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Ich hasse dich, verlass mich nicht

Lavi x Yuu
von

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Peinlichkeiten, Wahrheiten, Zärtlichkeiten

Yuu schlug müde seine Augen auf. Die Sonne wärmte seine kühlen Wangen und irgendetwas kitzelte ihm in der Nase, doch sein Blick war noch zu verschleiert, um Genaueres erkennen zu können. Noch ein wenig schlaftrunken sah er sich trotzdem, aus vermutlicher Gewohnheit, um. Wieso war das letzte, an das er sich erinnern konnte, sein Gang unter die Dusche? Er knurrte kurz. Eigentlich sollte er sich mittlerweile daran gewöhnt haben, dass er ständig Erinnerungslücken feststellte. Aber bisher konnte er sich ja an alles erinnern, seit er nach dem Erwachen in dem Krankenzimmer als Erstes Lavis breites Grinsen gesehen hatte. Ihm gefiel dieser Umstand eindeutig nicht besonders.
 

Ein ganz leichter, aber warmer Lufthauch streifte seinen Nacken, so dass sich seine Nackenhaare aufrichteten. Ein angenehmer Schauer jagte ihm über den Rücken. Für einen Moment schloss der Schwarzhaarige seine Augen und genoss die regelmäßigen Luftstöße.
 

So langsam erinnerte er sich auch wieder daran, was alles am Vortag passiert war. Er war mit Lavi den ganzen lieben langen Tag unterwegs gewesen, sich verschiedene Plätze angesehen und wieder keinen Erfolg auf der Suche nach seinen Erinnerungen gehabt. Eigentlich fand der Japaner es tief in seinem Herzen gar nicht schade, dass er nicht wieder zu einem Griesgram mutierte. Es war einfach schön gewesen, seine Zeit mit dem Rotschopf zu verbringen. Und erst jetzt fiel Yuu auf, dass er sich viel zu sehr an diesem vielschichtigen, faszinierenden roten Haar und dem komplementär funkelnden Auge geweidet hatte, um zu fragen, was auf diesen Plätzen eigentlich trainiert wurde.
 

Missmutig stellte Kanda fest, dass seine Gedanken ja schon wieder an diesem Anblick hängenblieben. Diesem feurigen Rot... Kopfschüttelnd tadelte er sich zu etwas mehr Konzentration. Dann fiel es ihm wieder ein. Als sie im Zimmer zurück waren, hatte Lavi sich direkt in die Dusche verzogen und er hatte noch eine Weile am Fenster gestanden und den nächtlichen Himmel betrachtet. Das Fenster... War es gestern nicht verschlossen gewesen?
 

Ruckartig öffnete er seine Augen und kontrollierte seine Erinnerung. Und tatsächlich war das Fenster definitiv NICHT geöffnet. Was war denn das aber in seinem Nacken? Und an seiner Nase? Er richtete seine Aufmerksamkeit auf das, was ihm vor seiner Nase hing. Diese Farbe würde er unter hunderten erkennen! Das waren die Haare seines Freundes! Dann konnte dies ja nur bedeuten, dass der vermeintliche Wind in seinem Nacken...
 

Langsam drehte er sich um. Seelenruhig lag der Rotschopf hinter ihm und atmete ihm im Schlaf fröhlich grinsend in den Nacken...
 

Vor lauter Schreck kreischte der Japaner laut auf, rückte reflexartig ein gutes Stück zur Seite und landete mit einem lauten Poltern unsanft auf dem Zimmerboden. Was hatte das denn zu bedeuten? Hatte Lavi etwa etwas mit seiner Erinnerungslücke zu tun? Er würde doch nicht etwa...
 

Der Rothaarige wurde von dem Kreischen urplötzlich wach und schoss aus der Waagerechten in eine sitzende Position, quiekte aufgescheucht und sah sich panisch um. Ein Schrei, ein Knall, was war hier los? Sein Blick neigte sich zur Seite, bis ihm mit einem Mal eine selbst für ihn ungewöhnliche Röte ins Gesicht schoss und seine Wangen erhitzt glühten.
 

Benommen schüttelte Yuu den Kopf und knurrte, während er seinen grimmigen Blick auf Lavi richtete. Schlagartig wurde der Rothaarige von einer Panik übermannt, diesen Blick kannte er. „Wieso ausgerechnet jetzt? Wieso muss sich dieser Trottel ausgerechnet in einer SOLCHEN Situation erinnern?“ schoss es ihm durch den Kopf und kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Er schluckte schwer, doch er bekam einfach kein Wort über die Lippen, da sich ein dicker Kloß in seinem Hals festgesetzt hatte. Nicht einmal den Hinweis konnte er aussprechen, dass der Japaner noch völlig unbekleidet vor ihm saß.
 

