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Obscure Mind

von

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Ein unerwarteter Besuch

Niemand hätte wohl damit gerechnet, dass sie heil aus diesem Alptraum herauskommen würden. Nicht anders konnte man das Erlebte beschreiben – ein Alptraum.
 

Sie hatten alle die Schule gewechselt, nach diesen Ereignissen, außerdem war die Schule sowieso geschlossen worden, zu Recht. Die Gruppe hatte sich danach ziemlich aufgesplittet. Josh und Ashley waren auf ein anderes College gewechselt. Shannon und Kenny waren nun auf der Fallcreek University. Und Stan?

Stan saß im Knast. Zumindest bis jetzt.
 

Stan hatte seine Beine hochgelegt und genoss das kleine Stückchen Himmel, dass er durch die Gitterstäbe sehen konnte.

Er fragte sich immer noch, wie er hier eigentlich gelandet war. Wie es mit ihm so weit hatte kommen können.

Insgeheim gab er den Ereignissen an seiner alten Schule, der Leafmore High, die Schuld daran, doch offiziell war er einfach nur ein weiterer Jugendlicher, der in den Sumpf der Kriminalität abgerutscht war und genau so wurde er hier auch behandelt. Die Ereignisse von damals waren von der Regierung aufwändig und effizient vertuscht worden.

Stan seufzte. Er vermisste das Leben in Freiheit und vermisste vor allem seine Freunde.

Ein lautes "Hey!" ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Stan drehte sich um und sah den Strafvollzugsbeamten, der für diesen Trakt zuständig war, mit in die Hüften gestemmten Händen vor den Gitterstäben stehen. "Du hast Besuch!"

Stan sah verwirrt drein. Er hatte ewig keinen Besuch mehr bekommen, wer sollte das nun also sein?

Seine Eltern? Das wäre eine Möglichkeit, aber er bezweifelte es. Dass er hier gelandet war hatte sie wohl kaum glücklich gemacht und er bemerkte es vor allem daran, dass sie ihn genau einmal bis jetzt besucht hatten. Das war kurz nachdem er hier eingewiesen wurde, danach war der Kontakt abgebrochen.
 

Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen als der Beamte der ihn den Gang zu dem Besucherraum entlang führte, ihn ein wenig schubste, um ihn dazu zu bewegen, schneller zu gehen.

Der Raum war immer noch genauso ungemütlich wie beim ersten Mal - und wie alles andere in dem Laden.

Der Raum war durch eine Glasscheibe in eine Besucherseite und eine Seite für die Insassen geteilt. Trennwände sorgten für ein bisschen Privatsphäre zwischen den Gruppen.

Der Beamte führte Stan zu einem Platz, der ziemlich mittig lag. Er konnte die Tür auf der anderen Seite sehen, durch welche die Besucher den Raum betraten und verließen. Ihm gegenüber saß eine rothaarige Frau in seinem Alter.

"Hey Stan.", sie lächelte ihn an und er brauchte einen Augenblick um sie zu erkennen, war dann aber überraschter denn je als sich seine Vermutung bestätigte.

"Shannon?"

Er sah sie verdutzt an, sie verzog die Lippen zu einem breiten Grinsen.

Stan ließ sich auf den Hocker sinken und hob den Telefonhörer, mit dem Insassen und ihre Besucher miteinander kommunizieren konnten aus seiner Halterung. Da er nicht wusste, was er sagen sollte, sagte er erst einmal gar nichts.

Doch das musste er auch nicht, denn Shannon ergriff sofort das Wort.

"Tut uns leid, dass wir so lange nichts von uns haben hören lassen. Wir wollten dich seit längerer Zeit besuchen, aber... irgendwie ist immer etwas dazwischen gekommen."

"Ich würde mich auch nicht besuchen wollen, ganz ehrlich!"

"Du bist sarkastisch geworden, Stan!"

Stan zuckte die Schultern. Eigentlich hätte er froh sein sollen, seine beste Freundin nach den vielen Monaten wieder zu sehen. Ein bekanntes Gesicht, einen Gesprächspartner. Stattdessen wurde er wütend.

