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Das Dämmern der Morgenröte

Die Anfänge des Bundes der Morgenröte
von

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In letzter Sekunde

‚Man, wie schnell doch die Zeit vergeht...’
 

Edward lag in seinem weichen Strohsack und blickte in den Nachthimmel.

Kaum sichtbare Schatten wanderten sachte über das Sternenmeer und verdunkelten sie, doch hin und wieder blitzen die Sterne hinter ihnen hervor.

Eine leichte aber kühle Brise wirbelte in seinem Haus die letzten Laubblätter auf, das leise Rascheln neben dem Knistern der Fackeln war das Einzige, was die leeren Gassen zu dieser späten Stunde noch erfüllte.

Als er sich so von seinem anstrengenden Tag ausruhte, erinnerte er sich zurück an jenen warmen Herbstabend vor genau einem Monat und der dabei merkwürdigen Begegnung mit einem jungen Mann im Wald.

In dieser Zeit hatte er des Öfteren den Bogenschützen namens Leonard bei seinen täglichen Waschgängen in der Stadt gesehen, als dieser Wasser holen ging.

Nach wie vor zog es Edward jeden Tag durch, sich den nun zu winterlich abgekühlten Temperaturen zu stellen.

Erst jetzt war ihm aufgefallen, wer dieser junge Mann war, denn auch vor ihrem eigenartigen Treffen begegnete er ihm gelegentlich am Fluss.

Doch er hatte bis dahin nie Kenntnis von ihm genommen, da er ihn wie alle anderen, als einen normalen Bürger sah und Edward so nie sonderlich auffiel.

Jedes Mal aber wenn sie sich sahen, und sei es auch nur kurz, begrüßte Edward ihn mit einer freundlichen Handbewegung und einem darrauffolgenden kleinen Lächeln.

Es war ihm anfangs eher ein unwohles Gefühl gewesen, dem Bogenschützen ein weiteres Mal unter die Augen zu treten, weil er stets daran dachte, wie ernst diese Situation gewesen war, in die er sich damals gebracht hatte.

‚Ohje, das war aber was. Aber noch angespannter wären die Begegnungen wohl gewesen, wenn ich ihn gar nicht beachtet hätte. So 'ne Begrüßung gehört einfach dazu und...nun ja, es ist besser sich mehr Freunde als Feinde zu machen, oder?’

Edward schmunzelte.

Doch nicht allzu lange, und deren Begrüßung war eine nette Geste beiderseits geworden und der scheinbar kühle, zurückhaltende Bogenschütze ist ihm seitdem auf jeden Fall sympathischer geworden.

Außerdem traf er ihn ebenfalls einige Male auf den Weg zu seinem Trainingsort an.

‚Es ist...irgendwie unheimlich wie oft sich unsere Wege in dieser Zeit nun schon kreuzten.

Einmal am Morgen, auf dem Weg zu meinem Trainingsplatz im Wald, dann ein weiteres Mal auf dem Marktplatz und ansonsten so fast jeden dritten Tag am Fluss! Entweder hab ich ihn nie beachtet, oder er ist ebenfalls neu in diesem Viertel.

Na ja, das liegt wohl eher daran, dass ich meinen Standort zum Waschen auf die andere Seite der Brücke verlagern musste. Wegen der blöden alten Hexe.

Ich glaube er hat dort in der Nähe seine Unterkunft. Ich hab' ihn nämlich in diesem Viertel am häufigsten getroffen. Na, ich hoff' mal, dass er mir nicht aus reiner Höflichkeit so freundlich entgegenkommt, nur damit die damalige Spannung aufgehoben wird.

So wie ich ihn mit seiner hohen Redegewandtheit und so einschätzen würde...

Das wäre mir irgendwie ziemlich peinlich!'

Dabei erinnerte sich Edward zurück, wie blöd er ihm gegenüber rüberkam.

'Sicherlich total bescheuert! Aber nach den Problemen, die ich ihm bereitet hab', denk ich, wär das wohl nur gerecht’

dachte er sich. Dann musste er einfach nur grinsen.

