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Zwischenblut

von

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Ein Jahresende mit Pauken und Trompeten (Teil 2)

Ein Jahresende mit Pauken und Trompeten (Teil 2)
 

Als Cloud erwachte, war es draußen bereits dunkel geworden. Er konnte von draußen einige Raketen in die Luft steigen hören. Er sah sich um und erkannte, dass er in seinem Bett lag. Neben seinem Bett, auf einem Stuhl, saß Léon und las in einem Buch. Als Cloud sich ein wenig aufrichtete, wurde Léon auf ihn aufmerksam.

„Hey, wie geht es dir?“, fragte er und packte das Buch, in dem er kurz zuvor noch gelesen hatte, beiseite und sah Cloud nun direkt an.

Cloud strich sich mit seiner Hand durch die schwarzen Haare, als er die letzten Geschehnisse noch mal Revue passieren ließ. Als ihm sein Liebesgeständnis gegenüber Matt wieder in sein Gedächtnis kam, winkelte er die Beine an, legte seinen Kopf auf die Knie und versteckte so sein Gesicht vor Léon, dass dieser nicht sehen konnte, dass Cloud schon wieder die Tränen gekommen waren.

Léon setzte sich auf den Rand des Bettes und schloss Cloud in die Arme. Er strich ihm mit der Hand über den Rücken.

So verharrten sie mehrere Minuten, bis Cloud sich ein wenig beruhigt hatte.

„Warum? Warum hat sie sich in einen Anderen verliebt? Warum nicht in mich?“, krächzte Cloud aus.

Seine Stimme war nicht mehr als zu einem Krächzen im Stande.

Léon drückte Cloud nur noch ein wenig näher an sich heran und konnte spüren, wie dieser am ganzen Körper wie Espenlaub zitterte.

„Ich weiß es nicht. Sie hat sich anscheinend in jemand anderen verliebt. Das kommt schon mal vor. Ich hab mich auch schon ein paar Male verliebt und bin abgewiesen worden. Das ist kein Weltuntergang. Klar, es tut weh, aber Kopf hoch! Da draußen laufen so viele Mädchen rum.“, sagte Léon und versuchte so seinen Bruder aufzumuntern.

Dieser ließ nur ein Wimmern hören. Dann aber schien sich Cloud ein wenig zusammen zu reißen.

„Ist doch echt bescheuert. Ich stell mir vor, wie ich mit Matt zusammen bin und stürze morgens wie ein Irrer aus dem Haus. Ihr müsst doch gedacht haben, dass ich `nen Vogel habe!“, sagte Cloud und hob ein wenig den Kopf.

„Nun, wir haben in den letzten Tagen schon gemerkt, dass mit dir etwas nicht stimmt und einige von uns haben schon gleich erkannt, was es war. Ich hab's natürlich sofort gemerkt!“, sagte Léon mit dem Brustton der Überzeugung.

Damit schaffte es Léon sogar, Cloud ein kleines Lächeln auf das Gesicht zu zaubern.

Wieder führte Cloud seine Hand durch seine Haare und legte seinen Kopf auf Léons Schulter.

„Jetzt heul ich hier auf deiner Schulter mir die Augen aus. Was musst du nur von mir denken?!“ krächzte Cloud.

Léon strich seinem Bruder weiter über den Rücken.

„Ach was. Dafür sind doch Brüder da und noch dazu bin ich dein Gefährte. Die oberste Aufgabe eines Gefährten ist es, für sein Gegenstück, seinen anderen Gefährten, da zu sein. In guten wie ich schlechten Tagen, bis der Tod uns scheidet!“, sagte Léon und hob wie ein alter Lehrer den Zeigefinger.

Cloud ließ tatsächlich ein Glucksen hören.

„Das hört sich so an, als wenn wir verheiratet wären!“, sagte Cloud und konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.

Diesmal war es Léon, der lachen musste.

„Manche Gefährten heiraten ja auch. Aber das ist eher selten, denn das Band, das uns als Gefährten verbindet, geht viel tiefer als das Gefühl der Liebe!“, sagte Léon und schmunzelte.

Cloud wischte sich die Tränen aus den Augen.

„Und weißt du was?!“, sagte Léon zu Cloud und dieser sah auf.

Mit erwartungsvoller Miene sah Cloud Léon an.

Dieser beugte sich zu Cloud herunter und flüsterte ihm ins Ohr:

„Manche Gefährten haben auch Sex miteinander!“

Cloud schnaubte, schnappte sich ein Kissen und warf es Léon mitten ins Gesicht.

