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Die Realität ist immer noch grausam

written by crazypark & mir
von

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Whiskey mit Glitzer

Kapitel 5
 

Es geht schon wieder weiter :D

Vielen Dank an xxxsabixxx und moto7 für die tollen Kommentare

Viel Spaß beim Lesen
 

***
 

Whiskey mit Glitzer
 

Tim
 

Der Tag verlief beschissen, wie nicht anders erwartet. Ich hasste Montage, vor allem, wenn ich von Quasimodo angebaggert wurde. Am ersten Tag in der Woche war es immer am schlimmsten, wohl, weil er mich zwei Tage hintereinander nicht gesehen hatte. Wenn Daniel mal so viel Sehnsucht verspüren würde, würde mich das wenigstens freuen. Zum Glück rettete mich Sarah vor weiteren Flirtversuchen, als sie mich in den Vorlesungssaal entführte. Wenigstens besaß der Typ so viel Anstand, sich nicht neben uns setzen zu wollen.

„Nervt er dich schon wieder?“, fragte sie mitfühlend, als wir in der hintersten Reihe Platz genommen hatten.

„Und wie. Ich überlege schon, ob ich einen Bus früher nehme, nur um ihm nicht zu begegnen.“ Leider Gottes stieg er immer drei Haltestellen nach mir hinzu und ich durfte das Gelaber vier weitere Stationen ertragen, inklusive Weg zur Uni und bis hin zur Vorlesung natürlich. Leider war ich ein zu höflicher Mensch, um ihn darauf hinzuweisen, dass er mich mal kreuzweise konnte. Dafür hätte er mir nämlich einen Grund liefern müssen. Zwar war er extrem nervig, aber eben auch nett. Das einzig Gute war, dass er auf Lehramt studierte und wir nur einige Vorlesungen zusammen hatten.

Sarah schenkte mir noch einen mitleidigen Blick, bevor der Professor seinen Monolog begann.
 

Ich war mehr als froh, dass ich heute nur eine Vorlesung und Quasimodo erfolgreich abgehängt hatte. Ich wollte nur noch nach Hause und entspannen. Doch daraus wurde nichts, als ich Daniels Jacke an der Garderobe hängen sah. Nicht, dass mich seine Anwesenheit nicht freuen würde, aber er dürfte eigentlich noch gar nicht hier sein, sondern in der Uni. Neugierig geworden betrat ich das Wohnzimmer, in dem er fingertrommelnd saß und mich vernichtend ansah, als er mich erblickte.

Ich wollte gerade zu einer Begrüßung ansetzen, wurde aber sofort unterbrochen.

„Hast du mir nicht etwas zu sagen?“ Seine Stimme war so hart, dass sie hätte Glas zerschneiden können. Au backe, war da jemand sauer, aber wenn das einer wirklich sein durfte, dann ja wohl ich.

„Könnte ich dich genau so gut fragen“, schoss ich zurück und spürte, wie meine drei Tage alte Wut langsam zurückkehrte.

„Lenk' nicht vom Thema ab!“

„Welches Thema?“, fragte ich verwirrt. Was zum Teufel war hier eigentlich los?

„Was du so hinter meinem Rücken treibst zum Beispiel.“

„Kein Plan, was du meinst. Aber ich verheimliche zumindest keine zusätzlichen Seminare.“

„Und ich schlafe nicht bei fremden Kerlen“, kam es ungerührt zurück. Es schien ihn nicht mal zu wundern, dass ich davon wusste. Wahrscheinlich hatte es Lukas erzählt, sonst wüsste Daniel auch kaum davon, wo ich meinen Sonntag verbracht hatte.

„Wenn du keine Zeit für mich hast.“

„Und das ist ein Grund, durch fremde Betten zu hüpfen?“, zischte er wütend. So langsam bekam Daniels Gesichtsfarbe einen ungesund roten Ton. Besser, ihn nicht noch weiter zu reizen, aber ich war so dermaßen in Rage, dass ich mich nur schwer zurückhalten konnte.

„Das ist ein Grund, mich zu fragen, wohin das alles führen soll.“ Sobald die Worte meinen Mund verließen, biss ich mir auf die Zunge. Verdammt, so wollte ich das Thema nicht aussprechen, aber es war zu spät und spiegelte ja letztlich nur das wieder, was mir die letzten Wochen so viel Sorgen bereitete. Daniel schien es die Sprache verschlagen zu haben, denn er starrte mich nur aus aufgerissenen Augen an. Da standen wir nun, beziehungsweise stand nur ich, da mein Freund stocksteif auf der Couch saß. Und ich hatte keine Ahnung, wie wir zu diesem Punkt gelangt waren. Einer von uns beiden sollte demnächst seine Sprachfähigkeit wieder erlangen, sonst würde unser Drama zu einem Stummfilm mutieren.

Ich gab mir innerlich einen Ruck und setzte mich aufs Sofa.

„So kann das nicht weiter gehen“, murmelte ich tonlos.

Daniel drehte seinen Kopf zu mir und sah mich noch immer fassungslos an.

„Wie denn?“, fragte er in einem solch kindlichen Ton, dass ich leicht lächeln musste.

„Dass du mir auch mal Sachen anvertraust, wäre schon ein Anfang“, meinte ich und sah ihn erwartungsvoll an. Ich hatte keinen Dunst, warum er so ein Geheimnis um alles machen musste.

„Ich versuch's“, wiegelte er das Thema ab und ich resignierte seufzend. Seine Ausweichmanöver kannte ich ja nun zum Gotterbarmen und ich war von unserem Streit zu geschafft, als dass ich es noch ausweiten wollte. Ich war eindeutig zu schwach, aber ich hatte ihn auch extrem vermisst und so nahe bei ihm zu sitzen, vernebelte meine Sinne. Der Duft, welcher von ihm ausging, machte mich ganz kribbelig und mir wurde bewusst, dass wir endlich mal wieder Zeit füreinander hatten.

