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Das Rudel des Wolfes

RL / SB
von

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Veränderung

Prolog: Veränderung
 

Remus Lupin atmete auf. Endlich waren die Prüfungen vorbei. In den letzten Wochen hatte er die Abende paukend hinter Bergen von Büchern verbracht. Seinen Ruf als Streber war er deswegen natürlich nicht losgeworden und hatte sich wie immer dämliche Sprüche anhören müssen. Aber das machte nichts. Das war Remus gewohnt. Schon seit sechs Jahren, die er auf Hogwarts war. War es gewohnt, den Hänseleien aus dem Weg zu gehen und gleichzeitig seine Hausaufgaben zu verteilen, um nicht wie Snape behandelt und vollkommen ausgeschlossen zu werden.
 

War es gewohnt, sein Geheimnis zu verbergen.
 

Er hatte großes Glück, überhaupt an der Schule angenommen worden zu sein. Er war eine Gefahr für die Schüler, für sich selbst schon immer gewesen. Er war Dumbledore so dankbar, dass er sich damals für ihn eingesetzt hatte und doch war er sich manchmal nicht sicher, ob es nicht doch besser gewesen wäre, zu Hause zu bleiben, behütet bei seinem Vater.
 

Remus hievte die schweren Bücher, die er bis zur Prüfung mitgeschleppt hatte, unter seinen Arm und ging die lange Treppe bis zum Haupteingang hinunter. Mit einem Blick in die Große Halle stellte er fest, dass er nicht der Erste war, der mit den Prüfungen durch war, verspürte aber nicht das geringste Bedürfnis danach, sich den Schülern anzuschließen, die aus dem Tor auf die Hogwartsgründe strömten, und auf die baldigen Ferien anzustoßen. Stattdessen schlug er nach dem Haupttor einen anderen Weg ein. Den See, an dem sich die meisten Schüler tummelten, hatte er bald hinter sich gelassen. Hierher führten keine Pfade, die andere Schüler im Laufe der Jahrzehnte plattgetrampelt hatten und er keuchte, während er mit seiner schweren Umhängetasche seinem eigenen, leicht ansteigenden Weg folgte, nicht sichtbar, aber für ihn doch der selbe wie immer. Sein Weg führte ihn in die Ausläufer des Verbotenen Waldes, ganz in die Nähe der Peitschenden Weide, die vor genau sechs Jahren gepflanzt worden war und er setzte sich in den Schatten eines der ausladenden Bäume.Er tat das absichtlich, um nervige Schüler von sich fernzuhalten, um in Ruhe lesen zu können.
 

Natürlich keine Schullektüre. So ein Streber war er nun auch wieder nicht. Er liebte es, sich nach Prüfungen oder anderen anstrengenden Tagen in einem schönen Roman zu vertiefen, am liebsten Liebesgeschichten. Okay, wenn rauskommen würde, dass er romantischen Kitsch las, würde man ihn sicher noch mehr verspotten. Mit einem unwohlen Gefühl im Magen dachte er an Potter und seine Freunde, mit denen er gezwungen war einen Schlafsaal zu teilen. Er hielt sie auf Abstand, so gut er konnte, doch es gelang ihm nicht immer. Vor allem sich alle vier Wochen wegzuschleichen, ohne dass es einer von ihnen bemerkte, erwies sich oft als schwierig. Ebenso den immer wieder aufkommenden Fragen auszuweichen, die sich unweigerlich ob seines seltsamen Verhaltens stellten. Oder wenn einer von ihnen doch einmal ein Stück seiner vernarbten Haut sah. Aber mit den Jahren waren auch diese immer weniger geworden.
 

Er ließ seinen Blick über die Hogwartsgründe schweifen. Jetzt im Sommer erstreckten sich sattgrüne Wiesen um das Schloss und viele Schüler lagen am See, um sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Es war selbst für Schottland ein wirklich strahlender und heißer Sommertag. Hogwarts war wie ein Zuhause für ihn, aber dennoch musste er immer auf der Hut sein.
 

Er vertiefte sich wieder in sein Buch.
 

Gerade war er an einer besonders herzerwärmenden Stelle angekommen, als ein Schatten über die Seiten fiel.
 

