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Lotosblütennacht

von

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Die Wüste

Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden und Nut, die Göttin der Nacht, zeigte sich in ihrer besten Pracht. Der Himmel war klar und die Sterne schienen mit dem Halbmond um die Wette. Doch mit der Nacht kam auch die Kälte und kroch den beiden Reitern unter die Kleidung, die gerade mit ihren Pferden die Stadt verlassen hatten. Sie sprachen kein Wort miteinander und ritten nur nebeneinander her.

Der Pferde wirbelten Sand und Staub auf und hinterließen tiefe Abdrücke, die am Morgen mit Sicherheit verschwunden wären.

Der zweite, kleinere Reiter hatte schon aufgehört darüber nachzudenken, wie lange sie schon auf den Pferden saßen. Die Heimatstadt war bereits hinter den Hügeln verschwunden und sie ritten an dem Trainingsgelände der Wachen vorbei.

Eine kleine Oase war dort in der Nähe und der erste Reiter deutete an, dass sie halten und dort rasten würden.

Beide ließen ihre Pferde zum stehen kommen und nahmen die Wasserschläuche und fühlten sie mit Wasser auf. Danach hängten sie sie wieder an die Sattel der Pferde.

Der kleinere Reiter ließ sich in den Sand fallen und malte mit den Fingern Kreise hinein. Er sprach mit dem anderen Reiter noch immer kein Wort. Kurz trafen sich zwar ihre Blicke unter den Kapuzen, aber schnell schaute er wieder zu Boden, um den entschuldigenden Blick nicht sehen zu müssen.

Erst als die Pferde fertig waren, deutete der Größere mit einem Kopfnicken, dass es weiterginge. Widerwillig richtete sich der kleinere auf und nahm die Zügel in die Hand. Er warf einen Blick in den Osten, wo Re mit seiner Barke am Morgen wiedergeboren werden würde, um dann wieder im Westen in die Unterwelt zu fahren. Im Osten lag auch das Tal der Könige. Der Reiter seufzte und machte sich bereit sich aufzusetzen, als sich plötzlich etwas in der Dunkelheit bewegte.

Beide Reiter verengten die Augen, um besser sehen zu können und der größere stellte sich schützend vor den kleineren.

„Wer ist da!?“, fragte eine männliche Stimme scharf und schneidend.

Eine Gestalt, die in der Dunkelheit nicht zu erkennen war, tauchte auf. In seiner Tasche glitzerte etwas und er schien schweres zu tragen.

„Nur ein einfacher Händler, der sich hier ausruhen will.“, sagte die männliche Stimme und beide hörten, wie er seine Tasche in den Sand fallen ließ. Dabei klimperte es.

Beide Reiter schienen beruhigt und wandten sich ab, um die Reise fortzusetzen, als plötzlich einer der beiden einen erstickten Laut von sich gab. Es war der Größere von ihnen. Schnell eilte der kleinere Reiter zu ihm, um ihn aufzufangen und kniete sich mit ihm in den Wüstensand.

„Lauf...lauf weg...“, brachte der Mann noch hervor, ehe er verstarb und reglos liegen blieb. Sein Blut färbte den Sand rot.

Tränen schossen dem kleineren Reiter in die Augen und er tat wie ihm geheißen. Er ließ den leblosen Körper zurück und wollte loslaufen, als der Reisende plötzlich seinen Arm festhielt und ihm etwas umlegte.

„Du kommst mit mir mit, mein Sklave!“, befahl er und zog ihn hinter sich her.

Er versuchte sich zu befreien, doch der Griff war eisern und fest. „Lass mich sofort los!“, rief der Reiter immer wieder.

Plötzlich hielt der Reisende ihm den blutigen Dolch an die Kehle. Die Klinge funkelte in der Dunkelheit.

„Wenn du nicht sofort still bist, bist du der nächste! Also los, folge mir!“ Der Mann zerrte ihn hinter sich her, zu der Stelle, wo die Tasche lag. Er ließ ihn kurz los.

Er erhaschte einen kleinen Blick auf den Inhalt der Tasche. Der Reisende war ein Grabräuber und der kleinere Reiter ergriff sofort die Flucht. Er drehte sich nicht um, er stieg nicht auf das Pferd, er ignorierte die lauten Flüche und Beschimpfungen und lief hinaus die Wüste. Dieser Mann war Bakura gewesen, der gefürchtetste Grabräuber der frei herum lief und alle Gräber plünderte.

Bakura knurrte laut und rief einige Beschimpfungen hinter her. „Lauf nur solange du noch kannst! Du wirst nicht lange überleben!“ Bakura schulterte die schwere mit Gold beladene Tasche und nahm sich eines der Pferde. Er lud die schwere Tasche auf dem Pferd ab und stieg in den Sattel und ritt los.
 

Überall war Sand, soweit das Auge reichte. Die Wüste schien endlos zu sein. Hohe, im Sonnenlicht golden glänzende Dünen erstreckten sich in alle Himmelsrichtungen. Der Reiter, der durch diese endlose Weite taumelte, fühlte den Sand zwischen seinen bloßen Zehen und auch das Knirschen von Sandkörnern zwischen seinen Zähnen. Er hatte jegliche Orientierung verloren. Seine Augen waren rot und verklebt, seine Zunge lag wie ein trockener, nutzloser Lumpen in seinem Mund und sein Kopf fühlte sich mit jedem Schritt schwerer und schwerer an. Seine Schritte waren schleppend und die Sonne war bereits aufgegangen. Sein Magen knurrte und sein Mund und Lippen waren ausgetrocknet. Er stolperte ein paar Schritte vorwärts.

Wie gern hätte er jetzt irgendwo angehalten, eine Rast eingelegt und sich erholt? Doch das war ihm nicht möglich. Für einen Augenblick wagte er einen kurzen Blick hinter sich.

Der heiße Wüstenwind hatte seine Spuren ausgelöscht.

Die Tatsache, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wohin er überhaupt, verdrängte er aus seinen Gedanken. Damit konnte er sich befassen, wenn es so weit war und er die Wüste durchquert hatte.

Wie lange er sich so durch den heißen Sand geschleppt hatte, wusste er nicht zu sagen. Er konnte sich nicht mehr erinnern. Die Hitze laugte ihn aus, vertrocknete ihn von innen heraus. Er wusste, er musste Wasser finden, doch so sehr er sich auch umsah, er konnte keine Oase entdecken.

Die Sonne brannte auf ihn nieder; sie war so gleißend hell, dass er seine Lider zusammenkneifen musste, um überhaupt etwas zu erkennen. Der Horizont verschwamm vor seinen Augen und die Hitze gaukelte ihm Dinge vor, die gar nicht wirklich da waren. Ihm war heiß und er wusste, wenn er nicht bald Wasser finden würde, würde die Wüste sein Tod sein.

Dennoch, so sehr er sich auch bemühte, die einmal eingeschlagene Richtung nicht zu verlieren, so war er sich doch nicht sicher, ob er nicht inzwischen bereits im Kreis lief. Überall um ihn herum war nur Sand. Eine Düne sah wie die andere aus und wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er sich eingestehen, dass er seine Orientierung schon lange verloren hatte. Jeder Schritt war mühsamer als der vorige und mit jedem Herzschlag fiel es dem Reiter schwerer, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Er musste all seine verbliebene Willenskraft aufwenden, um sich nicht einfach in den heißen Sand fallen zu lassen. Er wusste genau, wenn er jetzt aufgab und sich zu Boden sinken ließ, war das sein Ende, denn er würde es auf keinen Fall aus eigener Kraft schaffen, wieder aufzustehen und seinen Weg fortzusetzen.

Mühsam schleppte er sich weiter. Dabei versuchte er, die eingeschlagene Richtung, immer den heißen Wind im Rücken, wenigstens ansatzweise beizubehalten, doch ob es ihm gelang, vermochte er nicht zu sagen. Und wenn er ehrlich war, war es ihm inzwischen auch gleichgültig.

Er wusste, es war ein Fehler gewesen, so überstürzt und ohne ausreichenden Wasservorrat in Richtung Wüste aufzubrechen, doch das konnte er nicht mehr ändern.

Die plötzlich eintretende Stille, die der Reiter erst nach ein paar weiteren stolpernden Schritten bemerkte, ließ ihn stehen bleiben und sich umwenden, als ihm bewusst wurde, dass der Wind, der ihn bisher vorangetrieben hatte, erstorben war.

Müde Augen weiteten sich entsetzt, als sie der gelblich-grauen Wand gewahr wurden, die sich in einiger Entfernung hinter dem einsamen Wanderer aufgetürmt hatte und vom Wind genau auf ihn zu getrieben wurde.

„Bei allen Göttern – ein Sandsturm!“, kam es entsetzt über trockenen, rissigen Lippen, bevor ihn die tröstliche Schwärze einer gnädigen Ohnmacht umfing.
 

„Halt!“, rief plötzlich jemand.

Schwach drehte er den Kopf und sah verschwommen, wie eine Hand sich nach seinem Umhang ausstreckte. Sofort drehte er den Kopf zur Seite, um dem grellen Sonnenlicht nicht direkt in die Augen zu bekommen.

„Was haben wir denn hier? Was machst du denn hier in dieser Wüste, Kleine?“, fragte der Mann und zog sie hoch. Er gab ihr aus der Wasserflasche zu trinken.

„Könnt....könntet Ihr mich bitte nach Theben bringen oder zu den Stadtmauern?“, fragte sie zaghaft und gab dem Mann die Wasserflasche zurück.

„Natürlich.“, antwortete der Mann und sein Blick beäugte sie musternd. Er nahm ihr Handgelenk und zog sie zu sich und fesselte ihre Hände.

„Lasst mich sofort frei! Was soll das!?“, rief sie aufgebracht.

„Sei froh, dass ich dich gefunden habe, du kleine Sklavin! Also hör auf hier rum zu zicken!“ Der Mann deutete auf den Ring, der an ihrem Oberarm befestigt war und das Zeichen eines jeden Sklaven war.

Das Mädchen knurrte. Nur dank Bakura war sie nun in diesen Status gekommen. Murrend und widerwillig setzte sie sich auf ein freies Dromedar. Der Mann fesselte sie so, dass sie nicht herunter fallen konnte. Die Karawane zog weiter und wenn sie sich die anderen Menschen ansah, so vermutete sie, dass auch dies Sklaven waren, die auf dem Markt in Theben verkauft werden würden.

Es dauerte bis zum Abend als endlich die Tore der Stadt in Sicht kamen und sie das Tor passierten. Schon bald würden sie auf dem Markt in der Hitze stehen und darauf warten, dass jemand sie kaufte.

Das Mädchen schluckte schwer. Der Gedanke an die Geschehnisse machte sie traurig und wütend zugleich. Sie wagte einen Blick in den Westen, wo Re gerade in seiner Barke verschwand. Irgendwo in der Wüste lag ihr toter Vater. Schnell sah sie wieder nach vorne. Der Palast des Pharaos stach aus all den Gebäuden hervor. Er war prachtvoll und groß und die untergehende Sonne reflektierte das Sonnenlicht auf dem weißen Marmor.

Die kleine Gruppe zog durch die Straßen bis zu einem Sklavenhändler. Der Mann stieg ab und ließ die neuen Sklaven absteigen. Die Kamele und Dromedare ließen sich müde nieder und die Sklaven wurden in einer Reihe aufgestellt.

Eine Tür wurde aufgemacht und ein beleibter Mann trat heraus. Überschwänglich begrüßte er den Mann. „ Mein Freund, bringst du mir wieder neue Ware?“ Der Sklavenhändler betrachtete die Sklaven.

„Wie immer. Verurteilte und Flüchtige aus der Wüste.“

Beide sahen zu den Menschen und wussten, dass sie gutes Geld einbringen würden.

Der Sklavenhändler brachte die Sklaven zu den anderen in einen kleinen engen Raum, wo sie sich auf den Boden setzten mit den anderen Sklaven.

Das Mädchen hörte noch wie die Männer miteinander sprachen.

„Mein Freund, komm mit rein! Du hast doch sicherlich eine lange Reise hinter dir. Iss mit mir und trink etwas und dann reden wir über den Preis!“ Die Tür wurde zugemacht und es war still.

Man hörte nur hier und da ein leises Magenknurren von einem der Sklaven. Es musste lange her sein, dass einige von ihnen etwas zu bekommen hatten. Das Mädchen legte sich auf den kalten schmutzigen Boden. Sie wusste nicht wie, aber irgendwann schlief sie ein bis sie am nächsten Tag unsanft aus dem Schlaf gerissen werden würde.

Der Markt

Es war ein heißer Tag in Ägypten. Re hatte seinen höchsten Punkt erreicht. Jeder Mensch in Ägypten versuchte der Hitze so gut es ging zu entkommen. Nur die Sklaven, die gerade auf dem Markt verkauft wurden, mussten schon den ganzen Tag ohne Wasser in der Hitze stehen.

Zu diesen Sklaven zählte auch Mara, wenn auch noch nicht so lange. Die Striemen der Peitsche auf ihrem Rücken brannten und der Rest ihres einst weißes Gewandes war von Blut durchtränkt. Die Nächte hatte sie mehr schlecht als recht geschlafen. Die Hitze und der Durst machten ihr zu schaffen.

Ihre hellen blauen Augen sahen die Menschen auf den Markt aufmerksam an. Jeder von ihnen könnte ihr zukünftiger neuer Herr sein.

Eine Wachenformation, die einen Mann in einem dunklen Umhang gehüllt begleitete, durchstreifte den Markt

Die Kapuze reichte den Mann tief ins Gesicht, so dass sie ihn nicht genau sehen konnte. Jedoch konnte sie deutlich seine Blicke auf sich ruhen spüren.

Der Kapuzenmann, kam auf den Sklavenstand zu, wo Mara angeboten wurde. Er war im Auftrag seines Herren unterwegs. Er sollte eine neue Spielgefährtin für ihn auftreiben. Seth vertraute sich ihm an und erwartete sehr viel von ihm. Es musste eine gute, jungfräuliche und unbefleckte Sklavin sein. Er kannte den Geschmack seines Herren nur zu gut und auch sein Harem, das bereits überquoll. Er besaß bereits unzählige, schöne Mädchen, auch einige Jünglinge hatte er sich in einem extra abgetrennten Bereich hin zu geholt, teils sogar Geschenke, seines Pharao an ihn. Doch nun sehnte er sich wieder ein Mal nach etwas neuem, unschuldigen und jungen.

Der Mann trat auf den Händler zu, der Mara anpries und fragte ihn nach ihren Status.

„Ist das Kind dort noch jungfräulich? Ich brauche sie für eine kleine Feierlichkeit. Mein Herr hat Geburtstag und sucht noch die dazu passende Spielgefährtin. Wie wäre es mit diesem jungen Mädchen?", fragte er und wollte den Preis für sie wissen.

Der Sklavenhändler beäugte des Kapuzenmann mit verengten Augen. Als er ihn jedoch auf seine neue Ware ansprach, blitzte es in seinen Augen listig auf.

„Mein Herr, sie ist eine wunderschöne Wüstenblume. Erst vor wenigen Tagen aus der Hitze der Wüste gerettet." Er klang dabei, wie ein edler Retter.

Mara hätte am liebsten laut aufgelacht, doch sie wusste genau, was passieren würde, wenn sie das täte. Der Sklavenhändler zog sie an den Handfesseln näher, so dass der mögliche Käufer sie besser begutachten konnte.

„Seht sie Euch an!", sagte er und drehte ihren Kopf hin und her, „Ihr Blick ist klar. Sie ist unschuldig, wie Ihr es gewünscht habt, jedoch warne ich Euch. Sie ist noch ein bisschen widerspenstig, doch ich denke, Eurer Herr weiß, wie er sie handzahm machen kann." Er schenkte dem Kapuzenmann einen eindeutigen Blick, der ihn genauso erwiderte.

Mara sah zwischen den beiden Männern hin und her. Irgendwie musste sie entkommen. Bloß wie? Sie sah sich unauffällig auf dem Markt um.

Seths Sklavenkäufer besah sich Mara genauer. „Nun, sie sieht ja nicht sehr glücklich aus in Eurer Obhut. So wie Ihr sie mir präsentiert, könnte man meinen, dass sie bei Euch in miserabler Haltung ist. Lasst mich doch erst ein Mal ihren Rücken begutachten. Ich vergewissere mich bei jedem Sklavenhändler, dass er mir keine Schönheitsfehler bei seinen Sklaven vertuscht. Ich erwarte eine drastische Preisminderung für Verletzungen an ihr. Sie soll betörend und verlockend auf meinen Herrn wirken, das dürfte mit Striemen schwieriger werden, egal wie sehr Ihr mir ihre Unschuld beteuert.", erklärte er und ging auf die junge Sklavin zu und riss ihr am Rücken den Hauch von Stoff auf. Verärgert stellte er fest, dass er Recht behielt und die Sklavin preismindernde Schönheitsfehler hatte. „Also, unter den Umständen kaufe ich sie maximal für ein Fünftel des eigentlichen Preises.“

Der Sklavenhändler sah sehr beleidigt aus, doch der Käufer lies sich nicht beirren.

„Ihr seid bekannt für Eure miserable Sklavenhaltung und Ihr könnt Euch glücklich schätzen, wenn ich Euch überhaupt eine Sklavin abkaufe. Ein Fünftel, nicht mehr und nicht weniger! Richtige Kleidung hat sie nicht und verwahrlost ist sie auch noch. Wie alle eure Sklaven."

Beide diskutierten noch eine ganze Weile.

Er kaufte sie dem Händler für einen absoluten Billigpreis ab, nachdem er angedroht hatte, ihn hochgehen zu lassen, weil er seine Sklaven schindete. Schließlich wurde die Sklavin ihm verkauft und er wartete ungeduldig darauf, dass sie ihm übergeben wurde.

Mara hatte den Handel zwischen den beiden Männern genutzt und versuchte sich aus den Fesseln zu befreien. Ihr gelang es, jedoch wartete sie auf eine passende Gelegenheit zu flüchten. Sie behielt die Fesseln so um die Handgelenke, dass es aussah, als wäre sie noch gefesselt.

Der Kapuzenmann übergab den Händler das Geld und der Sklavenhändler band ein Seil zwischen die Seile, die ihre Handgelenke fesselte. Er sah zum Glück nicht, dass sie sich befreit hatte. Das Ende des Seils lag nun in den Händen des Kapuzenmannes, der sie mitnehmen wollte, doch sie rührte sich nicht vom Fleck.

Der Sklavenhändler hatte sich derweil wieder den anderen Sklaven zugewandt.

Mara sah sich ein letztes Mal um. Jetzt oder nie dachte sie, löste die Fesseln von ihrem Handgelenk und sprang leichtfüßig vom Podest. Schnell schlängelte sie sich durch die Menge und rannte los. Ihr Rücken schmerzte von den Striemen und sie hörte, wie der Kapuzenmann einen Befehl ausrief. Doch all das interessierte sie nicht. Sie rannte die Marktstraße entlang und bog in eine Seitengasse ein, um kurz nach Luft zu schnappen und weiter Richtung Hafen zu rennen. Dort wo der Nil war und die Wäsche gewaschen wurde. Ihre Seite schmerzte und ihr Magen knurrte, doch noch durfte sie sich nicht ausruhen. Der Kapuzenmann war noch hinter ihr her, um sie zu seinen Herren zu bringen. Sie rannte schnell weiter, bis sie den Nil sah und entlang lief bis sie zu einem Brunnen kam, wo sie sich nieder ließ und gierig ein paar Schlucke daraus trank.

Sie war sich sicher, dass die Wachen sie so schnell nicht hier finden würden, weswegen sie sich dort ausruhen konnte.

Der vermummte Mann brüllte den Sklavenhändler wütend an und verlangte nicht nur sein gezahltes Geld zurück, sondern verlangte nun Geld vom Händler für die zusätzlich entstandene Arbeit die freche Göre wieder einzufangen. Entnervt schickte der Mann seine Männer hinter der kleinen Sklavin her.

Der Kapuzenmann war gereizt und lief selbst seinen Männern nach, denen er nicht viel zutraute. Er war jedoch schneller als die anderen und es gelang ihm als einzigen, die kleine flüchtige Sklavin nicht sofort aus den Augen zu verlieren. Doch nahe dem Ort, wo diese sich in Sicherheit fühlte, verlor er sie für einen Moment aus den Augen und er musste sich umsehen. Doch schließlich entdeckte er sie an einem Brunnen, an dem sie offensichtlich zur Ruhe gekommen war. Er schlich sich von hinten an sie heran und packte mit roher Gewalt ihre Schulter.

„Jetzt ist Schluss, du kleine Göre!", er brüllte seine Männer herbei und fauchte gereizt, „So und nun einpacken und mitnehmen! Die muss noch hergerichtet werden. So kann man sie ja nicht mal dem untersten Priester vorlegen.", meinte er entnervt und schubste die Sklavin wütend in die Arme seiner Männer.

Unsanft landete sie in den Armen der Wachen, die sie mit einem eisernen Griff festhielten. Diese wickelten die Sklavin gleich in ihre Fesseln und schleppten sie ihrem Anführer hinterher.

„Sehr fein nun zurück in den Palast.", meinte er nur und gemeinsam brachten sie die Sklavin an den Hof des Pharao.

Als sie im Palast waren, sah sie sich staunend um, doch viel Zeit blieb ihr nicht, denn sie wurde in den untersten Räumlichkeiten in ein Bad gebracht, mit Gewalt entkleidet und gründlich gewaschen, ohne dabei Rücksicht auf ihre Verletzung zu nehmen und geschminkt. Danach wurde sie in knappe und aufreizende Gewänder gesteckt, obwohl spärlich angekleidet besser passen würde. Sie erhielt einen dünnen weißen Leinenrock und ein weißes Leinenband, mit denen sie ihre Brüste knapp bedecken konnte. Der Rest wurde an ihr geschminkt.

Sie wurde herausgeputzt für den Hohepriester Ägyptens.

Seth saß währenddessen in seinen Gemächern und aß genüsslich einige Weintrauben.

Sie fühlte sich wie ein Stück Fleisch, dass einem Wolf zum fraß vorgeworfen und nur noch ansehnlich hergerichtet werden sollte. Sie hätte am liebsten aufgeschrieen, sich gewehrt, gebissen, gekratzt, doch sie wusste, dass ihr dann irgendeine schlimme Strafe auferlegt werden würde und darauf wollte sie lieber verzichten. Deswegen hielt sie still als man sie herrichtete.

Ihre Wunden brannten und sie hatte keine Ahnung, wie man sie überdecken sollte, wenn sie doch als neue Sexgefährtin ihres neuen Herren dienen sollte. Und sie wusste, dabei würde er die Striemen sehen können und wenn sie richtig gehört hatte, sollte sie betörend sein und ohne Schönheitsfehler.

Unsanft wurde sie aus dem Raum gebracht und durch einige Gänge gezerrt. Sie schluckte schwer und ihr Herz schlug schneller. Nun würde sie ihren neuen Herren kennen lernen.

Der Hohepriester Ägyptens

Seth hatte bereits den Vormittag mit nichts anderem verbracht als in seinen Gemächern Geschenke zu empfangen, er hatte neben Gold, edlen Geweben und neuen Gewändern auch neue Sklaven bekommen, die ihm seine Gemächer immer in bester Ordnung halten mussten. Als ihm sein Sklavenkäufer angekündigt wurde, stellte sich Seth ordentlich vor seine Türen um diesen zu empfangen. Dieser kam herein und brachte die junge Sklavin zu ihm und stieß sie unsanft nach vorne, damit sie sich ihm vor die Füße warf.

Mara landete unsanft auf ihren Knien und zu den Füßen ihres neuen Herren.

„Ein kleines Geschenk Herr zur eurer Unterhaltung. Eine kleine Jungfrau. Ganz frisch vom Markt gepflückt.", verriet er stolz.

Seth schlich sofort um sie herum und strahlte glücklich über sein ganzes Gesicht.

„Süß, in der Tat, vielen Dank. Ihr könnt gehen.", meinte Seth freudig und schickte seinen Diener fort. Er fasste ihr unsanft unter das Kinn und hob ihr Gesicht an. Sie musste in die blauen Augen ihren neuen Herren sehen. Sie erinnerten sie sofort an Saphire „Wie heißt du Kind?", wollte Seth wissen.