„Du bist doof!“, rief Cloud.

Beide Brüder schnappten sich jeweils ein Kissen und wollten mit einer gehörigen Kissenschlacht beginnen, als ein gewaltiges Knurren sie unterbrach. Mitten in ihrer jeweiligen Wurfbewegung hielten sie inne und sahen sich nach dem Ursprung des Knurrens um. Wieder ertönte das Knurren und diesmal fiel es auf, woher es kam, denn Cloud rieb sich den Bauch.

„Mist, ich hab heut` noch nichts gegessen.“, fluchte er und rieb sich weiter den Bauch.

Léon ließ das Kissen, was er in der Hand hielt, auf das Bett fallen und sagte:

„Warte hier! Ich hol dir was!“

Léon wandte sich zur Tür und wollte gerade herausgehen, als Cloud ihn aufhielt.

„Léon!“, sagte er nur und als sein Bruder Cloud in die Augen sah, wusste er, was er noch mitbringen sollte.

So verließ Léon Clouds Zimmer und machte sich auf den Weg in die Küche.

Eine Viertelstunde später klopfte Léon an die Tür seines Bruders und trat ins Zimmer.

Dieser hatte sich bereits angezogen und saß nun auf der Couch und wartete auf seinen Bruder.

Léon ging langsam mit dem Tablett in den Händen auf seinen Bruder zu und stellte das Tablett auf dem Tisch ab. Danach nahm sich Cloud die Sachen vom Tablett runter und schob das Tablett beiseite. Wie ein hungriges Tier stürzte er sich auf den Gänsebraten und den Klößen, die zusammen einfach köstlich schmeckten.

„´at das ´ama jemacht?“, fragte Cloud mit vollem Mund.

Léon fing an zu grinsen.

„Mensch, beiß doch nochmal ab, dann versteh ich dich vielleicht besser!“, sagte Léon und schüttelte sich vor unterdrücktem Lachen.

Cloud nickte und stopfte sich noch ein Stück des Bratens in den Mund.

So schnell wie Cloud aß, war sein Teller in weniger als fünf Minuten restlos leer geputzt. Er trank die Limo, die Léon zusammen mit dem Essen gebracht hatte, in wenigen Zügen leer. Danach sah er ihn erwartungsvoll an.

Léon wusste, was sein Bruder von ihm wollte und er griff nach einer silbernen Karaffe.

Clouds Augen wurden groß und er wich ein wenig vor der Karaffe zurück. Léon musterte seinen Bruder mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Was ist los? Hast du etwa Schiss vor so `ner kleinen Karaffe?“, fragte Léon und schenkte seinem Bruder etwas von der Flüssigkeit in der Karaffe in den Becher ein.

„Diese Karaffe! Die besteht doch aus Silber.“, sagte Cloud und zeigte noch mit dem Zeigefinger auf das besagte Objekt.

Léon sah zuerst zu der Karaffe in seiner Hand und dann zu seinem Bruder. Dann schien bei ihm der Groschen zu fallen.

„Ach nicht diese alte Silberlegende schon wieder. Wir Vampire reagieren nicht allergisch auf Silber, sondern Werwölfe. Auch könnte ich dir jetzt einen Eimer mit Weihwasser über den Kopf schütten und dir würde nichts passieren. Das sind alles Legenden, die erfunden wurden, weil wir ja böse und gemein sein sollen. Wenn das stimmen sollte, dann hätte ich mir doch wohl schon längst die Hand verbrannt oder sowas in der Art!“, sagte Léon und fuchtelte mit der Hand herum, die noch immer die Karaffe in der Hand hielt.

Der Inhalt in dem Gefäß schwappte laut hörbar.

Cloud kam sich ziemlich dumm vor, dass er auf einen solchen Aberglauben hereingefallen war. Offenbar war sein Gefühl zu Léon herüber gekommen, denn er versicherte ihm, dass sich alle Vampire, die vor kurzem gebissen wurden, in solche Irrtümer verrennen.

Dann bot Léon Cloud den Becher, in dem sich jetzt nachweislich Blut befand, an und dieser trank ihn hungrig und durstig aus. Danach schenkte ihm Léon nach und Cloud wiederholte diese Prozedur, bis in der Karaffe kein einziger Tropfen mehr enthalten war. Dann ließ sich Cloud nach hinten in die Couchlehne fallen und entspannte sich richtig. Er fühlte sich warm, behaglich und über alle Maßen satt. So kam es auch, dass Cloud sich einen Rülpser nicht verkneifen konnte.