„Daniel“, schnurrte ich und legte meine Hand auf seine Schulter.

„Hm?“, kam es verwirrt zurück. Aber ein Blick in mein Gesicht sagte ihm wohl alles, denn er grinste wissend.

„Wir könnten...“, wollte ich beginnen, als ich plötzlich zu einem Kuss herangezogen wurde. Offenbar hatte er es eilig, denn seine Hände fanden sofort ihren Weg zum Reißverschluss meiner Jacke. Sekunden später war sie offen und von meinen Schultern gestreift. Das T-Shirt gesellte sich gleich im Anschluss auf den Boden und ich beeilte mich, für Gleichstand zu sorgen. Kurze Zeit danach waren wir nackt und ich fühlte mich in die Kissen gedrückt.

„Wir haben nichts hier“, sagte ich abgehackt zwischen unseren Küssen und der Fummelei.

„Egal, geht auch so“, erwiderte er schlicht und griff zwischen uns, um mich zu massieren. Der Startschuss war gefallen und ich sah zu, für Daniel dasselbe zu tun. Sonst wäre ich über die Ziellinie geschossen, bevor ich meinen Freund überhaupt ins Rennen geschickt hatte.

Nach dem kurzen Intermezzo lag Daniel keuchend auf mir und auch ich hatte meine Probleme, regelmäßig zu atmen.

„Gut, dass wir uns doch für die Ledercouch entschieden haben.“ Diese Aussage brachte mich zum Lachen, aber er hatte recht. Die Flecken aus Polstern zu entfernen, würde sich schwierig gestalten.

„Heute mal Sneak?“, fragte ich und rechnete schon fast mit fadenscheinigen Ausreden, aber ich sollte mich täuschen. Er überlegte nur kurz, bevor er zustimmte.

„Keine Gruppenarbeit?“, konnte ich eine Stichelei nicht lassen.

„Eigentlich schon, aber ich scheiß drauf.“ Diese Antwort ließ mich über das ganze Gesicht strahlen. Wenn es nur immer so sein könnte oder wenigstens öfters. Aber davon ließ ich mir meine neugewonnene gute Laune nicht vermiesen. Stattdessen verwickelte ich Daniel in einen neuen Kuss. Runde zwei konnte starten.
 

Nachdem wir uns auf diese Weise noch den Nachmittag vertrieben haben, gingen wir abends tatsächlich ins Kino. Nach nur drei Wochen hatten wir es endlich geschafft. Ich wusste noch nicht einmal, welcher Film heute überhaupt lief, aber das war mir im Grunde auch egal. Hauptsache, ich konnte mit Daniel endlich mal wieder etwas zusammen unternehmen.

Offenbar hatten sich alle anderen sehr wohl über diesen Film informiert, der im Übrigen grottenschlecht war, weswegen wir so gut wie allein im Saal hockten. Immerhin konnten wir uns dadurch die Kuschelecke sichern, auch wenn Daniel deswegen gelästert hatte. Dafür schien er allerdings richtig Gefallen daran zu finden, weil er mich zu befummeln begann, nachdem er sich genug über den Film ausgelassen hatte. Es war schon praktisch, wenn sich keine nervige Lehne zwischen den beiden Sitzen befand.

„Daniel, nicht hier“, nuschelte ich mahnend, als er mich küsste und sich seine Hand unter mein Shirt stahl.

„Warum nicht? Es ist dunkel und kaum jemand hier“, erstickte er meine Proteste sofort und knabberte an meinem Ohrläppchen. War ja auch nicht so, dass wir irgendetwas Spannendes verpassen würden, also ließ ich ihn einfach machen. Seine Hand wanderte zu meiner Hose, um sie zu öffnen und im nächsten Moment spürte ich sie auch schon.

Ich musste ein Stöhnen unterdrücken, als er seine Finger wenig später durch seinen Mund ersetzte. Der Kerl machte mich fertig. Ganz offensichtlich wollte er meinen Akku wieder auffüllen und da war wirklich einiges aufzuholen. Vielleicht tat er es aber auch zur Vorbeugung, dass ich nicht wieder die Nacht bei jemand anderem verbrachte. Was auch die Intention dahinter war, die Aktion war verdammt geil. Warum zum Teufel hatten wir das nie während unserer Schulzeit gemacht? Sex im Kino gehörte eigentlich in die Kategorie der Jugendsünden.

Der Film wurde doch noch recht gut. Überflüssig zu erwähnen, dass dies nicht aufgrund der Dinge war, die auf der Leinwand passierten. Ich konnte zwar nicht sagen, wie das Ende war, aber das war trotzdem der bislang beste Kinobesuch. Daniel schien das ähnlich zu sehen, denn er grinste in einer Tour. Ich wollte gar nicht wissen, was ihm so durch den Kopf ging.

„Daniel?“, ertönte auf einmal eine weibliche Stimme, als wir durch die Stadt schlenderten.

Wir drehten uns zu der dazugehörigen Person um und ich erkannte, dass es sich dabei um das Mädel von unserer Party handelte.

„Hey, Jane“, schlug Daniel einen ungewöhnlich fröhlichen Ton an, sodass meine rechte Augenbraue ein Stück nach oben rutschte. Besagte Frau fing plötzlich an, über das ganze Gesicht zu strahlen und ich kam mir gerade reichlich überflüssig vor.