„Glaubt Ihr wirklich, dass ich Euch freiwillig meinen Namen nenne?" Trotzig befreite sie ihr Kinn und richtete sich auf. "Niemals! Ich bleibe keine Sekunde länger hier! Denn freiwillig renne ich nicht in das, was mich bei Euch erwartet!" Ihr Blick strotzte nur so vor Trotz und Verachtung gegenüber ihres neuen Herren.

Wütend schlug er seiner aufmüpfigen Sklavin mit flacher Hand über ihr Gesicht und stieß sie wieder mit grober Gewalt zu Boden. „Du musst erst ein Mal Manieren lernen Kleine. Betritt man einen Raum, indem jemand fremdes ist, dann stellt sich die neue Person höflich vor.“

„Manieren?", fragte sie ungläubig, „Das müsst Ihr mir gerade sagen! Ihr könntet Euch mir auch erst mal vorstellen! Immerhin will ich wissen, mit wem ich es zu tun habe!“

„Habe ich außerdem je erwähnt, was ich mit dir vor habe, junge Lotusblüte?"

„Ihr nicht, aber Euer werter Sklavenkäufer hat es beim Kauf deutlich erwähnt.", sagte sie und hielt sich die schmerzende Wange.

„Ich bin dein neuer Herr, Hohepriester Ägyptens Seth persönlich, Freund des Pharao und bester Berater." Seth gab ihr damit zu verstehen, mit wem sie es zu tun hatte.

Mara schluckte. Sie war also bei einem ranghohen Priester gelandet, der in enger Verbindung mit dem Pharao stand. Vielleicht sollte sie sich wegen eben entschuldigen, doch schnell verwarf sie den Gedanken. Sie war keine Sklavin, hatte nie etwas getan, was sie in den Stand befördert hätte. Sie wollte nur frei sein.

Seth hielt inne, denn nun sah er ihren Rücken. Er riss sie vom Boden hoch und drehte sie zu sich in seine starken muskelbepackten Arme.

„Was ist das?", wollte er wissen und fuhr ihr über die Striemen, die sie an ihrem Rücken hatte. Sein Blick wandelte sich in blanken Zorn um.

Ein leiser Schmerzenschrei entfuhr ihr dabei, als er über die offene und brennende Wunde fuhr.

„Was wohl? Peitschenhiebe!", gab sie bissig zurück, „Und irgendwelche Diener haben mich so hergerichtet. Ich habe es nie freiwillig getan.", gab sie zu ihrer Verteidigung zurück.

„Ich muss dich erst ein Mal herrichten lassen, anständig. So sehen meine Sklaven niemals aus. Hm, gebadet wurdest du schon. Aber in den Fetzen mit den Striemen läuft keine meiner Sklavinnen umher. Meine Sklavinnen zeichnen sich durch Qualität und Schönheit aus. Komm Namenlose.", betitelte er die Sklavin und zog sie mit Gewalt hinter sich her zu seiner Kleiderkammer, in denen er Stoffe in jeder Farbe besaß.

Er führte seine Sklavin durch seine Kleiderkammer und reichte ihr einige Farben hin. „Ich verabscheue Sklavenhändler, die Sklaven wie Vieh behandeln und schlagen. Diese hässlichen Tücher um deinen Körper, können wir verwenden um deine Wunden zu verbinden. Ich bin Arzt und Priester. Und keiner meiner Sklaven wird so zugerichtet. Und keine Bange mit einem verwundeten Mädchen werde ich gewiss nicht an meinem Geburtstag heute schlafen. Auch wenn es gut gemeint war dich mir zu schenken. Erwarte nicht von mir, dass ich genau wie dein Händler bin. Ich glaube, die hellen Grün- und Blautöne könnten wunderbar zu dir passen. Ich liebe diese Farben.", gestand er ehrlich.

Neugierig beobachtete sie, wie Seth ein paar ältere Stoffe aus der Kammer zog. Er konnte irgendwie nett sein, dachte sie und musste ein wenig lächeln. Sie hätte es wirklich schlechter treffen können. Andere hätte keine Rücksicht genommen. Dieser Priester dagegen schon. Es rührte sie ein wenig, dennoch wusste sie, hieß das nicht, dass er es nicht tun würde, wenn ihre Wunden geheilt waren. Sie musste sich also etwas einfallen lassen. Aber solange ihre Wunden da waren, hatte sie ein wenig Zeit gewonnen, um einen Plan zu schmieden.

Seth nahm nach der neuen Kleiderwahl seine Sklavin mit ins Bad, wo er mit Salben ihre Wunden reinigte, salbte und verband. „Du musst dich dafür schon nackt ausziehen, damit ich dich untersuchen kann.", erklärte er.

Sie folgte Seth mit ins Bad und setzte sich auf einen kleinen Hocker. Ihre Augen weiteten sich jedoch, als er sie bat, sich ausziehen, damit er ihre Wunden versorgen konnte. Sie sprang von dem kleinen Hocker auf und sah ihn abwehrend an.

„Nein!", widersprach sie und ging langsam rückwärts zur Tür. Sie wusste, dass er es gut meinte, aber sie würde sich nie vor einem fremden Mann einfach so ausziehen.

Sie hatte die Tür erreicht und suchte hinter ihrem Rücken den Griff, drückte die Tür auf und schlüpfte schnell hindurch. Lieber würde sie zurück in die heiße Wüste gehen, als sich vor einem fremden Mann zu entkleiden. Sie rannte die Hallen entlang und durch verschiedene Gänge. Verzweifelt suchte sie nach einer Fluchtmöglichkeit, die sie schnell fand. Da war ein großer Torbogen, der zu einer Parkanlage führte mit vielen Palmen, Blumen und einem Lotusteich. Sie durchquerte den Park mit schnellen Schritten und spürte dabei, wie einige der Wunden wieder aufgingen und bluteten. Sie hielt erst an, als sie an einer Brüstung angekommen war und auf den Nil sehen konnte, wie Re in seiner Barke in die Unterwelt fuhr, um widergeboren zu werden. Der Himmel hatte sich orange-rot gefärbt und eine kühle Brise wehte ihr durch das Haar.

Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. Sie wollte sich umdrehen und weiter laufen, da hatte sie Seth schon eingeholt und am Handgelenk festgehalten.

Seth zog Mara zu sich in seine Arme wieder zurück und er bereute es, als seine Hände sich rot verfärbten. „Du bist noch ein sehr dummes Kind. Ich will dir helfen und du trittst meine Freundlichkeit mit Füßen. Für dein Verhalten könnte ich dich bereis töten lassen. Du unterliegst meiner Gewalt und ich bestimme über dich.“

Mara versuchte sich zu befreien, doch Seth hielt sie eisern fest. „Dann tötet mich doch!", gab sie trotzig zurück, „Mein Leben hat für mich als Sklave eh keinen Sinn mehr! Von daher ist es mir auch völlig egal, ob ich lebe oder sterbe!"

„Deine Wunden werden, wenn du nun bereits Pech hast, verschmutzt sein und erneut gewaschen werden müssen. Zur Sicherheit muss dies sogar erneut getan werden. Andernfalls kann es passieren, dass du an diesen Wunden noch erkrankst und stirbst. Durch dein dummes unüberlegtes umher laufen sind deine Wunden aufgerissen. Wie kann so ein Mädchen so leichtsinnig sein?!" Seth schnappte sich seine Sklavin einfach und trug sie, ohne zu beachten, was sie eigentlich davon hielt.

Seth trug sie in den Palast zurück, trotz ihrer vielen Proteste und Beschimpfungen. Sie zappelte wild umher in seinem Arm. In seinem Gemach zurück gekehrt trug er sie zu einer Wand seines Gemaches an der Ketten hingen. Er legte Mara in diese und befestigte die Ketten an Füßen und Händen und die Ketten blieben an der Wand befestigt. So angekettet, konnte er auch gegen ihren Willen ihre Wunden im stehen behandeln und verbinden.

Er entwendete ihre Kleider mit Gewalt und reinigte ihren Körper. Am Ende trocknete er sie ab und hüllte sie in die grünen und blauen, feinen Webstoffe. Er löste die Ketten nicht, lockerte sie aber so, dass sie sich zu Boden setzen konnte.

Nach dem er die Ketten gelockert hatte, ließ sie sich auf den harten Fliesenboden nieder und winkelte die Beine an. Ihren Kopf legte sie auf ihr Knie und verbarg so ihr Gesicht vor Seth. Der Gedanke daran zu sterben und frei zu sein gefiel ihr irgendwie, besser als in Ketten und ein Sklave zu sein. Und sie hatte auch schon einen Plan, wie sie entkommen würde.

„So, und jetzt bleibst du sitzen und ruhst dich aus. Ich kann dir nicht nachlaufen, ich habe besseres zu tun. Wenn du ungehorsam sein willst, musst du damit leben, dass ich dich in Ketten behalte. Es ist zu deiner eigene Sicherheit besser. so kannst du nicht getötet werden, wenn du versuchen wolltest zu fliehen."

Seth verließ den Raum kurz und kehrte mit Kissen und Tüchern zurück und legte ihren Platz mit diesen aus, damit sie es bequemer hatte.

„Hier. Das ist nicht üblich, betrachte es als große Gnade. Die Ketten wirst du nebenbei nicht so einfach lösen können, Lotusblüte, die Schlüssel habe ich sicher verschlossen. An einem Ort an dem du sie nicht erwartest. Solange bis ich dir trauen und dir eine angenehmere Lebensweise anbieten kann."

Er betonte nochmals, sie solle sich jetzt ausruhen. Seth verschwand und lief im Palast zu seinen Sklaven und verkündete, dass sie ihm sofort eine Obstplatte neu anrichten sollten, dazu auch einige köstliche Gerichte und Brot mit verschiedenen Soßen dabei. All das wurde zu ihm ins Gemach gebracht und Seth nahm die angerichtete Platte und stellte sie vor der Sklavin ab, so dass sie diese erreichen konnte. Er gab ihr außerdem Wasser zu trinken. „Du musst dich stärken, iss und trinke gut, du bist geschwächt."

Mara gefiel es gar nicht, dass Seth sie so behandelte und stieß die Kissen und Decken mit ihrem Fuß zum anderen Ende des Raumes. „Ich will keine Sonderbehandlung von Euch. Versteht Ihr nicht? Ich will frei sein! Überall könnt Ihr bessere Sklaven bekommen als mich. Ihr werdet mit mir nur Ärger bekommen, das verspreche ich Euch. Wieso behandelt Ihr mich also so?"

Selbst das köstliche Essen lehnte sie ab und das Wasser. Sie wusste, sie musste sich stärken, aber wenn sie sich weigerte etwas zu essen, konnte Seth sie ja nicht dazu zwingen. Und wenn sie es schaffte, die Wunden lange genug offen zu halten, würde er vielleicht bald das Interesse an ihr verlieren.

Dass sie diese Nacht nicht fliehen konnte, hatte er ihr klar und deutlich gemacht

„Du hättest bei mir Freiraum gehabt, deine eigene Kammer, dein eigenes Leben und ich hätte dich vielleicht richtig gern gehabt, doch so lässt du mir keine Wahl. Ich wollte es freundlich mit dir versuchen, diejenige, die sich falsch benommen hat, bist von Anfang an du gewesen. Versuch zu Kräften zu kommen und dann auch dich hin zu legen und zu schlafen. Danach wird es dir schon besser gehen und irgend wann musst du ja schlafen.", fügte er hinzu und zog sich um, um sich in sein Bett zu legen und friedlich einzuschlafen. Seth hatte einen guten Schlaf, aber war bei lauteren Geräuschen auch manches Mal aufzuwecken.

Mara sah trotzig zur Seite und vermied es für den Rest des Abends ihn anzusehen und auch, als er sich umzog und sich ins Bett legte. Sie konnte die gleichmäßige Atmung hören. Leise knurrte ihr Magen und ihr Mund fühlte sich ausgetrocknet an. Vielleicht hätte sie doch etwas essen sollen? Stur schüttelte sie den Kopf, sie durfte nicht nachgeben. Ehe sie sich diesem Priester unterwerfen würde, würde sie lieber hungern und elendig zugrunde gehen.

Die Haltung wurde nach mehreren Stunden unbequem und Mara versuchte es sich ein wenig auf dem harten Boden bequem zu machen. Sie dachte dabei über Seths Worte nach. Sie hatte sich natürlich falsch benommen, aber wer wollte schon freiwillig ein Sklave sein?

Die Ketten raschelten laut, als sie sich zur Seite drehte und versuchte einzuschlafen. Sie hoffte, dass Seth dabei nicht wach werden würde.

Doch Seth wurde davon wach. Als er sah, wie Mara dort lag, schob er ihr Kissen und Decken zurück, deckte sie sorgsam zu und legte ihr weiche angenehme Kissen unter.

„So, versuch dich auszuruhen.", meinte er und schob das Tablett mit ihrem Essen und Trinken wieder in ihre Reichweite zurück. Damit sie sich bedienen konnte, wenn sie es wollte. Seth legte sich in sein Bett zurück und versuchte wieder einzuschlafen.

Mara hörte deutlich wie Seth aufstand und sie unter den Kissen bettete und zudeckte. Es war gleich viel wärmer und sie kuschelte sich tiefer ein. Der Schlaf fiel ihr dadurch leichter.

Der Name

Am nächsten Morgen wurde er von seinen Dienern geweckt, die ihn wuschen und ankleideten. Anschließend schickte er diese weg und er besah sich seine kleine Sklavin. „Guten Morgen. Wie geht es dir und deinen schmerzhaften Wunden? Hast du denn etwa gar nichts gegessen oder getrunken?", wollte Seth wissen.

Mara sah Seth, ihren neuen Herren, wütend und trotzig an. Sie bemühte sich um eine ruhige Stimme, als sie antwortete.

„Ich bin seit gestern Nacht hier angekettet und habe kaum ein Auge zu getan. Wie würdet Ihr Euch fühlen?“

Seth lächelte nur über die dreiste Antwort seiner Sklavin. Er kniete sich zu ihr herunter und nahm ihr Kinn fest in seine Hand.

„Ich würde mich nicht besser fühlen, aber ich an deiner Stelle würde mir überlegen, wie ich meinen Herren gnädig stimmen kann, damit er mich losbindet. Aber wenn ich dich richtig einschätze, dann bist du viel zu stolz dazu. Richtig? Demnach kann ich nicht erwarten, dass du mit deinen Namen nennst, Blauauge, oder?“

„Richtig!“, knurrte sie.

Seth richtete sich seufzend auf. „Dann denk noch mal drüber nach bis heute Abend. Das essen lasse ich dir in Reichweite stehen.“

Mara knurrte den Hohepriester an.

„Mit dir werde ich wohl noch viel Arbeit haben. Wenn du nicht so hübsch wärst, könnte ich dich für deine Frechheit auspeitschen lassen.“ Mit diesen Worten verschwand er aus seinen Gemächern.

Mara knurrte laut und stieß wütend die Kissen und Decken zu Seite. Ihr Magen knurrte laut und sie war innerlich froh, dass Seth nicht hier war, um es zu hören. Hungrig sah sie zu dem Essen. Mara spürte, dass sie dem leckeren Essen kaum widerstehen konnte. Schnell zwang sie sich zur Seite zu sehen und an was anderes zu denken. Sie würde ihren Hungerstreik nicht so leicht aufgeben.

Im Gemach war es still und Mara hörte nur, wie draußen ein Falke einen Schrei ausstieß, irgendwelche Leute vom Hofe durch den Palastgarten gingen, die Diener vor der Tür, die Wachen, die sich gerade abwechselten. Sehnsüchtig blickte sie zur Terrasse. Der Himmel war von einem klaren blau durchzogen.

Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen, Mara zuckte zusammen, und mehrere Sklaven und Sklavinnen kamen herein. Sofort fingen sie an das Zimmer zu putzen und ordentlich her zu richten. Es schien sie überhaupt nicht zu stören, dass Mara im Zimmer saß und angekettet war. Einige warfen ihr mitfühlend und aufmunternde Blicke zu, aber keiner sprach sie an. Ein paar Sklaven verschwanden in den Waschraum, um diesen zu putzen.

Eine junge Sklavin, jünger als Mara, brachte frisch geschnittene Lotusblüten und stellte sie in eine bunt bemalte Vase. Selbst die Decken und Kissen, die Mara aus Wut fortgestoßen hatte, räumten die Sklaven auf.

„Du siehst ja mies aus.“, meinte plötzlich ein blonder Sklave und sah sie neugierig aus braunen Hundeaugen an.

„Was willst du?“, fragte sie mürrisch.

„Hast du keinen Hunger oder Durst?“ Der blonde Sklave sah zu dem Essen.

Mara sah zur Seite, doch ihr Magen knurrte laut verräterisch.

„Magst du das Essen nicht? Das Essen ist sehr lecker.“, meinte er.

„Das ist mir egal! Und dafür, dass wir uns nicht kenne, bist du ziemlich aufdringlich.“

„Das solltest du aber. Du siehst total blass aus. Ich bin übrigens Jonouchi, aber nenn mich ruhig Jonou. Wie heißt du?“

„Ich will nichts essen. Und mein Name geht dich nichts an. Ich habe es ihm nicht gesagt und dir werde ich es auch nicht sagen. Wer sagt mit denn, dass du dann nicht sofort zu Seth rennst und es ihm sagst?!“

Der Sklave Jonou zuckte die Schultern. „Ich würde es nicht tun, aber du glaubst mir sicherlich nicht. Aber wenn du das Essen nicht willst, kann ich es dann haben?“

„Nein!“, sagte sie bestimmt, „Er soll nicht denken, dass ich nachgebe!“

Jonou sah sie mitfühlend an. „Ich versteh dich nur zu gut. Am Anfang war ich genauso wie du. Ich saß auch hier und habe nichts gegessen und getrunken. Mich hat es auch angewidert Sklave zu sein, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Es ist hier eigentlich auch gar nicht so schlecht. Wir haben eigene Kammern, bekommen was zu essen, zu trinken, haben Waschräume und halbwegs gute Kleidung. Und außerdem ist es unser Schicksal.“

„Das denkst du? Ich glaube aber nicht an das Schicksal!“

„Ich wollte dir nur helfen.“, sagte er und ging wieder an seine Arbeit.

Mara sah zu Boden. Sie hatte den netten Sklaven nicht so anfahren wollten und es tat ihr irgendwie leid.

Als die Sklaven mit ihrer Arbeit fertig waren, sprach sie ihn noch einmal an.

„Jonou?“

Der Sklave kniete sich vor sie hin. „Was ist?“

„Es...ähm...tut mir leid, wegen...“

„Schon gut. Entschuldigung akzeptiert.“, sagte er mit einer wegwerfenden Handbewegung.

„Sag mal, wie ist Seth denn so?“

Jonou legte den Kopf nachdenklich schief. „Er kann streng sein und mich bezeichnet er gerne als Köter, aber er kann auch nett sein. Was du nun tust, ist dir überlassen. Ich muss jetzt gehen.“

Mara war wieder alleine im Gemach und blieb es auch noch bis zum späten Nachmittag. Die Sonne ging fast unter. Sie hatte sich zwischenzeitlich überwunden und das Tablett mit den Speisen aufgegessen. Das Wasser war auch leer. Jetzt wartete sie darauf, dass Seth zurück kehrte. Ständig lauschte sie nach den Schritten draußen.

Plötzlich kam Seth in sein Gemach. Ihn begleitete ein junger Diener, der viele Schriftrollen hinter seinem Herren her trug.

Als Seth das Gemach betrat, warf er sofort einen Blick zu seiner Sklavin, die verlegen zur Seite schaute und ihm fiel auch sofort auf, dass sie etwas gegessen hatte. Er wartete bis der Diener die Schriftrollen auf den Tisch abgelegt hatte und entlies ihn. Sobald die Tür zu war, ging er auf seine Sklavin zu. Er kniete sich vor sie.

„Wie ich sehe, hast du was gegessen. Wie fühlst du dich?“, fragte er.

„Ich fühle mich besser.“, gab sie offen zu, wagte aber nicht Seth anzusehen.

„Das freut mich. Nennst du mir nun deinen Namen?“

Mara schluckte. Sie öffnete die Lippen und hauchte ihn leise, so dass er ihn kaum verstehen konnte. „Mara.“, sagte sie.

„Mara...“ Er ließ den Namen auf der Zunge vergehen. „Wirst du mir nun gehorchen?“, fragte er nach und sah sie mit hochgezogener Augenbraue kritisch an.

„Ja...“, sagte sie, auch wenn es ihr innerlich gegen den Strich ging.

„Artiges Mädchen.“, sagte er lachend und verließ sein Gemach. Nach kurzer Zeit kam er wieder mit einem Schlüssel. Er öffnete die Ketten und ließ sie frei.

Mara stand auf und rieb sich das Handgelenk, doch schon im nächsten Augenblick nahm Seth sie bei der Hand und führte sie zum Bett. Dort bettete er sie in die Kissen.

Mara sah ihren Herren überrascht und ängstlich an.

Alptraum

Maras Körper versteifte sich und sie fing an zu zittern.

Seth ließ sie los und wartete bis sie sich beruhigt hatte. „Du vertraust mir nicht.“, stellte er fest und fuhr sich mit der Hand durch den braunen Pony.

„Ich sagte doch, dass ich nicht mit dir schlafen werde, solange du verletzt bist. Du solltest deinem Herren etwas mehr Vertrauen entgegen bringen.“ Seine Stimme war kühl und sachlich. Schnell stand er auf und setzte sich an den Arbeitstisch, um die Schriftrollen durchzusehen. Er sah noch einmal zu Mara.

„Du solltest dich besser hinlegen und ein wenig schlafen. Und ich werde dich noch eine Weile im Auge behalten bis ich sicher sein kann, dass du nicht wegläufst.“

Mara sagte nichts und legte sich in das weiche Kissen. Ihr Herz hatte sich beruhigt, doch es gefiel ihr wenig, dass Seth sie im Auge behalten wollte. Müde betrachtete sie die bunt bemalte Decke und schloss die Augen. Mit der Hand wischte sie sich kurz den Schweiß von der Stirn und die Haare, die daran klebten. Der Nachmittag war wirklich heiß. Schon nach wenigen Minuten war sie eingeschlafen.

Seth warf einen letzten Blick zu ihr und stellte zufrieden fest, dass sie schlief. Nun konnte er sich ganz seiner Arbeit widmen. Es ärgerte ihn ein wenig, dass sein bester Schreiber ohne eine Spur zu hinterlassen, verschwunden war und er sich nun mit einem zweitklassigen abfinden musste, der so gut wie nichts über die Arbeit von ihm wusste und sich erst einarbeiten musste. Leise seufzte Seth und ließ sich von seinem blonden Sklaven Jonou etwas kühles zu trinken bringen.

Jonou erhaschte einen kurzen Blick auf Mara. Sie hatte seinen Rat befolgt und war zur Vernunft gekommen.

Mara schlief lange, aber ihre Träume waren nicht sehr angenehm. Sie träumte von einem Trauerzug.

Ein Ochsengespann zog den Sarkophag mit der Mumie ihres Vaters. Die Nachbarn beklagten den Toten und hoben die Arme zum Zeichen der Trauer. Die Opfergaben wurden von einem zweiten Ochsengespann hinterher gezogen. Mara sah den Trauerzug weinend zu.

Plötzlich brach der Schlitten mit dem Sarkophag darauf. Der Deckel löste sich und der Leichnam fiel heraus. Doch ihr Vater war nicht ordnungsgemäß für das Jenseits hergerichtet worden. Die Leinenbinden waren dunkel und von einer dicken Schleimschicht durchtränkt. Auch verdeckten sie nicht alles. Einige Körperteile waren ausgelassen worden und dort schaute die verweste Haut heraus.

Mara wurde schlecht und presste eine Hand auf den Mund.

Der tote Körper rutschte über den Sand und blieb vor ihren Füßen stehen. Eine Bandage hatte sich gelockert und sie konnte die Wangenkochen sehen. Das Auge war fast verwehst und der Augapfel sah sie an.

Schnell atmend wachte sie auf. Die Sonne war bereits untergegangen. Ihr Körper schwitzte und sie hörte wie Seth sich mit jemanden leise unterhielt.

„Sucht ihn weiter. Mein bester Schreiber kann doch nicht verschwunden sein. Sucht Iri auf jeden Fall weiter.“, meinte er eindringlich.

