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Mein einzigartiger Engel

Kratos x Raine x ?
von

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Die neue Identität von Samiel Selia

Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch das Fenster im Gästezimmer, in welches Raine allmählich ihre Augen öffnete und die Zudecke etwas höher zog. Die Wärmequelle hinter ihr war nicht mehr da, weswegen sie über ihre Schulter schaute und sich ihr Verdacht bestätigte. Ja, Kratos schien schon seit einigen Stunden auf den Beinen zu sein, aber warum hatte er sie nicht geweckt? War er wohlmöglich im Moment bei Samiel und ließ sich seine erste Fragen beantworten? Nein, er wäre nicht ohne sie gegangen, oder etwa doch?
 

Eine leise Atmung, fast einem leisen Schnarchen gleich, erweckte ihre Aufmerksamkeit, ehe sie sich aufsetzte und mit einer Mischung aus Verwunderung und Neugierde zum Tisch blickte. Yuan saß auf einem Stuhl beim Tisch, hielt die Arme vor der Brust verschränkt und schien in dieser unbequemen Haltung eingeschlafen zu sein. Warum war er hier? Raine räusperte sich leise, wusste sie doch sehr wohl, dass auch Yuan ein sehr gutes Gehör besaß und lächelte leicht, als er seine Augen öffnete und einen gähnenden Laut von sich gab. Sein Nacken schien zu schmerzen, da er seine rechte Hand erhoben hatte und seinen Kopf leicht bewegte. Jedoch, als er Raine erblickte, wich er ihren Augen aus und blickte stumm auf die Tischplatte.
 

"Wieso bist du hier, Yuan und wo ist Kratos?" murmelte Raine skeptisch fragend und durchbohrte ihn mit ihren Augen. Es musste einen wichtigen Grund geben, warum er hier bei ihr war und Yuan sollte ihr eine ehrliche Antwort geben. Kein Wort verließ seine Lippen, denn er wollte ihr diese Botschaft nicht übermitteln und deutete stattdessen auf den Umhang und den Brief, welche Kratos hinterlassen hatte. Yuan hatte zwar mit dem Gedanken gespielt, wenigstens den Brief verschwinden zu lassen, aber er konnte und wollte Raine nicht belügen.
 

Raine folgte seinem linken Zeigefinger und bemerkte nun den Umhang, welchen sie mit der Zudecke halb bedeckt hatte. Wieso trug Kratos seinen Umhang nicht? Skeptisch hob sie die Bettdecke an und entdeckte nun einen Brief feinsäuberlich gefaltet und mit ihren Namen auf der Oberseite. Wieder zu Yuan sehend, schluckte die junge Halbelfe trocken, zog den violetten Umhang zu sich und blickte eine Weile auf den Brief. Warum hatte sie ein ungutes Gefühl in der Magengegend?
 

Nur zögerlich nahm sie den Brief zur Hand und betrachtete einige Minuten lang die schöne Schrift. Kratos hatte eine ungewöhnlich schöne Schrift, wenn sie bedachte, dass sie Lloyd's Schrift kaum entziffern konnte. Nochmals schluckte Raine, ehe sie den Brief langsam entfaltete und für einen kurzen Moment ihre Augenlider sinken ließ. Sie hatte Angst. Furchtbare Angst vor den Worten, welche Kratos vermutlich in der Nacht geschrieben haben musste. Ihr Herz schmerzte bei den Gedanken, dass es sich wohlmöglich um einen Abschiedsbrief handeln könnte und nur zögerlich öffnete die junge Professorin ihre Augen wieder, ehe sie Zeile für Zeile in Gedanken las.
 

~Raine...

Wenn du diese Zeilen liest, werde ich schon lange fort sein.

Es gibt ein Problem in Welgaia und da ich es als meine Pflicht ansehe, mich um solche Probleme zu kümmern, kann ich nicht länger bei dir bleiben.

Es mag sein, dass ich dich mit meinen plötzlichen Verschwinden fürchterlich verletze, aber du sollst wissen, dass auch ich mit mir ringen musste.

In den letzten Tagen ist soviel geschehen und ich war seit etlichen Jahren wieder einmal glücklich.