Wie ihm so was nur passieren konnte! Es war ihm im Nachhinein nur unangenehmer gewesen. Er sollte wirklich mehr Verantwortung für sich selbst übernehmen können, denn er war bereits achtzehn Jahre.

‚Und im Sommer werde ich Neunzehn...Man, ich werde schon alt!’

Still überlegte Edward im Liegen weiterhin, was noch werden könnte und wie das Jahr bis zum Ende verlaufen wird. Er schauderte unmerklich. Nun stehen ihm die härtesten Monate bevor, die er trotz deren Schönheit recht wenig leiden konnte; der Winter.

‚Wie ich das wohl mit dieser Unterkunft hier in Ordnung bringen soll?

Das Dach ist ein einziges Loch und durch die Fenster hatte es bis vor 'ner Zeit gezogen wie Hechtsuppe...’ dachte er sich missfällig, als er sich in seiner löchernden Stube umsah.

Obwohl er einige der kaputten Fenster mit einem Brett zugenagelt hatte, entwich die Wärme nichts desto trotz durch das Größte über ihn.

Er seufzte.

‚Aber...sollte ich das Angebot annehmen?

Es erscheint mir ziemlich aufdringlich, aber es kommt bei der Jahreszeit eigentlich wie gerufen...’

Gestern hatten ihn Margrets Kinder bei seinem Besuch zu Tisch aus heiterem Himmel gefragt, ob er nicht Lust hätte bei ihnen einzuziehen.

Das Zimmer ihrer verstorbenen Großmutter wäre für Edward frei, da sie sowieso keine Verwendung dafür hätten.

‚Ich hoffe nur, dass es dem Alten nichts ausmacht wie er es immer bestreitet.

Es kann ja sein dass er nur den Kindern zuliebe zusagt und das Letzte was ich tun wollte, wär jemanden zu etwas bringen, was sie nicht möchten.

Ich würde wirklich nicht wollen, dass sie mir was übel nehmen...’

Es verstimmte alle in der Familie sichtlich traurig, wenn sie an dem Raum vorbeiliefen und sich dabei unwillkürlich zurück an die Zeit mit ihrer Großmutter erinnerten. Auch Margret konnte man ansehen, dass sie ein wenig in Erinnerungen schweifte, als sie von ihrer Mutter sprach.

Doch freundlich wie sie ist, hatte sie dem Vorschlag der Kinder nichts einzuwenden, auch sie mochte Edward sehr.

‚Vielleicht würde ich ihnen dadurch ja 'nen Gefallen tun...’

Edward überlegte.

Sicherlich bräuchten sie eine starke Männerhand, da der Vater der Kinder im Krieg vor drei Jahren gefallen ist.

Alleine mit ihrem Großvater und den Kindern könnten sie einige Dinge nicht mehr bewältigen, bei denen Edward kaum Probleme hätte.

Er würde ihnen zur Hand gehen können und ihnen helfen.

‚Die Kinder würden sich auch sicherlich riesig freuen, wenn ich bei ihnen leben würde...’ ging es ihm durch den Kopf, als er an den Tag vor drei Tagen zurückdachte und lächelte.
 

Es war wiedermal ein schöner Familienabend bei der Familie gewesen.

Er konnte sie doch nicht enttäuschen, da die Kinder damals so sehr darauf bestanden, ihn wieder zu sehen.

Und so kam er nach der Arbeit wieder zu ihnen nach Hause.

Sein Besuch erfreute alle und wie auch letztes Mal luden sie ihn herzlich zum Essen ein.

Die Kinder waren nach wie vor begeistert von ihm und haben ihn nach dieser Zeit schnell in ihr Herz geschlossen, sodass die Kinder ihn gleich als ein Familienmitglied bei sich behalten wollten.

Dort bekäme er auch warmes Wasser wie täglich warme Speisen, solange er im Haushalt und bei der Arbeit aushälfe.

Er war sich sicher, dass er das bei ihrer Großmütigkeit auch ohnehin gemacht hätte, da auch er die kleine Familie bereits lieb gewann.