„Mahlzeit! Hatts geschmeckt?“, fragte Léon amüsiert.

Cloud nickte und streckte sich.

„Dann komm jetzt mit nach unten. Alle warten sie schon auf dich!“, sagte er aufmunternd und schnappte sich einen von Clouds Arme. Léon zog an dem Arm seines Bruders, doch dieser machte keine Anstalten, sich zu bewegen.

Er sah seinem Bruder in die Augen und wusste was diesen beschäftigte.

„Komm schon! Alle haben sich tierische Sorgen um dich gemacht. Mutter war so abgelenkt, dass es heute fast kein Essen gegeben hätte. Aber dann hat Agathe sich erbarmt und den Braten gemacht. Vater ist so stark gereizt wie nur selten und das passiert eigentlich nur, wenn er sich große Sorgen um jemanden macht. Wiki und Nurarihyon liegen sich nur in den Armen und schweigen sich an. Wiki ist, seitdem sie dich gesehen hat, nur noch am Zittern. Cloud, du bist zu einem festen Teil unserer Familie geworden und ich möchte jetzt, dass du da runter gehst und den anderen zeigst, dass du ein ganzer Vampir und kein verängstigtes Hündchen bist!“, sagte Léon und er hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet und zeigte mit seiner Hand auf die Tür.

Er wandte sich von der Tür und reichte Cloud die Hand.

Nach nur einem Augenblick des Zögerns ergriff Clouds Léons Hand und erhob sich von der Couch. Sie gingen gemeinsam auf die Tür zu und als Cloud die Tür öffnete, räusperte sich Léon. Cloud drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an.

„Du solltest dir vielleicht noch dein Gesicht sauber machen. Dein ganzes Kinn und auch ein bisschen von deinem Hals sind voller Soße.“, sagte Léon und deutete auf Clouds Gesicht.

Dieser fasste sich mit der Hand ans Kinn und bemerkte, dass sein Bruder Recht hatte.

Er ging ins Badezimmer und wusch sich dort die Soße aus dem Gesicht. Danach verließ er das Badezimmer, nahm das Tablett vom Tisch und verließ zusammen mit Léon das Zimmer.

Gemeinsam gingen sie den Flur entlang und die große Treppe hinab, die aus weißem Marmor bestand. Unten am Fuß der Treppe angekommen bogen sie nach rechts ab und betraten das Esszimmer, das aber leer war. Am Esszimmer grenzten zum einen die Küche und zum anderen das Wohnzimmer. Cloud stellte das Tablett in der Küche neben der Spüle ab und ging dann zum Wohnzimmer. Noch bevor er das Wohnzimmer betrat, atmete er einmal tief durch und betrat dann das Wohnzimmer.

Es war, wie Léon es ihm beschrieben hatte. Sein Vater ging gereizt vor dem steinernen Kamin auf und ab. Seine Mutter saß auf der Couch und hatte sich so vorgebeugt, dass sie ihre Hände auf der Glasplatte des Tisches abstützen konnte. Agathe saß neben Béatrice und knetete unruhig ihre Hände und Wiki und Nurarihyon standen neben der Couch und hielten sich in den Armen. Auch von der Entfernung konnte Cloud sehen, dass Wiki zitterte.

Cloud räusperte sich leicht und sagte dann:

„Guten Abend!“

Sofort waren alle Augenpaare auf ihn gerichtet. Einen Moment lang herrschte eine gespannte Stille im Raum, doch dann sprang Béatrice auf, stürzte über die Couch und umarmte Cloud stürmisch.

Cloud knickte fast ein aufgrund der Stürmischkeit seiner Mutter.

Er fühlte sich ein wenig verloren und so konnte er nichts weiter tun, als seiner Mutter beruhigend über den Rücken zu streichen.

„Es tut mir Leid, wenn ich dir Sorgen gemacht habe!“

Mehr fiel Cloud nicht dazu ein.

Seine Mutter hob den Kopf und sah ihn an. In ihren blutroten Augen war so viel Wärme, dass es Cloud schon leid tat, dass sie wegen ihm weinte.