„Gut, dass ich dich treffe. Kannst du mir morgen deine Aufzeichnungen mitbringen?“, säuselte Daniel weiter. Ach, darum ging es. Er wollte sich nur einkratzen.

„Kann ich tun. Wo warst du denn heute?“ Am Ficken mit mir hätte ich ja am liebsten raus gehauen. Konnte ich natürlich nicht, weil mir Daniel sonst wohl eine zimmern würde und das Weib den Schock ihres Lebens bekommen würde, so wie sie meinen Freund anhimmelte. Außerdem musste man das nicht jedem Dahergelaufenen auf die Nase binden.

„Beim Arzt“, sog sich Daniel aus den Fingern. Mehr oder weniger stimmte das sogar. Doktorspiele hatten wir in der Tat gehabt.

„Ach so, ich hoffe, es ist nichts Ernstes.“ Wenn da je etwas Ernstes gewesen wäre, hätte ich es ihm vorhin mit Sicherheit ausgesaugt. Ich hoffte, den beiden fiel nicht auf, dass ich hier mit einem monströsen Grinsen daneben stand.

„Nur Routine“, lächelte mein Freund weiterhin zuckersüß. Ich verdrehte die Augen bei diesem Schauspiel. Das war ja noch schlimmer als vorhin im Film. Nur mit dem Unterschied, dass wir diesmal nicht in der Hauptrolle waren, sondern Daniel und die lästige Jane. Konnte die mit ihrer Fragestunde nicht bis morgen warten oder sich gleich einen anderen Tarzan suchen?

„Bloß gut“, kicherte sie mädchenhaft und verabschiedete sich dann endlich. Meine Güte, Weiber konnten echt anstrengend sein.

„Sie hat mich nicht mal wahrgenommen“, empörte ich mich, als wir unseren Weg fortsetzten.

„Bist du jetzt beleidigt?“, lachte mich der Arschkeks von Freund aus.

„Ein wenig“, schmollte ich weiter. Ich mochte es nicht sonderlich, wie Luft behandelt zu werden. Das galt für alle Leute, insbesondere für meinen werten Herrn Mitbewohner.

„Soll ich sie morgen dafür schelten?“

„Ja und am besten, du bringst ihr eine Liane mit, damit sie sich davon schwingen kann.“

„Die sind schwer zu finden.“ Ich konnte keine Sekunde länger so tun, als wäre ich gekränkt. Dafür hätte ich nämlich das Lachen sein lassen sollen.

Als wir zu Hause ankamen fielen wir nur noch in die Betten. Sex hatten wir für den Tag genug gehabt und so blieb es beim harmlosen Knutschen, bevor wir aneinander gekuschelt einschliefen.
 

Am Mittwoch traf ich mich mal wieder mit Sarah in ihrer WG. Dass Lukas auch anwesend sein würde, hatte ich Daniel vorsichtshalber nicht erzählt, da er ja nicht so gut auf ihn zu sprechen war. Wir hatten uns einen Kasten für den Abend besorgt und spielten dämliche Kartenspiele. Das war eigentlich etwas, was ich nicht sehr mochte, aber sobald ich mir ein paar Bier hinter die Binde gekippt hatte, ließ es sich aushalten.

„Du, sag mal“, fing Lukas an, als wir allein im Raum saßen, „Daniel ist sehr...direkt oder?“ Schon an der Formulierung merkte ich, dass er wohl die etwas weniger charmante Art meines Freundes kennen gelernt hatte. Hoffentlich hatte er ihm keine Beleidigungen an den Kopf geknallt.

„Direkt, ehrlich und manchmal auch ziemlich gemein“, stimmte ich lächelnd zu. Aber genau das waren die Eigenschaften, die ich an ihm schätzte. Außer das letzte vielleicht, aber auch nur, wenn es gegen mich gerichtet war.

„Er scheint recht besorgt um dich zu sein“, drückte Lukas sich vage aus. Irgendwie redete er um den heißen Brei herum und ich wusste nicht, worauf er aus war.

„Wir haben zusammen viel durchgestanden“, antwortete ich. Wenn ich so zurückdachte, war es ein kleines Wunder, dass wir überhaupt ein Paar geworden waren. Aber wir waren wohl wie zwei Magneten, die sich gegenseitig anzogen. Wir passten gut zusammen und ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass wir füreinander bestimmt waren. Die einzige Frage, die blieb, war, ob wir es schafften, die Schwierigkeiten, die im Leben auf uns noch warteten, zu meistern.

Bevor er weitersprechen konnte, betrat Sarah den Raum und er schloss seinen Mund wieder. Offenbar wollte er mir irgendetwas mitteilen, schien sich aber nicht zu trauen. Und ich würde Daniel ganz sicher auch nicht danach fragen. Ich war froh, dass wir uns fürs Erste wieder vertragen hatten. Immerhin zeigte mir seine Eifersucht, dass ich ihm noch immer so viel bedeutete wie vor dem Studium. Hoffentlich würde es nicht zu bröckeln beginnen.
 

Daniel
 

Als ich Montag Abend mit Tim heim kehrte, warteten mehrere unbeantwortete Anrufe auf mich. Die meisten waren von der Sekretärin meines Vaters, einer jedoch von ihm persönlich. Kein gutes Zeichen. Ich wusste schon, warum ich mein Handy lieber versehentlich zu Hause liegen lassen hatte. Mein Fehlen hatte man auf Arbeit also bemerkt.

Dienstag blieb es noch ruhig. Wahrscheinlich die Ruhe vor dem Sturm und so war es tatsächlich. Mittwoch nach dem Training war es dann soweit. Erneut wartete ein schwarzer Firmenwagen meines Vaters vor der Turnhalle auf mich, diesmal jedoch ohne Felix, sondern dem neuen Lakaien, dessen Name mir sofort wieder entfallen war, nachdem er sich vorgestellt hatte.

