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Der Bund der Sieben

Ein Bund aus sieben Freunden. Gegründet um den Frieden zu wahren...
von

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Der dritte Erbe

Müde reckte sich Sinata und rieb sich die Augen. Sie hatte endlich wieder einmal eine ganze Nacht lang durchgeschlafen. Die letzten drei Nächte waren sie gewandert und hatten am Tag geschlafen. Aber in der Nacht zu schlafen war doch viel erholsamer als am Tag.

Sie hatten in der letzten durchwanderten Nacht das Gebirge hinter sich gelassen und waren in die weite Ebene von Kisarn gekommen. Sie waren relativ nahe am Wald von Gial.

Sinata kletterte aus der ausgeschwemmten Höhle und sah über das Land. Rechts tauchte in großer Entfernung der Wald auf und links am Horizont war ein winziges Gebirge zu sehen und auch ein Wald. Die Ebene war mit weichem, dunkelgrünen Gras überzogen das sich über die vielen größeren und kleineren flachen Hügel zog.

„Du bist schon wach?“, fragte Lorean hinter Sinata und kletterte gähnend aus der Höhle. „Ja, es ist doch erholsamer in der Nacht zu schlafen.“, erwiderte Sinata und warf sich ihren Rucksack über die Schultern. „Dann können wir eigentlich los.“, meinte Lorean und folgte Sinata's Beispiel mit dem Rucksack, „Hier, iss besser noch eine Scheibe Brot und etwas getrocknetes Obst.“ Er reichte Sinata das genannte und holte sich auch noch etwas zu essen.

Sie gingen in Richtung Norden, immer neben einander und unterhielten sich. Lorean erzählte von seinem Land und seiner Kindheit.

„Ich war lange in einem Kriegerinternat, weil meine Eltern das wollten.“, erzählte er und starrte Richtung Norden, „Ich war immer Jahrgangsbester, zumindest in den praktischen Fächern. Dann sind meine Eltern gestorben und in musste meinen Dienst antreten. Warst du in einer Schule?“

Sinata überraschte die Frage und riss sie aus ihrer Konzentration. Sie hatte zugehört und nebenbei versucht einen großen Feuerball in ihre Hand zu beschwören. „Ja, ich war auf einer Schule.“, erwiderte sie zögernd, „Ich war auf einer allgemeinen Schule ohne kämpferische Ausbildung. Dafür mussten die Mädchen kochen lernen und die Jungen durften Kämpfen lernen. Das hat mir nicht gepasst und das haben alle Lehrer zu spüren bekommen!“

„Wie meinst du das?“, fragte Lorean neugierig und Sinata lachte leise. „Ich hab mit purer Absicht alles anbrennen und verbrennen lassen. Und mit dem Messern hab ich in unbeobachteten Momenten Dolchkampf geübt. Als das entdeckt wurde bin ich aus dem Kochunterricht geflogen und hatten dann Freistunden. Aber Kämpfen durfte ich nicht. Meine Mutter hat einen Aufstand gemacht, als ich aus dem Kochunterricht geflogen bin!“

„Wieso?“, fragte Lorean, „Etwa weil sie aus dir eine aufopfernde Hausfrau machen wollte?“ „Nicht nur das!“, knurrte Sinata wütend, „Bevor ich von Urdan abgehauen bin wollte sie mich ja mit einem Kerl verheiraten der doppelt so alt war wie ich! Außerdem hat der schon mindestens vier uneheliche Kinder! Das wollte meine Mutter mit mir machen.“

„Zum Kotzen!“, meinte Lorean und schüttelte sich, „Weißt du eigentlich irgendetwas über deine leiblichen Eltern? Oder hast du noch Geschwister?“

„Jetzt hast du einen wunden Punkt bei mir getroffen.“, murmelte Sinata traurig und senkte den Kopf, „Ich wollte meine Adoptiveltern immer etwas über meine leiblichen Eltern fragen, aber sie haben immer abgewimmelt.“ „Das ist gemein!“, stimmte Lorean Sinata zu.