Doch eigentlich war es eh nicht mehr nötig. Ein weiteres Kreischen entfuhr dem Schwarzhaarigen, als er endlich an sich herabschaute. Er war NACKT! Wie von Sinnen griff er mit hochrotem Kopf nach der Bettdecke, auf der sein Freund es sich bequem gemacht hatte, und zog sie mit einem kräftigen Ruck über seine untere Körperhälfte. Durch das ruppige Ziehen beförderte er den Rotschopf jedoch auf ähnlichem Wege unsanft aus dem Bett, wie er es selbst verlassen hatte. Brummend und mit einem dumpfen Knall landete Lavi zwischen seinen Beinen.
 

Der Rothaarige blickte auf und traf den Kandas. Sie beide glühten über das ganze Gesicht scheinbar um die Wette. Und doch konnte der Größere in den Augen seines Freundes nicht nur Verlegenheit erkennen, sondern auch Angst. Der Japaner sah ihn aus glasigen Augen an und hatte seinen Mund leicht geöffnet, fast so, als wolle er irgendetwas fragen, sich aber nicht trauen. Allmählich dämmerte es dem Rotschopf. Ginge er davon aus, dass Yuu nicht mehr wusste, was ihm unter der Dusche passiert war, und dann nackt neben ihm aufgewacht ist ohne sich klar zu sein, was wirklich passiert ist... Würde sein Yuu-chan wirklich so etwas von ihm denken?
 

Vorsichtshalber ging Lavi auf Abstand, setzte sich mit dem Rücken an sein Bett gelehnt hin, hob entschuldigend die Hände und grinste hilflos: „Yuu-chan, es ist nicht das, wonach es gerade vielleicht aussieht für dich...“ Der Kleinere schien sich ein wenig zu entspannen, löste seinen verunsicherten und misstrauischen Blick jedoch kein Stück von ihm. Irgendwie wurde der Rothaarige wütend darüber. Nach all den schönen Stunden schien ihm sein bester Freund tatsächlich zuzutrauen, dass er ihm etwas eintrichterte, um was auch immer mit ihm zu tun... Oder getan zu haben.
 

Wütend und enttäuscht fauchte er den Schwarzhaarigen an: „Pass mal auf, du bist Gestern einfach unter der Dusche in Ohnmacht gefallen, hast dich vor Schmerzen schreiend in deinem eigenen Blut gewunden und warst völlig unterkühlt. Eiskaltes Wasser hattest du dir über den Kopf laufen lassen und gezittert, als wäre dein Körper ein einziger Muskel, der sich unter Qualen verkrampfte. Weißt du eigentlich, was für eine Angst ich hatte? Ich dachte, dass es aus mit dir wäre, da hatte ich keinen Kopf mehr dafür, auf die Kleiderordnung zu achten.“ In seinen Augen blitzten ein paar Tränen auf, ehe er hauchte: „Tu so etwas nie wieder!“
 

Beschämt wandte der Japaner den Blick ab. Es schien, als hatte Lavi seine Befürchtungen an seinem Gesicht ablesen können und war über diese Angst berechtigt enttäuscht. Er hätte sich ohrfeigen können, diesen Gedanken auch nur für den Bruchteil einer Sekunde in sein Bewusstsein gelassen zu haben. Ein unsicheres und entschuldigendes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen, während er nach der Hand des Größeren griff, sie sanft streichelte und wisperte: „Du... du hast mir geholfen?“ Lavi nickte nur knapp. Er war zwar noch enttäuscht, aber das Gefühl dieser zierlichen Finger auf seiner Hand war alleine schon Entschuldigung genug. Und eine riesige Erleichterung, denn Yuu erinnerte sich scheinbar noch immer nicht.
 