Schweigend kam ich seiner Aufforderung nach und stieg in den Wagen. Was blieb mir auch für eine andere Wahl? Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, aber es war sicher nichts erfreuliches. Zwanzig Minuten später betrat ich mit einem mulmigen Bauchgefühl das große Büro meines Erzeugers. Dieser saß wie eigentlich immer hinter seinem großen Schreibtisch und blätterte in irgendwelchen Akten.

„Wo warst du am Montag?“, startete er direkt die Konversation, ohne auch nur einmal aufzublicken. Begrüßungen waren wohl nicht mehr in Mode. Wozu Zeit verschwenden, wenn man doch direkt zum Punkt kommen konnte? Wenn das mal kein effizientes Arbeiten war. Im Grunde war es egal, welche Ausrede ich benutzte. Glauben würde er mir sowieso keine.

„Krank.“

„Krank?“ Wenigstens hatte ich nun für ein paar Sekunden die volle Aufmerksamkeit meines Vaters, denn dieser richtete seinen argwöhnischen Blick direkt auf mich.

„Ja.“

„Dann kannst du mir sicher eine ärztliche Bescheinigung vorlegen.“

„Nein.“

„Daniel, ich werde so etwas nicht dulden. Du bist nicht mehr in der Schule, wo du tun und lassen konntest, was du wolltest. Die Zeiten sind vorbei. Das wird nicht noch einmal vorkommen, sonst muss ich Konsequenzen daraus ziehen.“ Sein Ton war eiskalt, sodass mir ein unangenehmer Schauer über den Rücken fuhr. Schweigen breitete sich aus.

„Du wirst dein Versäumnis am Freitag nacharbeiten. Haben wir uns da verstanden?“

„Ich kann Freitag nicht. Ich bin mit Tim verabredet.“ Widersprechen war keine besonders gute Idee, schon mal gar nicht in meiner Lage, aber die Worte hatten meinen Mund verlassen, bevor mein Hirn überhaupt reagieren konnte. Ich hatte es meinem Freund versprochen, den Freitag Abend mit ihm zu verbringen. Montag war ich aus der Sache mit einem blauen Auge herausgekommen, aber ich befürchtete, das nächste Mal würde es kein Happy End mehr geben.

„Sehen so deine Prioritäten aus? Glaubst du, du könntest jetzt ein solches Leben führen, wenn ich früher meine Zeit lieber für unnütze Sachen vergeudet hätte?“

„Aber...“

„Du solltest weniger Zeit mit diesem Jungen verbringen.“ Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich spürte, wie sich die Nägel in meine Haut bohrten. Ich versuchte, irgendwie die Wut unter Kontrolle zu bekommen, welche sich in mir aufbaute.

„Keine Angst, dafür sorgst du ja schon.“

„Wie bitte?“ Verdammt, warum konnte ich nicht einmal zuerst denken und dann sprechen?

„Vielleicht sollte ich dich noch einmal an unsere Abmachung erinnern. Ich kann den Spieß gerne umdrehen.“

Er hatte mich. Ich saß in der Falle und konnte nichts dagegen tun.

„Haben wir uns jetzt verstanden?“

„Ja.“

„Gut, dann sehen wir uns morgen und Freitag.“

„Ja.“

„Du kannst gehen.“ Danke für das Gespräch. War wie immer nett!

Kaum, dass ich draußen angekommen war, fischte ich erst einmal eine Zigarette aus meiner Jacke und zündete mir diese an. Das Nikotin beruhigte mich zumindest teilweise, und ein gezielter Tritt gegen die Mauer tat sein übriges dazu. Wie ich diese Brut doch hasste. Warum fiel denen auch nach der ganzen Zeit ein, dass ich überhaupt existierte? Wir hätten es gerne bei der gegenseitigen Ignoranz belassen können.

„Hey, so schnell sieht man sich wieder.“ Felix. Mir blieb heute auch nichts erspart. Zur Begrüßung bekam der Blonde nur ein genervtes Schnaufen zu hören, während ich mich lieber weiter meiner Zigarette widmete.

„Doch so gute Laune. Daraus schließe ich mal, dass du schon in der Höhle des Löwen warst.“ Schlaues Kerlchen, wirklich. Eine Kombinationsgabe wie Sherlock. Vielleicht sollte er mal über einen Berufswechsel nachdenken und zwar weit weg von hier.

„Soll ich dich Heim fahren?“, bot der Ältere irgendwann an, wahrscheinlich um das Schweigen zu brechen, welches sich durch meine überzeugte Nicht-Kommunikation gebildet hatte.

„Wenn du nichts besseres zu tun hast.“ Der Gedanke, sich nicht durch die überfüllten Straßenbahnen quetschen zu müssen, war irgendwie sehr verlockend. Vielleicht sollte ich doch etwas netter zu ihm sein.

„Oh, er redet ja doch.“ Okay, ich verwarf das mit der Nettigkeit sogleich wieder.

„Haha, sehr witzig. Ich glaub, ich laufe lieber.“

„Jetzt sei doch nicht gleich so empfindlich.“

Am Ende hatte er mich doch noch überzeugen können und so saß ich nun in der teuren Arbeitskarre, während wir definitiv zu langsam voran kamen. Der Feierabendverkehr war fürchterlich und die Straßen vollkommen verstopft. Die Öffentlichen wären wahrscheinlich die schnellere Alternative gewesen. Leider dachte Felix auch nicht daran, mich die Fahrt über schweigend aus dem Fenster gucken zu lassen. Wie er jedoch das Thema geschickt auf Tim lenken konnte, war mir schon schleierhaft, aber warum ich ihm dann auch noch von dem Streit erzählte, war mir erst recht ein Rätsel. Scheinbar schien mein Hirn heute wirklich nur auf Sparflamme zu laufen.

