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Chibifluch II - Die Chaosprinzen

Pairing: Überraschung [mit wildest_angel]
von

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Morgendliches Treffen

8. Kapitel – Morgendliches Treffen
 

Mit einem resignierten Stöhnen öffnete Dai wieder die Augen. Die ganze Nacht hatte er nicht vernünftig schlafen können. Immer wieder war er aufgewacht, weil der schlanke Körper ihm fehlte, der sich auf ihn legte und ihm Wärme spendete. Auch wenn es in seinem Zimmer nicht kalt war. Die Tage mit Robin im Freien hatten gereicht, um Dai daran zu gewöhnen, mit dem Kleineren in den Armen einzuschlafen und auch wieder aufzuwachen. Das war doch zum Verrücktwerden! Er schielte zur Uhr und stellte fest, dass es schon 6 Uhr in der Früh war. Wann hatte er das letzte Mal wirklich gut geschlafen? Dai kam es vor, als sei das schon Jahre her. Er konnte sich nicht mal wirklich daran erinnern.
 

Vielleicht war es für ihn nun einfach an der Zeit, über seinen Schatten zu springen. Auch wenn er Robin nicht so liebte, wie der Kleine ihn, er vermisste das Gefühl der Vollkommenheit und er vermisste den warmen liebevollen Blick. Grummelnd richtete er sich auf. Wenn er nicht gewusst hätte, dass Robin ohnehin nicht in der Schule war, dann hätte er diese Gelegenheit genutzt. Aber so sah Dai keinen Sinn darin, das Schulgebäude je wieder zu betreten.
 

Er kämpfte sich aus dem Bett und zog sich an. Langsam schlich er mit seinem Geist vor und tastete nach dem Robins. Zu seiner großen Überraschung stieß er dort nur auf eine kalte Barriere. Dais Augen weiteten sich und er erstarrte in seiner Bewegung. Robin blockte ihn! Der Junge blockte seine angeschlichene Attacke tadellos ab. Hektisch schüttelte Dai den Kopf und versuchte es noch einmal – keine Chance. „Verdammt, was soll das?“, fauchte er in sein stilles Zimmer. Jeder Versuch, den er startete, blieb ohne Erfolg. Robin war in Sachen Abblocken sogar noch besser als sein Vater, wie es schien. Mist nur, dass Schuldig ihm das Durchbrechen von eben solchen Barrieren nie beigebracht hatte.
 

Nachdenklich schlenderte Dai erst nur durch sein Zimmer, dann durch die Wohnung, die noch immer im Dunkeln lag. Wie sollte er es schaffen, an Robin heranzukommen? Wie sollte er es schaffen, diese verhasste Barriere zu durchbrechen? An seinen Vater konnte er sich damit nicht wenden, das wusste er. Denn Schuldig hatte seine Gründe, wieso er ihm eben diesen kleinen Part noch nicht beigebracht hatte. Dai wusste das und eigentlich respektierte er es auch voll und ganz. Aber dieses Mal hasste er den Gedanken, dass es etwas gab, was ihm nur sein Vater beibringen konnte – der sich schon seit Jahren dagegen wehrte. Aber es half alles nichts.
 

/Dad? Bist du wach?/, fragte er dann vorsichtig in Gedanken an Schuldig. Er wusste eigentlich, dass der Mann es nicht gerne hatte geweckt zu werden – und schon gar nicht SO. Aber das war Dai plötzlich vollkommen entfallen. /Dad, bitte wach auf. Ich brauch dich..../
 

Verschlafen schlug Schuldig die Augen auf und blinzelte verwirrt. Nach einem Blick auf die Uhr war seine Verwirrung noch größer, denn das war eine Uhrzeit, zu der er noch nie von selbst aufgewacht war. Er wollte sich gerade wieder in sein weiches Bett und an Ken kuscheln, als er klar und deutlich das leise Bitten seines Sohnes hörte. Der Telepath blies die Backen auf und schwang die Beine aus dem Bett. Müde wuschelte er sich durch die lange Mähne, dann tastete er nach seiner Shorts und schlich auf Zehenspitzen, um Ken nicht zu wecken, aus ihrem Schlafzimmer. Nur zehn Sekunden später stand er vor Daisuke und fand den Jungen regelrecht aufgelöst vor. "Was ist denn los?" erkundigte er sich erschrocken und setzte sich zu seinem Jungen auf die Bettkante.
 

