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Das Dämmern der Morgenröte

Die Anfänge des Bundes der Morgenröte
von

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Heikle Situationen

Eine kühle Brise zog durch das Loch des eingeschlagenen Fensters und seine Haare kitzelten sein Gesicht.

Das Krächzen eines Raben war zu hören, wie auch das Rascheln des herabgefallenen Laubs auf dem Boden, wie es im Wind tanzte.

Ein vertrauter Geruch von Stroh stieg ihm langsam in die Nase, als er mit der Zeit das Erwachen seiner Sinne vernahm.

Sachte öffnete er die Augen. Es schien Edward, als hätte er etwas Wichtiges vergessen wobei er in den leicht nebeligen, dämmernden Herbsthimmel blickte.

‚Hmm, das muss wohl das Déjà-vu Gefühl nach einem Traum sein’ stellte er banal fest.

Kalter Schweiß saß auf seiner Stirn von der Nacht.

‚Von was habe ich nur geträumt?’ fragte er sich, als er versuchte sich an seinen Traum zu erinnern. Eine Weile noch lag er auf dem Strohsack, bedeckt mit seinem dicken Winterumhang.

Als er bemerkte, dass er auf keinen Anhaltspunkt kam, richtete er sich zu einem Sitzen auf und streckte seine Arme in die Luft, gefolgt von einem lauten, herzhaften Gähnen.

Dann rieb er sich die Augen.

Schließlich richtete er sich nun ganz auf und legte den Umhang als Decke beiseite.

'Die Latrinen rufen wohl nach mir...' ging es Edward wie jeden Morgen durch den Kopf.

Selbst das hatte er in seiner bescheidenen Hütte vorgefunden. Dazu musste er sich nur zum Hinterhof des ehemals verlassenen Hauses begeben, an dem sich eine kleine Holzhütte befand. Ein wenig schräg stand sie, doch erfüllte sie den Zweck nichts desto trotz. Moos verzierte das leicht modrige Holz und zwischen den Pflastersteinen sprießten Grashälme wie kleines Unkraut aus dem Boden hervor. Es sah aus wie eine Miniaturwiese. Neben den Latrinen an der hinteren Wand umschlang eine Efeuranke das gesamte Haus, angefangen am Hinterhof bis nach vorne bedeckte sie die Unterkunft. Es sah aus, als hätte man das Haus zuvor in einem Wald gebaut, bevor es in die Stadt gebracht wurde.

Man konnte sich denken dass es sehr alt war und eine lange Zeit leer stand, oder man hatte es nicht regelmäßig gepflegt.

Alte, kaputte Kisten befanden sich verlassen hinter den Latrinen, wie auch dichte Hecken neben ihnen.

‚Haus mit Toilette, der Garten als Sonderangebot dazu!’ dachte er sich scherzend.

Es war wirklich ein unglaubliches Angebot gewesen und trotz der langen Zeit, die er bereits in dem Haus verbrachte, konnte er es immer noch nicht vollends glauben, dass so ein Haus leer stand. Es schien, als sei Edward vom Glück verfolgt.

Als er fertig geworden war, machte er sich auf den Weg zum Fluss für seinen Waschgang.

Einen Waschlappen, eine kleine Holzschüssel, seinen Umhang und ein großes Stück Kernseife in seinem Korb gepackt lief er aus dem Haus.

Er hatte einen Stammort, an dem er sich täglich wusch, der sich nicht weit von seiner Unterkunft aus befand.

Dieser war ein abgeschiedener Ort, an dem er sich in Ruhe herrichten konnte. Dazu musste er die enge Gasse, hinter der sich sein bescheidenes Häuschen befand, durchlaufen und eine kleine Straße überqueren.

Auf einmal hörte er, wie sich ein Pferdekarren mit einem lauten Rattern zu seiner Rechten nähert.