Statt dessen rückte sein bester Freund näher an ihn heran, strich ihm mit seiner anderen Hand angenehm zärtlich über die Wange und wischte die Tränen weg, die Lavi unbemerkt vergossen hatte. „Verzeih mir, ich wollte dir nicht solche großen Sorgen bereiten.“ säuselte die Stimme seines Freundes unglaublich sanft, warm, liebevoll und, in Lavis Ohren, unsagbar erotisch. Im selben Tonfall hauchte Yuu weiter: „Und verzeih mir bitte auch, dass ich auch nur für eine Sekunde so etwas Schlechtes von dir denken konnte...“
 

Der Schwarzhaarige merkte unglaublich erleichtert, wie sein Freund wieder lächelte und sein Auge glücklich funkelte. Er versank in den Augen des Kleineren und plötzlich ersetzte ein schelmisches Grinsen sein leichtes Lächeln. Er beugte sich vor, bis seine Lippen das Ohr des Japaners berührten und seufzte: „Ich glaube, dann habe ich wohl einen gut, oder?“
 

Schwer schluckend nickte Yuu. War es möglich? Würde der Rotschopf etwa das tun, was er sich insgeheim irgendwie wünschte? Seine Stimme klang noch immer verboten gut in seinen Ohren nach. Die warme und weiche Hand, die sich sanft an seine Wange legte brachte sein Gesicht wieder richtig vor Verlegenheit zum Glühen. Ein elektrisierendes Kribbeln durchströmte seinen ganzen Körper, sein Blut raste, kochte regelrecht, alleine bei der Erwartung, was nun passieren würde.
 

Grinsend ließ Lavi seine Hand zum Nacken des Schwarzhaarigen wandern und nahm zufrieden dessen anregende Gänsehaut wahr. Sanft glitten die dunklen seidigen Haare durch seine Finger, während er sie in den schmalen Nacken krallte. Ein leises Seufzen hauchte ihm aus dem perfekten Mund entgegen. Für einen Augenblick versuchte der Rothaarige sich die Bedenken seines Vorhabens ins Gedächtnis zu rufen, doch an dieser Stelle schien er „leider“ ebenfalls an Erinnerungslücken zu leiden.
 

Die Luft zwischen ihnen knisterte wieder, war heiß und stickig. Und endlich schien es dem Rotschopf unwahrscheinlich, dass jemand sie, mal wieder, stören würde. Mit einem entschlossenen Ruck zog er den glühenden Japaner zu sich und versiegelte dessen Lippen mit seinen eigenen.
 

Yuus Augen weiteten sich, erschreckt über die Plötzlichkeit der Aktion. Auch sein Mund öffnete sich ein Stück, reflexartig, um einen Protest loszuwerden. Sofort nutzte sein Freund diese Chance und schob zärtlich seine Zunge vor, um mit ihr die Mundhöhle des Schwarzhaarigen neugierig und sehnsüchtig zu erkunden. Und nach einigen Sekunden schloss dieser seine Augen genießend, um letztlich das Gerangel in seinem Mund aktiv zu erwidern. Zaghaft und schüchtern.
 

Ein aromatischer Duft nach Zitronengras, Kirschen und Ingwer stieg Lavi in die Nase, einen betörend süßen Geschmack konnte er wahrnehmen. Das ließ ihn alle Zweifel endgültig vergessen. Seine freie Hand legte sich auf die entblößte Brust des Kleineren, ein heißes Kribbeln durchfuhr ihn dabei. Langsam wanderte sie über den Oberkörper, ertastete diese verboten reine und samtweiche Haut, um auch in Yuu eine Spur innerer Hitze zu hinterlassen.
 

Als die beiden den Kuss lösten, keuchten sie und rangen nach Luft, ohne dabei jedoch den Blick voneinander zu lösen. Der Rotschopf lächelte: „Tut mir Leid, aber ich konnte nicht anders, Yuu-chan.“ Die rötlichen Wangen färbten sich noch etwas dunkler, als der Japaner sinnlich hauchte: „Und wieso entschuldigst du dich dafür?“ Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Noch immer ruhten die Hände des Größeren in seinem Nacken und an seinem Oberkörper, drückten plötzlich etwas fester zu und hinderten ihn so daran, einfach auszuweichen.
 

Lavi beugte sich vor und presste sich an den zierlichen Körper, zwang ihn auf sanfte Weise sich hinzulegen. Er lag halb auf dem Schwarzhaarigen und es schien ihnen, als stünde sie beide lichterloh in Flammen. Verlangend verwickelte der Rotschopf den unter sich Liegenden in einen innigen und feurigen Zungenkuss, nicht mehr in der Lage, seine Hände zurückzuhalten. Gierig erkundeten sie jeden Millimeter seines entblößten Freundes, ertasteten die Bauchmuskeln, glitten hinab auf den sündigen Hintern, der ihm schon seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf ging.
 