Ungeduldig wartete Dai in seinem Zimmer. Es saß auf der Bettkante und sah immer wieder zur Schlafzimmertür. Bis Schuldig endlich auftauchte. Er sprang auf und eilte auf den Mann zu. „Dad...“, flüsterte er, um Ken nicht zu wecken. „Bitte. Du musst mir helfen. Bring mir bei, wie ich diese verdammten Barrieren durchbrechen kann... bitte...“
 

Barrieren? Schuldig war leicht überfordert, was an der Uhrzeit lag. "Welche Barrieren?" fragte er gähnend und reichlich neben der Spur nach.
 

„Welche Barriere schon? Daaad. Wach auf!“ Daisuke schüttelte seinen Vater leicht. „Die Barriere, die du sogar Ken beibringen konntest. Die, die du mir immer vorstellst, wenn ich dich ein bisschen ärgern will. Ich _muss_ lernen, sie zu durchbrechen, Dad. Bitte! Mein Leben hängt davon ab.“ Okay. Vielleicht war das ein wenig übertrieben, aber so würde er seinen Vater vielleicht endlich aus dem Halbschlaf bekommen.
 

Okay, alles klar. "Benutz das Telefon, wenn es so wichtig ist" schlug Schuldig vor. "Das geht schneller als eine Barriere zu durchbrechen. Welche überhaupt?" erkundigte er sich so rein interessehalber. "Es gibt verschiedene Arten und sie sind unterschiedlich zu durchbrechen. Leicht ist es bei keiner..."
 

Daisuke seufzte resigniert. „Ach komm schon. Nur die kleinen Grundlagen. So ganz allgemein. Bitte...“ Es konnte doch nicht angehen, dass sein Vater nicht zu überreden war. „Es geht um... es geht um Robin. Bitte, Dad. Ich muss das lernen...“ Verzweifelt sah er seinen Vater an. Konnte er denn nicht verstehen, wie wichtig es für ihn war?
 

Innerlich verdrehte Schuldig die Augen. Hatte er der Meinung sein sollen, dass es sich um jemand anders handeln könnte? Es gab nur eine Möglichkeit, herauszufinden, um welche Art der Barriere es hier ging. Dann konnte er immer noch entscheiden, ob er seinem Sohn etwas darüber sagte. "Verlink mich!" forderte er einfach, ohne weitere Erklärung.
 

Skeptisch hob Dai die rechte Augenbraue, wie er es immer tat, wenn er zum Ausdruck bringen wollte, dass ihm ein wenig Vertrauen fehlte. Doch was hatte er schon zu verlieren? Er seufzte und nickte. Es dauerte nicht lange und schon hatte er seinen Vater mit der Barriere Robins verlinkt. „Siehst du das? Unglaublich, oder? Der bekommt diese verflixte Barriere besser hin als du“, schmunzelte er und ließ sich nach hinten aufs Bett fallen. Wenn sein Vater ihm hierbei nicht helfen wollte, dann hatte er absolut keine Chance.
 

Wow, der Schutzschild war der Hammer! Schuldig erkannte sofort die Art der Blockade und schnaufte auf. Am liebsten hätte er Dai geraten, es einfach zu lassen, aber er wollte ihm immerhin verraten, worin der Trick der Blockade lag. "Dein Freund ist verdammt gut", begann er leise. "Das ist eine Blockade, die dadurch entsteht, weil er unterbewusst wirres Zeug denkt. Songtexte, Kinderreime, Gedichte, such dir was aus, es wirkt alles. Allerdings braucht er dafür entweder eine Menge Konzentration oder sehr viel Übung. Du kannst sie nur durchbrechen, wenn du ihn ablenkst oder er sich auf etwas anderes konzentriert. Und selbst das ist fraglich. Dai, ehrlich, tu dir das nicht an und nimm das Telefon..."
 

Daisuke schnaubte und grinste. „Na, wenn ich das nicht manipulieren kann, nenn ich mich keinen Telepathen mehr... ICH brauche kein Telefon!“, lachte er leise und richtete sich wieder auf. Abermals begann er sich zu konzentrieren. Er sah die braunen Augen vor sich, sah Robin vor sich, wie er wach in seinem Bett lag und hin und wieder zu seinem Wecker schielte. Doch weiter kam er nicht. Scharf zog Daisuke die Luft ein und fasste sich an den Kopf. /Robin.../ versuchte er es wieder, merkte nicht, wie er den Namen nach einer Weile auch laut aussprach, während seine Kopfschmerzen immer schlimmer wurden.
 