In dem beladenen Anhänger stießen die metallenen Milchkrüge aneinander; es war Edward ein bekanntes Geräusch.

Das musste der morgendliche Milchlieferant sein.

„Guten Morgen, Edward!“ winkte der Mann auf dem Wagen zu ihm herüber.

„Morgen, Johann!“ erwiderte er mit einem freundlichen Lächeln, die freie Hand gehoben als er den Fahrer beim Vorbeiziehen begrüßte.

Edward war unter den Leuten dieses Viertels als gutmütiger Junge bekannt, immer mit einer freundlichen Miene; einen schwungvollen Charakter und frei von jeglicher Schwermut.

Er blickte wieder nach vorne.

Das erfreute Grinsen, das er noch von der freundlichen Begegnung trug, wich aus seinem Gesicht als hätte man ihm einen Eimer voll kaltem Wasser entgegen geworfen.

„Oh nein…“ ging es ihm missfällig durch den Kopf.

Da war SIE schon wieder!

Eine krächzende Stimme erfüllte die Gegend, als die alte Frau, fröhlich Edwards Waschplatz besetzend, ihren Krach von sich gab, das ein Geistesarmer als Lied definieren könnte.

Das ist ihm bereits öfters passiert.

‚Sie muss wohl neu in die Nachbarschaft eingezogen sein’, dachte er sich bitterlich.

Die alte Frau stand gebückt auf den Steintreppen, die zum Fluss hinabführten.

Weiße Bettlacke lagen halb in einer hölzernen Wanne, als sie einen Teil mit einem Waschbrett und Seife schaumig rieb. Das tuckernde Reiben jedoch hatte keine Chance gegen ihre schräge Gesangseinlage.

„Arg!“ stieß Edward verärgert aus, als er sich mit der freien Hand durch die Haare fuhr und genervt das Gesicht verzog. Dabei stampfte er mit seinen Stiefeln auf dem Boden.

Wie ihn das nervte!

Wie ein kleines Kind, das sich darüber ärgerte einen Wunsch abgeschlagen zu bekommen, zappelte er willkürlich herum.

Auf einmal stand er wieder kerzengerade.

Glücklicherweise schien ihn niemand dabei gesehen zu haben.

„Ruhig Blut…“ Sein Gesicht entspannte sich, er schloss dabei die Augen und holte tief Luft um sie dann wieder langsam auszustoßen.

„Dann werde ich mir einfach einen neuen Platz suchen müssen…“ dachte er sich mit gezwungenem Frohsinn, als er auf die kleine Brücke weiter vorne neben der Frau blickte.

Sie verband die beiden Viertel.

Steif, immer noch von leichtem Ärgernis geplagt, überquerte er sie wie eine aufgezogene Puppe.

Dabei schielte er den ganzen Weg mit geschlitzten Augen erfüllt mit Missgunst auf die alte Frau.

Voll in ihre Tätigkeit konzentriert, bekam sie jedoch nichts davon mit.

‚Blöde Hexe!’ dachte er sich und streckte ihr dabei die Zungenspitze heraus.

Mit der Hoffnung einen anderen günstigen Platz zu finden, suchte er den Fluss entlanglaufend nach einer Einbuchtung ab.

Als er weiterschritt, bemerkte er die größer werdende Ansammlung von Menschen.

Es war früh am Morgen und dem Sonnenstand zufolge um die acht Uhr. Das Schlagen der Turmuhr, die sich an der Stadtmitte an einer Kirche befand und nun laut zur vollen Stunde ausrief, bezeugte seine Vermutung.

Nun betrat Edward den großen Marktplatz.

Die Händler haben bereits ihre Lager aufgeschlagen und Mägde liefen mit ihren noch leeren Körben im Arm umher, Ausschau auf das günstigste Angebot haltend.

Die Rufe der Händler warben um ihre Waren.

„Wir haben das knackigste Brot! Frisch vom Bäcker!“ hörte man einen Rufen.

