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Release Me!

Zwispalt Hass & Liebe -- ♥♥ Seto X OC X Yami Yugi ♥♥ ~~ >Wird überarbeitet!<
von

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Persecution, Fear & Jealousy

Kapitel 5:

Persecution, Fear & Jealousy
 


 

„Verdammt!“, rief ich, als ich in der Küche stand und mir mit einem Küchenmesser in die Hand schnitt.

Ich war gerade dabei, das Abendessen zu kochen. Und da schnitt ich mir in meinen Gedanken versunken mit dem Messer quer über den linken Handrücken. Zuerst sah es nicht schlimm aus, doch die Wunde war tiefer, als ich dachte. Das Blut lief heraus wie das Wasser aus einem aufgedrehten Wasserhahn. Es war kaum zu stoppen. Ich hielt die Hand unter kaltes Wasser, um die Blutung zu stoppen, doch das brachte nichts. Ich band mir mit einer Hand ein Tuch um die Wunde, darüber einen Verband, der, mehr oder weniger fest anliegend, meine Hand vor weiteren Schnitten, aber auch vor Wasser und Schmutz schützte. Der Schmerz quälte mich, ging durch Mark und Bein, wenn ich die Hand bewegte.

Irgendwann gab ich auf, legte das Geschirr in die Spüle und machte mir im Backofen ein Fertiggericht warm.
 

>“Es – tut mir leid.“<

Kaibas Worte hallten unaufhörlich in meinem Kopf wider, als ich mich an den Esszimmertisch gesetzt hatte und an meinem Verband zupfte.

Ich war bereits über zwei Stunden zu Hause. Hinter mir lagen eine Viertelstunde Dauerlauf mit eingelegtem Sprint zu Beginn des Rennens auf Plateau-Stiefeln mit fünf Zentimeter dicker Sohle und weiteren sieben Zentimetern am Absatz. Meine Füße fühlten sich an, als wären sie abgestorben.
 

Die Langeweile hatte mich eingenommen. Wie gerne würde ich mit einer Freundin telefonieren und über irgendwelche Klassenkameraden lästern, über den neuen Schwarm an der Schule reden oder einfach nur über Gott und die Welt tratschen. Doch mit wem sollte ich das? Ich musste zugeben, ich war nicht die beliebteste, aber auch nicht die Außenseiterin. Von den Jungs bekam ich massenweise Anträge, ich war aber bekannt dafür, dass ich immer nur Körbe verteile. Aber die gaben einfach nie auf. Und die Mädchen. Naja, für die war ich ein übermenschliches Wesen. Ich war gut in der Schule, kam bei den Jungs gut an und hatte einen gut aussehenden Halbbruder, auf den mehr als die Hälfte der Mädels der Schule scharf waren.

Und trotz dieser Tatsachen bekam ich nie Besuch von einem meiner Klassenkameraden oder meiner 'Freunde', die nur in meiner Nähe waren, um bei anderen angeben zu können. Ich war ein Idol für sie. Nicht mehr und nicht weniger.
 

>“Es – tut mir leid.“<

Wieder Kaibas Worte in meinem Kopf.

Ich schaltete den Fernseher ein. Sport interessierte mich nicht im geringsten, also vielen von den paar Dutzend Sendern schon ein paar weg. Politik war auch nichts für mich. Wieder ein paar einiger. Wirtschaft – ohne mich.

Mit jedem Taschtendrücken zappte ich durch die Programme, als ich einen Liebesfilm sah. Ich wollte umschalten, doch irgendetwas hielt mich davon ab. Eine dunkelhaarige Frau und ein sportlicher, großer Kerl küssten sich.

„Kazuha, ich liebe dich. Ich möchte nicht nur mit dir zusammen sein, ich möchte dein Geliebter sein. Ich will dich nicht nur küssen, ich will dich liebkosen und dich verwöhnen.“

„Aber Satoshi, ich weiß noch nicht, ob ich dazu bereit bin -“
 

>“Es – tut mir leid.“<

Nein, das wurde mir eindeutig zu bunt. Ich hatte keine Lust, den beiden beim Vögeln zuzusehen. Also schaltete ich um.

>“Es – tut mir leid.“<

„Verdammt, wieso kann ich an nichts anderes mehr denken, als an seine Worte?“, rief ich.

Bereits 20:00 Uhr vorbei, das zeigte die Wanduhr im Wohnzimmer.

>“Es - tut mir leid.“<
 

„Jetzt reicht es mir! Ich ruf' bei ihm an oder mache sonst irgendwelche Anstalten! Aber dieser scheiß verdammte Satz soll endlich aus meinen Gedanken verschwinden!“, rief ich.

Prompt klingelte das Telefon.

„Honami?“

„Hey, Kyoko. Wieso meldest du dich mit Honami?“, sagte Seto, der am anderen Ende der Leitung saß.

„Falsch verbunden!“

Ich knallte den Hörer auf.

Einige Sekunden später klingelte erneut das Telefon. Ich nahm den Hörer ab, sagte aber nichts.

„Kyoko? Knall' nicht wieder den Hörer auf.“

„Was willst du schon wieder? Du bist mir genug auf den Geist gegangen!“

„Ich will mit dir reden.“

„Ach ja? Ich wüsste nicht, was es da noch zu bereden gibt.“

Wir schwiegen, bis ich die Stille brach.
 

„Ich wollte dir auch etwas sagen.“

„Das wäre?“, fragte Seto neugierig.

„Ich sag' es nur einmal. Also hör' genau zu.“

„Immer raus damit.“

„Tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe. Aber bitte geh' mir in Zukunft aus dem Weg. Und misch' dich nie wieder in mein Leben ein.“, sagte ich ruhig.