Er genoss es wirklich, bei so herzlichen Leuten wie diesen zu sein und mit den Kindern zu spielen.

Für den kleinen Nico war er wie ein weiterer großer Bruder geworden, wenn nicht auch Onkel.

Seinen Vater jedoch könnte er wohl nie ersetzen, aber Edward könnte der Familie durch seinen Einzug helfen, seinen Verlust zu ertragen.

Er war ein wenig nervös bei dem Gedanken, auf einem Schlag eine Familie zu haben.

Nicht, dass es ihm unangenehm sein würde, das wäre es nicht im Geringsten.

Es war ihm schlicht zu fremd andere für so lange Zeit um sich zu haben.

Er konnte das Gefühl nicht beschreiben, wenn er daran dachte, anderen wertvoll zu sein.

Edward war sein ganzes Leben auf sich alleine gestellt und niemals hatte er eine Bindung gehabt, geschweige denn es wurde ihm die Chance dazu gegeben.

Und nun kam eine Anfrage ein Familienmitglied zu werden.

Edward hielt bei diesem Gedanken inne.

‚Ein Familienmitglied, Teil einer Familie sein...Bin ich dem gewachsen?

Sich um andere zu kümmern ist 'ne ziemlich wichtige Aufgabe.

Was, wenn ich etwas falsch mache und jemand von ihnen dadurch verletze?

Ich würde sie alle enttäuschen, und sie würden mir nicht mehr vertrauen können....’

Nun dachte er nach.

Was, wenn er nun doch so eine Bindung einginge und irgendwann die Zeit käme, gehen zu müssen? Dann würde er die Familie wieder alleine lassen.

Er musste sich entscheiden, denn das was er täte hält eine große Verantwortung, die er übernehmen würde.

Edward schüttelte den Kopf bei diesen Gedanken. Es war normalerweise nicht seine Art, sich über so Vieles Sorgen zu machen.

Er war stets dafür, sich den guten Dingen der Zukunft zu richten und zuversichtlich nach vorne zu blicken anstatt zu zweifeln.

‚Ich lasse das mal offen...zuviel Nachdenken ist nicht gesund für die Seele.’

Leicht schmunzelte er dabei und nach einem großen Gähnen schloss er seine Augen.

Aus einem unergründlichen Gedanken hatte er das Gefühl, dass der morgige Tag ein Aufregender werden würde.
 

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„Danke vielmals für ihren Einkauf. Beehren sie uns bald wieder.“

Ein leises Klingeln eines Glöckchens ertönte, als der Kunde den Laden verließ.

Leonard stieß ein lautes Seufzen von sich.

Seine Arbeit als Aushilfe war alles andere als spannend, da er nichts Weiteres zu tun hatte, als auf seine Kunden zu warten.

Gelegentlich musste er die Gerätschaften wie Feldsensen, Schwerter und Pflüge aus dem Lager holen, doch ansonsten bot sich ihm nicht viel an.

Wenige Menschen kauften dort ein, denn die Soldaten beäugten den kleinen Bauernladen kritisch; Waffen für Aufständische zu verkaufen ist im ganzen Land untersagt.

Dass dieser Laden neben den Feldgeräten welche wie Schwerter anbot, war den Soldaten nicht geheuer.

Leise hört man hinter der Tür des Hinterhofes ein im Takt ablaufendes Aufeinanderschlagen von Metall.

Das einzige Geräusch, das ihn neben seinen ständigen Seufzern durch diesen stillen Tag begleitete.

Ein weiteres, diesmal Kleineres entwich dabei seinen Lippen, als er hinter der der Theke aus den Fenstern hinausblickte und mit abwesenden, dunkelblauen Augen den grauen Himmel anstarrte.

Ein sanfter Nieselregen ließ den halbleeren Marktplatz vor ihn verschleiern.

Tage wie diese verstimmten ihn immer ein wenig trostlos, was aber vielleicht an seiner Wetterfühligkeit liegen könnte, redete er sich ständig ein.

Der Kunde eben war sein erster seid vier Stunden gewesen.

