Zum Inhalt der Seite

100 Storys - es lebe die 'Un'übersicht

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

71. Unsichtbar

„EIN GEIST!“, schrie er aufgebracht, während er aus der Toilette stürzte und seine neue Bekannte aus dem Weg riss. Fernanda taumelte zwar, konnte sich jedoch mit einem schnellen Griff an das kleine Hängeregal hinter der Tür noch rechtzeitig fangen, wobei jedoch zwei dieser hässlichen kleinen Keramikfiguren herunterfielen, welche dabei allerdings leider nicht zu Bruch gingen.

„Was redest du da?“, rief sie ihm nach, als Scott die schmale Treppe nach unten stürzte, um sofort von hier zu verschwinden.

Jetzt reichte es ihm wirklich. Ein beschissener Tag, welcher unbedingt au seinem Kalender und seinem Kopf gestrichen gehörte. Fernandas Großmutter bekam große Ohren. Sie wischte sich schnellstens die Hände an der Schürze sauber und eilte am ihrer Enkelin vorbei, ebenfalls ins Treppenhaus.

„Warte, Junge“, rief sie ihm nach, doch Scott war bereits im Garten verschwunden.

Dort verschnaufte er jedoch, denn in den Nachbargarten wollte er, wenn er ehrlich sein sollte, auch nicht.

Dieser Knochenfund bei den Umgrabearbeiten für die neue Gartengestaltung steckte ihm ebenfalls noch tief in den Gliedern.

Noch während er darüber nachdachte, was wohl das gescheiteste wäre, hatte die Alte ebenfalls den Garten erreicht.

„Warte... bitte“, japste sie und verschnaufte ebenfalls. Dann schenkte sie Scott ein Lächeln, welches diesem für den ersten Moment viel furchteinflößender vorkam, wie ihr mürrischer Blick.

„Du hast es gesehen?“, fragte sie erwartungsvoll.

Scott blinzelte sie an, nickte, sagte dann jedoch „nein.“ Er war sich nicht sicher gewesen, was er gesehen hatte, aber ein Geist? So etwas gab es nicht! Das war ihm längst klar. Er verzog lediglich den Mund und schaute sich hilfesuchend um.

„Komm schon! Wenn du einen Geist gesehen hast, sag es mir. Schon viel zu lange habe ich das Gefühl, das hier etwas nicht stimmt.“

Fernanda war der Alten endlich gefolgt und auch sie sah ihn jetzt so seltsam an.

„Es g.. gibt keine Geister...“ Um sicher zu gehen, dass er damit jetzt niemandem auf die Sprichwörtliche Füße trat, sah er sich kurz hektisch um, aber außer den beiden Frauen war keiner hier... nur das Skelett im Nachbargarten... Moment!

Nachdenklich runzelte er die Stirn und kratzte sich am Kopf, doch er kam nicht dazu, den Gedanken zu Ende zu bringen, denn die Großmutter war nah vor ihn getreten und schaute wieder so komisch.

„Was ist denn nun?“ Auch sie sah sich um. „Vielleicht sollten wir drinnen reden.“ Der Griff ihrer faltigen Hand war stärker, als Scott erwartet hätte und auch wenn er nicht zurück wollte, wagte er es nicht Gegenwehr zu leisten. Immerhin wollte er die Alte nicht aus dem Latschen kippen.
 

Kaum hatte sie die Haustür durchschritten, überkam ihn wieder das seltsame Gefühl, dass doch noch jemand hier war. Unruhig sah er sich um und dann sah er es wieder. Das nebelartige Gesicht einer Frau. Um nicht aufschreien zu müssen, biss er sich auf den Finger. Ein fieser Schmerz, welcher erst recht einen Aufschrei gerechtfertigt hätte. Als er wie gebannt dabei in dessen Richtung sah, kam es auf ihn zu und er riss sich doch von der Hand der Alten los.

„D... da drüben.“ Mit zitternden Fingern bekam er einen Richtungszeig zustande.

Fernanda sah sich aufgeregt um.

„Wo denn? Ich sehe es nicht.“

Die Großmutter sah sich ebenfalls suchend um, doch auch sie wirkte mehr als ratlos.

Scott schluckte hart, als die Erscheinung plötzlich nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht schwebte. Das Gesicht eines Mädchens, ohne Zweifel. Und sie lächelte auch noch.
 

Gänzlich außer Stande sich zu bewegen, musste er es über sich ergehen lassen, dass die geisterhafte Gestalt die Hand nach ihm austreckte und ihn berührte. Dem jungen Gärtner wurde es plötzlich eiskalt. Es kam ihm vor, als würde er von innen erfrieren. Nicht einmal ein wimmern brachte er heraus. Dann sah ihn das Geistermädchen wieder an und als sie die Hand wieder von ihm nahm, war die Kälte verschwunden und bewegen konnte er sich auch wieder.

„‚Hilf mir...‘“

Er hörte eine Stimme und er war sich sicher, dass dieser Geist mit ihm gesprochen hatte, doch ihre Lippen hatte sie dabei nicht bewegt. Stattdessen schaute sie jetzt traurig.

„Ich?“ Scott war mit den Nerven am Ende. Das hier noch immer die beiden Frauen standen, bekam er gar nicht mehr mit. Seine volle Aufmerksamkeit war auf dieses Ding vor ihm gerichtet.

Der Geist nickte.

„Warum ich?“

Schweigend deutete sie auf seine Hosentasche.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  w-shine
2012-04-15T10:23:42+00:00 15.04.2012 12:23
So, dann les ich doch gleich noch eine zweite Geschichte von dir hinter her! Ich hab das Wort ausgesucht, weil ich auch grad einen Entwurf dazu geschrieben hab ;)
Und - sei erstaunt von meiner Gedächtnisleistung - ich konnte mich tatsächlich noch daran erinnern, dass die Geschichte "Nebel" davor kommt und ich diese schon gelesen habe!
Gefällt mir gut, ist spannend und fesselnd geschrieben. Warum sieht nur Scott den Geist und nicht die beiden anderen? Was ist in der Tasche? Was wird als nächstes passieren?

Das wirklich einzige, was mir nicht passt, ist das ich nicht weiter lesen kann, weil die Geschichte dazwischen fehlt. So, hopp, hopp, los schreib die mal ;) (nein, nein, ich bin nicht fordernd oder so...)

LG Shine
Von:  MrsTime
2011-11-26T21:15:59+00:00 26.11.2011 22:15
Schöne kompakte Geschichte, gefällt mir wirklich gut ^^
Warum sieht nur Scott den Geist, die Großmutter hatte doch auch angedeutet, dass sie wüsste das etwas nicht stimme? Kann sie sie nicht sehen?
Was ist denn in der seiner Hosentasche so interessantes? Sein Gedichtsbuch?
Es ist ja nur noch eine Lücke bis zur nächsten Geschichte, bin mal gespannt, was da jetzt hinkommt. :D


Zurück