Er hatte nicht darüber nachgedacht, seit er hier saß, aber jetzt, wo er Shannon so nah vor sich hatte, kochte die Wut in ihm hoch und er fühlte sich vernachlässigt und ausgestoßen.

"Das wärst du sicher auch, wenn deine besten Freunde sich monatelang nicht bei dir melden würden."

"Ich hab seit ihrem Schulwechsel von Ashley und Josh auch nichts mehr gehört", konterte Shannon prompt.

"Du sitzt auch nicht im Knast!" Eigentlich hatte Stan große Lust, den Hörer sofort wieder auf die Gabel zu knallen und in seine Zelle zurückzukehren, aber er unterdrückte dieses Verlangen so gut er konnte.

Shannon hatte immer noch dieses leichte Lächeln auf den Lippen. Sie hatte anscheinend mit so einer oder einer ähnlichen Reaktion gerechnet.

"Kenny meinte auch schon, dass du so reagieren würdest." Die Aussage machte es nicht grad besser, aber es weckte auch irgendwie wieder Neugier in ihm.

"Ach hat er? Und wo ist er? Hat er Angst bekommen und sitzt im Auto, oder wie auch immer ihr hergekommen seid?"

Sie überging den wütenden Tonfall einfach.

"Nein er ist vor der Tür, wir dürfen nur einzeln herein und ich hab ihn gebeten mich zu dir gehen zu lassen. Ihr hättet euch sicher nur gestritten."

Wo sie Recht hatte... Kenny wäre wohl kaum so ruhig geblieben an Shannons Stelle.

"Also, wann kommst du eigentlich raus?"

Er antwortete nicht, seine Lust zu Reden war nicht sonderlich gestiegen, andererseits war es wirklich gut eine vertraute Stimme zu hören.

"Hey, es tut uns wirklich Leid." Sie lächelte beschwichtigend "Und wie sollen wir eine Willkommensfeier planen, wenn du uns nicht sagst wann du hier endlich wieder raus kommst?" Sie zwinkerte ihm zu und wartete darauf, dass er antwortete.

Stan grunzte kurz auf und antwortete dann: "Ihr habt noch ne ganze Weile Zeit zu Planen, ich sitz noch fast anderthalb Jahre. Bei guter Führung komme ich vielleicht nochmal zwei Monate früher raus." Bei Shannons einnehmendem Lächeln konnte er einfach nicht länger böse sein, auch wenn er sich immer noch verletzt fühlte.

Shannon seufzte. "Oh Mann, das ist echt noch ne Weile."

Er antwortete nur mit einem Schulterzucken. "Schuld eigen!"

"Bist du sicher, dass es deine Schuld ist? Meinst du nicht eher... das Ding in dir hat dich austicken lassen? Du hättest auf unzurechnungsfähig plädieren sollen, Stan!"

"Und wer hätte mir das geglaubt?", fragte dieser spöttisch.

"Derselbe, der dafür sorgt, dass du regelmäßig deine Medikamente nimmst? Oh, Stan, das alles war für keinen von uns einfach, aber warum muss dir alles so egal sein?"

"Das ist es nicht, Shannon, glaub mir", flüsterte Stan kaum hörbar in den Hörer. Sie nickte kurz, dann erhob sie sich. Die Besucherzeit schien um zu sein, man erlaubte ihnen nur zehn Minuten lang mit ihrem Besuch zu sprechen.

Stan fühlte eine schwere Hand auf seiner Schulter und drehte sich um. Tatsächlich stand der Beamte hinter ihm und bedeutete ihnen, dass zehn Minuten vorbei waren.

"Wir kommen wieder, das nächste Mal lass ich auch Kenny zu dir rein", sagte sie noch, zwinkerte ihm noch einmal zu und drehte sich dann um und ging.

Stan sah ihr nach, als sie den Raum verließ und ehe sich die Tür schloss, erhaschte er auch noch einen Blick auf Kenny, welcher sich von den Bänken auf dem Flur erhob um seine Schwester zu begrüßen. Der Andere sah auf und das letzte was Stan erkennen konnte war, dass Kenny ihm ein 'Daumen hoch' schenkte, ehe der Beamte ihn zum Gehen bewegte.
 

Das war wirklich unerwartet gewesen.