„Du könntest es ihm immer noch sagen“, kam sein unglaublich intelligenter Rat, nachdem ich mit meinen Erzählungen fertig war. Als ob ich selbst nicht schon auf diese Idee gekommen wäre.

„Wie stellst du dir das vor? Hey, Tim, wusstest du schon das Neuste? Ich hasse mein Studium und muss nebenbei auch noch für die Elternfront schaffen gehen und das alles eigentlich nur wegen dir, damit wir zusammen wohnen dürfen und ich nicht an irgendeine beschissene Elite-Uni in Timbuktu abgeschoben werde. Wenn du nicht wärst, hätte ich auch nicht meine Seele an sie verkaufen müssen. Ist doch klasse, nicht?“

„So solltest du es vielleicht nicht ausdrücken.“ Na ach, ganz so behindert war ich ja nun auch nicht. Was dachte der eigentlich von mir? Hier ging es ja auch nicht um meine Wortwahl.

„Aber so wird er es verstehen und genau das will ich nicht. Es war meine Entscheidung und ich werde damit leben müssen.“ Punkt, aus und Ende. Das Thema nervte wie Seuche. Leider sah Felix das anders.

„Daniel, meinst du nicht, in einer Beziehung sollte man gerade über solche Probleme reden?“

„Tut mir Leid, wenn ich keine Ratschläge von jemanden annehme, dessen Hand schon Schwielen vom Wichsen hat und der es nicht mal schafft, eine Freundin länger als drei Wochen zu behalten.“ Merkte der nicht, dass ich keine Lust mehr auf diese Diskussion hatte?

„Das muss nicht heißen, dass ich keine Ahnung habe.“ Okay, dann halt etwas deutlicher für die Begriffsstutzigen unter uns: „Thema beendet.“

„Du bist so ein verdammter Sturkopf.“ Schön, dass wir das dann auch geklärt hätten.
 

Ich war heilfroh, als ich endlich zu Hause ankam und meine Ruhe hatte. Tim schien noch nicht wieder daheim zu sein und das war vielleicht auch gar nicht so schlecht. Ich musste erst einmal wieder runter kommen und meine Gedanken ordnen. Keine Ahnung, wie ich ihm das mit Freitag erklären sollte. Am besten vielleicht gar nicht. Ich hatte nicht so lange Uni und wenn ich mich beeilte, wäre durchaus beides schaffbar. Also kein Grund zur Panik. Bewaffnet mit nährstoffarmen Tiefkühlfraß und einem Bier machte ich es mir im Wohnzimmer gemütlich und zappte durch die fantastischen Programme im Fernsehen. Irgendwann blieb ich bei einer Doku über seltsame Pflanzen im Amazonas hängen, um nicht vollkommen zu verblöden, während ich auf Mongo wartete.

Es war weit nach Ein Uhr, als ich endlich das Geräusch des Wohnungstürschlosses vernahm. Inzwischen kamen irgendwelche sinnfreie Sendungen über Autotuning. Interessierte mich nicht die Bohne, ob die Felgen jetzt mit Chrom oder Gold besser aussahen, aber es hielt einen wenigstens wach.

„Du bist ja noch wach.“ Tim schien sichtlich überrascht über diesen Umstand und schaute mich mit großen Augen an, als er unser Wohnzimmer betreten hatte.

„Mhm.“ Sein Lächeln baute mich zumindest ein wenig auf. Ohne zu zögern ließ er sich neben mir auf dem Sofa nieder und ich zog ihn sofort mit dem Rücken an mich heran, während sich meine Arme um ihn schlangen. Ich brauchte sein Gesicht nicht einmal sehen, um zu wissen, dass er mehr als verwundert über mein Verhalten war. Es kam ja nun nicht gerade täglich vor, dass ich freiwillig einen auf kuschelbedürftig machte und meistens war dies auch kein gutes Zeichen.

„Alles okay?“ Berechtigte Frage. Eigentlich war nichts okay.

„Ja.“ Ein Seufzen. Er glaubte mir nicht und das auch zurecht. Ich hasste es, ihn anzulügen, vor allem, wenn er mich so leicht durchschaute.

„Sicher?“

„Ich will nicht drüber reden.“

„Okay.“ Er war enttäuscht. Ich konnte es genau hören. Dennoch ließ er mich in Ruhe.
 

Donnerstagmorgen und ich fühlte mich wie gerädert. Kein Wunder, wenn man bis tief in die Nacht vor dem Fernseher hockte. Tim war irgendwann eingeschlafen und ich hatte mir eine Dauerwerbesendung nach der nächsten reingezogen, nur um mich irgendwie abzulenken. An Schlaf war nicht zu denken gewesen und das machte sich jetzt im negativen Sinne bezahlt.

Der Vorlesungssaal füllte sich allmählich. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie Lukas an meiner Reihe vorbeizog, dann jedoch stehen blieb und sich unsicher umdrehte. Ich erwiderte seinen Blick ungerührt.

„Hast du nach der Vorlesung kurz Zeit?“ Seine Stimme klang, als wünschte er sich gerade sehr weit weg. Ich nickte nur und er zog von dannen. Leider war ich auf diesen Trottel und die Gruppenarbeit angewiesen. 

Ich fühlte hin und wieder einen seltsamen Blick auf mir. Der Vorfall im letzten Seminar hatte sich herum gesprochen und endlich hatten die Leute etwas, worüber sie sich das Maul zerreißen konnten. 