„Alles was ich weiß ist, dass ich im Winter vor 536 Jahren geboren wurde. Ungefähr drei Tage später wurde ich schon nach Jutarn gebracht und mit einem Schiff nach Urdan gebracht. Sonst weiß ich nichts. Ich weiß nicht einmal genau, wann ich Geburtstag habe!“ „Nicht einmal grob?“, fragte Lorean betroffen nach. „Irgendwann zwischen dem 21. und dem 29. Dezember, mehr weiß ich nicht.“

Sie gingen schweigen eine Weile nebeneinander her. Schließlich meinte Lorean, „Es ist feige von deine Adoptiveltern gewesen, dass sie dir nichts sagen wollten. Und noch feiger ist es ja wohl, dass sie dich mit diesem Typen verheiraten wollten! Geht’s noch? Ein Kerl der doppelt so alt ist wie du und schon mindestens vier Kinder gezeugt hat? Worum ging’s deiner Mutter eigentlich bei der Gattenauswahl?“

Sinata zog eine Grimasse, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. „Es ging darum, dass er der adeligen Schicht angehörte, optisch was her machte und einen guten Ruf hatte!“ „Egoistisch!“, stieß Lorean aus, „Deine Adoptivmutter wollte sich selbst wahrscheinlich in die adelige Schichte einbringen!“

„Garantiert!“, meinte Sinata, „An dem Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, hat mir meine Mutter gesagt, dass alles schon geregelt ist.“ „Das die Hochzeit schon geregelt ist?“, fragte Lorean entsetzt. „Ja.“, sagte Sinata wütend, „Kleid und Blumen bestellt, Gäste eingeladen, Trauzeugen, Ort und Pfarrer organisiert. Einfach alles war schon vorbeireitet! Und der Kerl hat mich auch schon als seine Ehefrau gesehen!“ Sinata schnaubte wütend und Lorean warf einen schnellen Seitenblick auf sie. Sinata war stinksauer!

Schweigend gingen sie nebeneinander gen Norden. Der sanfte Wind streichelte das Gras und spielte mit ihren Umhängen. Langsam beruhige Sinata sich wieder und sah lieber über die leicht hügelige Ebene von Kisarn.

Gegen Mittag sah es so aus, als wären sie nicht weitergekommen, aber das Grenzgebirge war doch um einiges kleiner geworden. Während Lorean und Sinata einige Trockenfrüchte, zwei Scheiben Brot und etwas Wasser verzehrten gingen sie langsam weiter. Gegen Ende des Tages erreichten sie den Fluss, den sie überqueren mussten. Aber die Brücke war noch einen ganzen Tagesmarsch stromabwärts entfernt. Also suchten sie sich einen Platz, der relativ sicher war. In diesem Fall eine kleine Aushöhlung in der Böschung des Flusses. Sinata wusch sich an diesem Abend endlich wieder mal die Haaren und zitterte wegen des kalten Wassers.

Gegen Mitternacht erwachte Sinata und lugte vorsichtig aus der Höhle. Der Himmel war überzogen mit funkelnden Lichtern! Keine Sterne, Lichter wie leuchtende Juwele und Mondsteine. Es war ein wunderbares Schauspiel, aber nach weinigen Minuten erlosch das Leuchten wieder und es wurde stockdunkel.

„Wahrscheinlich war das ein Zeichen.“, meinte Lorean nachdenklich, als Sinata ihm am nächsten Morgen beim Packen davon erzählte, „Ein Zeichen, dass die Nacht sich wendet, sprich, dass es Mitternacht ist.“ „So wie die Sohne den Morgen und den Abend ankündigt.“, stellte Sinata fest und schwang ihren linken Arm um die Peitsche im Armschutz auszufahren. Zischend schoss sie heraus, riss einen Streifen Gras weg und verschwand wieder.