Maras Augen weiteten sich. Er hatte Iri gesagt. Schnell richtete sie sich auf und kniete sich auf das Bett.

„Iri? Meint Ihr Iri, den Schreiber?“, fragte sie aufgeregt.

Seth lenkte seine Aufmerksamkeit auf seine Sklavin Mara.

„Du bist wach?“, stellte er überrascht fest, „Du hast ganz schön lange und tief geschlafen.“ Er trat auf sie zu und im Licht der Fackeln sah er ihre Schweißperlen. Sofort fühlte er ihr die Stirn und blieb mit der Hand länger zwischen ihren Haaren als nötig. „Dir geht es aber gut?“

Mara nickte eifrig. „Ja, ich hab nur einen schlechten Traum gehabt. Aber sagt mir, habt Ihr gerade über Iri, den Schreiber gesprochen?“

„Ja, aber ich wüsste nicht, was eine Sklavin das angeht, die gerade mal zwei Tage hier ist. Ich bezweifle, dass du ihn kennst.“ Seth klang genervt.

Mara biss sich nachdenklich auf die Lippen. Sie überlegte, ob sie es Seth sagen sollte. „Ich...ich weiß, wo er ist...“, sagte sie leise und sah traurig auf das verwühlte Bett.

Seth drehte sich sofort zu ihr um.

„Was?!“, fragte er überrascht.

„Ich kenne ihn und weiß, wo er ist.“, sagte Mara mit nun mehr Festigkeit in der Stimme.

„Sag es mit, sofort!“, befahl Seth ungeduldig.

„Er ist in der Wüste. Bei der Oase in der Nähe vom Trainingsplatz der Wachen. Aber er wird wahrscheinlich nicht sofort zu sehen sein.“

„Wie meinst du das?“ Fragend hob Seth eine geschwungene Augenbraue.

„Er ist wahrscheinlich unter dem Sand.“ Maras Stimme klang traurig.

Sofort ließ Seth eine Wache kommen und teilte ihm die Information mit. Danach wandte er sich Mara zu und setzte sich neben sie. Er legte vorsichtig einen Arm um ihre Schulter.

„Woher weißt du das alles?“, fragte er ruhiger.

„Ich...ich bin...ich bin seine Tochter...“, sagte sie und sah Seth mit ihren blauen Augen an.

„Du...du bist Iris Tochter?“, fragte Seth überrascht nach.

Mara nickte. „Das bin ich.“

„Erzähl mir, was passiert ist. Ich möchte gerne mehr über dich erfahren.“

Mara seufzte. „Ich bin hier in der Stadt geboren worden. Meine Mutter starb früh. Mein Vater zog mich alleine groß und lehrte mich das Lesen und Schreiben. Vor wenigen Tagen sagte er mir, er wolle mich zu einem Freund weiter südlich des Landes bringen, damit ich dessen Sohn heiraten konnte. In der Nacht machten wir uns auf den Weg und hielten bei der Oase nur an, um kurz zu rasten und unsere Wasservorräte aufzufüllen. Dort kam dann ein Fremder und tötete meinen Vater. Es war Bakura und er war es, der mir den Ring anlegte.“ Mara sah zu den alten rostigen Sklavenring, der eng um ihren Oberarm gelegt worden war. Vorsichtig fuhr sie mit den Fingern darüber.

„Tut er dir weh?“, fragte Seth nach.

„Ein wenig.“, gestand sie.

Seth griff vorsichtig den Ring und zog ihn schnell und mit festen Griff von ihrem Arm.

„Au!“, rief Mara und rieb sich den schmerzenden Arm. Er war wund und teils blutig. „Was habt Ihr getan?“, fragte sie panisch, „Ihr habt mir den Ring abgenommen?! Das bedeutet doch, dass...“

Seth verband ihr den Arm. „Ich weiß, dass das bedeutet, dass du frei bist, aber denk nicht, dass ich dich wirklich frei lasse. Ich werde dir einen neuen Ring schmieden lassen, der besser passt und zeigt, dass du meine Sklavin bist.“

Mara sah Seth mehr als überrascht an. Wo war sie nur gelandet, fragte sie sich.

Der König der Diebe

Die Tür der Schänke wurde laut aufgestoßen und ein Mann in rotem Umhang trat herein. Er war beladen mit Gold und Juwelen.

Jeder in der Schänke sah den Fremden mit kritischem Blick an, doch niemand sagte etwas, dass ein einfacher Fremder, so schwer mit Gold beladen war.

Es war in einer Schänke für Räuber nicht unüblich, dass jemand nach einem erfolgreichen Beutezug in diese Schänke kam und dies auch ausgiebig feierte.

Der Fremde zog sich eine einfachen Holzstuhl heran und knallte dem Wirt ein paar Goldmünzen auf den Tisch.

„Bring mir was zu essen und zu trinken!“, befahl er und der Wirt stellte dem Gast murrend etwas auf den Tisch. Gierig machte er sich über das Essen her. Es war zwar nur einfaches essen und nichts besonderes oder leckeres, aber für ihn reichte es.

Die anderen Gäste sahen den Gast fragwürdig an und sahen auf das viele Gold.

Nur wenige in der Schänke wussten, dass es sich dabei um Bakura handelte und wandten sich wieder ihren verbotenen Geschäften zu.

Leise sprachen zwei Gäste, über die neue Sklavenware auf dem Markt und wie günstig, diese an den Sklavenhändler verkauft worden war.

„Ich habe sie in der Wüste gefunden. Ihr Preis als Sklavin wäre viel mehr Wert, als der Dummkopf von Sklavenhändler sie verkauft hat. Sie war anscheinend noch nicht so lange Sklavin, denn ich habe kein Spuren von Peitschen oder dergleichen an ihr gesehen.“

„Und an wen wurde sie verkauft?“, fragte der Mann, der dem Händler gegenüber saß.

„Wenn ich es richtig mitbekommen habe, dann wohl an einem Herren aus dem Palast.“

Der Mann machte große Augen. „Doch nicht etwa als Geschenk für den Hohepriester?“

Der Händler nickte.

Bakura hörte auf. Er war immer noch sauer, dass sein neuer Sklave ihm so leicht entwischt war. Wütend stand er auf, packte den Händler an den Kragen und hob ihn auf Augenhöhe zu ihm hoch. Das Geschirr klapperte, als Bakura aufgestanden war und der Becher mit dem billigen Wein kippte um.

„Was sagst du da?!“, schrie er wütend, „Wohin soll mein Sklave gebracht worden sein?!“

Der Händler zitterte leicht vor Schreck.

„In...in den Palast....“, stotterte er nervös, „Als...Geschenk für...für Seth...“

Wütend stieß Bakura den Händler zu Boden, nahm das Gold mit und verschwand aus der Schänke.

Die Gäste sahen Bakura nur kurz nach ehe sie sich wieder ihren Gesprächen zuwandten.

Bakura verließ das zwielichtige Viertel und begab sich zu seinem Versteck in die Wüste, um dort einen Plan zu schmieden, wie er am Besten in den Palast kam, damit er seine Sklavin zurückholen konnte.

Es waren bereits einige Tage vergangen seit Mara in den Palast gekommen war. Sichtlich genoss sie die Tage, wo sie nicht den Sklavenring trug und frei war. Die Wunden auf ihrem Rücken verheilten gut und Seth hatte ihr erlaubt, das Bett zu verlassen, was sie natürlich ausnutzte. Mara war oft auf der Terrasse und sah auf den Nil, während Seth seiner Arbeit nach ging.

Seth arbeitete auch die Nächte durch, denn bald stand das Opferfest an und er musste die Schriftrollen dafür durchgehen, damit alles seine Richtigkeit hatte, wenn es so weit war.

Mara schlief noch als Seth in seine Gemächer zurückkehrte und sie weckte.

Verschlafen blinzelte Mara und strich sich eine Haarsträhne zur Seite. Seth hielt etwas in seiner Hand, was sie innerlicher aufstöhnen ließ.

Es war ihr neuer Sklavenring.

Der Ring war mit sehr viel Sorgfalt bearbeitet worden. Er war mit Gold versehen und in der Mitte war ein blauer Stein eingesetzt worden. Der Ring erstreckte sich durch zwei Spiralen über ihren gesamten Oberarm. Er saß nicht zu eng an ihrem Arm, dennoch konnte sie ihn nicht leiden, obwohl er schön gearbeitet war. Dieser Ring machte sie wieder zur Sklavin.

„Er gefällt mir an die, Mara.“, meinte Seth, „Ich werde mich gleich mit dem Pharao treffen und mit ihm den Ablauf des Opferfestes besprechen. Du wirst so lange hier bleiben und auf meine Rückkehr warten. Wenn ich zurück bin, werde ich dir den Palast und die wichtigsten Persönlichkeiten hier zeigen, denn in ein paar Tagen wird deine Kammer fertig sein.“

Mara schluckte. Bald würde sie eine von seinen vielen Haremsdamen sein.

Der Gedanke daran gefiel ihr gar nicht, aber sie wagte nicht zu widersprechen.

Seth verließ wieder seine Gemächer und Mara blieb alleine zurück.

Sie warf die Decke zurück und ging in das angrenzende Bad, wo bereits wieder ein frisches Gewand bereit lag.

Schnell legte sie das alte Gewand ab und wusch sich bevor die Sklaven kamen, um das Gemach zu putzen.

Mara war gerade fertig und hatte sich das weiße Gewand mit dem blauen Leinengürtel angelegt, da kamen schon die anderen Sklaven. Unter ihnen war auch wieder blonde Sklave Jonouchi, der ihr fröhlich zuwinkte.

„Hallo, Mara, wie geht es dir? Hast du dich hier schon eingelebt?“, fragte er neugierig.

„Mir geht es besser, danke. Dir scheint es j auch gut zu gehen. Der Palast ist wirklich schön. Heute Nachmittag will Seth mir den restlichen Palast zeigen.“

Jonou macht große Augen. „Er will dir den Palast zeigen?“

Mara nickte. „Ist das schlimm?“

„Nein, nur ungewöhnlich.“, meinte er, „Normalerweise werden Sklaven, selbst wenn sie verletzt sind, so wie du, in ihre eigene Kammer geschickt. Wenn keine Kammer frei ist, teilen sie sich zwei Sklaven vorübergehend eine Kammer. Auch zeigen die anderen Sklaven einem den Palast.“

„Was denkst du, wieso er das bei mir nicht so macht?“

Jonou zog die Schultern hoch. „Also, ich hab da zwei Möglichkeiten. Erstens, er will zuerst mit dir schlafen, obwohl er sonst auch verletzte Sklaven in die Kammern schickt ehe er mit ihnen schläft. Zweitens, er mag dich einfach, obwohl das noch unwahrscheinlicher ist.“

„Du weißt es also auch nicht.“ Mara seufzte.

„Mach dir nicht so viele Gedanken. Seth macht immer das , wozu er gerade Lust hat. Er wird also seine Gründe haben. Ich muss jetzt an die Arbeit. Vielleicht sehen wir uns öfters, wenn du deine eigene Kammer hast.“

Mara nickte und verzog sich wieder auf die Terrasse und wartete bis alle fertig waren.

Als sie sich gerade wieder in das Gemach begeben wollte, hörte sie wie die Tür aufging und sah einen braungebrannten Diener mit einer Narbe auf der rechten Seite des Gesichtes. Die Narbe ging über das Auge bis über die Wange. Er trug ein langes Leinentuch um seinen Kopf und nur eine Lendenschurz. Der Mann schien etwas schweres bei sich zu haben.

Mara wandte sich von dem Diener ab, als plötzlich ein beißender Geruch in ihre Nase stieg. Sofort ging sie in das Gemach, um die Ursache für den Gestank zu finden und fand ihn auch sofort.

Auf dem Boden lag ein toter Körper. Der tote Körper ihres Vaters. Maden und Fliegen hatten angefangen ihn zu zerstören. Die Knochen und Organe waren teilweise zu sehen.

Der Geruch verteilte sich im ganzen Gemach und Mara hielt sich schützend eine Hand vor Mund und Nase. Wie hielten das nur die Balsamierer aus? Mara wurde schon vom Anblick schlecht. Es wunderte sie, dass die Wachen nichts bemerkten.

Als sie die Wachen holen wollte, packte sie der Diener und hielt sie zurück.

„Ein Wort und dir ergeht es nicht anders als dein Vater.“, warnte Bakura.

„Du!“, knurrte sie und versuchte aus dem eisernen Griff los zu kommen.

Ohne ein weiteres Wort schlug Bakura ihr in die Magengrube und Mara sackte in seinen Armen zusammen.

Bakura lächelte siegreich. Seine kleine Lüge hatte perfekt funktioniert. Er hatte einfach behauptet, er sei der Rattenfänger und in dem Sack wären die toten Tiere.

Schnell fesselte er ihr Hände und Füße und zog ihr den alten Sack über. Er schnürte alles gut zu, aber so, dass Mara noch Luft bekam.

Bakura schulterte den Sack und ging wieder unbemerkt aus dem Gemach und dem Palast.

Erst als er die Stadtmauern hinter sich gelassen hatte, öffnete er den Sack und legte Mara vor sich auf das Pferd, mit dem er durch die Wüste ritt.

Mara hing leblos über dem Rücken des Pferdes und Bakura achtete darauf, dass sie nicht herunter fiel. Er trieb das Pferd an, schneller zu seinem Versteck zu reiten.

Der Geruch war im ganzen Gang des Palastes verteilt. Diener und Dienerinnen versuchten mit Myrre und Weihrauch den Geruch los zu werden, aber all das nützte nichts.

Seth war auf dem Weg zu seinen Gemächern, als er den Geruch wahr nahm. Angewidert rümpfte er die Nase. Er kannte den Geruch. Es war der Geruch eines Toten. Schnell ging er zu seinen Gemächern.

„Was ist hier passiert?“, fragte er sofort barsch die Wachen, die seine Gemächer bewachten.

Die Wachen sahen sich gegenseitig kurz an ehe sie antworteten.

„Ein Mann war vorhin hier, Herr, er sagte, er sei Rattenfänger und müsse auch in Euren Gemächern nach den Tieren suchen. Er hatte einen Sack dabei und behauptete, dass darin die bisher gefangenen Tier seien.“

Seth knurrte. „Ihr Idioten!“, schrie er wütend, „Ihr habt ihn herein gelassen?!“

Die beiden Wachen schluckten nervös. Sie hatten nicht vorgehabt Seths Wut auf sich zu ziehen.

Seth stieß wütend die Tür auf und sah sich um.

Auf dem Boden lag der Tote, der diesen Geruch verbreitete. In seinem Zimmer lag war der Gestand am schlimmsten.

Seth erkannte den Toden wieder. Es war Maras Vater Iri. Sofort suchte er nach Mara.

„Mara?“ Seth sah in alle Gemächer, aber seine Sklavin war verschwunden. Wütend rief er nach den Wachen.

„Dieser Mann war Bakura, ihr Idioten!“, schrie er, „Und er hat meine Sklavin mitgenommen!“

„Das...ähm...kann nicht sein, Herr. Sie ist nicht aus dem Gemach gekommen...“, wandte eine Wache ein.

Seth verdrehte die Augen. Bei solchen Wachen war es kein Wunder, wenn die Königsgräber geplündert wurden. „Er hat sie mit Sicherheit im Sack transportiert und als er herein kam, war da dieser Mann drin!“

Die Wache sah zu dem Toten und sagten nichts mehr.

„Bringt den toten Schreiber hier weg und zu den Balsamierern. Sie sollen ihr möglichstes tun, damit sein Körper erhalten bleibt und für die Bestattung her richten. Dann stellt die Suche ein nach ihm und macht euch auf die Suche nach Bakura. Sorgt dafür, dass der Gestank aus meinen Gemächern und dem Gang verschwunden ist, wenn ich wieder komme. Über eure Bestrafung werde ich mir später Gedanken machen.“

„Ja, Herr.“, sagten die Wachen im Chor.

Seth wollte sich gerade abwenden, als sein blonder Sklave herein platzte.

„Herr, der Pharao schickt mich. Ihr sollt sofort zu ihm kommen.“

Seth nickte. „Ich wollte gerade zu ihm. Du kannst gehen, Hündchen.“

Jonou nickt und verschwand schnell aus dem Gang. Der Geruch war ekelerregend und der Anblick der Leiche machte es auch nicht besser.

Seth begab sich zu den Gemächern des Pharaos und ließ sich ordnungsgemäß ankündigen. Würdevoll trat er hinein und kniete sich vor dem Herrscher der beiden Länder auf den Boden.

„Mein Pharao, möget Ihr Gesund sein und ewig Leben.“, sagte er zur Begrüßung wie es sich gehörte, „Ihr wolltet mich sprechen, mein Pharao?“

„Seth, auch du mögest Gesund sein und ewig Leben, mein Freund. Steh auf und setzt dich.“, sagte der Pharao und Seth gehorchte der Aufforderung.

„Sag, Seth, woher kommt der Geruch? Er soll aus dem Gang kommen, wo deine Räumlichkeiten sind. Die Diener beschweren sich schon.“

„Bakura ist hier gewesen, mein Pharao, und er hat die Leiche des Schreibers Iri zurück gelassen.“

„Iri ist tot?“, fragte der Pharao überrascht. Auch er kannte den Schreiber.

„Ja, und seine Tochter Mara wurde von Bakura zur Sklavin gemacht und ist bis heute früh noch bei mir gewesen. Doch nun befürchte ich, dass Bakura sie mitgenommen hat.“ Seth wirkte betrübt.

Atem legte eine Hand tröstend auf die Schulter seines Freundes Seth.

„Du hast meine Erlaubnis nach Bakura zu suchen und Iris Tochter zurück zu holen. Sie soll fortan hier leben. Du kannst sie als Sklavin behalten oder ihr die Freiheit schenken. Das ist deine Entscheidung, Seth.“

„Pharao, aber das Fest...“, wandte Seth ein.

„Es gibt noch genügend Priester im Palast, die mithelfen können, das Opferfest vorzubereiten und die anschließende Feierlichkeit. Ich sehe, dass es dir nicht gut geh und es dich traurig macht, dass Iris Tochter nicht hier ist. Sag, mein Freund, wie heißt sie?“

„Ihr Name ist Mara, mein Herr.“

„Mara...“ Der Pharao ließ sich den Namen auf der Zunge vergehen, „Wenn du sie gefunden hast, bringe sie her. Ich will sie kennen lernen. Immerhin ist sie Iris Tochter! Und nun geh!“

Seth verneigte sich mit einem leichten Kopfnicken vor dem Pharao. „Das werde ich tun, mein Pharao.“

Seth ließ sich von dem Stallburschen das Pferd satteln und zwei Wasserflaschen an den Sattel befestigen. Er bestieg das Pferd und ritt im vollem Galopp durch die Palasttore, durch die Stadt und durch die Wüste.

Er hatte sich seinen Umhang umgebunden und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, damit er vor der heißen Nachmittagssonne geschützt war, die in der Wüste am schlimmsten war.

Die Hufen vom Pferd sanken in den Sand und hinterließen tiefe Abdrücke. Staub und Sand wirbelte auf.

Sie Sonne stand hoch am Himmel und färbte die Wüste rot-orange, doch Seth hatte nur eines im Kopf. Er wollte so schnell es geht Bakura und somit auch Mara finden ehe er ihr etwas antun konnte.

Wiedersehen in der Wüste

Mara wachte auf einem kalten und rauem Boden auf. Es war dunkel und nur eine Fackel und eine kleine Öllampe erhellte die dunkle Kammer. Ihr Magen schmerzte. Vorsichtig richtete sie sich auf, sank aber wieder zurück.

Die Hände und Füße waren gefesselt und erschwerten es ihr sich aufzurichten.

Bakura bemerkte, dass Mara wach war und hockte sich vor ihr nieder.

„Na, bist du endlich wach?“ Ergriff nach einer Haarsträhne, die sich um seine Finger wickelte und zog sie daran auf Augenhöhe zu sich hoch. „Dein bequemes Leben im Palast ist jetzt vorbei! Ab heute gehörst du mir! Schon bald beginnt das Opferfest des Re und dann werden der Pharao und seine Priester sterben.“

Mara sah Bakura mit geweiteten, blauen Augen an.

„Die Zeit der Finsternis wird schon bald kommen, wenn ich erst Pharao geworden bin und du, Blauauge, wirst meine persönliche Sklavin sein!“

„Vergiss es!“, knurrte sie, „Das wird nie passieren!“

„Dein alter Herr mag dich vielleicht mit Samthandschuhen angefasst haben, aber ich werde nicht so zimperlich sein, dich zu bestrafen!“ Bakura zog stärker an der Strähne, so dass ihr ein leises Keuchen entwich und stieß sie wieder zu Boden.

Hart schlug sie auf dem Stein auf.

Bakura wandte sich von ihr ab, holte seinen Umhang. Erst jetzt fiel ihr auf, dass nur eine einfache Strohmatte auf dem Boden lag. Bakura schritt an ihr vorbei ohne sie anzusehen. Kurz vor dem Ausgang, der offenbar nur durch ein Seil zu erreichen war, drehte er sich noch einmal zu ihr um

„Deine Bestrafung nehme ich nachher vor, wenn ich wieder zurück bin.“ Mit diesen Worten ging er.

Mara war alleine und sobald sie sicher war, dass Bakura fort war, versuchte sie die Fesseln zu lösen, doch diese saßen fest. Suchend sah sie sich nach einer Möglichkeit um, sie zu durchschneiden.

Ihr Herz raste und Mara wollte sich lieber nicht ausmalen, was Bakura mit ihr tun würde, wenn er sie erwischen würde.

Nervös und hektisch versuchte sie sich erfolglos zu befreien. Die Seile saßen zu fest. Sie bräuchte etwas scharfes, wie ein Messer oder Dolch. Maras Augen durchsuchten den Raum nach etwas brauchbarem.

Ihr Blick fiel auf eine alte Tasche, die mit Gold und Edelsteinen gefüllt. Aus dieser Tasche blitzte ein goldener Dolch auf.

Mara versuchte so gut es ging auf dem rauen Steinboden zu der Tasche zu kommen.

Mühsam robbte sie sich nach vorne. Mit auf den Rücken gefesselten Händen und gefesselten Füßen war es nicht leicht. Dennoch schaffte sie es nach einiger Zeit. Maras Herz raste noch mehr, denn sie wusste nicht, wann Bakura wieder zurück sein würde. Schnell richtete sie sich auf, tastete blind nach dem Dolch und versuchte die Fesseln zu durchtrennen ohne sich zu schneiden.

Nach einem kurzen Augenblick lösten sich die Fesseln und ihre Hände waren frei. Schnell durchtrennte sie noch die Fußfesseln und sprang auf.

Es war bereits dunkel und die Kälte kroch Seth unter die Kleidung. Selbst sein Umhang hielt die Kälte nicht fern.

Bei einer alten, staubigen und verfallenen Ruine hielt er an und stieg vom Pferd ab. Seine blauen Augen sahen sich suchend um.

Die Ruine war schon verlassen worden. Von dem einst prachtvollen Tempel standen nur noch ein paar Säulen und Überreste der Mauer. Wo einst der Innenhof gewesen war, stand nur noch ein ausgetrockneter Brunnen.

Seth wandte sich ab. Hier würde er Bakura oder Mara nie finden.

Plötzlich hörte Seth ein Geräusch. Es kam aus dem Brunnen.

Misstrauisch hielt er Abstand und beobachtete den Brunnen. Langsam tastete er nach seinem Dolch.

Eine Hand griff nach dem Rand des Brunnens und suchte Halt, damit die zweite Hand sich ebenfalls festhalten konnte.

Seth brachte sich für einen möglichen Angriff in Position.

Nur wenige Augenblicke später, stemmte sich ein schlanker Körper hinaus und schwang die Beine über den Rand. Der gesamte Körper ließ sich auf den Boden fallen und rang nach Luft.

Seth ließ von seinem Dolch ab. Er konnte kaum fassen, wer vor seinen Augen aus dem Brunnen geklettert war.

Mara warf einen letzten Blick nach unten. Es war so tief, dass sie nicht einmal den Boden erkennen konnte. Innerlich war sie auch froh, dass das Seil gehalten hatte und Bakura noch nicht zurück war.

Plötzlich hörte sie jemanden hinter sich atmen.