Stirnrunzelnd beobachtete Schuldig seinen Sohn. "Dai, hör auf!", befahl er ihm schließlich. "Du kannst sie nicht lösen - nicht ohne Erfahrung. Du schadest dir nur selber! Geh wieder in die Schule und rede dort mit ihm. Da hast du dann vielleicht auch die Möglichkeit, durch die Sperre zu kommen..."
 

Dai sackte enttäuscht in sich zusammen und gab es auf. „Was soll ich denn in der Schule? Er geht doch auch nicht mehr hin...“, murmelte er und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. „Ich werde mir das nie verzeihen...“ Okay. Das klang komisch aus seinem Mund und als er den leicht verdatterten Blick seines Vaters bemerkte, fügte er hinzu: „...dass ich das Telefon benutzen muss!“ Er knurrte in sich hinein und richtete sich auf. /Lausig. Lausig, Daisuke... Eine Schande, dass du den Knirps nicht geknackt bekommst.../, schimpfte er sich selbst, während er ins Wohnzimmer ging und sich das Telefon krallte. Immerhin hatte er mitbekommen, dass Robin bereits wach war. Er sah auf der Telefonliste der Klasse nach, wählte die Nummer und ließ sich auf dem Sofa nieder. /Komm schon Robin. Nimm ab.../
 

Robin erschrak, als sein Handy plötzlich los piepte. Doch er hatte so eine Ahnung, wer ihn da anrief. Immerhin hatte er zuvor Daisukes Attacken bemerkt. Kurz zögerte er, nahm aber dann doch das Gerät zur Hand, ging auf Konfrontationskurs und meldete sich mit einen freundlichen "Ja?"
 

Dai seufzte erleichtert auf. „Du hast ja echt Nerven, mich zu zwingen, zum Telefon zu greifen...“, schmunzelte er mit sanftem Tonfall. „Robin, hör zu... ich... ich... es tut mir leid. Was passiert, ist tut mir leid. Wirklich...“ Er strich sich das Haar nach hinten und schloss kurz die Augen. Dann lächelte er unbewusst vor sich hin. „Ich muss mit dir reden...“
 

Robin zuckte die Schultern, auch wenn Daisuke das nicht sehen konnte. Wo lag denn bitte das Problem des Anderen? "Du redest doch mit mir", meinte er nach wie vor freundlich und zuckersüß. Innerlich lachte er. Klar, jetzt tat es Daisuke leid... So weit würde es noch kommen, dass er noch einmal auf den Telepathen herein fiel!
 

Dai schmunzelte minimal. “Nicht so…Können wir uns treffen?“ Er wusste, dass es nicht leicht werden würde, aber er wollte Robin wenigstens ansehen, wenn er sich schon nicht auf dem telepathischen Wege mit ihm unterhalten konnte. Himmel, wie er Telefone doch hasste! „Ich will deine Stimme hören und nicht diese verzerrte Übertragung, die nicht nach dir klingt.“
 

Irgendwie hatte Robin nur auf diesen Anruf, dieses Angebot gewartet. "Sicher können wir uns treffen", sagte er der Verabredung ruhig zu. Er wusste zwar nicht, was sich der Telepath davon versprach, aber das würde er sicher herausfinden. "Zum Beispiel morgen in der Schule" schlug er mit einem boshaften Grinsen vor.
 

Dai hob die Brauen und runzelte dann die Stirn. Dann zuckte er mit den Schultern. „Okay“, sagte er. „Ich hol dich pünktlich zum Schulschluss ab.“ Denn in die Schule gehen würde er sicher nicht. Was sollte er da auch? Seine Lust, dem Unterricht zu folgen, war ebenso groß, wie die Sporthalle mit einer Zahnbürste zu putzen. Also konnte er auch zu Hause bleiben.
 