„Okay.“

Es kam mir komisch vor, dass er einwilligte, und das ohne Gegenwehr. Der heckte doch etwas aus.
 

„Und noch was.“

„Ja?“

„Werd' nicht dauernd eifersüchtig.“

Wieder Stille.

„Bis morgen dann. Gute Nacht.“

„Ich hol' dich ab. Schlaf gut.“

„Nein, das tust du nicht. Du auch.“

Ich legte auf.

>Komisches Gespräch.<, schoss es mir durch den Kopf und lächelte.
 

Ich hatte meine Tiefkühlpizza vergessen. Verdammt.

Eilig rannte ich zum Backofen, dessen Klappe ich einen Spalt öffnete. Wieder durchfuhr mich der stechende Schmerz aus meiner linken Hand, der sich durch meinen gesamten Körper jagte. Die Augen zusammenkneifend zog ich die Backofentür ganz auf - eine riesige schwarze Wolke kam mir entgegen.

Ich machte die Backofenklappe wieder zu.

>Wenn es draußen ganz dunkel ist, kann ich das Fenster öffnen, dann sieht auch keiner den Rauch. Sonst hab' ich gleich noch die Feuerwehr auf der Matte stehen, weil einer meiner Nachbarn denkt, es brennt hier.<
 

Vollkommen am Ende legte ich mich auf mein Bett. Ein echt harter Tag lag hinter mir. Ich starrte an die Decke.

>Dieser Kaiba raubt mir den letzten Nerv. Der versteht wirklich etwas davon, andere in den Wahnsinn zu treiben.<, dachte ich.

Irgendwann schlief ich voller Gedanken an den nächsten Tag ein.
 

~Am nächsten Morgen~
 

Das schrille Klingeln meines Weckers riss mich von einem Moment auf den anderen aus dem Reich der Träume. Ich schlug mit meiner Faust auf den Wecker, der endlich Ruhe gab, drehte mich um, doch an Schlafen war nicht mehr zu denken.

Ich stöhnte. Ich hatte definitiv noch gar keine Lust aufzustehen.

„Aufstehen, Kyoko. Raus aus den Federn!“, hörte ich aus einer Ecke des Zimmers.

„Lass' mich schlafen, Jun!“
 

Die Vorhänge wurden aufgezogen und Sonnenstrahlen trafen auf mein Gesicht.

„Du sollst aufstehen!“

„Nein! Lass' mich in Ruhe! Raus aus meinem Zimmer! Ich schlafe, so lange ich will!“, motzte ich, und stutzte, als ich über die Stimme nachdachte, die sich ganz und gar nicht nach meinem Bruder anhörte.

Die Türe meines Zimmers ging auf.

„Komm' schon, steh' endlich auf, Kyoko!“

Das war die Stimme meines Bruders.

Ich öffnete endlich die Augen und sah ihn. Er stand nicht weit von meinem Bett entfernt.

Vor lauter Schreck krallte ich meine Decke und zog sie nach oben, um meinen Körper zu verdecken.
 

„Jun, was soll das? Was macht Kaiba hier? Und was hat er hier in meinem Zimmer verloren?“, brüllte ich, mein Gesicht hatte mittlerweile die Farbe einer überreifen Tomate angenommen.

„Er kam vor einer Stunde vorbei, als ich gerade von der Arbeit kam. Kaiba hat mich gebeten, hier auf dich zu warten zu dürfen.“

„Bist du verückt? Sofort raus mit dir! Verschwinde!“, brüllte ich und warf mit einem schweren Buch nach ihm, doch bevor es seinen Kopf traf, hatte er die Türe geschlossen und war wieder verschwunden.
 

Kaiba kletterte gekonnt über die Bücherstapel zu mir. Wie er das wohl geschafft hatte? Jun brauchte mehrere Wochen und Monate, bis er so gekonnt über sie klettern konnte, wie Kaiba es gerade getan hatte.

„Was hast du vor?“

„Ich will mit dir reden. Du hast mich ja gestern Abend einfach unterbrochen.“

Ich schwieg für kurze Zeit und dachte nach. Kaiba hatte sich inzwischen an das andere Ende meines Bettes gesetzt. Er wollte mich scheinbar nicht bedrängen. Und das war auch gut so.

„Stimmt. Das habe ich. Aber aus gutem Grund.“

„Tut mir Leid.“

Es klang leise, aber dennoch nahm ich jedes seiner Worte wahr.

Ich begann zu lachen, er sah mich nur fragend an. Mir eine Träne aus dem Augenwinkel meines rechten Auges zischend sagte ich:

„Schwamm drüber.“

Er sagte nichts, blickte mich aber weiterhin an.

„Schon okay. Ich verzeih' dir.“

„Ah...okay. Danke.“

Zögernd nahm er meine linke Hand und presste sie an sein Gesicht. Er schloss die Augen. Einen kurzen Augenblick später erschrak er, ließ meine Hand augenblicklich los und stand auf. Sein Blick ruhte nicht mehr auf mir, sondern schweifte ab und er starrte Löcher in die Luft.

„Ich gehe jetzt besser.“

„O – okay.“
 

Er verließ das Zimmer, ich kletterte über die Bücher zu meinem Kleiderschrank und kramte ein paar Sachen hervor, verließ mein Zimmer und verschwand im Bad. Ich duschte, trocknete mich ab, zog mir einen Bademantel über und ging nach unten, um zu frühstücken.

Mein Ruf nach meinem Bruder hallte durch den hausflur und durchs Treppenhaus, mit ihm hatte ich schließlich noch ein Hühnchen zu rupfen. Dieser Typ lässt diesen widerwertigen Seto Kaiba in unser Haus, schlimmer noch, er lässt ihn in mein Zimmer!

Doch als ich unten ankam, und Jun rief, erklang nur Kaibas Stimme.

