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The Demon Factor

Eine Rachel Morgan-Fanfic
von

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IV

Der Mensch auf der anderen Seite des Tisches gab sich alle Mühe, nicht zu zeigen, dass er sich beinahe vor Angst in die Hosen machte.

Detective Glenn.

Glenny.

Er hatte den Bullen schon allein damit aus dem Konzept gebracht, selbst beim FIB aufgetaucht zu sein, noch bevor die ihn hätten in die Zentrale zitieren können.

Gut.

Zugegeben, Ivy hatte ihm gedroht, ihn zweimal zu pfählen, sollte er es nicht tun und dabei einen Tonfall drauf gehabt, der ihm genug Angst einflößte, um es in die Tat umzusetzen.

Also hatte er den Bullen einen Auftritt allá Kist geliefert.

Jetzt saß er mit dem Menschen in einem dieser unpersönlichen Verhörräume, mit den grauen Wänden und dem Spiegel, von dem er vermutete, dass das halbe FIB dahinter saß. Nicht, das sie von dort würden eingreifen können, wenn er beschloss, Glenny die Kehle durchzubeißen. Sie hätten nur einen besonders schönen Blick darauf.

Er roch die Nervosität durch die Scheibe und die vom Detective sowieso.

„Hi Glenny. Lange nicht gesehen.“

Glenn versteifte sich noch ein wenig mehr, was Kisten grinsen ließ. Menschen.

„Ich heiße Glenn. Für dich Detective Glenn. Spar dir deine Witze, Felps.“

Uh, der Bulle wurde wütend. Kisten mochte wütende Bullen.

„Na klar, Glen- Detective Glenny. Weiß ich doch.“

Er war freiwillig zum FIB gekommen (na ja, fast), also würden sie nach bestimmten Regeln spielen.

Kistens Regeln.

Desto schneller die Bullen das begriffen, desto schneller würden sie hier Fortschritte machen. Obwohl er darauf hoffte, noch ein wenig Spaß zu haben, bevor er Ernst machte.

„Kennst du diese Personen?“, fragte Glenny, der nach wie vor nervös bis genervt roch, während er die Akten vor sich ordnete und ihm schließlich zuschob.

Drei Fotos schauten ihn an – Kisten schaute zurück.

Er brauchte einen Moment, um sie zuzuordnen, doch er fand die passenden Gesichter von den Fotos, die Eddy ihm gegeben hatte. Jetzt sahen die drei nicht mehr so hübsch aus.

„Ja. Abbigail Steinberg und Mary Smith.“

Während er sprach, versuchte er, besonders deutlich zu reden und drückte mit dem Zeigefinger erst auf das eine Foto, dann auf ein anderes.

Der Detective ignorierte sein Gehabe, auch wenn es ihn reizte. Kisten roch das.

„Woher kennst du die beiden Frauen?“

„Ich war mit ihnen im Bett.“

Glenny stockte.

Treffer.

Er hatte das dumme Gefühl, den Spiegel lachen zu hören. Das hier schien keine Vampir-dichte Zelle zu sein. Auch wenn es ihn verwundert hätte, wäre es eine gewesen.

„Und der Mann?“, fragte Glenn schließlich. Kisten glaubte nicht, dass der Detective das Lachen ebenfalls hören konnte – aber anscheinend konnte er es spüren, denn er warf einen finsteren Blick in diese Richtung.

„Thomas Wesson? Mit dem noch nicht. Werde ich wohl auch nicht mehr. Hätte ihn gerne mal durchgenommen.“

Treffer. Glenny saß mittlerweile stocksteif auf seinem Stuhl. Man hätte ihm einem Besen durchschieben können, ohne auf Widerstand zu stoßen.

„Die Armbänder sind von dir?“

„Ja“, erwiderte Kisten. Er spürte, wie sich die Gerüche mischten. Zu Glenns Angst kamen Frustration und unterdrückte Wut und Kistens eigener Duft. Vampirpheromone waberten durch den Raum. Er fand das toll – Glenny anscheinend nicht.

