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Wenn der Hunger mich quält

Tanz der Vampire, fast so wie man es kennt
von

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Unter der Eiche

Wie so oft saß sie im Mondschein unter der Eiche. Es musste spät sein. Spät für einen Menschen jedenfalls, der doch eigentlich tagsüber wach sein, und des Nachts tief schlummernd im Bett liegen sollte.
 

Seine nächtlichen Wanderungen hatten ihn schon in verschiedenste Teil seiner Ländereien geführt. Er war durch von Menschen verlassene Ortschaften gestreift, hatte Wälder durchwandert, die vom Krächzen, Knurren und Jaulen verschiedenster Tiere erfüllt waren. Meist war er alleine bei seinen Streifzügen durch die tiefe Nacht.
 

Die Bauern auf diesem Teil der Welt scheuten sich, nachts alleine in der Dunkelheit zu verweilen. Sie verrammelten sich in ihren Häusern und Hütten und trauten sich erst bei Anbruch der Dämmerung vor die Tür. Die Gegend sei verflucht, verhext, hieß es. Manch einem wäre die Abenteuerlust bereits teuer zu stehen gekommen und sei nicht wieder zu Frau und Kindern zurückgekehrt. Manch einer jungen Magd sei der heimliche Besuch bei ihrem Geliebten zum Verhängnis geworden, sagte man. Der Graf lächelte.
 

Die junge Frau jedoch schien dies nicht zu stören. Die Eiche schien sie zu Ihrem Stammplatz erkoren zu haben. Der Graf hatte sie schon des öfteren dort sitzen gesehen. Sie saß da, den Rücken gegen den Stamm gepresst, die Augen geöffnet, den Blick zum Himmel gewandt. Ihr weißes Nachthemd schimmerte im Mondlicht.

Derzeit war Frühling. Die Bäume hatten begonnen auszutreiben, einige Blumen blühten. Zumindest taten sie das wohl tagsüber. Doch selbst in der Nacht, wenn ihre Kelche geschlossen waren, konnte der Graf noch ihren Duft erahnen.
 

Der Graf stand im Schatten, keine zehn Meter von ihr entfernt. Lautlos hatte er sich an sie heran geschlichen. Er betrachtete sie genau.

Ihr rotes Haar, das auf ihre Schultern fiel, die zarte weiße Haut, durch die er beinahe hindurchsehen konnte. Die großen, glänzenden Augen, mit denen sie den Himmel und die Wolken zu durchbohren schien.

Er trat näher. Er war nun so nahe bei ihr, dass er eine Vene an ihrem Hals zucken sehen und ihr Blut darin rauschen hören konnte. Sie roch so gut...
 

Auf einmal knackte ein Zweig. Die Dunkelheit war erleuchtet vom Schein einer Laterne.

„SARAH!!!“ hörte man eine wütende Stimme keifen.

Der Graf verengte die Augen. Innerhalb eines Sekundenbruchteils war er, unbemerkt von der jungen Frau und dem Drachen, der aus einem Haus, das in völlige Dunkelheit getaucht war, angerauscht kam, in den Schatten verschwunden.
 

***
 

„WAS um Himmelswillen machst du schon wieder hier draußen?“ schrie die rundliche Frau in dem blauen Nachthemd wütend. „Es ist gefährlich! Dein Vater und ich haben bereits hunderte Male versucht es dir zu erklären!“
 

Sarah war aufgeschreckt. Resigniert blickte sie ihre Mutter an

„Es tut mir Leid, Mama“, sagte sie. Man musste nicht hellsehen können um zu merken, dass das eine Lüge war. Auch die Mutter schien dies zu wissen.

„Leid?! Es tut dir Leid?!“ Die Mutter packte das Mädchen an den Haaren und zog es gewaltsam nach oben. „Dich werde ich noch lehren, was es bedeutet, wenn einem etwas Leid tut!“
 

Sarah schrie auf „Du tust mir weh!“

Die Mutter lies abrupt ihr Haar los. Durch die plötzliche Bewegung wurde Sarah zu Boden geschleudert.

„Es hat einen GRUND, warum wir dir verbieten des Nachts alleine nach draußen zu gehen!“ schrie die Mutter. Die beugte sich zu Sarah herab, die unelegant auf dem Waldboden zu Liegen gekommen war.

„In der Dunkelheit... Ganz alleine! Es gibt dort Dinge, die...“ für einen Augenblick schien es so, als würde die Mutter ihrer Tochter etwas sagen wollen, etwas wichtiges.

Doch dann gewann die Wut wieder die Oberhand.

„Ein anständiges Mädchen tut so etwas nicht!“ keifte sie. Wütend packte sie Sarah am Ärmel, zog sie hoch und zerrte sie hinter sich her.
 

***
 

„Sie lernt aber auch nie dazu...“ dachte der Graf amüsiert. Dies war nicht das erste Schauspiel dieser Art, das er miterlebt hatte. Oft, sehr oft schon, hatte er Sarah beobachtet. In zahllosen Nächten war sie hier gesessen, unter dem dicken Baum. Hatte dort die Sterne und den Mond beobachtet. Ganz verloren wirkte das junge Ding in der Dunkelheit, doch sie schien sich wohl zu fühlen.

Meist war sie nach einiger Zeit unbemerkt im Schutz des Hauses verschwunden, manchmal jedoch wurde sie von ihren Eltern erwischt. In letzter Zeit schienen sich das zu häufen.
 

Er trat ein wenig näher an das Haus der Familie heran. Von drinnen konnte er nun mehrere Stimmen hören, die aufeinander einschrieen.
 

„Unerzogene Göre“ Das war die kreischende Stimme der Mutter

„Mama, ich...“ versuchte Sarah sie zu übertönen

„Sarah, mein Kätzchen, was tust du uns an!“ Dies war die tiefe und verzweifelte Stimme eines Mannes, der so klang als würde er langsam resignieren.
 

„Es reicht jetzt, Sarah!“ schrie wieder die Mutter. „Das war's! Du hast versprochen auf uns zu hören, du hast dein Versprechen immer wieder gebrochen, es ist genug!“ Der Graf konnte die Frau schwer atmen hören.

„Wenn du unsere Regeln nicht befolgst, werden wir dich eben dazu zwingen! Ab jetzt wirst du eben nachts in dein Zimmer eingeschlossen.

„Mama...“

„...dann haben diese nächtlichen Ausflüge SEHR schnell ein Ende!“

„Mama, ich bin 18! Du kannst mich nicht einsperren!!“

„Kann ich nicht? Das wirst du ja sehen!“ Höhnte die Mutter.

„Auuuu!“ schrie das Mädchen. Die Mutter hatte ihr dem Geräusch nach zu urteilen eine klatschende Ohrfeige verpasst.

„und jetzt geh in dein Zimmer, oder ich trage dich dahin!“ tobte die Mutter rasend vor Wut.
 

Daraufhin hörte man eine Tür schlagen. Das ganze Haus schien von der Wucht des Aufschlags zu wackeln. Der Graf lächelte erneut.



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