‚Es kommt mir vor, als ließe ich hier mein Leben, so sinnlos erscheint mir die Zeit an diesem Ort mit Nichtstun verbringen zu müssen...’

Er dachte nach.

Dieser Kundenmangel hätte neben den Soldaten Begnions daran liegen können, dass die Erntezeit bereits seit langem vorbei war.

Aus den nun kahlen Feldern könnte man bei diesem Wetter vergeblich versuchen, etwas herauszuholen, die Bauern hätten bereits für den Winter das Heu geerntet haben müssen.

Weiter Ackergeräte und besonders Waffen zu verkaufen erschien Leonard vollkommen sinnlos.

Er verdiente jedoch nicht schlecht an dieser Arbeit. Auf jeden Fall genug, um seinen Unterhalt wie Nahrung kaufen zu können ist in ihr enthalten.

Es ist unabdingbar, dass er seine Stelle hier behält. Doch er möchte nicht für Nichtstun bezahlt werden, das war ihm schlicht weg unrecht, aber wie es schien hatte er wohl keine andere Wahl.

Nach den trostlosen Gedankengängen verlor er seine sonst aufrechte Haltung und stütze mit seinem Arm seinen hängenden Kopf auf den Verkaufstresen ab.

Dies würde eine lange Schicht werden...
 

Nach etlichen Stunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, hörte er das erlösende Läuten der Turmglocken zur sechsten Stunde, das sein Schichtende verkündete.

Ebenso geplättet von dem spärlichen Ergebnis seiner Verkäufe an diesem Tag wie Leonard trat sein Arbeitgeber aus der Hintertür. Er war nicht allzu groß, Leonard überragte ihn mit zwei Köpfen.

Er war kräftig gebaut, in seiner linken hielt er einen Hammer und seine ehemals weiße Schürze war größtenteils schwarz, bedeckt von Bleistaub.

Als Schmied stellte er die Geräte im Hinterhof selber her. Kurz blickte er seinen Aushilfen an und schüttelte den Kopf

„Mager ist der Ertrag in letzter Zeit, meine Preise kann ich nicht noch weiter sinken lassen...Die Soldaten erschweren einem Jeden den Alltag.

Du hast eine gute Arbeit getan, Leonard“ sprach der Mann zu ihm als er dabei war zurückzulaufen.

„Oh und noch etwas“ erneut drehte er sich zu ihm um

„Morgen werde ich den Laden geschlossen halten, ich muss mich um meine Familie kümmern. Wie du bemerkt hast ist es eher sinnlos noch Verkäufe zu tätigen.

Du brauchst also morgen nicht zu kommen. Einen schönen Abend wünsche ich dir.“

„Danke sehr, Ihnen auch einen erholsamen Abend.“

Somit verabschiedete er sich und verlies den Laden.

Das Klingeln am Türrahmen wies auf seinen ersehnten Feierabend hin.

Die leichten Tropfen legten sich auf sein Gesicht und in seinen langen blonden Haaren nieder, als er durch den Marktplatz den Weg zu seiner Unterkunft ansteuerte. Draußen war es bereits Nacht und der Vollmond beleuchtete den nebeligen Herbsthimmel wie die Straßen, dessen Mondlicht ihn begleitete.

‚Mein Körper fühlt sich so ausgelaugt an, das ganze Sitzen und Warten tut mir gar nicht gut. Ich fühle, wie meine Vitalität stetig sinkt.'

Leonards Körper war träge und müde vom ganzen Stehen.

Er fühlte ein leichtes Kribbeln in den Fingern, als er einen Einfall hatte.

Vielleicht bleibt mir noch etwas Zeit...Ja, das wäre jetzt genau das Richtige’ dachte er sich und schmunzelte leicht, als sich ein entlastetes Gefühl in ihm breit machte.

"Mein Training"

Doch da war irgendwie noch etwas anderes, was ihn veranlasste, einen Abstecher in den Wald zu machen...
 

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Matschiger Boden gab den Stiefeln nach und ein klebriges Geräusch war bei jedem Schritt zu hören.