„Hey, Lupin, was liest du denn da?“
 

Er erkannte die Stimme sofort und als er aufblickte, stand Black vor ihm.
 

Sirius Black, der wohl von allen Mädchen am meisten umschwärmt und von den Jungs gleichermaßen gefürchtet und gehasst wurde. Es gab das Gerücht, er hätte bereits jede gehabt.
 

„E-Ein Buch über Runen.“, stammelte Remus mit roten Ohren und steckte das Buch weg. „Nichts Besonderes.“
 

„Das sah mir aber eben gar nicht nach Runen aus.“ Black legte den Kopf schief, dann legte sich ein teuflisches Grinsen über sein Gesicht. „Zeig mal her!“
 

„Hey – nein!“
 

Remus wollte noch verhindern, dass Black nach seinem Buch griff, doch der war als Jäger der gryffindorschen Quidditchmannschaft flink genug, um ihm auszuweichen und das Buch zu erwischen. Neugierig las er den Titel darauf, Remus ließ indes den Kopf hängen. Obwohl Black nicht so schlimm wie Potter war, nutzte er jede Gelegenheit, um ihn zu hänseln. Er konnte nur froh sein, dass bald die Sommerferien begannen. Wenn er danach für sein letztes Schuljahr nach Hogwarts zurückkehrte, würden die anderen hoffentlich so viel zu erzählen haben, dass sie ihn ganz vergaßen.
 

Black räusperte sich schließlich, weshalb Remus ihn wieder ansah.
 

„Liest du immer sowas?“
 

„Äh – nein, also – das ist eine Hausaufgabe … für Wahrsagen.“, erwiderte er lahm.
 

„Tse, du warst schon immer ein schlechter Lügner, Lupin.“ Black wedelte mit dem Buch vor seiner Nase herum, dann gab er es ihm wieder. „Ich muss weiter zu James. Man sieht sich!“
 

Remus sah ihm noch eine Weile nach und hoffte, dass sich seine roten Ohren bald wieder normalisiert haben würden.
 