An den Lagern der Verkäufer hingen seine Waren aus. Der Duft von frisch gebackenen Broten und den geräucherten Salamistangen zog in der leicht nebeligen Morgenluft umher.

Glänzend rote und grüne Äpfel, Birnen, Weintrauben und jegliche Arten von Früchten und Gemüse der Saison zierten den Platz und tauchten ihn in wundervolle Farben.

Auch Kürbisse in allen Größenordnungen, und Formen besetzten den Boden vor dem Stand.

„Günstige Preise, gute Qualität! Ein Pfund Äpfel nur 5 Gold!“ rief der Besitzer.

Er wunderte sich wie günstig die Waren waren, aber das war wohl nicht weiter verwunderlich.

Es war Erntezeit. Die Zeit, an der die Preise für Obst und Gemüse recht gering war.

Edward behielt das im Hinterkopf als er sich weiter umsah.

Ein sanftes Lächeln zog über sein Gesicht, als er sich ein Bild vom Marktplatz vor ihm machte. Frieden herrschte trotz ihrer misslichen Lage in den Zügen der Menschen.

‚Morgens ist alles noch so schön ruhig’ dachte er sich.

‚Ja, so früh sind die Soldaten Begnions noch nicht auf den Beinen, was wohl die gelassene Stimmung der Menschen beweist. Vielleicht sind die Meisten deshalb so früh auf, damit sie ihre Einkäufe ohne die verdächtigen Blicke der Soldaten tätigen können…’ stellte er fest.

„Hm, das könnte ein Guter sein!“ sprach er zu sich selbst, auf einmal seine Augen hinter den Ständen fixierend, als er einen geeigneten Platz für seinen morgendlichen Waschgang entdeckte.

Ein kleines Fischerhäuschen, das mitten in den Fluss gebaut war, spaltete den flachen Flusslauf mit seinem hölzernen Grund in zwei Abzweigungen. Die halbabgeschlagene, schmale Holzbrücke, die ursprünglich auf das kleine Haus führte, sah geeignet aus um seine Sachen darauf zu legen.

Nachdem er die Steintreppen hinabstieg, setzte er sich auf einer von ihnen und zog seine Stiefel aus. Die Hose bis an die Knie gekrempelt und Socken auf seine Schuhe geschmissen, setzte er einen Fuß ins Wasser. Die schwache Strömung kitzelte seine Wade, wie auch die Flusspflanzen, die sich in der Strömung einige Meter von ihm entfernt wie langes, grünes Haar wogen.

Das Wasser was eiskalt.

Doch die Kälte schien ihm nicht viel auszumachen, da er die Routine bereits gewohnt war.

Als er weiter in den Fluss schritt, legte er seinen Korb neben sich an die halbe Brücke.

Edward zog mit seiner linken Hand den langen Handschuh der rechten aus, der seinen Oberarm bedeckte.

Der darunter liegende, fingerlose folgte, wie auch sein anderer Arm.

Langsam zog er den linken, schwarzen Handschuh aus. Dabei verzog er eine ernste Miene. Er hasste es, seinen Handrücken zu erblicken, denn jedes Mal an dem er es tat, erfüllte ihn ein Gefühl von innerer Gefangenschaft und vor allem pure Wut.

Wie ein Fluch wird ihn dieses gefühl wohl immer verfolgen...

Schnell schüttelte er diese Gedanken aus seinem Kopf.

Dann griff er mit seinen Händen in das Wasser, rieb sie sich mit der Kernseife schaumig und wusch sich sogleich sein Gesicht. Das kalte Nass erfrischte ihn und als er sich aufrichtete, rannen ihm einige Tropfen vom Kinn in sein Hemd.

„Whuuh…“ vorsichtig schüttelte er sich, als er das unangenehme Gefühl vernahm.

Der Wind pfiff in seine Ohren und kühlte seine leicht erröteten Backen aus, die er daraufhin mit dem Waschlappen abtrocknete.