„Cloud, Liebling, du bist mein Sohn, genauso wie Léon. Ich muss mir doch Sorgen machen, sonst wäre ich eine schlechte Mutter!“, sagte sie und musste sich unterbrechen, um gegen die Tränen anzukämpfen.

Thomas kam auf sie zu und nahm ihn, Béatrice und Léon in die Arme. Er winkte Wiki, Nurarihyon und Agathe mit hinzu und schloss sie in die Umarmung mit ein.

Cloud konnte seinem Vater nicht in die Augen sehen, weil er wusste, dass er zornig war, und das nur wegen ihm, wegen seines dummen Verhaltens.

„Cloud, sieh mich bitte an!“, bat Thomas Cloud.

Langsam hob Cloud doch den Kopf und sah seinen Vater an. Was er da aber sah, war kein Zorn, keine Wut, sondern nur die Sorge. Die Sorge um ihn und um alle in der Familie.

„Cloud, wir sind eine Familie. Wir passen gegenseitig aufeinander auf. Du bist damals eingeschritten, als du dachtest, dass Nurarihyon Wiki weh tut, ich würde einschreiten, wenn dir jemand weh tut. Wir sind eine Familie, wir passen aufeinander auf. Aber manche Erfahrungen muss jeder für sich selbst im Leben machen. Eine abgewiesene Liebe ist kein Untergang, sondern nur ein kleiner Rückschlag. Im ersten Moment tut es weh, aber rappel dich wieder auf und geh deinen Weg weiter. Ich verspreche dir, du wirst dich wieder verlieben und irgendwann wird der Tag kommen, da erwidert die Person, die du liebst, dein Liebe. Also Kopf hoch! Lass dir dadurch nicht den Rest des Tages vermiesen!“, sagte Thomas.

Cloud musste schlucken. Solche Worte hatte er noch nie von jemanden wie von einem Vater gehört und jetzt hatte er einen. Er kämpfte gegen die Tränen, um sie daran zu hindern, heraus zu brechen.

Nurarihyon legte ihm die Hand auf die Schulter, beugte sich zu ihm herunter und flüsterte ihm ins Ohr:

„Weißt du, Stärke heißt auch, sich und seine Gefühle den Anderen anzuvertrauen. Du bist dadurch nicht schwach, nur weil man sieht, dass du weinst. Auch ein Mann darf Gefühle zeigen, ohne dabei schwach zu wirken.“

Cloud konnte nicht mehr. Die Tränen rannen ihm über das Gesicht und er umarmte seinen Vater und seine Mutter. Sein Vater schloss die Arme um Cloud und gemeinsam mit Béatrice und Léon standen sie in einer Umarmung. Agathe, Wiki und Nurarihyon, die nun nicht mehr mit in die Umarmung eingebunden waren, standen dicht an dicht neben ihnen und flüsterten ihm aufmunternde Worte zu.

Beide Zeiger der Wanduhr rasteten mit einem Klappern auf der 12 ein und in genau diesem Moment waren laute Feuerwerkskörper zu hören, die zischend in die Luft schossen.

Thomas hob mit seiner Hand das Gesicht von Cloud an, so dass er ihm direkt in die Augen sehen konnte.

„Und jetzt lass die trüben Gedanken sein. Ein frohes neues Jahr wünsche ich dir und euch anderen ebenfalls.“, sagte er und sah dann feierlich in die Runde.

Wiki und Nurarihyon applaudierten und fingen an, die Anderen zu umarmen und ihnen ein frohes, neues Jahr zu wünschen. Béatrice wollte in die Küche gehen, doch Thomas hielt sie am Arm fest.

„Nein, ich möchte nicht, dass du in die Küche gehst! Ich werde die Getränke holen.“, sagte Thomas und einen Moment später kam ein Tablett mit Gläsern und einer Sektflasche zu ihnen geschwebt.

Cloud konnte sowas wie ein leichtes Flirren unter dem Tablett sehen.

„Was ist das da unter dem Tablett?“, fragte er und deutete auf das Flirren, das er sah.

Thomas lächelte.

„Du bist wirklich über alle Maßen begabt, weißt du das, Cloud? Nicht jeder Vampir hätte meine Aura gesehen.“, sagte Thomas und lächelte auf seinen Sohn herab.

Dieser kratzte sich verlegen am Hinterkopf und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht.

Thomas schenkte in jedem Glas Sekt ein und als er an den letzten beiden Gläsern angekommen war, sah er fragend zu seiner Frau herüber.

Diese fing den Blick auf und sah dann zu ihren Söhnen herüber.

