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Life & Dead

Zwischen Leben und Tod
von

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Josef

So, dann folgt jetzt (endlich) das zweite und letzte Kapitel. Aus der Sicht von Josef zu schreiben war übrigens sehr viel schwieriger, als aus der von Mick. Na ja, ich hoffe euch gefällt es und ich danke meinen beiden Kommischreibern vom letzten Kapitel. ^^
 


 

Josef
 

Es ist mehr als nur ein Gefallen, worum er mich da bittet.
 

„Er hat Beth.“
 

Ich unterdrücke ein Schnauben. Als ob ich das nicht wüsste. Es ist immer Beth.
 

Ja, ein Teil von mir will es tun. Ich sehe ihm nicht gern beim Sterben zu, und das ist nun mal alles, was man bei einem Menschen tun kann. Doch das ist mein Problem, nicht seins. Und ich weiß wie sehr er es genießt, es liebt, ein Mensch zu sein. Und ich weiß was er dafür getan hat. Ich habe ihn noch nie so glücklich gesehen.
 

„Er hat meine Beth.“
 

Was ich diesmal unterdrücken muss, ist ein Knurren. Dafür hasse ich sie. Ob ihr eigentlich klar ist, was er in diesem Moment bereit ist für sie zu tun?
 

„Also bitte…“
 

Ich will ihm sagen, dass es ein Fehler ist. Will ihn an seinen Selbsthass erinnern, für den ich ihn so sehr hasse. Will ihn besonders an die Anfangszeit erinnern, in der ich ihn fast zwingen musste Blut zu trinken. Doch ich sage nichts davon. Ich weiß, dass es an seiner Entscheidung nichts ändern würde, sondern dass ihn die Entscheidung nur noch mehr schmerzen würde, obgleich er diese Dinge ohnehin nicht vergessen hat.
 

Ich spiele mit dem Gedanken es nicht zu tun. Ja, es würde Beth wahrscheinlich das Leben kosten, aber Mick könnte ein Mensch bleiben. So wie er es immer wollte.
 

„Bitte, Bruder.“
 

Und in diesem Moment weiß ich, dass ich verloren habe. Wie könnte ich es ihm abschlagen? Er ist mein bester Freund - nein, es ist mehr als nur das das. Bruder.

Dieses Wort trifft ins Schwarze.
 

Ich kann ihm ansehen, dass er es will, wirklich will, auch wenn es ihn schmerzt. Doch es ist nicht nur das. Ich muss an Sara denken. Bei ihr hat es nicht funktioniert. Seither habe ich nicht mehr versucht jemanden zu verwandeln. Und jetzt soll es ausgerechnet Mick sein? Ausgerechnet derjenige, beim dem ich es nicht ertragen würde, wenn wieder das gleiche passiert?
 

„Mick…“
 

Ich stoppe. Was soll ich ihm sagen? Er weiß das mit Sara, weiß dass ihm vielleicht das selbe Schicksal blüht und dennoch bittet er mich darum. Ich weiß nicht ob es Vertrauen ist, oder ihn die Verzweiflung treibt, aber ich weiß, dass ich dieses Risiko eingehen werde. Eingehen muss.
 

„Verzeih mir.“
 

In den letzten 400 Jahren habe ich diese Worte selten gesagt, wenn überhaupt. Und auch wenn es unglaubwürdig klingt, aber ich habe auch selten Dinge getan, die es wert waren, diese Worte auszusprechen. Doch hier und jetzt habe ich das Gefühl das diese Worte nicht ausreichen.

Er hat es gewollt, ja, und doch bin ich es, der ihm die Menschlichkeit, um die er solange gekämpft hat, wieder nimmt. Ich nehme ihm die Zukunft mit Beth.

Ich weiß, dass er mir verzeiht, mir nicht mal die Schuld daran gibt, doch ich tue es. Und ich weiß nicht ob ich mir das je selbst verzeihen kann.
 

Ich kann hören wie sein Herz schneller schlägt, als er nur kurz nickt und mir schließlich seinen Hals darbietet.

Ich fühle seinen ganzen Körper zusammenzucken, als ich die paar Zentimeter die uns beide trennen überbrücke und meine Zähne in seinen Hals grabe.

Sein Herz schlägt noch schneller, beinahe panisch, auch wenn ich an Mick selbst keine Angst riechen kann. Aber ich habe sie.

Angst.

Komisch, auch das ist etwas, was ich in den letzten 400 Jahren selten gespürt habe. Aber Mick hat es schon immer verstanden Dinge in mir zu wecken, von denen ich dachte, sie schon lange verloren zu haben. Außer ihm hat das in all der Zeit nur Sara gekonnt. Mitleid, Opferbereitschaft, Liebe.
 

Und jetzt ist es die Angst. Die unfassbare Angst, das falsch zu machen, was ich auch bei Sara falsch gemacht habe, ihn ebenfalls zu verlieren, mit dem Wissen, sie beide verloren zu haben, nicht zurechtzukommen.
 

Doch die Angst währt nur den Bruchteil einer Sekunde, solange bis mir der Geschmack, der von Mick ausgeht, bewusst wird.

Obwohl er jetzt ein Mensch ist, kann ich die Unsterblichkeit in ihm schmecken, was mir das ungefähre Gefühl von dem Geschmack von Vampirblut gibt.