„Der ist vor ein paar Minuten zur Arbeit gefahren.“

>Na toll. Der lässt Kaiba in die Wohnung und lässt mich dann mit dem allein. Wenn ich den wiedersehe, ist er dran! Und der nennt sich mein toller, vertrauenswürdiger Bruder!<

Ich kochte vor Wut.
 

„Setz' dich. Du hast bestimmt Hunger.“

„Kein Bedarf.“

Doch mein Magen sagte etwas anderes. Er knurrte lautstark, so laut, dass Kaiba, der mehrere Meter entfernt am Esstisch saß, es hören konnte.

„Du hast Hunger. Also setz' dich hin und iss was.“

„Nein.“

„Dann verhunger' eben.“

Ich wandte mich von ihm ab.
 

„Was ist eigentlich mit deiner linken Hand passiert?“

„Ich hab' mich gestern Abend beim Kochen geschnitten. Das ist alles.“

Er kaute auf einem Weißbrot mit Honig herum.

>Der setzt nicht nur einen Schritt in unser Haus, er kommt auf mein Zimmer, sitzt an unserem Esstisch und isst unser Essen – mein Essen! Dreist hoch drei, der Kerl! Denkt wohl, der kann sich alles erlauben, nur weil ihm jeder zu Füßen liegt! Fast jeder, mich natürlich ausgenommen...<
 

„Wie geht’s deinem Arm?“

„Ganz gut soweit.“

„Und deinem Kopf?“

„Was hab' ich dir gestern gesagt?“

„Sorry, wenn ich mich um dich sorge. Aber ich habe Angst um dich.“

„Du...hast was?“

Er wandte sich von mir ab.

„Vergiss' es einfach.“
 

Plötzlich erkannte ich, als ich durch das Esszimmerfenster sah, eine Gestalt, die mit etwas auf uns zielte.

„Weg da!“, rief ich, doch Kaiba reagierte nicht. Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen.

Ein Knall war zu hören, das Küchenfenster zersprang in tausend Scherben, die sich auf der Arbeitsplatte, auf den Küchengeräten, die nah am Fenster standen, und auf dem Boden verteilten..

Ich stieß Kaiba von dem Stuhl, auf dem er saß, worauf er zu Boden fiel – ich lag auf ihm.

„Was -“

Er war sprachlos. Anscheinend war das jetzt zu viel auf einmal für ihn. Seine Augen waren geweitet, er war unfähig, zu verstehen, was das gerade war. Jedenfalls sah es so aus. Er regte sich nicht, lag einfach nur da, unter mir, auf dem Boden. Nahe seinen Füßen lagen ein paar Scherben des zerbrochenen Fensters.

Ich stand auf.

„Wehe, du bewegst dich! Bleib' hier und halt dich von Fenstern und Türen fern! Da ist jemand...“

Ich bewaffnete mich mit einem Messer aus dem Messerblock, der in meiner Nähe auf der Arbeitsplatte der Küche stand.

„Was geht hier vor?“, rief Kaiba wütend.

Er dachte wohl, dass das alles hier ein blöder Scherz war.

„Keine Ahnung. Ich werde der Sache auf den Grund gehen.“

Selbstsicher ging ich in Richtung Küchenfenster, kletterte auf die Arbeitsplatte und setzte einen Fuß auf das Fensterbrett.

„Bleib hier! Das ist zu gefährlich!“

„Ich kann auf mich selbst aufpassen. Und außerdem habe ich den schwarzen Gürtel. Mir passiert schon nichts.“

Mit diesem Satz wandte ich mich von ihm ab.

„Aber...“

„Psst.“, sagte ich leise und hielt meinen rechten Zeigefinger vor meine Lippen.

Er verstummte und starrte in meine Richtung.
 

Vorsichtig spähte ich aus dem Fenster, dessen Scherben unter meinen Füßen auf der Arbeitsplatte und dem Fensterbrett knirschten. Ich sprang aus dem Fenster und landete auf den gepflasterten Pfad, der von der Terrasse in den Garten führte und direkt neben dem Blumenbeet am Fenster lag. Ich sah mich um, entdeckte jedoch niemanden. Der, der auf uns geschossen hatte, war verschwunden.

„Na toll. Wer auch immer das war, derjenige hat sich aus dem Staub gemacht.“, rief ich durch das Fenster zu Seto, der sich aufgerappelt hatte und derweil den Schaden ansah, den der Schütze angerichtet hatte.

„Du blutest am Arm, Kyoko!“, brüllte Kaiba und ich begutachtete meine Arme. Ich hatte mich anscheinend verletzt, als ich aus dem Fenster stieg.

„Ach, verdammt. Egal, keine große Sache. Und mach' nicht o einen Aufstand wegen so einem kleine Kratzer!“

Naja, es war eigentlich alles andere als ein kleiner Kratzer. Im Gegenteil. Die Wunde war etwa so lang wie meine Hand und verlief quer über meinem Oberarm.

„Scheinst dich ja ganz schön oft zu verletzen, was?“

„Pfft.“

Ich stieg durch das Fenster wieder in die Wohnung. Es klingelte währenddessen an der Türe, wahrscheinlich hatten die Nachbarn den Schuss gehört und machten sich nun Sorgen, ob mir was zugestoßen ist. Ein Mordanschlag geschieht ja nicht jeden Tag.
 

„Erst der verstauchte Arm und die Gehirnerschütterung, dann der Schnitt in die Hand und jetzt das.“

„Das ist nichts schlimmes. Begreif' das...doch...end - “

Ich spürte plötzlich etwas. Mein Kopf schmerzte für einen Moment, ein Stich in meinem Herzen, was mich dazu brachte, das Fleischmesser, womit ich mich bewaffnet hatte, fallen zu lassen und mir an die Brust zu fassen.