Er, ein schlechter Lügner? Da schätzte Black ihn nun wirklich falsch ein.
 

~~~~~*~~~~~
 

Sie hassten sich nicht. Auch wenn Blacks Neckereien den Anschein dafür erweckten, so waren sie doch nichts weiter als harmlose Kindereien. Viel schlimmer waren die Slytherins, die in einem Gryffindor, der irgendwie nicht so recht in sein Haus zu passen schien, das ideale Opfer gefunden hatten. Am schlimmsten war es kurz nach Vollmond, wenn er wieder zum Unterricht gehen konnte und die Blicke ertragen musste: teils neugierig, teils neidisch darauf, dass er anscheinend bevorzugt behandelt wurde. Aber das war er, wie gesagt, schon gewohnt.
 

Die Prüfungen hatten beinahe den ganzen Tag in Anspruch genommen und nachdem er eine Weile gelesen hatte, musste er wohl oder übel zum Schloss zurückkehren, damit man ihn beim Abendessen nicht vermisste. Erstaunlich, aber wahr: Er wurde tatsächlich vermisst. Das musste wohl daran liegen, dass sie sich zu viert ein Zimmer teilten – er, Black, James Potter und Peter Pettigrew. Er hielt gerade so viel Kontakt zu den dreien, wie nötig war, um die Temperatur in ihrem Zimmer nicht unter den Gefrierpunkt fallen zu lassen. Sie waren keine Freunde, aber auch keine Feinde, das sollte genügen. Warum er so abweisend war? Damit ihm niemand zu nahe kam.
 

Er suchte den Gryffindortisch nach einem von ihnen ab und als er sie gefunden hatte – Potters stachelige Haarpracht war nicht zu übersehen – setzte er sich zu ihnen. Black mampfte gerade Kürbistorte.
 

„Na, wie ist es gelaufen?“
 

Pettigrew, schüchterner als Remus selbst sich gab, starrte ihn aus großen Augen an. Irgendwie erinnerte er ihn an sowas wie ein Nagetier. Auch wenn er sich von allen gleichermaßen distanzierte, so konnte er Pettigrew wirklich nicht leiden.
 

„Ja, ganz gut.“
 

„Oh, wirklich? Also, ich bin mir nicht sicher, ob man zwei oder drei Messerspitzen Mondkraut zum Aufmunterungstrank geben musste...“
 

Remus hörte schon gar nicht mehr richtig zu. Konnte sein, dass Pettigrew ihm später böse sein würde und die Temperatur um weitere zwei Grad sinken würde, auf gefährliche vier Grad über null, aber er war im Moment definitiv nicht in der Stimmung für Small Talk. Er wartete nur auf den Moment, in dem Black seine neuesten Neuigkeiten losposaunen würde und spitzte seine Ohren:
 

„-diese Miranda ist wirklich heiß, hast du ihren Rock heute gesehen? Ich glaub, den hat sie sich kürzer gezaubert!“, schwärmte Black gerade.
 

„Sie hat sich auch ihre Bluse enger gezaubert.“, erwiderte Potter.
 

„Oh wow! Mann, die fehlt mir echt noch!“ Remus verdrehte die Augen. War ja klar, dass Black schon wieder einen Bettwärmer auserkoren hatte.
 

„Aber trotzdem ist sie nichts gegen Evans!“
 

„Tse, war ja klar, dass du wieder mit der anfängst. Ich weiß gar nicht, was du an der findest – und überhaupt, wenn du sie so geil findest, wieso nennst du sie dann immer Evans? Nenn sie doch beim Vornamen, das ist viel … intimer.“ Auf Blacks Gesicht breitete sich ein dreckiges Grinsen aus.
 

„Pah, nur weil du immer alles gleich intim haben musst! Ich warte lieber.“
 

„Ach, jetzt kommt wieder unser großer Romantiker!“
 

Da, da war das Wort. Romantiker. Romantik. Remus` Buch. Black sah kurz zu ihm herüber, ihre Blicke trafen sich. Remus wappnete sich innerlich gegen den Spott. James dagegen schwärmte ungehindert weiter.
 

„Ich bin kein Romantiker, ich liebe Evans nunmal! Du musst nur noch die Richtige finden!“
 

„Ja, deswegen probiere ich ja auch alle aus!“
 

Sirius hatte sich weggedreht. Er hatte es nicht gesagt. Remus starrte ihn mit offenem Mund an, bis ihm auffiel, dass das wirklich peinlich aussehen musste. Wieso hatte er es nicht gesagt? Während Potter und Black über ihre Bettgeschichten diskutierten, ließ ihn diese Frage nicht mehr los.
 

~~~~~*~~~~~
 

Remus war der Einzige, der im Schlafsaal war. Die anderen hatten beschlossen ihre Prüfungen – bestanden oder nicht – erst einmal gründlich zu feiern. Für Remus jedoch war der Tag anstrengend genug gewesen, und er wollte nichts weiter, als sich in sein Bett fallen zu lassen und am Samstag auszuschlafen.
 

Er wollte sich gerade hinlegen, da wurde die Tür zum Schlafsaal aufgerissen. Black kam in den Raum, sah sich um und schließlich blieb sein Blick an ihm hängen.
 

„Hey, Lupin! Was hockst du denn hier oben?“
 

„Äh ... ich wollte eigentlich schlafen ...“ Eigentlich. Damit hatte er sein Schicksal bereits besiegelt.
 

„Ach komm schon, unten steigt 'ne Party! Wir haben auch Honigbier!“
 

„Hä, wo habt ihr das denn her?“
 

„Aus den Drei Besen natürlich, und jetzt komm!“ Lachend griff Black nach seinem Handgelenk und zog ihn hinter sich her aus dem Schlafsaal. Seiner guten Laune nach zu schließen hatte er das Honigbier wohl schon vorgekostet.
 

