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Symphonie der Welt

10 Geschichten zur Welt
von

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Versagen

„Was machen wir hier eigentlich genau?“ fragte der junge Mann seinen älteren Kollegen.

„Wir suchen nach Beweisen.“ antwortete der Angesprochene.

„Das machen wir doch schon seit Stunden. Wir finden nichts. Rein gar nichts.“ beschwerte sich Daniel, der neu im Team war und mit Franz auf der Suche nach Beweisen für einen Mord war. Sie suchten seit Tagen den riesigen Wald nach einer Leiche oder sonstigen Hinweisen ab, ohne jeden Erfolg. Keine Leiche, keine Kleider, kein gar nichts. Es existierte nichts, was nach einem Hinweis aussehen könnte.

„Wir müssen weiter suchen. Irgendwo wird es was geben.“

„Und wenn es nichts gibt? Vielleicht ist das nur eine falsche Spur, wie so oft?“ Daniel war außer sich. Er hatte von Anfang an nicht das Gefühl gehabt, im Unterholz des dichten Waldes, der über mehrere Berge führte und teilweise sehr dunkel war, irgendetwas von der Frau zu finden, die seit rund fünf Wochen verschwunden war. Ginge es nach ihm, hätte er seine Kräfte nicht in den Wald geschickt, sondern die Personen im Umkreis befragt. Aber es ging ja nicht nach ihm. Er war nur ein kleiner Mann in der langen Kette der Ermittler, ein Statist.

„Mein Gefühl sagt mir, dass es hier etwas gibt.“ erklärte Franz ruhig, man merkte ihm keine Anspannung an.

„Gefühle lügen. Sie sind irrational.“

„Darum bist du noch ein Neuling und nur ein kleines Rad. Dir fehlt die Intuition.“

„Intuition, Intuition.... die hat uns bis jetzt auch nicht geholfen. Es ist bereits schon später Nachmittag. Lass uns nach Hause gehen.“

„Nein! Wir sind nicht Ermittler geworden, um zuhause zu schlafen, sondern um Fälle zu lösen. Wir bleiben hier, bis wir sie gefunden haben. Es kann nicht mehr lange dauern.“ Franz war dafür bekannt, jeden seiner Kollegen bis auf das Äußerste zu belasten. Nicht wenige haben deswegen den Dienst quittiert.

„Das sagst du schon seit Freitag. Und bisher habe ich pro Tag höchsten vier Stunden geschlafen. Das hält keiner auf Dauer aus. Zudem regnet es bald, sagt mir mein 'Gefühl'.“ Natürlich wusste Daniel, dass es Regen geben wird, die Wolken über ihnen waren dunkel, fast schon schwarz. Zudem wurde ein Unwetter für die Nacht angekündigt. Schon am Morgen hatte er Franz gefragt, warum sie bei solch einer gefährlichen Wetterlage überhaupt in den Wald gehen. Er erhielt keine Antwort.

„Ich dachte, du glaubst nicht an Gefühle? Und höre auf zu meckern, du klingst wie ein Schulmädchen.“ Franz war nie besonders gut darin gewesen, Sarkasmus oder versteckte Kritik ausfindig zu machen. Daniel schwieg und starrte zum Himmel, welcher sich immer weiter verdunkelte.

Bang! Mit einem Kanonenschlag von Donner und dem hellsten Blitz, den Daniel jemals gesehen hatte, ging das Unwetter los. Der Sturm zog schlagartig auf und ließ erste Äste von den Bäumen brechen. Blitze schlugen in der Nähe ein, so mancher Baum wurde glatt in der Mitte gespalten.

„Franz! Wir müssen zurück! Es ist lebensgefährlich!“ schrie Daniel seinem Kollegen entgegen.

„Nein! Wir müssen die Leiche finden! Es ist unser Auftrag!“

„Der Auftrag, der Auftrag! Lass von ihm ab und rette deine Haut! Wer weiß, wie lange das Gewitter gehen wird.“ Daniel hatte Mühe, sich in der Dunkelheit zu orientieren. Sie waren nur mit Taschenlampen und GPS-Empfänger ausgerüstet, sowie einer regenfesten Jacke. Kein Helm, keine Schutzbrille. Er starrte auf den GPS-Empfänger, der keinen Kontakt zu den Satelliten mehr hatte. „Franz, wir sind fast verloren! Lass uns umkehren!“

„NEIN! Wir werden sie finden, dich wird doch kein solch einfaches Unwetter davon abbringen, oder?“ Franz zeigte sich unbeeindruckt. Was in ihm vorging, konnte Daniel nicht herausfinden, er merkte nur, dass sein Kollege nicht mehr klar bei Sinnen war.