Langsam und leicht zitternd drehte sie sich um. Erleichtert stellte sie fest, dass es nicht Bakura war, der hinter ihr stand. Sie konnte nur leichte Umrisse erkennen. Maras Augen weiteten sich.

„Se...Seth!“, stieß sie erleichtert aus, „Was...was macht Ihr hier?“

Seth trat auf Mara zu. „Ich bin hie, um mein Eigentum zurück zu holen.“, gab er ihr als kühle Antwort. Er griff ihr Handgelenk und zog sie ohne ein weiteres Wort mit sich mit. Aber sie stiegen nicht auf das Pferd, wie Mara es erwartet hatte.

Stattdessen griff Seth nur die Zügel und ging mit ihr weiter durch die Ruine bis sie zu einer großen Statue von Anubis ankamen. Die Beine der Götterstatue reichten tief in den Boden hinein.

Seth ließ die Zügel des Pferdes los, sah sich nach allen Seiten um ehe er die Figur umrundete und nach dem Eingang suchte, der in den unterirdischen Teil der Ruine führte.

Seth kannte diese Ruine. Er hatte von ihr in den Aufzeichnungen des Palastes gelesen und kannte somit auch den Bauplan.

Es dauerte einen Augenblick bis er den Eingang gefunden hatte.

Unzählige Stufen führten unter die Erde in die Dunkelheit.

Bevor sie in die Dunkelheit gingen, holte Seth noch eine Fackel aus der Satteltasche und entzündete sie.

Die Fackel hoch erhoben, ging er voraus und Mara folgte ihm langsam die Steinstufen.

Bakura liebte die kalte Nachtluft. Seine Stimmung war sehr gut. Sein Raubzug war erfolgreich gewesen. Um dies ausgiebig zu feiern, würde er die Nacht mit seiner Sklavin verbringen.

Er schulterte das schwere Gold und seilte sich langsam in die Dunkelheit zu seinem Versteck hinab.

Unten angekommen, ließ er das Gold in der Ecke liegen, wo bereist welches lag.

Voller Erwartung und Freude seine Liebessklavin nehmen zu können, ging er in sein kleines Versteck. Doch jegliche Freude wich aus ihm, als er eine leere Ecke sah, wo vorher noch seine Sklavin gefesselt auf dem Boden gelegen hatte. In einer Ecke fand er die durchtrennten Seile und den goldenen Dolch.

Im Totemtempel

Bakura stieß wüste Beschimpfungen aus und stieß das Gold um, so dass es sich im ganzen Raum verteilte und das schwache Licht sich darauf wiederspiegelte.

Wütend über sich selbst, dass er nicht genügend vorsichtig war, kletterte er das Seil hoch.

Die Luft war klar, als er oben ankam. Suchend sah er sich um, entdeckte jedoch nichts. Bakura wusste auch nicht, wie lange Mara schon fort war.

Vorsichtig ging er durch die Ruine und durchsuchte jedes mögliche Versteck bis er plötzlich ein Pferd wiehern hörte.

Listig und siegreich blitzte es in seinen Augen auf. Wenn er da mal nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlug.

Schnell rannte er zu der Stelle, wo ein sauber gepflegtes und gesatteltes Pferd stand und dazu war ein Gang offen, der mit unzähligen Stufen nach unten führte.

Bakura grinste breiter. Diesen Weg kannte er gar nicht und vielleicht würde er ihn zu einem Schatz führen. Auf jeden Fall würde er dort unten seine Sklavin finden und jemand aus dem Palast.
 

Die Steinstufen zogen sich endlos tiefer in die Erde. Die Schritte hallten unnatürlich laut auf dem kalten Steinboden der Gänge wieder. Der Wind glich einem leisen Flüstern, das von alles Seiten ins Ohr drang. Der Gang nach unten war von keinem einzigen Wandbild verziert worden und Mara fröstelte es vor Angst, doch sie versuchte Seth es nicht merken zu lassen.

Seth ging mit erhobener Fackel voran. Es dauerte nicht mehr lange, da waren sie unten angekommen. Seht entzündete einen kleines Becken mit Öl, das mit anderen Becken verbunden war, so dass innerhalb weniger Sekunden der ganze Raum hell erleuchtet war. Das Licht loderte und flackerte den Weg durch die endlosen, engen Korridore entlang, die immer enger und wirrer wurden.

Seths Augen weiteten sich bei dem Anblick, der sich ihm bot und Mara sah sich ängstlich um.

Alte und verblichene Wandbilder zierten den Weg mit kalten, leeren, toten, starrenden Augen. Hieroglyphen erzählen von den Wänden herab ihre Jahrhunderte alte Geschichte.

„Bei allen Göttern...!“, stieß Seth leise hervor und blieb bei einer alten Wandmalerei stehen.

Die Farbe war verblasst, aber dennoch deutlich genug, um die Szene darauf zu entschlüsseln.

„Was...was ist das?“, fragte Mara ängstlich und sah sich nach allen Seiten um.

„Wir stehen in einem Raum, den seit über zweihundert Jahren niemand mehr betreten hat! Wir sind einem Vorbereitungsraum gelandet!“

„Vorbereitung wofür?“, wagte Mara zu fragen, war sich aber nicht sicher, ob sie die Antwort wissen wollte.

„Auf die damaligen Rituale und der Vorbereitung für den Eintritt in das Leben nach dem Tod!“

„Hier...hier wurden doch nicht wirklich Mumien präpariert, oder?“

Seth nickte. „Sieh dir die Wandmalerei an!“

Mara sah zu den Bildern.

Deutlich wurde gezeigt, wie eine Prozession Sklaven in diesen Raum gebracht und rot angemalt worden war. Ein weiteres zeigte, wie sie nach oben zu dem höchsten Punkt des Tempels gebracht worden waren und einer nach dem anderen einem grausamen Tod starben. Einige wurde der Kopf abgetrennt. Anderen bei lebendigem Leibe das Herz herausgenommen und andere auf ein Rad mit vielen Spitzen gespannt wurden.

Detailliert wurde gezeigt, wie qualvoll und blutüberströmt die Sklaven starben.

Eine andere Wandmalerei zeigte die Vorbereitung einer Leiche für das Leben nach dem Tode.

Das machte Mara weniger Angst. Mit diesen Riten war sie vertraut.

„Wir sind in einer Ruine, die früher einmal ein Totemtempel gewesen war. Damals glaubte man, wenn man den Göttern Menschen opferte, würde sie die Ernte gut ausfallen lassen oder die Flut kommen lassen.“, erklärte Seth.

Mara schluckte und jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. Ihre Hände wurden kalt.

„Was wollen wir hier?“

„Wir bleiben hier bis zum Morgen. Es ist zu gefährlich bei Nacht los zu reiten. Wir könnten uns auf dem Weg verirren.“

„Das heißt, wie sollen in einem Totemtempel übernachten?“ Mara klang wenig begeistert und wäre am liebsten schreiend rausgerannt, wenn dort oben nicht irgendwo Bakura wäre.

„Genau das heißt es. Und jetzt mach hier keinen Aufstand und komm mit! Aber pass auf, wohin du trittst. Es könnten Fallen geben.“

Seht ging mit der Fackel weiter, während Mara trotzig stehen blieb. Ängstlich sah sie sich die Wandmalerei an und zu Seth, der tiefer in den Tempel gehen wollte.

„Wartet!“, rief sie ihm nach und lief los, stieß kurz mit ihm zusammen und hielt sich wie ein kleines Kind an seinem Umhang fest.

„Findest du das nicht albern?“, fragte Seth genervt.

Mara schüttelte kräftig den Kopf. „Nein!“

„Mara, lass meinen Umhang los!“, befahl er.

Nur ungern ließ Mara den Umhang los und ging neben Seth her. Kam es ihr nur so vor oder wurde die Flamme kleiner?

Beide kämpften sich durch dicken Staub und Spinnweben, der sofort an der Kleidung kleben blieb.

Seth war still und Mara auch. Sie konnte deutlich seine aufmerksamen Augen sehen, die nach möglichen Fallen suchten und in dessen Blau sich der Schein der Fackel widerspiegelte.

„Wo...wo gehen wir hin?“, fragte Mara vorsichtig und durchbrach die Stille.

„Sei still.“, befahl er kühl.

„Sklaventreiber!“, gab sie kühl und spontan zurück, ohne an die möglichen Folgen zu denken.

„Angsthase.“

Mara war still. Sie knurrte frustriert.

Seths Schritte wurden ein wenig langsamer und passten sich ein bisschen mehr Maras Tempo an.

Eine Weile gingen beide schweigend nebeneinander her bis Seth plötzlich stehen blieb.

„Was ist?“, fragte sie.

„Still!“ Zum Nachdruck seiner Worte legte er ihr eine Hand auf den Mund.

Mara wollte protestieren, doch sie konnte Seths Hand nicht von ihrem Mund nehmen.

Seth lauschte angestrengt und nach einer Weile ließ er sie wieder frei.

„Will ich wissen, was das gerade zu bedeuten hatte?“

„Ich hatte was gehört. Das war alles.“

Schweigend gingen sie weiter.

Plötzlich hörte Mara ein Geräusch. Ihre Nackenhaare stellten sich auf.

„Mara?“

„...ja?“, fragte sie nervös.

„Du klapperst mit den Zähnen.“

„...oh...“ Fest presste sie die Lippen zusammen, dennoch verschwand das Geräusch nicht.

„Was ist? Kann ich das so verstehen, dass du Angst hast?“

„Nein! Ich habe keine Angst vor einem alten Totemtempel!“ Doch das Klappern ihrer Zähne vergruben ihre Glaubwürdigkeit. „Ich habe keine Angst. Mir...mir ist nur etwas kühl...“

Seth machte einen Schritt auf sie zu.

Mara zuckte zusammen und machte sich schon auf das schlimmste gefasst.

„Lass mich raten, mein Zähneklappern geht Euch auf die Nerven.“

„Sei still!“ Mit einer eleganten Bewegung und Zielstrebigkeit wanderte seine Hand hoch zu ihren Haaren.

Mara erstarrte.

Seine Berührung war durch und durch sachlich und unpersönlich, so als ob er eine beschädigte Ware auf ihre Qualität prüfen würde. Trotzdem kam Mara sich vor, wie ein kleines, Kind, als die langen, schlanken Finger einmal mitten durch ihre zerzausten Ponysträhnen fuhren und sie ungewohnt behutsam wieder loslassen.

Es dauert einen ewig langen, schweigenden Moment, in dem ihre Haarsträhnen langsam durch seine Finger glitten und zurück an ihren Platz fielen. Kurz berührten seine Fingerspitzen ihre Wange. Es war so kurz, dass Mara glaubte, es sich eingebildet zu haben.

Seth gab ein leises, beinah verärgert klingendes Geräusch von sich, als er die Hand zurückzog. Er trat einen Schritt zurück und Mara konnte das leise Rascheln seiner Sachen hören.

„...Seth?“

„Wieso hast du nichts gesagt?“, fragte er verärgert.

„Was?“

„Das dir so kalt ist.“ Er murmelte noch etwas leise vor sich hin.

„Da!“, sagte er knapp und warf ihr zielsicher etwas ins Gesicht.

Reflexartig fing sie es auf.

Es war lang und weich und der Stoff fühlt sich edel und teuer an. Es kam ihr seltsam bekannt vor. Es dauerte einen Moment bis sie begriff.

„Was ist? Bist du da festgewachsen?“ Seth klang ungeduldig.

„Aber...das ist euer Umhang!“, stellte sie überrascht fest.

„Sehr intelligent beobachtet.“, Seths Stimme triefte förmlich vor Sarkasmus, „Und jetzt zieh ihn an und lass uns weitergehen.“

„Aber wieso ...?!“

Seth zuckte mit den Schultern.

„Vielleicht weil mir dein Zähneklappern auf die Nerven ging.“

„Danke...“, nuschelte sie verlegen.

„Hm...Gib mir deine Hand.“

„Was?“

„Los. Mach schon.“

Mit klopfendem Herzen und rotem Gesicht streckte sie die Hand aus und traf auf etwas warmen.

Seths Hand schloss sich sofort um ihre und seine Finger verschlangen sich mit ihren Fingern.

Mara ging mit gesenktem Kopf stumm neben ihm her.

Nach einer Weile blieb er plötzlich stehen.

„Wieso bleiben wir stehen?“

Seth antwortete nicht, sondern ließ ihre Hand los.

„Halt das mal und warte hier.“ Er drückte ihr die Fackel in die Hand.

„...Mara.“

Überrascht sah sie auf.

„Pass auf di...den Mantel auf“, sagt er.

Das Licht beleuchtete sein scharf geschnittenes Profil und seine makellose Frisur. Sekundenlang sah er aus wie ein Fremder.

„Den Mantel?“

Mara blinzelte verwirrt.

„Ja! Ich will nicht, dass er irgendwelche Brandlöcher bekommt, nur weil du mit dem Feuer spielen musstest...“

„Hey...! So blöd bin nicht mal ich...“

Seth gab ein leises spöttisches Geräusch von sich und es klang, als würde er tatsächlich lächeln.

„Ich hoffe es. Ich hänge nämlich irgendwie an ihm...“

Damit war Seth in dem engen kleinen Gang verschwunden.

Mara wartete ängstlich. Sie umschlang die Fackel mit beiden Händen.

„Mara!“

Das war Seths Stimme.

„Komm her. Das musst du dir ansehen!“

Mara zwängte sich durch den schmutzigen Gang und als sie hinaustrat, weiteten sich ihre Augen.

Der ganze Raum war voller Gold, Statuen, Juwelen, Schmuck und anderen Kostbarkeiten. Doch Seth war verschwunden.

Mara sah sich suchend um, als sie plötzlich jemanden von hinten auf sich zukommen hörte. Reflexartig stieß sie demjenigen den Ellenbogen in die Magengrube.

Ein Schmerzenlaut erfüllte die Schatzkammer.

Mara drehte sich um und erkannte Seth.

„Bei allen Göttern. Es tut mir leid!“, sagte sie hastig, „Das wollte ich nicht! Ich dachte, Ihr seid vielleicht Bakura!“

„Sei still!“, fauchte Seth.

„Es tut mir wirklich leid!“

„Erspar es mir!“, schnauzte er sie an.

„Es war keine Absicht! Es war...Notwehr!“

Adrenalin strömte immer noch ungehindert durch ihren Körper und brachte ihr Herz zum Rasen. Ihre Hände zitterten.

Seth warf ihr einen vernichtenden Blick zu.

„Tut mir leid...“, murmelte sie schuldbewusst und machte einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu.

Seth sah sie so bedrohlich aus schmalen Augen an, als wäre er ein verletztes Tier, dass sie sofort beißen würde, würde sie versuchen ihn anzufassen.

„Ich wollte wirklich nicht...“

Er richtete sich so abrupt auf, dass Mara erschrocken zurückstolperte. Sein Blick war ohne Zweifel gefährlich.

„Schon gut, ich bin schon weg...“

„Bleib stehen!“

„...tut einfach so, als ob ich niemals hier gewesen bin...“

„Bleib stehen!“ Seine Stimme war schneidend.

Alles ging schnell, dennoch sah Mara alles in Zeitlupe.

Die Fackel glitt aus ihrer Hand, als Seth sie unsanft zurückriss. Durch den Schwung mitgerissen, stolperten sie zurück.

Alles drehte sich, als er sie herumzerrte und so heftig gegen eine Wand presste, dass Mara Sterne sehen konnte.

Sekundenlang fragte sie sich, was sie gemacht hatte, als plötzlich mehrere Pfeile und Messer aus den Wänden geschossen kamen.

Mara quietschte auf vor Schreck und machte eine impulsive, panische Bewegung, die Seth sofort durch seinen unnachgiebigen Griff verhinderte. Er drückte sie so heftig gegen die Wand, dass sie kaum noch atmen konnte, während um ihnen herum die Hölle los war. Mara bemerkte nicht einmal, wie sehr sie sich an Seth klammerte.

Plötzlich und abrupt hörte es auf und es war wieder still.

Mara konnte seinen unregelmäßigen, stoßweißen Atem hören, direkt neben ihrem Ohr, in fast identischem Rhythmus mit ihrem eigenen.

Sie lebten noch.

Seth ließ sie nicht los und Mara wage nicht, die Augen zu öffnen. Ihre Knie waren weich und sie hatte das Gefühl, sobald Seth sie losließ, würde sie auf den Boden sinken.

Seth bewegte sich und löste sich von ihr.

„Seth..." Mara streckte die Hand nach ihm aus, um ihn aufzuhalten, aber er schlug sie sofort beiseite.

„Du Dummkopf!" fauchte er atemlos. Seine Finger waren in ihren Schultern vergraben und er fing an sie durchzuschütteln. „Was hast du vor? Willst du uns alle UMBRINGEN?!“

„Ich wollte nur...“

„Denkst du JEMALS nach?! Oder bist du auch dazu vollkommen unfähig?!“

„Nein, ich...“

„Kannst du nicht EINMAL in deinem Leben auf mich hören?!“

„LASST MICH LOS!", fauchte Mara mit brennenden Augen. Sie war den Tränen nahe, „Könnt Ihr nichts anderes zu mir sagen?! Es tut mir leid, dass ich GEBOREN WURDE!"

Mit mehr Kraft als sie es sich selbst zugetraut hätte, presste Mara beide Hände gegen seine Brust und stieß ihn von sich.

Seths Blick war mehr überrascht, als wütend. Seine Hände glitten fast widerstandslos von ihren Schultern.

„Wieso fällt es Euch nur so schwer, Euch zu Abwechslung wie ein MENSCH zu verhalten?! Es tut mir Leid, in Ordnung?! Es tut mir leid, es tut mir leid! Ich mache das nicht mit Absicht! Und wieso kostet es Euch so unglaublich viel...einfach nur nett zu mir zu sein...? Warum ...?!“

Mara kam nicht mehr dazu die letzte Frage zu stellen.

Er muss nur einen einzigen Schritt machen um bei ihr zu sein. Einen einzigen Schritt, um sie grob packen zu können und gegen die Wand zu drücken. Schmerz explodierte in ihrem Hinterkopf, als er unsanft Bekanntschaft mit dem Stein machte und sekundenlang sah sie nichts als Sterne. Und dann presste er seine Lippen auf ihre, und versiegelt ihren Mund, so dass sie nicht einmal mehr protestieren konnte.

Er küsste sie.

Er hielt ihre Handgelenke fest und sie wurde so unnachgiebig an die Wand gepresst, dass Mara das Gefühl hatte, ihr Rücken brach gleich durch. Plötzlich hatte sie einen metallischen Geschmack im Mund.

Es war kein netter Kuss. Kein romantischer Kuss.

Es war ein rauer, harter, wütender Kuss, mit dem er ihr die Luft aus den Lungen presste. Ein Kuss, um ihr den Mund zu stopfen. Mara zum Schweigen zu bringen.

Es war ein ,Ich hasse dich, ich will dich auf Knien vor mir sehen, ich will dich demütigen und besiegen und dass du endlich aufhörst zu reden, und ich will, dass du mir gehörst'﷓Kuss.

Blut rauschte in ihren Ohren und ihr ging langsam aber sicher die Luft aus. Frustriert bewegte Mara sich unter ihm und versuche sich seinem unnachgiebigen Griff zu entwinden. Den Kuss zu erwidern. Irgendetwas. Hauptsache, sie lag nicht länger, wie eine Plastikpuppe in seinen Händen.

Ruckartig ließ er sie los, als er ihren Widerstand zu spüren schien und stolperte nach hinten. Seine Augen waren weit vor Entsetzen.

Mara starrte atemlos zurück und sank an die Wand, viel zu verwirrt und ausgesaugt, um irgendetwas Produktives dazu sagen zu können, hinunter.

Er hatte sie geküsst. Er hatte sie definitiv geküsst. Maras Lippen kribbelten immer noch.

Schwer atmend wandte sie den Kopf und starrte ihn an. Nichts ging mehr. Keine sinnvollen Worte. Keine wichtigen Fragen.

„Mara...“

Mara hob den Kopf und sah ihn fragend an.

„Das hier ist niemals passiert.“

„Was?“

„DAS hier!“, fauchte er unwirsch.

„Aber es ist passiert...“

„Nein ist es nicht.", sagte er stur.

Mara berührte ihre geschwollenen Lippen mit den Fingerspitzen und verzog sekundenlang das Gesicht. Als sie die Finger zurückzog, klebte Blut daran.

„Was ist damit?“

Seine Augen wurden schmal und sahen sie an.

„Willst du etwa, dass es passiert ist?“

Rückkehr

Seth ritt durch die dunkle Wüste. Mara saß vor ihm auf den Sattel. Er hielt sie mit einem Arm fest umschlungen, mit der anderen Hand hielt er die Zügel und trieb das Pferd an. Sein Blick war fest nach vorne gerichtet. Ab und zu sah er zu Mara, die fest in seinem Arm schlief und Blutüberströmt war.

Das weiße Gewand und ihr Gesicht waren mit roten Flecken beschmutzt. Sie hatte das meiste Blut abbekommen.

Mara wirkte erschöpft, selbst im Schlaf.

Seth wandte den Blick von ihr. Was hatte er nur getan? Im Gegensatz zu Mara war er ohne Blutflecken davon gekommen.

Er ritt durch die Nacht weiter, auch wenn er in Gefahr lief in die falsche Richtung zu reiten. Überall waren sie sicherer, als in der Ruine.

Bakura würde sie nicht mehr verfolgen, dennoch war die Ruine kein sicherer Ort mehr, wenn Mara aufwachen würde.
 

Mara hörte ein leises Wasserplätschern als sie aufwachte. Die Sonne blendete und sie lag im Schatten einer Palme. Für einen Moment fragte sie sich, wo sie war und was geschehen war, doch dann fiel ihr alles wieder ein, als sie auf ihre blutigen Hände sah.

Das Blut erinnerte sie an das Geschehene in der Ruine und ein Aufschrei entfuhr ihr.

Die Bilder waren fest in ihr Gedächtnis eingebrannt, selbst als sie die Augen fest zusammen kniff, sah sie diese.

Seth zuckte zusammen als er Maras Aufschrei hörte und eilte zu ihr. Er drückte sie fest an sich.

„Mara, es ist alles gut. Du bist in Sicherheit. Alles ist gut...“, flüsterte er.

„Das Blut...überall Blut...so viel Blut...“, flüsterte sie und zitterte in Seths Armen.

„Bitte beruhige dich, Mara.“ Seth hielt sie weiterhin fest bis sie sich etwas beruhigt hatte und Mara ihn schwach von sich schob.

„Geht es dir gut?“, fragte Seth besorgt.

Schwach nickte Mara.

„Magst du etwas Wasser?“ Seth hielt ihr den Wasserschlauch hin und Mara nahm daraus ein paar schlucke.

„Wo...wo sind wir hier...?“ Mara sah sich um. Sie schienen bei einer großen Oase zu sein.

„In der Nähe von Abydos. Wir reiten in die Stadt, wo wir uns ein Schiff suchen, was nach Theben fährt.“

„Warum...warum reiten wir nicht bis nach Theben?“

Seth richtete sich auf und band den Wasserschlauch wieder an den Sattel. Er sah kurz zu Mara ehe er antwortete.

„Weil mein Pferd eine Pause braucht. Es hat sich zu sehr verausgabt.“ Doch in Wahrheit wollte er Mara so lange es geht schonen und sie das erlebte verarbeiten lassen bevor er mit ihr in den Palast zurückkehren wollte.

Seth legte seinen Umhang ab und legte ihn vor Maras Füßen.

„Das Wasser ist sehr angenehm. Du solltest ein Bad nehmen und dein Gewand darin waschen ehe wir weiterreiten. Du bist sonst zu auffällig in Abydos.“ Seth zog seinen Dolch und schnipste mit dem Finger dagegen, dass das Metall klirrte und ging durch die Oase. Im rhythmischen Abstand schnipste er immer wieder gegen den Dolch, so dass Mara in hören konnte.

Nun verstand sie, was er damit bezweckte. Sie zog ihr Gewand aus und badete in dem Teich. Das Blut löste sich wie von alleine von ihrer Haut. Immer wieder hörte sie wie Seth gegen den Dolch schnipste. Als sie fertig war, band sie sich den Umhang um den nassen Körper und wusch das Blut aus dem Gewand, was sich etwas schwerer daraus löste. Zum Schluss waren nur noch blasse Flecken zu sehen.

