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Bester Freund

Tai & Sora, T.K. & Kari
von

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Gewissheit

Ein letztes Mal wischte sich Sora über das Gesicht, atmete tief durch und öffnete dann schließlich die Haustür. Wie nicht anders zu erwarten war es Tai, der sich seit dem Telefonat sofort auf den Weg gemacht hatte und wirklich fünf Minuten später vor ihrer Tür stand. Auf ihn konnte sie sich halt verlassen – schließlich waren sie seit Kindestagen beste Freunde gewesen. "Sora!" Er tat er einen Schritt vorwärts und schaute das Mädchen besorgt an. Ihre Augen waren stark angeschwollen und gerötet und selbst als sie ihn begrüßte, war deutlich zu hören, dass sie geweint hatte. "Danke, dass du so schnell gekommen bist…" Sie lächelte schwach und trat leicht zur Seite. "Komm doch rein." Er nickte und betrat die Wohnung, während Sora bereits wieder in die Küche verschwand. "Möchtest du etwas trinken?" Tai zog sich die Schuhe aus und folgte ihr schließlich. "Nein, danke." Seine Augen fixierten das Mädchen und ohne lange nachzudenken, hakte er auch schon nach. "Sora… was ist passiert?" Sie schloss den Kühlschrank wieder und verharrte einen Moment lang so, bis ein leises, dennoch hörbares Schluchzen die Stille durchbrach.

"Meine Mutter… Sie hatte einen Unfall…"

"Was?!", stieß er erschrocken los. "Ist sie…"

"Sie lebt. Aber…" Sora stockte und senkte den Kopf. "… aber es sieht sehr schlecht für sie aus…"
 

Fassungslos stand er da und sah, wie das Mädchen am ganzen Körper zitterte und bitterlich weinte. Zugegeben, er hatte schon damit gerechnet, dass es etwas Ernstes sein musste, aber dennoch hatte ihn diese Nachricht doch ganz schön schockiert. Vorsichtig ging Tai auf sie zu und legte eine Hand auf ihre Schulter, um ihr ins Gesicht sehen zu können, doch Sora kam ihm zuvor, indem sie sich umdrehte und sich ihm wortwörtlich an den Hals warf. "Ich habe Angst! Ich habe Angst, dass sie stirbt, Tai!", schrie sie. Ihre Finger krallten sich unbewusst in den weichen Stoff seiner Kleidung und Sora lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. Sofort legte er beide Arme um sie und drückte das Mädchen mehr an sich. Ihm war so, als könne er beinahe schon ihren schnellen Herzschlag spüren. "Ganz ruhig, Sora…", flüsterte er beruhigend. "Es wird alles wieder gut. Deine Mutter schafft das, da bin ich mir sicher…" Seine Worte klangen so zuversichtlich und es schien tatsächlich so, als habe er sich in dieser Hinsicht am wenigsten von allen verändert. Schon früher konnte sie sich ihm ohne Hemmungen anvertrauen, egal worum es ging. Tai war immer für sie dagewesen und hatte, wenn sie ihn brauchte, alles stehen und liegengelassen, nur um sie zu trösten. Ein wahrer und bester Freund, auf den sie sich immer verlassen konnte…
 

Die Zeit verstrich allmählich und das Schluchzen verstummte schließlich wieder. "Geht‘s?", erkundigte sich Tai und lächelte, als das Mädchen zu ihm auf sah. "Ja… danke…" Er schüttelte den Kopf und löste die Umarmung. "Du brauchst dich nicht zu bedanken, okay? Ist doch selbstverständlich, wo wir doch immerhin Freunde sind." Sora lächelte matt und wischte sich die Tränen weg. Im Nachhinein war ihr das Ganze doch schon etwas unangenehm gewesen - schließlich zeigte sie nicht jedem einfach so ihre Tränen, wobei Tai schon eine Ausnahme war. Selbst vor Yamato schämte sie sich deswegen. "Trotzdem… du musstest dir schon so oft mein Gejammer anhören. Dabei hast du dich nie beklagt und es einfach so hingenommen…" Sie ging an ihm vorbei und bot ihm einen Stuhl an. Beide setzten sich und Tai zuckte mit den Schultern. "Ich sehe kein Problem darin… und jetzt hör auf, dir deswegen Gedanken zu machen." Es wurde wieder still zwischen ihnen. "Was ist eigentlich mit Yamato? Du hast es ihm doch sicherlich erzählt, oder…?" Sofort war das Lächeln wieder verschwunden und Sora starrte traurig zur Seite.