„Was ist los? geht’s dir nicht gut?“

Kaiba stand mir gegenüber, war jedoch ein ganzes Stück kleiner als ich, denn ich stand gekrümmt auf der Arbeitsplatte, er auf dem Fußboden. Er sah mir in die Augen, eindringlich und besorgt. Er war in dem Moment anders, nicht mehr kalt, sondern zeigte wirklich Gefühle.

Und dann war alles wieder normal. Dachte ich. Doch dann verlor das Gleichgewicht, mir wurde schwarz vor Augen und ich kippte nach vorn über. Ich verengte die Augen, versuchte, mich am Fenstergriff festzuhalten, doch meine Glieder gehorchten mir nicht mehr, ich verlor den Halt und fiel vorn über, direkt auf Kaiba zu. Ich spürte, wie er mich zu sich zog, damit ich nicht in die Scherben fiel. Stattdessen fiel ich geradewegs in seine Arme, er machte ein paar Schritte nach Hinten, um nicht selbst umzufallen.
 

„Kyoko? Kyoko, was hast du? Sag' doch was!“, hörte ich Setos besorgt klingende Stimme sagen, doch dann war da nichts mehr, ich sah, hörte und spürte nichts mehr.
 

~Etwas später~
 

Nach einiger Zeit wachte ich in einem mir unbekannten Raum auf. Das Bett, in dem ich lag war weich, irgendwie samtartig, und schön warm und ziemlich kuschelig. So ein Bett hatte ich zu Hause nicht. Außerdem war es ein Himmelbett – ein Bett, wie ich es nicht hatte. Also war ich wirklich nicht zu Hause.

„Endlich bist du aufgewacht. Ich dachte schon, du schläfst 1000 Jahre!“, hörte ich Kaiba ironisch sagen.

Als ich mich umsah, merkte ich, dass ich in seinem Zimmer sein musste. Er saß an seinem Schreibtisch und tippte auf den Tasten seines LapTops herum.

„Was mache ich hier? Was hast du mit mir gemacht?“, fragte ich ihn.

Ich war sauer, dass er mich nicht zu Hause ließ. Lieber wäre ich allein zu Hause geblieben. Nein, er musste mich ja mit zu sich nehmen.

„Ich konnte dich nicht bewusstlos bei dir zu Hause liegen lassen. Da hab' ich dich hergebracht. Das Fenster wurde bereits repariert und alles ist wieder so, wie es war.“

„Dann kann ich ja gehen.“

Ich stand ein wenig schwerfällig auf und ging mehr oder weniger aufrecht in Richtung Türe, erreichte sie jedoch nicht. Denn plötzlich und völlig unerwartet stand er hinter mir und hielt mich am Handgelenk fest.

„Du wirst nirgendwo hingehen!“
 

Eine männliche Stimme ertönte wie aus dem nichts, woher sie kam, wusste ich nicht.

„Herr Kaiba, hier ist Besuch für Karasuma-sama.“

Da entdeckte ich an der Türe eine Sprechanlage mit einem Bildschirm. Ein Lämpchen leuchtete immer im selben Intervall auf und ging wieder aus. Kaiba ließ mich augenblicklich los und ging darauf zu.

„Was will Yugi hier?“, fragte ich irritiert.

„Ich habe beim Turnier bekannt gegeben, dass du einen kleineren Unfall hattest und du nicht kommen konntest. Er wollte dich daraufhin besuchen kommen.“, meinte Kaiba und drückte einen roten Knopf.

„Er soll reinkommen.“

Er ließ den Knopf wieder los.
 

„Wieso tust du das?“

„Wieso nicht? Willst du, dass ich ihn wegschicke?“

>Ich weiß, worauf du anspielst, Kaiba. Aber darauf falle ich nicht rein!<

Ich grinste. „Nein.“, antwortete ich kalt. Gekonnt wich ich seinen Blicken aus und wandte mich von ihm ab.
 

Ich legte die letzten Schritte in Richtung Türe zurück und legte meine rechte Hand auf die Klinke.

„Wohin gehst du?“, fragte Kaiba ein wenig wütend.

„Dorthin, wo ich mit Yugi allein sein kann und nicht von dir belauscht und beschattet werde.“, sagte ich abweisend. Ich nahm ihm noch immer wütend, dass er mich hier her geschleppt hatte und er mich aus dem Turnier einfach ausgeschlossen hatte. „Man wird sich ja wohl noch mit anderen Leuten unterhalten dürfen. Oder bist du eifersüchtig auf ihn?“
 

Ich drückte die Türklinge herunter, als ich spürte, dass Kaiba direkt hinter mir stand, mich festhielt und seine Lippen auf meinen Hals drückte. Ich konnte mich nicht regen, war vollkommen überrascht. Von ihm und seiner draufgängerischen Art.

„Hey...lass' das...“, entfuhr es mir, doch es klang nicht drohend oder wütend, wie es klingen sollte, sondern so, als wäre ich ihm vollkommen verfallen.

Er saugte ein wenig an der Stelle, fuhr dann mit der Zunge über meinen Hals.

Ich begann zu zittern. Es war mir unangenehm. Ich kniff die Augen zusammen.

„Du gehörst nur mir allein. Und glaub' nicht, dass ich dich so einfach gehen lasse.“, flüsterte er in mein rechtes Ohr.

„Bitte, hör' auf damit...“

Doch er machte weiter, seine rechte Hand umfasste meine Rechte, die an der Türklinke haftete, sich aber langsam davon löste und legte seinen linken Arm um meinen Körper, seine Hand glitt zu meiner Brust.

Ich zitterte mehr und mehr. Ich hatte Angst.