Dann seufzte sie und sagte:

„Aber nur ausnahmsweise!“

Thomas ließ die Gläser durch seine Aura zu jedem hinüber schweben und auch Cloud und Léon bekamen ein Glas ab.

Dann stießen sie auf ein neues Jahr an.

Cloud nippte an seinem Glas Sekt und erschauderte.

Die Anderen bekamen das natürlich mit und mussten unweigerlich schmunzeln.

„Ich möchte ja nicht meckern, aber Sekt schmeckt mir nicht so wirklich. Sake hat mir besser geschmeckt!“, sagte Cloud.

Noch ehe er es sich versehen hatte, hatte sich Léon das Sektglas geschnappt und es mit einem Zug geleert.

„Mein Bruder, der Schluckspecht!“, kommentierte Cloud die Aktion Léons.

Die anderen aus der Familie brachen in schallendes Gelächter aus.

Léon grinste nur und wandte sich erwartungsvoll an seinen Vater. Dieser nickte nur.

„Du weißt ja, wo es immer steht!“, sagte er.

Léon schnappte sich Clouds Arm und zog ihn mit aus dem Wohnzimmer. Sie gingen zurück in die Eingangshalle und steuerten auf einen kleinen Wandschrank zu, von dem Cloud wusste, dass dort alle Putzsachen verstaut wurden.

Léon öffnete die Tür und heraus fielen eine Unmenge an Knallzeug. Léon schnappte sich eine Handvoll an Knallern und Raketen und wandte sich dann zu seinem Bruder um, der mit offenem Mund dastand und den Inhalt des Wandschrank ansah.

„Komm und nimm dir auch ein paar der Sachen. Ich schaff nicht alles mit einmal!“, sagte er und holte Cloud so aus seinem Staunen heraus.

Cloud nickte und nahm sich dann auch eine Handvoll an Raketen und Knallzeug.

Gemeinsam gingen sie dann zur Haustür, zogen sich ihre schwarzen Mäntel an und gingen dann hinaus in die Kälte.

Draußen empfing sie eine sternenklare und kalte Nacht. Die anderen aus der Familie folgten ihnen und nun standen sie gemeinsam draußen und Léon und Cloud fingen an, die Raketen auszupacken und sie an den Holzstangen, an denen die Raketen angebracht worden waren, in den meterhohen Schnee zu stecken.

„Hier, Jungs!“, sagte Béatrice und reichte jedem ein großes Feuerzeug mit einem langen Hals, an deren Ende die Flamme herauskam.

So sollte die Verbrennungsgefahr so gering wie möglich gehalten werden.

Als Cloud das Feuerzug entgegen nahm, zündete er die Lunte seiner ersten Rakete an und entfernte sich ein paar Schritte von ihr.

Mit einem Zischen sauste sie nach oben und als sie explodierte, ließ sie einen Schauer aus roten und blauen Funken in den Himmel regnen.

„Cloud, stell mal deine Raketen so wie meine auf!“, sagte Léon und zeigte auf seine Raketen, die er in einer Reihe aufgestellt hatte.

Cloud stellte jetzt seine Raketen so auf, dass sie zusammen mit den Raketen von Léon eine gerade Linie darstellten.

Dann gingen sie jeder zum Ende der Reihe und zündeten, so schnell es mit dem Feuerzeugen ging, jede Rakete an, bis sie beide in der Mitte angekommen waren und von den Raketen wegtraten.

Die Raketen starteten fast zeitgleich und explodierten fast synchron, so dass eine riesige Welle an farbigen Funken in den Himmel schoss.

„Wow!“, sagte Cloud und sah sich das Funkenmeer im Himmel an.

„Hey, Jungs, dreht euch doch mal um!“, rief Nurarihyon und beide Brüder drehten sich um.

Cloud sah, dass der Dämon zwischen ihm und den anderen eine riesige Batterie aufgebaut hatte. Da die beiden Brüder schon ein großes Stück von den anderen entfernt waren, bestand da keinerlei Gefahr und der Dämon zündete die Lunte der Batterie mit einem Feuerzeug an. Die Batterie gab ein Zischen von sich, das in Clouds Ohren weh tat, aber als die Funken anfingen zu sprühen, besah sich Cloud erstaunt das riesige Meer an verschiedenen Farben an, die aus der Batterie kamen.