"Nein…", gab sie kleinlaut zu. Tai blinzelte verwundert.

"Nein?", wiederholte er. "… hattet ihr Streit?"

Sie seufzte tief und nickte.

"Willst du darüber reden?"
 

Das Mädchen begann mit einer Haarsträhne zu spielen und ließ den Blick durch den Raum schweifen. "Naja… es war nichts Großartiges. Ich habe ihm wieder mal Vorwürfe gemacht und er ist ausgeflippt..." Ihre Stimme klang noch immer brüchig und heiser, dennoch verstand er jedes einzelne Wort und hörte weiter aufmerksam zu. "Jetzt im Nachhinein könnte ich mich ja selber dafür ohrfeigen, aber ich war so enttäuscht, weil er mich erst letztes Wochenende wieder versetzt hatte…" Nun trafen sich ihre Blicke. "Ich akzeptiere sein Hobby ja… aber manchmal habe ich das Gefühl, er würde mich nicht mehr lieben." Tai nickte.

"Ich versteh dich schon… umso mehr wundert es mich, dass Yamato das nicht auch so sieht."

"Er hat sich verändert, aber das stört mich ehrlich gesagt nicht..."

"Soll ich vielleicht mal mit ihm reden?"

Sie schüttelte den Kopf und lehnte dankbar ab. "Das ist nett von dir… aber das muss ich wohl selber regeln."

Pause.

"Er soll von dieser Sache hier erstmal gar nichts erfahren…" Natürlich wusste Sora, dass sie ihm vertrauen konnte und er, wenn sie es so wollte, nichts weitererzählen würde. Da war sie sich eigentlich sogar ziemlich sicher. "Mach dir keine Sorgen", versicherte er ihr. "Ich werde dicht halten."
 

Es war schon spät, als Tai die Wohnung wieder verließ und Sora sich ein letztes Mal bei ihm bedankte, wie schon so oft an diesem Abend. Für ihn war das Ganze relativ selbstverständlich gewesen und er hatte ihr zu verstehen gegeben, dass sie ihn jederzeit anrufen und um Hilfe bitten könne. Seine Worte berührten sie und Sora versprach, dass sie sich wieder bei ihm melden würde. Ein letztes Mal umarmte er seine beste Freundin und flüsterte leise: "Das wird schon alles wieder. Mach dir nicht soviele Gedanken…" In ihren Augen bahnten sich erneut die Tränen an und sie winkte ihm noch zu, als Tai schließlich um die Ecke bog und komplett aus dem Bild verschwunden war. Nun war sie also wieder allein…

Sora atmete tief durch und schloss die Haustür hinter sich. Es war plötzlich so still in der Wohnung und das Lachen, was erst vor kurzem noch durch die Räume hallte, war erneut verstummt. Unruhig wanderte sie umher und überlegte, wie sie mit dieser Situation wohl in Zukunft zu kämpfen haben würde, sollte Toshiko noch etwas länger im Krankenhaus bleiben. Der Gedanke gefiel ihr ganz und gar nicht.
 

Sie schlurfte die Treppen zu ihrem Zimmer hoch und öffnete leise die Tür. Achtlos ließ sie diese ungeschlossen und warf sich stattdessen erschöpft auf ihr Bett. Ihre Augen hatten sich geschlossen und Sora biss verkrampft die Zähne zusammen, um weitere Heulattacken gutmöglichst zu unterdrücken. Sie wollte den Worten ihres Freundes Glauben schenken und dazu gehörte, dass sie endlich aufhörte, sich selber zu bemitleiden… doch es funktionierte nicht. Sie schaffte es einfach nicht, die Tränen zu stoppen und vergrub ihr Gesicht in die Kissen.
 

Ihr Kopf schmerzte fürchterlich, als Sora am nächsten Morgen in ihrer Schuluniform aufwachte und erschrocken in den Spiegel starrte. Tiefe Augenringe zeichneten sich unter ihren geschwollenen Augen ab und ihrem Gesicht fehlte jegliche Farbe. Sie sah schlichtweg schrecklich aus, wenn man es als so etwas überhaupt noch bezeichnen konnte. Schnell wusch sie sich so gut es ging das Gesicht, zog sich um und stolperte die Treppe ins Erdgeschoss hinunter, wo sie hastig die Kaffeemaschine startete und eine Schüssel mit irgendwelchen Cornflakes zubereitete. Ganze zehn Minuten später verließ Sora anschließend die Wohnung und machte sich aufgeregt auf den Weg ins Krankenhaus, um nach ihrer Mutter zu sehen.
 