Still grinste Robin weiter vor sich hin. Das war ja so klar gewesen. Der große Telepath und Herzensbrecher war zu feig, den ganzen Unterricht neben ihm zu sitzen... "Wenn du meinst, okay. Ich hab dann allerdings nicht viel Zeit. Ich habe nach der Schule nämlich schon ein Date." Dass das Date aus einer Fahrstunde bestand, musste er ja nicht dazu sagen...
 

Augenblicklich spannte sich Dai an. Er konnte das Grinsen in den Worten förmlich mitschwingen hören. „Hör zu! Du musst dich nicht mit mir treffen!“, fauchte er auf der Stelle los, ohne so recht zu wissen, wieso. „Und wenn du mich in der Schule sehen willst: gut. Dann los. Es ist halb sieben. Treffen wir uns in der Schule! Heute und nicht Morgen!“ Seine Hand, die den Hörer hielt, zitterte und seine Augen blitzten wild auf. Ein Date? Pah! Dass er nicht lachte! Dann konnte es für den kleinen Bastard ja auch nicht so schlimm gewesen sein, kein gespieltes ‚Ich liebe dich’ von ihm zu bekommen.
 

Auf diesen Ausbruch hin hatte Robin mit einem ernsten Lachanfall zu kämpfen. Das hörte sich ja fast an, als würde Dai eifersüchtig sein! Es wusste nicht, warum sein Herz bei diesem Gedanken so jubelte. Es dauerte zehn, zwölf Sekunden, bis er seiner Stimme wieder so weit trauen konnte, dass er in der Lage war zu antworten. "Okay. Heute. Dann bis gleich, _mein Schatz_!" Die Worte waren unbewusst aus seinem Mund gerutscht und Robin biss sich danach sofort auf die Zunge. Um sich davon abzuhalten, noch mehr Unsinn zu faseln, drückte er schnell den roten Knopf und beendete das Gespräch.
 

Gut zwei Minuten saß Dai nur still auf dem Sofa und lauschte dem beständigen Tuten des Telefons. Die Worte hallten in seinem Kopf wider, als wenn sein Schädel nur eine mächtige, große Halle aus Marmor wäre, mit nichts gefüllt als Robins Stimme.

Ein Date nach der Schule... bis gleich, mein Schatz... Sicher können wir uns treffen... nicht viel Zeit... bis gleich... mein Schatz. Er schauderte und schüttelte heftig den Kopf. Was ging hier vor? Was sollte das alles? Doch dann spürte er auch schon, wie er sich aufrichtete und das Telefon wieder wegstellte. Seine Beine trugen ihn in sein Zimmer und ohne auf seinen Vater zu achten, der noch immer auf seinem Bett saß, begann er sich einfach anzuziehen.
 

Ohne ein Wort zu sagen sah Schuldig seinem Sohn überrascht zu. Er war der Meinung gewesen, es würde ein heftiger Kampf werden, Daisuke wieder in die Schule zu bringen - und jetzt sah es aus, als würde der Kleine freiwillig gehen? Soviel Macht besaß Robin über ihn? Dann musste es Dai wirklich übel erwischt haben. Um sicher zu gehen, fragte er dennoch leise: "Verrätst du mir, was du vor hast?"
 

Dai wandte sich um und zupfte sein Shirt zurecht. „Ich gehe zur Schule... Was denn sonst?“ Er lächelte schwach, auch wenn er den dumpfen Schmerz im Brustkorb immer noch nicht losgeworden war. „Bis später, Dad...“ Und damit verschwand er dann auch schon. Er wollte am liebsten überpünktlich sein, damit er noch vor der Schule genug Zeit für Robin haben würde. Denn eigentlich hatte er nicht vor, sich in den Unterricht zu begeben. Ganz im Gegenteil. Weder hatte er seine Schulsachen dabei, noch trug er seine Schuluniform.
 

Um kurz nach sieben saß Dai schon auf der Mauer vor der Schule. Das Tor war gerade aufgeschlossen worden, doch er würde hier auf Robin warten und noch diese letzte Zigarette aus der Schachtel genießen. Immer wieder sah er sich um, wo Robin denn blieb, und hin und wieder warf er auch einen Blick auf die große Schuluhr hinter sich.
 