„Hey, Alter.“ Strahlend stand der andere Typ aus meiner Gruppe vor mir. Ich versuchte, meine Hirnzellen in Gang zu bekommen, aber mir fiel beim besten Willen sein Name nicht mehr ein. Es war der komische Punk mit Milchbubifresse. 

„Tach.“ Was sollte ich auch anderes sagen? Warum hatten Menschen immer das Bedürfnis, einem schon am frühen Morgen auf den Sack zu gehen?

„Krasse Aktion am Montag. Das war so der Wahnsinn.“

„Ja, voll krass.“ Hatte der sie noch alle? Scheinbar nicht.

„Ja man. Lass uns mal 'nen Bier zusammen zischen gehen.“ Ganz sicher nicht. Der Typ war eindeutig gestört. Zum Glück gesellte er sich nach diesem Auftritt zu seinen zwei Emofreunden. Manchmal fühlte ich mich wirklich wie im falschen Film.

Die Vorlesung war staubtrocken und der Professor versuchte, aus einer Theorie eine neue abzuleiten und diese wieder theoretisch zu belegen. Spannende Sache, wenn man sich in seiner Freizeit vielleicht auch für Briefmarken und Stricken interessierte. Ich hatte jedoch mit meinen bleischweren Augenlidern zu kämpfen, welche andauernd zufallen wollten.

Ich war einer der Ersten, welcher panikartig ins Freie stürzte, um ein wenig frische Luft zu erhaschen. Am liebsten wäre ich weiter in die Mensa gezogen, um mich mit Koffein vollzupumpen, aber ich hatte ja das Vergnügen, auf diesen dämlichen Sack warten zu müssen, der sich scheinbar im Saal häuslich eingerichtet hatte. Anders konnte ich es mir nicht erklären, dass der werte Herr knapp sieben Minuten brauchte, bis auch er endlich den Raum verließ.

Als er vor mir stehen blieb, wirkte der Arme fast schon ängstlich. Fehlte nur noch, dass er anfangen würde zu zittern. Meine Güte, ich würde ihm hier und jetzt schon keine reinzimmern. Was für eine Memme.

„Also, wegen…äh Montag...und…ich“, fing er an zu stottern und ich musste mich schwer zusammenreißen, nicht laut loszulachen.

„Solange du dich an das hältst, was ich gesagt habe, werden wir kein Problem miteinander kriegen“, übernahm ich netter Weise mal das Reden, was ihn scheinbar auch nicht unbedingt ermutigte, so wie er sich an den Träger seiner Umhängetasche klammerte.

„O-okay.“ Das Schlimmste an der Sache war eigentlich, dass ich Tim schwerlich verbieten konnte, sich mit diesem Deppen anzufreunden, aber zumindest schien Lukas nicht sonderlich scharf auf eine zweite Konfrontation zu sein. Da konnte ich nur hoffen, dass dieser auch wirklich seinen Lektion gelernt hatte und schön brav seine Griffeln bei sich behielt.

„Gut, dann ist ja alles klar. Bis Dienstag hab ich auch die Präsentation fertig.“ In zwei Wochen würde der Stress vorbei sein und ich müsste nie wieder mit diesem Kerl kommunizieren. So lange hieß es Augen zu und durch.
 

Es war Freitag, 18 Uhr und der Berg auf meinem Schreibtisch wurde einfach nicht weniger. Das machte der Arsch doch mit Absicht. Immer wieder kamen neue Akten hinzu, welche einsortiert werden mussten. Ich ignorierte den mitleidigen Blick der Kollegen und versuchte, so schnell es ging, die Papiere zu sortieren. 19 Uhr sah es schon nicht mehr so schlimm aus und ich schöpfte neue Hoffnung. Tim und ich waren gegen 20 Uhr verabredet. Es war also noch schaffbar.

War es nicht, zumindest nicht in der mir vorgegebenen Zeit. Es würde sich nicht vermeiden lassen, dass ich mich etwas verspäten würde, aber dafür wäre ich mit der Arbeit wenigstens durch. Mein Vater wäre jedoch nicht mein Vater, wenn er nicht auch dafür noch eine Lösung gefunden hätte. Pünktlich halb neun, als ich die letzte Akte beiseite legte, wurde ich zu ihm persönlich gerufen. Was für eine Freude.

„Bist du fertig?“, war die erste Frage, nachdem ich das Büro betreten hatte. Ja, ich freute mich auch, ihn zu sehen und ja, mir ging es auch gut. Danke der Nachfrage. Ich schluckte meine bissigen Kommentare runter und nickte nur ergeben.

„Gut, wir gehen noch weg. Meine Sekretärin hat dir ein Hemd und ein neues Jackett besorgt. Du kannst dich umziehen gehen. Wir müssen heute einen guten Eindruck hinterlassen.“ Äh, was?

„Nun trödel hier nicht herum. Wir sind so schon zu spät dran.“ Ohne ein weiteres Wort der Erklärung wurde ich auch schon des Raumes verwiesen und bekam von der besagten Dame die neuen Klamotten in die Hand gedrückt. Mir schien spontan die Sonne aus dem Arsch. Was sollte der Müll? Es war Freitag Abend und ich hatte besseres zu tun, als das Vorzeigehündchen für meinen Erzeuger zu spielen. Das sah der leider vollkommen anders und Diskussionen waren ebenfalls nicht erwünscht.

Erst als ich in der schicken, schwarzen Limousine hockte, wurde ich endlich aufgeklärt, wohin die Fahrt überhaupt ging.

