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Das Rudel des Wolfes

RL / SB
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Laaang ist's her, dass ich diese FF geupdated habe. Meine einzige Entschuldigung ist wohl, dass ich echt ne Menge zu tun hatte, aber jetzt, mit meinem Abschluss in der Tasche, hab ich endlich die Muße und Gelegenheit dazu bekommen, diese Geschichte zu Ende zu bringen. Ja, ihr habt richtig gelesen: Ich habe diese Geschichte zu Ende geschrieben. Es sind insgesamt 26 Kapitel und es fehlt nur noch ein bisschen was an Überarbeitung. Von daher dürft ihr auf wesentliche schnellere Updates hoffen ;)
Aber nun zur eigentlichen Story *Kekse und Kakao verteil* Komplett anzeigen

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Tunichtgut

Kapitel 15: Tunichtgut
 

In den nächsten Tagen war Remus immer in der Bibliothek zu finden. Er glaubte nicht, dass Potter ihn wirklich akzeptiert hatte, doch er wagte zu hoffen, dass die Raumtemperatur in ihrem Zimmer sich um einige Grade erhöht hatte und noch weiter steigen würde, würde er tatsächlich eine Lösung für die Karte finden.
 

Das Passwort selbst war nicht der schwierige Teil. Er hatte schon vor Wochen ein Buch gefunden, das das Anbringen und Entfernen von Passwörtern genauestens beschrieb. Schwierig war, die Karte im Normalzustand harmlos aussehen zu lassen. Remus hatte sich schnell dafür entschieden, sie wie ein unbenutztes Pergament aussehen zu lassen. Auf diese Weise konnte man sie sogar mit sich herumtragen und niemand würde Verdacht schöpfen, wenn ein Schüler ein Stück zusammengefaltetes Pergament mit sich herumtrug, noch dazu unbeschriftet.
 

Doch wie sollte er es anstellen, dass die Schrift, einmal verschwunden, wieder auftauchte? Die ganzen Linien, Gänge, Räume, Namen? Je länger er an seinem kleinen Projekt arbeitete, desto eher musste er die immense Leistung anerkennen, die die Rumtreiber erbracht hatten, indem sie eine so detaillierte Karte erst einmal erstellten.
 

Zuerst hatte er sich überlegt, dass er die Schrift gar nicht verschwinden ließ, sondern nur einen Illusionszauber darüber legte. Schnell verwarf er jedoch diese Idee - Illusionszauber konnten erstens durch einen simplen Aufspürzauber entdeckt werden und waren zweitens leicht aufhebbar, es sei denn, sie waren wirklich stark. Aber er wollte nicht so viel Magie hineinstecken. Er war zwar kein schwacher Zauberer, ebenso wie Potter und Black, doch es wäre Energieverschwendung. Und selbst dann konnten sie immer noch nicht sicher sein, dass die Karte sicher war. Ein stärkerer Zauberer konnte die Illusion immer noch ohne Probleme aufheben.
 

Besser, niemand kam erst auf die Idee, dass hinter der Karte mehr steckte als auf den ersten Blick sichtbar.
 

Die Schrift musste wirklich verschwinden. Und mit dem Passwort wieder abrufbar sein.
 

Er wurde aus den Gedanken gerissen, als sich plötzlich von hinten zwei Arme um ihn schlangen und er vor Überraschung aufschrie.
 

„Psst! Oder willst du, dass Madam Pince auftaucht?“
 

Natürlich war es Black.
 

„Du hast mich erschreckt!“, zischte Remus.
 

„Hab ich gemerkt.“ Black setzte sich auf den Stuhl neben ihn. „Und, hast du schon was gefunden?“
 

„Noch nicht.“ Remus seufzte. „Das ist gar nicht so einfach.“, sagte er beinahe entschuldigend.
 

Er fuhr fort, in dem Buch nach brauchbaren Informationen zu suchen, auch wenn er das schon seit Stunden tat und nicht das Gefühl hatte, weiterzukommen.
 

Eine Hand legte sich auf seine.
 

„Remus, ist mit dir alles in Ordnung?“
 

Erstaunt sah er auf. Black sah ihn tatsächlich besorgt an.
 