Unten im Gemeinschaftsraum war inzwischen nicht mehr viel los. Der Kamin an einer Seite des großen, dank der Gryffindorfarben rot und gelbgold gemütlich wirkenden Raumes war aus, da es viel zu warm war in anzuzünden. Die Sessel waren größtenteils zur Seite gerückt, irgendwer hatte eine Schallplatte aufgelegt und Black hatte wohl, was das Honigbier anging, nicht gelogen. Remus war sich jedoch nach dem ersten Blick sicher, dass einige der Flaschen, die auf dem Tisch nahe des Kamins standen, eine andere Sorte von Alkohol enthielten. Abgesehen von Potter und Pettigrew und ein paar anderen Grüppchen, die sich hier und da im Gemeinschaftsraum verteilt hatten, war jedoch niemand da. Offensichtlich verstand Black unter 'Party' nur, sich zu betrinken.
 

Black zerrte ihn nun zu seinen Freunden, Potter und Pettigrew. Letzterer hatte bereits glänzende Augen und einen deutlichen Rotschimmer um die Nase, doch Potter reichte ihm eine weitere Flasche Honigbier. Remus rümpfte innerlich die Nase. War ja klar, dass Pettigrew wieder einmal für Potters Erfindungskunst herhalten musste – nur, dass er selber nichts davon merkte (oder merken wollte).
 

„Hey, seht mal, wen ich mitgebracht habe!“
 

Potter sah auf, während Pettigrew heimlich die Flasche auf dem Boden absetzte, und grinste.
 

„Wow, hast es doch noch geschafft? Komm, jetzt wird gefeiert!“
 

„Aber-“
 

Remus wollte widersprechen, doch schon hatte Black sich neben Potter gesetzt und ihn selbst mitgezogen, sodass sie einen kleinen Sitzkreis bildeten. Sofort wurde ihm ein Honigbier hingehalten und in der Hoffnung, dass sie es dabei belassen würden, nahm Remus die Flasche an.
 

„Peter und ich haben uns eben was überlegt.“, fing Potter an, während er einen tiefen Schluck von irgendeinem anderen dubiosen Getränk nahm. Sein Blick glitt zu Remus und er fing an zu grinsen. Remus schluckte. Das konnte nichts Gutes verheißen.
 

„Komm Jamie, spuck`s schon aus!“
 

„Jaaa“, sagte Potter gedehnt und sein Grinsen wurde noch breiter, „wir spielen Flaschendrehen.“
 

„Flaschendrehen?“, rief Black empört. „Boah, wie langweilig, das ist doch was für kleine Kinder!“
 

„Ach was, das macht Spaß! Außerdem ...“, und wieder glitt sein Blick zu Remus hinüber, „wollen wir doch alle mal erfahren, was unser kleiner Lupin für geheime Wünsche hegt.“
 

Remus spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. Klar, für `Kindereien` waren sie sich zu schade, aber so einen Kinderkram zogen sie trotzdem durch! Dumm nur, dass das Alter keine Rolle spielte, wenn es um peinliche Geheimnisse ging. Nicht, dass er irgendwelche besonderen hätte. Jedenfalls keine peinlichen. Dennoch – es war ein Spiel, er konnte also lügen, er durfte sich nur nichts anmerken lassen.
 

„Also.“ Potter legte eine leere Flasche in die Mitte. „Frage oder Befehl?“
 

„Frage, Frage!“, krähte Black, nun auf einmal doch begeistert.
 

„Okay. Der, auf den die Flasche zeigt … muss sagen, mit wem er sein erstes Mal hatte!“
 

Potter drehte die Flasche mit Schwung und während sie über den Boden schlitterte, hoffte Remus darauf, dass ihr Ende nicht auf ihn zeigte. Dabei war das im Vergleich zu anderen Dingen noch eine harmlose Frage. Als er wieder nach unten sah, hörte die Flasche langsam auf sich zu drehen, bis sie liegen blieb.
 

„Oh nein!“ Pettigrew schoss das Blut ins Gesicht. Black seufzte theatralisch.
 

„Na toll, das bringt ja nichts! Bei Peter wissen`s wir eh schon, der hat sowieso noch nie!“
 

„Na ja“, wandte Potter ein, „vielleicht hat er es uns auch bloß nicht erzählt?“
 

„Ach Quatsch, als ob! Oder, Peter?“
 

Beide sahen ihn mit großen Augen an. Pettigrew sah aus, als würde er am liebsten im Boden versinken.
 

„Ähm … ja … ihr habt Recht ...“, gab er schließlich leise zu.
 