„Gott, vergib mir!“ flehte Daniel und zog seine Waffe aus seinem Halfter. Unterdessen redete Franz weiter.

„Wir werden die Leiche finden und siegreich nach Hause kommen. Wir werden das benötigte Beweisstück finden!“ Er suchte weiterhin den Boden mit seiner Taschenlampe ab. „Es wird kein Versagen geben! Ich dulde kein Versagen! Versagen ist für Versager, sind wir Versager?“

„Franz, ich bitte dich als Freund: Lass uns umkehren. Wir müssen nur rund 200 Meter nach Südosten, dort ist eine Straße, die zu einem Bauernhof führt. Dort sind wir sicher!“

„Und die Leiche allein lassen? Nein, Junge! Heute wird Kriminalgeschichte geschrieben!“ Daniel meinte, den Wahnsinn aus der Stimme seines Freundes heraus zu hören können. Seine Waffe war mittlerweile entsichert und er hielt sie mit beiden Händen, jedoch noch nach unten gerichtet.

„Franz! Ich bitte dich ein letztes Mal, höre auf mit dem Wahnsinn. Du bist besessen von einer unbewiesenen Idee. Lass sie nicht dich überrennen.“ Er merkte selber, wie verzweifelt er wurde. Sein Herz raste, er schwitzte, seine Hände zitterten. Den Gedanken an das, was jetzt drohte, versuchte er zu verdrängen, was ihm aber nicht gelang.

„Wahnsinnig ist der, der jetzt, fünf Meter vor dem Ziel das Handtuch wirft. Ich kann die Leiche schon fühlen! Sie ist ganz nah!“

Daniel schluckte. Er konnte es immer noch nicht. Er wollte nicht schießen. Gedanken an die Bilder des Irakkrieges, an die Bilder des Zweiten Weltkrieges und an vieles mehr kamen hoch. Er wollte nicht zum Mörder werden, er wollte Mörder zur Strecke bringen. Tränen schossen ihm in die Augen und Zweifel nagte an seiner Seele. Und der Sturm wurde schlimmer, immer schlimmer.

„Daniel, weißt du, ich habe eine Idee: Geh doch nach Hause und ich finde die Leiche. Dann ist jeder glücklich.“ Franz Stimmlage änderte sich und Daniel war geschockt. Er wusste, etwas stimmte doch er konnte nichts erkennen, das Unwetter wurde schlimmer.

„Aber wir sollen doch zusammen bleiben....“

„Ja, das sollen wir. Hier ist keiner, der kontrolliert... Wir werden sagen, dass du durch den Sturm von mir getrennt wurdest...“ erklärte Franz und stritt auf Daniel zu.

„Nein, das kann ich nicht! Franz, wir kehren sofort um!“ schrie Daniel und streckte seine Waffe in die Richtung Franzens. Just in dem Moment blickte er selber in den Lauf einer Pistole, die nur knapp einen Meter von seinem Gesicht entfernt war.

„Junge, du musst noch viel lernen. Niemand sagt mir, was zu tun ist! Du warst von Anfang an ein Taugenichts, warst mir nur im Weg! Jetzt hast du die Rechnung!“ meinte Franz und hielt die Waffe weiterhin vor das Gesicht von Daniel.

„Was ist mit dir los, Franz? Früher warst du noch nicht so.“ fragte Daniel mit Tränen in den Augen. Er hatte Todesängste, die durch den verheerenden Sturm nur noch bestätigt werden.

„Ich bin nicht in diesen Rang gekommen, um zu versagen. Ich werde diesen Auftrag erfüllen, so wie ich jeden Auftrag vorher erfüllt habe. Ich habe JEDE, wirklich JEDE Aufgabe in meinem Leben mit Bravour erfüllt. ICH habe die HÖCHSTE Aufklärungszahl in der Stadt, HUNDERT Prozent! ICH werde NICHT versagen! ICH werde den ERFOLG bekommen und DU wirst mich NICHT hindern!“ Franzens Stimme klang fremd und unheimlich, nicht so wie üblich. Zudem wackelte er mit der Pistole wie ein Wahnsinniger.

„Franz, ich...“

„Spar dir deine Worte, Wurm! JETZT rede ich!“ meine Franz. Doch er sagte nichts, sondern hielt nur weiterhin die Waffe in das Gesicht seines Kollegen.

Der Schuss übertönte selbst den Sturm, der nun die Ausmaße eines Hurrikan hatte, so werden es jedenfalls die Bauern der Umgebung später erzählen.

Daniel sackte tot zu Boden, mit einem Loch zwischen den Augen. Franz dagegen betrachtete die Leiche nur kurz, bevor er weiter in den Wald vordrang, auf der Suche nach der Leiche.
 