‚Es wird immer kälter…’ bemerkte er nachdenklich. Offensichtlich, bei der Jahreszeit die nun herschte.

‚Aber das wird MICH doch nicht davon abhalten, ein Bad zu nehmen!’ dachte er sich, überzeugt von seiner Ausdauer und den starken Abwehrkräften.

Daraufhin zog er an den Schnüren seiner beiden Gürtel, die über seiner Hüfte lagen und schmiss sie in den Korb.

Sein rotes Oberhemd folgte, indem er die zwei Lederschnallen, die sich an seinen Schultern befanden, löste.

Das getan, streifte er ebenfalls sein unteres, hellbeiges Kragenhemd über sich ab und legte die beiden Teile auf den Korb neben sich auf die schmale Halb-Brücke.

Als er sich recht schnell seiner oberen Bekleidung entledigt hatte, bemerkte er nicht, wie sich einige Mägde nach ihm umdrehten und kicherten.

Sich an dem kleinen Fluss mitten in der Stadt so schamlos zu waschen war durchaus keine häufige Angelegenheit.

‚Aber wenn einem ein Anblick wie dieser geboten wird, würde mir das nicht viel ausmachen.’ flüsterte eines der Mägde ihrer Begleiterin zu, als sie an ihm vorbeiliefen und ihn von Kopf bis Fuß musterten.

Von seinem Körperbau konnte man ablesen, dass er viel trainierte.

Er hatte eine sportliche Erscheinung und der Ansatz von einem Waschbrettbauch war nicht zu übersehen. Trotz seines jungen Alters besaß er eine gut gebaute, jugendlich-männliche Statur.

Man konnte auch sehen, dass er des Öfteren in Kämpfe verwickelt worden war.

Er trug einige kleine Narben am Rücken, die sich kreuzten und auch am Bauch verlief eine dünne, jedoch lange Narbe quer über seinen Oberkörper.

‚Er muss eine Waffe führen, wenn er so viele Wunden mit sich führt…’

dachte sich die junge Magd.

Ein kleines Tuch aus dem Korb geholt, wusch sich Edward im Fluss sauber.

Mit der beiliegenden, kleinen Holzschale schöpfte er sich Wasser aus dem Fluss und schüttete es sich auf seinen Kopf, um auch den einzuseifen und wieder abzuwaschen.

Ein wenig fror er doch, als er unbewusst anfing zu zittern und deckte sich mit dem Umhang ab, um sich dann trockenzureiben.

Als er Blicke hinter sich spürte, drehte er sich neugierig wie ertappt um.

‚Ist es den Besatzungstruppen auffällig, wenn sich jemand im Fluss waschen möchte?’

dachte er sich dabei, erwartend einen der Soldaten aus Begnion zu sehen.

Doch anstelle des Soldaten, sah er zwei Frauen, wie sie von ihrem Tun abgelenkt worden zu sein scheinen und ihn aufmerksam beäugten.

Die beiden erschraken leicht bei seiner Reaktion und drehten deren Köpfe abrupt weg, anscheinend nach etwas bestimmten Ausschau haltend.

‚Oh, es scheint als sei es nicht üblich sich in der Stadt zu waschen…’ überlegte er, nichts ahnend.

Fertig gewaschen und abgetrocknet, zog er sich wieder an, packte seine Sachen zurück in den Korb und stieg die Steintreppen nach oben. Den jungen Beobachterinnen wandte er ein kurzes, freches Lächeln zu, bevor er an ihnen vorbei zum Markt lief.

Hinter ihm hörte er sie miteinander tuscheln.

‚Über Alles und Jeden flüstern und genauestens beobachten, was in der Stadt Neues passiert…Frauen sehen alles’ dachte er sich dabei verschmitzt.