Stan saß mittlerweile wieder in seiner Zelle und sah in üblicher Manier nach Draußen und starrte Löcher in die Wolken. Die Abwechslung war ihm wirklich gelegen gekommen.

Vielleicht sollte er das nochmal probieren. An etwas denken und im nächsten Augenblick würde es sich erfüllen.

Er verdrehte über sich selbst die Augen. Shannon hatte Recht, er war sarkastischer geworden.

Er erinnerte sich zurück an das Gespräch welches nun wohl eine halbe Stunde zurück lag.

"Nächstes Mal, hm?" er sah die Wolken weichen und ein Stück blauen Himmel hervorhuschen.

Was sie jetzt wohl machten?

Stan lehnte den Kopf gegen die kahle Steinwand und ließ seine Gedanken um die Geschwister kreisen. Dass sie einfach so hier aufgetaucht waren, hatte viel, dass er eigentlich begraben glaubte, wieder aufgewühlt.

Natürlich nahm er dreimal am Tag seine Medikamente, um das dunkle Wesen in ihm zu unterdrücken, aber das konnte er durch die Routine gut unterdrücken. Und jetzt... jetzt kam alles wieder in ihm hoch. Die Blumen, seine mutierten Mitschüler und der Kampf gegen die Leiter ihrer Schule.

Eigentlich hatte er gehofft, dass alles vergessen zu können, aber das schien im nicht vergönnt. Doch immerhin wusste er nun, dass seine Freunde ihn nicht vergessen hatten und das wir auch irgendwie eine Erleichterung.

Und er war damit nicht alleine. Auch wenn Stan niemals einem der zweien solch ein Schicksal gewünscht hätte, war er froh zu wissen, das dort draußen Freunde waren, welche das seinige teilten.

Shannon ging es anscheinend gut, sie schien glücklicherweise besser damit klar zu kommen als er erwartet hatte. Und Kenny? Nun das konnte er zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht einschätzen.

Aber fragen würde er ihn ja bald können, wenn sie wieder kamen. So wirklich daran glauben wollte er jedoch noch nicht. Sie hatten nun fast ein halbes Jahr gebraucht, um überhaupt herzukommen, das nächste Treffen würde sicher genauso lange auf sich warten lassen, nicht?

Er schüttelte nachgiebig den Kopf. Hoffen wollte er es definitiv nicht.

Er horchte auf als er das Klappern vernahm. War es doch schon so spät? Kurz darauf standen drei Wärter und ein Mann mit einem weißen Hemd und einem kleinen Wagen vor der Zellentür.

So wirklich kam er also von dem Thema nicht weg. Er wurde erst von einem der Beamten auf Waffen - Glasscherben, kleine Nägel, die Gefangenen waren einfallsreich - geprüft, ehe der Arzthelfer die Zelle betrat.

Er ließ die Routineuntersuchung, die jeden Abend vorgenommen wurde, über sich ergehen ohne irgendwelche Probleme zu machen. Der Sanitäter gab ihm seine Medikamente und ein Glas Wasser, ehe er wieder allein in dem kleinen Raum zurückgelassen wurde.

Er hatte Lust den Kerl zu töten der ihm, nein ihnen, das angetan hatte. Er hatte Lust seine Leiche zu klonen und diese zu töten. Mit einem leisen, wütenden Aufschrei schlug Stan die Faust gegen die Wand und ließ sich dann wieder auf seine schmale Pritsche fallen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und stellte die Beine auf.

Noch eine Weile hing er seinen düsteren Gedanken nach, dann schlief er irgendwann ein.

Sie kommen in der Nacht

Aufgeweckt wurde Stan mitten in der Nacht von lauten Sirenen und menschlichen Schreien. Sofort war er wach und stand an den Gitterstäben, die seine Zelle vom Gang trennten. Er hatte keine gute Einsicht in das Gefängnis, doch er bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Etwas ganz gewaltig nicht stimmte. Dies war kein Ausbruch oder eine Prügelei zwischen Zellengenossen. Zu ängstlich klangen die Schreie, geradezu todesängstlich. Irgendwo brach eine Wand zusammen, erneute Schreie.