„Dazu braucht man ganz schön viel Kraft und Ausdauer!“, meinte sie gegen Mittag, als ihre Arme scheinbar nur noch aus Schmerzen bestanden. „Ja, ich weiß.“, erwiderte Lorean lächelnd und holte wieder etwas zu essen aus seinem Rucksack, „Ich musste das in der Schule lernen!“ „Na danke!“, meinte Sinata sarkastisch, „Was glaubst du, wird die Brücke bewacht sein?“ Lorean hielt inne und überlegte, „Ich denke eher nicht. Die Dämonen halte es ja für unmöglich, das jemand vom Rest der Welt in ihr Land kommt. Ich glaube wir müssen uns keine sorgen machen. Außerdem werden wir sie ja in der Nacht überqueren. Vermindert noch einmal die Chance, dass wir entdeckt werden.“ „Zum Glück.“, murmelte Sinata und biss in ihr Brot.

Gegen Abend erreichten sie wirklich die Brücke. Als sie noch etwa einen Kilometer von ihr entfernt waren begann es zu dämmern. Sinata erkannte trotzdem wie die Brücke gebaut war. Sie bestand aus mehreren Bögen, die aus dem Wasser ragten und über die eine gepflasterte Straße führte. An den Enden der Brücke stand links und rechts ein Turm mit den gleichen Krallen wie die Verteidigungstürme im Gebirge. In der untergehenden Sonne leuchtete das weiße Gestein feuerrot.

„Ein fantastisches Bauwerk.“, murmelte Sinata beeindruck. Lorean nickte. Langsam und möglichst unauffällig gingen sie auf die Brücke zu. Bedrohlich ragten die Türme in die Höhe, sie wirkten noch gefährlicher. Sinata versuchte ihr Herz zu beruhigen und folgte Lorean langsam über die Brücke. Sie betete mit aller Kraft, dass sie nicht entdeckt werden würden.

Das Überqueren der Brücke schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, aber endlich erreichten sie die andere Seite und gingen ganz normal weiter. Sie gingen weiter in Richtung Norden, dort musste irgendwo die zweite Brücke sein.

Als die Brücke schon weit hinter ihnen lag und es schon sehr dunkel war stieß Sinata hervor, „Ich hatte echt Angst, dass wir erwischt werden!“ „Wem sagst du das!“, erwiderte Lorean und sah zu Sinata, „Ich hatte auch Angst!“

In dieser Nach schliefen sie in einer kleinen Mulde in der Ebene um die hohe Büsche herum standen. Schön langsam ging Sinata der harte Boden und die Suche nach einem geeignete Schlafplatz auf die Nerven. Sie wünschte sich nichts mehr, als endlich wieder einmal in einem Bett zu schlafen.

Nach zwei Tagesmärschen erreichten sie endlich auch die zweite Brücke. Und zum Glück ging wie bei der ersten Brücke alles glatt. Ab jetzt mussten sie nach Nordosten in Richtung eines Gebirges gehen. Jetzt begann Sinata zu überlegen, wie der Dritte im Bund der Sieben wohl war. Sie fürchtete, dass er arrogant und ihr gegenüber brutal gemein war. Lorean versuchte sie am Abend vor der Ankunft in Ndla noch halbwegs zu beruhigen.

„Spinn dir nicht so etwas zusammen.“, meinte er, als er von dem sehr klein gewordenen Laib Brot eine Scheibe abschnitt, „Er wird auch schon lange von uns träumen und auf uns vorbereitet sein. Er wird vielleicht nicht wissen welcher Rasse wir angehören, aber...“ „Auch wenn er das nicht weiß, als Dämon hat er, oder sie, ein feines Gespür und wird mich gleich als Halbdämonin erkennen!“, wandte Sinata ein, „Ich hab keine Lust mich von dem Dämon runterzumachen lassen.“ „Du wirkst zwar immer sehr schüchtern, aber ich glaub wenn du richtig provoziert wirst, dann kannst du ohne Probleme einen Dämon besiegen.“, meinte Lorean und nuckelte an seinem Daumen, er hatte sich geschnitten.