„Klar.“
 

„Wirklich?“
 

„Wirklich.“, wiederholte Remus mit Betonung. „Ist ja nicht so, dass Potter mich jemals besser behandelt hätte.“
 

Tatsächlich hatte sich Potters Verhalten zu ihm wieder normalisiert - eine Tatsache, für die Remus eigentlich hätte dankbar sein sollen, schließlich hatte er den fatalen Fehler begangen, in dessen persönlichen Sachen herumzukramen. Dennoch hatte ein naiver Teil in ihm geglaubt, dass Potter ihn mit seinen Neckereien in Frieden lassen würde, und sei es auch nur, damit er sich ganz und gar auf seine Recherche konzentrieren konnte.
 

„Ich bin mir sicher, dass du und James besser miteinander klarkommt, wenn du ihm zeigst, was du draufhast. Und bis dahin - erinnerst du dich noch daran, was ich gesagt habe? Mir ist es egal, was du bist, und mir ist auch egal, dass du manchmal ein ‚langweiliger Streber‘ bist.“, spielte er auf einen der Namen an, die Potter ihm gegeben hatte, „Ich liebe dich trotzdem.“
 

Black legte ihm eine Hand auf die Wange und küsste ihn kurz, doch Remus stockte. Erinnern - Erinnerung! Das war die Idee!
 

„Remus?“ Black klang besorgt, doch Remus achtete gar nicht auf ihn, während er hektisch das Regal durchsuchte.
 

~~~~~*~~~~~
 

„Jetzt bin ich aber gespannt.“
 

Zu viert saßen sie auf Remus‘ Bett, die Karte ausgebreitet zwischen ihnen. Nach Potters Gesichtsausdruck zu urteilen, zweifelte dieser daran, dass Remus irgendetwas Brauchbares gefunden hatte. Am Anfang seiner Recherche hatte Remus selbst an sich gezweifelt; ein Teil seines Vorschlags die Karte zu verbessern, war schließlich auch dafür gedacht gewesen, sich selbst zu retten. Es gab Momente, da traute er Potter alles zu. Es war besser, seinen Groll nicht auf sich zu ziehen.
 

„Also“, begann Remus zu erklären, „was ich vorhabe, ist ein Erinnerungszauber.“ Sofort kamen fragende Blicke auf. „Wenn wir diesen Zauber über die Karte sprechen, erinnert sich das Pergament praktisch an den Zustand, in dem es im Moment ist. Wenn wir den Inhalt dann löschen - ja, wirklich löschen! - kann niemand mehr darauf zugreifen. Es ist dann wirklich nur ein Stück Papier. Zusammen mit dem Passwort aber“, und hier blickte er vielsagend in die Runde, „setzen wir die Erinnerung des Pergaments in Gang. Und die Karte ist wieder da.“
 

„Und das funktioniert?“ Potter sah immer noch zweifelnd aus.
 

„Ich hab’s mehrfach überprüft.“
 

Potter schien mit sich zu ringen, dann nickte er. „Okay. Aber“, er sah Remus drohend an, „wenn die Sache schief geht, stehst du dafür gerade.“
 

Remus schluckte, aber er wusste, dass es funktionieren würde. Theoretisch.
 

„Okay, als erstens müssen wir uns noch ein Passwort ausdenken.“
 

Augenblicklich dachten alle angestrengt nach. Nach einigen Minuten der Stille fragte Black: „Schon einer ‘ne Idee?“
 

„Vielleicht … Chudley Cannons? “, piepste Pettigrew. Potter schüttelte den Kopf.
 

„Nein, es darf nicht zu offensichtlich sein.“
 

„Wie wär’s mit ‚Schniefelus‘ Schniefnase‘?“, schlug Black vor. Potter verzog den Mund.
 

„Willst du das wirklich jedes Mal sagen, wenn wir die Karte benutzen?“
 

„Nicht wirklich.“
 

„Geht mir genauso.“ Potter verzog angestrengt das Gesicht.
 

„Kann ich auch einen Vorschlag machen?“, fragte Remus zögerlich. Potter nickte. „Ich hab noch nichts Konkretes, aber ich glaube, es wäre besser, einen ganzen Satz zu nehmen als nur ein Wort. Ansonsten könnte es sein, dass jemand aus Versehen das Passwort sagt.“
 

„Klingt logisch.“ Potter fuhr sich aufgeregt durch die Haare. „Aber welchen Satz?“
 

„Es muss irgendwas Cooles sein.“, meinte Black. Remus verdrehte die Augen, doch Potter nickte.
 

Abermals verfielen sie in Schweigen. Draußen wurde es langsam dunkel und Remus wurde müde. Er hatte sich noch nicht völlig erholt.
 

Da schnipste Potter plötzlich mit dem Finger und schlug sich an die Stirn.
 

„Ich hab’s!“, rief er aus und sofort starrten ihn alle gebannt an. „Erinnert ihr euch noch, als McGonagall mich einmal erwischt hat? Bei unserem Streich mit dem Mädchenklo.“ Remus hatte keine Ahnung, wovon er sprach, Black dagegen wohl schon, denn er grinste breit. „Sie war damals auf hundertachtzig! Meinte, wenn ich nicht langsam erwachsen werde, würde ich es nie zu etwas bringen.“
 

Black wehrte das mit einer Hand ab.
 

„Das sagt meine Mutter auch immer zu mir.“
 

„Aber“, Potters Augen glänzten vor Aufregung, „wisst ihr, wie sie mich genannt hat? Tunichtgut! Ich musste so lachen, als sie das gesagt hat - okay, das war vielleicht ein Fehler, sie hat mich nachher den Pokalraum ohne Magie putzen lassen. Mit einer Zahnbürste!“ Er lächelte, als handelte es sich dabei um eine besonders zärtliche Erinnerung.
 

„Und wie hilft uns das jetzt mit einem Passwort?“, hakte Black nach.
 

„Das wird dir gefallen.“ Potter grinste schelmisch und ahmte dann das strenge Gesicht McGonagalls nach. „‚Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin‘.“
 

Black fiel beinahe vom Bett vor Lachen.
 

„Merlin, das klingt krass!“, lachte er. „Wie aus dem letzten Jahrhundert!“
 

„Das ist ja Sinn der Sache! Kein Mensch würde das jemals aus Versehen sagen. Und ist es nicht cool? Stell dir das nur mal vor, wenn wir wieder mal unterwegs sind“, er sandte Remus einen skeptischen Blick, „und dieses Passwort sagen … das klingt total geheimnisvoll.“
 

Das weite Grinsen, das sich auf Blacks Gesicht ausbreitete, sagte mehr als tausend Worte.
 