Und dann, im äußersten Winkel seines Blickfeldes, sah Stan etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Er stolperte einige Schritte zurück an das andere Ende seiner Zelle. Das konnte unmöglich sein!

Sie hatten doch...?

Hektisch sah er sich um und verfluchte augenblicklich die Tatsache, im Knast zu sitzen. Wo sollte er in seiner Zelle eine Waffe hernehmen?

"Ruhig Stan, jetzt brauchst du nur Glück. Vielleicht reißen sie dein Gitter oder eine Wand ein, dann kannst du raus und eine Waffe suchen... und hey, du sitzt ja nur mit Mördern und Monstern in einem Gebäude fest, das wird schon!"

Ja großartig, seine Gedanken halfen ihm jetzt herzlich wenig, Ruhe zu bewahren. Aber die Sache mit dem Rauskommen war vielleicht gar nicht so übel. Wie groß dabei die Chance war, in der kleinen Zelle durch die herumfliegenden Steine erschlagen oder von verbogenen Gittern aufgespießt zu werden oder vielleicht doch von einem Monster zerfleischt zu werden, wollte er gar nicht wissen. So schob er den Gedanken beiseite und versuchte in anbetracht der Panik um ihn herum, irgendwie Ruhe zu bewahren.

Er schien jedoch mehr Glück zu haben, als erwartet, denn plötzlich zogen die Zentralriegel sich zurück und die Gittertür öffnete sich. Irgendjemand oder Irgendetwas musste - beabsichtigt oder unbeabsichtigt - die Verriegelung vom zentralen Steuerraum aus geöffnet oder einfach die Stromversorgung komplett lahm gelegt haben.

Draußen herrschte ein heilloses Durcheinander. Stan war sich für einen Moment wirklich nicht sicher, ob er lieber draußen oder hier drinnen war. Als er zwischen den ganzen Schreien jedoch wieder das allzu bekannte Gebrüll hörte, war er schneller auf dem Geländergang als er „Mutation“ sagen konnte.

Eine Waffe oder einen Fluchtweg, jetzt!

Er trat auf den Gang hinaus und war für einen kurzen Moment entsetzt von dem Bild das sich ihm bot. Aus der Zelle, die genau neben seiner lag, ragte der zerfleischte Oberkörper eines Mannes, überall lagen Teile der Gefängniswand. Gefangene, die nun nicht mehr gefangen waren, rannten panisch umher, auf der Suche nach einem Ausgang. Nur ein paar Meter von ihm entfernt nahm ein riesiges Monster fast die gesamte Breite des Ganges ein.

Was nun, Stan, was nun?

Er atmete tief ein, schloss für einen Moment die Augen, dann rannte er einfach los. Irgendwie schaffte er es, unter dem trägen Schlag des Monsters hindurchzutauchen, doch dann prallte er gegen einen breitschultrigen Mann, der ebenfalls die typische Gefängniskleidung trug. Stan fluchte, als er strauchelte.

Irgendwie schaffte er es schließlich ans Ende des Ganges, das ins Treppenhaus mündete. Er sah sie Leiche eines Wärters, der mit gebrochenem Genick halb auf der Treppe, halb auf dem Absatz darunter lag und musste sich die Hand vor den Mund halten, um sich nicht zu übergeben. Er hatte damals an der Leafmore High viele Leichen gesehen, aber seitdem war Zeit ins Land gegangen und gewöhnen konnte man sich an diesen Anblick sowieso niemals.

Doch plötzlich hatte er einen Geistesblitz. Der Beamte hatte sicher irgendeine Art von Waffe bei sich. Er kniete sich neben ihn und fasste mit einer Hand an seinen Gürtel, während er die andere immer noch vor den Mund und seine Nase hielt.

Aus dem Gang, den er gerade verlassen hatte, kamen nun auch andere Häftlinge, die es geschafft hatten, dem Monster zu entkommen. Sie alle hatten einen panischen Ausdruck in den Augen, den Stan nur zu gut von seinen Freunden kannte. Wahrscheinlich hatte er damals nicht viel anders ausgesehen, als er das erste Mal einem dieser mutierten Mistviecher begegnet war.