Die Eingangstür fiel zurück ins Schloss und Sora blieb einen Moment lang irritiert in der Lobby stehen, bis sie schließlich nach rechts abbog und nervös durch den Flur des Krankenhauses hastete. Ihre Augen huschten konzentriert über die durchnummerierten Zimmer und sie war erleichtert, als sie endlich das Zimmer ihrer Mutter gefunden hatte. Ein letztes Mal räusperte sie sich und versuchte sich keinerlei Sorge anmerken zu lassen - Dann klopfte Sora an. Vorsichtig öffnete sie die Tür und zwei Augenpaare waren auf das Mädchen gerichtet.
 

"Oh, Takenouchi. Wie schön, Sie zu sehen", begrüßte sie freudig der Arzt, mit dem sie am Tag zuvor schon gesprochen hatte und der sich nun von Toshiko abwandte. "Ich komme später noch einmal, um nach Ihrer Mutter zu sehen. Es geht ihr heute aber schon weitaus besser." Diese Worte lösten in ihr eine komplette Erleichterung aus und Sora sah nur noch, wie der Arzt aus dem Zimmer verschwand.
 

"Sora", riss sie stattdessen eine Stimme zurück in die Gegenwart. Es war Toshiko. Überglücklich bewegte sich das Mädchen auf das Bett ihrer Mutter zu, legte die zuvor gekauften Blumen beiseite und umarmte die Frau schließlich. "Ach Mama, ich bin so froh!" Diese erwiderte die Geste. "Ich wäre vor Sorge beinahe umgekommen!" "Beruhige dich, Sora… wie du siehst, geht es mir heute viel besser." Zuversichtlich lächelte Toshiko ihre Tochter an und strich ihr behutsam über ihre Wange. "Aber du siehst nicht wirklich gut aus. Bist du krank?" Sie schüttelte den Kopf. "Ich habe nur etwas schlecht geschlafen, geht schon. Viel wichtiger ist jetzt deine Gesundheit." Glücklich lächelte das Mädchen zurück und setzte sich auf die Bettkante, die Hand ihrer Mutter haltend. Ihre ganzen Sorgen waren wie vom Erdboden verschluckt. "Wann darfst du denn wieder nach Hause kommen?", fragte sie neugierig. "Das steht noch nicht fest. Ich soll wohl noch ein paar Tage hierbleiben…" Ein genervtes Seufzen entfuhr der Frau und sie warf einen kurzen Blick zum Fenster rüber. Die Vorhänge hatte bereits jemand zur Seite gezogen und grelles Licht fiel in den hellen Raum. "Hauptsache du wirst wieder gesund", fügte Sora schnell hinzu. "Und bis du wieder nach Hause darfst, werde ich dich jeden Tag besuchen kommen." Die Gesichtszüge der Frau entspannten sich und Toshiko lächelte. "Das ist sehr lieb von dir, Sora. Aber trotzdem solltest du durch mich nicht die Schule vernachlässigen." Sie räusperte sich und das Mädchen fühlte sich leicht ertappt. "Aber ich habe mir doch solche Sorgen um dich gemacht! Wie hätte ich da in die Schule gehen können?", versuchte Sora sich angespannt aus der Situation herauszureden. "Trotzdem möchte ich, dass du ab morgen wieder in die Schule gehst. Du kannst mich schließlich auch nachmittags besuchen kommen... und gerade jetzt, wo Prüfungszeit ist, solltest du so wenig wie möglich in der Schule fehlen." Letztendlich gab sie nach. "Jaja.."
 

Am Nachmittag verabschiedete Sora sich von ihrer Mutter und ging, nachdem sie auf Wunsch dieser noch einige Besorgungen im Supermarkt erledigt hatte, wieder zurück nach Hause. Ihre Laune hatte sich in den letzten Stunden erheblich gebessert und die Gewissheit, dass ihre Mutter nicht länger in Lebensgefahr schwebte, machte sie einfach nur glücklich. Nun galt es nur noch, sich mit Yamato zu vertragen, aber auch da war sich das Mädchen sicher, dass alles wieder seinen gewohnten Lauf finden würde. Außerdem würde sie später noch einmal bei Tai anrufen, um ihn von der erfreulichen Nachricht zu berichten. Circa zehn Minuten später erreichte sie schließlich die Wohnung, zog ihre Schuhe aus und schlenderte müde in die Küche, um sich dort der schweren Einkaufstüten zu entledigen. Sie seufzte tief und begann nach einer kurzen Pause die Lebensmittel und Getränke in den Kühlschrank einzuräumen, während dabei eine leise Musik im Radio spielte. Nachdem Sora fertig war, griff sie auch schon nach dem Telefon und wählte aufgeregt Tais Nummer.
 