In der warmen Wüstensonne würde das Gewand schnell trockenen.

Seth kehrte rechtzeitig zurück.

Mara hatte sich das trockene Gewand wieder angezogen und reichte Seth den Umhang zurück.

Doch sie ritten nicht sofort los.

Seth legte seinen Armschmuck ab und seine edlen Gewänder bis auf den Lendenschurz. Er verstaute die Sachen in einer Tasche am Sattel und stieg mit Mara auf das Pferd.

Zusammen ritten sie nach Abydos zum Hafen, wo sie sich durch die Schiffer, Händler, Schiffsfracht und anderen Dingen schlängelten bis zum Schiff, dass nach Theben fuhr.

Es roch nach Schlamm, Fisch, Krokodilen, Schweiß, Parfum und Räucherwerk.

Der Kapitän des Schiffes, das nach Theben fuhr, war stämmig und nicht sehr guter Laune.

Er sah Mara und Seth misstrauisch an.

„Nach Theben?“, grunzte er und hob eine Augenbraue.

Seth hatte sich als Schreiber ausgegeben und Mara als seine Schwester. Er nickte und hielt dem Kapitän einen goldenen Ring hin. „Als Bezahlung für die Fahrt.“, sagte er kurz.

Der Kapitän musterte den Ring und biss darauf, um die Echtheit zu prüfen. Nur wenige Sekunden war er im Gürtelband des Mannes verschwunden.

„Dort hinten sind Stoffballen. Dort könnt ihr euch hinlegen.“, sagte er und deute auf die hintere Ecke des Schiffes.

Seths Pferd wurde in den unteren Teil des Schiffes gebracht, wo auch andere Tiere als Fracht mittransportiert wurden.

Seth und Mara machten es sich auf einem Stoffballen bequem.

Es dauerte nicht lange, da rief der Kapitän den Befehl zum Ankerlichten aus und die Fahrt nach Theben begann.

„Wie lange werden wir unterwegs sein?“, fragte Mara und sah auf den Nil.

„Etwa vier bis fünf Tage.“, antwortete Seth.

Beide schwiegen sich eine Weile an. Seth war der Erste, der das Wort ergriff.

„Du schuldest mir noch eine Antwort, Mara.“

Mara sah ihren Herren fragend an. „Was meint Ihr?“

„Du weißt schon, was ich meine. Was in der Ruine passiert ist zwischen uns.“

„Ach...das...“, sagte sie langsam und gedehnt, „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.“

„Verstehe.“, gab Seth zurück und streckte sich genüsslich auf einem, der Ballen aus.

Ohne Worte

Das kleine Schiff mit Mara und Seth an Bord legte bei Memphis ab. Die drei großen Pyramiden schrumpften zu kleinen Dreiecken, während Memphis hinter ihnen lag. Der Nordwind bauschte das bestickte Segel und schob das Schiff wie ein geflügeltes Wesen südwärts gegen den Strom.

Mara hatte die Nächte friedlich geschlafen und war fröhlich wie eh und je.

Seth ließ sich jedoch von dieser gespielten Fröhlichkeit nicht täuschen. Er wusste, dass sie das Geschehene aus der Ruine nicht so schnell verarbeitet hatte, wie sie vorgab. Doch er wollte sie nicht dazu zwingen darüber zu reden, auch wenn er es ihr als Herr ganz leicht befehlen konnte.

Als Mara aufwachte, setzte sich Seth neben sie und fing an zu plaudern. Er erzählte ihr von den Königen des alten Reiches, die am Nilufer die riesigen Skulpturen errichten ließen, an denen sie gerade vorbeifuhren.

Kleine Jungen und Mädchen liefen am Ufer entlang und winken den Schiffen fröhlich zu.

Seth kannte viele Geschichten, mit denen er Mara unterhalten konnte.

Sie waren schon ein paar Tage unterwegs und in der Nachtwürden sie Theben erreichen und zurück im sicheren Palast sein.

Seth war froh, dass sie bald im Palast waren. So konnte er, wenn er die nächsten Nächte durcharbeiten würde, noch alles für das Opferfest fertig machen können.

Als Res Barke schon lange in der Unterwelt und Nut, die Göttin der Nacht, hoch am Himmel war, erreicht das kleine Frachtschiff den Hafen von Theben.

Mara und Seth gingen eilig von Bord und ritten zum Palast, wo Seth bereits erwartet wurde.

Der Stalljunge führte das Pferd zurück in den Stall und versorgte es.

Seth übergab die schlafende Mara seinem Sklaven Jonou.

„Bring sie in das Gemach, was neben meinem liegt. Pass auf, dass du sie nicht weckst!“, befahl Seth kühl und ging selbst erst mal in seinen Harem.

Jonou warf Seth einen fragenden Blick nach und sah zu Mara, die in seinen Armen fest schlief. Ohne weitere Fragen zu stellen, kam er dem Befehl seines Herren nach.

Seth suchte sich in seinem Harem eine Haremsdame aus und badete erst mal mit ihr. Anschließend ließ er sich von ihr massieren, salben und einölen.

Er hatte es vermisst sich von den sanften Händen einer Sklavin massieren zu lassen. Auch hatte er sein Harem viel zu lange nicht mehr besucht.

Al seine Sklavin fertig war mit massieren, zog er sich mit ihr in ihre Kammer zurück, um mit ihr zu schlafen.

Nach einer ganzen Weile kam Seth schließlich aus seinem Harem und wurde von seinem wartenden Sklaven Jonou begrüßt.

Jonou legte respektvoll die rechte Hand an die linke Schulter.

„Herr, der Pharao möchte mit Euch sprechen. Er erwartet Euch in Euren Gemächern.“

Seth nickte Jonou zu schlang, schlang den Umhang enger und ging zu seinen Gemächern, wo es sich der Pharao bereits bequem gemacht hatte und genüsslich Wein trank.

Seth neigte sein Haupt.

„Seid gegrüßt, mein Pharao. Möget Ihr Gesund sein und ewig leben.“

Der Pharao stand sofort auf, als Seth seine Begrüßung beendet hatte.

„Seth, wie geht es Euch? Was ist geschehen? Was ist mit Bakura?“, fragte der Pharao sofort und rümpfte die Nase, als er bei Seth den Geruch von Damenparfum wahr nahm. „Um diese Uhrzeit belästigst Ihr Euer Harem?“, fragte der Pharao überrascht und gespielt tadelnd, „Ihr habt es wohl nicht aushalten können...“ Der Pharao lachte leise.

Seth sagte nichts, sondern setzte sich stumm auf einen Stuhl gegenüber dem Pharao. Er ließ sich ebenfalls einen Becher mit süßem Wein bringen und trank ein paar Schlucke.

„Nun erzählt, mein Freund, was auf Eurer Reise passiert und mit Bakura geschehen ist.“ Der Pharao legte geduldig die Hände ineinander.

„Bakura ist tot.“, sagte Seth ruhig und tonlos. Seine Stimme war sachlich. „Er hatte sich in einem alten Totemtempel versteckt. In der Schatzkammer erlag er seinem endgültigen Schicksal.“

„Dann sind Ägypten und die Gräber wieder sicher.“

Seth nickte. „Das sind sie.“

„Was ist mit Eurer Sklavin? Oder ist sie das gar nicht mehr?“

„Mara ist und bleibt meine Sklavin.“, sagte er ruhig, „Ich kann sie nicht so einfach frei lassen. Das Geschehene hat sie etwas mitgenommen. Deswegen sind wie auf dem Schiffsweg zurückgekommen. Ich wollte, dass sie sich erholt.“

„Verstehe.“ Der Pharao nahm einen letzten tiefen Schluck aus dem Weinbecher. „Das heißt wohl auch, dass Ihr Mara nichts von dem Versprechen gesagt habt?“

Seth schüttelte den Kopf. „Nein.“

Er stand auf und ging zu einer Tür. Leise öffnete er diese.

Das Zimmer war zwar dunkel, aber das silbrige Licht Mondlicht schien herein und erhellte es ein wenig. Der Wind bewegte die Vorhänge der Terrasse und des Bettes.

Der Pharao trat neben Seth und sah in den Raum.

Mara schlief tief und fest und bemerkte die Anwesenheit der beiden Männer nicht.

„Das ist Iris Tochter?“, fragte Atem.

Seth nickte und wandte den Blick nicht von Mara.

„Früher oder später musst du es ihr sagen, Seth.“

Stumm schüttelte Seth den Kopf. „Wenn ich es ihr sage, bedeutet das, dass ich sie frei lassen muss und dann wird sie gehen und das kann ich nicht zulassen.“

Er schloss die Tür genauso leise wie er sie geöffnet hatte.

Die Augen Atems waren größer geworden. Er sah Seth mehr als überrascht an.

„Seth, sagt mir nicht, dass Ihr Euch in sie verliebt habt?!“

„So ein Unsinn!“, gab Seth barsch zurück.

„Und warum sonst lasst Ihr sie in dem Gemach neben Eurem schlafen? Ihr wisst, wem dieser Raum zustand?“

„Natürlich weiß ich, wem dieser Raum ein mal zustand, aber diese Person ist nun tot. Ich hab ihr den Raum auch nur für begrenzte Zeit zur Verfügung gestellt. Ich denke, dass es noch zu früh ist, um sie in den Harem zu stecken.“

Atem grinste. „Wenn Ihr das sagt.“, er klang nicht überzeugt, „Aber sonst war es Euch auch egal.“ Atem zuckte mit den Schultern. „Wie dem auch sei. Wenn Ihr es nicht sagen wollt, werde ich es ihr sagen und sie vom Sklavenstand befreien.“

„Aber...“

„Ich bin der Pharao und ich tue das, was mir beliebt!“, unterbrach er Seth. Seine Stimme klang warnend. „Ich gebe Euch Zeit bis nach dem Opferfest. Wenn Ihr es ihr bis dahin nicht gesagt und freigelassen habt, werde ich es tun, Seth.“

Seth nickte unterwürfig. „Ja, mein Pharao.“

Atem sah Seth zufrieden an und nickte. Er drehte such um und ging mit einer vollkommenen Eleganz in sein Gemach und ließ Seth alleine. Der Umhang schlug kleine Wellen hinter dem Pharao, während Seth zum Abschied noch eine Geste des Respekts vollführte.

Als der Pharao fort war, seufzte Seth kurz auf. Er klatschte in die Hände und sofort kam ein junger Sklave herein, um Seth zu entkleiden und das Nachtgewand anzulegen.

Sobald auch dieser fort war, ging Seth leise zu Mara und blieb vor ihrem Bett stehen.

Sie sah friedlich und entspann aus.

Vorsichtig strich er ihr kurz über die Wange, zog seine Hand aber schnell wieder zurück und eilte in sein Gemach.

Was dachte er sich dabei? Sonst war er auch nie so nett zu seinen Sklaven! Aber sie war keine richtige Sklavin und er hatte ein Versprechen einzuhalten.

Gedankenverloren sah Seth in den Nachthimmel. Der Vollmond erhellte sein Gesicht und warf dunkle Schatten darauf, dass er um Jahre älter aussah.

Erschöpft lehnte er sich gegen die Wand und ließ sich daran zu Boden gleiten. Mit der Hand fuhr er sich durch den Pony und sah auf die bemalten Fliesen.

Die Worte des Pharaos hallten in seinem Kopf wieder.

Verliebt? Seth war garantiert nicht verliebt! Er hatte nie viel mit der Liebe zu tun gehabt und wollte es von sich aus schon nicht. Dennoch war klar, dass er Mara anders behandelte als seine anderen Sklavinnen.

Das Gespräch mit dem Pharao

Seth war schon lange wach. Die Nacht hatte sich für ihn bloß dahin gezogen, anstatt ihm Ruhe zu geben, mit dem Ergebnis, dass er aufgestanden war und sich eine kleine Öllampe angezündet hatte. Er hatte sich die Papyrusschriftrollen zur Hand genommen, die in seinen Gemächern lagen, und las sie durch.

Doch lange hielt seine Konzentration nicht an. Er musste nach Mara sehen. Es war ein innerer Drang, dem er nicht widerstehen konnte. Die Worte des Pharaos am Abend ließen ihn nicht los. Seth musste ihr bald die Wahrheit sagen oder der Pharao würde es tun. Doch der Gedanke daran schmerzte ihn.

Leise öffnete er die Tür und sah in das dunkle Gemach hinein.

Alles war ruhig und Mara schlief tief und fest.

Das Gemach war groß, viel zu groß für das einer einfachen Sklavin, dich Seth würde, wenn Mara fragen sollte, ihr schon eine passende Ausrede presentieren.

Es war offensichtlich, dass es das Gemach einer höher gestellten Persönlichkeit gehörte.

Wütend über sich selbst, dass er so weichherzig zu ihr war, macht er die Tür zu und zog sich auf die Terrasse zurück, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.

Seth saß bis zum Sonnenaufgang auf der Terrasse und arbeitete an den Schriftrollen.

Erst als einer seiner Sklaven ihn wecken wollte und auf der Terrasse erblickte, legte Seth die Schriftrollen zur Seite und begab sich ins Bad. Dort ließ er sich von seinen Sklaven massieren, einsalben und ölen.

Noch während er dort lag, klatschte er in die Hände und sein Sklave Jonou kam herein.

„Weck meine Sklavin Mara. Sie schläft im Nebenraum. Sorge dafür, dass sie gebadet und angekleidet wird. Sage ihr auch, dass der Pharao sie heute sprechen will. Du wirst dich in den nächsten Tagen bis nach dem Opferfest um sie kümmern. Natürlich bist du dadurch von deinen anderen Arbeiten befreit. Du trägst die Verantwortung, dass ich nicht von ihr gestört werde. Zeige ihr den Palast, den Garten oder die Bücherei. Und sollte sie Fragen stellen, so sagst du ihr, dass ich nicht ewig Zeit für sie habe!“ Seths Tonfall war kühl und ohne jeglicher Emotionen.

„Ja, Herr.“ Jonou verneigte sich und legte seinen rechten Arm an die linke Schulter. Er ging sofort los, um den Befehl seines Herren nach zu gehen.

Seth entspannte sich wieder unter der Massage und seufzte leise.

Er wollte nicht herzlos sein, aber er musste Abstand zu diesem Mädchen bekommen, bevor sie ihm gänzlich den Kopf verdrehte mit den blauen Augen.

Jonou atmete tief aus, als er die Gemächer seines Herren verlassen hatte. Den Tonfall kannte er von Seth durchaus nur zu gut. Irgendetwas war ihm wieder über die Leber gelaufen und passte nicht in sein geordnetes Leben. Die Diener und Sklaven durften die Laune ertragen und ausbaden. Wer weiß, wie lange das dauern konnte.

Mit hängenden Schultern ging er zu der Tür, die neben Seths war. Er fragte sich, wieso Mara dieses Gemach erhalten hatte. Aber Seth würde seine Gründe haben, die einfache Sklaven nie was angingen. Sie durften nur den Gerüchten zuhören und diesen Glauben schenken.

Genervt klopfte er an die Tür, wartete einen Augenblick und ging hinein.

Die Sonne schien durch die Vorhänge und warf tanzende Schatten auf den bunt bemalten Fliesenboden. Der Wind bauschte die Vorhänge leicht auf und ließ eine angenehm frische Briese herein.

Deutlich merkte man, dass der Raum für eine Hofdame war oder für jemand noch höher gestellten.

Jonou fragte sich ernsthaft, wieso Seth Mara dieses Gemach gegeben hatte. Aber er brauchte Mara nicht fragen. Sie wusste es erst recht nicht.

Seine nackten Füße tapsten auf den kühlen Fliesen zu dem Bett. Er wollte Mara nicht wecken, doch der Befehl Seths stand weit über dem, was er wollte.

„Mara?“ Jonou schüttelte sie an der Schulter. „Mara wach auf!“

Mara drehte sich verschlafen und gab ein unverständliches Brummen von sich.

Jonou rollte mich den Augen. Er schüttelte Mara stärker an der Schulter bis sie die Augen verschlafen öffnete.

„Mara, beeil dich, du Schlafmütze!“ Jonou warf die Decke zur Seite, griff nach ihrem Handgelenk und zog sie hoch.

„Jonou, was ist los? Wieso drängelst du so?“, fragte Mara verwirrt.

„Erklär ich dir später! Steh auf und geh ins Bad dich baden und ankleiden!“ Jonou öffnete die Tür und schob Mara hinein und schlug sie dann auch schon wieder zu.

Wenige Augenblicke später traten zwei Sklavinnen ein und brachten ein paar Früchte und Wasser und ein weißes Gewand, was Mara anziehen sollte.

Jonou deute auf den Tisch und das Bad.

Die Sklavinnen brachten die Sachen zum jeweiligen Platz.

Als sie fort waren, richtete Jonou das Bett und setzte sich auf einen der Stühle.

Die Platte mit den süßen Früchten sah lecker aus und ohne groß nachzudenken, nahm er sich ein Stück Feige und Dattel.

Jonou hatte zwar schon gefrühstückt, aber Platz für eine Feige und Dattel war immer.

Genüsslich verspreist er die beiden Früchte bis Mara aus dem Bad kam.

Mara trug das schlichte weiße Gewand. Es wurde im Nacken zusammengebunden und war so drapiert worden, dass es in der Mitte Falten schlug.

Schnell band sie es noch im Nacken zusammen und setzte sich zu Jonou an den Tisch. Mara griff nach einem süßen Stück Melone, biss hinein und genoss für einen Augenblick den süßen Geschmack bevor sie ernster wurde.

„Wieso hast du mich vorhin so aus dem Bett gezerrt?“ Mara klang leicht angesäuert.

„Ich hatte meinen Befehl von Seth.“, Jonous Stimme war entschuldigend, „Seth wollte, dass ich dich wecke, du dich badest und ankleidest. Ich soll dir sagen, dass der Pharao dich sprechen will. Warum hat Seth nicht gesagt. Bis nach dem Opferfest werde ich mich um dich kümmern. Seths sagte auch, er hätte nicht ewig Zeit für dich und du sollst ihn nicht stören. Ich soll die Zeit mit dir erstmal verbringen.“

Mara nickte, sah aber betrübt zu Boden. „Verstehe…“

Jonou merkte deutlich ihre Traurigkeit und suchte nach den richtigen Worten, um sie zu trösten, dich ihm viel nicht ein. Er sagte das, was ihm gerade einfiel.

„Was hast du erwartet? Du bist eine Sklavin und er ist der Hohepriester Ägyptens und Freund des Pharaos! Hast du ernsthaft geglaubt, er würde was für dich empfinden?“

Mara schüttelte den Kopf. „Nein, das habe ich nicht gedacht.“

„Was dachtest du dann?“

„Ich weiß es nicht…“, flüsterte sie leise.

Jonou betrachtete Mara eine Weile. „Du solltest dich vor ihm in Acht nehmen. Du wärst nicht die erste Sklavin, die ihr Herz an ihn verliert.“

„Ich verlieren es schon nicht!“ Mara klang nicht wirklich überzeigend.

Plötzlich trat ein Diener ein und kündigte den Pharao an.

Mara und Jonou knieten sich sofort zu Boden und berührten mit der Stirn die kalten Fliesen.

Mara hörte wie jemand mit rauschendem Gewand und gleichmäßigen Schritten das Gemach betrat und stehen blieb.

„Möget Ihr ewig Leben und Gesund sein, mein Pharao.“, sagte sie wie es sich gehörte.

Jonou neben ihr schwieg.

„Sklave Jonou, verlasse das Gemach solange bis diese Unterredung beendet ist.“, befahl der Pharao mit ruhiger und erhabener Stimme.

„Ja, Herr.“, sagte Jonou und stand auf, vorbei er mit einer Verbeugung rückwärts den Raum verließ, um nicht respektlos gegenüber dem Pharao zu sein.

Atem nickte dem Diener zu, als Zeichen, dass er ebenfalls draußen warten sollte, dann ging er auf Mara zu und blieb vor ihr stehen.

„Du bist also Mara, Tochter von Iri dem Schreiber.“

Es war mehr eine Feststellung als Frage, dennoch antwortete Mara ihm.

„Ja, das bin ich, mein Pharao.“

Atem nickte und setzte sich auf einen Stuhl. Er nahm sich etwas vom Früchteteller, musterte die Frucht und biss hinein.

„Erhebe dich und setzt dich neben mir. Ich habe einige Fragen an dich, Mara.“

Mara zitterte. „Sehr wohl, mein Pharao.“

Mit weichen Knien stand Mara auf, hielt den Blick gesenkt und setzte sich gegenüber von Atem.

„Nun sage mir Mara, was mit Bakura und in dieser Ruine geschehen ist. Mein Freund Seth scheint deswegen etwas verändert zu sein und dich scheint es auch sehr mitgenommen zu haben.“

Mara nickte. „Sehr wohl.“ Sie überlegte kurz, was sie sagen sollte. „Bakura ist in der Ruine gestorben. Er hat eine Falle ausgelöst, die in tötete.“

Der Pharao nickte. „Ich dachte es mir schon, dass es eine Falle gewesen war und nicht Seth selbst. Aber auch dir scheint es schwer zu fallen, darüber zu sprechen. So lasse mich bitte einen Blick in deine Erinnerungen werfen.“ Atem stand auf und blieb vor Mara stehen. Er nahm ihren Kopf in seine Hände und suchten ihren Blick, dem sie unterwürfig auswich. „Mara, sieh mich an. Dir passiert nichts.“ Seine Stimme war nicht mehr erhaben, sondern nett und einfühlsam.

Mara sah den Pharao ängstlich an. Die Augen des Pharaos waren nicht kalt, wie sie erwartet hatte. Sie waren voller Entschlossenheit und Wärme.

Die Kette um seinen Hals in Form einer umgedrehten Pyramide faszinierte sie.

„Du hast sehr schöne blaue Augen. Woher hast du sie?“

„Meine Mutter hat sie mir geschenkt.“

„Das ist großzügig von ihr gewesen. Wie ich sehe interessierst du dich für mein Millenniumspuzzle.“

„Verzeihung…“ Sofort sah Mara den Pharao wieder in die Augen.

„Es hat die Fähigkeit in die Erinnerung eines Menschen zu dringen und mir zu zeigen. Ich werde dir also nicht weh tun.“

Mara nickte und sah den Pharao tief in die Augen, so wie er es bei ihr tat.

Atem schloss die Augen, als er den warmen Energiestrom des Puzzles durch seinen Körper strömen spürte und die Verbindung zu Maras Erinnerungen gefunden hatte.

Das Bild vor seinem geistigen Auge war dunkel und vom dichten Nebel durchdrungen. Nur langsam klärte sich das Bild.

Atem stand in einem schwach erleuchtetem Raum mit den Schätzen vergangener Pharaonen.

Am Eingang zur Schatzkammer standen Mara und Seth.

Mara schrie Seth wütend an.

Seths Schultern bebten. Ob vor Zorn wusste Atem nicht, aber Seth musste nur einen einzigen Schritt machen um bei ihr zu sein. Einen einzigen Schritt, um sie grob packen zu können und gegen die Wand zu drücken. Und dann presste er seine Lippen auf ihre, und versiegelt ihren Mund, so dass sie nicht einmal mehr protestieren konnte.

Er küsste sie und hielt ihre Handgelenke fest und sie wurde unnachgiebig an die Wand gepresst. Es war kein netter Kuss. Kein romantischer Kuss. Es war ein rauer, harter, wütender Kuss, mit dem er ihr die Luft aus den Lungen presste. Ein Kuss, um ihr den Mund zu stopfen. Mara zum Schweigen zu bringen.

Es war ein ,Ich hasse dich, ich will dich auf Knien vor mir sehen, ich will dich demütigen und besiegen und dass du endlich aufhörst zu reden, und ich will, dass du mir gehörst' Kuss.

Mara bewegte sich unter ihm und versuche sich aus seinem unnachgiebigen Griff zu entwinden.

Ruckartig ließ er sie los, als er ihren Widerstand zu spüren schien und stolperte nach hinten. Seine Augen waren weit vor Entsetzen.

Mara starrte atemlos zurück und sank an die Wand, viel zu verwirrt und ausgesaugt, um irgendetwas Produktives dazu sagen zu können, hinunter.

Er hatte sie geküsst. Er hatte sie definitiv geküsst.