Er schien den beiden schon einmal begegnet zu sein und es kam ihm vor, als kannten auch die Frauen Edward bereits, aber das war nicht weiter verwunderlich.

Auch Gegebenheiten wie diese ereigneten sich ihm hin und wieder. Es war nicht zu übersehen, dass er bei den Mädchen im Hof beliebt war. Und bekannt.

Er lebte bereits seid 2 Jahren in dieser Stadt und wird oft gesehen, sei es beim Arbeiten oder Einkaufen, neuerdings wohl auch beim Baden. Des Öfteren warfen die jungen Mädchen ihm Blicke zu, doch er genoss es schamlos.

Er hatte sich einen guten Zeitpunkt zum Einwandern ausgesucht, da Nevassa vor zwei Jahren immer noch zu beschäftigt war die Schäden des Krieges mit Crimea zu beheben, als sich um die neuen Einwohner kümmern zu können.

Zu dieser Zeit war alles ungeordnet und niemand brauchte eine Aufenthaltserlaubnis, um in die Stadt einziehen zu wollen.

‚Bei all diesen Menschen konnten sie das auch nicht kontrollieren’ dachte er sich erleichtert, als er an den Einzug in diese Stadt dachte.

‚Von allen Städten, die ich bis jetzt durchwandert und darin gelebt habe’ ,

überlegte er, als er sich auf dem Marktplatz umsah und das aufgeweckte Treiben beobachtete,

‚…ist diese hier mit Abstand die Schönste!’ Er musste lächeln.

Edward hatte bis vor seinem Einzug in Nevassa Niemanden gehabt, der bereit war ihm ein günstiges Einleben in die Stadt zu bieten, wie die Leute es hier taten.

‚Die gemeinsame Verachtung gegenüber den Soldaten aus Begnion hat die Anwohner wohl zusammengeschweißt. Ein schönes Gefühl, wenn man einander vertrauen kann…’

Als er glücklich über den Platz schlenderte, hörte man ein leises Grummeln aus seiner Magengegend. Sogleich blieb er stehen und legte sich eine Hand auf den Bauch.

‚Oh! Ich vergaß!’ merkte er, als er in seinen Korb schaute um den kleinen Sack mit den Goldmünzen zu suchen.

‚Zeit für mein Frühstück!’ Er lief einen heiteren Ganges weiter im Markt umher, als er sich an jedem Stand nach etwas zu Essen umsah.

Glücklich, und den Korb gefüllt mit einem frischen Laib Brot und einigen Äpfeln verließ er den Marktplatz nach den Einkäufen wieder, als er sich auf den Weg zurück in sein Haus machte.

Nachdem er seine noch nassen Waschsachen aus den Korb legte, begann er den Tisch zu decken.

Er war klein und rund und es hatte ihm ein Bein gefehlt, bevor Edward einen Ersatz fand und es ansetzte, doch unterschied er sich in der Praxis nicht mehr von einem anderen und erfüllte seinen Zweck.

Die Spitzen der langen Schrauben stachen immer noch an der Innenseite des Tisches heraus. Edward benutze seinen braunen Umhang als Decke und legte darauf den Leib Brot wie zwei frische Äpfel.

‚Etwas zum Anschneiden…’ brauchte Edward um das Brot anzuschneiden, als er sich planlos im Raum umsah.

‚Ah, genau!’ fiel es ihm ein.

‚Das Perfekte zum Schneiden’ hielt er als Gegenstand nun in seiner Hand. Sein Schwert.

‚Man, zu was sollte ich es sonst verwenden, wenn ich es nicht einmal mit in die Stadt nehmen kann? Die Soldaten würden mich als feindlich ansehen…’ dachte er sich, als er sein Schwert so betrachtete. Der Griff war mit grünen Bandagen umwickelt und die Halterung war mit zwei runden Verzierungen an jeder Seite geprägt. Vom Gewicht her war es ein wenig schwer, doch nichts, was er nicht heben konnte. Es hatte schon einige kleine Kratzer von seinen Trainingseinheiten, die er nahezu in all seiner Freizeit hielt wenn er nicht zu arbeiten hatte.

