Zum Inhalt der Seite

C'era una volta...

Oder ein Schal auf Schatzsuche
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Man sagt, eine Seereise sei gesund...

Aus dem Tagebuch des Captain Scarf
 

Mir tut alles weh. Aber so richtig. Mein Gesicht ist eine einzige pochende Fläche, meine Lippe und meine Nase beinahe bis zur Unkenntlichkeit angeschwollen. Durch Marcos wirklich gut gezielten Treffer mit dem Handschutz seines Entermessers habe ich drei lockere und einen zersplitterten Zahn sowie ein dickes Loch in der Zunge. Ganz zu schweigen von meinen gebrochenen Rippen.

Also habe ich beschlossen mir erst einmal eine kleine Ruhepause zu gönnen und mich ein wenig zu kurieren. Als erstes erlege ich mir selbst die Auflage auf, mich möglichst von Gefahren fernzuhalten, sprich Marco bei mieser Laune zu meiden.

Dann gebe ich die Order eine abgelegene natürliche Bucht anzulaufen und Trinkwasser zu organisieren. [...]
 

Ungefähr zwei Wochen später

[...] Wir liegen mittlerweile seit zwei Wochen vor Anker und es geht mir wieder recht apart. Zwar machen mir meine Rippen noch immer zu schaffen, aber so langsam darf ich mich mehr bewegen und auch wieder feste Nahrung zu mir nehmen.

Marco hat kapituliert und schläft mittlerweile fest in meinem Bett, nun also unser Bett, da er es partout nicht zulassen wollte, dass ich mit in seine Hängematte klettere. Er schob als Grund die geringe Belastbarkeit vor, aber ich bin mir sicher, er will einfach nur nicht mit einem Kerl auf so engem Raum schlafen und in dem Capitansbett ist definitiv genug Platz. Der erste Maat ist in den letzten Tagen sehr umgänglich gewesen und ich beginne zu glauben, dass wir uns langsam aber sicher aufeinander zu bewegen.

Nach unserer kleinen Rangelei an Deck scheine ich mir auch tatsächlich etwas Respekt erkämpft zu haben, aber es ärgert mich, dass ich zu solchen Mitteln greifen musste. Ich bin kein großer Kämpfer, auch wenn man mich mein Leben lang trainiert hatte. Genaugenommen zwang mein Vater mich diverse Kampfkünste und auch jede Menge anderen Kram zu lernen der meinem gesellschaftlichen Stand entsprach, aber bis auf das Degenkämpfen habe ich rigoros alles aus meinem Gedächtnis gestrichen. Auch das Kämpfen ist nicht unbedingt mein Steckenpferd, aber für meine piratigen Pläne leider unerlässlich. Und ich muss sagen, ich habe es durchaus formidabel gemeistert meinen Lehrbuchkampfsstil auf ein piraten- und schurkenwürdiges Niveau anzupassen.

Marco hat scheinbar eine Bezugsperson gefunden. Ich muss ja ein wenig Rücksicht auf meiner momentan recht angeschlagene körperliche Konstitution nehmen, daher habe ich den Gesprächigen John gebeten sich ein wenig um Marco zu kümmern, zumindest solange wir vor Anker liegen. Es ist äußerst amüsant die Beiden zu beobachten, denn der Gesprächige John sagt nichts außer „Arrr“, was Marco fürchterlich aufregt. Ich wollte John ja „Humble Mumble“ nennen, aber die Mannschaft war einstimmig dagegen und so tauften sie den Mann, der als seinen Namen nur ein Arrrr angab, auf „Der gesprächige John“! Als ob wir nicht schon genug Jacks und Johns an Bord hätten... Aber auch als Captain muss ich mich dem Willen meiner Männer beugen und so bleibt es bei deren Wunsch.

Es wird Zeit aufzubrechen.
 