Der nette Opa von neulich hatte wohl meinen Vater zu einem kleinen Stelldichein in irgendeiner ganz tollen und teuren Lounge eingeladen und um meine Anwesenheit gebeten, damit ich seinen Enkel bespaßen durfte. Wie ich mich freute, war ich doch der geborene Entertainer. Nett, dass ich auch mal nach meiner Meinung gefragt wurde. Ich versuchte, eine kleine Rebellion, welche mein Vater sofort im Keim erstickte und mir auf der gesamten Fahrt sämtliche Konsequenzen aufzählte, welche mich ereilen würden, wenn ich nicht brav den dressierten Pudel mimen würde. Ganz oben stand natürlich wie immer die Auflösung des Mietvertrages, der einhergehende Rausschmiss von Tim und eventuelle Universitätswechsel, wenn ich nicht auf der Straße leben wollte. Wenn das mal keine Aussichten waren. Vielleicht sollte er mir noch einen Kauknochen ins Maul stecken, damit ich auch schön die Fresse hielt.

Meine Laune war weit unten im Keller. Unter der Aufsicht meines alten Herren tippte ich noch schnell eine Nachricht an Tim, dass ich es heute nicht mehr schaffen würde und ergab mich in mein Schicksal.

Am Ziel angekommen wurden wir schon von den anderen erwartet. Neben dem Opa und seiner Brut waren noch zwei weitere, ältere Herren anwesend, welche ich nicht zuordnen konnte und wollte.

Die betagte Fraktion zog sich bald in den Raucherbereich zurück, um dort ungestört bei einer stinkenden Zigarre über die Geschäfte reden zu können, während ich mit diesem Lackaffen von Enkel hier allein gelassen wurde. Großes Kino. Konnte mich mal bitte wer erschießen?

Der Kerl war mir absolut suspekt. Natürlich perfekte, glatte Haut, perfekte gestriegelte Haare und perfekte Klamotten, die wahrscheinlich mehr kosteten als eine Monatsmiete für meine Bude. Ich hätte schon alleine bei dem Anblick kotzen können. Mit so etwas durfte ich nun mein Dasein fristen, während Tim zu Hause hockte. Er hatte mir nicht auf meine Nachricht geantwortet, was definitiv kein gutes Zeichen war. Ich an seiner Stelle wäre auch sauer, aber darum würde ich mich morgen kümmern. Heute musste ich es erst einmal irgendwie schaffen, dem Giftgasangriff von diesem Individuum zu überleben. Der hatte scheinbar in dem Parfum seiner Schwester gebadet, zumindest stanken beide gleich eklig süß. Eine weitere Gemeinsamkeit der Geschwister waren die dämlichen Namen. Mir wurde der Mensch vorhin als Thoralf Edward IV. vorgestellt. Ich musste einen sehr schweren Kampf mit mir selbst austragen, um diesen Kerl nicht einfach auszulachen.

Nun blickte mich besagtes Wesen abwartend an. Ich wurde von der Reflexion seiner Kette geblendet, welche fast ausschließlich aus Glas-, Strass- oder kleinen Diamantsteinchen bestand. Was auch immer, es blendete und nervte mich tierisch. Herr von und zu Glitzer schien das nicht weiter zu stören.

„Daniel, richtig? Meine Schwester ist ja vollkommen angetan von dir.“ Urgs, mir wurde spontan schlecht, wenn ich zurück an dieses Ding dachte.

„Na, was für eine Freude.“ Leider schaffte ich es nicht, den Sarkasmus aus meiner Stimme zu verbannen. Ich hoffte mal, dass sich dieser Schleimer jetzt nicht echauffierte. Dieser schien über meine Worte nachzudenken und fing plötzlich breit an zu grinsen.

„Sie hat einen etwas eigenen Charme“, feixte er und leerte sein Martiniglas.

„Sehr diplomatisch ausgedrückt.“

„Tja, das lernt man, wenn man die letzten 14 Jahre mit ihr leben musste.“ Arme Sau, aber er sammelte Pluspunkte.

„Hast du noch etwas anderes vor?“ Hä? Wie kam der jetzt derauf? „Du schaust andauernd auf dein Handy“, erklärte er sofort weiter und ich senkte ertappt den Blick. Irgendwie hatte ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich Tim wenigstens mal melden würde. Ein nettes „Du Arsch“ würde mir schon reichen.

„Ich hatte es, bis mir angetragen wurde, meine Zeit doch lieber hier zu verschwenden. Nimm es nicht persönlich.“ Ehrlichkeit war ja einen Tugend und scheinbar sah es mein Gesprächspartner ähnlich.

„Keine Angst. Versteh ich schon.“ Wir redeten eine Zeitlang über dies und jenes, nein, im Grunde regte ich mich nur über meinen Vater auf. Es tat gut, mal jemanden zu haben, der verstand, wie es war.

„Du solltest aufhören, alles so negativ zu sehen. Es hat durchaus seine Vorteile.“ Ich schaute ihn wahrscheinlich an, wie eine Kuh vorm Überfahrenwerden. Wo sah der da bitte Vorteile?

„Die da bitte wären?“

„Eine schwarze AmEx, zum Beispiel“, grinste er nur breit und fischte besagte Plastikkarte aus seiner Hosentasche. Okay, der Punkt ging an ihn. Leider konnte ich nicht mit so etwas aufwarten, also galt besagter Vorteil nicht für mich.

„Wie hältst du das aus? Mein Vater hat meine Existenz wenigstens erst vor ein paar Monaten bemerkt und es kotzt mich jetzt schon an“, sagte ich irgendwann frei heraus. Wie hielt man diesen Zirkus ein Leben lang durch? Ich hätte mir schon längst die Kugel gegeben.