Ja, ich war wirklich glücklich bei dir und...

Ich war so glücklich, dass ich Tränen vergießen musste.

Wie auch immer...

Bewahre meinen Umhang auf und denke immer daran, dass es einen Engel in weiter Ferne gibt, der sich um dich kümmern möchte, um dich besorgt ist und dich von Himmel aus beobachtet.

Ich bin bei dir, auch wenn du mich nicht sehen oder berühren kannst.

Bleib die starke Person, die ich mag und sehr schätze.

Verfolge weiterhin deine Ziele, auch mir zuliebe, Raine.

Kratos Aurion~
 

Raine las den Brief noch einige Male, ehe sie den Umhang an ihre Brust zog und ihr Gesicht in den seidigen Stoff vergrub. Warum? Wieso war das Schicksal so verdammt bitter? Raine hätte ihn nicht mehr gehen lassen können, dessen war sie sich seit Tagen bewusst, denn sie brauchte den Braunhaarigen an ihrer Seite. Stumme Tränen liefen ihr über die Wangen, während ihre Schultern unaufhörlich bebten. Erst als die Matratze neben ihr nachgab und sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, blickte sie auf und sah Yuan aus verweinten Augen an. "Ich... Komm her, Raine..." stammelte Yuan, war er doch mit der gesamten Situation sichtlich überfordert und nahm die immer noch verbittert weinende Professorin in die Arme. Er konnte ihr nicht den nötigen Halt geben, sondern ihr im Moment nur ein guter Freund sein.
 

"Kann ich etwas für dich tun?" fragte er nach einigen Minuten und strich ihr nochmals über den Rücken. Vielleicht hätte er Kratos nicht über Derris Kharlan informieren und ihn nicht gehen lassen sollen. Nun konnte er sehr wohl die Zusammenhänge und Andeutungen bezüglich der jungen Halbelfe und seines besten Freundes verstehen. Ihr lag sehr viel an Kratos und vermutlich fühlte der Braunhaarige ebenso. Wieso erschien ihm seine Pflicht so wichtig, obwohl Lloyd seine Reise nach weiteren Exspheres erfolgreich beendet hatte? Es gab vermutlich nur noch sehr wenige von diesen Steinen auf ihrer Welt, mit denen eingerechnet, die die Gruppe, ein paar von seinen Leuten und wenige unbekannte Personen trugen.
 

Raine löste sich allmählich von Yuan, schniefte noch einige Male und versuchte die Erinnerungen an die letzten Tage zu verdrängen. "Ein Glas Wasser" entgegnete sie ihm leise, drückte nun wieder den Umhang an sich und senkte ihren Kopf. Ein wenig mehr Zeit hätte sie sich gewünscht, aber ihrer beider Schicksale trennte sie erneut voneinander, wie damals beim Turm des Heils. Ein kleiner Teil von ihr war mit ihm gegangen und nun wartete erneut die Einsamkeit, welche verlockend ihre Arme nach ihr ausbreitete.
 

"In Ordnung" erwiderte Yuan und betrachtete nochmals die junge Professorin, welche sich allmählich beruhigt zu haben schien. Ein tiefer Seufzer entwich seinen Lippen, ehe er ihr nochmals über den Rücken strich und sich nun vom Bett erhob. "Kratos bat mich, in den nächsten Tagen bei dir zu bleiben. Ich dränge mich ungern auf, also lass es mich wissen, wenn du meine Anwesenheit nicht länger erwünschst" fügte er leise hinzu, verließ das Zimmer und ging in den nicht gerade großen Speisesaal. Er würde ihr ein kleines Frühstück mitbringen, auch wenn er nicht glaubte, dass Raine nun ein Brötchen essen würde.
 

Raine hätte nichts erwidert, auch wenn Yuan auf eine Antwort von ihr gewartet hätte. Stattdessen krabbelte sie nun aus dem Bett und entledigte sich ihres Nachthemdes, um sich anziehen zu können. Ohne Kratos wollte und konnte sie ihr jetziges Ziel nicht verfolgen, denn er hatte sich mit ihr auf die Suche begeben, also wollte die junge Halbelfe auch mit dem braunhaarigen Engel das letzte Stück des Weges gehen. Samiel Selia lebte noch und weitere Informationen wollte sie nun nicht mehr erhalten. Raine würde warten, vermutlich vergebens, aber ohne den attraktiven Engel würde sie nicht länger nach Antworten suchen.
 