„Ich hab trotzdem Angst.“, murmelte Sinata, zog ihre Knie eng an sie und verschränkte die Arme darauf. „Wir werden es schon schaffen.“, meinte Lorean aufmunternd, „Ich bin ja auch noch da. Und morgen werden wir am Waldrand entlag gehen, bis wir einen Weg aus weißen Steinen finden, den müssen wir in den Wald folgen, dann treffen wir ihn, oder sie.“ Sinata nickte, sie hatte trotzdem ein schlechtes Gefühl in der Magengegend und das täuschte sie selten.

Am nächsten Morgen war Sinata noch vor Lorean auf den Beinen. Nervös ging sie auf und ab und rieb ihre eiskalten Hände aneinander. Als Lorean aufwachte hatte sie schon gegessen und ihre Sachen zusammen gepackt. „Ich hab trotzdem ein richtig schlechtes Gefühl.“ , murmelte Sinata als Lorean seine Rucksack schulterte. „Wie oft noch, mach dich nicht verrückt!“, erwiderte Lorean und führte Sinata aus dem Wald hinaus und am Waldrand entlang. Sinata war inzwischen richtig bleich geworden und zitterten innerlich. Sie hatte vorsorglich die Kapuze ihres Umhangs über ihren Kopf gezogen, das verbarg ihre Ohren.

Sie gingen sehr langsam, um den Weg nicht zu verpassen. Dann, am frühen Nachmittag blieb Lorean stehen und Sinata lugte vorsichtig an ihm vorbei. Wenige Meter vor ihnen führte der weißgepflasterte Weg in den Wald. Er kam von der Stadt her und war nur einen Meter breit. Lorean sah nach hinten zu Sinata und bog dann in den Wald ein. Sinata folgte ihm nur widerwillig. Ihr war schlecht vor Angst.

Nach ungefähr eine Stunde kamen sie auf eine Lichtung. In der Mitte stand jemand, hatte ihnen den Rücken zu gewandt. Sinata blieb hinter Lorean, sie fühlte die Bedrohung, die von diesem Jemand ausging.

Sie konnte nur wenig erkennen, aber dieser Jemand war etwa eineinhalb Köpfe größer als sie und trug eine schwarze Hose, schwarze kniehohe Stiefel und eine weiße Tunika mit einem Gürtel darüber. Dieser Jemand hatte sehr lange nachtschwarze Haare. Am Kopf waren sie sehr wuschelig und höchstens sechs Zentimeter lang, aber direkt unter dem Hinterkopf bis zum Nacken waren sie bis zu 60 Zentimeter lang. In diese langen Haare waren in kleinen Zöpfen rote Perlen eingeflochten. Seine Ohren waren spitzzulaufend und lang.

„Ihr seid die aus dem Rest von Elamar.“, stellte dieser Jemand fest, ohne sich umzudrehen. „Ja, die sind wir.“, erwiderte Lorean und starrte auf den Rücken des Dämons, der eindeutig ein junger Mann war. Sinata zitterte nun am ganzen Körper.

„Ihr habt es wirklich über das Grenzgebirge geschafft.“, meinte der Dämon ohne sich zu ihnen umzudrehen mit einem ziemlich arroganten Tonfall, „Das schaffen nicht viele. Ihr müsst wirklich zum Bund der Sieben gehören.“ „So wie du!“, erwiderte Lorean mit fester Stimme.

„Das ist mir nicht wichtig. Ich wollte einfach wissen, wer über das Gebirge kommen sollte.“, erwiderte der Dämon und drehte sich ruckartig um. Sinata starrte in ein leicht gebräuntes Gesicht mit rötlichen Augen und vier dünnen roten Narben über das linke Augen.



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