~~~~~*~~~~~
 

„Wieso nehmt ihr mich diesmal mit?“, wisperte Remus.
 

Potter, der vor ihm lief, den Zauberstab wie eine Taschenlampe über die Karte haltend, drehte sich zu ihm um.
 

„Sieh es als Belohnung.“, flüsterte er zurück. Er lächelte. „Ich hatte immer gedacht, dass du ein langweiliger Bücherwurm wärst, aber offensichtlich kannst du deinen Kopf auch für coole Sachen benutzen.“
 

Remus war sich nicht sicher, ob er das jetzt als Kompliment oder Beleidigung auffassen sollte.
 

Nur zwei Tage, nachdem sie die Karte mit dem Passwort versehen hatten - sie hatten sich ein anderes für das Löschen der Karte ausgedacht: Unheil angerichtet - war Black zu ihm gekommen und hatte ihm ins Ohr geflüstert, dass sie an diesem Abend einen kleinen Ausflug planten - ob er mitkommen wollte? Und obwohl Remus normalerweise kein Regelbrecher war, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, herauszufinden, was genau die Rumtreiber eigentlich nachts im Schloss trieben.
 

Hogwarts in der Nacht war zusammen mit den anderen nicht weniger gruselig, als wenn er es allein durchstreifte. Er erinnerte sich noch gut an den Abend, als er versucht hatte ihnen zu folgen und gescheitert war. Er war sich zudem nur zu gut bewusst, dass er ihnen praktisch ausgeliefert war, aber er vertraute Black insoweit, dass er ihn nicht mitgenommen hätte, hätte Potter etwas im Schilde geführt. Trotzdem half ihm die Anwesenheit von den anderen, seine Angst vor der Dunkelheit halbwegs zu überwinden.
 

Er versuchte herauszufinden, wohin sie gingen, doch er verlor irgendwann die Orientierung. Potter hielt die Karte vor sich und prüfte sie alle paar Minuten, um sich zu versichern, dass sie keinem patrouillierenden Lehrer über den Weg liefen. Es war geradezu lachhaft einfach mit der Karte. Er fragte sich, wie Potter es geschafft hatte, sich das eine Mal erwischen zu lassen.
 

„Okay, wir sind da.“, flüsterte Black ihm zu.
 