Wieder lösten sie den Kuss und Yuu keuchte auf, nickte dem Größeren mit verschleiertem Blick einfach nur noch zu, der sofort verstand. Langsam wanderte seine Hand unter die Decke, strich über den Schenkel, um sich ihren Weg zu dessen Innenseite zu bahnen. Zaghaft, aber entschlossen umschlossen seine Finger letztlich das pochende Fleisch des Schwarzhaarigen. Genüsslich sah Lavi, wie sein Yuu-chan mit lechzendem Blick zu ihm schaute, den Mund öffnete und....
 

Laut schnarchte?????
 

„Was zum Henker...?“ schoss es ihm durch den Kopf, als er verschlafen seine Augen öffnete. Er lag noch immer, wie am Vorabend, an Yuu gekuschelt in seinem Bett, die Sonne schien zum Fenster herein und seine Hand...
 

„Scheiße...“ war der nächste Gedanke des Rotschopfs. Er hatte seine Hand doch glatt in seinen eigenen Shorts versenkt und nicht den Japaner zwischen den Fingern, sondern, wie hochgradig peinlich, sich selber. Mit hochrotem Kopf zog er schnell seine Hand aus seiner Hose und keuchte leise. „MAN! Das war ein Traum!“ keifte er innerlich. Und dieser Traum hatte ihn angemacht, aber immens. Noch immer kochte sein Blut. Wie peinlich!!
 

Zu seiner Erleichterung jedoch schnarchte die schwarzhaarige Schönheit neben ihm noch seelenruhig und wurde auch nicht wach, als er umständlich über sie kletterte, um mit rotem Gesicht im Badezimmer zu verschwinden.
 

Nachdem er sich seines erdrückenden Problems entledigt hatte, fiel Lavi auf, wie verwüstet das Badezimmer eigentlich aussah. Das war ihm am Vorabend gar nicht aufgefallen. Und auch gerade eben nicht... Den Kopf heftig schüttelnd versuchte er, bloß nicht wieder an diesen Traum zu denken und beschloss, sich erst einmal anzuziehen und ein wenig aufzuräumen. Das war zwar an sich gar nicht sein Ding, aber alles besser, als noch einmal in eine solche Misere zu geraten. Erschöpft schlurfte er aus dem Bad und blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Das Augenpaar, das auf ihn gerichtet war, sah ihn skeptisch und doch irgendwie... amüsiert an. Stotternd murmelte der Rotschopf: „Gu...Guten Morgen... wie... geht es dir?“
 

Yuu sah etwas zerknirscht auf und brummte: „Morgen. Ich habe ziemliche Kopfschmerzen.“ Er hielt kurz inne, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen, da Lavi ohnehin schon über das ganze Gesicht glühte. „Sag mal, gibt es einen Grund, weshalb ich nackt in deinem Bett liege und du im Badezimmer...“ Panisch kreischte der Rothaarige auf: „Oh Gott, nein! Also ja... ich meine... nein... nicht so...also...“ Hyperventilierte er da gerade? „Yuu-chan, verstehe das nicht falsch! Verflixt. Du... erinnerst du dich nicht? Du bist in Ohnmacht gefallen gestern... unter der Dusche...“ Seine Stimme wurde immer leiser.
 

Der Japaner schien zu überlegen, als es ihm plötzlich tatsächlich wieder einfiel. Das kalte Wasser, die Erinnerung an diesen Traum. Er sah auf: „Doch, jetzt wo du es sagst.“ Er stockte. „Ich hoffe, du hast dir nicht zu große Sorgen gemacht.“ - „Ich bin fast wahnsinnig geworden, aber es geht dir besser und das ist die Hauptsache.“ Er blickte in das makellose Gesicht, als ihm auffiel, dass noch immer eine leichte rote Spur zu sehen war. Lächelnd nickte er seinem besten Freund zu: „Du bist hingefallen und hast da noch ein bisschen Blut... geh dich am Besten erst einmal waschen, das Chaos da drin mache ich gleich weg.“
 

Empört sah der Schwarzhaarige ihn an: „Kommt gar nicht in Frage. Ich mache dir solche Sorgen und lasse dich alles aufräumen? Nichts da!“ Plötzlich lief auch er rot an. „Ich wäre dir nur sehr dankbar für...“ - „Oh, natürlich!“ Rasch hatte er ein Paar Shorts aus der Schublade gezogen und es Yuu zugeworfen, ehe er lächelte: „Ich mache dir einen Vorschlag. Wenn du so versessen auf das Aufräumen bist, dann zieh ich mich an und werde mich kurz mit Komui absprechen, was wir uns heute ansehen werden, okay?“ Ein zauberhaftes Lächeln umspielte die Lippen des Japaners: „Einverstanden.“
 