„Bronson.“ Ich stehe an Deck und halte meine Nase in den leichten Wind. An den Wellengang habe ich mich gänzlich gewöhnt, ich laufe bereits breitbeinig und sicher wie ein besoffener Seebär. „Unsere Rumvorräte gehen zuneige und uns fehlen noch ein paar Mann. Lass uns heute einen Hafen anfahren und danach stechen wir in See.“

Marco hat meine Worte gehört, er schaut aus seiner angeregten Plauderei mit dem Gesprächigen John auf und spitzt die Ohren.

„Mit Verlaub, Captain. Hier setzen bald die Sommerstürme ein. Wir sollten uns entweder einen sicheren Hafen suchen oder uns gänzlich in andere Gewässer begeben.“ Bronson nestelt unruhig an seinem Hemd herum. Es behagt ihm sichtlich nicht mir Widerworte zu geben. Aber ich lächle ihn freundlich an, schließlich erzählt er mich nichts, was ich nicht bereits weiß.

„Keine Sorge, wir liegen perfekt im Zeitplan.“

„Im Zeitplan, Captain?“

„Ja, im Zeitplan. Genau in dem Zeitplan, den ich erstellt habe!“

Bronson runzelt kritisch die Augenbrauen und zuckt hilflos die Schultern.

„Aber ich weiß nichts von einem Zeitplan...“

„Ahhh!! Zeitplan, Zeitplan!! Ist hier irgendwo ein Papagei?“ Vom vorderen Deck ertönt ein zustimmendes Krächzen aus einer Vogelkehle. „Ach verdammt. Wenn ich sage, ich hab ’nen Plan mit Zeitrahmen erstellt, dann hab ich das. Ich bin der Captain, ich muss den kennen!“

Marco kugelt sich vor Lachen am Boden. Und Bronson scheint dieses Mal wirklich die Geduld mit meiner wirren Befehlsgewalt zu verlieren, er packt mich recht behutsam an der Schulter und schüttelt mich. Natürlich nur sachte, schließlich nimmt der gute Mann Rücksicht auf meine angeschlagenen Rippen.

„Einspruch, Captain, aber als Quartiermeister solltest du mich schon ein wenig in deine Vorhaben einweihen. Es geht hier alles drunter und drüber. Die Männer sind auch noch immer ganz aus dem Häuschen, erst hast du das Frauenzimmer angeschleppt und mit einem Mal ist sie verschwunden. Als wir schon lange wieder auf See waren, tauchte dafür der erste Maat wie von Geisterhand wieder an Bord auf. Die Mannschaft ist abergläubisch und sie wittern Spuk!“ Der gestandene Kerl von Bronson erbleicht merklich bei den letzten Sätzen und senkt seine Stimme zu einem Flüstern. Marco hingegen ist hin und hergerissen zwischen einem erneuten Lachanfall und seiner Neugierde.

Ich bin von Narren umgeben! Unter Aufbietung allen Willens unterdrücke ich den Drang mich wie ein kleiner Junge auf den Boden zu werfen und aufbegehrend um mich zu strampeln. Auch wenn Marco dabei sicherlich noch sehr viel mehr lachen würde.

„Nur falls es dich beruhigt, ich lasse keinen Spuk hier an Bord zu, Bronson. Die kleine Tamia hat auf mein Geheiß hin das Schiff verlassen und für sie ist gesorgt. Das darf als Information reichen. Und das Marco wieder bei uns ist, ist doch eigentlich eine Feier wert! Wenn wir heute neuen Rum gekauft haben, werden wir erst einmal ordentlich einen auf die Rückkehr des ersten Maates begießen!“

„Das kannst du schön vergessen. Schließlich bin ich nicht gerade freiwillig wieder hier gelandet.“

„Schade. Nun gut, zurück zum... Zeitplan.“ Ich räuspere mich betont energisch und sehe Bronson an. „Bei unserem momentanen Wind ist der nächste Hafen ungefähr zwei Stunden weit entfernt. Wir sollten langsam ablegen, damit wir noch vor Anbruch des Abends dort einlaufen.“

„Sehr wohl.“ Der Quartiermeister rafft sich zusammen, streckt die müden Schultern durch und wendet sich zur Mannschaft. „Wie sollen wir die Segel setzen, Captain?“

Ich blinzle kurz, wedle unbestimmt mit der Hand nach links und versuche nicht Marcos spöttischen Blick zu beachten.