Nach Remus‘ Schätzung befanden sie sich ziemlich weit unten und, wenn er sich nicht irrte, direkt unter der Großen Halle. Der Gang vor ihnen war ungewöhnlich hell erleuchtet. Sie standen direkt vor einem Gemälde, das eine bunte Obstschale zeigte.
 

Potter wisperte „Unheil angerichtet!“, beobachtete, wie die Karte leer wurde, faltete sie dann zusammen und steckte sie in seine Hosentasche. Zu Remus‘ großer Verwirrung trat er dann vor und strich über das Gemälde. Remus hatte keine Ahnung, was er da tat, bis sich auf einmal die Birne auf dem Gemälde regte und zu kichern anfing. Ihm fielen vor Staunen fast die Augen aus dem Kopf, als er realisierte, dass Potter die Birne tatsächlich kitzelte. Einen Augenblick später verwandelte sich die Birne plötzlich in eine Türklinke, die Potter ohne Zögern packte und runterdrückte.
 

Hinter der Tür befand sich ein großer Raum, den Remus sofort als Küche identifizierte. Womit er nicht gerechnet hatte, waren die Dutzenden von Hauselfen, die sich bei ihrem Eintreten umdrehten. Erschrocken wollte er umdrehen, da trat einer der Hauselfen vor.
 

„Kann Tipsy den Herren etwas bringen?“, fragte es in einer piepsigen Stimme.
 

Während Remus noch staunte, dass die Hauselfen es anscheinend nicht für ungewöhnlich hielten, dass sie einfach so in die Küche spazierten, noch dazu nachts, gab Potter seine Bestellung auf. Remus fand, dass es ziemlich viel war, was er forderte, doch kaum hatte Potter fertig gesprochen, machte sich der Hauself namens Tipsy zusammen mit einigen anderen an die Arbeit. Es war ein absolut chaotisches Gewusel, doch keine fünf Minuten später hatte man sie dazu genötigt, an einem der großen Tische Platz zu nehmen und servierte ihnen einen Mitternachtssnack, der es in sich hatte.
 

Remus, der seinen Hunger nach der Vollmondnacht schnell wiedergefunden hatte, überwand sein schlechtes Gewissen sehr schnell und biss abwechselnd in einen Blaubeermuffin und nippte an seiner heißen Schokolade. Von allen Dingen, die er sich ausgemalt hatte, diese Situation war nicht dabei gewesen. Im Moment sah er jedoch keinen Grund sich zu beschweren.
 

Black saß neben ihm und futterte sich mit ungezwungenem Appetit durch das Essen, das die Hauselfen aufgetischt hatten. Wenn er das zweimal die Woche machte, fragte Remus sich, wieso er noch nicht wie ein Hefeteig aufgegangen war. Gut, bei Pettigrew konnte man die nächtlichen Futtereien durchaus schon erkennen.
 

„Und das macht ihr immer? In die Küche schleichen und euch den Bauch vollschlagen?“, wollte er sich versichern. Black winkte ab.
 

„Bei Merlins Bart, nein.“ Potter stieß ihm warnend in die Seite. „Sorry.“
 

„Was macht ihr dann?“ Die späte Stunde machte ihn mutig.
 

