. Er wollte gerade fragen, ob Hiro sich über ihn lustig machen wollte, da presste dieser das Becken an Ryouheis Seite und keuchte eindeutig erregt auf. Nein, es war nicht das Keuchen, dass darauf schließen ließ, dass sich bei Hiro etwas regte, es war dieses etwas selbst, das sich in Ryouheis Oberschenkel drückte.

"Ryouhei", hauchte der Kleine, klammerte sich an den Größeren, nippte mit den Lippen an dessen Hals. "Ich mag das wirklich gern."

Jetzt war der Größere etwas überfordert. Geilte Hiro sich gerade an ihm auf?

"Hör nicht auf, ja? Das ist so schön", flüsterte der Kleinere und stöhnte leise in Ryouheis Haar.

Der hatte den Film längst vergessen. Seine Finger strichen wie von selbst über Hiros weiche Haut, über die Rippen, höher, über den Rücken bis zu den Schultern, dann wieder nach unten bis zum Bund der Hose, dann wieder nach vorn über den Hüftknochen. Der Jüngere rieb sich leicht an ihm und Ryouhei schloss angestrengt die Augen. Sie waren Freunde und minderjährig, Hiro sogar noch viel minderjähriger als er!, und beide nicht schwul oder so, aber Hiro machte es eindeutig ziemlich an, und Ryouhei konnte nicht abstreiten, dass es gut war, wie der Kleine sich an ihn schmiegte, wie seine Finger in fahrigen Bewegungen sein Haar in Unordnung brachten, wie sein heißer Atem auf seinem Hals sein Herz ein kleines bisschen schneller schlagen ließ. Es war scheiße und auf gar keinen Fall gut, aber es war aufregend. Zögerlich hob Ryouhei die rechte Hand, die die ganze Zeit untätig neben ihm auf der Matratze gelegen hatte und legte sie auf Hiros Knie, schob sie dann nach oben, nach vorn auf Hiros flachen Bauch, unter das Hemd.

'Du vergreifst dich gerade an einem Minderjährigen', sagte er sich, während seine Fingerspitzen über die weiche Haut strichen. 'Aber er will das doch, oder?', antwortete er sich. 'Es ist ja nicht so, dass du ihn zwingen würdest. Wenn es ihm gefällt, und das hat er jetzt schon zweimal gesagt, dann kann dir keiner einen Vorwurf machen. Ist doch nur ein klein bisschen fummeln.' Ryouhei öffnete die Augen wieder, blickte auf den dunklen Schopf hinunter, auf den schlanken Arm, der sich um seinen Hals gelegt hatte, auf die schmale Hüfte, die Hiro mit stetigem Druck gegen ihn presste. Mit dem rechten Arm, der noch immer unter Hiro lag, zog er den Kleinen näher an sich, sodass dieser wieder dieses süße Geräusch machte, das sich anhörte wie eine Mischung aus Stöhnen und Wimmern. Seine Finger krallten sich in Ryouheis Haar und der schloss die Augen, unterdrückte ein Geräusch. Seine rechte Hand schob sich nach oben, spielte mit Hiros kleinem Bauchnabel, während der Jüngere die Lippen auf seinen Hals legte. Ryouhei versuchte, es nicht zu beachten, aber es war ein Kuss, ein ganz winziger, hauchzarter Kuss, den Hiro da auf seine Haut gelegt hatte und er zog seine Hand zurück, strich durch das zerzauste Haar des Kleinen. Gut, dann kam zu dem bisschen Fummeln eben noch ein bisschen Knutschen dazu, sie waren Freunde, das würden sie schon durchstehen und es musste ja keiner wissen.

Vorsichtig legte er die Hand an Hiros Gesicht, drehte es zu seinem, beugte sich etwas nach links, wollte gerade seine Lippen auf die des Kleineren legen, diese verflucht vollen, sanft schimmernden Lippen, da wich Hiro zurück.

"Nicht", wisperte er, atmete heftig. Ryouhei beobachtete, wie der Kleine rot wurde, den Blick senkte, sich die Lippen befeuchtete wie um ihn zu verspotten, dann wieder zu ihm aufsah. "Ich-", Hiros Stimme zitterte, seine Hand löste sich aus Ryouheis Haaren, glitt nach vorne zu seinem Schlüsselbein, blieb dort liegen, vermutlich um ihn wegzudrücken, falls er es noch einmal versuchen wollte. "Ich find dich wirklich toll, Ryouhei. Du bist so lieb und… heiß. Aber…" Er senkte den Blick, vergrub die Schneidezähne in der Unterlippe. Ryouhei wusste, dass er etwas sagen musste. Hiro traute sich keinen Schritt mehr weiter.

"Ist okay", sagte er darum so sanft er konnte, streichelte über das wuschelige schwarze Haar und lächelte. Hiro sah zu ihm auf und es war etwas in seinem Blick, was Ryouhei nie wieder vergessen würde. Es war eine Traurigkeit und Sehnsucht, so stark, dass es ihm das Herz einschnürte ohne dass er erkannte, warum er Hiro nicht mehr loslassen wollte. Einen Augenblick lang hielt der Eindruck an, dann lächelte Hiro peinlich berührt.

"Ich geh mal aufs Klo", flüsterte er und wand sich aus Ryouheis Umarmung, verschwand mit schnellen, leisen Schritten aus dem Zimmer.

Der 19-jährige ließ sich zurück gegen die Wand sinken, raufte sich die Haare. "Bescheuerter Perverser", beschimpfte er sich selbst nuschelnd. Natürlich hatte Hiro Recht. Wenn sie sich erst einmal geküsst hatten, würde es nie wieder das gleiche sein. Küssen war für Liebespaare gemacht, nicht für notgeile beste Freunde.

Als Hiro nach einigen Minuten wieder ins Zimmer kam, stellte Ryouhei sich schlafend. Er war zu verwirrt um dem Kleinen jetzt ins Gesicht zu sehen.

Der schaltete den Fernseher ab, als er den angeblichen Schlaf seines Freundes bemerkte, zog sich um und krabbelte ins Bett. Das letzte was Ryouhei in dieser Nacht von ihm hörte war ein leises "Oh, ne Nuss" und das Krachen der kandierten Erdnuss zwischen Hiros Zähnen.
 

*
 

t.b.c.
 

Ich liebe kandierte Erdnüsse!
 

See you soon!

02 - トワイライト

"Nimm mich mit!"

Ryouhei schloss die Augen. Wie oft hatte er diesen Satz in den vergangenen Wochen schon gehört? Hundert Mal? Tausend Mal? Oder noch öfter? "Hiro, bitte, du weißt, das geht nicht. Ich werd in den Ferien rüberkommen oder du kommst zu mir, wir kriegen das schon-"

"Bitte geh nicht!"

Es war schwer, den dunklen, traurigen Augen etwas entgegen zu setzen, aber es ging einfach nicht. Der Flug ging in einer halben Stunde, all seine Sachen waren schon drüben und er hatte schon eingecheckt. Von Shoya und den anderen hatte er sich schon verabschiedet und er hatte gehofft, dass Hiro sich zusammenreißen würde, um ihrer beider Willen, aber natürlich hatte er die Rechnung ohne die Hormone des pubertierenden Mittelschülers gemacht. "Ich muss, das weißt du. Und ich kann dich ja schlecht entführen." Der Versuch eines Scherzes fiel auf fruchtlosen Boden, aber im Grunde war er ja selbst nicht zu Scherzen aufgelegt.

"Ich will das aber nicht!" Hiros Augenbrauen zogen sich zusammen, auf die Art, die der Größere eigentlich mochte, aber Ryouhei konnte es nicht niedlich finden, dieses Mal nicht, zu viel Schmerz war in Hiros Blick, Schmerz, den Ryouhei nicht verstand, der sich aber wie ein tollwütiges Tier in seinen Brustkorb krallte und nicht mehr los ließ.

Er stellte seine Tasche ab, warf Shoya einen Blick zu, der verstehend nickte und nahm Hiros Hand. "Komm mit." Er wusste nicht, wohin er mit dem Kleinen gehen sollte und er hatte auch eigentlich keine Zeit mehr, aber er brauchte einen Moment mit ihm alleine. Er fand eine Nische mit Schließfächern, nur ein paar Meter weiter, wo niemand sich aufhielt und die vor Blicken geschützt war und kaum dass sie außer Sichtweite der anderen waren, begann Hiro zu weinen. Was Ryouhei erschreckte war, dass es nicht das trotzige Heulen war, das Hiro an den Tag legte, wenn er mit einer Kleinkindertaktik versuchte etwas zu bekommen, was völlig ausgeschlossen war, sondern ein kleinlautes, verletztes, ehrliches Schluchzen, wie der Größere es noch nie gesehen oder gehört hatte. Er wünschte sich, es nie gesehen oder gehört zu haben, denn es tat weh, den Kleinen so zu sehen.

"Hiro, hör zu, du weißt, ich muss da jetzt einsteigen. Wir haben da oft genug drüber geredet. Es sind nur die USA, ich bin nicht aus der Welt und ich komm dich besuchen sobald ich frei hab oder du kannst zu mir kommen, ich versprech's dir. Bitte, jetzt wein nicht."

Der Kleine antwortete nicht, sondern warf sich nur an Ryouheis Hals und schluchzte. Hilflos legte Ryouhei die Arme um ihn. Aus den Lautsprechern tönte der Aufruf für seinen Flug. Ryouhei wurde nervös. Er konnte es sich nicht leisten, den Fug zu verpassen und er würde den Abschied nur aufschieben, selbst wenn er es tat. Das machte es vermutlich nur noch schlimmer. Er wollte Hiro doch auch nicht loslassen, aber es ging nunmal nicht anders.

"Hiro", versuchte er es mit mehr Nachdruck, doch der Kleine ließ nicht los, sodass Ryouhei ihn mit sanfter Gewalt von sich lösen musste. Hiro wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und blickte ihn wieder so an, wie an dem Abend vor über einem halben Jahr, als sie sich fast geküsst hatten und über den sie beide nie ein Wort verloren hatten. Ryouhei schluckte, als sich seine Eingeweide zusammenzogen, dann beugte er sich zu Hiro und küsste ihn einfach. Und dieses Mal wich der Kleinere nicht zurück, sondern erwiderte den Kuss, krallte seine Hände in Ryouheis Hemd und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm näher zu sein. Hiros Lippen waren weich, unglaublich weich und sie zitterten. Es war kein Kuss wie irgendeiner vorher es für den 19-jährigen gewesen war. Es war seltsam und schön und schmerzhaft und viel zu schnell vorbei, als die Ansage wiederholt wurde und Hiro sich losriss.

"Du musst jetzt gehen", flüsterte er mit tränenüberströmten Wangen und zerrte Ryouhei an der Hand zurück zum Terminal, und es schien ihm ganz und gar egal, dass jeder sehen konnte, dass er weinte. Ryouhei ließ sich von ihm mitziehen, hielt noch immer seine Hand, beschleunigte aber, als sie zum Terminal kamen, seine Schritte. Shoya kam ihm entgegen, zusammen mit einer Flugbegleiterin.