‚Apropos, scheint als sei es wieder Zeit, die Arbeit letztens hielt mich so ziemlich davon ab…’

dachte er sich.

Nachdem er sein Frühstück für beendet erklärte und alles abräumte, machte er sich sogleich zum besagten Trainingsfeld auf, zu dem er sich nahezu jeden Tag begab.

Das Schwert in der Scheide und den Gürtel daran zurechtgelegt, lief er los.

Diesmal wollte er all seine Techniken genauestens durchgehen und einige verbessern oder hinzufügen.

Und wie es schien, plante er wohl länger zu bleiben, da er einen großen Trinkbeutel Wasser mit sich trug. Der Weg zu dem Trainingsplatz war eher weit.

Er befand sich diesmal in einem abgelegenen, alten und verlassenen Grundstück tief im Wald. Edward musste stets zwischen den Plätzen wandern, weil er niemals an einem Ort bleiben sollte.

Es würde zu verdächtig aussehen, wenn viele nebeneinander stehende Bäume schwer hergerichtet vorgefunden würden und tiefe Kratzer trägen.

‚Es soll mich ja kein Soldat erwischen, sie könnten mich für einen potenziellen Aufständischen halten! Außerdem denke ich, wäre es wieder Zeit weiter zu ziehen, ich hab in meinem letzten Platz eine ziemliche Verwüstung dagelassen…’ dachte er sich verschmitzt, als er leicht grinste und an die Trainingszeiten vor einigen Wochen dachte.

Das war auch der erste Vorfall seid langem mit einem Soldaten aus Begnion…

Er war auf seinen Angriff unvorbereitet gewesen und reagierte nicht schnell genug, was der Grund war, dass er eine recht große Narbe an der Brust davontrug, da er damals ohne Oberhemd wie Schutz trainierte. Er konnte ihn aber bezwingen.

‚Er hatte mich nur unerwartet erwischt! Auch mit zwei von denen wäre ich doch ohnehin locker fertig geworden, pah!’ redete er sich den Vorfall seiner Wunde ein.

Zum Glück hatte er für den ernsthaften Fall immer ein Heilmittel dabei. Auch Kräuter mit heilender Wirkung fand er hin und wieder im Wald und verarbeitete sie, da er gelernt hatte, sie zu unterscheiden und richtig zu nutzen.

Aus dem Boden stieg noch ein sanfter Morgennebel und ein erdiger Geruch umfing seine Stiefel, als er im gelb-braunen Laub trat.

‚So weit in den Wald musste ich bereits seid langem nicht mehr vordringen um einen guten Platz zu suchen…’

Langsam die Bäume passierend, schien es, als erstreckte sich nun eine Lichtung vor ihm.

‚Hoffen wir mal, dass dies geeignet aussieht’ dachte er sich als er auf sie zuschritt.

Dann blieb er unweigerlich stehen.

Es war ein wundervoller Anblick. Das Laub der Bäume war gemischt von warmen Gelb- und Orangetönen bis zu einem leuchtend purpurnen Ton gefärbt.

Andere Bäume trugen bereits kaum Laub mehr. Die Nebelschleier hingen wie ein seidenes Tuch um alle Bäume gelegt und die goldenen Sonnenstrahlen durchflossen das Laub wie auch die Schleier mit dem sanften leuchten des Morgens.

Das Schönste jedoch war der einzelne Baum in der Mitte der Lichtung. Majestätisch stand ein breit geasteter Baum, immer noch beglückt, Laub zu tragen leuchtete er hinter den Strahlen und schien, als sei er aus Gold gemacht.

Edward brauchte einige Augenblicke um diesen Anblick zu genießen.