Ich habe schon viel Blut in meinem Leben getrunken, aber das hier ist etwas vollkommen anderes. Der Geschmack vernebelt meinen Verstand und dennoch waren meine Gedanken nie so klar, meine Sinne noch nie so geschärft.
 

Ich kann hören, spüren, wie sein Herz langsamer schlägt und führe ihn zum Tisch. Vorsichtig lasse ich ihn darauf ab und löse meine Zähne von seiner Wunde. Kurz betrachte ich ihn, wie er da vor mir liegt.

Hilflos.
 

Mit dem, was ich hier tue, binde ich ihn fester an mich, mich fester an ihn, doch das, ist das Einzige, was mir keine Angst macht. Das Einzige was mir nicht leid tut.
 

Ich ziehe mein Jackett aus, kremple den Ärmel meines Hemdes hoch, bevor ich mir selbst die Wunde zufüge, aus der Mick trinken soll.

Ich halte meinen Arm über sein Gesicht, die Wunde direkt über ihn und lasse ein paar Tropfen Blut auf seine Lippen perlen.

Ich bin angespannt, hoffe inständig, dass es funktioniert.
 

Seine Zunge bewegt sich, nimmt die ersten Tropfen auf.
 

„Na komm, Mick.“
 

Wir waren schon immer stark verbunden. Nicht mal die Bindung zu Sara war so tief. Ich liebe sie, damals wie heute, aber trotzdem ist das, was mich mit Mick verbindet stärker. Jetzt mehr den je. Vielleicht liegt das an der Unsterblichkeit.

Vielleicht ist diese Art von … Liebe zu einem Menschen nicht möglich.
 

Ich lächle bitter. Wahrscheinlich wäre meine Bindung zu Sara heute eine andere, wenn die Verwandlung geklappt hätte. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Sie wird irgendwann aufwachen, dass weiß ich.

Doch im Moment ist Mick alles was zählt. Er muss trinken, richtig trinken, wenn er nicht sterben will.
 

„Komm, steh schon auf.“
 

Es klingt beinahe flehend und ebenso meine ich es auch.

Bitte, füge ich in Gedanken hinzu und spüre nur einen Sekundenbruchteil später, wie seine Hand meinen Arm umfasst. Ich senke ihn tiefer, bis seine Lippen meine Haut berühren, was mir einen heißen Schauer über den Rücken jagt, und er beginnt zu trinken.
 

Erleichterung durchflutet mich. Er wird es schaffen. Erst jetzt wird mir richtig bewusst, wie groß die Angst, die ich hatte, wirklich gewesen war. Ihn tatsächlich zu verlieren … Nein, das hätte ich nicht ertragen.
 

Ich glaube an das Schicksal. Selbstverständlich bin ich jemand, der sein Glück selber schmiedet, doch es gibt einfach Dinge, die man nicht beeinflussen kann. Auch heute noch bin ich mir völlig sicher, dass es Schicksal ist, dass ich Vampir bin, damit ich Sara begegnen konnte.

Doch ebenso war auch die Begegnung mit Mick Schicksal gewesen, nicht möglich, wenn wir nicht beide Vampire gewesen wären.

Und vielleicht … ist es für uns beide nicht vorherbestimmt den Partner für die Ewigkeit zu finden.

Ich habe es einmal versucht und werde es nie wieder tun, schon allein deshalb, weil ich weiß, dass ich nie wieder eine Frau so lieben könnte wie Sara.

Und Mick ist so in seinen grenzenlosen Selbsthass verstrickt, dass er das niemals einer Frau antun würde, auch dann nicht, wenn sie ihn darum bittet.
 

Unsere Geschichten sind andere, aber sie laufen auf das Selbe Ende hinaus. Und das ist es, was uns beide zu denjenigen macht, die die Ewigkeit miteinander verbringen werden. Und eigentlich … ist das nicht schlimm.
 

Mick lässt von mir ab, öffnet die Augen und setzt sich auf. Ich bin noch nie so erleichtert gewesen.
 

Ja, er ist meine Bindung für die Ewigkeit. Und wie auch für Sara, würde ich alles für ihn tun. Ich hoffe er weiß das, denn ich bin nicht der Typ, der ihm sowas unter die Nase reibt.

Wir beide sind füreinander geschaffen. Und ich denke wir beide wissen das.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  naschoen
2008-12-31T14:41:53+00:00 31.12.2008 15:41
Das war voll schön!!! Sehr gut beschrieben, die ganzen Gefühle von unserem guten Josef. Die, die er erst wieder neu entdeckt und die die er schon kennt.
Die FF gefällt mir total gut! Mach weiter so!
Frohes, gesundes und ein nicht all zu stressiges neues Jahr wünsch ich dir!!
lg na-chan
Von: abgemeldet
2008-12-07T13:33:17+00:00 07.12.2008 14:33
Hey Hey!!

Also ich fand das Kapi einfach klasse.
Es ist immer sehr interesant zu lesen, was die Chara's denken könnten. ^^
Hast du sehr sehr schön gemacht.
mach bitte weiter so.
*weihnachtskekse dalass*
Schönen zweiten Advent noch. ^^

glg Xen


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