"Alter, du musst los, wo bleibst du denn?", hastete Shoya und drückte ihm sein Handgepäck in die Hand, die Flugbegleiterin meinte gleichzeitig mit einer sehr unangenehmen Stimme "Bitte gehen Sie jetzt an Bord, sonst müssen wir leider ohne Sie starten" und dann war da noch ganz leise Hiros Stimme, der seine Hand losließ und murmelte: "Ich liebe dich."

Ryouhei wandte sich im Gehen zu dem Kleinen um, der ein paar Schritte entfernt stehen geblieben war, doch er kam nicht mehr dazu etwas zu erwidern, als die Lautsprecheransage wieder ertönte, mit dem Hinweis, dass nun die letzte Chance zum Einstieg war, und Shoya ihn mit einem "Ruf auf jeden Fall an, wenn du gelandet bist, scheiß egal wie spät es dann hier ist!" in Richtung Passagierschleuse schob. Die Flugbegleiterin war direkt hinter ihm und Makoto rief "Bis bald, bau keine Scheiße!" und die Flughafenhalle verschwand aus Ryouheis Reichweite.

Das unangenehme Gefühl verschwand lange Zeit nicht. Manchmal träumte er von Hiro, der so klein und alleine und verletzt in der riesigen, kalten, unpersönlichen Flughafenhalle stand und weinte. Und manchmal, wenn Ryouhei aufwachte und der Schmerz des Kleinen seine Krallen noch nicht aus seiner Brust gezogen hatte, wünschte er sich, er wäre in diesem Moment zurückgegangen, hätte Hiro fest in den Arm genommen und ihm gesagt, dass er ihn auch liebte, auch wenn es vermutlich nicht einmal stimmte. Er wünschte sich, er hätte irgendetwas getan, um Hiro vor dem Fall zu bewahren. Er wünschte sich, er hätte ihn noch einmal mehr angerufen. Ihm einen Brief mehr geschrieben. Einmal mehr bei Shoya nachgebohrt.

Aber er hatte es nicht getan. Er hatte vier Jahre lang geglaubt, dass alles okay war. Dass Hiros Hormone an allem Schuld gewesen waren. Dass das alles gar nicht so schlimm gewesen war. Er konnte sich so wunderbar selbst belügen, fast noch besser als alle anderen. Nicht mal seine Träume konnten das ändern.
 

t.b.c.
 

Drama, yoho! Ich liebe Shoya!!

Pt. 3 coming soon...

03 - ALIVE

Der Boden kam langsam näher. Die Bucht von Tokyo glitzerte in der Sonne und Ryouheis Eingeweide begannen zu kribbeln. Zu Hause. Endlich.

Natürlich hatte er Chicago auch als sein zu Hause betrachtet oder Boston oder Phoenix oder Los Angeles. Aber er war in den vier Jahren zu viel umgezogen, als dass er so etwas wie Heimatgefühl hätte entwickeln können. Am meisten schlug sein Herz aber noch für Chicago, auch wenn man ihn in L.A. seltsam angesehen hatte, wenn er mit seinem Bulls-Trikot herumlief. Denn so cool und offen die Stadt der Engel auch war, Chicago war einfach so viel herzlicher gewesen. Lächelnd strich der 23-jährige über den roten Bullen auf seinem Shirt und sah wieder aus dem Fenster. Die Bucht von Tokyo war schon fast außer Sichtweite und die amerikanische Flugbegleiterin wies die Passagiere in fast akzentfreiem Japanisch darauf hin, dass sie bitte Gurte anlegen und die Sitze in eine aufrechte Position bringen sollten, da sie sich im Landeanflug auf Narita befanden.

Die Landung ging ohne besondere Vorkommnisse vonstatten und Ryouhei beeilte sich, seine Gitarre zu schultern und das Flugzeug zu verlassen. Eine Gänsehaut überlief ihn, als er wieder auf japanischem Boden stand und er bildete sich ein, dass die Luft anders roch. Das mochte aber am Wetter liegen. Der April hatte in Japan immer eine ganz besondere Stimmung, vermutlich wegen Hanami. Ryouhei grinste. Endlich wieder ein richtiges Hanami!

Er ging zum Fließband, wartete auf sein Gepäck, als er plötzlich hörte, wie jemand seinen Namen schrie. Er drehte sich um und konnte Makoto gerade noch auffangen, der ihn angesprungen hatte. "Du bist es wirklich!", fiepte der Dunkelhaarige und Ryouhei drückte ihn fest. "Ja. Ich freu mich, dass du da bist." Er hatte den hageren Drummer noch nie umarmt, aber es war schön, es jetzt zu tun.

"Verpiss dich, Schwucke, ich will auch!" Das war Shoya. Seine Haare waren länger und braun und scheinbar zupfte er sich die Augenbrauen. Er sah aus wie die männliche, japanische Version von Katherine Moenning, wie er Makoto mit einem 1a-Ladykiller-Grinsen zur Seite zerrte und Ryouhei so fest in den Arm nahm, dass der Brillenträger ächzte. Die Umarmung dauerte nicht lange, denn Shoya schob ihn von sich weg und musterte die zahlreichen Tattoos auf Ryouheis Haut. "In echt sehen sie noch cooler aus", grinste er und zog Ryouheis Ausschnitt nach vorne, um seine Brust sehen zu können, doch der Größere schob seine Hand beiseite. "Wir sind hier in Japan, also benimm dich!"

Shoya lachte und Ryouhei stimmte ein, schob seine Brille wieder auf ihren Platz. Dann fiel sein Blick auf jemanden, den er noch nicht kannte. "Ryouhei,", begann Makoto, der sich neben dem Neuen aufgestellt hatte, und errötete ein bisschen, "das ist Kenji, mein… mein Freund." Es schwang Stolz in der Stimme des zierlichen Schwarzhaarigen mit, aber das war kein Wunder. Makoto hatte es also nicht nur endlich geschafft, sich zu outen, er hatte auch noch einen wirklich sehr hübschen Freund, der sich höflich verneigte und unsicher lächelnd "Sehr erfreut" murmelte. Ryouhei tat es ihm gleich, auch wenn es komisch war, ihm nicht die Hand hinzuhalten. Er musste sich wohl erst wieder an die hiesigen Umgangsformen gewöhnen.

Hiro hatte sich im Hintergrund gehalten, aber jetzt, wo Ryouhei sich nach ihm umschaute, entdeckte er ihn. Im Grunde war es kein Wunder, dass er ihm nicht aufgefallen war, er hatte auf dunkle Haare geachtet, Hiros Haare aber waren strohblond. Ryouhei musterte ihn einen Moment unsicher. Unterbewusst hatte er sich vor diesem Moment gefürchtet, aber Hiro kam nur mit einem leichten Lächeln auf ihn zu, umarmte ihn mit einem "Schön, dich zu sehen." Die Umarmung war zu kurz und etwas stimmte mit Hiros Stimme nicht. Sie war leise und ihr fehlte es an Festigkeit. Ryouhei sah ihm in die Augen, aber der Kleinere senkte den Blick. Gerade als Ryouhei etwas sagen wollte, schaltete sich Shoya ein.

"Ist das dein Koffer, Ryouhei?"

Der Schwarzhaarige drehte sich zum Fließband um und erblickte tatsächlich seine Tasche, hastete zu ihr hin, gefolgt von Shoya.

"Ich helf dir", meinte der Braunhaarige, aber es klang wie eine Ausrede. Ryouhei griff nach der Tasche und Shoya half ihm tatsächlich, warf ihm dabei aber einen wissenden Blick zu. "Ich erklär's dir später, okay?", murmelte er und Ryouhei nickte.

Sie luden Ryouheis Tasche in Makotos Minivan und beschlossen, etwas essen zu gehen. "Hast du nicht nen mega Jetlag?", wunderte sich Shoya, aber Ryouhei lachte nur und erwiderte: "Ja, aber mein Hunger ist noch zehnmal megaer!"

Sie gingen in das kleine Restaurant, wo sie früher oft gewesen waren und allein beim Geruch der Gyoza und der Yakitori kamen dem Schwarzhaarigen fast die Tränen.

"Ich hab ja echt kein Problem mit Ami-Essen, aber…", beichtete er, als Minuten später eine dampfende Schüssel Ramen mit Rindfleisch vor ihm stand, "ich hab das Essen hier mehr vermisst als euch."

Die anderen lachten, aber Ryouhei fiel auf, dass Hiro nicht bei der Sache war. Er gab sich Mühe, normal zu wirken, aber der Ältere erkannte seinen Freund kaum wieder und das nicht nur wegen der Haare. Hiro hatte sich verändert, sehr verändert, er war noch hübscher geworden, reifer und das blond stand ihm hervorragend, aber die Veränderung war nicht nur äußerlich. Jedes Lächeln sah angestrengt aus und er redete kaum. Das war nicht der Hiro, den Ryouhei so gemocht hatte. Shoya stieß ihn an und dem 23-jährigen fiel auf, dass er den Kleinsten in der Runde angestarrt hatte, aß schnell weiter. Er war also nicht der einzige, der Hiros seltsames Verhalten bemerkt hatte. Was zur Hölle war hier los?

"Wie geht's deiner Mom?", erkundigte sich Shoya und Ryouhei zuckte mit den Schultern. "Immer noch frisch verliebt und mit dem Kopf nicht mehr aus den Wolken zu bekommen. Aber ich bin froh, dass sie sich wieder um sowas Gedanken machen kann."

"Ryouheis Mama hat sich von seinem Papa getrennt, deshalb ist er nach den zwei Semestern nicht zurück gekommen. Es gab viel Ärger wegen der Scheidung", erklärte Makoto seinem Freund, dessen planlosen Blick er bemerkt hatte und der jetzt verstehend nickte.

"Ihr neuer Typ ist auch ganz in Ordnung. Er hat ne Firma, die Flüssiggebindeverpackungen herstellt, Milchtüten und Saftpackungen und so. Scheint ziemlich gut zu laufen, wenn man so in seine Garage guckt."

"Dann bist du jetzt der Milchtüten-Prinz?", lachte Shoya und Ryouhei nickte, sodass auch Makoto und Kenji einstimmten.

Sie plauderten noch ein wenig, dann stand Hiro, der seine Gyoza schweigend gegessen hatte, plötzlich auf. "Es tut mir sehr Leid, aber ich muss mich leider verabschieden. Meine Schicht fängt bald an."

Ryouhei runzelte die Stirn unmerklich. Zu seiner Zeit war es verboten gewesen, neben der Schule einen Job zu haben. Oder waren schon wieder Ferien?

"Ich wünsch euch noch viel Spaß. Ryouhei, es war schön, dich zu sehen."