‚Ein so schöner Trainingsplatz…und ich hab ihn zuerst gesehen!’ freute er sich.

Er gab sich, sichtlich stolz diesen langen Weg auf sich genommen zu haben, selbst einen Schulterklopfer.

/Sssomp/

Ein eigenartiges Geräusch durchdrang die Stille und Edward drehte sich in alle Richtungen um.

„Was war das?“ dachte er sich laut. Es war weit und breit niemand auf der Lichtung zu sehen.

Er lief weiter in die Lichtung hinein, auf den großen Baum vor sich zu.

/Sssomp/

Da war es wieder! Doch nun dachte Edward, die Richtung ausfindig gemacht zu haben. Schnell lief er mit sachten Schritten auf den großen Baum in der Mitte zu und schlich sich hinter ihn um sich mit dem Rücken an ihn zu drücken, als horche er Jemanden aus.

‚Es scheint als befände sich die Ursache des Geräusches hinter dem Baum…’ angespannt, einen potenziellen Feind vor sich zu haben, legte er seine rechte Hand an den Griff seines Schwertes. Vorsichtig drehte er seinen Kopf nach hinten an den Baum vorbei um zu sehen was sich dahinter befände.

/SSSOMP/ hörte er es, lauter als zuvor und erschrak, als der Baum an den er sich lehnte nun leicht vibrierte.

Sofort sprang Edward aus seiner Haltung in die Offensive, sein Schwert gezückt und in beiden Händen haltend, stand er kampfbereit.

„Wer ist da?“ schrie er dabei.

Ein leises Rascheln ertönte im dichten Laub auf dem Boden, als sich eine Person abrupt zu ihm wandte.

„…Huch?“ war das Einzige, was Edward noch rausbekam.

Ein Bogenschütze mit hellem Haar stand in seiner Haltung erstarrt vor ihm, eine Hand zu dem Köcher hinter seinem Rücken halten und die andere sicher um seinen Bogen greifend hatte er einen überraschten Blick fest auf Edward gerichtet. Es schien als musterte er ihn, es könnte ein potenzieller Feind sein.

Eine Weile verharrten beide in einer angespannten Haltung und bereit für den Kampf.

‚Ich darf keine hektischen Bewegungen machen, die ihn denken lassen könnten, dass ich ihn angreifen möchte. Er hat einen Vorteil mit seinem Bogen und könnte mich jederzeit umbringen.

…Doch er scheint mir nichts Böses zu wollen, er hat nicht einmal die Waffe auf mich gerichtet.’ dachte er sich und lockerte seine Haltung ein wenig, indem er nun sein Schwert langsam sinken ließ. Außerdem hatte Edward keine andere Wahl als sich zu ergeben.

Hatte der Bogenschütze einen Verdacht, dass er ein Soldat Begnions sein könnte, würde er wahrscheinlich nicht zögern ihn zu erledigen.

‚Vermutlich trainiert er ebenfalls im Abgeschiedenen, um nicht von ihnen erwischt zu werden…’ beruhigte er sich selbst.

Doch was, wenn er selbst einer ist? Er würde ihn befragen, und ist es die falsche Antwort, wahrscheinlich auch unverzüglich abschießen.

Edward versuchte seine innere Anspannung nicht zu äußern. Die Situation in der er sich eben befand war heikel und könnte mit jeder falschen Bewegung den Tod bedeuten.

Der Andere ließ seinen Blick nicht von ihm, stets gefasst seine Bewegungen nach etwas Gefährlichem abzusuchen.

„Bist du ein Soldat Begnions?“ rief er unerwartet, seine Stimme leicht tief und ruhig, trotz der Anspannung. Edwards Atem stockte kurz.

Was sollte er nun antworten? Wenn er nein sagte, dann würde er ihn vielleicht erschießen, damit er nicht verraten würde.

Doch wenn er zustimmte, hatte er dann eine genauso große Chance nicht umgebracht zu werden?



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