Das Wetter hatte sich nach den ganzen Stunden kein bisschen verändert, immer noch hing eine feuchte Kälte in der Luft und die Nebelschleier des Nieselregens umhüllten die inzwischen leeren Ästen und klebten an seinen Kleidern.

„Hatschii!“

Das Niesen erfüllte die Totenstille im Wald, als er sich mit seinem Ärmel ungeniert die laufende Nase trocken rieb.

‚Oh je...scheint, als hätte ich mich nun seid langem wieder erkältet.

Arg! Wieso nur??’

Edward stand nun vor seinem Trainingsplatz im Wald. Durch Leonards Methode war er sich auch sicher, wieder heil zurückzufinden.

Er nahm die damals von dem Bogenschützen gesetzten Zeichen an den Bäumen frecherweise für sich selbst als Wegweiser.

‚Noch einmal mag ich nicht wieder wie ein Volldepp im Wald herumlaufen...’ und erinnerte sich dabei noch frisch an die dumme Situation vor einem Monat am selben Ort.

‚Mann, das Wetter in letzter Zeit ließ es nicht zu, dass ich mal wieder ordentlich trainieren konnte, aber es hat sich kein bisschen gebessert.

Länger zu warten erschlafft nur meine Schwerttechniken, nun muss ich mich wieder ranhalten!’

Daraufhin zog Edward sein Schwert. Ein Startsignal seines Trainings...
 

Keuchend stand er vor seinem unbeweglichen Opfer, fest hielt er dabei das Schwert in seiner rechten Hand und visierte den dicken Baum vor sich konzentriert an.

‚Und nun nochmals den „Finish-move!" ’

Mit Anlauf rannte er ihm entgegen, beugte seine Knie kurz vor dem Stamm und sprang daraufhin mit aller Kraft im hohen Bogen vom belaubten Boden zu einem Rückwärtssalto ab.

„Heeyyaahh!!!“ schrie er, als das Schwert in den Baum einschlug.

Edward nutzte dabei den Schwung seines Sprunges um seinen vertikalen Hieb mit der Beinkraft zu stärken.

Ein kratzendes, splitterndes Geräusch war zu hören, als einige kleine Holzteile durch die Luft flogen. Gleich daraufhin wandte er abrupt seinen Rücken wie den Kopf elegant nach hinten um wieder auf seinen Füßen zu landen.

Dabei richtete er seinen Blick auf den Stamm. Seine Augen weiteten sich vor Freude, als er flüchtig noch in der Luft, überrascht wie stolz, sein Ergebnis begutachtete.

‚Das ist mir noch nie so gut gelungen! Und das, obwohl ich ihn seid langem nicht mehr geübt habe!’ fuhr es dabei duch seinen Kopf.

So früh wie er sich gefreut hat, kam sein linkes Bein auf dem Boden auf.

Das rutschige Laub jedoch ließ ihm keinen Halt, wobei sein Fuß unerwartet zur Seite glitt und gleich daraufhin folgte sein ganzes Gewicht mit dem rechten Fuß.
 

/Knack/
 

„Argh!“

Ein übles Geräusch war in seinem Körper zu hören, als ihn gleich danach ein übler Schmerz wie ein Blitz durchfuhr, angefangen von seinem Knöchel zog es sich bis zu seinen Schultern hin hoch und ließ ihn aufzucken.

Sofort drückte er dabei seine Augen zu und verzog eine schmerzvolle Miene.

Ein dumpfes Rascheln der nassen Blätter ertönte, wobei Edward in den Boden einknickte.

‚Oh nein...Ich hoffe es ist nicht das, was ich denke...’

Doch seine Vermutung bestätigte sich, als er versuchte aufzustehen.

Wieder schoss ihm der stechende Schmerz durch das Bein.

„Mhm...Mist!“

Langsam setzte er sich wieder hin und stütze das aufgesetzte heile Bein mit seinem Arm ab.

‚Und dabei war ich eben noch so gut!’