Der Schwarzhaarige nickte verwirrt, als sich der Kleine auch schon umwandte und sich schnellen Schrittes vom Tisch entfernte. Ryouheis Blick ging zuerst zu Makoto, der den Blick gesenkt hatte, dann zu Shoya, der betroffen wirkte. Der 23-jährige wartete, bis Hiro bezahlt hatte und zur Tür hinaus war, dann wandte er sich mit in Falten gelegter Stirn an Shoya. "Okay, ich will jetzt wissen, was hier los ist!"

"Es ist nicht so einfach zu erklären", sagte Shoya hastig und Makoto nickte leicht. Kenji hielt sich raus. "Er hat es nicht leicht im Moment", begann der Braunhaarige schließlich ausweichend, doch Ryouhei unterbrach ihn gleich: "Warum hat er einen Job? Das ist nicht erlaubt, so weit ich weiß."

"Bitte, hör zu, Ryouhei." In Shoyas Stimme schwang eine Bitterkeit mit, die dem Schwarzhaarigen Angst machte. "Hiros Vater ist tot."

"Was?!" Am Nachbartisch drehte sich jemand zu Ihnen um, weil Ryouhei wohl zu laut gewesen war, doch der bemerkte es nicht einmal.

"Er hat sich umgebracht, kurz nachdem du weg warst", murmelte Makoto und starrte noch immer auf den Tisch.

Ryouhei wurde übel. "Warum erfahr ich das erst jetzt?"

"Hiro wollte nicht, dass du es von uns erfährst. Dein Semester hatte gerade begonnen und er wollte nicht, dass du alles hinschmeißt und zurückkommst." Makoto klang als würde er Hiros Beweggründe verstehen. "Er wollte dir nichts kaputt machen, bitte sei ihm nicht böse. Er wollte auf den richtigen Moment warten, es dir zu sagen. Er wollte warten, bis du wieder zurück bist."

"Wir wussten ja nicht, dass du so lange weg bleiben würdest", fuhr Shoya fort und zündete sich eine Zigarette an. Seine Finger zitterten. "Natürlich wussten wir das nicht. Er hat mich gebeten, es dir nicht zu sagen."

"Warum hat er sich umgebracht?", fragte Ryouhei erschüttert. Hiros Vater war doch immer so ein netter, bodenständiger Mann gewesen.

"Er hat Hiros Mutter betrogen", erklärte der Braunhaarige und Ryouhei griff nach seinen Zigaretten, zündete sich eine an, obwohl er seine Schüssel noch nicht geleert hatte. Ihm war der Appetit vergangen. "Sie hat es rausgekriegt und wollte sich trennen."

"Im Abschiedsbrief stand, dass sie die Liebe seines Lebens gewesen sei und er nicht als geschiedener Mann sterben wolle", warf Makoto ein. Kenji ergriff seine Hand und der Drummer schenkte ihm ein dankbares, wenn auch trauriges Lächeln. Es war sichtlich schwer für den schmächtigen Schwarzhaarigen, darüber zu sprechen.

"Er hat sich von der Eisenbahnbrücke gestürzt. Neben die Gleise." Shoya schüttelte den Kopf. "Er wollte nicht, dass es seiner Frau und Hiro schlecht geht." Er nahm einen Zug von seiner Zigarette, fuhr dann fort: "Hiros Mutter hat angefangen zu trinken. Sie gibt sich die Schuld."

"Scheiße", kam es über Ryouheis Lippen und er schluckte, aber der Kloß in seinem Hals wollte nicht verschwinden.

"Sie hat ihren Job verloren und sitzt den ganzen Tag zu Hause, deshalb hat Hiro sich eine Arbeit gesucht, um sie beide über Wasser zu halten. Er schiebt an der Tanke Schichten bis morgens um zwei, drei, vier Uhr und sie versäuft alles-"

"Sie hat es doch auch nicht leicht!", unterbrach Makoto den aufgebrachten Gitarristen und der nickte leicht. "Ich weiß doch", murmelte er und es klang, als hätten sie diese Diskussion schon öfter geführt.

Ryouhei schwieg. Es war als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Kein Wunder, dass Hiro nicht wieder zu erkennen war. "Ich hätte bei ihm sein müssen", murmelte er, doch Shoya schüttelte den Kopf. "Du kannst nichts dafür, Ryouhei. Er hat das so entschieden."

"Aber er ist so anders!", begehrte der Schwarzhaarige auf.

"Ich weiß, aber so ist der Lauf der Dinge. Mir ist klar, dass es auch für dich scheiße ist, aber wir können nichts daran ändern. Hiro hat das damals so entschieden und daran lässt sich nichts ändern."

"Wir haben versucht, für ihn da zu sein", meinte Makoto und sah hilflos zu Ryouhei, "aber er hat seine eigene Art, damit fertig zu werden. Vielleicht ist es nicht die, die du oder ich als richtig empfinden, aber er geht seinen Weg und wir haben zu keinem Zeitpunkt mehr tun können, als ihm unsere Hilfe anzubieten. Und er hat sie ja auch angenommen, mehr als einmal. Shoyas Hilfe. Er hat sich eben einfach so entwickelt. Er war ja noch fast ein Kind, damals."

Es herrschte ein bedrückendes Schweigen am Tisch und Ryouhei bekam eine Gänsehaut. Er dachte an den Traum, der, in dem Hiro weinend am Flughafen stand, kurz nachdem er ihm gesagt hatte, dass er ihn liebte. Es war nicht bloß ein Traum, es war eine Erinnerung und das machte es noch viel bitterer. Und Ryouhei hatte ihn im Stich gelassen. Was, wenn er nicht gegangen wäre? Wäre dann alles anders gekommen? Wäre er für Hiro da gewesen, wäre dann heute noch etwas von dem vorlauten Teenager übrig, den er mit Erdnüssen gefüttert hatte, der keine Splatterfilme mochte und keine Gelegenheit ausließ, sich zu profilieren? Hätte er etwas von der Unbeschwertheit, mit der Hiro den Tag bestritten hatte, retten können?

"Ryouhei", murmelte Makoto und der Schwarzhaarige stellte fest, dass sein ganzer Kiefer sich verkrampft hatte. Er zwang sich zu einem Lächeln. Er rechnete seinen Freunden hoch an, dass sie sich um ihn sorgten, aber er war nicht derjenige, der Aufmunterung brauchte.

Aber brachte es denn noch etwas, sich um Hiro zu bemühen? Es waren vier Jahre vergangen und auch wenn sich zwischen ihnen dreien augenscheinlich nicht viel verändert hatte, war Hiro doch der Jüngste von ihnen und derjenige, der in dieser Zeit am meisten in seiner körperlichen und geistigen Entwicklung vorangeschritten war. Der Schwarzhaarige wollte gar nicht daran denken, wo er jetzt wäre, wenn zur hormonellen Belastung seiner Pubertät auch noch die Trennung seiner Eltern gekommen wäre. Er hatte auch unter der Scheidung seiner Eltern gelitten, aber er war erwachsen gewesen und Hiro war schon immer sehr viel sensibler gewesen als er. Nicht, dass seine familiäre Situation sich auch nur im Ansatz mit der des kleinen Blonden vergleichen ließ. Allein der Gedanke daran, wie es sein musste, jetzt in Hiros Lage zu sein, bereitete ihm extremes körperliches Unbehagen.

"Leben sie noch in ihrem Haus?", fragte er, Shoya schüttelte den Kopf.

"Die Lebensversicherung des Vaters gab nicht besonders viel her, deshalb mussten sie nach kurzer Zeit das Haus verkaufen. Aber ich schätze, auch davon dürfte nicht mehr viel übrig sein…"

"Sie wohnen in einer Wohnung in Chiba", fügte Makoto an und zum ersten Mal äußerte sich auch Kenji: "Ich hab mal da in der Gegend gewohnt, ist nicht besonders schön dort, aber dafür billig. Ich glaub nicht, dass Hiro das allein stemmen kann, aber er müsste ja Rente für Halbwaisen kriegen. Und seine Mutter Witwenrente."

Ryouhei hörte aufmerksam zu, aber er verstand nicht viel davon. Er kriegte Unterhalt von seinem Vater und das, was seine Mutter ihm zusteckte und das reichte allemal, sogar für Tokyo.

"Ja, Halbwaisenrente kriegt er,", meinte Shoya, "aber wenn seine Mutter Säuferin ist, kriegt die sicher kein Geld. Hat ja nicht mal den Entzug fertig gemacht."

"Sie hätte von Anfang an zum Psychologen gehen müssen, dann wäre es nie so weit gekommen", murmelte Makoto. "Die arme Frau."

"Ich hasse es, wenn du die dreckige Alte in Schutz nimmst, die kannst du vergessen", fauchte Shoya. "Wenn sie wenigstens auf den Strich gehen würde, dann müsste Hiro sie nicht ernähren!"

"Shoya, bitte…", murmelte Kenji, der bemerkt hatte, wie Makoto zusammengezuckt war.

"Ist doch so!", moserte Shoya und drückte wütend seine Zigarette aus, schwieg ansonsten aber.

"Woll'n wir nicht langsam mal deine Sachen in deine Wohnung bringen?", fragte Makoto schließlich sehr vorsichtig und Ryouhei nickte.

Sie standen auf, zahlten und gingen dann zum Minivan. Ryouhei schnippte seine Zigarette auf die Straße und sie stiegen ein.

Es war ein seltsames Gefühl, wieder auf der linken Spur zu fahren und Ryouhei, der vorne sitzen durfte, öffnete das Fenster und ließ die kalte Frühlingsluft hinein, woraufhin Shoya sofort zu meckern begann, dass das seine Frisur in Unordnung brachte. Sie machten einen kurzen Zwischenstopp an einem Elektronikladen in Akiba, wo Ryouhei sich ein iphone holte und fuhren dann zur neuen Wohnung des Schwarzhaarigen am Rande von Shinjuku. Sie gehörte seinem Vater, der wohl das Gefühl hatte, dass er sich jetzt, wo er von der Mutter seines Sohnes geschieden war, besonders um seinen Spross kümmern musste und Ryouhei beschwerte sich nicht. Sein Vater nagte auch nach der Gütertrennung nicht am Hungertuch und Ryouhei wäre ein Idiot, wenn er sich diese Wohnung hätte entgehen lassen.

Shoya stand der Mund offen, als sie im 6. Stock aus dem Aufzug stiegen und der 23-jährige die Wohnungstür aufschloss und auch Kenji konnte sich ein beeindrucktes "Wow" nicht verkneifen.

Die Wohnung hatte fast 70 Quadratmeter und war voll möbliert. Auch das hatte Ryouheis Vater übernommen, damit sein Sohn nicht mit einer leeren Wohnung da stand. An den länglichen Vorraum schloss sich die offene Küche an, die in den Wohn- und Essbereich überging. Linkerhand führte eine Stufe von der Breite des Raumes in den Schlafbereich, der sich mit zwei großen Holzschiebetüren vom Wohnzimmer trennen ließ. Dahinter war das Bad, das aber auch vom Eingang aus zu erreichen war.