Er schirmte den Beamten mit seinem Körper vor den Blicken der Anderen ab, aber sie schienen sich ohnehin nicht sehr für einen toten Wärter zu interessieren.

Stan fand eine 9mm Smith&Wesson und einen Gummiknüppel bei dem Beamten, aber keine weitere Munition. Er checkte, das Magazin der Pistole und stellte verärgert fest, dass sie nur noch vier Schuss enthielt. Er musste sorgsam abschätzen, wann er schießen würde. Als er von der Treppe über sich ein polterndes Geräusch hörte, sprang er auf und stürzte, den anderen Männern hinterher, die Treppe hinunter.

Bis zum Erdgeschoss kam er erst gar nicht.

Von unten kam ihm ein Häftling entgegen welcher ihn unsanft zur Seite schubste, dann jedoch in die Fänge des Monsters hinter ihm rannte.

Stan musste sich nicht umsehen um zu wissen wie das Szenario aussah.

Den Würgreiz immer noch unterdrückend, rannte er auf den Gang des zweiten Geschosses.

Er hatte vorerst Glück, vor ihm war zumindest kein Monster. Allerdings prangte in dem Boden ein Loch, welches er aber schlichtweg hinter sich ließ, indem er mit Anlauf hinüber sprang. Er sah hinunter in die Halle und stellte fest, dass die meisten Gefangenen entweder tot waren, panisch zu den Ausgängen rannten oder, wie er bemerkte, zu den riesigen Löchern in den Wänden, welche von den Monstern hineingerissen worden sein mussten, als diese ins Gebäude gekommen waren.

Stan hatte nicht lange Zeit um sich zu überlegen, wo er nun sein Glück versuchen wollte, da er hinter sich ein bedrohliches Knacken und ein Grunzen hörte, was ihn dazu veranlasste die Beine zu bewegen und sich aus der Zielebene des Monsters zu retten.

Er beschloss kurzum den kürzesten Weg nach unten zu nehmen. Das Gebäude war nicht sonderlich hoch, er musste wohl zwei Meter über dem Boden sein. Er kletterte also über die Brüstung, ließ sich hängen und... ließ los.

Er landete nicht besonders gut, obwohl er versuchte sich abzurollen und den Sprung somit abzufedern, aber durch sein linkes Bein zog sich dennoch eine leichte Taubheit. Ekliges Gefühl, aber er hätte sich auch irgendwas brechen können.

„Immer positiv denken alter Junge.“

Er hatte beschlossen das Loch in der Wand zu nehmen. Nicht nur weil die normalen Ausgänge hoffnungslos überfüllt waren, sondern auch weil er hoffte das die Monster dort nun nicht mehr waren.

Nur wenige Sträflinge hatten wohl denselben Gedanken gehabt wie er, die Anderen schienen eher Angst davor zu haben, den Weg zu wählen welchen die Monster sich gebahnt hatten.

"Nunja, vielleicht bereue ich es auch gleich", dachte er sich, ehe er über die Steintrümmer stieg und hoffte, hier nach draußen zu kommen.

Und tatsächlich sah er sich vor dem Gefängnis einem Monster gegenüber. Er hatte schon ein ähnliches gesehen und wusste daher, dass es nicht allzu stark war, dafür aber umso schneller, ihm auszuweichen würde er also vergessen können.

Stan hob langsam den Arm, in dem er den Gummiknüppel hielt, während das Monster auf ihn zuwankte. Und als es in seiner Reichweite war, machte er einen gezielten Schritt vorwärts und ließ den Knüppel auf den Kopf des Monsters niedersausen.