„Da so lang. Steuerbord!“

„Das wäre allerdings Backbord, du verdammter Nichtskönner!“ Mein erster Maat spuckt verächtlich auf den Boden und schüttelt angewidert den Kopf. „Du kannst dir wirklich nicht einmal die einfachsten Grundsachen merken, eh? Du bist ein Versager, großer Möchtegerncaptain!“

Getroffen erstarre ich zur Salzsäure und lasse die harten weisen Worte sacken. Da er Recht hat, kann ich Marco darauf keine für mich so typische allwissende Antwort geben und so trolle ich mich etwas schmollend auf die Brücke zum Steuermann. Der Gute hört auf den Namen Adlerauge Smith, hat bemerkenswert scharfe Augen und ist taub wie ein Fisch überm Feuer. Außerdem hat er keine Zunge mehr, warum werde ich wohl nie erfahren. Er kann es schließlich nicht mehr erzählen.

Neben Adlerauge Smith zu stehen bereitet mir ein wenig Freude, auch wenn ich tief in meinem Herzen gerade recht betrübt bin. Aber hier herrscht ein sachtes Lüftchen, welches den Gestank der Männer zerweht.

„Die Kombüse ist auf der linken Seite des Schiffes.“ Marco steht hinter mir und räuspert sich ertappt.

„Ja, ich weiß.“ Ich verstehe nicht so ganz, worauf er hinauswill. Und er wird wegen meiner offensichtlichen Banalität ungeduldig.

„Küche links, also Kochen und Backen links. Backbord ist links... Du Depp!“

Überrascht ob der netten Geste kann mir ein kurzes Lächeln nicht verkneifen, auch wenn ich genau um die Bredouille weiß, in welche ich Marco damit manövriere.

„Danke.“

Zur meiner vollkommenen Überraschung läuft mein erster Maat etwas rot an und beginnt wie ein Teekessel zu fauchen.

„Glaub ja nicht, dass ich das aus Nettigkeit mache! Es geht nur nicht an, dass unser idiotischer Captain nicht einmal Steuerbord von Backbord unterscheiden kann!!“ Er schnaubt wütend und tritt mit den schweren Stiefeln gegen das Geländer vor dem Steuerrad, welches bedrohlich knarrt. „Schrottkahn!“

„Dennoch... danke.“ Auch wenn ich mir sicher bin, dass unter seiner harten Schale ein kleiner weicher Kern steckt, so werde ich wohl noch lange gießen und gärtnern müssen, bis ich eine kleine Pflanze sprießen sehen kann.

„Ach, halt dein dreckiges Maul!“

Sehr sehr lange...
 

Der Hafen, in dem wir am frühen Abend anlegen, scheint eine Ecke gesitteter zu sein als der in dem ich auf meinen ersten Maat gestoßen bin. Ich muss zugeben, dass ich mich hier nicht ganz so wohl fühle, wir werden recht misstrauisch beäugt und mehr denn je wie Abschaum behandelt.

Gut... wenn ich so den Blick über meine Männer schweifen lasse, dann ist es eventuell verständlich. Drei von ihnen werden von einem einzigen Papageien an Land gejagt, ich bin der festen Überzeugung dass der Vogel nach Marco und mir der beste Kämpfer an Bord ist.

Bronson bleibt auf mein Geheiß hin an Bord, ich will die restliche Mannschaft selbst aussuchen und brauche keinen Quartiermeister im Nacken, der mir meine Wahl auszureden versucht. Aus diesem Grund überlasse ich auch meinen ersten Maat den schweigsamen Händen vom Geschwätzigen John, welcher den Jungen auch einfach mal ohne zu Zögern ins nächstbeste Bordell schleppt. Soll mir recht sein, dann habe ich meine Ruhe und kann meinen Plänen nachgehen. In Gedanken mache ich mir eine kurze Liste welche Punkte ich abarbeiten muss und lasse mir die Proviantliste vom Sanchez Santo Sansasalsa, unserem Smutje mit nur noch vier Fingern, aushändigen. Ich seufze, außer Rum und Dörrfleisch kann ich nicht viel entziffern, also werde ich einfach kaufen wonach mir der Appetit steht. Und Sanchez Santo Sansasalsa kocht gutes Essen, auch wenn alles recht scharf ist und jedes Gericht den Namen Sansasalsa Nummer Was-auch-immer trägt, sodass es sich eh niemand merken kann. Aber solange es schmeckt, ist ja alles in bester Ordnung.