„Das geht dich nichts an.“ Potters Gesicht wurde steinern und er wusste, dass er zu weit gegangen war. Um die Situation zu retten, murmelte er eine Entschuldigung, doch die Stimmung verblieb angespannt, bis sie wieder in den Gryffindorturm zurückgekehrt waren.
 

~~~~~*~~~~~
 

Am nächsten Morgen - es war ein Samstag - stand Remus früh auf und verließ den Schlafsaal, um einen Teil seiner Hausaufgaben zu bewältigen, die er durch seinen Ausfall an Vollmond vernachlässigt hatte. Um diese Uhrzeit war noch niemand im Gemeinschaftsraum und er genoss die morgendliche Stille, während er an seinem dreieinhalb Fuß langem Aufsatz über die Gründung von Gringotts arbeitete.
 

Etwa zwei Stunden später waren schon einige Schüler an ihm vorbei durch das Portraitloch geklettert, um frühstücken zu gehen und schließlich hörte er, wie jemand die Treppe von ihrem Schlafsaal herunterkam. Er schrieb seinen Satz zu Ende, strich die übrigbleibende Tinte an seinem Fässchen ab und packte seine Sachen zusammen, als Black zusammen mit Potter und Pettigrew neben ihm zu stehen kam. Blacks Haare waren vollkommen zerwuschelt; er hatte sich wohl noch nicht die Mühe gemacht, sie zu kämmen. Sowohl er als auch Potter trugen ihre Quidditchuniformen und Remus fiel wieder ein, dass heute das zweite Spiel des Jahres stattfinden sollte.
 

„Seit wann bist du denn wach?“, fragte Black.
 

„Schon eine Weile, ich hab Hausaufgaben gemacht.“ Er packte Pergament, Feder und Tintenfässchen in seine Tasche. Potter grinste ihn gut gelaunt an.
 

„Cool, welches Fach? Weniger Arbeit für mich.“
 

Remus verdrehte innerlich die Augen, weil Potter wieder abschreiben wollte.
 

„Geschichte der Zauberei.“
 

„Verdammt, das hab ich doch nicht!“, stöhnte Potter. Black stieß ihn in die Seite.
 

„Sei besser froh darüber. - Können wir jetzt los? Ich hab Hunger.“
 

Und wie zur Bestätigung knurrte sein Magen laut und sie machten sich auf den Weg in die Große Halle, die bereits mit schwebenden Kürbissen für das bevorstehende Halloween-Fest geschmückt war.
 

Obwohl Remus erst in der Nacht gegessen hatte, fand er seinen Appetit beim Anblick des reich gedeckten Frühstücktischs bald wieder. Nachdem er seine übliche Schale Müsli verspeist hatte, nahm er sich einen Teller voll gebratenen Speck, Würstchen und zwei Spiegeleiern, die er in wenigen Minuten verspeist hatte, dazu ein Glas Orangensaft.
 

Potter prahlte derweil damit, dass sein Quidditchteam - er war Kapitän der Mannschaft - Ravenclaw vom Platz fegen würde. Remus interessierte sich nicht so sehr für Quidditch, jedenfalls nicht in dem Ausmaße, dass er stundenlang über verschiedene Taktiken diskutieren oder sich Gedanken über die Stärken und Schwächen eines einzelnen Spielers machen konnte. Black dagegen war Feuer und Flamme für den Sport.
 

„Ich denke, wir sollten auf ihren neuen Jäger aufpassen. Ich habe ihn ein paar Mal während des Trainings gesehen und er scheint echt nicht übel zu sein.“, führte Potter aus und Black nickte ernst, während Pettigrew andächtig lauschte. Remus bezweifelte, dass Pettigrew viel von Quidditch verstand.
 

Black stieß ihn von der Seite an.
 

„Diesmal feuerst du uns an, oder?“, fragte er und Remus errötete, als er so unverfroren daran erinnert wurde, dass er bei ihrem letzten Spiel nicht ohne Grund gefehlt hatte. Er nickte.
 

~~~~~*~~~~~
 

Nach dem Frühstück beeilten sich Potter und Black, aus der Halle und auf das Spielfeld zu kommen, um schon einmal die Flugbedingungen zu prüfen. Beim Aufstehen streifte Blacks Hand wie zufällig Remus‘ eigene und er zuckte zusammen. So etwas hatte er noch nie gewagt. Er biss sich auf die Lippe, um ein Lächeln zu verbergen.
 

Er fing einen Blick von Pettigrew auf, der ihn aus dem Augenwinkel beobachtete. Remus drehte sich zu ihm um.
 

„Sollen wir auch schon gehen? Dann bekommen wir die besten Plätze.“
 

Er trank sein Glas aus und stand auf. Pettigrews Verhalten war ihm nicht geheuer. Wenigstens würde er von dem Spiel abgelenkt sein.
 

Zusammen gingen sie aus dem Schloss raus und zum Spielfeld. Es war relativ windig, normales Wetter für den Herbst, und Remus zog seinen Schal enger. Der Himmel war mit grauen Wolken überzogen. Sie waren nicht die Einzigen, die frühzeitig kamen, einige Schüler saßen schon auf den Tribünen und unterhielten sich oder beobachteten die Spieler, die unter ihnen das Feld abschritten.
 

Sie setzten sich in die oberste Reihe. Pettigrew rutschte ein Stück von ihm weg, doch er beachtete ihn nicht weiter.
 

Als sich die Sitzplätze um sie langsam füllten, wurde Remus unruhig. Jeder um sie herum redete miteinander, alberte herum, lachte oder schmachtete den einen oder anderen Spieler an. Pettigrew schwieg. Er schien über irgendetwas nachzugrübeln.
 