„Nein...bitte, hör' auf...“

Einige Tränen liefen aus meinen Augenwinkeln.

„Ich bitte dich,...“ Ich schluckte. „Seto...“

Ich spürte, wie er in sich kehrte und darüber nachdachte, was er tat, denn er ließ mich los und drehte sich um.
 

„Geh' jetzt bitte.“

„Was...“

„Verschwinde! Na los! Raus aus meinem Haus!“

„Wenn du das sagst, gern. Und glaub' nicht, dass ich mich bei dir bedanke! Ich hasse dich, Kaiba!“, brüllte ich wütend und rannte aus dem Zimmer.
 

Einige Tränen bahnten sich ihren Weg auf mein Gesicht und liefen mir über die Wangen. Ich rannte den Flur entlang, in eine Richtung, wo ich dachte, dass sie nach draußen führte, doch ich verlief mich. Ohne Orientierung sah ich mich um. Ich wollte nur noch hier raus: Da glaubte ich den Ausgang entdeckt zu haben und begann wieder, zu rennen. Bis ich zum Stehen kam, da ich mit jemand anderem zusammen stieß. Die Person fiel prompt auf den Hintern, ich fiel auf ihn. So viel konnte ich sagen. Es war ein Kerl, der nur wenige Zentimeter vor mir saß. Ich kniete vor ihm, meine Hände neben seinen Beinen auf dem Boden, abgestützt auf meinen Armen. Wir sahen uns direkt in die Augen, unsere Gesichter berührten sich schon fast. Seine violetten Augen, sie waren so tief und fesselnd, dass es mir die Sprache verschlug und ich meinen Mund nicht aufbekam. Und dann sah ich, wie ihm eine leichte Röte in den Kopf stieg. Augenblicklich vergrößerte ich den Abstand zwischen uns und setzte mich auf meine Beine.
 

„Oh, ähm, tut mir sehr Leid, ich habe nicht aufgepasst.“, stammelte ich und kratzte mich am Hinterkopf.

„Macht doch nichts.“, antwortete mein Gegenüber mit einem zauberhaften Lächeln.

Erst jetzt wurde ich stutzig. Ich begriff endlich, mit wem ich zusammengestoßen war.

„Yu – Yugi?“

„Was ist?“, fragte er verwundert.

„Was machst du hier?“

„Ich wollte nach dir sehen. Nachdem Kaiba mir auf dem Turnier eröffnete, dass du einen Unfall hattest, habe ich mir ein wenig Sorgen gemacht und jetzt bin ich hier.“, sagte er ein wenig rot werdend.

Ich lächtelte.

Er stand auf und reichte mir die Hand.

„Danke.“
 

Wir schwiegen. Wie ich diese Stile hasste. Egal mit wem ich sprach, immer breitete sich so eine Stille zwischen mir und meinem Gegenüber aus.

>Egal, mit wem ich rede. Mit Yugi, mit Seto...warte mal, wieso denke ich an dieses Charakterschwein? Der Kerl will mich flachlegen! Der will nicht mich, der will meinen Körper! Wieso denke ich an diesen Arsch?<

Ich nahm seine Hand, er zog mich hoch und ich, ja ich ließ mich in seine Arme fallen. Wieder errötete er ein wenig. Er hielt mich in seinen Armen, meine Hände lagen auf seiner Brust. Auch ich errötete ein wenig, ich genoss diesen Moment. Die Wärme, die er mir schenkte, diese ein wenig verführerisch klingende Stimme, die in meinem Kopf widerhallte, sein warmer Atem, den ich an meinem Hals spürte, seine sanften Berührungen seiner Hände, seine starken Arme, die mich fest hielten seine Augen, die strahlten, wie Sterne, sein Haar, dass im Licht der Kronleuchter, die an der Decke hingen, schimmerte. All das gefiel mir an ihm. Er war das totale Gegenteil von diesem Eisblock.

Wir sahen uns an, sahen einander in die Augen. Der Moment schien still zu stehen, bis ein „Lass' uns gehen.“ seine Lippen verließ.

Wir gingen Treppen hinunter.
 

„E – Entschuldige.“

„Warum entschuldigst du dich?“

„Dass ich mich so habe gehen lassen. Und dich in Verlegenheit gebracht habe.“

„Das macht doch nichts. Du brauchst dich wirklich nicht zu entschuldigen.“

„O – okay.“
 

„Sag' mal, hast du dich mit Kaiba gestritten?“

„Wie kommst du denn darauf?“

„Naja, ich habe die Tränen gesehen, die an deinen Wangen herunterliefen. Und deine Augen waren ganz rot. Außerdem warst du auf der Flucht und wolltest nur noch weg von hier, habe ich Recht?“, fragte er, als wir die Kaiba-Villa verließen.

Ich nickte.

>Er hat mich weinen sehen! Verdammt! Nicht nur Kaiba, jetzt hat er auch noch gesehen, dass ich geheult habe!<

Er riss mich aus den Gedanken.

„Wenn du reden willst, bin ich für dich da.“

„Eh – was?“

„Ich sagte, ich bin für dich da, wenn du reden willst. Wenn etwas ist, dann sag' es mir.“

Sein Blick war in die Ferne, zum Horizont gerichtet. Der Himmel, der bereits rötlich verfärbt war und die Sonne, die langsam unterging, schafften eine romantische Atmosphäre.

„Danke, Yugi.“

Erst im Nachhinein merkte ich, wie sehr ich meine Fassade wieder abgebaut hatte. Ich wollte doch nicht, dass er oder Kaiba mein wahres Ich erkennen. Ich sollte für sie die knallharte, selbstsichere und ehrgeizige Kyoko bleiben.
 

Da klingelte mein Handy.

„Du darfst ruhig rangehen. Es stört mich nicht.“

„Entschuldige.“

Ich klappte mein Handy auf.