„Siehste, hab ich`s doch gewusst! Komm, nächste Runde!“
 

Pettigrew nahm zaghaft die Flasche in die Hand. Ihm war die Lust auf das Spiel wohl gründlich vergangen, doch er spielte weiter.
 

„A-Also … Frage oder Befehl?“
 

„Frage, Befehle sind doch langweilig ...“, gähnte Black.
 

„O-Okay … Also … derjenige muss … sagen, welchen Fehler er mal beim Quidditch gemacht hat.“
 

„Boah Peter, wie langweilig!“ Black und Potter verdrehten beide die Augen, doch die Frage war gestellt: Die Flasche drehte sich und alle starrten wie gebannt darauf und warteten, bis sie stoppte.
 

„Also, ich bin eh so gut beim Quidditch, ich hab noch nie `nen Fehler gemacht.“, prahlte Potter, auf den die Flasche gezeigt hatte.
 

„Angeber.“
 

„Also, dann bin ich ja wieder dran. Ich bin aber für `nen Befehl, mir fällt da nämlich ein ziemlich guter ein.“
 

„Und welcher?“
 

Potter grinste. „Derjenige, auf den die Flasche zeigt … muss Lupin küssen!“
 

„Was?“ Diesmal war es Remus, der sich bisher gänzlich still verhalten hatte. „Dann bin ja auf jeden Fall-“
 

„Ich weiß, ich weiß … aber Opfer müssen nunmal vollbracht werden. Sei froh, wenn es nicht Peter ist.“ Potter lachte.
 

Remus wusste nicht, was er tun sollte. Aufstehen und gehen? Damit würde die Temperatur im Zimmer mindestens um zehn Grad sinken, denn wenn man dem Trio ihre Späße versaute, konnten sie ziemlich eingeschnappt sein. Andererseits war es ein Kuss – sein erster.
 

„O-Okay. Los.“ Remus hatte keine Wahl. Irgendwie musste er das überstehen.
 

Als die Flasche anfing sich zu drehen, hatte Remus das seltsame Gefühl, zum ersten Mal seit Jahren keine Kontrolle mehr über seine eigene Situation zu haben. Irgendetwas war im Gange. Das spürte er.
 

Die Flaschenöffnung zeigte auf Black.
 

Stille. Black hatte wohl nicht wirklich damit gerechnet, dass das Los auf ihn fallen würde. Aus dem Augenwinkel sah Remus, wie Pettigrew erleichtert aufatmete.
 

„Hui, Sirius, da hast du ja mal 'nen ganz besonderen Fang gemacht!“, feixte Potter, als der anfängliche Schock überwunden war.
 

Black schien nicht besonders begeistert zu sein. Mit zweifelndem Blick sah er zu Remus herüber, doch der hielt den Blick gesenkt. Er wusste nicht genau, wo er hinsehen sollte.
 

„Ähm ...“ Blacks Stimme war ungewohnt unsicher. „Geht auch auf die Wange?“ Remus konnte das nur hoffen. Nicht, dass er große Pläne für seinen ersten Kuss gehegt hatte, doch ihn bei einem Spiel verlieren wollte er ihn auch nicht.
 

„Ha, hättest du wohl gern!“ Potter genoss die Situation sichtlich und vergaß dabei, dass es ihn genauso gut hätte treffen können. Er würde ihn sicher wochenlang damit aufziehen.
 

Black biss sich auf die Lippe. Remus hielt den Atem an. Würde er passen?
 

„Also gut. Komm her, Lupin.“ Oh nein. Oh nein, oh nein, oh nein. Das hatte er nicht wirklich vor. Remus rührte sich kein Stück. Black sah ihm fest in die Augen. „Mensch, jetzt sei kein Frosch. Ist doch nur ein Kuss!“
 

Für ihn vielleicht, dachte Remus, aber für mich ist es der erste. Verdammt.
 