"Das ist ja wohl mal die Bonzenwohnung schlechthin!", fand Shoya, schüttelte sich die Schuhe von den Füßen und lief durch die Wohnung, gefolgt von Makoto, der Kenji an der Hand hatte. Es war niedlich, wie die beiden aneinander hingen. Wie lange waren sie wohl schon zusammen?

"Alter, das Bett!!", schrie Shoya und als Ryouhei um die Ecke kam, hüpfte der Braunhaarige schon darauf. "Ich übernachte heute bei dir!", beschloss er und zeigte dann auf Makoto und Kenji. "Ihr auch!" Als Makoto aber rot wurde und zu kichern begann, nahm er es zurück: "Nein, besser doch nicht, ihr treibt es bestimmt wie die Tiere und ich kann deshalb nicht schlafen."

Der Braunhaarige hörte auf zu hüpfen und kam vom Bett herunter. "Mal ehrlich, du siehst aus wie der letzte tätowierte Gangleader und hast so ne überstylte Juppie-Wohnung, das passt gar nicht. Ich würd sagen, wir tauschen, du kriegst meine Assi-Bruchbude, und ich nehm die hier, die ist wie geschaffen für einen adrett-verruchten Charmeur wie mich."

"Und deine Assi-Bruchbude ist wie geschaffen für nen Assi-Gangleader wie mich oder was?", lachte Ryouhei und Shoya bejahte euphorisch, seufzte dann aber theatralisch auf, als Ryouhei mit einem "Nee, lass ma" ablehnte.

"Gehn wir noch einen trinken?", fragte Kenji plötzlich und obwohl noch keiner der anderen sich über den weiteren Verlauf des Abends Gedanken gemacht hatte, waren alle schnell begeistert.

Als sie um 10 in die Karaokebar um die Ecke einfielen, war es kalt geworden und es regnete ein bisschen. Zum Glück war Ryouhei klug genug gewesen, sich umzuziehen und hatte sein Bulls-Shirt durch ein T-Shirt und einen Pullunder ersetzt, dazu noch seine Lederjacke mitgenommen, aber nicht die, die er zum Motorradfahren anzog.

"Voll krass, alle Weiber glotzen uns nach", flüsterte Shoya ihm aufgeregt zu und Ryouhei rückte seine Brille zurecht, lachte leise. Es war wie früher, wenn sie ohne Erlaubnis ihrer Eltern die nächtliche Stadt unsicher gemacht hatten. Der Schwarzhaarige fühlte sich gut, aber da war auch ein unangenehmer Beigeschmack. Früher war Hiro dabei gewesen. Nachdem er und Ryouhei sich angefreundet hatten, war der Kleine kaum mehr von seiner Seite gewichen, war überall hin mitgegangen, schlimmer als eine Klette. Ryouhei hatte das nie etwas ausgemacht, denn sie waren eine lustige Truppe gewesen, auch wenn sie viel Unfug angestellt hatten, oder gerade deshalb. Aber jetzt, wo Ryouhei sich diese Abende in Erinnerung rief, fragte er sich, ob Hiro damals schon in ihn verknallt gewesen war.

"Hey, hört auf zu turteln, ihr Regenbogenfahnenträger, wenn wir aussehen wie vier crazy, hetero Single-Männer kriegen wir doppelt so viele Schnitten ab, als wenn ihr da hinten all-in spielt!" Shoyas unsensible Zurechtweisung riss Ryouhei aus seinen Gedanken und er lachte als Kenji erwiderte: "Quatsch, tut ihr lieber so als wärt ihr auch ein Paar, dann kriegen wir dreimal so viele und unsere Hälfte dürft ihr auch behalten. Das wär'n dann sechsmal so viele, wie ihr sonst kriegt."

Ryouhei legte den Arm um Shoya und zog ihn an sich. "Er hat recht, Liebling", näselte er und Shoya kreischte und rannte ein paar Schritte voraus. "Seit wann ist der so homophob?", erkundigte sich Ryouhei bei den beiden anderen, die die ganze Zeit hinter ihnen gelaufen waren und, wie der Schwarzhaarige jetzt bemerkte, unauffällig die kleinen Finger miteinander verhakt hatten.

"Erst seit du dich an ihn ranschmeißt", kicherte Makoto und Ryouhei kratzte sich am Hinterkopf.

"Bin ich für Männer so unattraktiv?"

"Nicht nur für Männer", schaltete sich Shoya fies grinsend ein, der wieder zu ihnen gestoßen war. Er erntete einen Fausthieb gegen die Schulter.

Der Abend war ausgelassen, auch wenn Ryouhei das ein oder andere Mal an Hiro denken musste, der eine sehr schöne Singstimme hatte und früher beim Karaoke immer der Beste gewesen war. Er erntete besonderen Applaus für seine Version von My Way, was vermutlich daran lag, dass er der Einzige im Raum war, der geradeaus auf Englisch singen konnte, ohne sich selbst dabei auszulachen.

Gegen halb zwei waren aber seine Kippen leer und nachdem er sich noch die ein oder andere geschnorrt hatte, beschloss er, sich doch noch eigene zu kaufen.

"Um die Ecke ist die Tanke, an der Hiro arbeitet,", lallte Makoto, der schon recht betrunken war, "wenn wir uns beeilen erwischen wir ihn noch, bevor er Feierabend hat!" Er wollte aufstehen, kippte aber zur Seite und wurde nur gerade so noch von Shoya und Kenji aufgefangen. "Du erwischst heute Abend nur noch dein Bett", tadelte Kenji ihn sanft und Makoto lachte schwipsig auf. "Aber nur, wenn du auch drin liegst. Nackt!"

Shoya schrie und verzog das Gesicht, während Makoto seinem Freund auf die Nase tippte und dreckig lachte. "Leute, echt, sowas will ich gar nicht wissen!", heulte der Braunhaarige und Kenji schien sich ein wenig zu schämen, aber seinem Grinsen nach zu urteilen fand er vor allem Gefallen an der Vorstellung.

Es endete damit, dass sie sich vor der Tür verabschiedeten, Kenji seinen Freund, der Schluckauf bekommen hatte, in ein Taxi bugsierte und Shoya und Ryouhei zur Tankstelle liefen.

"Du machst dir Sorgen, hm?", murmelte der Braunhaarige und bot Ryouhei eine seiner Zigaretten an.

"Ja, klar. Ich hab nie mit sowas gerechnet. Danke." Er nahm die Zigarette an, entzündete sie und gab das Feuerzeug an Shoya weiter. "Ich weiß nicht, wie ich jetzt mit ihm umgehen soll."

"Er ist ein völlig anderer", sagte Shoya langsam und mit trauriger Stimme. "Klar, wir haben uns alle verändert, wir sind alle erwachsen geworden, aber Hiro… Ich hab ihn nicht mehr lachen sehen seither. Er redet kaum. Er hat versucht, sich umzubringen, vier Mal. Ich hab jedes Mal was tun können, weil ich in der Nähe war, aber ich muss immer und immer daran denken, was ist, wenn ich mal nicht da bin. Er sagt zwar, es war dumm und er würde es nicht mehr machen, aber er sagt auch, dass es ihm gut geht. Und das kann nur eine Lüge sein. Wie soll ich ihm da glauben? Es ist alles so… so verdammt hart. Und es gibt nichts, was man tun kann. Das Jugendamt schickt er jedes Mal wieder heim und die kaufen ihm sein falsches Lächeln ab. Die können ja nichts machen, wenn er sagt, dass er in Ordnung ist. Aber er ist so kaputt."

Shoya blieb stehen und ballte die rechte Hand zur Faust. Ryouhei, der sich zu ihm umgewandt hatte, wusste nicht, was er machen sollte. Er hatte seinen Freund noch nie so wütend und hilflos gesehen, aber genau so fühlte er sich selbst auch. "Und diese dreckige Hure kümmert sich einen Scheiß drum, dass der Kleine sich so abrackert. Wann soll er denn noch für die Schule lernen, wenn er die halbe Nacht arbeitet? Dann schläft er zwei Stunden, geht zum Unterricht und danach gleich wieder arbeiten. Ein Wunder, dass er noch nicht von der Schulleitung oder den Bullen erwischt worden ist. Aber er nimmt ja auch keine Hilfe an! Wie oft hab ich gesagt, dass er immer zu mir kommen kann, wenn er Kohle braucht? Ich hab's auch nicht so dick, aber ich lass ihn doch nicht verhungern, während seine Alte sich die Hucke zusäuft, von dem Geld, das ER verdient hat. Immer sagt er ja und danke und wenn man ihn am andern Tag fragt, was er heute schon gegessen hat, lügt er oder sagt gar nichts. Ich hab keinen Bock mehr drauf!" Ryouhei trat zu Shoya hin, legte eine Hand auf dessen Schulter und der braunhaarige Gitarrist sah auf. "Wenn sie nicht mehr da wäre… Ich hab mir schon so oft vorgestellt, wie ich einfach in diese scheiß Wohnung rein marschiere und ihr den Bauch von unten nach oben aufschlitze. Ich hab Angst vor mir selbst, Ryouhei. Aber was soll ich denn tun? Einfach zusehen, wie Hiro immer mehr zerbricht? Das kann ich nicht."

Ryouhei schüttelte den Kopf. "Mach keine Dummheiten, Shoya, versprich mir das. Auch nicht, wenn du dir sonst nicht zu helfen weißt. Wir finden schon irgendeine Lösung, zusammen, okay?"

Der Braunhaarige nickte langsam und zog dann an seiner Zigarette. "Ich bin froh, dass du wieder da bist. Es ist alles so anders geworden, seit du weg bist."

"Es tut mir Leid-", begann der Schwarzhaarige, doch Shoya unterbrach ihn.

"Du kannst nichts dafür. Makoto ist ne verweichlichte Schwucke, aber er hat Recht. Es lässt sich nicht mehr ändern. Lass uns Kippen kaufen gehen."

Sie gingen noch ein Stück, dann waren sie auch schon an der Tankstelle. "Du hör mal,", sagte Shoya schließlich, blieb wieder stehen, "vielleicht gehst du lieber allein rein, sonst denkt Hiro bestimmt, dass ich dich angeschleppt habe, damit du mit ihm redest oder so. Also nur, wenn es dir nix ausmacht."

Ryouhei überlegte kurz, schnippte schließlich seine Zigarette weg. Wollte er Hiro allein gegenübertreten? Eigentlich brannte es ihm auf der Seele, mit dem Kleinen zu reden. Aber er war auch unsicher. "Ja, ich denke, das geht klar", erwiderte er schließlich. "Vielleicht hat er kurz Zeit für mich, wenn er gleich Schluss hat."