Die junge Professorin stand gerade im Bad und kämmte sich ihr Haar, als sie das leise Klopfen an der Zimmertür vernahm. In dem Glauben, Yuan wäre zurück, ging sie aus dem Badezimmer und öffnete die Tür. "Guten Morgen, Miss... Ähm... Sie sehen sehr müde und traurig aus. Geht es Ihnen nicht gut?". Raine musterte den Blonden vor ihr, denn mit Aster hätte sie nun nicht gerechnet. Sein Lächeln war verschwunden und nun legte er eine besorgte Mine auf, weil ihre Augen sichtlich gerötet und müde wirken mussten. Zu einem Lächeln konnte sie sich ebenfalls nicht durchringen, weswegen Raine ihren Kopf senkte und stumm den Boden unter ihren Füßen musterte.
 

"Wo ist denn Kratos? Ist er etwa nicht mehr bei Ihnen?" wollte Aster in Erfahrung bringen und warf einen kurzen Blick ins Gästezimmer. Der Braunhaarige schien tatsächlich nicht mehr bei Miss Sage zu sein und dabei hatte er doch noch so viele Fragen wegen der Engelsflügel, die er hatte Kratos stellen wollen. Ein leiser Schluchzer ließ ihn wieder zur Professorin sehen, an deren Wangen er nun einige Tränen erkennen konnte. "Miss Sage, was...". Eine Hand vor seinem Gesicht ließ Aster verstummen, ehe er zu seinen Begleiter neben sich aufblickte.
 

"Aster, behalte deine Fragen für dich" ertönte es herrisch und nicht gerade freundlich, weswegen Raine ihren Kopf hob und sich ihre Tränen aus dem Gesicht wischte. Nun erst bemerkte sie, dass Aster nicht allein vor der Tür stand und wendete ihr Augenmerk auf einen Mann, dessen Aussehen ihr sehr vertraut erschien. Rotbraunes, bis zur Hüfte gehendes Haar. Grüne Augen, die hinter einer Brille zum Blonden sahen. Der Mann trug ein Schwert an seiner linken Hüfte und vermutlich eine weitere Waffe auf seinen Rücken. Einen violetten, die Farbe ging schon beinahe ins Schwarze über, Mantel trug er, scheinbar aus einem hochwertigen Stoff. Ein weißes Hemd trug er darunter, soweit Raine das mit ihren verschleierten Blick erkennen konnte. Handschuhe, in einem braunen Farbton gehalten, sah Raine, als er seine Hand vor Aster's Gesicht sinken ließ und stattdessen sein Haar über seine Schulter warf, während er einen genervten Laut ausstieß. Ebenso braune Stiefel bekleideten die Füße des Mannes, während die Hose in der gleichen Farbe wie der Mantel zu sein schien.
 

"Samiel Selia" hauchte Raine, denn keine andere Person fiel ihr zu dem Fremden ein. Ihre Blicke trafen sich und der jungen Halbelfe lief ein kalter Schauer über den Rücken. Ja, der Älteste behielt Recht, denn sie konnte deutlich die Verbitterung in seinen grünen Augen erkennen. "Ja... Heute Morgen habe ich ihm alles erzählt und...". "Du sollst den Mund halten, Aster. Es reicht" knurrte der noch immer fremde Mann und trat unaufgefordert ins Zimmer, schloss die Türe hinter sich und lehnte sich anschließend gegen das Holz.
 

"Samiel Selia existiert nicht mehr. Sprechen Sie diesen Naman niemals in meiner Gegenwart aus" erklärte er seinen Standpunkt immer noch sichtlich gereizt. Raine trat einige Schritte zurück, stieß gegen den Tisch und nickte schließlich seiner Warnung zu. Dieses Treffen hatte sie sich wahrlich ruhiger und entspannter vorgestellt, wewegen sich Raine erstmal auf den Stuhl setzte und einige Male tief durchatmete. Keine einzige Sekunde ließ sie ihn aus den Augen und als er sich in Bewegung setzte, zuckte Raine merklich zusammen.
 