Schwer atmend wandte sie den Kopf und starrte ihn an. Nichts ging mehr. Keine sinnvollen Worte. Keine wichtigen Fragen.

„Mara...“

Mara hob den Kopf und sah ihn fragend an.

„Das hier ist niemals passiert.“

„Was?“

„DAS hier!“, fauchte er unwirsch.

„Aber es ist passiert...“

„Nein ist es nicht.", sagte er stur.

Mara berührte ihre geschwollenen Lippen mit den Fingerspitzen und verzog sekundenlang das Gesicht. Als sie die Finger zurückzog, klebte Blut daran.

„Was ist damit?“

Seine Augen wurden schmal und sahen sie an.

„Willst du etwa, dass es passiert ist?“

Mara setzte zur Antwort an, brachte nichts hervor, als plötzlich Bakura aus dem Eingang geklettert kam.

„Na wen haben wir hier? Den Hohepriester und eine Sklavin!“ Seine Stimme war bösartig.

Seth war sofort auf den Beiden und wollte seinen Dolch zücken, als Bakura ihm bereits einen an die Kehle hielt.

„Vorsicht! Vorsicht!“, sagte er, „Du wirst mich jetzt durch diese Schatzkammer führen. Und ich rate dir, mir zu sagen, wie ich den Fallen ausweichen kann.“

„Was ist, wenn ich es nicht tun sollte?“

„Dann wäre es sehr schade, um deine kleine Sklavin, denn sie wird voran gehen und keine dummen Tricks, kapiert? Sonst scheid ich ihr die Kehle durch!“ Bakura packte Mara und zerrte sie hoch, stieß sie die Stufen hinunter und folgte ihr.Den Dolch hielt er dabei drohend in ihren Rücken.

Seth blieb am Eingang zurück und sah hinunter. Kalter Schweiß lief seine Stirn hinunter. Er atmete tief durch.

„Die erste Falle ist an der Wächterstatue. Dort müsste ihr aufpassen. Es gibt Falltüren. Am besten geht ihr am Rand entlang bis zu der Horus Staute. Dort ist die zweite Falle. Es gibt insgesamt drei.“

Mara ging mit zitternden Knien voran und ging dicht an den Statuen und Juwelen vorbei und blieb an der Horus Statue stehen.

„Wir sind da! Was jetzt?“, rief Mara.

Seth atmete erleichtert aus. „Siehst du die Steine auf dem Boden?“

„Ja!“, rief Mara zurück.

„Dort sind Hieroglyphen eingraviert. Du musst den Namen des Sonnengottes gehen! Du darfst also nur die Steine berühren, die am Ende den Namen von Amun-Re ergeben!“

„Ist gut!“ Mara sah zu Boden und suchte nach der ersten passenden Hieroglyphe. Sie machte einen großen Schritt und blieb auf dem kleinen Stein stehen. Die nächste fand sie schnell und den Rest ebenfalls.

Bakura war dicht hinter hier und machte jeden Schritt nach.

„Wir sind durch!“, rief sie zu Seth.

„Ihr könnt jetzt erstmal bis zum Ende der Schatzkammer durchgehen! Die letzte Falle kommt fast zum Schluss!“ Seth biss sich auf die Lippen und beobachtete hilflos wie Bakura mit Mara durch die Kammer ging.

Kurz vor dem Schluss blieben sie stehen.

Bakura schien nicht weiter gehen zu wollen. „Ha! Jetzt bin ich so reich wie der Herrscher selbst!“ Er stieß Mara zu Boden, die sich dicht an einen Haufen Gold drängte.

Bakura nahm die Schätze in die Hand und ließ sie durch seine Finger gleiten.

Seth beobachtete jeden Schritt von Bakura. „MARA, RUNTER!“, schrie er plötzlich.

Bakura setzte seinen Fuß gerade auf einen Stein, der sich tief in den Boden grub.

Mara duckte sich sofort und presste sich so eng wie möglich auf den Boden. Sie presste die Augen zusammen.

Ein zischen durchzog die Luft und Gold klirrte.

Selbst Seth hatte den Blick abgewandt.

Mara wagte es aufzusehen. Bakura stand mit dem Körper gewandt zu ihr und sah sie bewegungslos an. Vorsichtig richtete sich Mara auf und sah die vielen Schwerter im Boden und in den Schätzen stecken.

Plötzlich quoll Blut aus Bakuras Körper und einzelne Köperteile trennten sich voneinander ab.

Das dunkle Blut floss über den gesamten Boden. Mara versuchte dem auszuweichen, konnte aber nicht verhindern, dass sie sah wie Bakura zu Boden fiel.

Einzelne Teile seines Körpers fielen zu Boden und verteilten sich. Deutlich sah man die Knochen und Innereien aus seinem Bauch. Der Kopf rollte über den Steinboden und blieb vor Maras Füßen liegen. Die geweiteten Augen von Bakura sahen sie voller Angst an.

Sie brachte bei dem Anblick kein Wort raus, zitterte nur und sank zu Boden und blieb dort regungslos liegen.

Das Bild verschwamm vor den Augen Atems und er öffnete die Augen. Es war für ihn wie ein Traum, was er eben gesehen hatte.

Stillschweigend sahen sich Mara und der Pharao an.

„Nun verstehe ich.“, sagte er nach einer ganzen Weile und ließ Mara los. Atem setzte sich wieder auf den Stuhl. „Was passiert ist, ist schrecklich.“

Mara sah wieder auf ihren Schoß. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

„Nun gut. Ägypten ist sicher und das ist das einzige, was zählt. Ich weiß, dass du deinen Vater durch Bakura verloren hast, Mara, und ich verspreche dir, dass er eine ehrenvolle Bestattung erhält. Aber sag, würdest du mir einen Gefallen tun?“

Mara nickte. „Natürlich, mein Pharao.“

„Eine Tänzerin ist ausgefallen für das Opferfest und ich frage mich, ob du nicht statt ihrer für die Gäste tanzen könntest. Die anderen Tänzerinnen werden dir alles beibringen. Würdest du das tun?“

Mara nickte. „Es ist mir eine Ehre.“

Der Pharao lächelte und stand auf. „Ich danke dir.“

„Ihr braucht mir nicht zu danken, mein Pharao.“ Mara kniete sich zur Verabschiedung wieder auf den Boden und ihre Stirn berührte die Fliesen. „Möget Ihr ewig Leben, Mein Pharao.“

Der Pharao drehte sich kurz bevor er den Raum verließ noch einmal zu Mara um. Er war sich sicher, dass sie noch eine große Zukunft vor sich hatte. Immerhin lautete ihr Name die Wahrheit der Maat.

Lächelnd öffnete er die Tür und trat dann mit ernster Miene wieder hinaus. Sein Diener, der ihn ankündigte verneigte sich und folgte ihm.

Der Sklave Jonou verneigte sich ebenfalls, ging aber zu Mara in das Gemach.

Gleichmäßigen Schrittes ging der Pharao durch die Gänge zurück in sein Gemach.

Der Junge aus dem Wüstendorf

Der Pharao saß auf einer Liege. Die letzten Strahlen der Sonne fielöen in seine Gemächer und färbten es in ein angenehmes rot und orange. Der Wind ließ die Vorhänge tanzen und brachte ein wenig Kühlung in das Gemach.

Nachdenklich legte sich Atem auf die weiche Liege und aß ein paar Trauben. Die Erinnerungen von Mara machten ihn nachdenklich und er dachte über das Geschehene nach.

Atem griff nach dem Weinbecherund trank etwas von dem süßen Honigwein, als ihm sein Hohepriester angekündigt wurde.

Seth trat wie immer mit einer lässigen Eleganz auf und verneigte sich mit einem leichten Kopfnicken vor dem Pharao.

„Ihr habt mich rufen lassen, mein Pharao?“

„Setz dich, Seth, setz dich.“ Atem deutete auf die zweite freie Liege.

Etwas verwundert darüber, dass der Pharao ihn nicht wie sonst so höflich anredete, wie er es sonst offiziell tat, sondern vertraut duzte, was schon lange nicht mehr vorgekommen war, setzte sich Seth.

Sofort ließ Atem einen weiteren Becher mit Wein bringen und schickte seine Diener mit einer Handbewegung fort.

Atem wartete bis Seth etwas getrunken hatte und seine Anspannung nach ließ.

„Seth, ich weiß, dass du sehr an Mara hängst, aber…“, Atem suchte die richtigen Worte, „…du tust weder dir noch ihr noch mir einen Gefallen damit, wenn du mit der Wahrheit nicht rausrückst. Wir haben ein Versprechen gegeben und das sollten wir auch einem Freund gegenüber halten.“

„Aber…“ Seth rang mit den Worten. Er wollte nicht, dass Atem glaubte, er würde etwas für Mara empfinden.

„Leugnen ist zwecklos, mein lieber Freund.“ Atem tippste grinsend mit dem Finger auf sein Puzzle. „Ich habe alles genau gesehen.“

Seth nahm einen großen Schluck aus dem Weinbecher. Die Tatsache, dass der Pharao alles gesehen hatte, was in der Ruine passiert war, ließ jegliche Farbe aus Seths Gesicht weichen.

„Ihr habt also schon mit ihr geredet. Verstehe.“

„Seth, wir sind unter uns. Rede mich also nicht so förmlich an, bitte.“

Der Hohepriester nickte.

„Selbst als ich ihre Erinnerungen noch nicht kannte, wusste ich, dass du an ihr hängst. Du hast dich auch selbst verraten, als du ihr das Gemach neben deinem gegeben hast.“

Atem stand auf und ging auf die Terrasse, Seth folgte ihm stumm.

„Wir beide wissen, wer ihre Mutter war und welche Stellung Iri und Nefer hier im Palast hatten. Mara hat ein Recht darauf, es zu erfahren.“ Die violetten Augen des Pharaos blieben auf Mara und Jonou liegen, die durch den Garten schlenderten.

Seth folgte dem Blick, wandte ihn aber schnell wieder ab.

„Iri war unser Freund. Er konnte es ihr nicht sagen, welche Stellung er und Nefer am Hof hatten. Er wollte Mara von diesem Leben fern halten. Er hielt es nicht gut, wenn sie mit den Intriegen und den Machenschaften in Berührung kam. Und wofür? Alles umsonst!“, sagte Seth und sah auf den Horizont.

Atem seufzte.

„Ich weiß. Er hat es uns selbst gesagt. Ich erinnere mich noch zu meiner Krönungsfeier, die wir drei nach den offiziellen Feierlichkeiten in meinem Gemach gemacht hatten. An diesem Tag bat er uns um ein Versprechen.“ Der Pharao dachte an diesen Tag vor drei Jahren zurück und wandte den Blick von Mara ab, die noch immer mit Jonou im Lotosgarten war. Er sah Seth an.

Alles an dem Hohepriester wirkte plötzlich nicht mehr lässig elegant und erhaben stolz, sondern verzweifelt und voller Sorge.

Atem konnte den traurigen Anblick seines Freundes nicht ertragen und legte ihm aufmundert eine Hand auf die Schulter.

„Wenn du es nicht alleine kannst, Mara die Wahrheit zu sagen, dann werde ich dir natürlich helfen.“ Plötzlich grinste Atem Seth hinterhältig an. „Und wenn du nicht den Mut hast, ihr den Hof zu machen, werde ich es eben tun. Denn abgeneigt von ihr bin ich nicht!“

„Atem!“, stieß Seth empört hevor, „Wir haben nicht verpsorchen, uns an sie ran zu machen! Außerdem ist sie immer noch meine Sklavin!“

„Pharao!“, konterte Atem.

Seth und Atem sahen sich einen Moment stumm an und lachten dann unwillkürlich los.

„Du bist unmöglich, Atem!“, sagte Seth und ging wieder mit dem Pharao ins Gemach.

Zusammen tranken sie noch bis in den späten Abend den süßen Wein.
 

Mara und Jonou hatten beschlossen am frühen Abend im Lotosgarten spazierne zu gehen. Sie redeten miteinander und lachten. Jonou erzählte ihr einiges über sein früheres Leben und das Leben, was er jetzt führte.

Mara hörte ihm interessiert zu.

Jonou kam aus einem fernen Land, weit aus dem Osten. Das Land hieß Japan. Dort hatte man noch nie etwas von Pyramiden und Pharaonen gehört bis eines Tages die Armee eines Pharaos dort einmarschiert war, um das Land zu erforschen. Als sich dann heraus stellte, dass das Land brauchbares Gut hatte, hatte der Pharao erfolgreich gegen die Männern und Armeen des Landes gekämpft und Sklaven, Gold, Edelsteine, Stoffe und Samen für Früchte mitgebracht.

Oft versuchten die Könige des Landes, die sie dort Kaiser nannten, ihre Gebiete zurück zu erobern, scheiterten jedoch immer wieder.

Jonou hatte ein einfaches Leben geführt. Sein Vater war ein Feldherr gewesen und seine Mutter eine Priesterin, die Miko genannt wurde. Er war der Lehrling seines Vaters gewesen und hatte schon mit einigen Trainingsübungen begonnen.

Doch eines Tages kam wieder die Armee des Pharaos und sein Vater zog in die Schlacht und starb dort. Die Armee drang auch in den Tempel seiner Mutter ein, töteten sie und plünderten diesen. Ihn ließen sie jedoch am Leben, um ihn nach einer monatigen Schiffsreise nach Ägypten als Sklave zu bringen und dem Pharao als Kriegsbeute zu schenken. Der Pharao hatte jedoch genug eigene Diener und Sklaven und schenkte ihn weiter an Seth.

„Aber du sprichst doch fließend ägyptisch? Wie lange bist du denn schon hier?“, fragte Mara verwundert.

„Lange.“, seufzte Jonou, „Ungefähr zwei Jahre oder so. Genau weiß ich das nicht.“

„Das tut mir leid.“ Mara konnte Jonou durchaus verstehen und fühlte mit ihm.

„Schon gut.“, sagte er etwas verlegen und beide schwiegen sich an.

Plötzlich fiel etwas laut krachend zu Boden.

Mara und Jonou sahen erschrocken auf.

Eine Hecke bewegte sich und merkwürdige Geräusche kamen daraus.

Jonou stellte sich schützend vor Mara und ging vorsichtig auf die Hecke zu. Langsam näherte er sich und schob ein paar Zweige und Äste zur Seite.

„Hä?“, entfuhr es ihm.

Mara trat zu Jonou heran. „Was…ist das?“

In der Hecke lag ein zusammengerollter Teppich, der sich wandte, bewegte und erstickte Geräusche von sich gab.

„Da ist jemand drin!“, stieß Mara hervor.

Jonou packte den Teppich und zog ihn aus der Hecke.

„Tritt ein Stück zurück. Man kann nie wissen.“

Mara tat wie Jonou es gesagt hatte und nahm ein wenig Abstand.

Jonou öffnete das Seil, mit dem der Teppich zusammengebunden worden war und rollte ihn auf.

Ein Junge lag darin eingewickelt.

Seine Haut war braungebrannt und er trug ein einfaches langes Leinengewand. Seine Haare waren fast weiß. Er trug keine Sandalen oder sonstigen Schmuck. Er war fast im Mannesalter.

Mara trat näher.

„Alles ok mit dir?“, fragte sie vorsichtig.

Der Junge sah erschrocken auf und starrte beide ängstlich an.

„Keine Angst, wir tun dir nichts. Sag, wer hat dir das angetan?“

„Mein…mein Vater…“, stammelte er.

„Wie heißt du? Ich bin Mara und das ist Jonouchi, aber nenn ihn ruhig Jonou.“

„Ich heiße Marik.“

„Und wo kommst du her?“, fragte Jonou.

„Aus einem kleinen Wüstendorf. Meine Eltern sind nicht sehr reich.“

Jonou sah den Jungen wissend an und sah zu Mara. Stumm deutet er ihr, dass er ihr etwas sagen musste.

Mara näherte sich Jonou, damit sie besser flüstern konnten.

„Der Junge wurde ausgesetzt. Seine Eltern sind vermutlich zu arm, um ihn weiterhin zu ernähren.“

„Passiert sowas oft, dass…naja…“ Mara deutete zu dem Teppich und den Jungen.

Jonou nickte.

„Leider ja. Dieser Teil der Palastmauer wird wenig bewacht und viele schieben ihre Kinder hier ab. Meist werden sie in Säcken oder so gesteckt und dann wie ein altes Stück Stoff über die Mauer geworfen. Es ist ihnen egal, was dann aus ihrem Kind wird. Es gibt viele Gründe. Meist sie sind zu arm und hoffen, dass ihr Kind im Palast eine gute Anstellung findet als Diener oder so.“

„Aber wir können ihn nich einfach seinem Schicksal überlassen!“

Jonou seufzte. „Okay…wir nehmen ihn mit und fragen einen Priester, as wir mit ihm tun sollen.“

Mara nickte einverstanden.

Sie nahmen Marik mit in den Palast.
 

In der frühen Nacht kam ein Reisender auf seinem Pferd an der Stadtgrenze zum stehen. Seine Kapuze reichte ihm tief ins Gesicht. An dem wenigen Stück freie Haut, sah man wie blass er war. Seine Haut ähnelte Porzellan und seine Augen waren braun. Sein Haar weiß, jedoch war anfang zwanzig. Auf seinem Arm landete ein Falke und blieb friedlich darauf sitzen. Kurz streichelte er ihm über das Gefieder und ließ ihn wieder fliegen. Dann trieb er wieder das Pferd an und breschte den Hügel hinunter in die Stadt.

Das Opferfest

Die Nacht war über Ägypten hereingebrochen. Ein Falke flog mit weit ausgebreiteten Schwingen durch die Luft. Ein vermummter Reit ritt unter ihm auf seinem schwarzem Pferd in die Stadt, dessen Lichter in der Ferne zu sehen waren.

Die Gassen waren eng und die Straßen und der Marktplatz leer. Hier und dort saß noch ein Bettler, um bat um Almosen, doch der Reiter ritt seinen Weg ungerührt fort bis zu einem weißen Lehmziegelhaus.

Der Falke flog hernieder und setzte sich auf eine niedrige Mauer.

Die Tür war verschlossen und kein Licht war zu sehen und nichts zu hören.

Der Reiter stieg von seinem Pferd und klopfte gegen die Tür.

„Iri? Schreiber Iri seid Ihr da?! Wenn Ihr mich hören könnt, dann macht die Tür auf! Ich habe mit Euch zu reden!“ Immer stärker schlug der Reiter gegen die Tür, doch nichts geschah.

„Psst.“, kam es plötzlich aus einem Fenster des Nachbarhauses. „Psst.“

Der Reiter drehte sich um. „Was ist?“, fragt er ungehalten.

„Wenn Ihr den Schreiber Iri sucht, er ist in der Wüste einem Grabräuber zum Opfer gefallen!“, zischte ihm eine weibliche Stimme zu.

„Und seine Tochter!?“

„Seine Tochter wurde auf dem Marktplatz zuletzt gesehen wie sie als Sklavin in den Händen der Palastwache an den Hof des Pharaos gebracht wurde.“ Dann bewegte sich ein dunkler Schatten und es war wieder still in der Gasse.

„Verdammt!“, fluchte der Reiter und stieg wieder auf das Pferd, trieb es an und ritt los. Der Falke zögerte kurz und folgte ihm wieder.
 

Es waren ein paar Tage vergangen seit Mara vom Pharao gebeten wurde, beim Opferfest zu tanzen. Sie hatte seit diesem Tag mit den anderen Tänzerinnen geübt und gelernt mit den Schleiern zu tanzen.

Jonou war so freundlich gewesen, Marik zu Seth zu führen und zu fragen, was mit dem Jungen geschehen sollte. Er arbeitete nun als Küchenjunge im Palast und Mara war froh, dass ihm nichts Schlimmes bevorstand, wie der Kerker oder etwas anderes.

Bis zum frühen Abend dauerte die Zeremonie, Zeit die Mara nutzte, um zu üben und sich auf den Abend vorzubereiten.

Doch die Konzentration viel ihr schwer. Sie hatte Seth seit einigen Tagen nicht mehr gesehen und auch er hatte keine Anstalten gemacht, nach ihr schicken zu lassen oder sonst ein anderen Zeichen.

Nur einmal waren sie sich begegnet.

Er hatte sie nicht beachtet und ihr auch keines Blickes gewürdigt, was Mara noch trauriger machte.

Jonou hatte sie gewarnt und nun war das eingetroffen, was sie befürchtet hatte. Mara hätte weinen können, doch sie durfte sich jetzt nicht ablenken lassen. Schnell wischte sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln, als es plötzlich an der Tür klopfte.

„Herein!“

Drei Musikerinnen traten ein und holten Mara ab, um sie zurecht zu machen für die Feierlichkeit.

Mara folgte den Mädchen, die sie badeten und mit duftenden Lotosölen einrieben. Sie bekam ein langes lotosfarbenes Gewand angelegt, dazu ein paar goldene Arm- und Fußreife. Selbst ein kleines, dünnes Diadem hatte man ihr gegeben und ihr auf die Stirn gesetzt. Dazu hängte man ihr mehre kleine blaue Schleier um und mit einem Schleier sollte sie tanzen.

Mara merkte deutlich, dass ihre Nervosität stieg, als sie den drei Musikerinnen zum Saal folgte.

Alle hohen Persönlichkeiten waren anwesend. Auch Seth, den sie sofort erblickte.

Auch Seth hatte Mara bemerkt. Seine Augen weiteten sich, als er seine Sklavin bei den Musikerinnen sah und wandte den Blick sofort ab und sah beleidigt zum Pharao, der ihn nur frech grinsend ansah.

Die Musikerinnen setzten sich auf ein Kissen und begannen mit der Musik.

Mara hatte sich in Position gebracht und fing an zu tanzen.

Sie bewegte aufreizend mit ihrer Hüfte und schwang das Kleid hin und her. Dann breitete sie mit einem leichten Hüftschwung den hauchdünnen Schleier aus und tanzte damit. Sie ließ ihn um ihren Körper schweben und wand sich dabei im Rhythmus. Ihre langen schwarzen Haare flogen dabei hin und her und sie bewegte zu der immer schnelleren Musik verführerisch hin und her.

Einige Bewegungen erinnerten an Akrobatik, dennoch zog sie die Blicke der Gäste auf sich.

Zum Schluss ließ sie sich auf die Knie fallen und beugte ihren Rücken durch, so dass sie eine Brücke machen konnte. Der Schleier fiel auf ihren Körper und Mara blickte die Gäste an. Es blieb ihr nur einen kurzen Augenblick Pause, ehe es weiter ging.

Seth beobachtete Mara und genoss ihre Tanzkünste.

Der Pharao lächelte Seth an.

„Deine Sklavin tanzt wundervoll, Seth, ich bin mehr als zufrieden mit ihr. Sie hat eine kleine Belohnung verdient. Mein Freund, ich finde dieses Mädchen wundervoll, sie tanzt großartig. Ich bitte dich, leih sie mir für den heutigen Abend und die Nacht. Ich möchte gerne ein wenig näher mit ihr den Abend und die Nacht verbringen."

Seth schluckte. Wie konnte er denn dem Pharao seine Sklavin verwehren? Das war undenkbar. Er sah ein wenig blass aus, was dem Pharao nicht verborgen blieb.

„Stimmt etwas nicht? Möchtest du sie mir nicht für eine Nacht entbehren, mein Freund?", fragte Atem leise.

Seth schluckte und antwortete leise: „Mein Pharao, sie ist denke ich, nicht die richtige Gesellschaft dafür. Ihr vergesst, was wir Iri versprochen haben."

„Und du vergisst, was ich dir aufgetragen habe! Mir soll es egal sein, wer es ihr sagt. Ich bitte dich, sie mir nur für eine Nacht zu leihen. Sie darf es als besondere Ehre ansehen, mit mir zu schlafen.“

„Das geht nicht!“

Der Pharao hob eine Augenbraue. „Wieso nicht?“

Seth wurde nun rot. „Das kann ich Euch nicht sagen.“

„Seth, du bist mein engster Vertrauter. Also, sag es mir, wieso ich sie mir nicht für diese Nacht nehmen sollte.“

„Weil…“ Seth schluckte. „Ich sie liebe…ich erhoffe mir schon so etwas wie eine kleine Zukunft mit ihr…", antwortete er schließlich und Atem wurde aufmerksamer.