Es klingelte.

"Yagami?" Diesmal war es eine weibliche Stimme, die sich zu Wort meldete.

"Hallo Kari", lächelte Sora mehr zu sich selbst. "Hier ist Sora. Könnte ich bitte mal Tai sprechen?"

"Klar, warte. Ich hole ihn kurz."

Das Gespräch wurde einen Moment lang unterbrochen und Sora hörte nur noch, wie mehrere Türen geöffnet wurden und Kari einige Worte mit ihrem Bruder wechselte, die sie allerdings nicht richtig verstehen konnte.
 

"Sora?", vernahm sie plötzlich eine besorgte Stimme und schreckte dadurch leicht zusammen. "Ist alles in Ordnung bei dir?" Es war Tai. Sie setzte sich an die Küchentheke und begann mit dem Telefonkabel zu spielen. "Ja, alles Bestens. Ich war vorhin bei meiner Mutter und so wie es aussieht, darf sie die nächsten Tage wohl wieder nach Hause kommen", berichtete sie überglücklich und lächelte. "Ich bin so froh, dass alles wieder in Ordnung ist…" "Das freut mich sehr für dich, Sora. Ich habe dir doch gleich gesagt, dass du dich nicht unnötig verrückt machen brauchst…" Ein zaghaftes Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. "Ja, ich weiß… du hattest wirklich Recht. Danke übrigens nochmal, dass du gestern so schnell vorbeigekommen bist", bedankte sich das Mädchen höflich und warf anschließend einen kurzen Blick auf die Küchenuhr. Es war mittlerweile kurz vor halb fünf. "Ich weiß nicht, wie oft ich dir das jetzt schon gesagt habe, Sora, aber du brauchst dich wirklich nicht dafür zu bedanken." "… kaum zu glauben, dass du immer noch derselbe Tai von damals bist", kicherte sie. "Was soll das denn heißen? Und ach, im Übrigen hat Yamato heute nach dir gefragt."
 

Sofort wurde Sora hellhörig und das Lachen verstummte. "Was, wirklich?" "Er hat sich Sorgen gemacht, weil du nicht in der Schule warst", fuhr Tai langsam fort. "Vielleicht hat er das Ganze ja mit eurem Streit in Verbindung gebracht und glaubt jetzt, dass du dich deswegen von der gesamten Außenwelt abkapseln willst, oder so…" "Du hast ihm aber nichts… erzählt, oder?", hakte sie vorsichtig nach. "Nein, habe ich nicht." Ihre Gesichtszüge entspannten sich wieder und erleichtert seufzte Sora auf. Auf der einen Seite war sie glücklich darüber, dass Yamato sich wenigstens annähernd um ihr Wohlbefinden scherte, aber trotzdem wollte sie nicht zu viel riskieren - schon gar nicht, wenn er es von Tai erfahren hätte, wo er doch ohnehin schon desöfteren eifersüchtig auf diesen gewesen war. Völlig unbegründet, wie sie fand.
 

Nachdem Sora etliche Stunden später dann nach den Hausaufgaben fragte und sich diese auf einem Zettel notiert hatte, war das Telefonat schließlich wieder beendet und beide verabschiedeten sich flüchtig voneinander. Toshiko hatte irgendwo schon Recht gehabt - Gerade in dieser Zeit, wo die Prüfungen in Hochtouren liefen, durfte sie einfach keinen wichtigen Stoff verpassen und dazu gehörte, dass sie die Hausaufgaben nicht vernachlässigte. Sie rutschte gerade von ihrem Stuhl und wollte in ihr Zimmer gehen, da klingelte das Telefon und Sora hielt verwundert inne. Ob das wohlmöglich Yamato war? Oder Tai? Etwas zögernd bewegte sich ihre Hand auf den Hörer zu und nach mehreren Sekunden nahm das Mädchen schließlich ab.

"Takenouchi?", meldete sie sich mit freundlicher Stimme und horchte auf. "Takenouchi? hier spricht Fujiwara. Es geht um ihre Mutter! Ihr Zustand hat sich drastisch verschlechtert und es wäre schön, wenn sie schnellstmöglich hierher kommen könnten."



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