Die Leiche von Franz fand man nur fünf Meter von der Leiche der Frau entfernt, welche unter einer Plane versteckt war, welche selber nicht berührt worden ist. Man geht davon aus, dass Franz die Leiche nicht gefunden hat. Eine spätere Obduktion ergab, dass Franz in kurz vor dem Ende des Unwetters von einem Ast erschlagen wurde. Niemand brachte ihn mit dem Tot Daniels in Verbindung, da die Kugel nie gefunden wurde.
 

Am selben Tag, an dem auch Daniel erschossen wurde, gestand der Freund der Vermissten ihren Mord und erzählte, wo er sie versteckt hatte. Die restlichen Ermittler versuchten die ganze Zeit, Kontakt mit Daniel und Franz aufzunehmen, ohne Erfolg und ohne Wissen, warum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Yu_B_Su
2009-11-22T18:32:26+00:00 22.11.2009 19:32
Versagen. Ein interessantes Thema. Manche Leute glauben zu versagen, obwohl sie es nicht tun. Manche Leute wollen sich etwas beweisen, für andere spielt Erfolg oder Niederlage keine Rolle. All das hätte man thematisieren können. Aber all das hast du nicht gemacht.

Es tut mir wirklich leid, und vielleicht verstehe ich den Sinn dahinter auch völlig falsch oder gar nicht, aber ich finde die Geschichte völlig unrealistisch.

Die Konstellation, zwei Männer, die eine Leiche suchen und anfangen zu reden und von denen der eine am Ende Erfolg haben wird und der andere nicht, ist gut, aber wie du das gestaltet hast, das war ziemlich irreal.

Allein das Wetter: genauso wie in der vorherigen Geschichte - bei der man es verstehen konnte, weil es zum Thema gehörte - hast du das Wetter übertrieben beschrieben. Es schien fast so, als würden nur auf diesem Stück Wald drei Tausend Liter Wasser umherpeitschen und ein Heer von Blitzen niedergehen. Natürlich isses im Wald gefährlicher als unter einer Hochspannungsleitung auf freiem Feld. Aber nicht so extrem. Umso verwunderlich war es, dass während des Gespräches relativ wenig davon spürbar ist. Man merkt nicht, wie Daniel immer mehr durchnässt wird, wie er die Lust verliert, wie ihm das Wasser von den Haar tropft und wie es einem bei diesem Unwetter möglich ist, jemanden überhaupt zu erschießen.

Auch die Charaktere war komisch, besonders Franz: es ist verständlich, dass er Angst vor dem Versagen hat, das war ja seine Grundaussage und der Bezug zum Titel. Aber deswegen sucht er nicht wie besessen nach einer Leiche. Es hat weder was mit Verbissenheit noch mit 'alter Angewohnheit' zu tun, dass man zuerst das Umfeld befragt, ich habe noch nie in Krimis gesehen oder in den Medien gelesen, dass man das Umfeld völlig außer Acht lässt. Außerdem wurde leider nichts über seine Motive, warum er nicht versagen will, deutlich.

Außerdem war es doch sehr übertrieben, dass sie sich erschießen wollen; jeder hätte gehen können, Franz als alter Ermittler könnte den Jüngeren einfach ignorieren. Wie du das Herausholen der Pistole geschildert hast, das war schon ganz nett.

Die Pointe am Ende war auch gut, sie war passend, aber nicht überraschend. Franz' Tod war es schon, auch sprachlich war es schön, dass du kurz vorgreifst, dass die Polizisten die Leichen später finden würden. Aber meistens suchen nicht zwei Ermittler eine Leiche.

Sprachlich war es insgesamt ganz nett, deine Sprache war wieder klar und deutlich, der Satzbau korrekt, allerdings war er manchmal zu klar. Gerade bei den Dialogen hat man mehr Spielraum als 'sagte' und 'fragte', man kann durchaus Gefühle usw. reinbringen. Beispielsweise als Daniel Fragen stellt und dann da steht 'Daniel war außer sich' - davon habe ich nichts gemerkt, ein paar Ausrufezeichen oder so wären gut gewesen. Außerdem machst du bei Dialogen einen kleinen Fehler: das Komma fehlt. Bei 'sagte, fragte' usw. kommt immer ein Komma nach dem Dialog z. B. "Hallo", sagte er. Nur, wenn danach ein eigenständiger Satz folgt, kann man das weglassen z. B. "Das war's!" Er drehte sich um und ging. Auch bei den Zeitformen kommst du manchmal durcheinander: die Kollegen hatten ihren Dienst quittiert (Plusquamperfekt, weil die ganze Geschichte in der Vergangenheit spielt und die Kollegen das noch davor taten) und 'Regen geben WÜRDE'. Mit 'bereits - schon' (im Zusammenhang mit dem aufkommenden Regen) hast du eine inhaltliche Dopplung drin und ich weiß nicht, ob das 'stritt' ein 'schritt' werden sollte :-D

Die Bezeichnung 'Statist' für Daniel wiederum fand ich gut, das war sehr passend.