Es dauerte insgesamt mehr als zwei Stunden, in denen sie ihr Knallzeug verschossen. Währenddessen reichte Thomas noch mehrere Packungen mit den Pfannkuchen aus seiner Bäckerei herum, die sie gierig verputzten.

„Du weißt aber schon, dass du dafür mehrere Runden laufen müsstet, um das zu verbrennen, was du gerade verputzt hast!“, sagte Nurarihyon zu Cloud, als dieser seine letzte Rakete abgeschossen hatte.

Dieser sah Nurarihyon nur an und grinste dann.

„Du aber auch! Du hast mehr Pfannkuchen verputzt als Léon und ich zusammen!“, konterte Cloud.

Er sah nach hinten zu Wiki und drehte sich um und als er sich dann wieder zu Cloud umdrehte, hatte er ein durchtriebenes Grinsen aufgesetzt.

Der Dämon beugte sich zu Cloud herunter und flüsterte ihm, noch immer ein Grinsen auf den Lippen, ins Ohr:

„Im Gegensatz zu dir trainiere ich es noch heute Nacht mit deiner Tante ab!“

Cloud schoss die Röte in den Kopf. Sofort kamen ihm die Bilder von Wiki und Nurarihyon unter der Dusche in den Kopf. Der Dämon grinste immer breiter, als er Clouds hochroten Kopf sah.

„Na warte, das kriegst du zurück!“, sagte Cloud und wandte sich dann zu den anderen.

„Hey Agathe, komm mal bitte zu mir!“, rief Cloud und Agathe sah auf.

Sie hatte sich anscheinend aus reiner Gewohnheit auf ihren Stock gestützt und kam zu ihrem Enkel und Nurarihyon herüber gelaufen.

„Was gibt’s?“, fragte sie und sah von Cloud zum Dämon.

Dieser sah misstrauisch von Cloud zu Agathe herüber.

„Nurarihyon meinte, er würde gerne mit dir heute Nacht die Pfannkuchen abtrainieren, die er verputzt hat!“, sagte Cloud und nun war auch Léon neben ihn getreten, um das Gespräch zu verfolgen.

Agathe sah, da sie ungefähr einen Kopf kleiner war, in das Gesicht des Dämons.

„Ich glaube nicht, dass er das Training mit mir auch nur länger als eine Minute aushalten würde. Außerdem ist er mir ein zu großer Macho. Ich ziehe eher einen Gentlemen vor!“, sagte sie und gab Nurarihyon so einen Korb.

Anscheinend hatten auch die anderen zugehört, denn sie brachen in Lachen aus.

Nurarihyon sah mit einem belustigten Gesicht zu Cloud herab und sagte dann so laut, dass es jeder mitbekommen konnte:

„Coole Retourkutsche, Kleiner! Hätte ich dir nicht zugetraut. Aber ich hab's ja mit meinen Worten auch darauf angelegt. Ach, das hier ist für dich!“

Damit hob er blitzschnell eine Hand voll Schnee vom Boden auf und wollte Cloud damit das Gesicht einseifen, doch dieser reagierte instinktiv und sprang zwei Meter zurück. Der Dämon nahm sich noch eine Hand voll Schnee, formte daraus einen Schneeball und warf ihn auf Cloud.

Allerdings erreichte der Schneeball sein Ziel nicht, sondern er löste sich ungefähr einen halben Meter vor Cloud in seiner Einzelteile auf. Was dann aber geschah, mit dem hatte niemand gerechnet. Der Schnee wirbelte um Cloud herum und bildete eine glitzernde und durchsichtige Wand.

Cloud fühlte sich komisch, als er die Mauer aus Schnee sah. Auch die Kälte, die im Winter herrschte, war nicht mehr unangenehm, sondern angenehm und beruhigend. Er besah sich die Mauer aus Schnee an, die ihn zu beschützen schien und jeder weitere Schneeball, den Nurarihyon oder auch Léon warf, zerfiel in seine Einzelteile und fügte sich der Schneemauer hinzu.

Ein angenehm kaltes Gefühl durchzog seinen Körper und er hob den Arm. Sofort bildeten sich aus seiner Schneemauer mehrere Schneebälle und schossen wie Gewehrkugel auf Léon und Nurarihyon zu. Diese wichen so einigen Schneebällen aus, konnten es allerdings nicht vermeiden, das eine oder andere Male getroffen zu werden. Als Léon noch einen Schritt nach rechts tat, um einer weiteren Salve von Clouds Schneebällen auszuweichen, rief ihre Mutter:

„Léon, Vorsicht! Du stehst jetzt auf dem eingefrorenen Teich. Nicht das du einstürzt!“

Und tatsächlich. Nach nur wenigen Schritten Léons fing das Eis an zu knacken und brach.