"Ja, das wäre gut", meinte Shoya und nickte, lächelte dann ein wenig. "Ich werd dann nach Hause gehen. Ruf mich morgen an, wenn du fertig bist auf dem Meldeamt und so, dann können wir was essen gehen und über deinen Laden reden und so. Also, bis dann."

Er winkte und drehte sich um, verschwand in die Richtung aus der sie gekommen waren.

Ryouhei sah zur Tankstelle, atmete tief durch und ging dann in den Laden.
 

Shoya ist so ein Schnocki! q.q

Ja, jetzt gehts richtig los!!!! *freu*

Liebe für tätowierte Grobassis in Pullundern!

ADULT CHILDREN OF ALCOHOLICS

Hiro stand hinter der Kasse und bediente einen Kunden, der seinen hässlichen Toyota betankt hatte und mit einem Päckchen Mild seven und einem abwertenden Blick zu Ryouhei schließlich den Laden verließ.

"Guten Abend, was kann ich für Sie-", begann Hiro, brach aber ab und wurde bleich, während das professionelle, unechte Lächeln von seinem Gesicht verschwand. "Es ist nicht gut, wenn du da bist, wenn mein Chef dich sieht, wir dürfen keine Bekannten-"

"Ich brauch Zigaretten", fiel Ryouhei ihm ins Wort. "Zweimal Marlboro rot. Nein, gib mir lieber zweimal Seven Star."

Hiro nahm die Zigaretten aus der Auslage und scannte sie mit zitternden Fingern ab.

"Makoto hat gesagt, du arbeitest bis zwei", murmelte der Ältere, sodass der Chef es nicht verstehen würde, falls er wirklich da war. "Kann ich dich nach Hause bringen? Du warst so schnell weg heute Mittag." Er legte Hiro die Geldscheine für die Zigaretten auf die Theke und der nahm sie entgegen, gab ihm sein Wechselgeld und die Schachteln.

"Warte draußen. Ich bin in 10 Minuten fertig."

Ryouhei nickte und schob die Kippen und das Geld in seine Jackentaschen, ging dann nach draußen.

Die Luft war kalt und der 23-jährige konnte seinen Atem in kleinen weißen Schwaden sehen, als er auf dem Bordstein der menschenleeren Straße hockte und seine zweite Zigarette rauchte. Er hatte vergessen, wie gut die Zigaretten in Japan waren, milder, nicht so beißend parfümiert.

Er hörte Schritte und als er sich umsah, erblickte er Hiro, der auf ihn zukam, langsamer wurde, als er sah, dass Ryouhei ihn bemerkt hatte. Der Größere stand auf, musterte den Blonden. Keine Jacke. Also schlüpfte er aus seiner, hängte sie Hiro, der ein wenig zitterte, um die Schultern.

"Du musst nicht-", setzte der Kleinere an, doch Ryouhei wollte es nicht hören.

"Sei still", sagte er leise aber bestimmt. "Fährst du mit der Bahn?"

"Meistens laufe ich", erwiderte Hiro und Ryouhei nickte, ging dann los in Richtung Chiba.

Eine ganze Weile liefen sie schweigend nebeneinander her, bis Hiro endlich seine Stimme wieder fand. "Sie haben es dir gesagt?"

Ryouhei nickte, sagte aber nichts und auch Hiro wagte einige Zeit nichts zu sagen. "Ich vernachlässige die Schule nicht", informierte er den Größeren schließlich. "Aber ohne den Job ist es schwer. Bitte schwärz mich nicht beim Direktor an."

"Was denkst du denn von mir?", fragte Ryouhei ein wenig empört und warf Hiro einen entsprechenden Blick zu. Seine Zigarette landete auf der Straße.

"Entschuldige", wisperte der Kleinere, der zusammengezuckt war und geradeaus starrte.

"Makoto sagte, du wolltest warten, bis ich wieder da bin und es mir erst dann sagen."

Der Blonde nickte leicht. "Ich wollte nicht, dass du dir meinetwegen Sorgen machst. Ich komm schon klar."

Ryouhei musste sich ein spöttisches Schnauben verkneifen.

"Du musst nicht den ganzen Weg mit mir gehen", murmelte Hiro.

"Wie lang dauert's bis zu dir?"

"Kommt drauf an, wie schnell man ist. Ne Dreiviertel Stunde bis ne Stunde."

"Warum fährst du nicht mit der Bahn?" Im Grunde konnte sich Ryouhei die Antwort schon denken.

"Ich hab keine Fahrkarte."

Der Größere nickte. War ja klar gewesen. "Komm mit." Er schnappte sich Hiros kleine, magere, eiskalte Hand und zog ihn hinter sich her, zur Querstraße, wo ein Taxistand war. Er öffnete die Tür, ließ den Blonden einsteigen, setzte sich dann dazu.

"Deine Adresse", forderte er den Kleineren auf, doch der zuckte zurück.

"Das ist doch viel zu teuer, Ryouhei, wirklich, ich-"

"Deine Adresse!"

Hiro blickte ihn eine Sekunde erschrocken an, nannte dann seine Anschrift und das Taxi fuhr los. "Ich hab kein Geld, Ryouhei", flüsterte der Kleine nach einem Moment, doch der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Mach dir darum keine Gedanken."

Der Blonde ließ sich gegen die Sitzlehne sinken und schloss die Augen, was Ryouhei die Gelegenheit gab, ihn zu betrachten. Hiro sah erschöpft aus, ausgemergelt, schwach. Kein Wunder. Aber er war sehr hübsch. Sein Gesicht hatte eine niedliche, runde Form und seine Lippen waren spröde aber voll. Dicke Strähnen struppigen, blonden Haars hingen in seine Stirn und seine Augenbrauen hatten den selben eleganten Schwung wie früher.

Die Fahrt dauerte lange, vor allem, weil es wohl neuerdings verboten war, in Taxis zu rauchen. Als sie ankamen, an einem nicht sehr ansprechenden Wohnblock, bezahlte Ryouhei und ließ sich die Karte des Taxiunternehmens geben, für später.

"Fährst du nicht nach Hause?", fragte Hiro und es kam Ryouhei vor, als wäre es dem Kleinen lieber gewesen, ihn wieder los zu sein.

"Ich möchte gern noch ein bisschen reden. Wenn du nicht willst, dass ich mit rein komme, hol dir was zum anziehen, dann reden wir hier draußen."

"Nein, ist schon okay, du kannst mit hoch kommen", sagte Hiro hastig. Er schien bemerkt zu haben, dass Ryouhei es ganz und gar nicht gut fand, sich aus Hiros Leben ausgeschlossen zu fühlen. Oder es war die Höflichkeit, die über seine Unsicherheit siegte.

Also folgte der Schwarzhaarige seinem früheren besten Freund zu dessen Wohnung. Das Treppenhaus war schäbig und Hiro erklärte, dass er lieber die Treppe nahm als den Aufzug zu nehmen, in dem kein Licht war. Sie erklommen die alte Betontreppe bis zum sechsten Stock und kamen zu einem Gang mit vielen alten Türen. Hinter einer der ersten hörte Ryouhei einen Mann und eine Frau streiten und dann etwas aus Glas oder Porzellan zerbrechen.

"Die schreien immer so", sagte Hiro, wie um ihn zu beruhigen, aber falls das wirklich seine Intention gewesen war, verfehlten seine Worte ganz klar ihre Wirkung.

Sie gingen an etwa einem Dutzend weiterer Türen vorbei, bis zum Ende des Ganges. An der letzten blieb Hiro stehen und kramte einen rostigen Schlüssel aus der Tasche. "Wir müssen leise sein", flüsterte er.

Die Tür schwang mit einem kaum hörbaren Quietschen auf und Ryouhei trat ein.

Die Wohnung verdiente diese Bezeichnung kaum. Natürlich hatte der Schwarzhaarige kein Neuschwanstein erwartet, aber was er sah verdiente allenfalls den Namen Dreckloch. Neben der Tür standen Unmengen Weinflaschen, die einen unangenehmen Geruch verbreiteten, die hässliche Tapete war vergilbt von Nikotin und der Boden dreckig. Hiro schloss die Tür und zog die Schuhe aus, Ryouhei tat es ihm gleich. Aus dem Raum nebenan war ein Fernseher zu hören, durch die angelehnte Tür fiel flackerndes Licht. Hiro ging voraus nach rechts, vermutlich zu seinem Zimmer und Ryouhei wollte ihm gerade folgen, da hörte er die Stimme von Hiros Mutter. Man hörte ihr an, dass sie getrunken hatte.

"Hiro, Schätzchen, was bist du denn so früh zu Hause? Gab es Ärger auf der Arbeit?"

Der Blonde ignorierte die Stimme und bedeutete dem Größeren, sich zu beeilen, doch es war zu spät. Die Tür ging auf und Hiros Mutter spähte in den Flur. Als sie den unerwarteten Gast bemerkte, kam sie ganz aus dem Zimmer.

Ryouhei erschrak. Hiros Mutter war eine schöne Frau gewesen, sehr klein und zierlich, mit gepflegtem, sehr langem Haar und den selben tiefen Augen, wie sie sie ihrem Sohn vererbt hatte. Sie war kaum wiederzuerkennen. Ihr Haar war schulterlang, braun und wohl mal so etwas ähnliches wie lockig gewesen, ihre Haut war aschfahl, ihr Gesicht wirkte aufgedunsen. Das rote Kleid, das sie trug mochte vielleicht einmal schön gewesen sein, aber es war verknittert und schäbig. Sie musterte Ryouhei mit glasigen Augen unter verschmierter Schminke.

"Ryouhei-kun, das ist aber schön, dass du uns mal wieder besuchen kommst!", rief sie und kam schwankend auf den Schwarzhaarigen zu, legte eine Hand an seine Wange. "Was für ein gut aussehender Mann du geworden bist!"

"Mama, lass ihn in Ruhe", sagte Hiro von weiter hinten, doch die Frau beachtete ihn gar nicht.

"Willst du dich nicht ein bisschen zu mir setzen, Tante Ayako hat dir so viel zu erzählen! Komm schon, sei nicht schüchtern, es gibt sicher noch einiges, was eine erwachsene Frau dir beibringen kann-"

"Ich hab gesagt, du sollst ihn in Ruhe lassen!", schrie Hiro, kam zu Ryouhei, packte seine Hand und zog ihn schnell in ein Zimmer weiter hinten, schlug die Tür hinter ihnen zu und presste sich mit den Händen und der Stirn dagegen.

"Hiro, mein Liebling, was ist nur aus dir geworden?", rief seine Mutter aus dem Flur und man konnte hören, wie Hiro zitternd einatmete. "Hab ich dich zu so einem Menschen erzogen?" Es dauerte einen Moment, bis ein leises "Dreckiges Yankee-Balg" zu hören war und sich ihre Schritte entfernten. Dann hörte man das Geräusch einer zweiten Tür und die Spannung in Hiros Körper ließ nach.