„Captain, brauchst du Hilfe beim Tragen der Sachen?“

Bronson ist wirklich zuverlässig und denkt sehr vorrausschauend, aber ich kann keine Begleiter gebrauchen. Besonders keine, die Instruktionen von Quartiermeister bezüglich der merkwürdigen Kaufgewohntheiten des Captains haben.

„Nein, ich schicke es alles hierher.“

„Soll dich wirklich niemand begleiten?“

„Ich denke, ich bin durchaus in der Lage alles alleine zu regeln.“

Bronsons Blick ist anzusehen, dass er mich durchaus nicht für fähig hält ein paar Schritte zu gehen ohne über meine eigenen Füße zu stolpern. „Wirklich, mach dir keine Gedanken.“

„Dann schleppt bitte nicht wieder irgendwelche Weibsstücke oder Choleriker hier an.“

„Choleriker ist ein wenig hart. Marco hat nur ein wenig überschäumendes Temperament.“

„Du weißt genau, was ich meine, Captain.“ Die Miene des Quartiermeisters ist eindringlich und ich habe Anflüge eines schlechten Gewissens. Kleinlaut nicke ich also und winke noch zum Abschied.

„Versprochen! Ich werde nur gutes Essen kaufen und ideale Männer anwerben!“

Bronson sieht noch unglücklicher aus als zuvor, aber bevor ich noch mehr Einschränkungen auferlegt bekomme, schreite ich fröhlich pfeifend die Gangway hinab und inhaliere den Mief des Hafens. Vorfreudig reibe ich mir die Hände und lasse meinen Blick über die hübschen kleinen Häuschen an den Enden der Gassen schweifen.

„Auf geht’s zum Gouverneur!“
 

Wäre ich Bronson, so würde ich diesen Captain lynchen, arrr. Der hört für keine 3 Dublonen. Was er wohl beim Gouverneur will, abgesehen von einem heißen Schaumbad und weichen Plüschpantoffeln? Wir werden es wohl nie erfahren. Oder eventuell doch.

Das Wetter ist momentan etwas durchwachsen und auch wenn mein Schiff gerade im Hafen der Insel Urlaub ankert, so hat der Navigator hier recht viel zu tun. Dennoch werde ich mich um meinen üblichen Kurs bemühen und mich direkt ans nächste Kapitel setzen. Aber ersteinmal brauch ich noch eine Flasche Rum!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Captn
2009-07-19T19:58:53+00:00 19.07.2009 21:58
ARRRRRRRRRRR!!!
Hach, ich finds voll schön, dass John und Marco jetzt bestese Kumpelz sind XD.
Ich hoffe für John, dass er ne richtig kräftige Kante ist, sonst sieht er bald aus, wie Scarf....
Hey, wenns zu kämpfen kommt, muss der Papagei unbedingt mitkämpfen! Sonst hat die Piratenbande nicht den Hauch einer Chance!
Sach ma, der Smutje, hast du da einfach irgendwelche Spanisch/Mexikanisch klingende Begriffe aneinander gereht, oder kommt mir das nur so vor??? XDDDD
Und er ist eine mischung aus Sanji und Azuma.... Ist sein großes Ziel, ein gericht zu kochen, dass die 7 Weltmeere repräsentiert?? XD
Scarf is sonne Lusche, ich hoffe doch er holt sich jetzt keine neuen Männer vonder regierung, oda?
Marco wird ihn morcheln......


Zurück