„Hallo?“

„Wo bist du?“, schrie Jun am anderen Ende der Leitung ins Telefon.

„Schrei' nicht so, ich verstehe dich auch so.“

Wieder hielt ich das Handy weiter von meinem Ohr entfernt.

„Wo zur Hölle steckst du? Ich sitze seit Ewigkeiten zu Hause und warte auf dich!“

„Sorry, heute morgen gab es einen kleinen Zwischenfall. Ich erklär's dir später.“

Endlich hatte sich mein Bruder beruhigt.

„Wann kommst du nach Hause? Soll ich dich abholen?“

Und wieder diese Frage, die mich langsam nervte.

„Wo bist du, Kleine?“, fragte Jun.
 

„Erstens, ich komme nach Hause, wenn es mir passt und ich Lust dazu habe. Und die habe ich noch nicht. Ich habe mit dir nachher noch ein Hühnchen zu rupfen. Wegen der Aktion heute morgen. Zweitens, ich komme zu Fuß oder wie auch immer, du brauchst mich nicht abzuholen. Und drittens, ich lauf noch etwas durch die Gegend und will mir die Beine vertreten. Vielleicht gehe ich noch ein Eis essen oder trödele durch ein paar Geschäfte. Und glaub' bloß nicht, dass du so ohne weiteres davon kommst, Jun. Ich mach' dir die Hölle heiß, sobald ich zu Hause bin. Verlass' dich drauf.“, drohte ich.
 

Im Hintergrund hörte ich die Türklingel.

„Oh, das ist mein Besuch für heute Abend.“

„Aber treibt es bitte nicht im Wohnzimmer oder in meinem Zimmer. Ich habe keine Lust, morgen die Unterwäsche dieser Frau irgendwo zu finden oder die Flecken aus den Polstern und meiner Matratze zu waschen.“

Yugi sah mich verdutzt an.

„Ach, Riiko?“

„Was denn jetzt noch?“

„Kannst du heute vielleicht wo anders übernachten?“

„Wie bitte? Ich glaub, ich hör' nicht richtig! Wo denn bitte?“

„Bei Kaiba...viellei...“

„Eher sterb' ich!!!“, brüllte ich.

Yugi schreckte zusammen. Ich machte ihm anscheinend richtig Angst...
 

„Tust du? Bitte!“

„Ja ja, schon okay. Aber verschwinde das nächste Mal bitte zu deinen Nachtbekanntschaften.“

„Danke, Riiko. Du bist ein Schatz!“

„Ja ja. Und tschüss.“

Ich legte auf.
 

„Manno man, mein nerviger großer Bruder schon wieder.“

Wir gingen weiter.

„Was hat er gesagt?“

„Er wollte wissen, wo ich bin und hat mich gebeten, heute wo anders zu übernachten. Er hat mal wieder eine Braut abgeschleppt und will sie ungestört vögeln. Seine kleine Schwester nervt da nur. Ich beschwere mich ja immer, wenn ich zu Hause bin und er es mit einem Betthäschen treibt. Das laute Gestöhne ist nicht auszuhalten.“
 

Yugi errötete.

„Oh, entschuldige, dass ich so rede. Aber das ist so ziemlich das, was mich an ihm am meisten aufregt. Er ist ein totaler Weiberheld.“

„Nein, schon okay. Ich kann nachvollziehen, wie sehr es dich stört.“

„Das heißt, dass du...“

„Ich meine nur...ich kann mir denken, dass es für dich alles andere als angenehm ist, wenn dein Bruder mit einer Frau...wenn sie bei dir zu Hause sind...“

Es war ihm peinlich, über ein Thema wie dieses zu sprechen, man sah es ihm an den Augen ab. Es war irgendwie süß.

"Ich war zwar noch nicht in so einer Lage, aber mir würde es wahrsscheinlich genauso gehen. Bestimmt würde ich auch so reagieren.", fügte er hinzu.

„Schon gut. Ich will nicht länger darüber reden. Und du sicher auch nicht.“

Er nickte.

„Wenn du willst, dann kannst du – ich meine, wenn du noch nicht weißt, wo du übernachtest, dann kannst du bei mir...“
 

Erneut klingelte mein Handy.

„Entschuldige.“, sagte ich und klappte mein Handy auf. „Hallo?“

„Ich sehe dich.“

Ich erschrak. Wer war das? Was wollte er?

„Wer ist da?“

„Du denkst, du bist unbeobachtet. Aber ich habe dich die ganze Zeit im Auge. Pass' bloß auf, was du tust. Sonst wird es dir noch Leid tun.“

Der Mann am anderen Ende der Leitung legte auf.

„Was – ?“

Ich blieb stehen und starrte mit geweiteten Augen auf das Display meines Handys.
 

„Ich gehe besser nach Hause.“

„Aber du sagtest doch...“

„Wir sehen uns bestimmt irgendwann wieder.“

„Warte!“, rief er, ich drehte mich um.

„Tut mir Leid, aber es ist besser so. Ich will niemanden verletzen.“

Ich wandte mich von ihm ab und lief davon.
 

~Kurze Zeit später~
 

Das dritte Mal, dass mein Handy in so kurzer Zeit klingelte.

„Versuch' doch, wegzulaufen, du entkommst mir nicht!“, sagte der Mann, der mich kurz zuvor bereits angerufen hatte. Er war wahrscheinlich ein Stalker. Vielleicht auch der, der heute morgen bei mir zu Hause war und auf mich und Kaiba schoss. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass jemand mich umbringen wollte.

Ich klappte mein wieder zu und warf es in den nächsten Mülleimer.

>Nein, das ist alles nur ein böser Traum! Das ist alles nicht wahr!<, redete ich mir ein.