Ryouhei war fassungslos, blickte Hiro an, unfähig etwas zu sagen. Das war der reinste Alptraum.

"Es tut mir Leid", flüsterte der Kleine, sah unsicher zu dem Schwarzhaarigen hin. "Ich wollte nicht, dass du sie so siehst."

"Ist… ist sie immer so?", stotterte Ryouhei.

"Nein", murmelte Hiro und drehte so leise wie möglich den Schlüssel um, entfernte sich dann von der Tür. "Normalerweise bringe ich niemanden hier her." Er ging zum Bett, das Ryouhei aus Hiros altem Zimmer wiedererkannte, legte Ryouheis Jacke auf die Laken, räumte die Schulunterlagen die auf dem Bett ausgebreitet waren zusammen und legte sie auf den Schreibtisch. "Setz dich", bot er an und Ryouhei tat es, nahm auf dem Bett Platz. Die Matratze hatte es eigentlich schon hinter sich, wie das Quietschen der Federn verriet.

"Einmal hab ich Shoya mitgebracht, bei ihm hat sie's auch versucht." Hiro begann, seine Unterlagen zu sortieren, wohl um Ryouhei nicht ansehen zu müssen. "Es ist mir so peinlich. Ich wünschte…" Er sprach nicht weiter und Ryouhei wagte nicht zu fragen. "Wenn du rauchen willst, mach nur", murmelte der Blonde nach einem Moment und Ryouhei war froh, dass er durfte.

"Rauchst du mittlerweile auch?", erkundigte er sich und Hiro drehte sich zu ihm um.

"Manchmal."

"Rauchst du jetzt?"

Hiro zuckte mit den Schultern. Man merkte ihm an, dass er keine Antwort geben wollte, weil es ihm unangenehm war, eine Zigarette vom Schwarzhaarigen anzunehmen, also hielt dieser ihm einfach eine hin.

Hiro ergriff sie und nahm in auffällig großem Abstand zu dem Brillenträger auf der Matratze Platz, die erschreckend wenig nachgab, nachdem er einen kleinen Aschenbecher unter dem Bett hervorgezogen hatte. Ryouhei gab ihm zuerst Feuer und Hiro bedankte sich artig, rauchte schweigend.

Der Größere blickte sich ein wenig um. Das Zimmer war winzig und vollgestopft mit Büchern. Die Regale quollen über vor Büchern, aber Ryouhei entdeckte nirgendwo einen CD-Player oder gar einen Fernseher. Um das Fenster über dem Schreibtisch waren einzelne Blätter geheftet, anhand der Aufteilung der Textblöcke konnte Ryouhei erkennen, dass es sich um Songtexte handelte.

"Singst du?", erkundigte er sich, doch Hiro schüttelte den Kopf.

"Nicht wirklich. Nur, wenn ich allein bin."

Ryouhei musterte den Kleineren, der einen seltsamen Anblick bot, wie er an der Zigarette zog als sei es seine letzte. "Dir geht's schlecht, hm?"

"Nein, es geht schon", wich Hiro aus und zog fest am Filter des Glimmstängels. "Ist nur diesen Monat schwierig, weil ich über die Ferien nicht so viel arbeiten konnte, wegen der Prüfungen. Deshalb hab ich nicht so viel gespart, aber ich hab schon mit dem Vermieter gesprochen, der versteht das."

"Ich hab nicht gefragt, ob du die Miete bezahlen kannst, sondern ob es dir scheiße geht."

Hiro blickte ihn kurz an und Ryouhei erkannte den Ausdruck in den dunklen Augen wieder. Er hatte ihn nie vergessen. Es war selbe Ausdruck wie damals, als er Hiro fast geküsst hatte und der selbe, den er am Flughafen in Hiros Blick gesehen hatte. Es war wie Messerstiche direkt in die Brust. Dann wandte Hiro den Blick wieder ab.

"Nein, mir geht's gut. Ich lass mich einfach nicht hängen. Ist halb so schlimm."

Ryouhei aschte ab und musterte Hiro lange. "Du brauchst nicht zu lügen,", riet er dem Kleinen dann, "du schreist einem förmlich ins Gesicht, dass du nicht mehr kannst."

"Ich hab dich nicht gebeten, mich zu analysieren, Sigismund", sagte Hiro scharf, aber er merkte, dass er überreizt reagierte und seine Stimme klang reumütig, als er sich entschuldigte. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht anfahren. Ich will nur einfach nicht drüber reden, das ist alles."

Ja, das sah Hiro ähnlich. Alles still über sich ergehen zu lassen, alles alleine bewältigen zu wollen. Er strampelte sich so ab, dass er nicht sah, dass es völlig unmöglich war, was er da versuchte.

"Hast du morgen Schule?", erkundigte sich der Dunkelhaarige und Hiro nickte.

Ryouhei checkte sein iphone. Es war kurz nach halb drei. Wie sollte das gehen? Er dachte kurz nach, drückte dann seine Zigarette aus und stand auf. "Pack deine Sachen für diese Woche, du kommst mit zu mir."

Hiro starrte ihn an. "Was?"

"Ich sagte, du kommst mit zu mir. Ich lass dich auf keinen Fall hier."

Hiros Überraschung wich einem Ausdruck von Unbehagen. "Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Ich muss ja auch arbeiten und wenn ich zu lange weg bin, macht meine Mama sich Sorgen."

"Dann sag ihr, dass du mit zu mir kommst, oder schreib ihr nen Zettel, aber ich werd dich nicht alleine hier lassen. Und die Tanke ist bei mir um die Ecke, das sind drei Minuten zu Fuß."

"Wirklich Ryouhei, ich halte das für keine gute Idee. Es ist nett, dass du dich um mich sorgst, aber ich komm schon klar."

"Jetzt diskutier hier nicht rum, pack deinen Scheiß zusammen und komm."

Einen Moment zögerte Hiro, dann drückte er die Zigarette aus, stellte den Aschenbecher aufs Bett und stand auf. "Ich will nicht, okay?", meinte er und man merkte ihm an, dass er wütend würde. Es erinnerte Ryouhei an den Hiro von früher. "Es ist rührend, dass jetzt auch du noch glaubst, mich retten zu müssen, aber das ist nicht nötig. Ich will keine Hilfe, weder von Makoto, noch von Shoya und auch nicht von dir-"

"Ich hab dich auch nicht gefragt, ob du willst!" Ryouhei erschrak ein wenig über die Härte in seiner Stimme und Hiro zuckte zusammen. "Und wenn du nicht gleich deinen Scheiß zusammen hast und freiwillig mitkommst, schleif ich dich an deinen Haaren hier raus, ist das klar?"

Hiro nickte verschüchtert und hastete zu seinem Schreibtisch, packe seine Schulsachen ein und seine Uniform, frische Unterwäsche und seinen Schlüssel, sperrte dann die Tür auf. "Bitte warte draußen, ich bin gleich da, dauert nur einen Moment", flüsterte er und Ryouhei nahm seine Jacke und tat wie geheißen, zog leise seine Schuhe an und ging hinaus in den Flur. Wieder quietschte die Tür leise und wieder dauerte es nur Sekunden, bis Hiros Mutter in der Tür stand. Ryouhei brachte sich mit einem schnellen Schritt nach links aus dem Sichtfeld.

"Hiro!", rief die Frau und Ryouhei erschauderte. "Hiro, du verzogenes Stück Scheiße, wo willst du hin, so spät in der Nacht? Lässt deine arme Mutter ganz allein und vergnügst dich mit deinen Yankee-Freunden! Machst schön die Beine für sie breit, was? Verfluchte Nutte! Sieh nur zu, dass am Ende des Monats die Flocken auf dem Tisch liegen, sonst setzt's was. Glaubst wohl, dass außer deinen Yankee-Freunden keiner deinen Arsch zum Brennen bringt, was? Da wirst du dich aber wundern, was deine arme Mutter noch alles kann, aber da wirst du nicht so viel Spaß dran haben, wie wenn du dich von deinen Yankee-Freunden ficken lässt! Kleiner Hurenbock, dreckiger! Was glotzt du mich so an, huh? Wo willst du überhaupt hin? Lässt du deine arme Mutter ganz allein, so spät in der Nacht?"

"Mama, lass mich durch!", war Hiros Stimme zu hören und Ryouhei schloss die Augen. Er wollte das nicht.

"Gehst du wieder zu deinen kleinen Yankee-Freunden und lässt es dir von ihnen besorgen, was? Denkst du, so verhält man sich? Denkst du, so verhält sich ein gut erzogenes Kind? Denkst du, Ryouhei würde so etwas tun?"

"Mama, lass mich durch!!"

"Was ist nur aus dir geworden? Du warst so ein guter Junge. Und dann kommen diese dreckigen Yankees und nehmen deiner armen Mutter ihren kleinen Hiro weg und machen eine kleine Nutte aus ihm. Dein Vater würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er wüsste, was für ein billiges, kleines Stück Scheiße aus dir geworden ist."

"Lass mich los!", schrie Hiro und Ryouhei wollte gerade wieder hinein gehen, um irgendetwas zu tun, er hatte keine Ahnung was, da kam Hiro aus der Tür gerannt, direkt in seine Arme. Der Blonde prallte zurück und Ryouhei hatte erwartet, dass er weinte, aber er tat es nicht. Statt dessen ergriff er Ryouheis Hand und zog ihn hinter sich her, den Flur entlang zum Treppenhaus. Die Stimme von Hiros Mutter war zu hören, wie sie den Kopf aus der Wohnungstür steckte und rief: "Hab ich dich zu so einem Menschen erzogen? Was ist nur aus meinem lieben, artigen Hiro geworden? Lässt seine arme Mutter ganz allein. Dreckige Yankee-Nutte!"

Die Tür fiel hinter ihnen zu, aber Hiro rannte einfach weiter. Zwei Stufen vor dem Treppenabsatz nach unten strauchelte er und fiel hin, mit den Knien und Händen voraus auf den kalten Beton.

"Hast du dir weh getan?", fragte Ryouhei und eilte zu ihm, legte die Hand an Hiros Schulter, doch dieser schrie: "Fass mich nicht an!"

Ryouhei zog seine Hand zurück, als habe er sich verbrannt und musterte den Kleinen, wie er auf dem Boden kauerte, zitternd, mit hängendem Kopf, zerschlagenen Knien und aufgeschürften Händen.

"Du blutest", stellte er fest, doch auch diesmal schrie Hiro ihn an.

"Ich weiß! Fass mich nicht an!" Einen Moment blieb er noch hocken, dann stand er auf. "Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht anschreien", sagte er mit bebender Stimme. "Es ist nicht schlimm, nur ein Kratzer. Lass uns gehen."

Sie schwiegen den Rest des Weges, auch im Taxi, aber Ryouhei hatte das Gefühl, jeden Moment kotzen zu müssen. Das war ein verfluchter Alptraum.
 