"Raine Sage... Aster hat mir von Ihnen erzählt" erklärte er und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. Raine nickte ihm leicht zu und musterte ihn stumm. Warum wirkte er so schroff? "Sie wollen Antworten? Nur zu, aber ob ich Ihnen überhaupt antworten werde, ist eine andere Frage". Nun reichte es ihr, denn so einem ungehobelten Kerl war sie bisher noch nicht begegnet. Von ihrer inneren Wut angetrieben, erhob sie sich und lief zum Bett, ergriff den Rucksack, in welchen sie schon ihre Klamotten verstaut hatte und hängte sich ihre Umhängetasche um. Mit festen Schritten lief sie zur Tür, entriegelte das Schloss und blickte nochmals zu Samiel, denn einen anderen Namen kannte Raine bisher immer noch nicht.
 

"Sie sind ein ungehobelter Mistkerl" erklärte Raine nun ihre Meinung zu ihm im sachlichen Ton und öffnete die Tür. Die junge Halbelfe huschte an Aster vorbei, welcher vermutlich gewartet hatte und ignorierte seine Ruhe, ehe sie das Gasthaus verließ. Aster seufzte und blickte nun ins Gästerzimmer, um seinen Forschungspartner zu fragen, warum Miss Sage so eilig das Weite gesucht hatte. "Warum bist du nur immer so? Miss Sage will dir helfen und...". "Ich habe nicht nach deiner Meinung gefragt" unterbrach er den Blonden und blickte nun zum Bett, da er dort einen Umhang unter der Bettdecke sehen konnte.
 

Aster folgte seinen Augen und natürlich erkannte er den Umhang sofort. "Das... Du musst ihr den Umhang bringen und bei dieser Gelegenheit wirst du dich bei ihr entschuldigen". Der Langhaarige murrte etwas Unverständliches in sich hinein, nahm den Umhang entgegen und verließ nun ebenfalls das Zimmer. Aster seufzte bekümmert, ließ sich auf das Bett nieder und bemerkte nicht die Person hinter sich, welche nun eingetreten war. "Wer bist du und was hast du hier zu suchen?". Erschrocken wendete sich der Blonde um und besah sich einen Mann, welcher ein Tablett in den Händen hielt. "Ähm... Ich heiße Aster und wer sind Sie? Ich habe Miss Sage mit meinen Forschungspartner bekannt gemacht, aber er war schon wieder so ungehobelt und...". Aster brach seine Erklärung ab und sah dabei zu, wie der Mann das Tablett auf den Nachttisch abstellte und anschließend, ohne ein Wort zu verlieren, wieder das Zimmer verließ.
 

"Verdammter Mistkerl" murrte Raine noch immer, aber wenigstens hatte sie die Sache mit Kratos für einen kurzen Moment vergessen können, weil sie sich schon lange nicht mehr so aufgeregt hatte. Auf ihren Rheaird steigend und den Antrieb startend, stockte sie in ihrer Bewegung und durchsuchte überhastet ihre Tasche. Auch in dem Rucksack fand sie das Gesuchte nicht, weswegen sie vom Rheaird stieg und geradewegs in die Arme einer Person lief. Vorsichtig blickte Raine auf, löste sich auf der Stelle von dem Herren und starrte wütend zu Boden. "Hier..." ertönte seine Stimme, dieses Mal jedoch ungewohnt freundlich, weswegen sie ihren Kopf wieder hob und den Umhang entgegen nahm, welchen er ihr reichte. "Vielen Dank" murmelte Raine, denn sie hätte nicht gewusst, was sie getan hätte, wenn sie Kratos' Umhang verloren hätte.
 