Gelassen schlenderte Robin zum Schultor. Auch er trug keine Schuluniform, denn er hatte nach wie vor die Erlaubnis seines Vaters, zu hause zu bleiben. Es lag also in seinem eigenen Ermessen, ob er in den Unterricht ging. Noch einmal erinnerte er sich an die Tipps, die Brad ihm für den Umgang mit dem Telepathen gegeben hatte. Zuversichtlich bog er um die letzte Ecke und sah Dai auf der Mauer sitzen. Robin fühlte sein Herz plötzlich im Hals schlagen und seine Knie schienen nachgeben zu wollen. Doch er nahm allen Mut zusammen und baute sich vor dem Anderen auf. "Hi, Daisuke" begrüßte er den Orangehaarigen mit einem lieben Lächeln.
 

Dai blickte auf und spürte, wie sein Herz ein paar Schläge aussetzte. Da überraschte es ihn kaum, dass es diese Schläge gleich nachholen wollte und doppelt so schnell weiterarbeitete. Er glitt von der Mauer und kam vor Robin zum Stehen. „Hi Schatz...“, lächelte er und wiederholte so den Abschied des Telefonates. Er zog ein letztes Mal an der Zigarette und warf sie dann gekonnt in den nächsten Gulli. Musternd blickte er an seinem Gegenüber hinab und wieder hinauf. „Du siehst nicht so aus, als wenn du vor hättest, in den Unterricht zu gehen...“
 

Gleichgültig zuckte Robin mit den Schultern. "Ich geh erst morgen wieder. Aber so lange wolltest du ja nicht warten." Auf Daisukes Anrede reagierte er gar nicht, auch wenn sie ein warmes Gefühl im Magen auslöste. "Du wolltest mit mir reden? Hier bin ich, also schieß los" forderte er den Älteren immer noch lächelnd und mit samtweicher Stimme auf.
 

Dai hatte das Gefühl, dass Robin ihm einfach nur auf der Nase rumtanzen wollte und dass es für ihn wohl kaum einen anderen Grund gegeben hatte herzukommen. Doch Dai ließ sich nichts anmerken. „Ja...“ Er lehnte sich an die Mauer hinter sich und schob die Daumen in die engen Hosentaschen. „Ich will von dir wissen, wieso zu einfach weggelaufen bist... Ich meine, so schlimm kann es für dich ja gar nicht gewesen sein, wenn du morgen schon wieder ein Date hast...“
 

Okay, darauf war Robin nicht wirklich gefasst gewesen. Aber er sah hier eine Chance, etwas ganz entschieden zu klären. Also schaute er den Jungen, den er über alles liebte, ernst an. "Nicht schlimm?" wiederholte er leise. "Nein, wieso sollte es auch schlimm sein, wenn der Mensch, den man liebt, einem ins Gesicht sagt, dass er nur mit einem gespielt hat? Und was mein Date morgen angeht..." - damit begab er sich ins Reich der Lüge - "...so will ich nur herausfinden, was so schön daran ist, zuerst Hoffnungen zu wecken und sie dann zu zertrampeln..." Robin konnte nicht verhindern, dass sein Tonfall bitter wurde, aber Dai hatte ihm einfach zu weh getan.
 

Dais Grinsen machte sich wieder auf seinem Gesicht breit. Dieses Grinsen hatte er eindeutig von seinem Vater in die Wiege gelegt bekommen. Ein Gesichtausdruck, hinter dem er sich sicher fühlte. Er neigte leicht den Kopf zur Seite und musterte Robin, schüttelte leicht den Kopf. „Ich habe nie gesagt, dass ich mit dir gespielt habe. Ich habe dich nicht einen Moment lang angelogen. Ich habe jede Sekunde mit dir genossen, jede Berührung, jeden Kuss und jedes einzelne deiner Stöhnen. Das ist die Wahrheit. Ich habe nie etwas anderes behauptet oder gesagt. Und ich dachte, dass dir klar gewesen ist, dass es anfangs lediglich eine Möglichkeit war, unseren Vätern eins auszuwischen. Und du kannst nicht behaupten, dass du das nie vorgehabt hast...“ Er lachte kühl und schüttelte wieder den Kopf. „Ich fühle mich in deiner Nähe wohl, Robin. Weil ich mich bei dir geben kann, wie ich bin, weil ich nicht diesen einen wesentlichen Teil von mir verbergen muss... Und das ist bei dir genau das gleiche. Das hat noch lange nichts mit Liebe zu tun, Robin...“
 