Alles in allem: man kann Leute überschätzen, unterschätzen und falsch verstehen :-D
Von:  Varlet
2008-12-04T17:00:11+00:00 04.12.2008 18:00
Es ist eine wirklich arge Geschichte finde ich und trotzdem gut dargestellt und passend zum Thema versagen, auch wenn es am wenigstens für den einen Mord 'gut' ausging.
Außer einigen Flüchtigkeitsfehler ist mir nichts schlechtes aufgefallen, allerdings hast du am Ende einen Zeitwechsel immer wieder gehabt.
Von:  Chimi-mimi
2008-11-19T18:43:44+00:00 19.11.2008 19:43
Warum gehen die sofort in den Wald? Und warum will Daniel Franz gleich erschießen? Hm, das ist ein bisschen unlogisch.
Aber gut...
Das war sehr chaotisch.
Das Versagen finde ich, war auch nicht sooo rausgearbeitet, tut mir wirklich leid, aber im Gegensatz zu den beiden vorherigen One-Shots, finde ich den ziemlich schwach und auch unlogisch.

Chimiko
Von:  Wintersoldier
2008-11-18T11:53:41+00:00 18.11.2008 12:53
Wow, ein paar nette Schicksalsschläge, die du da eingebaut hast. Aber ich fang mal bei dem Punkt der Geschichte an, den ich nicht ganz verstehe: warum suchen sie im Wald? Wird in der Geschichte zumindest nicht eindeutig geklärt, oder? Wenn es schon keine Hinweise gibt, wo die Leiche sein könnte... oder gibt es Hinweise, dass sie im Wald versteckt ist, aber nicht wo? Abr dann wären mehr Polizisten dort unterwegs... und nur aufgrund seiner Intuition so eine Aktion durchzuziehen? Schließlich hätte er falsch liegen können. Also muss es für Franz ja irgnedeine Veranlassung gegeben haben, in den Wald zu gehen, denn seinen "Erfolg" würde er ja nicht aufs Spiel setzen, wenn er sich nicht relativ sicher ist. Zumindest kam er mir so vor.

Dann geht es damit weiter, dass Daniel die Waffe zieht. Keine Ahnung, warum. Selbst wenn er eine Veränderung bei seinem Kollegen bemerkt, da zieht man doch nicht gleich die Waffe, oder? Oder nennen wir es einfach Intuition, die ihm im Endeffekt aber auch nichts gebracht hat.

Das Franz die Waffe zieht, kann ich verstehen. Er ist verblendet, süchtig nach der Anerkennung und dem Erfolg und einfach nicht fähig, aufzugeben, mit dem Gefühl, versagt zu haben. Er braucht den Erfolg, will ihn sich von niemandem streitig machen und da Daniel nicht aufhören wollte, ihn aufzuhalten, dreht Franz am Rad. Psychisch nicht ganz stabiler Typ, würde ich behaupten, aber ich glaube, es gibt solche Muster des zwanghaften "Helden". O_o°

Und der Schluss war ja wohl pure Ironie der Geschichte, dass sie so nah am Ziel waren und es doch verfehlen. Das untermauert ja nur noch mehr Franz' Versagen.

Liebe Grüße
Aya
Von:  Ubeka
2008-11-07T00:21:56+00:00 07.11.2008 01:21
Okay... die story ist ziemlich... krank. xD

Mal als erste Unlogik: Eine Frau wird vermisst und dieser Franz rennt sofort in den Wald, um eine Leiche zu suchen? Meiner Meinung nach nicht wirklich stimmig.
Auch nicht viel besser: Warum zieht Daniel gleich eine Waffe? Er selbst redet davon, Gefühle seien irrational (*hust an jemanden denken muss hust*) und dann dreht er lieber soweit durch, die Waffe auf Franz zu richten, als einfach wegzulaufen?
Und erst recht komisch: Wieso wird franz auch noch so wahnsinnig, dass er seine Waffe auf Daniel richtet? Er selbst hat ihm doch vorher den Vorschlag gemacht, dass Daniel nach Hause geht, während Franz die Leiche sucht... da braucht er ihn doch nicht zu erschießen!

Sorry... zwar nette Formulierungen wie immer... aber inhaltlich meiner Meinung nach ein ziemliches Chaos. Und sehr grotesk zu lesen war de rGenitiv "Franzens". Denn gibt es garnicht. xD Wenn dann schriebt man "Franz' Pistole". ^^


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