"Keine Ursache. Verzeihen Sie mir mein ungehobeltes Benehmen. Mein damaliger Name weckt einige Erinnerungen". Die junge Professorin nickte ihm zaghaft zu, seufzte leise aus und verstaute den Umhang in ihrem Rucksack. Als sie jedoch wieder zu ihm aufblickte, bemerkte sie seine behandschuhte Hand, welche er ihr hinhielt. "Nennen Sie mich Richter. Richter Abend" stellte sich der Langhaarige vor, ehe seine Hand zögerlich ergriffen wurde. "Es freut mich, Sie kennenlernen zu dürfen und... Wegen vorhin im Gästezimmer. Ich...". Richter schüttelte seinen Kopf, denn die junge Halbelfe trug keinerlei Schuld. Manchmal konnte er sich selbst nicht leiden und nur Aster's Sturheit verdankte er es, dass er nun scheinbar doch mit ihr ins Gespräch kam. Schließlich stand vor ihm eine Halbelfe, welche vermutlich seinen Groll gegen die Menschheit verstehen konnte.
 

Raine ließ nach wenigen Minuten ihre Hand sinken, starrte Richter noch einige Minuten an, ehe ihr auch auffiel, wie sehr er sich in den letzten Jahrhunderten verändert hatte. Er war sehr groß geworden und besaß langes rotbraunes Haar, während seine Augen in einem schönen Grünton leuchteten. Natürlich schien er wohlmöglich seine Emotionen unter Verschluss zu halten, aber Raine kannte sein Leid und wusste sehr wohl, wie es sich anfühlte, ein Ausgestoßener der Gesellschaft zu sein.
 

"Raine, warum starren Sie mich so an?" wollte Richter in Erfahrung bringen und verschränkte seine Arme vor der Brust. Er hasste es so sehr, wenn Personen ihn lange ansahen und dabei versuchten, seine Gefühle zu ergründen. Vielleicht hatte seine Stimme schon wieder ein wenig zu herrisch geklungen, denn die junge Frau wendete sich von ihm ab und lief zu ihrem Fluggefährt zurück. "Richter, ich... Ich kenne dieses Leid. Ich kann Sie verstehen und... Ich glaube nicht, dass Sie ihre Eltern umgebracht haben. Nein, ich denke, dass Sie die Wahrheit kennen und das Ihnen keine einzige Person glauben wollte".
 

Während Raine diese Worte aussprach, holte sie das alte Bild hervor und betrachtete es nochmals, ehe es ihr aus der Hand glitt und das Bild zu Boden fiel. Richter starrte erst zum Bild, welches die junge Halbelfe hatte fallen lassen, ehe er ihr wieder Aufmerksamkeit schenkte und dabei beobachtete, wie sich das Fluggefährt vom Boden löste. Nach wenigen Sekunden bückte er sich, hob das Bild auf und betrachtete eine ganze Weile die Personen, die auf der Aufnahme zu erkennen waren. Ja, er war einst ein glücklicher Junge gewesen, bis zu jenem Tag, als sein feiner Vater erfuhr, dass er ein Halbelf war. Seine Mutter, die er nun lange betrachtete, hatte ihn dennoch geliebt, als wäre er ihr eigen Fleisch und Blut gewesen. "Mutter..." hauchte er und schloss für einen kurzen Moment seine Augen, ehe er das Bild in seine Manteltasche steckte und zurück in die Stadt ging.
 

Yuan hatte diese Szene still und heimlich beobachtet und nun keimten neue Fragen in ihm auf. "Richter Abend... Er ist ein Halbelf, aber was hat er mit Raine zutun?" fragte er sich gedanklich und seufzte. In was für eine Sache war er nur geraten und wohin war nun die junge Professorin verschwunden? Natürlich hatte er Kratos sein Wort gegeben, aber vielleicht wollte Raine lieber alleine sein. Yuan wusste es nicht und zog nun seine Flügeltasche hervor, um erstmal zurück zur Basis zu fliegen. Dort konnte er sich immer noch Gedanken machen und zu einem späteren Zeitpunkt noch mal nach Raine sehen.
 