Nun ärgerte sich Edward über seinen Übermut, ohne großes Aufwärmen und überhaupt Vorsicht seinen Spezialangriff versucht zu haben. Sein Knöchel war verstaucht und es war ihm nun klar, dass damit seine Trainingseinheit für heute beendet war.

„Wenn der Boden nicht so eklig matschig wäre, hätte es sicher geklappt! Dieses blöde Wetter ist an allem Schuld...“ redete er sich ein, wobei er genau wusste, dass er nicht so hätte voreilig sein sollen eine solch anspruchsvolle Attacke bei dieser Witterung auszuprobieren.

Edward konnte schlichtweg nicht auf trockenere Zeiten warten.

‚Und siehste’? Das hab ich mal wieder davon!'

Doch es machte keinen Sinn sich über das ergangene Missgeschick weiter zu beschweren.

Seine oberste Priorität war es nun seine Verstauchung so milde wie möglich zu behandeln und sollte sich deshalb auf den Heimweg machen.

‚He, in diesem Zustand wäre ich wohl eine leichte Beute für eines der Soldaten Begnions. Ich bezweifle, dass sie soweit im Wald auf Patrouille sind.‚

An der Vostellung alleine hörte er Schritte im Laub wie ein leises Klingen von Metall an einer Rüstung.

'Als ob sich um diese Uhrzeit einer hierher ver-'
 

„Hey, Junge! Was machst du hier im Wald?“
 

Jegliche Gedanken erstarrten in diesem Moment, als er die rufende Stimme nicht allzu weit hinter sich vernahm. Sein Blut sank vor Schreck in die Magengegend ab.

‚Was...? Ein Soldat?! Hier? Dann...hab ich mir das Geräusch also doch nicht nur eingebildet??’

Seine Augen weiteten sich und er bemerkte, dass er vollkommen hilflos war.

In diesem Zustand könne er so gut wie kaum kämpfen.

Dieser Augenblick zog sich in die Länge und Edward hielt den Griff des Schwertes wieder fest, sein Körper angespannt.

'Was soll ich jetzt tun? Ich kann nicht weglaufen...Ich muss mich ihm stellen.'

Er hoffte darauf, dass der Soldat alleine war.
 

„Antworte!“
 

Auf seine aufdringliche Frage hin wusste Edward nur eines zu erwidern:

‚Um euch Abschaum später so hammerhart in den Hintern zu treten!’

Wie gerne hätte er ihm das ins Gesicht geworfen, doch wäre das in Anbetracht der Situation eine eher lebensmüde Aktion, deshalb schwieg er.

‚Doch wie hat er mich so tief im Wald finden können? Den Code muss man kennen um den richtigen Weg zu finden. Vielleicht...’

Edward wagte es nun seinen Kopf langsam hinter sich seinem Eindringling zu zuwenden und sah einen in einer rot- messingfarbener Rüstung gekleideten Lanzenträger.

Als hätte der Hellebardier seine Gedanken gelesen, gab er ihm daraufhin eine Antwort.
 

„Ich bin dir auf den Weg hierher gefolgt. Zu dumm, dass du kein bisschen Verantwortung hattest um umsichtig auf deine Umgebung zu achten.

Du hast keine Chance gegen mich, also ergib dich solange dir noch die Gnade dazu gegeben wird, Aufständischer!“
 

Mit diesen Worten schritt er langsam auf Edward zu.

Jeder seiner Schritte trug mit dem matschigen Geräusch der Blätter eine Bedrohung mit sich, als er sich ihm erhobenem Hauptes immer weiter näherte. Seine Rüstung klapperte in seinem Gang und man könnte ihm seine Überheblichkeit auch von hunderten von Metern ansehen.

‚Verdammt! Was soll ich tun? Mit seiner Lanzenreichweite könnte er mich jederzeit aufspießen, wenn ich es wage aufzustehen um mich zu verteidigen!’

Sein Bauch kribbelte aus einer Mischung von Anspannung und Angst.

Unsicher, was Edward nun machen sollte, stand ihm wohl nur ein Ausweg zur Verfügung.

‚Doch wie es scheint, ist er alleine unterwegs...'