Und da passierte es: Black beugte sich doch tatsächlich vor. Seine Augen offen, ganz und gar nicht romantisch. Seine halblangen, schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht und er strich sie ungeduldig hinter die Ohren. Remus achtete nur nebenbei auf diese Geste. Er hatte sich das immer ganz anders vorgestellt. Nicht so. Eine Hand in seinem Nacken. Die ihn näher zog. In den Romanen war das immer anders gewesen. Fremder Atem auf seinen Lippen. Und schon gar nicht mit einem Mann!
 

Blacks Lippen waren trocken und fest und gaben doch nach, als sie sich auf seine drückten. Remus vergaß das Atmen. War es das gleiche Gefühl, das all die anderen Mädchen auch immer bei ihm spürten?
 

Dann war es auch schon wieder vorbei. Remus` Kopf glühte und irgendwie war sein Kopf voll von irgendetwas, das sich anfühlte wie Watte. Er schwankte und hielt sich an Blacks Arm fest. Er war ganz warm. Remus schloss die Augen.
 

„Und nächste Runde!“
 

Potter schlug Black lobend auf den Rücken und hielt ihm dann die Flasche hin. Blacks Mundwinkel zuckten kurz, dann griff er zur Seite und griff nach der noch halbvollen Flasche, die Pettigrew abgestellt hatte und nahm einen tiefen Schluck daraus.
 

Und dann ging es weiter. Doch Remus spürte: etwas hatte sich heute verändert.
 

Für jeden Außenstehenden musste es so aussehen, als wäre alles wie gehabt, doch Remus, der die Rumtreiber beinahe sechs Jahre kannte, bemerkte die kleinen Anzeichen der Veränderung sofort. Jedoch war es nicht nur Black, der sich anders verhielt. Der sonst so schüchterne Pettigrew schien sich in den Vordergrund rücken zu wollen, indem er laut über Potters Witze lachte und seine Begeisterung über alles, was seinen Mund verließ, zur Geltung brachte. Potter dagegen wälzte sich regelrecht darin. Das war an sich nichts Neues, das Ausmaß dagegen schon.
 

Und Black - Remus konnte nicht anders, als ihm im Laufe des Abends immer wieder verstohlene Blicke zuzuwerfen. Es war, als sähe er ihn in einem völlig neuen Licht, als hätte er ihn noch nie gesehen. Seine langen, schwarzen Haare, dessen Spitzen gerade so seine Schultern erreichten, seine gerade, etwas zu lange Nase, die sich scharf von seinem athletischen Profil abhob.
 

Erst als Black sich plötzlich zu ihm umdrehte und ihre Blicke sich für den kürzesten aller Momente trafen, wurde ihm bewusst, dass er starrte und er sah weg.
 

Oh ja, etwas hatte sich verändert. Remus wusste nur noch nicht, wie sehr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Raviel
2010-01-05T11:43:33+00:00 05.01.2010 12:43
Heeey!
Nochmal (um es auch hier auf mexx zu schreiben) Danke für die Widmung! *___*
*knuddel*
Aber mir ist grad nochwas aufgefallen, nämlich im letzten absatz:
"Potter schlug Black lobend auf den Rücken und hielt ihm dann die Flasche hin. Blacks Mundwinkel zuckten kurz, dann griff er zur Seite und griff nach der noch halbvollen Flasche, die Pettigrew abgestellt hatte und nahm einen tiefen Schluck daraus."
irgendwie hört sich das nämlich so an, als würde james sirius die flasche zwar hinhalten, sirius schnappt sich aber die flasche von pettigrew neben sich und ignoriert die von potter. War das absicht oder les ich einfach nur komisch? *lach*
und da heißt es noch: "dann griff er zur seite und griff nach der nocht halbvollen..."usw. einmal griff reicht, oder? =)
so etwa: "dann griff er zur seite nach der flasche, die...usw."
Ist mir nur eben beim nochmal-durchlesen so aufgefallen. =D

hdl.
-Raviell

Von:  pornoministerin
2010-01-03T22:12:28+00:00 03.01.2010 23:12
Echt echt lieb! :D Hat mir sehr gut gefallen. Ich mag deinen Schreibstil voll und außerdem war das so lustig, als du "Black krähte..." geschrieben hast, das konnte man sich richtig bildlich vorstellen xD Danke für das coole Fanfic! Hat voll Spaß gemacht es zu lesen.


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