Guter Dinge kehrte Lavi nach einer Stunde zu seinem Zimmer zurück. Von Allen und Lenalee hatten sie zwar noch nichts gehört, aber er wusste, dass sie gut auf sich aufpassen konnten und würden. Und er war zufrieden damit, dass er Yuu ab sofort in den Alltag und den Sinn und Zweck des Ordens einweihen sollte. Die Angst vor einem Kollaps hatte sich schließlich fast komplett gelegt und viel gab es außerhalb der Tätigkeit als Exorzist nicht mehr, das er über den Schwarzhaarigen wusste.
 

Und doch legte der Rotschopf die Stirn ein wenig in Sorgenfalten. Die Szene vom Vorabend wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Wenn er es sich genau überlegte, so hatte es eine frappierende Ähnlichkeit mit der Reaktion, die Yuu am ersten Abend in seinem Zimmer gezeigt hatte. So intensives Grübeln war er nicht gewöhnt, sein Kopf schien schon richtig zu qualmen. Es machte alles einfach noch keinen Sinn, irgendetwas fehlte. Nur eines war ihm klar: es musste etwas mit dem Verschwinden von Mugen zu tun haben.
 

Am Abend war Yuu nach den ganzen Informationen und der zweiten Besichtigungstour durch den Orden mit diesem Wissen völlig erschöpft ins Bett gegangen und schlief tief und fest. Und wie von Komui bereits vermutet, erinnerte auch all das den Schwarzhaarigen an rein gar nichts. Nicht einmal der Name seines geliebten Katana hatte irgendeine Reaktion in ihm hervorgerufen.
 

Die Nachricht über den Gedächtnisverlust des Japaners hatte sich während ihres Rundgangs wie ein Lauffeuer verbreitet. Es hatte Lavi arg missfallen, wie die anderen seinen Freund auf den Fluren regelrecht belagert hatten. Wie ein Tier im Zoo hatten sie ihn angeschaut, sogar versucht anzufassen. Der Rotschopf sah auf, er saß auf der Bettkante und genoss die Ruhe, die eingekehrt war, während er Yuu beim Schlafen betrachtete. Er musste dem Schlafenden für den nächsten Tag ein bisschen Freiraum verschaffen, sonst würden wieder alle ihn so belagern, das wollte der Rothaarige einfach nicht. Er hatte da auch schon eine Idee...
 

So kam es, dass Lavi und Yuu am nächsten Morgen, nachdem die anderen im Orden beschäftigt waren, gemütlich durch den kühlen Wald streiften und die Ruhe in vollen Zügen genossen. Eigentlich wusste der Rotschopf, dass er sich allmählich sehr eigenmächtig verhielt, was seine Aufgabe als Gedächtnisstütze anging. Und doch war ihm eines immer wichtiger geworden: diese Zeit mit Yuu zu genießen, so lange er es konnte.
 

Nach einer ganzen Weile erreichten sie endlich den Ort, den Lavi als Ziel ihres Ausflugs auserkoren hatte: ein kleiner Bach, der sich auf einer Lichtung zu einem kleinen See staute und im Licht der Sonne wie ein blauer Kristall funkelte, von Bäumen gesäumt und Moos umschmeichelt. Yuu sah sich einen Augenblick lang mit angehaltenem Atem um, der Anblick war einmalig. Er sah seinen Freund an und lächelte: „Es ist wundervoll hier. Danke, das war eine tolle Idee!“ Froh über diese Aussage grinste Lavi wieder über das ganze Gesicht: „Das freut mich zu hören.“ Er griff nach der Hand seines Freundes, der wieder einmal rot anlief. „Komm, lass uns ein wenig ins Wasser gehen.“
 

Er zog den Schwarzhaarigen hinter sich her, bis sie am Ufer standen. Während Yuu noch ein wenig misstrauisch das Wasser inspizierte, zog der Rotschopf bereits seine Schuhe aus, krempelte seine Hose hoch und legte seinen Mantel ab, ehe er den Schwarzhaarigen auffordernd ansah: „Nun zier dich nicht so, das Wasser beißt nicht.“ Er watete ein paar Schritte in den nicht sonderlich tiefen See und sah seinen besten Freund herausfordernd lächelnd an.
 