„Dann heißt es, ich kann sie nicht bekommen? Selbst dann nicht, wenn ich sie dir nehmen würde? Ich könnte sie mir nehmen, wann ich wollte, ich bin der Pharao."

Seth machte diese Tatsache besorgt, während Mara ahnungslos noch weiter tanzte und nicht merkte, dass die beiden sich über sie unterhielten.

„Bitte, ich möchte sie nicht hergeben."

Der Pharao seufzte. „Gib sie mir. Keine Sorge, ich werde schon nicht deine kleine Lotosblüte zerreißen. Mir kannst du vertrauen, Seth, dass weißt du doch.“

Seth nickte.

„Wie Ihr es wünscht, mein Pharao.“

Seth sah zu Mara und hoffte, dass der Pharao wirklich tat, was er versprach, doch der Pharao hatte noch nie sein Wort gebrochen.

Mara bemerkte, wie Seth ein wenig blass geworden war als er sich mit dem Pharao unterhalten hatte. Sie machte sich ein wenig Sorgen, doch konnte sie ihn jetzt unmöglich fragen, was ihn belastete und tanzte ungerührt weiter, unterhielt die angetrunkenen Gäste, in dem sie weiter ihre Hüfte aufreizend bewegte, mit dem Schleier tanzte und sich im Rhythmus wandte.

Die Feierlichkeit endete spät in der Nacht.

Mara ging nicht mit den Musikerinnen zurück, sondern zu Seth, der sie zu sich gewunken hatte. Es schien ihn etwas zu bedrücken.

„Ihr seht bedrückt aus.“, sagte sie und wurde von Seth sofort zum Pharao geschickt, der noch am Tisch saß und auf sie wartete.

Mara ließ sich auf einem Sitzkissen nieder, während Seth in seine Gemächer zurück ging. „Ihr wünscht mich zu sehen, mein Pharao. Was kann ich für Euch tun?", fragte sie und verneigte sich.

Der Pharao brachte sie in seine Gemächer, wo sie sich auf sein Bett setzte und angespannt wartete, was der Pharao von ihr wollte.

Atem lächelte glücklich und setzte sich ebenfalls auf das Bett zu Mara, wo er ihr auch gleich offenbarte, was er wünschte.

„Nun Mara, dein Herr Seth hat mir gesagt, dass er dagegen ist, dass ich dich für meine Bedürfnisse in Anspruch nehme. Doch bin ich der Pharao und letztlich bestimme ich es, was mich mit den Sklaven vor habe. So auch mit dir. Dein aufreizendes Tanzen hat mir sehr gefallen.“ Der Pharao nahm Maras Arm und strich über diesen.

Mara war es unangenehm, als der Pharao über ihren Arm strich, doch wehrte sie sich nicht.

„Deine Haut ist weich, du gefällst mir. Ich möchte gerne eine Nacht mit dir verbringen, Mara. Nur unter Versprechen, hat dich dein Herr zu mir gelassen. Im Grunde hätte ich ihm gar nichts versprechen brauchen, doch er ist mein mit bester Freund und Vertrauter. Mara, ich begehre dich, doch ich weiß, dass es Seth nicht gefallen würde und ich glaube nicht daran, dass du es möchtest. Doch möchte ich dich diese Nacht bei mir behalten.", sagte er mit Samtstimme.

Er zog sie näher zu sich, um ihre Lippen zu kosten. Sein Lächeln wurde breiter. Seine Finger umspielten eine ihrer Haarsträhnen. Der Pharao lächelte warmherzig.

Mara wollte zurück zu Seth. Der Kuss war zwar angenehm gewesen, gleichzeitig aber auch unangenehm. Doch sie glaubte dem Pharao, dass er ihr nichts tun würde, weswegen sie sitzen blieb und ihm zuhörte.

„Keine Angst Mara, ich habe es auch nicht vor, doch nur, weil mir mein Wort vor meinem Freund etwas bedeutet. Und doch, finde ich dich wunderschön. Ich könnte dir alles bieten, aber dein Herr hat mir gesagt, dass er dich, seine Sklavin liebt. Ich denke, Seth ist hochgradig in dich verliebt. Sonst würde er nicht versuchen, dich vor mir zu schützen. Ich glaube sogar, dass es ihm nicht gefällt, dass du nur eine Sklavin bist. Wir sind beste Freunde, wir tauschen sogar untereinander gelegentlich Haremsdamen miteinander aus.“

„Mein Pharao, was Ihr da sagt, kann gar nicht stimmen! Seth ist mit Sicherheit nicht in mich verliebt! Ich bin nur eine Sklavin! Er ist der Hohepriester Ägyptens und hat jemanden verdient, der mindestens einen genauso hohen Rang hat wie er!“, fiel Mara dem Pharao ins Wort.

„Aber es ist wahr. Er hat es mir eben selbst gesagt. Und nun höre mir zu! Ich möchte gerne einige Dinge von dir wissen. Antworte mir offen und ehrlich, wie mein Freund zu dir ist, wie er dich behandelt. Mir ist es wichtig, dass ich das weiß und auch, was du von meinem Freund denkst.“

„Seth ist ein gutherziger Mann. Er ist sehr freundlich zu mir und nett. Er hat sich um meine Wunden gekümmert und mich versorgt. Er hat dafür gesorgt, dass man meinen Vater findet und er nun eine richtige Bestattung erhält. Ich kann mir nicht vorstellen von ihm getrennt zu werden. Ich mag Seth, wirklich, nicht nur als Herr und Hohepriester, sondern auch als Mann. Ich liebe ihn und er bedeutet mir sehr viel. Es ist mir auch egal, ob ich frei bin oder eine Sklavin. Ich will nur mit ihm zusammen sein. Ohne ihn fühle ich mich einsam und allein. Ich denke nur an ihn, pausenlos...und ich wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn er nicht mehr da wäre...", sagte sie und sah auf ihren Schoß.

Der Pharao nickte. „Verstehe. Mara, du bist nicht von Anfang an eine Sklavin gewesen und ich denke darüber nach, ob du es bleiben musst.“

„Mein Pharao, wollt Ihr etwa sagen, dass ihr mich von meinem Sklavenstand erlösen wollt, nur damit Seth mit mir zusammen sein kann?“ Maras Kehle fühlte sich trocken an. Sie wollte zu Seth. Sie hatte Sehnsucht nach ihm und sie fragte sich, was er wohl gerade tat und seufzte sehnsüchtig auf.

„Genau, das will ich sagen. Ich kannte deinen Vater und ich habe ihn gemocht, Mara. Auch Seth kannte ihn und wir beide haben ihm etwas versprochen. Doch Seth wird es dir später sagen. Sollte er dies nicht tun, sag ihm, ich sage, er soll es dir sagen. Genauso soll er dir sagen, wem das Gemach, was du jetzt bewohnst, gehörte. Seth ist mein Hohepriester, eigentlich habe ich nicht daran gedacht, dass er sich eines Tages verlieben könnte. Sollte mir etwas zustoßen, Ra bewahre es, würde er meinen Platz einnehmen. Du bist von einfachen Kreisen in sehr hohe geraten und ich habe noch meine Zweifel, ob du als freie Frau in der Lage wärst, dich hier im Palast zu Recht zu finden. Meinem Freund wird es sicherlich nicht sehr gefallen, dass ich noch etwas mit dir tun möchte ehe ich dich entlasse.", sagte er und klang dabei bedrohlich lüstern, als er über ihren Sklavenring fuhr. Ganz sanft, zog er ihr ihren Sklavenarmreif ab und nahm ihn an sich. „Nun, er ist zu schön für eine Sklavin. Seth muss dich sehr verehren." Er stand auf und zog aus einer kleinen Truhe ein Kästchen hervor und holte etwas heraus. Anschließend rieb er damit über Maras Sklavenreif und löschte mit dem Tuch die Inschrift heraus. Anschließend legte er ihr den Armreif wieder um.

„Im Grunde steht er dir, du solltest ihn so behalten.", antwortete Atem freundlich. Er zog Mara noch ein Mal zu sich, um sie mit voller Leidenschaft und all seinen Künsten zu küssen, doch dann beendete er dies und löste sich sanft von ihr. „Du bist so wunderschön, aber ich will dich nicht deinem Freund stehlen. Richte meinem Freund Seth aus, dass ich es für besser hielt dich nicht bei Nacht bei mir zu lassen und ich der Ansicht bin, dass ihr es beide verdient einander zusammen zu finden." Atem zog einen seiner vielen Ringe aus und gab ihn Mara. „Er wird dir mit Sicherheit nicht passen, aber nun wo du frei bist, wird man dich eventuell fragen, was du hier zu suchen hast. Mit dem Ring, wirst du gewiss gut zu deinem Freund zurück kehren. Und wenn dich jemand anredet, dann erlaube dir ihm zu drohen, dass ich ihn dann einen Kopf kürzer machen werde. Geh mein Liebes und versprich mir, meinem Freund die besten Glückwünsche auszusprechen, in meinen Namen. Nun geh, süße Lotusblüte und vergiss nicht, dass er dir alles über deinen Vater und das Gemach erzählen soll!"

Atem geleitete sie noch vor seine Gemächer und schloss diese selbst hinter sich, wobei er ihr ein liebevolles warmes Lächeln hinterherwarf. Er freute sich sehr für seinen Freund.

Mara war nicht wirklich in der Lage die gesagten Worte so schnell zu verarbeiten. Sie hielt den Ring in der Hand und zog ihn nicht auf ihren Finger. Wenn sie den Pharao richtig verstanden hatte, war sie frei und hatte ihr und Seth den Segen gegeben glücklich zu werden und sogar zu heiraten. Etwas benommen ging sie durch die leeren Gänge des Palastes. Ab und zu traf sie eine Wache, doch niemand hielt sie auf. Sie stand vor Seths Gemächern. Ihr Gesicht glühte und sie atmete tief ein und aus ehe sie die Tür leise öffnete und vorsichtig in das Gemach trat.

Wie sie feststellte war Seth noch wach und trat besorgt auf sie zu. Sein Gesicht war fragend.

„Der Pharao hat mich gehen lassen. Er sagte, er hielte es für besser, wenn ich doch nicht die Nacht bei ihm verbringe und dass wir es verdient haben zueinander zu finden." Sie öffnete ihre Hand und zeigte Seth den Ring vom Pharao. „Den hat er mir geschenkt und ich soll Euch die besten Glückwünsche vom Pharao aussprechen. Und er hat…" Mara sah zu dem Sklavenring, der nun mehr wie ein normaler Armreif aussah. „…er hat mir die Freiheit geschenkt…", sagte sie, sah zu Boden und wartete auf Seths Reaktion.

Augenblick

Seth wusste nicht, was er sagen sollte. Er starrte in Maras Augen. Natürlich wusste er, dass dieser Moment kommen würde, aber er hatte gehofft, noch bis zum nächsten Tag warten zu können. Seth streckte eine Hand nach ihr aus, als wollte er ihre Schulter berühren, schüttelte den Kopf und ließ die Hand wieder sinken. Er wandte sich von Mara ab und sah aus dem Fenster.

„Seth, bitte. Sagt mir, was ihr über meine Eltern wisst und auch über das Zimmer.“, bat Mara.

Seth seufzte. „Setz dich. Du gibst ja eh keine Ruhe. Ich werde dir also Rede und Antwort stehen.“

Er setzte sich und Mara tat es ihm gleich. Kurz überlegte Seth, wo er anfangen sollte.

„Du weißt, ich kannte deinen Vater und der Pharao kannte ihn auch sehr gut. Wir waren sozusagen Freunde.“

„Aber wieso hat er mir nie etwas gesagt?“

„Iri wollte nicht, dass du mit dem Palastleben aufwächst. Er war der Meinung, dass die Machenschaften und Intrigen nicht gut für dich wären. Dein Vater war unser engster Freund und dementsprechend hatte er auch eine hohe Position hier am Hofe. Deine Mutter…Iri hat dir nie gesagt, was die gemacht hat, oder?“

Mara schüttelte den Kopf. „Er hat mir nie gesagt, was sie gemacht hat. Er sagte nur, ich würde ihr ähnlich sehen.“

Seth nickte. „Ich habe sie natürlich auch nicht kenne gelernt, aber ich dachte mir, dass er es dir nie gesagt hat. Deine Mutter, Nefer, war eine Begleitdame der Gottesgemahlin, also der Mutter unseres Pharaos. Sie war ihre Vertraute und hatte dementsprechend auch eine hohe Stellung hier.“

„Das heißt ja…“

„…dass du von hohen Persönlichkeiten abstammst.“, beendete Seth den Satz.

Mara schluckte hart. Sie hatte alles Mögliche erwartet. Nur das nicht.

„Der Pharao und ich, wir haben deinem Vater etwas versprochen. Sollte ihm je etwas zustoßen bevor du verheiratet bist, haben wir versprochen, dass wir uns um dich kümmern und beschützen würden.“

„Und jetzt?“ Mara sah von ihrem Schoß auf.

„Du bist keine Sklavin mehr, sondern frei. Du kannst gehen wohin du willst oder auch bleiben. Tu was du willst.“

„Wollt Ihr, dass ich bleibe?“

Seth drehte sich zu ihr um. „Wie ich darüber denke, spielt keine Rolle.“

„Für mich schon. Ich möchte wissen, wie Ihr darüber denkt!“

„Na schön!“ Seth stand auf, umkreiste den Tisch und war mit wenigen Schritten bei Mara. Er beugte sich zu ihr herunter, schloss die Augen und gab ihr einen Kuss auf den Mund.

Der Kuss dauerte nur einen kleinen Augenblick. Dier kleiner Augenblick reichte aus, um Mara zu verwirren und ihr Herz schneller schlagen zu lassen.

„Nun sage mir bitte, wie ich dich beschützen soll, wenn ich dich nicht einmal vor mir selbst beschützen kann?“, fragte er leise. Seth war so nah an Maras Gesicht, dass er ihren Atem spüren konnte.

„Ihr wollte, dass ich gehe?“

Seth lachte. „Wenn ich wollte, dass du gehst, hätte ich dich dann eben geküsst? Wenn ich wollte, dass du gehst, hätte ich dich nicht in dem Gemach schlafen lassen, das eigentlich meiner zukünftigen Frau zustehen würde?“

„Was?!“

„Du hast schon richtig gehört, Blauauge. Du schläfst in dem Zimmer, welches meiner Verlobten zustand.“

„Wieso stand?“, fragte Mara vorsichtig.

„Weil sie tot ist. Sie ist an einer Krankheit gestorben. Seit dem steht das Zimmer leer.“

„Tut mir leid.“, sagte sie leise.

Seth winkte ihre Entschuldigung mit einer Handbewegung ab. „Was willst du nun tun? Bleiben oder gehen?“

Mara sah zu Boden und überlegte, was sie sagen sollte.

„Ich…ich werde gehen…“, sagte sie langsam.

Seths Augen weiteten sich kurz. Es war so kurz, dass man hätte meinen können, dass es eine Einbildung war.

„Dann soll Jonou dir helfen deine Sachen zu packen.“ Seth wandte sich ab und sah wieder aus dem Fenster.

„Ähm…ich wollte Euch fragen…ob…ob Ihr Jonou und den Jungen Marik nicht mir überlassen könntet…?“

Seth drehte sich nur mit dem Kopf um. „Was willst du denn mit einem Sklaven und einem Küchenjungen? Egal, nimm sie mit. Wir haben eh mehr Arbeitskräfte als wir gebrauchen können.“

Mara nickte. „Habt dank.“

„Ich werde dir auch zwei Pferde am Morgen zur Verfügung stellen.“

„Danke.“ Mara verließ Seths Gemach und ging in ihr eigenes, wo Jonou auf sie gewartet hatte.

„Wo warst du so lange?“, fragte er und sprang von der Liege auf.

„Ich habe etwas mit Seth besprochen.“ Mara legte den Ring und den Armreif auf die Kommode. Ihre Haare fielen ihr tief ins Gesicht.

„Mara, was tust du da? Du darfst den Ring nicht ablegen!“

„Doch, kann ich. Ich bin frei und du und Marik, ihr beide werdet mich im Morgengrauen begleiten.“, gab sie kurz angebunden zurück. „Jonou, strecke deinen rechten Arm aus.“

Jonou streckte verwirrt seinen Arm aus.

Mara griff nach seinem bronzefarbenen Sklavenring und zog ihn von seinem Arm. „Du bist frei. Ich will keine Sklaven an meiner Seite haben, nur freie Diener.“

„Danke…“, sagte er verwirrt.

„Schon gut. Hilf mir, meine Sachen zu packen und dann hol Marik. Bei Sonnenaufgang verlassen wir den Palast.“

Jonou nickte. „Darf ich fragen, wohin wir gehen?“

„Fort aus dieser Stadt.“

Mara ging nicht weiter auf diese Frage ein, sondern suchte ein paar Sachen zusammen.

Jonou merkte sofort, dass Mara nicht darüber sprechen wollte und ging stattdessen Marik holen.
 

Seth stand noch eine ganze Weile am Fenster bis es an seiner Gemachstür klopfte.

Ein anderer Diener, viel jünger als Jonou, trat herein und kündigte jemanden an, der Seth vollkommen unbekannt war und der mitten in der Nacht eine Audienz wollte.

Seth war es egal und empfing den Fremden.

Der junge Diener führte eine vermummte Gestalt in Seths Gemach.

„Wer seid Ihr?“, fragte er sofort.

Die vermummte Gestalt zog die Kapuze zurück. Es war ein junger Mann mit silbrigen Haaren und braunen Augen. Auf seiner Schulter saß ein Falke und blieb dort reglos sitzen. Seine Haut war nicht sonderlich gebräunt.

„Meine Name ist Ryo. Ich habe gehört, dass sich Iris Tochter Mara hier aufhalten soll. Ich bin hier um sie abzuholen.“

„Und wer bist du, dass du dir erlaubst, hier in den Palast zu kommen, um meine Dienerin einfach so mitzunehmen!?“

„Iri hat sie mir zur Frau versprochen. Da er nicht gekommen ist, habe ich mich selbst auf den Weg gemacht. Ich weiß, dass Iri tot ist und seine Tochter soll sich hier im Palast befinden.“

„Wie bist du hier reingekommen?“

„Bei so viel Betrieb wie am heutigen Abend, war es ein Kinderspiel.“

„Auf so etwas, steht der Kerker! Wie dem auch sei…Mara ist frei und wird morgen den Palast verlassen. Ich will dir geraten haben, sie in Ruhe zu lassen und dorthin zurück zu kehren, wo du her gekommen bist. Sie wäre sowieso nichts für dich. Sie hat einen viel höheren Stand als du.“

„Tz…Iri hat sie mir versprochen!“

Seth packte Ryo am Kragen seines Umhanges. „Verschwinde aus dem Palast und kehre dahin zurück, wo du hergekommen bist! Das ist ein Befehl!“

Ryo seufzte ergeben. „Gegen den Hohepriester habe ich keine Chance. Dann gebt ihr bitte das hier mit.“

Der Falke erhob sich von Ryos Schulter, kreiste kurz um ihre Köpfe und setzte sich auf die Stuhllehne.

„Einen Falken?“ Seth hob eine Augenbraue und ließ Ryo los.

„Ja, damit kann sie Nachrichten auf dem schnellsten Weg versenden. Er ist treu und klug. Sein Name ist Kail. Bitte, gebt ihn ihr.“

Seth sah den Falken an, nickte aber Ryo an. „Mein Diener wird dich hinausführen.“

Ryo verließ den Palast. Er hatte zwar nicht sein Ziel erreicht, aber vielleicht war es auch besser so. Er würde schon eine andere Frau für sich finden.

Er stieß das Pferd leicht in die Seite und es preschte los in die Nacht.
 

Es war noch mitten in der Nacht, als Mara, Jonou und Marik das Gemach verließen und durch die Gänge gingen. Wie versprochen standen dort zwei Pferde, als sie in den Hof traten. Jonou ladete das Gepäck auf die Pferde und teilte sich ein Pferd mit Marik.

Mara zog den Umhang über und die Kapuze ins Gesicht. Sie sah noch einmal zum Palast und nickte Jonou zu.

„Willst du gehen ohne dich zu verabschieden?“, fragte plötzlich eine männliche Stimme.

Der Pharao trat mit einem Diener und Seth aus dem Schatten. Der Diener hielt eine Fackel in der Hand und erhellte die umstehenden Personen.

„Ich wollte niemanden wecken, mein Pharao.“, entschuldigte sich Mara, „Ach ja, hier ist Eurer Ring.“ Sie hielt dem Pharao den Ring hin.

„Nein, behalt ihn. Damit werden dir alle Türen offen stehen. Egal, wohin du willst. Hier habe ich auch noch etwas für dich.“ Der Pharao reichte ihr eine Schriftrolle.

„Was ist das?“

„Ein Schreiben. Damit hast du die Erlaubnis die Arbeit zu tun, die du willst und wirst entsprechend gefördert. Und, wenn wir uns wiedersehen sollten, brauchst du mich auch nicht mehr so förmlich anreden, wenn wir unter uns sind. Denn von heute an bist du eine Freundin und Vertraute.“

„Danke.“ Mara sah zu Seth. „Ich danke Euch, Seth, für alles und ich bin sicher, wir werden uns wieder sehen.“

Mara beugte sich ein Stück vom Pferd herunter zu Seths Ohr.

„Ihr verdient jemanden an Eurer Seite, der eine ebenso hohe Stellung hat wie Ihr.“, flüsterte sie und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund. „Lebt wohl.“

Mara trieb das Pferd an, Jonou tat es ihr gleich und folgte ihr. Zusammen preschten sie durch das große Tor, dass sich auch gleich darauf wieder schloss. Die ritten im vollen Galopp durch die verlassenen Straßen. Erst als sie die Stadtmauern hinter sich gelassen hatten, hielt Mara an und sah zurück.

„Ist was nicht in Ordnung?“, fragte Jonou.

„Nein, alles ok. Es ist nur traurig.“

Er nickte.

„Was hast du denn nun genau vor?“

Mara lächelte Jonou selbstsicher an. „Du wolltest doch Krieger werden, wie dein Vater, oder?“, fragte sie.

Jonou nickte. „Ja, aber…“

„Dann werden wir sehen, dass du das auch wirst!“

„Aber wie?“

„Lass dich überraschen! Und aus Marik werden wir auch jemanden machen, der geachtet wird.“

„Mara, wie denn?“

„Na hiermit!“ Mara wedelte mit der Schriftrolle des Pharaos vor Jonous Nase herum. Sie steckte die Rolle schnell wieder ein und preschte durch die Wüste in den Süden Ägyptens.

Hohepriester

Die Nacht war über die Stadt hereingebrochen. Selbst in dem Isis Tempel von Philae war kein Licht zu sehen.

Nur ein kleines Schifferboot mit Reisenden an Bord hatte eine kleine Fackel an und ankerte am Hafen. Ein Ehepaar stieg aus und die Frau hielt das Neugeborene fest und schützend im Arm.

Es waren alles Menschen, die in Philae ein neues Leben beginnen wollten.

Der Mann führte seine Frau durch die dunklen Straßen.

Plötzlich sackte er in sich zusammen und Blut floss aus seiner Kehle. Wenige Sekunden später erging es der Frau nicht anders. Das Kind hielt sie dennoch schützend im Arm.

Ein kräftiger, muskulöser Mann trat aus den Schatten. Sein Körper war von Armreifen, Ohrringen und anderen Schmuck beladen. In der Hand hielt er einen blutigen Dolch. Seine Kleidung bestand aus zusammengenähter Menschenhaut. Er beugte sich zu der Frau, um an das Neugeborene zu kommen.

Plötzlich rannte eine im Umhang verhüllte Person aus dem Schutz des Schattens auf die Leiche zu, beugte sich hinunter und hob das Baby auf und rannte weiter. Der weiße Umhang schlug kleine Wellen, als die Frau durch die dunklen Straßen rannte.

Der Mann stieg auf Pferd und galoppierte ihr nach.

Die Frau hatte einen kleinen Vorsprung, rannte in kleine Gassen, wo er ihr nicht so schnell folgen konnte. Dennoch war er ihr dicht auf den Fersen. Ihr Atem keuchte und sie drückte das Kind enger an ihre Brust.