Zur gleichen Zeit landete Raine in Iselia, verstaute den Rheaird in der Flügeltasche und betrat das Haus. Ihr Bruder schien nicht zu Hause zu sein, weswegen sie sich an den Küchentisch setzte und ihren Kopf auf ihre Arme sinken ließ. So sehr sie sich auch gern mit Richter unterhalten hätte, im Moment überschlugen sich ihre Gedanken und waren weitgehend bei Kratos. Warum war er nicht einfach bei ihr geblieben? Waren all diese Momente nur ein Versehen gewesen? Vermutlich und Raine war nicht minder selbstsüchtig gewesen und hatte sich auf sein verlockendes Angebot eingelassen. Dennoch vermisste sie den Braunhaarigen nun mehr denn je und wünschte sich im Moment nichts mehr, als nun von ihm in eine zärtliche Umarmung geschlossen zu werden.
 

"Raine? Hey, wach auf". Müde öffnete die Gerufene ihre Augen und musste sich erstmal orientieren. Die Küche, dachte sie sich und nach weiteren Minuten fielen ihr all die Geschehnisse wieder ein. "Raine... Nicht weinen, bitte" murmelte Genis und strich seiner Schwester liebevoll über den Rücken, während er zu Yuan aufblickte, welcher ebenso erst vor wenigen Minuten zu Besuch gekommen war. Nach langer Überlegung hatte sich Genis dem Älteren anvertraut, ihm von dem Plan erzählt, doch nun litt Raine noch weitaus mehr. Musste der junge Halbelf etwa Lloyd zustimmen? Nein, er wollte noch nicht aufgeben und würde auf Kratos' Rückkehr warten.
 

Bevor Raine hätte etwas erwidern können, denn sie schien offensichtlich beim Tisch eingeschlafen zu sein, klopfte es an der Haustür. Genis wollte seine aufgelöste Schwester ungern alleine lassen und es beruhigte ihn ebenso, dass sie sich nicht sofort in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte, wie es sonst immer der Fall war, aber Yuan gab ihm stumm zu verstehen, dass er so lange auf Raine achten würde. Dem Älteren zunickend, lief Genis zur Haustür und öffnete. "Lloyd, was...". "Hi... Beim Bürgermeister ist ein Kerl, der nach Professor Raine fragt. Dort..." unterbrach Lloyd seinen besten Freund, deutete mit dem Finger dem Weg hinauf und legte ein trauriges Lächeln auf, als er der Professorin leicht zunickte, um sie stumm zu grüßen. Colette, welche neben Lloyd stand, blickte immer wieder zum nicht weit entfernten Haus und beobachtete den Unbekannten und den Bürgermeister.
 

Yuan stutzte sofort und drängte sich an Lloyd vorbei. "Was will dieser Kerl hier?" dachte er sich insgeheim und nun trat auch Genis zu ihm, um einen Blick zu riskieren. "Seltsam... Irgendwo habe ich ihn schon mal gesehen" murmelte Genis leise und legte seine Hand an seinen Hinterkopf. Irgendwo hatte er ihn mit Sicherheit schon mal gesehen und Yuan schien ihn ebenso zu kennen, da der Ältere eine ernste Miene zog.
 

"Yuan... Würdest du uns aufklären? Genis, du auch" forderte Lloyd die beiden Halbelfen auf, denn er hatte den Mann zuvor noch nie gesehen. Yuan erwiderte nichts und bemerkte nun, wie der Bürgermeister in ihre Richtung deutete und sich der Kerl in Bewegung setzte. Auch Raine trat nun ins Freie, gesellte sich zu ihren Bruder und erblickte den Mann, welcher bereits die wenigen Stufen zu ihrem Haus erklomm. "Richter..." wisperte Raine und wurde von ihren Freunden und auch ihren Bruder fragend gemustert, abgesehen von Yuan, welcher den immer noch sehr fremden Mann im Auge behielt. Lloyd schien sich seine eigenen Gedanken zu machen, aber dieser Richter konnte auch nur ein entfernter Bekannter von der Professorin sein. Der Langhaarige trat an die Gruppe heran, ließ seinen Blick kurz über die Menschen und den beiden Halbelfen schweifen, ehe er Raine in die Augen sah. "Ich werde Ihnen die Wahrheit erzählen, Raine".



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-11-03T18:19:19+00:00 03.11.2010 19:19
XD tolles kapi freue mich auf´s nächstes^^.er ist niecht grade nett ader er hatt wascheinlich auch eine ganz nette seite an sich.


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