Gut, es stimmte schon, was Dai sagte. Aber trotzdem... "Du hast genau gewusst, wie ich für dich empfinde", behauptete Robin auf gut Glück, aber so überzeugend, als gäbe es daran keinen Zweifel. Dann stellte er sich vor den Älteren, legte die Arme um ihn und schmiegte sich aufreizend an ihn. "Das hier hast du vermisst, Dai?" Bevor der Andere antworten konnte, verschloss ihm Robin die Lippen mit den seinen und küsste ihn mit der Süße von berauschendem Wein. "Und das hier?" Langsam strichen seine Finger über den geliebten Körper und kamen in Dais Schritt zur Ruhe. "Und das?" Robin löste sich von seinem Liebsten und sah ihn traurig an. "Und jetzt sag mir, was das alles wert ist ohne Gefühl, ohne Liebe."
 

Dais Herz lief auf Hochtouren. Ohja. Und wie er das vermisst hatte. Automatisch legten sich seine Arme um den schlanken Körper und er zog Robin noch ein Stück dichter, schloss wie automatisch die Augen. Selbst wenn er gewollt hätte, in diesem Moment hätte er wohl keinen Ton herausgebracht. Doch dann war es so plötzlich vorbei wie es angefangen hatte und er starrte Robin an. „Was... das wert ist?“, fragte er rauchig und verengte leicht die Augen. „Was das.. wert ist? Einfach alles...“ Und damit packte er den Jungen wieder. Er drehte sich blitzschnell mit ihm und presste ihn mit dem Rücken an die Mauer. Sein Körper drängte sich so nah an den Robins, dass der sich nicht mehr rühren konnte. Heiß und gierig küsste er den Schwarzhaarigen und krallte sich in dessen Haar, drängte seine Beine zwischen die seinen, sodass Robin noch ein Stück kleiner wurde.
 

Robin konnte sich nicht wehren - und wenn er ehrlich war, wollte er das gerade auch gar nicht. Nicht nur Dai, auch er hatte das alles vermisst und obwohl er wusste, dass er dem Älteren nur zeigte, was der nicht mehr haben konnte, genoss er das alles über alle Maßen. Irgendwie kam es ihm sogar vor, als würde in Daisukes Kuss nicht nur Verzweiflung, sondern auch noch ein ganz anderes Gefühl mitschwingen. Aber das war sicher nur wieder ein Trick, um ihn herum zu bekommen. Trotz dieser Vermutung erwiderte Robin den wilden Kuss mit aller Leidenschaft und Liebe, die er für Dai immer noch empfand. Dann endlich schaffte er es, den Anderen ein Stück von sich weg zu schieben und sah ihn mit glasigen Augen an. "Nein, Dai... Ohne Liebe ist das gar nichts wert" brachte er endlich über die Lippen
 

Nur schwer konnte sich Dai zurückhalten, seine Hand auf der Stelle unter Robins Kleidung verschwinden zu lassen. Doch nichts hielt ihn davon ab, seine Hüfte an der des Kleineren zu reiben, denn so leicht würde er sich nicht ganz von Robin entfernen lassen. Schon sehr schnell hatte Daisuke, was er wollte. Die Erinnerung von Robin, wie er seinem Vater alles erzählt hatte, und eine körperliche Reaktion des Kleineren, die sich in Form einer ausgeprägten Beule kenntlich machte.

Schwer atmend sah er Robin an, ohne sich gänzlich von ihm zu lösen. „Bestraf mich nicht dafür, dass ich nicht von einem Tag auf den anderen lieben kann, Robin...“, wisperte er leise und ohne groß darüber nachzudenken. Sein Blick heftete sich schon wieder an Robins Lippen. „Du kannst dich vielleicht an deinen Vater wenden und dich von ihm in Sachen Barriere unterrichten lassen, aber in deinem Kopf werde ich immer sein!“
 

Mist, da hatte er nicht aufgepasst! So schnell es ging, errichtete Robin seinen gedanklichen Schutz wieder und schimpfte sich selbst einen Idioten. Wie hatte er nur so nachlässig sein können? Aber Dais Worte bestätigten seinen Verdacht, dass das alles nur ein billiger Trick gewesen war. In Robin kochte die Wut hoch und er ging zu Plan B über. Er versteckte seine wahren Gefühle tief in seinem Inneren und setzte einen geduldigen Gesichtsausdruck auf. Was Dai auch noch mit ihm anstellen würde - Robin würde ihm zeigen, wie sich das ohne Gefühl, ohne Liebe anfühlte.
 