Edward dachte nach, was die beste Methode wäre, sich zu wehren, als ihm etwas einfiel.

'Ja, das wäre wohl das Einzige, was ich jetzt noch tun könnte...’

Er ließ sein Schwert sinken und versteckte es hinter sich im dichten Laub.

Sichtlich zufrieden mit seiner Überlegenheit dem jungen Schwertkämpfer gegenüber stand der Soldat wenige Meter vor ihm. Edward schluckte.

Womöglich würde er ihn an Ort und Stelle umbringen.

Es schien, als stünde Edward ein weiteres Mal vor einer lebensbedrohlichen Situation, aus der er sich nicht befreien konnte. Sein Kopf zu dem belaubten Boden gesenkt, ging ihn nur ein Gedanke durch den Kopf.

‚Ich habe nur diese Chance...’

Der Soldat unterschätzte jedoch die Gefahr, die von dem knieenden Myrmidonen ausging und näherte sich im, bis sie nur noch einen Schritt voneinander entfernt waren.

'Der macht sich gut als Rekrut in unserem Gefangenenlager!' ging es dem Lanzenträger durch den Kopf, bereit ihn festzunehmen.

Edwards Körper war vollkommen angespannt und als er sich zu bewegen versuchte, erinnerte ihn der stechende Schmerz unter seinem linken Stiefel an die missliche Lage.

Ein leises Zischen entwich dabei seinen Lippen, als er seine kniende Position zu verändern versuchte.

Er umgreifte die Halterung seines Schwertes ein weiteres Mal so fest er konnte.

Doch der Schmerz wird ihn an Nichts hindern können.

‚Mit solchen Kleinigkeiten kriegt man mich nicht so schnell!’

Seinen Kopf abrupt nach oben zu dem Soldaten gerichtet, schlich sich ein verschmitztes Lächeln auf seine Züge. Er hatte Glück.
 

‚Nun ist er nah genug! Zu dumm, dass du nicht daran gedacht hast, dass dir dein Vorteil bei dieser Nähe zum Nachteil werden könnte!’ war es Edward wie ein Blitz durch den Kopf gegangen.
 

Sichtlich verwirrt blickte der gerüstete Soldat alarmierend auf den Myrmidonen hinunter.

„Hey, leg dein Schwert weg, sofort!“ schrie der Hellebardier, als er dabei fest um seine Lanze griff um auszuholen.

Jeglichen Schmerz ignorierend spürte Edward, wie das Kribbeln des Adrenalinschubs ihn durchfuhr.

Ruckartig drückte er seine gebeugten Beine vom Boden ab und sprang mit seinem Schwert gezückt in die Luft zu einem erneuten Rückwärtssalto.

Der Soldat vor ihm realisierte erstmals nicht, was passiert war, als er plötzlich eine Wucht auf ihn einfallen spürte und mit lautem Klingen von Metall nach hinten zu Boden fiel.
 

‚Attacken von so 'nem kleinen Abstand machen Lanzenträger zu langsam, es braucht zuviel Zeit, bis sie ausholen können!’
 

Diesmal hatte er seinen Spezialangriff perfekt ausgeführt, nur bei der Landung stach ihn der Schmerz ein weiteres Mal. Er blickte sein Gegenüber am Boden an.

Eine tiefe Delle zierte nun seinen Brustpanzer, ebenso wie eine quer verlaufende Wunde an seinem weniger geschützten Bauchbereich, dessen aufgeschlitzter Lederschutz sich langsam mit Blut befleckte.

Ein schmerzvolles Stöhnen war von dem Soldaten zu hören, als er sich langsam wieder aufrichtete. Seine Miene war unter seinem robusten Helm kaum zu erkennen, nur seine zusammengepressten Zähne wiesen auf seine innere Wut an.

Gekrümmt stand er nun ein weiteres Mal über ihn, diesmal jedoch mit größerer Distanz, als Edward erneut auf seinem linken Bein einknickte.

'Nicht jetzt!'

Ein lautes Rascheln ertönte.
 