„Also … was denkst du, wer gewinnt?“, fragte Remus, um die Stimmung aufzulockern.
 

„Gryffindor natürlich.“
 

„… natürlich.“ Abermals verfielen sie in Schweigen. „Und … wie viel Punkte?“
 

Pettigrew zuckte die Schultern.
 

„Weiß nicht … vielleicht 250 zu 10, vielleicht auch 20.“
 

Remus hielt das für eine absolute Überschätzung der gryffindorschen Mannschaft, aber er wollte sich nur unterhalten und keinen Disput anfangen.
 

„Dann müssen wir aber einige Tore werfen, bevor Potter den Schnatz fängt.“
 

Pettigrew brummte nur als Antwort.
 

Was war bloß los mit ihm?
 

Der Anpfiff kam und er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Feld. Die Spieler waren bereits in die Höhe geschossen und er brauchte einen Moment, um Black auszumachen, der sich als Erster den Quaffel geschnappt hatte und zusammen mit den anderen zwei Jägern seiner Mannschaft auf das gegnerische Tor zuraste. Als er jedoch passte, schnellte ein anderer Jäger dazwischen und tauchte mit dem Ball in die entgegengesetzte Richtung ab.
 

Das Spiel war ein ewiges Hin und Her, von dem er sich bald gelangweilt fühlte. Sein Blick glitt zu Potter, der langsame Runden über dem Spielfeld drehte, offensichtlich auf der Suche nach dem Schnatz.
 

Da ertönte plötzlich Gejubel um ihn herum: Black hatte ein Tor erzielt. Er klatschte mit, sprang aber nicht auf.
 

Black flog eine Runde um das Spielfeld, dann fädelte er sich nahtlos wieder in das Spiel ein. Remus ließ ihn nicht mehr aus den Augen.
 

Zwei Tore später setzte Regen ein. Er verfluchte sich dafür, nicht an einen Regenschirm gedacht zu haben und hoffte, dass Potter bald den Schnatz fangen und damit das Spiel beenden würde, damit er sich ins Trockene retten konnte.
 

Das Spiel dauerte jedoch noch über eine Stunde. Der Regen war stärker geworden und es war nicht leicht, das goldene Aufblitzen des Schnatzes durch den dichten, grauen Schleier zu erkennen. Remus war durchgefroren und bis auf die Haut durchnässt, als das Spiel endlich als beendet erklärt wurde und er sich mit den anderen Schülern auf den Weg machen durfte.
 

Bevor er jedoch weit gekommen war, packte ihn eine Hand an der Schulter und drehte ihn um.
 

Black stand vor ihm, Kleidung und nasse Haare klebten an ihm wie eine zweite Haut.
 

„Wolltest du mir etwa nicht gratulieren?“, feixte er. Potter, ebenso durchnässt, den Besen über der Schulter, kam neben ihnen zu stehen.
 

„Eigentlich wollte ich so schnell wie möglich ins Trockene.“ Seine Stimme klang nicht annähernd so selbstsicher wie er wollte. Mit roten Wangen ließ er seinen Blick an Blacks Körper hinuntergleiten. Er konnte einfach nicht anders.
 

Pettigrew tauchte plötzlich aus der Menge auf, ging auf Potter zu und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.
 

„Gutes Spiel!“, gratulierte er und grinste ihn breit an, Potter sandte ihm jedoch nur einen irritierten Blick und wandte sich dann um, um sich von seinen Hauskameraden bejubeln zu lassen, die sich jetzt um ihn scharten.
 

Remus zuckte zusammen, als er auf einmal eine Berührung an der Hand spürte - und plötzlich umarmte Black ihn.
 

Remus versteifte sich - vor all den Leuten?
 

Doch keiner beachtete sie. Es war ja auch nichts dabei; man wusste inzwischen, dass die zwei befreundet waren und nach einem Quidditchspiel war jeder aufgewühlt und eine Umarmung nichts Ungewöhnliches. Jedenfalls musste Remus sich das einreden, um sich wieder zu beruhigen und die Umarmung zu genießen.
 

Black flüsterte ihm ins Ohr und ein Schauer überlief ihn.
 

„Heute Abend, üblicher Ort, ja?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lichterelfe
2014-05-14T20:03:26+00:00 14.05.2014 22:03
ein schönes kapi^^



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