Léon schwankte ein wenig, konnte sich allerdings auf den Beinen halten.

Er sah erstaunt zu seinen Füßen herab. Er bedeutete Cloud mit den Schneebällen aufzuhören und sah weiter hinab zu seinen Füßen. Cloud hörte auf, durch seine Schneemauer seinen Bruder und Nurarihyon mit Schneebällen zu bombadieren und ging auf Léon zu. Die Mauer bewegte sich synchron zu Clouds Bewegungen mit und als er dann bei Léon stand, war die Stelle, an der Léon stand, schon wieder zugefroren.

Léon stand noch immer da und starrte auf die Stelle, wo er mit seinen Füßen stand.

„Ich schwör's dir, Cloud. Ich stand gerade auf dem Wasser. Das geht doch gar nicht!“, sagte Léon und war völlig aus dem Häuschen.

Cloud wusste selber auch nicht, was er daraufhin antworten sollte.

Léon beugte sich zu dem jetzt wieder zugefrorenen Teich herunter und strich über das Eis. Sofort knackte das wieder und brach entzwei.

Wie Léon gesagt hatte, stand er auf dem Wasser. Er trat vorsichtig einen Schritt vor und einen Schritt zurück, doch er sank nicht in das Wasser ein. Cloud trat einen Schritt ebenfalls auf das Wasser und dort, wo sein Stiefel das Wasser berührte, bildete sich sofort eine dicke Eisschicht. Begeistert über ihre neuen Fähigkeiten, sprangen sie auf dem jetzt zum Teil zugefrorenen Teich herum.

Was sie dabei allerdings nicht mitbekamen war, dass sich Thomas, Béatrice, Wiki und Agathe vielsagenden Blicke zuwarfen. Der Dämon sah das ganze Schauspiel nur verwundert an und kratzte sich am Kopf.

Thomas klatschte in die Hände und rief seine Söhne zu sich.

„So, jetzt aber genug. Wir gehen jetzt wieder rein und dann geht’s ab ins Bett für euch!“, sagte er und wandte sich zur Villa um.

„Oh, jetzt schon ins Bett?!“, fragte Léon enttäuscht.

Cloud stimmte ihm zu und war ebenfalls sichtlich enttäuscht darüber, dass er jetzt schon ins Bett sollte.

Was die beiden Brüder aber nicht berücksichtigten war, dass es bereits 3.00 Uhr morgens war.

Thomas drehte sich zu seinen Söhnen um, sah ihre enttäuschten Gesichter und sagte mit einem Lächeln:

„Geht lieber jetzt ins Bett, sonst seid ihr morgen zu müde für die Überraschung.“

Cloud und Léon wurden hellhörig.

„Was denn für eine Überraschung?“, fragten beide Brüder wie aus einem Munde.

Ihr Vater lächelte und erwiderte:

„Das werdet ihr morgen sehen und jetzt rein mit euch!“

Beide Brüder setzten zu einem Wiederwort an, doch nach einem Kopfschütteln ihrer Mutter ließen sie es sein. Gemeinsam gingen sie zurück ins Haus und in ihr Bett.

So begann das neue Jahr für Léon und Cloud mit der Entdeckung ihrer neuen Fähigkeiten und sie sollten schon bald entdecken, dass sie noch eine ganze Menge mit ihren Fähigkeiten anstellen konnten.
 

Ende des 25. Kapitels



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SakuraxChazz
2012-11-18T17:47:01+00:00 18.11.2012 18:47
So da wären wir dann beim zweiten Teil angelangt.
Wie rührend sich Léon um seinen Gefährten und Bruder gekümmert hat. Ich mochte das total gerne.
Wie die Familie einfach für Cloud da ist und ihm hilft damit klarzukommen.
Silvester war wirklich schön für ihn und da bin ich sehr glücklich drüber. Cloud hat sich das echt verdient.
Ich liebe diese Familie einfach!
Und die neue Fähigkeit ist auch einfach der Hammer. Eis ist schon eine tolle Waffe. Im Sommer auch sehr praktisch, wenn es einem zu warm wird xD
Ich freu mich auf die nächsten Kapitel^^

LG Saku^^


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