„Weißt du, ich schenke sie jedem, mit dem ich mal im Bett war. Willst du auch eines?“

Die Bedingung, die daran geknüpft war, sollte eindeutig sein.

Tatsächlich zog sich eine zarte Röte über Glennys Wangen und der Spiegel lachte. Kisten war sich sicher, dass der Spiegel lachte. Oder die Beamten dahinter.

„Nein, danke.“

Irgendwie klang der Arme pikiert.

Kisten leckte sich anzüglich über die Lippen und lehnte sich vor.

Die Runde ging an ihn.

Nur, dass Glenn nicht zurück zuckte, ärgerte ihn ein wenig.

„Also, Glenny. Mit dir über meine sexuellen Vorlieben“, er musterte ihn demonstrativ. Er fiel nicht in Kistens Beuteschema, aber nein sagen würde er zu ihm dennoch nicht, „zu plaudern macht zwar Spaß, aber deshalb bin ich nicht hier.“

Nicht nur, zumindest. Erst musste er Ivy besänftigen, dann konnte er sich vergnügen.

Kisten gab dem Detective einen Augenblick, um sich wieder zu fassen, allerdings kein Millisekündchen mehr.

„Ich weiß nicht, wer der Täter ist, noch nicht, aber ich weiß, wessen Arsch auf Grundeis geht, weil seine Schatten verschwinden. Außerdem mag ich es nicht, wenn meine Täubchen draufgehen, auch wenn ich sie schon abgeschossen habe. Darum werdet ihr FIB-Säcke eure Ärsche hochkriegen und den Mistkerl dingfest machen, kapiert? Das gilt auch für die Clowns hinter der Scheibe. Oh und Glenn? Halt Rachel da raus.“

Der Spiegel war genauso stumm, wie Detective Glenn. Genau die Reaktion, die er sich erhofft hatte.

Nur die Tür schwieg nicht.

Er hörte dumpfe Schwere Schritte und leisere, weniger plumpe, die sich näherten. Es waren vermutlich drei Personen. Dann klopfte es an der Tür. Einmal. Zweimal. Glenn wirbelte herum, er, Kisten, sah auf ohne seine Haltung zu verändern.

Captain Edden trat ein. Hinter ihm blieb eine Gestalt stehen, deren Silhouette fast wie Rachel aussah-

Fuck.

Sie sah nicht nur so aus, wie Rachel, sie gehörte tatsächlich zu Rachel.

So viel zum großen Wir-halten-Rachel-aus-der-Scheiße-raus-Plan.

Neben ihr kam ihr nach Eisenhut stinkender Werwolffreund.

„Glenn? Wir haben eine neue Leiche.“
 

Dafür, dass Rachel gerade eine stinkende Leiche gefunden hatte, war sie Kistens Meinung nach erstaunlich gefasst. Gut, er wusste nicht, was das Wölfchen ihr unter Umständen untergemischt hatte. Dennoch roch er weder Brimstone noch Eisenhut, auch wenn das nicht viel zu sagen hatte.

Unter den irritierten Blicken des FIBs – Glenn, Edden und dem lachenden Spiegel – hatte er sich erhoben und war mit der Geschwindigkeit eines lebenden Vampirs an Rachels Seite. Mit dieser Kraftdemonstration hatte er Erfolg: Niemand hatte ihn aufgehalten und sein Hexlein war zwar zusammen gezuckt, hatte ihn jedoch auch nicht abgewehrt, als er sie besorgt an sich drückte.

Man wies ihn auch nicht zurück auf seinen Platz. Gut. Man hätte ihn auch nicht zurückweisen können – Rachel wirkte zwar gefasst, aber sah selbst so bleich aus wie eine von den Leichen und roch noch dazu nach Erbrochenem. Er würde sie nicht loslassen, solange er nicht wusste, dass sie wirklich okay war.
 