„Hör auf damit, Robin... Du tust dir doch nur noch mehr weh...“, sagte Dai und gab den schlanken Körper wieder frei. Er wollte Robins Nähe nicht, wenn er sich so teilnahmslos benahm. Das hatte er sicher nie getan – Liebe hin oder her. Leicht strich er dem Jungen über die Wange und hauchte ihm noch einen Kuss auf die Lippen, zärtlich, sanft, liebevoll. Er schloss die Augen dabei sogar einen Moment länger als nötig. „Es tut mir leid, dich in dem Glauben gelassen zu haben, dich zu lieben. Dadurch musst du dich in irgendwas reingesteigert haben. Das, was du fühlst, kann gar keine Liebe sein. Nicht nach so kurzer Zeit. Du fühlst dich verbunden zu mir, das mag sein. Das fühle ich auch. Aber das liegt einzig und alleine daran, weil die einzigen Menschen, zu denen wir Kontakt haben und die so sind wie wir, unsere Eltern sind. Da ist es vollkommen natürlich, dass du jetzt zu mir andere Gefühle aufbaust als zu den anderen Jungs in der Schule.“
 

"Du kannst dir gern selber weiter was vorlügen, Dai, aber erzähl mir nichts über meine Gefühle. Schließlich hast du keine Ahnung davon. Sonst wüsstest du, dass man sich von einer Sekunde auf die andere verlieben kann." Immerhin war es Robin ja selber so gegangen. "Es ist okay, dass du mich nicht liebst - dazu kann man niemanden zwingen. Aber dann missbrauch mich auch nicht als dein Privatspielzeug. Denn das verletzt mehr, als du dir vorstellen kannst."
 

„Ich habe dich nie missbraucht! Und ich habe dich nie als mein Spielzeug angesehen!!“, fauchte Dai und seine Augen blitzten wieder auf. Das war doch nicht zu fassen! Nie hatte er Robin missbraucht oder ausgenutzt oder sonst etwas in der Hinsicht. „Aber wenn du das so siehst, dann tut es mir leid!“, sagte er ausdrücklich und trat von Robin zurück. „Dann geh! Geh und lass dich von Crawford bemuttern. Denn wenn du SO über mich denkst, dann kann ich gut auf dich und deinen Hundeblick verzichten!“
 

Auch wenn ihm eine scharfe Erwiderung auf der Zunge lag, Robin unterließ es, sie auszusprechen. Statt dessen lächelte er Daisuke niedlich an, hauchte ihm ein Küsschen auf die Nasenspitze und verließ seinen Liebsten dann tatsächlich. Während er sich entfernte, senkte er für einen kleinen Moment seine Barriere. /Wir reden weiter, wenn du erwachsener bist, Telepath!/ übermittelte er ihm, wohl wissend, dass Daisuke ihn hörte. /Und wenn du weißt, was du willst. Bis dahin mach`s gut, mein Schatz.../ Das war der letzte Seitenhieb, den Robin sich noch gönnte, ehe er Dai aus seinem Denken verbannte.
 

Dai schloss gereizt die Augen. Also hatte er die ganze Zeit Recht gehabt. Robin hatte sich nur mit ihm getroffen, um ihm auf der Nase herumzutanzen und ihm noch mal vor Augen zu führen, dass er ihm das Ganze so schnell nicht verzeihen würde. Die mentale Übertragung reizte den Telepathen noch mehr. „Ich weiß genau, was ich will!“, brüllte er Robin nach und sackte dann mit einem Seufzen wieder an die Wand zurück. Er schloss einen Moment die Augen und nickte dann. Ja. Er wusste genau, was er wollte. Und zwar, dass es alles wieder so wurde wie es war, als er Robin kennen gelernt hatte. Als sie miteinander geschlafen hatten, aber noch nicht die Rede von ‚Liebe’ oder so einem Unsinn war...
 

~*~tbc~*~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Zauberlehrling
2008-06-27T10:17:05+00:00 27.06.2008 12:17
hi^^,
wow ich liebe diese Story genauso sehr wie die erste und kann die Fortsetzung kaum erwarten!
Die Situation scheint ja wirklich interessant zu werden ;O)
lg


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