Die kleine Gasse ging zu Ende und sie sprang über eine enge kleine Mauer, wo er ihr mit dem Pferd nicht folgen konnte und direkt weiter zum Isis Tempel von Philae. Schnell rannte sie die Stufen hinauf und pochte gegen die große Holztür.

„Öffnet das Tor! Öffnet das Tor!“, rief sie und hörte das Hufgetrappel seines Pferdes, das dicht hinter ihr war.

Kurz bevor er sie eingeholt hatte, wurde das Tor geöffnet und sie konnte mit dem Kind hineingehen und die Wachen traten hinaus und umzingelten den Mann mit seinem Pferd.

Die Frau reichte das Kind einer Dienerin.

„Sorgt für das Kind und bringt es zu guten Eltern. Kümmert euch um die beiden Leichen.“

Die Dienerin nickte.

„Euer Stab.“, sagte eine männliche Stimme.

„Danke.“, sagte sie und nahm den goldenden Stab in die Hand, auf dem ein Falke zu sehen war und um den mehrere Ringe hingen daran und klimperten. Ein echter Falke setzte sich auf ihre Schulter.

„Wir haben ihn gefangen genommen.“, sagte eine weitere männliche Stimme.

„Sehr schön.“

Das Tor wurde geöffnet und mit erhobenen Hauptes trat die Frau hinaus.

Der Mann lag gefesselt zu ihren Füßen.

„Du mieses Luder!“, rief er ihr zu.

„Hüte deine Zunge!“, gab sie scharf zurück und warf die Kapuze zurück.

„Erbiete der Hohepriesterin ein bisschen mehr Respekt!“, gab der Anführer der Tempelwachen und engster Vertrauter zu hören.

„Scheiße…“

„Führt ihn ab. Wir werden morgen aufbrechen in die Hauptstadt und er…“ Sie deutete auf den Mann. „…wird ein kleines Geschenk für den Pharao. Ich bin sicher, er wird erfreut sein zu hören, dass der Barbar endlich gefasst wurde.“

Der Mann der Tempelwachen nickte und seine Männer führten ihn ab.

Die Hohepriesterin kehrte in ihre Gemächer zurück. Nur der Hauptmann der Tempelwachen und ihr Sekretär, ihr beiden Vertrauten, folgten ihr und setzten sich auf einen der Stühle.

Die Hohepriestern band einen kleinen Papyrusstreifen an den Fuß des Falken und ließ ihn losfliegen.

„Die Nachricht ist unterwegs. Ist alles gepackt?“

Ihr Sekretär nickte. „Ja.“

„Sehr schön.“

„Wie lange ist es jetzt her?“, fragte der Hauptmann.

„Drei Jahre.“, sagte sie und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
 

Der Palast des Pharaos war in heller Aufregung. Noch nie hatte man die Diener so durch die Gänge hetzten sehen. Alles wurde für die Ankunft der neuen Hohepriesterin und ihr Gefolge vorbereitet, die am Nachmittag im Palast eintreffen sollten.
 

Pünktlich am Nachmittag ritten drei vermummte Reiter in den Hof des Pharaos und wurden direkt von einigen Dienern empfangen, die ihnen das Gepäck abnahmen und zu ihren Gemächern führten.

Die Hohepriesterin entkleidete sich sofort als sie ihr Gemach erhalten hatte und badete im kalten Wasser eine ganze Weile.

Es war ein Reinigungsritual, was jeder neue Priester vollziehen musste, wenn er als Priester dem Pharao dienen wollte.

Als sie damit fertig war, wurde sie von einer jungen Dienerin angekleidet.

Es war ein langes, weißes Leinengewand mit Fledermausärmel. Der Gürtel war ein einfaches rotes Band. Dazu wurde ihr ein blauer Umhang umgebunden und vor ihr Gesicht legte sie einen weißen Schleier. Mehrere Armreife wurden ihr angelegt und ein goldenes Diadem. Um ihren rechten Arm war jedoch nur ein einziger Armreif gelegt worden.

Plötzlich klopfte es an ihrer Gemachstür.

„Herein!“

Ein groß gewachsener Mann betrat ihr Zimmer. Es war der Hohepriester Seth persönlich.

„Ich grüße Euch. Der Pharao entsendet Euch, die besten Wünsche. War die Reise denn angenehm?“

„Vielen Dank. Auch ich entsende dem Pharao die besten Wünsche. Die Reise war angenehm.“

„Wie gefällt Euch euer Gemach?“

„Das Gemach ist sehr zufrieden stellend.“

„Darf ich fragen, was für ein Geschenk Ihr dem Pharao machen wollt?“

„Es tut mir sehr leid, aber leider kann ich nicht sagen, was das für ein Geschenk sein wird.“

„Ich verstehe. Nun, ich wünsch Euch noch einen angenehmen Tag. Wir sehen uns später.“

Die Hohepriesterin nickte.
 

Am Abend wurde sie von einem Diener in die große Empfangshalle geführt. Ihre beiden Vertrauten begleiteten sie und mit jedem Schritt, den sie machte, klimperte der goldene Stab. Der Falke saß reglos auf ihrer Schulter.

Die großen, bunt bemalten Türen öffneten sich und der Diener kündigte sie an.

Mit hoch erhobenen Hauptes ging sie voran.

Ihr Hauptmann der Tempelwache war blond, seine Haut braun gebrannt und sein Körper muskulös. Er trug einen Lendenschurz und ein Tuch um den Kopf als Schutz vor der Sonne. An seinem Gürtelband steckten ein Schwert und zwei Dolche. Seine braunen Augen waren wachsam.

Alles jugendliche hatte er inzwischen verloren.

Ihr Sekretär hatte noch hellere Haare als der Hauptmann. Seine Augen waren violett, wie die des Pharaos. Er war noch jung. Ein Jugendlicher. Seine Züge waren noch nicht vollkommen.

Einige Meter vor dem Thron blieben sie stehen und verneigten sich vor dem Pharao und begrüßten diesen.

„Auch ich grüße Euch, Hohepriesterin. Wie ich bereits hörte, hattet ihr eine angenehme Reise. Aber sagt, was ist das für ein Geschenk, was ihr mir mitgebracht habt? Erhebt Euch! Redet!“

Die Hohepriesterin erhebte sich und klatschte in die Hände. Sofort brachten zwei Wachen einen gefesselten Mann herein. Sie stießen ihn vor dem Thron zu Boden.

„Dieser Mann, mein Pharao, ist der berüchtigte Templos. Er wurde in ganz Ägypten gesucht wegen Mordes an vier Säuglingen, fünf Frauen, drei Jungen und acht Mädchen! Jedes seiner Opfer tötete er durch einen Schnitt durch die Kehle und zog ihnen danach vom Hals abwärts die Haut vom Leibe! Gestern Nacht ist es uns gelungen ihn zu fassen!“ Die Hohepriesterin hielt eine Weste hoch. „Diese Weste entstand aus der Haut seiner Opfer! Ich bringe diesen Mörder nun vor das hohe Gericht des Pharaos als Zeichen meiner Loyalität und auch, dass über ihn gerichtet werden kann!“

Der Pharao nickte und mit einer Handbewegung deutete er den Wachen an, den Mann fort zu bringen.

„Ich danke Euch, Hohepriesterin, dass Ihr diesen Mann gefasst habt. Endlich kann Ägypten wieder ruhig schlafen. Ich heiße Euch im Kreis meiner Berater willkommen.“

Die Hohepriesterin lächelte hinter dem Schleier und nickte zum Dank.

„Bitte nehmt nun Euren Schleier ab. Ich bin sicher, es gibt einige, die wissen möchten, wer Ihr seid.“

Sie nickte und zog langsam den Schleier vom Gesicht.

Die langen dunklen Haare waren nur etwas länger geworden über die Jahre, die Augen waren genauso blau wie früher. Die Gesichtszüge waren erwachsener geworden und die Haltung hatte sich verändert, aber es war immer noch das gleiche Mädchen.

„Ich freue mich, dich wieder zu sehen, Mara.“

„Auch ich freue mich, Euch wieder zu sehen, mein Pharao und auch Euch, Seth.“ Mara sah Seth direkt an und warf ihm ein Lächeln zu. „Ich weiß nicht, ob Ihr euch noch an Jonouchi erinnert und an Marik? Marik ist mein persönlicher Sekretär und Jonou mein persönlicher Wachmann und engste Vertraute.“

Der Pharao nickte. „Natürlich erinnere ich mich. Lasst uns in meine Gemächer gehen und uns dort unterhalten.“

Atem erhob sich aus dem Thron und ging voran in seine Gemächer. Seth und Mara folgten ihm.

Sie wies Jonou und Marik an, in ihre Gemächer zu gehen. Mara ging neben Seth her.

„Ich freue mich, dass du wieder da bist.“

„Ich freue mich auch, dass ich wieder hier bin.“, gab sie zurück.

„Mein Angebot von damals steht noch. Willst du an meiner Seite bleiben?“, gab Seth leise von sich.

„Ich weiß und ich bleibe gerne bei dir.“ Maras Wangen röteten sich.

Seth lächelte sie an und griff nach ihrer Hand, während sie stumm dem Pharao folgten. Worte waren nicht mehr nötig.

Mara und Seth verstanden sich in diesem Moment auch ohne Worte.

Der Pharao ließ sich nicht anmerken, dass er alles gehört hatte und grinste in sich hinein. Die beiden gehörten strikt und einfach zusammen und nach drei Jahren war das auch endlich geschehen.

Mit den beiden Hohepriesterin konnte nur alles Guten werden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (29)
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Von: abgemeldet
2012-04-26T18:03:28+00:00 26.04.2012 20:03
Hallöchen,
ich sag es gleich vorneweg, dass mein Kommi eher mexxuntypisch ausfallen wird, dennoch hoffe ich, dass es dir weiterhilft. Ich knöpfe mir das Kapitel Seite für Seite vor, da es handlicher ist ^^

Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden und Nut, die Göttin der Nacht, zeigte sich in ihrer besten Pracht.
besten Pracht, ich weiß nicht, schönsten klingt besser

Der Himmel war klar und die Sterne schienen mit dem Halbmond um die Wette. Doch mit der Nacht kam auch die Kälte und kroch den beiden Reitern unter die Kleidung, die gerade mit ihren Pferden die Stadt verlassen hatten. Sie sprachen kein Wort miteinander und ritten nur nebeneinander her.
Der erste Satz hat mir ganz gut gefallen, später fand ich mich verwirrt mit dem 2. Satz wieder.
Woher kommt die Stadt? Könntest du sie nicht vielleicht schon früher bzw. anders erwähnen, a´la: Die Kälte der Nach senkte sich wie ein Tuch über die Stadt und die zwei Reiter, die in die Wüste hinaus ritten. Sie sprachen kein Wort miteinander und ritten schweigend/stumm/wortlos nebeneinander her.

Der Pferde wirbelten Sand und Staub auf und hinterließen tiefe Abdrücke, die am Morgen mit Sicherheit verschwunden wären.
Erst einmal, heißt es DIE Pferde, dann sind die Abdrücke wirklich tief und wohin verschwinden sie? Ich für meinen Teil nehme an, dass der Wind sie verwehen wird, ich fände es also nett, wenn du das ergänzt.

Der zweite, kleinere Reiter hatte schon aufgehört darüber nachzudenken, wie lange sie schon auf den Pferden saßen. Die Heimatstadt war bereits hinter den Hügeln verschwunden und sie ritten an dem Trainingsgelände der Wachen vorbei.
der zweite, kleinere Reiter --> wieso zweiter? Es stand nirgends erster.
Die Zeit muss aber wahnsinnig, schnell vergangen sein. Gerade waren sie noch in der Stadt und jetzt scheint das fast schon Stunden her zu sein.
Du könntest, denke ich, ritten durch etwas anderes ersetzen, da du es bereits weiter oben verwendet hast.
Ist die Erwähnung des Trainingsgeländes wirklich notwendig?

Eine kleine Oase war dort in der Nähe und der erste Reiter deutete an, dass sie halten und dort rasten würden.
Ich will nicht lästern, aber schon wieder klein? Eine Oase kaum größer als ein …

Beide ließen ihre Pferde zum stehen kommen und nahmen die Wasserschläuche und fühlten sie mit Wasser auf. Danach hängten sie sie wieder an die Sattel der Pferde.[/]
zum Stehen
Ich war der Ansicht, dass Pferde lebendig sind und deshalb der für Maschinen (Autos etc.) gebräuchliche Ausdruck "zum Stehen kommen" fehl am Platze ist.
Das erste "und" würde ich durch einen Beistrich ersetzen
füllten
"mit Wasser" kannst du weglassen, schreib doch lieber, wo sie es auffüllen
Sättel

Der kleinere Reiter ließ sich in den Sand fallen und malte mit den Fingern Kreise hinein. Er sprach mit dem anderen Reiter noch immer kein Wort. Kurz trafen sich zwar ihre Blicke unter den Kapuzen, aber schnell schaute er wieder zu Boden, um den entschuldigenden Blick nicht sehen zu müssen.
Verwendet er wirklich mehrere Finger? Ich zB. würde so etwas mit dem Zeigefinger machen.
Ich erinnere dich nur ungern, aber "sprach" hast du für eine ähnliche Formulierung ein paar Sätze zuvor verwendet. Wie wär`s mit "wechselten … miteinander"?
Lass das "zwar" weg, ich finde es stört.
Ich denke, dass die Formulierung "senkte den Blick" auch nett wäre, anstatt "schauen", ist zu positiv für mich

Erst als die Pferde fertig waren, deutete der Größere mit einem Kopfnicken, dass es weiterginge. Widerwillig richtete sich der kleinere auf und nahm die Zügel in die Hand. Er warf einen Blick in den Osten, wo Re mit seiner Barke am Morgen wiedergeboren werden würde, um dann wieder im Westen in die Unterwelt zu fahren. Im Osten lag auch das Tal der Könige. Der Reiter seufzte und machte sich bereit sich aufzusetzen, als sich plötzlich etwas in der Dunkelheit bewegte.
der größere, bezieht sich auf Reiter, also klein
Entweder deutete an oder bedeutete
weiterging, kein e
Um dann wieder im Westen in die Unterwelt zu fahren interessiert mich als Leser im Moment herzlich wenig. Wenn das Tal der Könige für dieses Kapitel bedeutungslos ist, solltest du es weglassen.
Wenn ich fragen darf, wieso seufzt er? Gibt es vielleicht irgendein Gefühl, das es beschrieben zu werden lohnt?
aufsitzen, nicht aufsetzen
Mit dem "machte sich bereit sich" und " als sich …" verdirbst du einen Teil der Spannung. Formuliere um und mach einen neuen Satz daraus!
und erhob sich, um aufzusitzen. Eine (schattenhafte) Bewegung aus den Augenwinkeln ließ ihn innehalten. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, als er die Dunkelheit mit seinen Augen durchdrang … verstehst du, was ich meine? Du musst mehr Gefühl in die Geschichte stecken und dich auf eine Person und ihre Wahrnehmungen konzentrieren, ansonsten wirkt es hölzern.

Beide Reiter verengten die Augen, um besser sehen zu können und der größere stellte sich schützend vor den kleineren.
… sehen zu können PUNKT Schützend trat der größere vor.
„Wer ist da!?“, fragte eine männliche Stimme scharf und schneidend.
Meiner Meinung nach, fragt man nicht scharf und schneidend sondern ruft zB. scharf und schneidend.

Eine Gestalt, die in der Dunkelheit nicht zu erkennen war, tauchte auf. In seiner Tasche glitzerte etwas und er schien schweres zu tragen.
die geliebte Dunkelheit ^^ aber wieso erwähnst du dann, dass etwas glitzert? Es ist doch finster?!
Eine Gestalt --> sie schien schweres zu tragen. Oder du schreibst gleich ein/der Mann, es gab ja schon die männliche Stimme

„Nur ein einfacher Händler, der sich hier ausruhen will.“, sagte die männliche Stimme und beide hörten, wie er seine Tasche in den Sand fallen ließ. Dabei klimperte es.
äh o.o, sind da zwei weitere Personen oder??
die männliche Stimme ist bestimmt kein "er" ^^

Beide Reiter schienen beruhigt und wandten sich ab, um die Reise fortzusetzen, als plötzlich einer der beiden einen erstickten Laut von sich gab. Es war der Größere von ihnen. Schnell eilte der kleinere Reiter zu ihm, um ihn aufzufangen und kniete sich mit ihm in den Wüstensand.
Um es kurz zu sagen, ich komm nicht mehr mit.
Außerdem kann ich mir eine spöttische Frage, zum ersten Satzteil nicht verkneifen: Sind sie wirklich beunruhigt?
Ihr Benehmen strahlt für ich jetzt nicht unbedingt Unruhe aus.

Protagonisten:
mitbekommen habe ich: zwei Reiter (mutmaßlich männlich (Beschützer), weiblich (wird beschützt), auf der Flucht, genaueres erfahrt man nicht, außer, dass die kleinere im Sand zeichnet

Handlung: Zwei Reiter verlassen nachts eine Stadt, scheinen in Eile zu sein, vermutlich auf der Flucht. Irgendwann (es ist noch Nacht) werden sie von jemanden bei einer Oase angehalten. Der größere Reiter wird verletzt.

Spannung: kaum. Du musst auf deine Personen mehr eingehen. Sie sind lebendig und haben Gefühle, an das, solltest du denken!

Mein Vorschlag: Pick dir den kleineren Reiter (scheint ja später eine größere Rolle zu spielen) heraus und geh auf die Gefühle ein. Hat er/sie Furcht, woran merkt man es? Zittert seine/ihre Hand, blickt er/sie sich nervös um. Beschleunigt sich der Herzschlag, spürt er/sie eine kalte Hand, die sich um sein/ihr Herz zu legen scheint?
Mich als Leser würde das interessieren.

Falls du diesen Kommentar als Beleidigung auffassen solltest, so war das nicht meine Absicht. Ich weiß, dass ich dazu neige, etwas zu direkt sagen, was mir nicht gefällt und meine Kritik weniger schön verpacke. Aber ich denke, dass Kommentare ja auch dazu dienen, dass man auf Fehler hinweist und der/die SchreiberIn sich verbessern kann,

lg 0bi

Von:  Himikario
2009-11-26T16:43:26+00:00 26.11.2009 17:43
ja okay der Epilog erklärt noch so einiges und es ist einfach alles irgendwie wunderbar^^ ein richtiges Happy End, alle sind irgendwie glücklich und jeder hat das bekommen was er verdient hat, irgendwie finde ich Mara als Hohenpriesterin wirklich klasse, vorallem dieser Einsatz unter gefährdung ihres eigenen Lebens, Mara ist halt von einem guten Schlag^^ jetzt ist die Geschichte auch in sich abgeschlossen, das freut mich.
Also echt super ende^^^
Lg himi
Von:  Himikario
2009-11-26T16:29:22+00:00 26.11.2009 17:29
hä uns was hat es jetzt mit den Falken auf sich?Irgendwie kam dieser Typ mir ziemlich überflüssig vor und der Vogle irgendwie auch....
irgendwie ist das Ende traurig, ich hatte so gehofft das die beiden vielleicht doch noch zusammenbleiben, aber andererseits ist es auch ein Happy End und ich finde Maras Vorhaben gut ihren Freunden das zu ermöglich was sie schon immer wollten. Das Ende würde eigentlich genug Stoff für eine Fortsetztung hergeben, ich wäre sehr erfreut darüber? Ist den noch ein zweiter Teil geplant bzw. würdest du vielleicht darüber nachdenken?
Lg himi
Von:  silver_bullet
2009-11-25T20:21:03+00:00 25.11.2009 21:21
gute story^^

gfallt ma echt...und man kann sich auch gut in sie hineinfühlen...

..nur an der gramatik könnte man etwas feillen ^^°
Von: abgemeldet
2009-11-18T10:42:47+00:00 18.11.2009 11:42
Ist echt bis jetzt sehr spannend geworden,
was sie wol macht, ob sie beim Seth bleibt oder
die Flucht ergreift,,..ich mach mir echt die gedanken=?
Von:  Himikario
2009-11-17T18:17:58+00:00 17.11.2009 19:17
So viel ist gesehen^^super Handlung, spannungsaufbau, allerdings war deine Rechtschreibung und Gramatik an einigen Stellen sehr verwirrend ich musste teilweise echt 3 mal rüber lesen um zu verstehen was du meinst, da solltest du unbedingt nochmal schauen
Die Beschreibung des Tanzes hat mir gefallen und auch dieses Gespräch zwischen ihr und dem Pharao, aber auch die Tatsache das der Pharao sie begehrt, sich aber zusammengerissen hat und sie "nur" geküsst hat
im ersten Moment dachte ich, was läuft den jetzt schief, sowas macht man doch nicht, aber glücklicherweise ist der Pharao doch so liebenswürdig und auch auf gewisse weise ziemlich schockierend ehrlich, aber er kann sich das schließlich leisten^^
Bin gespannt wie Seth reagiert, ich will das es gut ausgeht, ich würde den beiden auch wünschen, das sie glücklich miteinander werden können, aber mal schauen, man soll sich nie zu früh freuen.
Lg himi
Von:  Himikario
2009-11-05T20:40:19+00:00 05.11.2009 21:40
Das Gespräch zwischen Seth und Atem endete wirklich witzig, vorallem diese entgegnung "Pharao" ich hab mich echt weggeschmissen, echt genial
und außerdem war da eine andeutung *strahl* das freut mich,und jetzt kommt auch noch Marik mit ins Spiel *ihn sehr mag* vorallem als kleiner Junge, bin gespannt was er jetzt für eine Rolle in dem Geschehen übernimmt, immer macht man fast nichts ohne Grund...
Und das wohl mysteriöseste ist dieser unbekannte zum Schluss, ist er gut oder böse, wer ist er und was will er ... Fragen über Fragen, mal wieder^^
das Jonou aus Japan kommt find ich gut *japanfan ist* allerdings ist er ziemlich begabt, wenn er schon nach zwei Jahren so gut Ägyptisch Spricht, immerhin sind japanisch und ägyptisch verdammt verschieden, aber gut er war ja gewungen es zu lernen und wenn er nur ägyptisch mit anderen Reden kann, ergibt sich die Notwenigkeit des schnellen Lernens...
interessantes Kapitel, ich hoffe es kommt bald mehr
ich weiß ich drängel etwas, aber sieh es einfach als positive Begierde an mehr von dir zu lesen^^
Lg himi
Von:  Himikario
2009-11-03T17:49:29+00:00 03.11.2009 18:49
endlich das Geheimnis wurde gelüftet, die arme Mara, kein wunder das sie so traumatisiert war, das der Pharao denn Kuss aber auch gesehen hat ist interessant, denn ich frage mich ob du damit irgendetwas bestimmtes bezwecken wolltest, mal sehen.....
Jetzt ist Seth wieder voll gemein und dafür kan mara noch nicht mal was, der immer mit seinen Stimmungsschwankungen, echt schlimmer wie jede Frau
ich mag den Pharao der is cool und nett und scheint außerdem ein guter Herrscher zu sein *fähnchen für Atem schwenk*
das der special fähigkeiten hat find ich auch cool, kann man das mit diesem Milleniumspuzzel eigentlich wirklich oder ist das deiner Phanasie entsprungen?
allerdings fand ich es süß, das er sich wieder solche Sorgen um Mara gemacht hatte, als Bakura aufgetaucht ist, irgendwie werde ich nicht richtig schlau aus Seth
Mara also als Tänzerin ich hab da schon wieder so eine Vorahnung, mal sehen ob ich richtig liege, es würde mich freuen, aber außerdem brenne ich auch immernoch darauf zu erfahren was dieses große Geheimnis ist, was Mara spätestens nach dem Opferfest erfährt....
bitte bald weiterschreiben, denn ich brenne drauf mehr zu lesen
Lg himi
Von: abgemeldet
2009-10-30T09:30:11+00:00 30.10.2009 10:30
Endlich hat sich Kaya befreit!
YUUUHHUUUU endlich passiert was positives!
jetzt bin ich gesapnnt wies weiter geht...!
Von: abgemeldet
2009-10-29T09:52:22+00:00 29.10.2009 10:52
Wieso hat Seth nur gründe dafür dass er mara
anders behandelt? nur weil sie ein Mädchen ist?!

Man sollte mädchen so wie Jungs also gleich bahandeln
Bei ja fehlt das j sonst ist der Dialog echt realitisch^^
weiter so" :D


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