Während der Werwolf – es handelte sich tatsächlich um David Hue, von dem Kisten zwar gehört, den er aber noch nicht getroffen hatte – schilderte, was geschehen war, ging er in Gedanken die Liste der Vermissten durch, die sich während seiner Suche nach Eddys Hexlein (und anschießend nach dessen Mörder) aufgetürmt hatte. Es blieb ein Mann übrig, der in der Gegend des Feuers zur Zeit des Feuers verschwunden war. Abby hatte Kisten von ihm erzählt. Der Mann war es gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass sie da gelandet war, wo sie gelandet war – Kisten dankte. Er hatte Abby gemocht.

„Jedenfalls stank die Leiche so sehr, dass wir davon abgesehen habe, sie uns näher anzusehen. Ich kann Ihnen nicht sagen, um wen es sich handelt, tut mir Leid.“

„Sie war blutleer?“, fragte Glenn, den Blick auf Edden gerichtet.

Dieser zuckte mit den Achseln. „Steht noch nicht hundertprozentig fest, aber wir nehmen es an.“

Das Geruchsbild hatte sich drastisch geändert. Er roch den Schlamm von Rachels und Davids Kleidung und eine gewisse Aufregung hatte alle Anwesenden erfasst. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er das erregend gefunden.

„Wir können davon ausgehen, dass wir es mit dem selben Täter zu tun haben? Ein Täter, der Dämonen beschwören kann? Klingt nach einer Hexe.“

Er spürte, wie Rachel sich ein wenig näher an ihn lehnte, fast, als ob sie Schutz und Halt bei ihm suchte. Er ließ sie gewähren, auch, weil es sich gut anfühlte.

„Aber wie hängt das alles zusammen?“, murmelte sie leise.

Das wusste Kisten nicht. Noch nicht und noch nicht ganz, obwohl er eine gewisse Ahnung hatte. Er vermutete Abbigail – aber das konnte noch nicht alles sein. Ihm fehlte die Verbindung zur letzten Leiche, bei der er sich nach wie vor nicht sicher sein konnte. Wenn es wirklich Abbys Freund war, hatte er die Puzzlestücke soweit zusammen, wenn jedoch nicht-

Glenn dachte scheinbar genauso. „Dank deines Freundes haben wir Anhaltspunkte, aber-“
 

Es war Edden, der das fehlende Puzzlestück brachte.

„Kalamack.“, warf er ein, bevor Glenn seinen Satz beenden konnte. „Nein, halt den Mund, Rachel, und höre mir zu. Die Leiche von heute morgen wurde von Kalamack-“

„Er hat sie umgebracht!“, rief Rachel laut und trat stürmisch vor. Kisten hielt sie nicht zurück. Rachel in solchen Phasen zurückzuhalten, war nicht sehr weise.

„Halt den Mund, verdammt nochmal! Er hatte einen Unfall am Tatort, der CW Bailey Bridge. Er wäre beinahe im Ohio ersoffen!“

Sie öffnete den Mund, doch der Blick des Captains brachte sie zum Schweigen.

„Ich meine es ernst, Rachel. Eine der anderen Leichen wurde in der Nähe eines seiner Parkplätze gefunden. Die Limousine, die auf den Parkplatz fuhr, flog gestern Abend in die Luft. Kalamack war nur durch Zufall nicht darin. Und das abgebrannte Gebäude...“

„Gehörte Kalamack seit kurzem. Rachel. Deswegen haben wir es untersucht. Tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe, aber-“

„Warum hast du mir das nicht gesagt?!“

„Weil du ihn verdächtigt hättest!“

„Natürlich hätte ich ihn verdächtigt! Dieser Mann ist ein Mörder und ein Drogendealer!“

„Er war es aber nicht!“

„Und woher willst du das wissen?“

„Wenn Kalamack seine Bude abgefackelt hätte, wäre er nicht so schlampig beim Aufräumen gewesen. Und wieso sollte er dazu Dämonen rufen? Er hat Zutritt zum Gebäude.“

„Aber...“

Seine Rachel sackte in sich zusammen, wie ein Luftballon, in den man einen Eckzahn schlug und verstummte.

Treffer. Eins zu Null für den Wolf.