„Du Köter wirst dafür büßen! Nun stirb!“
 

Wie unpassend doch sein kleines Schwächeln war...

Alles kam Edward nun so langsam vor.
 

War es das?
 

‚Oh man...was für'n dummes Ende.

Und dabei wollte ich doch mindestens als Held draufgehen, gefeiert von der Menge. Daraus wird wohl nichts...

Na ja, wenn dies mein Ende sein soll, dann muss ich es wohl annehmen.

Nur wünschte ich mir für meine wohl unsichtbare Zukunft, dass so ein Abschaum wie die Besatzungstruppen für ihre Taten büßen werden...’

Als Edward langsam seine Augen schloss, gab er sich selbst auf.

Er senkte seinen Kopf zu Boden und verließ sich nun auf die letzten Momente seines Gehörs.

Das Laub ließ darauf andeuten, dass er mit seiner Lanze zu einem verheerenden Schlag ausholte.

‚Moment, das Rascheln kam nicht von ihm, sondern aus der Richtung hinter-’

Weitere, eigenartige Geräusche erfüllten in binnenschnelle die Luft.

Während er auf den großen Schmerz wartete, vergingen die Sekunden wie eine Ewigkeit, doch ist es nur das Gefühl, oder schien wirklich soviel Zeit vergangen zu sein?

Wo bleibt der Schlag, die totbringende Verletzung?

Edward wagte es jedoch nicht, seine Augen zu öffnen und sich umzublicken.

Er hörte etwas die Luft zerschneiden und ein Knacken wie Klingen von Metall folgte, dann ein lauter, dumpfer Fall und ließ den Boden vor ihm leicht beben.

Das war nun zu merkwürdig gewesen!

‚Wie...’ Langsam traute er sich, seine Augen zu öffnen.

Erstmals ein Spalt weit, dann ganz.

Er erhob aufgeregt seinen Kopf und was er daraufhin vor sich erblickte, schockierte ihn.
 

Da lag der Hellebardier, seine Lanze nun locker in seiner Hand verweilend und vollkommen reglos.

Doch, da schien etwas aus seinem Kopf zu stechen. Etwas Langes.
 

‚Was...ist das?’ Nun zwang sich Edward aufzustehen und langsam zu ihm hinzuhumpeln um nachzusehen, was mit dem Soldaten überhaupt passiert war.

Edward erschrak leicht bei dem Anblick. Seine rechte Augenhöhle wurde von einem Pfeil durchbohrt und durchdrang ebenso den Helm auf der hinteren Seite.

Er schien mit der Wucht nach hinten gerissen worden zu sein und starb dabei auf der Stelle.
 

„Das wir uns hier wieder begegnen war mir in gewisser Weise bewusst, ebenso wie dass es eine missliche Lage sein würde.

Ist alles mit dir in Ordnung?“ sprach eine nur allzu bekannte Stimme zu ihm herüber.
 

‚Das ist doch...’ Und als Edward sich umsah, um die Person ausfindig zu machen, erkannte er ihn aus der Entfernung hinter sich stehen, aufrecht und mit einem Bogen in seiner Hand.

Es war der Schütze namens Leonard. Sein Lebensretter.

Edward konnte es nicht fassen, wie günstig sein Erscheinen war.

Wie es schien, hatte er ihn ein weiteres Mal aus der Patsche geholfen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lahmy
2010-07-21T12:46:57+00:00 21.07.2010 14:46
Holla ;D

Jetzt erstmal allgemein: Die Ff ist echt toll. Mir gefällt dein Schreibstil gut, wobei ich manchmal durch die etwas langen Sätze ein wenig verwirrt war, aber, dass hatte jemand schonmal erwähnt.

Man kann sich gut in die Leute hineinversetzen. Vorallem die Leute, die es so nicht gibt, also die, die du dir ausgedacht hast finde ich sehr authentisch in ihrem Verhalten.

Jetzt zum Kapitel selbst: Es war auf jeden Fall spannend. Die Stelle, die du als Ende genommen hast ist gemein xD Ich will wissen wie es weitergeht.

lG Lahmy


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