Dieser zog sich nun ebenfalls die Schuhe aus, krempelte seine Hose hoch und trat an das kühle Nass heran. Mit einem Fuß kontrollierte er die Temperatur und quiekte: „Das ist ja eiskalt!“ Lachend nahm Lavi wieder seine Hand und zog ihn einfach zu sich: „Stell dich nicht so an.“ Ungeschickt stolperte der Japaner auf ihn zu, hielt sich jedoch gerade eben so auf den Beinen. Ein wenig zerknirscht murmelte er: „Das kriegst du wieder.“ Ehe der Rothaarige wusste, wie ihm geschah, schubste sein Freund ihn mit voller Wucht und er fiel hinterrücks komplett ins Wasser. „Argh!“ kreischte er. „Yuu-chan! Das war unfair!“ Sie sahen sich grimmig in die Augen, bis beide herzhaft zu lachen begannen. Und Lavi eine Wasserschlacht startete, die auch seinen Freund rasch komplett ins Wasser beförderte.
 

Die beiden begaben sich weiter in die Mitte des Sees, wo das Wasser ihnen doch bis zur Brust reichte und tief genug für den Klamauk war, und döppten sich gegenseitig immer wieder unter, „beschossen“ sich mit Wasserfontänen und lachten ausgelassen über den riesigen Spaß, den ihnen das Rumtoben bereitete.
 

Erneut setzte Yuu zum „Angriff“ an, sprang auf den Rotschopf zu und versuchte ihn unter Wasser zu kriegen, doch dieser hielt eisern dagegen und hielt plötzlich den Atem an als er merkte, wie sich die Beine seines Freundes um seine Taille schlangen. Das Drücken der Arme und Hände auf seinem Kopf bekam er gar nicht mehr richtig mit. Statt dessen wanderte sein Blick auf den Oberkörper des Kleineren und stellte fest, dass das weiße Hemd einen guten Blick auf die darunterliegende Brust zuließ, da es durch das Wasser fast durchsichtig geworden war.
 

Erst als Yuu beleidigt knurrte kehrte der Rotschopf in die Realität zurück: „Du bist unfair, Lavi! Nun geh doch endlich unter...“ Eigentlich hilflos grinsend, aber versucht lässig, blickte er auf: „Du bist einfach zu schwach, Yuu-chan.“ - „Gar nicht wahr.“ - „Wohl wahr!“ Ungeniert griff der Rothaarige seinem Freund an die Füße und kitzelte diesen, der auch wild kreischend zu zappeln und strampeln begann. Innerlich seufzte Lavi teils erleichtert teils traurig auf, zumindest waren sie wieder auf einen gesunden Abstand gekommen.
 

Außer Puste keuchte der Japaner nach einer Weile erschöpft: „Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich brauche eine Pause...“ Lavi nickte zustimmend und die beiden schwammen und wateten gemütlich zum Ufer zurück, wo sie sich an einer sonnigen Stelle ins Moos fallen ließen und mit hinter den Köpfen verschränkten Armen in den Himmel blickten.
 

„Du, Lavi...“ brach die Stimme des Schwarzhaarigen plötzlich die Stille. Der Angesprochene neigte seinen Kopf zur Seite und lächelte: „Ja?“ - „Ich möchte dir für alles danken. Ich glaube, ich bin der glücklichste Mensch auf dieser Welt.“ Er sah dem Rotschopf in die Augen. „Und so langsam glaube ich, dass es nicht so ist OBWOHL ich mich nicht erinnern kann, sondern gerade WEIL dem so ist.“ Ein Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, doch sein Lächeln war warm und selig. „Und das alles dank dir.“ Seine Hand griff nach der seines Freundes und sie verhakten ihre Finger ineinander, während Lavi lächelnd hauchte: „Ach, Yuu... ich bin nur glücklich, dass du bei mir bist und ich dir helfen kann. Ich werde diese Zeit niemals vergessen, das verspreche ich dir.“
 

Und es war kein leeres Versprechen, das er seinem besten Freund gab. Er hatte ein kleines Geheimnis, das ihm dabei sehr behilflich sein würde, diese Zeit für immer zu bewahren. Aber das wussten außer ihm nur noch Komui und Bookman, und das sollte vorerst auch so bleiben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rabbit
2011-03-26T21:13:41+00:00 26.03.2011 22:13
Wow! So viele neue Kapitel. :3

Und... LOL! Lavis Traum eh. /D Mensch, der Arme!
Frage mich aber auch gerade, warum Yuu ohnmächtig wurde und was die Schmerzen sollten...
Ich lasse mich überraschen. :D




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