„Du kannst nach ihren Regeln spielen und ihnen trotzdem eins auswischen, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen können. Darin liegt der ganze Spaß.“

„Wie soll das gehen?“

„Pass auf und lerne.“
 

Drei Stunden später und ich befand mich nahe eines Deliriums. Von und zu Glitzers Lernmethoden gefielen mir doch. Sollte ich mir merken, wenn ich mich morgen noch an irgendetwas erinnern konnte. Wir hatten fast eine gesamte Flasche Whisky gesoffen, nicht irgendeinen, denn das wäre ja zu langweilig gewesen. Wir hatten eine Flasche bestellt, die eine schöne runde Summe gekostet hatte. Vier Nullen um genau zu sein und zwar alle vor dem Komma. Natürlich setzte ich sie auf die Rechnung meines Erzeugers. Schon allein um sein Gesicht zu sehen, wenn er bezahlte, wäre den Ärger wert gewesen, aber leider ballerten wir uns schon weg, bevor die Herrschaften gedachten, zu gehen.

Wir landeten zu zweit in einem Taxi, da keiner von uns beiden wohl noch zu irgendetwas in der Lage war.

„Das war ein großer Spaß. Lass uns das wiederholen. Ich ruf dich an“, lallte mir Mister Ed von Ward oder was auch immer entgegen, als ich bei mir eher aus dem Wagen fiel, als koordiniert auszusteigen.

„Tu das“, nuschelte ich zurück und versuchte, das letzte Stückchen heil zu schaffen. Meine Güte, ich war besoffen wie schon lange nicht mehr. Der Grund dafür befand sich immer noch in meiner Hand. Wir hatten die Flasche nicht gänzlich geschafft, aber da sie nun einmal bezahlt war, oder demnächst noch werden würde, hatte ich sie kurzerhand mitgehen lassen. Zielstrebig stolperte ich von einer Wand zur nächsten durch das Treppenhaus, ehe ich vor unserer Tür zum Stehen kam und erst einmal ein paar Minuten damit beschäftigt war, die Tür aufzuschließen. Irgendwie hatte sich das Holz verzogen, denn anders konnte ich mir nicht erklären, warum das Dreckding nicht aufgehen wollte.

In der Wohnung brannte noch Licht. Ich folgte den Stimmen und landete mitten im Wohnzimmer, wo ich Tim und seine komischen neuen Freunde antraf, samt Lukas. Mensch, was für eine Freude. Ich glaubte, mir kamen die Kanapees wieder hoch.
 

TBC

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Yeliz
2011-12-11T01:30:40+00:00 11.12.2011 02:30
Endlich bin ich mal wieder zum Lesen gekommen (auch wenn's sich bis in die späte Nacht hingezogen hat ^.^)
Tjap da ich mal wieder was zum Entspannen und NICHT Nachdenken brauchte, hab ich gleich zu Daniel & Tim gegriffen (;

Und diese 2 Kapitel haben mich nicht im geringsten enttäuscht, denn ich muss einfach lachen, fürchten, wütend sein x'D und wie immer war ich so vertieft, dass ich gar nicht mehr an andere Sachen denken konnte, ehrlich Danke'schön ! (:
Haah ja jetzt kann ich mit einem fetten Grinsen pennen gehen x'D

Ich liebe diese beiden Charaktere so abgöttisch!! *___*
Und ihre Gedankengänge mit sehr schönem Sarkasmus und der guten Ironie, da kann ich wieder einmal nur sagen das Sarkasmus & Ironie wunderbare Freunde sind ^^

Jop ansonst mir gefällt's wie die Schwankungen zwischen alles fein & alles für'n Arsch gemacht sind, aber ich bin trotzdem für, das Daniel alles Tim erzählen soll (aber anstelle von Daniel würde ich genauso handeln... jaja man soll ja eig. nicht andere lehren, wenn man es nicht besser macht...^^)
Mhh, na gut soll er noch'n wenig schweigen, das macht alles spannender.. Wann es wohl auffliegt? Dam dam dam... x'D

Okey ich schreibe wieder zu viel Müll, aber ja waren zwei geile Kpaitel !
Der Schluss mal wieder seeehr mau gewählt, da ich jetzt die ganze Zeit drüber nachdenken muss und extremst neugierig auf die Fortsetzung bin (ich Schlussfolgere mal wie Sherlock^^, dass das beabsichtigt ist)..

Okey ich freu mich auf's nächst Chapter (hoffe das ich es auch gleich lesen kann (; ) ! Und lass mal einen Riesenkeks da. 'thehe
ganz liebe Grüße, Liza
xoxo ;D
Von:  Jeschi
2011-12-05T18:51:58+00:00 05.12.2011 19:51
Ich fands schön, dass sie mal ein wenig süße Zeit für sich hatten... auch wenn dann der Empfang gegen noch mehr gemeinsame Zeit sprach.
Und ui, hat er nen neuen Freund gefunden.
Irwie mag ich den net. Keine Ahnung, warum. xD Er hat mir ja nix getan. xD Naja...
Bin jedenfalls jetzt auf Daniels Reaktion gespannt. Und auf Tims irwie auch. Hach.. ja. Das Ende ist fies. An so ner Stelle aufzuhören!
lg

Von:  moto7
2011-12-04T00:09:50+00:00 04.12.2011 01:09
daniel hat einen freund mehr gefunden^^

und mal schauen, wir er auf seinen netten empfang reagiert. so wie er gesoffen hat, denke ich mal, gibt es zwei möglichkeiten:
1. er kippt einfach um und pennt ein (denke ich ja eher nich)
2. er vermöbelt lukas und schmeißt alle raus und erteilt tim eine süße strafe^^


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