Er mochte es, wenn seine Freundin so ungestüm war, vor allem, wenn er nicht in der Schusslinie stand, aber im Moment konnten sie das nicht gebrauchen. Er nahm Davids Sieg dankend hin.

Weiter im Text.

„Wenn wir das jetzt geklärt hätten, könnten wir uns der nächsten Frage widmen, richtig? Wenn es Kalamack nicht war...“, warf Edden ein und blickte Rachel bedeutungsschwer an, „Wer war es dann?“

Schlauer Bulle.

Aber noch schlauerer Kisten.

„Irgendjemand, der es auf Abbigail Steinberg inklusive Umfeld, und Trent Kalamack abgesehen hat? Irgendwelche Vorschläge?“

Kisten wusste, dass Hue den Mund aufmachen würde, bevor Hue es tatsächlich tat. Er roch die Veränderung in seiner Stimmung, die von frustriert zu verwirrt wechselte.

„Abbigail Steinberg?“, fragte der Werwolf schließlich. Er nahm seinen Rucksack von den Schultern und wühlte in irgendwelchen Akten.

„Kalamacks Firmengebäude gehörte einer gewissen Elizabeth Steinberg, bevor sie es an ihn verkaufte. Den Angaben hier zufolge, lebt sie allein, seit dem Tod ihres Mannes. Ihre Tochter hat sie vor einem Jahr verlassen. Seitdem ging es anscheinend abwärts.“

„Sie ist eine Kraftlinienhexe?“

Wölfchen nickte.

Stille.

Bedrücke, stinkende Stille.

Kalamack lebte noch.

Abby war zwar tot, aber ihr Vampir, Eddy, war ebenfalls noch am Leben.

Irgendetwas sagte Kisten, dass das ganz und gar nicht gut war...

„Sag mal, Kisten? Bevor ich es vergesse. Ivy hat mir vorhin auf die Mailbox gesprochen. Sie meinte, sie sei bei dir. Aber wenn du hier bist... Und Ivy nicht hier ist... Wo ist Ivy dann?“

Oh Scheiße.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Knoblauchgurke
2009-08-09T16:23:29+00:00 09.08.2009 18:23
Diesmal schließe ich mich Nochnoi an ^^
Die Szene mit Glenn und Kisten im Verhörraum liest sich wunderbar, Kisten ist nunmal einfach ein Macho, da kann man sagen, was man will. Der arme Glenn, auch wenn seine Reaktionen niedlich sind XD
Nun bin ich wirklich auf das letzte Kapitel gespannt *g*
Von:  _Delacroix_
2009-07-13T12:01:00+00:00 13.07.2009 14:01
Ah, das Kistenkapitel^^
Man merkt, dass du Kisten magst und ich mag, wie er mit Glenn umspringt.
*gg*
Es geht langsam aber sicher dem Höhepunkt entgegen.
Sehr schön^^
Von:  Nochnoi
2009-06-25T17:17:57+00:00 25.06.2009 19:17
Ach ja, Kisten ...
Irgendwie schafft er es doch, ein charmantes Arschloch und gleichzeitig ein netter Kerl zu sein (zumindest Rachel gegenüber) ;) Ich mag ihn, auch wenn (oder gerade weil) er nicht immer die Freundlichkeit gepachtet hat. Auf jeden Fall war es lustig, wie er mit dem armen Glenn gespielt und ihn provoziert hat. Ich kann mir auch bildlich vorstellen, wie das halbe FIB hinter der Scheibe gehockt und das Ganze interessiert verfolgt hat XD Ach ja, Gespräche über sexuelle Vorlieben sind schon was Feines XDD

Und ich bin wirklich gespannt, wie sich das alles noch entwickelt >.<
Trent scheint ja tatsächlich ein gemeinsamer Nenner zu sein. Da sollte er sich wohl ganz schön in acht nehmen. Und nun gerät auch noch Ivy in die Schusslinie ...

Lass uns nicht zu lange aufs nächste Kapitel warten! ^^

Liebe Grüße
Nochnoi


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