>Bitte, lass' es nur ein Traum sein! Bitte! Das soll aufhören!<

Ich rannte die Straßen entlang, immer weiter, ich wollte nur noch weg von hier.
 

>Nein! Das kann nicht wahr sein! Das ist alles irreal!<

„Kyoko-chan!“, hörte ich eine kindlich klingende Stimme rufen.

Ich blieb stehen, mitten auf der Straße, was ich viel zu spät bemerkte. Ich sah, dass ein LKW auf mich zu gefahren kam, er hupte, doch ich konnte mich nicht bewegen.

„Weg da! Kyoko-chan! Pass' auf!“ Da war sie wieder. Diese Stimme.

Wie angewurzelt blieb ich stehen. Bis ich das Gefühl in meinen Beinen zurückerlangt hatte und wegsprang. Der LKW schaltete die Warnblinkanlage ein und stoppte einige Meter neben mir. Der Fahrer kam heraus, rannte zu mir und fragte mich, ob es mir gut gehe. Ich nickte nur stumm. Ich hatte wahrscheinlich einen Schock erlitten. Ein Kind kam auf mich zugerannt. Der keine, Schwarzhaarige kniete bereits neben mir, als ich merkte, dass er mit mir sprach und an meinem Arm rüttelte.
 

„Kyoko-chan, Kyoko-chan! Geht es dir gut? Was ist los mit dir?“

Ich erkannte, dass es Kaibas kleiner Bruder war, der mich da zu Boden redete. Ihn hatte ich ja schon kurz nach dem Motorradunfall kennen gelernt.

„Es geht mir gut, lass' mich zufrieden.“

„Kyoko, ich hole Hilfe! Mein Bruder wird dich ins Krankenhaus fahren und pflegen.“

„Nein, das wirst du nicht!“

Ich packte das Handy, das er aus seinem Rucksack kramte, und ließ es nicht mehr los.

„Dein Bruder kann mir gestohlen bleiben!“

„Habt ihr euch gestritten?“

„Ja, haben wir! Und jetzt geh! Geh' nach Hause! Lass' mich hier...“

Mokuba sah mich traurig an.

„Ich wollte nur helfen.“

Er stand auf.

„Warte, Mokuba!“

Ich setzte mich auf, Mokuba kniete sich leicht zu mir herunter.

Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Danke, dass du dich um mich sorgst. Aber bitte, ich möchte nicht, weder mit dir, noch mit deinem Bruder, Freundschaft schließen, der was auch immer du dir erhoffst. Es tut mir Leid.“
 

Ich versuchte aufzustehen, schaffte es auch irgendwie, mich aufzurappeln. Mokuba stand nur da und sah mich an. Ich ging zu dem Fahrer des LKWs, bat ihn um Verzeihung, dass ich fast einen Unfall ausgelöst hätte, der daran weniger, an meiner Gesundheit aber umso mehr interessiert war, und mich mehrmals fragte, ob es mir wirklich gut ginge und ob er nicht besser einen Krankenwagen rufen solle. Ich verneinte jedes Mal.

Mokuba stand noch immer da, der LKW war bereits fort und der Verkehr ging wie gewohnt reibungslos von statten.
 

„Du bist ja immer noch da.“

„Ich mache mir Sorgen um dich. Ich will nicht, dass es dir schlecht geht.“

Ich kicherte und knete mich zu ihm herunter.

„Das ist wirklich süß von dir. Ehrlich. Du scheinst deinem Bruder ja sehr zu ähneln. Jedenfalls sagt er auch immer, dass er sich Sorgen um mich macht, was ich mir bei ihm jedoch nicht vorstellen kann. Vor allem, warum, ist mir ein Rätsel. Wieso gerade ich? Wieso ist er zu mir nicht so abweisend, wie zu all den anderen wildfremden Leuten? Ich werde einfach nicht schlau aus ihm...“

Ich machte eine Pause. „Oh, entschuldige. Ich rede wieder unsinniges Zeug.“
 

„Du machst dir ja ganz schön viele Gedanken über Seto.“

Ich errötete und wandte mich ab.

„Gar nicht wahr. Ich rege mich nur immer über diesen Kerl, der leider dein Bruder ist, auf. Ich verstehe ihn einfach nicht. Er behandelt mich wie einen Gegenstand, etwas wertvolles, dass nur ihm gehört und nicht kaputt gehen darf.“

„Weißt du, er und ich, wir waren, als wir noch klein waren, in einem Kinderheim. Dort war ein Mädchen, dass dir sehr ähnlich sah. Wir waren mit ihr befreundet, bis sie eines Tages für uns völlig unerwartet abgeholt wurde. Seto hat mir erzählt, dass ihr euch gestritten habt, bevor sie verschwand, er hat lange darüber nachgedacht. Nach langer Zeit hat er dann die Erinnerung an dieses Mädchen verdrängt, aber als du in der Zeitung standest, schien in ihm alles wieder hoch zu kommen.“
 

Ich weitete die Augen und erstarrte für einen Moment.

>Was? Das kann nicht wahr sein! Er hält mich wirklich für dieses Mädchen? Er ahnt, dass ich seine Freundin aus der Vergangenheit bin! Unfassbar! Gar nicht gut, er darf es nicht herausfinden! Weder er, noch Mokuba, noch sonst irgendjemand!<

„Ist was nicht in Ordnung oder warum schaust du so schockiert?“

„Nein, alles okay. Hör' mal, ich gehe jetzt nach Hause. Wenn du deinen Bruder siehst, dann erzähl' ihm bitte nichts von dem ganzen hier. Ich will nicht, dass er sich wieder um mich sorgt. Ich möchte, dass wir beide unsere eigenen, getrennten Wege gehen. Wir sollten Rivalen bleiben. Und er soll mich nicht mit einem Mädchen von damals vergleichen. Ich kenne dieses Mädchen nicht, das ihr beiden kanntet, und will auch nicht mit ihr verglichen werden.“

Mokuba blickte traurig zu Boden.
 