Harter Stoff, aber ich liebe dieses Kapitel. Wann immer sich Abgründe auftun, bin ich gern dabei ^-^

Ich weiß, dass die Infrastruktur von Tokyo in meinem Kopf sich sehr von der Realität unterscheidet, aber in Wirklichkeit ist Ryouhei auch der Jüngste in der Band, also machen wir ein duftig-knuspriges AU draus und nehmen das so hin.

Das nächste Kapitel wird eher fluffig. Ich freu mich trotzdem drauf.

Mit Liebe für Shuu <3

The Conception

Ryouhei musste an Pretty Woman denken, wie Hiro so verschüchtert in der großen, teuer eingerichteten Wohnung stand und kaum wagte, sich zu bewegen.

Der Schwarzhaarige hatte indes den Inhalt seines Koffers auf den Boden zwischen Wohn- und Schlafzimmer gekippt und fischte ein Marshall-T-Shirt aus dem Haufen, warf es Hiro zu. "Das kannst du zum Pennen anziehen", erklärte er und Hiro nickte.

"Wo ist das Badezimmer?"

Ryouhei deutete auf die entsprechende Tür und Hiro bedankte sich artig und verschwand im Bad. Der Größere blickte ihm hinterher. Früher war es für Hiro kein Problem gewesen, sich vor ihm umzuziehen. Das Geräusch einer Zahnbürste war zu hören und Ryouhei zog sich Pullunder und Shirt über den Kopf, strampelte sich die Hose von den Beinen und schmiss seine Socken irgendwohin. Dann ging er zu seiner Jacke, die über der Couch hing und zündete sich eine Zigarette an. Er stand am Schlafzimmerfenster und blickte nachdenklich nach unten auf die Straße, als Hiro wieder aus dem Bad kam.

"Soll ich das Licht grad anlassen?", fragte er und der Größere wandte sich um.

"Ja, danke." Er schnippte die Kippe aus dem Fenster, schloss es dann und ging ins Bad. "Kannst dir ne Seite vom Bett aussuchen", bot er im Vorbeigehen an, und Hiro nickte leicht.

Als Ryouhei wieder aus dem Bad kam, lag der Kleine auf der linken, dem Fenster zugewandten Seite und hatte die Decke bis zum Kinn hochgezogen, blickte in den Nachthimmel, den man im hell erleuchteten Tokyo kaum sehen konnte. Er sah verloren aus in dem riesigen Bett, zerbrechlich und bleich.

Ryouhei legte sich hin und musterte ihn einen Moment, schaltete dann das Licht aus.

Es dauerte einen Moment, bis Hiro sprach. Seine Stimme war leise und bebte und Ryou hätte wetten können, dass er weinte, aber es war zu dunkel, um es sehen zu können. "Es stimmt nicht, was sie gesagt hat. Ich mache sowas nicht."

"Was meinst du?", fragte Ryouhei verwirrt und versuchte, Hiro in der Dunkelheit zu erkennen.

"Dass ich… eine Nutte bin. Das stimmt nicht." Hiro schniefte und Ryouhei drehte sich auf die Seite, hatte das ganz starke Bedürfnis, ihn zu umarmen.

"Das dachte ich mir", sagte er so sanft er konnte und hob die Hand, wagte dann aber doch nicht, den Blonden zu berühren, ließ sie darum wieder sinken. "Ich hab den Wecker für sieben gestellt. Nach der Schule kommst du wieder hier her, ja? Dann essen wir noch was, bevor du zur Arbeit musst."

"Du musst das nicht machen", wisperte Hiro, doch Ryouhei schüttelte den Kopf.

"Ich will aber, okay?"

Es dauerte lange und Ryouhei glaubte schon, dass Hiro bereits eingeschlafen war, da sagte der Kleine ganz leise: "Danke." Es klang so ehrlich und hilflos, dass Ryouhei noch lange wach lag, nachdem Hiro schon vom Schlaf übermannt worden war und nicht mal sein Jetlag hinderte ihn daran, seine Gedanken zu wälzen.

Er schlief nicht gut in dieser Nacht. Das lag nicht nur daran, dass er unruhige Träume hatte, auch Hiro schien es in dieser Nacht nicht besser zu gehen. Immer wieder wachte Ryouhei von den krampfartigen Bewegungen des Kleinen auf. Einmal - und zuerst war sich der Schwarzhaarige nicht sicher, ob es nicht doch nur ein Traum war - stand der Blonde auf und stolperte ins Bad. Ryouhei hörte ihn leise keuchen, setzte sich auf und tastete nach seiner Brille, die auf dem Nachttisch lag, hatte sie gerade angezogen, da hörte er, wie sein Freund sich schluchzend erbrach.

Mit drei schnellen Schritten war Ryouhei im Bad, seine Hand legte sich federleicht auf die zitternde, selbst durch das Shirt erschreckend kalte und knochige Schulter.

"Was ist los?", wisperte er, um Hiro nicht zu erschrecken. Der antwortete nicht, sondern erbrach sich nur wieder.

Erst jetzt sah Ryouhei das Blut. Es war nicht viel, nur dünne braunrote Schlieren in hellgelber Magenflüssigkeit, aber die Haare auf seinen Unterarmen stellten sich auf. Er wartete bis Hiro fertig war (seine Tränen tropften in sein Erbrochenes in der Keramikschüssel), reichte ihm dann Klopapier, damit er sich den Mund abwischen konnte. Der Kleine tat es zitternd, spülte ab und sah dann auf dem Boden kniend mit geröteten Augen zu ihm.

"Es ist alles okay", krächzte er und Ryouhei hätte fast laut aufgelacht. "Das ist nur wegen meiner Ernährung. Das geht bald wieder weg."

"So wie das bei Shoya klang, hast du mit Ernährung nicht viel am Hut", meinte Ryouhei, dessen Laune von Spott über Fassungslosigkeit zu ernsthafter Sorge gewechselt hatte, im Bruchteil einer Sekunde. Er stand auf, als Hiro sich nicht äußerte, holte ein Glas und füllte es mit Wasser, bevor er es an Hiro weitergab. Der Blonde zitterte noch immer und ein paar Spritzer schwappten über den Rand des Glases, als er es zu seinen Lippen führte, sodass er sich verschluckte und leise hustete. Er war wie ein verschrecktes Tier. Unsicher, misstrauisch, verletzlich. Wie ein getretener Hund.

Ryouhei schnappte sich ein Tuch, trocknete die dünnen Schenkel des Schülers ab und brachte ihn zurück zum Bett, auch wenn der Kleine seinen Berührungen auswich.

Er war nach Sekunden wieder eingeschlafen.

Als der Wecker klingelte, hatte Ryouhei das Gefühl, sich gerade erst hingelegt zu haben. Er schaltete ihn aus und schloss die Augen wieder. Er würde sich für Hiro eine Ausrede für die Schule einfallen lassen.

Es dauerte bis Mittag, bis sie beide wieder aufwachten, Ryouhei zuerst, Hiro eine knappe halbe Stunde später. Er blinzelte verwirrt, als er bemerkte, dass er sich an den Dunkelhaarigen geklammert hatte, ließ los, schaute sich um und erschrak. "Wie spät ist es?!", keuchte er und richtete sich auf.

Ryouhei drehte sich zu seinem iphone, warf einen Blick darauf. "Kurz nach 12-"

"Scheiße!", schrie Hiro, sprang aus dem Bett auf und klappte sofort zusammen. Ryouhei schwang sich von der Matratze neben ihn, um zu sehen, was los war.

"Ist nur der Kreislauf, das geht gleich wieder", verteidigte sich der Kleinere und hob abwehrend die aufgeschürften Hände, während er versuchte, seinen Körper unter Kontrolle zu bringen.

Ryouheis Blick fiel auf die langen, wulstigen Narben an den schlanken Unterarmen, doch er sagte nichts dazu. Shoya hatte erwähnt, dass Hiro mehrmals versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Gerade war nicht der Zeitpunkt, um darüber zu reden.

"Nix da, du legst dich jetzt hin und ich mach was zu essen und danach gehen wir zum Arzt."

"Aber die Schule-", setzte Hiro an, doch der Schwarzhaarige unterbrach ihn schroff: "Keine Widerrede." Hiros Blick wurde hilflos, doch als der Größere auf das Bett zeigte, gehorchte er ohne Gegenwehr. Ryouhei, der seine Brille schon aufgesetzt hatte, als Hiro noch geschlafen hatte, ging in die Küche und setzte Instant-Miso auf, die vor sich hin köchelte, während er Eier mit Bacon briet. Als er das Menü und eine Packung Orangensaft zum Bett trug, stellte er fest, dass Hiro sich in die Laken auf Ryouheis Seite des Bettes gekuschelt hatte. Was auch immer das zu bedeuten hatte (vielleicht ja sogar gar nichts)… Der Blonde öffnete die Augen, die etwas gerötet schienen und betrachtete ihn einen seltsam anmutenden Moment, in dem Ryouhei einfach nur mit dem großen Holztablett vorm Bett stand. Das Zehntel einer Sekunde fühlte Ryouhei wie ihm etwas in Hiros Blick ein gutes Dutzend handlange stehende Klingen in die Brust rammte, dann wandte der Kleinere den Blick ab und machte Platz, sodass der Gitarrist das Essen abstellen konnte. Er reichte, nachdem er sich auf die Matratze gesetzt und auch Hiro sich aufgerichtet hatte, Miso und einen Löffel an den Kleinen weiter, der beides mit seinen dünnen, weißen Fingern annahm und mit einem "Vielen Dank für das Essen" selbiges begann.

Sie aßen schweigend, auch das Ei mit Bacon, bis Ryouhei leise lachend und im Versuch, das Schweigen zu brechen, das sie umgab, bemerkte, dass er keine Gläser für den Saft mitgebracht hatte und Hiro, der so langsam kaute als sei es eine besondere Überwindung, Nahrung zu sich zu nehmen, aufsah. "Wir brauchen ja auch nicht unbedingt welche", murmelte er und Ryouhei nickte, setzte mit einem Schulterzucken die Packung an und nahm ein paar Schlucke. Er bemerkte, wie Hiro ihn musterte, wusste aber nicht, wie er den Blick des Blonden zu deuten hatte. Er ließ die Safttüte sinken, da streckte Hiro die Hände danach aus. Ryouhei wusste natürlich, was es bedeutete, wenn zwei Personen nacheinander aus der selben Flasche oder Tüte tranken, aber ob Hiro sich dessen bewusst war, als er ebenfalls einen auffällig kleinen Schluck nahm? Hatten sie jemals zuvor aus der gleichen Flasche getrunken? Spielte es nach ihrem Kuss, damals am Flughafen, überhaupt eine Rolle?

Hiro leckte sich mit gesenktem Blick über die Lippen und Ryouhei brach seine komischen Gedanken ab, um sich noch komischeren zu widmen. Warum klammerte sich Hiro so an die Pappschachtel? Warum schien er so angespannt? Dachte er über etwas ähnliches nach?