„Versprichst du mir das?“

„Okay.“

Ich streckte den kleinen Finger meiner rechten Hand aus. Wir kreuzten die kleinen Finger und verhakten sie.

„Dann ist ja alles klar.“

Ich stand auf.

Noch immer sah Mokuba traurig aus.

„Hey, Mokuba, jetzt schau' mich nicht so traurig an.“

„Aber ich hab' dich wirklich gern. Auch, wenn ich dich noch nicht sehr lange kenne.“

„Ich weiß. Vielleicht können wir uns ja anfreunden, wenn ich deinen Bruder bei einem Duell geschlagen habe.“, scherzte ich.
 

Mokuba erstrahlte. Er schien das ganze nicht als einen Scherz aufzufassen, sondern dachte wohl, ich hätte das ernst gemeint.

„Danke, Kyoko-chan. Ich hoffe, dass wir irgendwann vielleicht Freunde werden. Du, Seto und ich.“

„Das wäre schön.“, log ich.

Ich wollte den kleinen nicht belügen. Doch ich hatte keine andere Wahl.

Jetzt hoffe ich nur noch, dass er wirklich Stillschweigen über den Vorfall bewahrte.
 

~Bei Seto~
 

Meine Fingerspitzen jagten über die Tastatur meines Computers. Doch dann rührten sie sich nicht mehr. Meine Gedanken waren gefüllt mit Kyoko. Ihren Worten, ihrem Handeln, ihren Reaktionen. Ich sehe sie noch immer vor meinem inneren Auge. Die Bilder, die durch mein Gedächtnis rasen, bringen mich völlig aus dem Konzept.

>Verdammt. Anstatt an die Arbeit zu denken, macht sie sich in meinen Gedanken breit.<

In meiner Firma waren bereits alle Lampen aus, alle meine Mitarbeiter hatten schon Feierabend. Nur ich ackerte noch wie blöd. Wie ich das hasste.

Ich erhob mich aus meinem Chefsessel und schritt in die Küche auf der Etage, um mir noch eine große Kanne Kaffee zu holen. Es war ja niemand mehr da, der für mich den Überlebenstrunk schlechthin zubereitete und an meinen Schreibtisch brachte.
 

Der Kaffee lief durch die Maschine, hoffentlich war er bald fertig.

„Du bist noch da, Ai?“, fragte ich, als ich eine Frau hinter mir hören könnte. Die Absätze ihrer Schuhe klackerten lauterwerdend über den Boden, als sie auf mich zu trat. Sie wollte wohl unbedingt auf sich aufmerksam machen.

„Natürlich bin ich das, Seto. Für dich doch immer.“ Sie umarmte mich und fuhr mit ihren Händen über meine Brust. „Ich sehne mich nach dir.“

„Ai, ich habe dir bereits gesagt, dass zwischen uns nichts mehr läuft.“

„Aber warum? Ich dachte, du wärst mit mir immer auf deine Kosten gekommen.“

„Du kennst deinen Platz nicht, Ai.“

„Den kenne ich.“

„Nein, tust du nicht!“ Ich drehte mich zu ihr um, sie küsste mich auf den Mund und versuchte, mich anzuheizen.

„Komm' schon. Ich weiß doch, dass du mich willst.“, flüsterte sie.
 

Diese Frau nervte mich.

„Geh'. Mach' Feierabend. Lass' mich.“

„Wieso, Seto? Gibt es etwa eine andere?“

„Wer weiß? Und wenn schon, dich geht das ganz bestimmt nichts an.“

„Keine ist besser als ich. Und das weißt du auch. Also? Wer ist sie? Kenne ich sie? Arbeitet sie hier?“

„Du weißt nicht, was du für mich bist.“

Mit der gefüllten Kaffeekanne ging ich in mein Büro zurück, sie folgte mir und versuchte noch immer, mich dazu zu bringen, dass ich wieder mit ihr schlafe, wie die vielen Male zuvor.

„Du bist für mich nichts weiter als ein Zeitvertreib. Und wenn du das nicht einsiehst, dann verschwinde.“

„Wieso kann nicht mehr aus uns werden?“

„Ich habe gesagt, verschwinde.“

„Was soll das? Sag' schon, wer ist die andere?“ Jetzt zickte sie auch noch rum. Kann sie nicht endlich aufgeben?

„Was gehst dich das an, Ai? Nichts! Mach' das du hier rauskommst! Lass' mich allein!“ , brüllte ich.
 

Endlich ließ mich meine Sekretärin zufrieden und verließ das Gebäude. Das sagten mir die Sicherheitskameras. Diese Frau nervte mich. Dass sie nicht versteht, dass sie für mich nur ein langweilig gewordenes Spielzeug war, was jetzt weggeworfen wurde. Sie glaubte doch nicht wirklich, dass ich was von ihr wollte, nur, weil ich ein paar mal mit ihr geschlafen hatte.
 

Ich nippte an meinem Kaffee und hoffte inständig, dass sie, die jetzt wieder in meinen Gedanken herumgeisterte, endlich zu mir kam, obwohl ich wusste, dass sie das nie tun würde. Dabei war sie das einzige, was mich berührte. Sie war diejenige, die für mich etwas besonderes war. Ich hatte mich auf sie und ihr Spiel eingelassen, aber es war mir egal. Ich habe es nicht darauf angelegt, doch ich habe sie gesucht und gefunden...Kyoko, wieso kommst du nicht zurück zu mir?...
 

~Fortsetzung folgt...~



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