"Kalt."

Ryouhei war verwirrt. "Was?"

Der Blick des Kleineren war unschuldig, als er zu Ryouhei sah. "Der Saft. Er ist kalt."

Gedanklich haute Ryouhei seinen Kopf gegen die Wand. Natürlich! Was machte er sich für bescheuerte Gedanken? Da war nichts, über das Hiro mit diesem seltsamen Blick nachdenken musste, kein Grund, sich über die Lippen zu lecken, außer dem unschuldigen Bedürfnis, die kalte Flüssigkeit zu entfernen.

"Ja, war im Kühlschrank", bemerkte er überflüssigerweise und gab den Drehverschluss an seinen Freund weiter, der die Packung zudrehte und dann weiter in seinem Ei herumstocherte. "Warum hast du denn deine Ernährung umgestellt?", fragte er schließlich und Hiro ließ die Stäbchen sinken.

"Wie meinst du das?"

Innerlich triumphierte Ryouhei. Hatte er doch gewusst, dass es gelogen gewesen war! "Naja", meinte er äußerlich unbeeindruckt, "du hast heute Nacht sowas erwähnt."

"Ach so, das meinst du. Das ist wegen der Karotten. Es ist nicht wirklich eine Umstellung, sondern eine Allergie. Ich kann keine Karotten essen, aber scheinbar waren in den Gyouza gestern welche drin. Ich vertrag das Karotin nicht. Da krieg ich Brechdurchfall oder nur Durchfall oder Kotzen oder zumindest Magenkrämpfe, je nachdem wie viel ich gegessen hab."

Ryouhei war fast enttäuscht. Er hatte geglaubt, dass Hiros Körper sich auflöste und er deshalb blutige Magensäure erbrach und dass er das jetzt aufdecken und den Kleinen retten konnte. Und nun war es so etwas Harmloses! Er sollte froh sein, aber ihm fehlte die Befriedigung seines Beschützerinstinkts. Ihm fehlte die Genugtuung, dem Kleinen zu beweisen, dass ganz und gar nichts so in Ordnung war, wie er vorzugeben versuchte.

"Tut mir Leid, dass du dir Sogen gemacht hast."

Hiros gleichbleibend ausdruckslose Stimme lenkte Ryouheis Aufmerksamkeit wieder auf den zierlichen Blonden, der nicht einmal die Hälfte seines Bacon'n'Egg aufgegessen hatte, aber scheinbar vor den Lipiden und Proteinen kapitulierte.

"Umso besser, ich hab mir schon das Schlimmste ausgemalt."

"Ryouhei", murmelte Hiro und zog den Kopf ein wenig ein, "ich brauche deine Hilfe nicht, okay? Ich komm klar. Das hier ist mein Leben, ich hab es zu dem gemacht, was es ist und es ist ganz allein meine Sache. Es ist lieb, dass du mir helfen willst, aber das kannst du nicht. Es ist schon so gut wie vorbei. Es macht keinen Sinn, den Kampf jetzt noch aufzunehmen. Du hast damit nichts zu tun. Lass mich das einfach allein bis zum Schluss durchstehen. Bitte."

Die Worte zerfetzten Ryouheis Rippen und Brustkorb. Hiro meinte das ernst, das war dem Schwarzhaarigen klar. Jede Silbe dieser plötzlichen, schmerzhaften Resignation, denn nichts anderes war es, war getränkt von Hiros Überzeugung allein auf das unmöglich abzuwendende Ende zuzugehen. Ryouhei wollte etwas sagen, wollte gleichzeitig schreien, wollte Hiro in eine feste Umarmung ziehen oder ihm einfach in die Fresse hauen, dafür, dass er so etwas sagte, aber er saß nur da, mit gebratenem Ei mit Mayonnaise zwischen den Stäbchen und starrte den Blonden regungslos an. 'Bis zum Schluss durchstehen', hallten die leisen Worte in seinem Kopf wieder, und 'schon so gut wie vorbei'. Und 'allein'. Das hatte Hiro sogar mehr als einmal gesagt. Und ganz gleich, wie hoffnungslos es für ihn aussehen mochte, dieses Wort traf nicht im Ansatz zu. So blind, stur oder verbittert konnte nicht einmal Hiro sein, dass er sich einredete, allein zu sein.

"Ist mir egal", sagte Ryouhei schließlich, auch wenn er nicht das Gefühl hatte, dass er selbst sprach. Es war seine Stimme, die er hörte, aber er löste sie nicht aus, und schon gar nicht, dass sie so fest und überzeugt klang. "Ob du allein auf das Ende oder sonstwas warten willst, geht mir tierisch am Arsch vorbei." Hiros Blick schnellte zu ihm und seine Augen waren dunkel und tief und traurig. "Ich bin jetzt hier. Und egal, wie sehr du versuchst, dein eigenes Süppchen zu kochen, ich werd nicht schweigend zusehen. Ich bin nicht so rücksichtsvoll wie die anderen. Ich überlasse das nicht dir, egal wie sehr dir das zusteht." Er blickte auf seine Finger, die kein bisschen zitterten, im Gegensatz zu Hiros, sah dann wieder auf. "Ich bin jetzt hier. Deine Rechnung hat jetzt ne neue Variable. Und ich werd nicht nach deiner Pfeife tanzen, weil dein Vater sich umgebracht hat und du Mitleid verdienst. Du wirst mich nicht aufhalten können. Und das ist jetzt ein Versprechen. Du bist kein bisschen allein."

Hiro sprang auf und rannte ins Bad und Ryouhei hörte ihn laut schluchzen, aber er folgte ihm nicht. Er hatte das Richtige gesagt. Er hatte gesagt, was er fühlte. Und er meinte es ernst.

Die Schüssel mit Hiros halber zerpflückter Portion lag umgekippt auf der zerwühlten Decke und die Klauen waren nicht aus Ryouheis Brust verschwunden, aber sie zerrissen ihn nicht mehr.

Er stellte seine Schüssel bei Seite und zündete sich eine Zigarette an. Im Bad war noch immer Hiros verzweifeltes Weinen zu hören, aber es machte dem Schwarzhaarigen keine Angst.

Gar nichts war 'so gut wie vorbei'. Es fing erst jetzt richtig an.
 

Hui, ist härter geworden als geplant. Und kürzer. Aber egal.

Honestly, ich bin so hoch motiviert im Moment, wenn ich nicht schlafen müsste, wär ich seit gestern abend am Durchschreiben!

Wir sehen uns bald. :-*

Lily

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Gedankenchaotin
2015-09-13T11:35:16+00:00 13.09.2015 13:35
OMG, eine EYA - FF!
Ich mag deinen Schreibstil total gerne und gerade das Kapitel find ich besonders toll.
Ich bin gespannt, ob und wie es nochmal weiter geht.
Da geht doch noch was, oder??? Oder?
Ich vermisse die Jungs sehr, gerade Ryouhei. ;_;

Tolle FF!

Rebel
Von:  Shuu
2013-12-10T12:20:15+00:00 10.12.2013 13:20
Ich hatte die Hoffnung wirklich aufgegeben! Ernsthaft.
'Es geht bestimmt nicht mehr weiter', hab ich mir eingeredet und dann schleiche ich mich nach Wochen wieder auf Animexx und sehe DAS!
Du glaubst gar nicht, wie glücklich du mich damit machst! Es ist ein frühes Weihnachstgeschenk und vor allem noch so ein süßes!
Hiro ist so ein Schnuffelchen <3
Von:  MinuU
2012-06-18T20:25:10+00:00 18.06.2012 22:25
mehr mehr *__* Tolle FF, viel drama und süße kleine zerbrechlche seelen die gefoltert werden und danach schreien gerettet und totgeknutscht zu werden, das ist toll ^^~
Bin extrem gespannt wies weiter geht! Wieder super geschrieben!^^
Aber gemeiner kerl, dieser ryohei, lässt den armen schnuggi einfach 4 jahre lang allein -3-
Von:  MinuU
2012-06-17T22:15:27+00:00 18.06.2012 00:15
"Hier, iss ma ne Erdnuss."
*wegfetz* XD also die sache mit den nüssen ist echt gut! XD Ich musste so lachen! Auch am ende, zuerst kleines beinahe-drama und dann "oh ne nuss" XD herrlich!
Ich hab so gar keine Ahnung von eat you alive aber die FF liest sich wirklich toll und macht direkt lust mehr zu lesen! Ich mags wie du situationen beschreibst, alles sehr anschaulich! ^^
Von:  Shuu
2012-06-01T16:03:20+00:00 01.06.2012 18:03
Mal ehrlich. Ich habe inzwischen ein riesiges Problem.
Ist es normal, dass ich morgens, wenn ich aufwache, direkt den PC anwerfe und nach ner Aktualisierung schaue? Oder dass meine Kollegen mich schon immer fragen, was ich immer aufs Handy starre, weil ich heimlich auf Mexx gucke?
Ernsthaft, ich glaube ich hab ne Beziehung mit deiner FF *~* Es muss Liebe sein.

Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich mir so sehr gewünscht ne Safttüte zu sein!<3

Von:  Shuu
2012-05-24T13:25:02+00:00 24.05.2012 15:25
Das Kapitel hat mir echt den Tag versüßt. 40°C und gefühlte 300% Luftfeuchtigkeit konnten mir heute mein lächeln nicht aus dem Gesicht wegschwitzen! Daaaaaanke <3
Von:  Shuu
2012-05-24T00:33:24+00:00 24.05.2012 02:33
Omg, es ist halb drei in der Nacht, muss gleich zur Arbeit und hab glücklicherweise nur nochmal kurz den PC eingeschaltet um ein paar Nachrichten zu checken und dann sehe ich eine aktualisierung dieser ff! Hardcoreparty im Badezimmer... XD

Ich finde das Kapitel toll gerade weil es nicht so verschönt ist. Alkoholismus ist nicht unbedingt leicht darzustellen, aber du hast es echt toll getroffen <3

Ausraster zwei folgte dann am Ende mit deinem Gruß *~* hätte mir vor Schreck und Freude fat die zahnbürste in den Rachen gerammt
Ich will nu immer deine ff's lesen wenn ich zum frühdienst muss! Heut ist so ein schöner Tag, lalalalala ~ Laune irgendwo in den Wolken

Guten morgen, gute Nacht, schönen Tag (such dir was aus) und hdl <3
Von:  Shuu
2012-05-10T18:32:11+00:00 10.05.2012 20:32
OMG!!!
Ich glaube du hast mir mit deiner Eat you Alive fanfiction einen Herzenswunsch erfüllt!
Sie sind so toll *Q* und die Fanfic noch besser!
Weiter so, ich werde jedes Kapitel verschlingen, hochwürgen und mir nochmal reinziehen, wie eine Kuh!


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