Er rollte sich ab um einem Gegenschlag des Mistviechs auszuweichen und zog ihm von hinten den Gummiknüppel erneut über den Schädel. Dann trat er es in den Rücken und es zerfiel vor seinen Augen zu Staub. Nur das schlagende Herz blieb auf dem dreckigen Betonboden liegen und Stan unterdrückte den Reflex es zu zertreten. Dazu hatte er keine Zeit mehr, denn er sah von der Seite ein weiteres Monster kommen. Er feuerte unbestimmt einen Schuss in die Richtung des Monsters ab, dann nahm er wieder die Beine in die Hand. Mit ein paar großen Schritten war er an der Gefängnismauer. Nun musste er einen Ausgang finden. Er hörte zwar, dass hundert Meter weiter die anderen Gefangenen das Gefängnis verließen, aber er hatte Angst, platt getrampelt zu werden, wenn er sich dorthin wagte. Und außerdem glaubte er nicht, dass diese ekligen Viecher brav den Haupteingang benutzten. Stan rannte also in die entgegen gesetzte Richtung an der Mauer entlang, die Geräusche des Monsters hinter ihm ignorierend. Wenn er schnell rannte, würde es ihn nicht einholen können. Er war sehr schnell, wenn er wollte.

Tatsächlich fand er ein Loch in der Mauer, durch das er entkommen konnte. Er stieg über einige Geröllbrocken, dann stand er im Wald. Das Gefängnis war mehrere Kilometer von der nächsten Stadt entfernt und die einzige Straße führte vom Haupteingang aus von hier weg. Und der war auf der anderen Seite des Gefängnisses, wo Horden von ehemaligen Gefangenen und wahrscheinlich auch von Monstern, die ihnen folgten, die Straße belagerten. Er hatte zwei Möglichkeiten und er musste sorgsam abwägen, welche die weniger gefährliche von den beiden war. Entweder er schlug sich durch den Wald, wo sich wahrscheinlich weniger Monster, weil weniger Menschen befanden und lief Gefahr sich zu verlaufen oder er suchte den Weg zurück zur Straße und folgte dieser.

Er entschied sich für den Wald, als er von der Straße her laute Schreie hörte. Verdammt, das war ein beschissener Alptraum!

Er sprang die Trümmer hinunter und rannte. Das Monster schien seine Probleme zu haben, den unebenen Weg über die Steine zu finden, was ihm selber einen gehörigen Vorsprung verschaffte. Das Dickicht um ihn herum war dichter als erwartet und mehr als einmal blieb er darin hängen.

Nach circa zehn Minuten blieb er erschöpft, aber mit zum Zerreißen angespannten Nerven stehen und stützte die Hände auf die Knie. Seine Lunge brannte von der kühlen Luft, so dass er einige Male husten musste. Er hoffte, dass nichts in der Umgebung war, was ihn bemerken konnte.

"Der Wald ist ja auch gar nicht geeignet zum verstecken. Ranken von den Ästen, Arme aus den Büschen und hey, der nächste Baum ist ein Monster!" Er schauderte bei dem Gedanken.

"Bleib ruhig, keine Panik jetzt. Bemitleide dich später wenn du Ruhe hast...wenn du Ruhe hast."

Langsam lief er weiter. Seine Beine fühlten sich an wie Blei. Er hatte zwar weiter trainieren können, aber soviel 'Auslauf' bekam er trotzdem selten.

Seine Gedanken schweiften ein wenig von seiner misslichen Lage ab und er fragte sich, ob das hier eigentlich als Ausbruch galt, entschied aber, dass ihm sein Leben definitiv wichtiger war. Sobald die Sache im Gefängnis unter Kontrolle war, würden sie die Häftlinge schon suchen, dann könnte er sich immer noch wieder stellen. Er wollte seine Strafe nicht unnötig verlängern, der Laden war echt zum kotzen.

"Wo geht’s jetzt eigentlich hin, Stan? Es ist mitten in der Nacht und du stehst planlos in einem Wald voller Monster."

Vielleicht hätte er doch der Straße folgen sollen, diese führte wenigstens zur Stadt, aber hey, irgendwann würde er auf dieser Seite sicher auch eine finden. "Vielleicht sogar mit Schild, welches mir dann lediglich sagt, das ich schon so und so viele Kilometer vom Gefängnis entfernt bin.

Es dauerte keine zehn Minuten, ehe er auf einem kleinen Waldpfad stand und das braune, halb zerfallene, zwei Meter hohe Warnschild anstarrte, welches ihm eben diese Nachricht vermittelte, plus der Information, dass sich Wanderer aus diesem Gebiet fernhalten sollten.

Bravo Stan.

Zu seinem Leidwesen fehlte ebenfalls eine Angabe, in welcher Richtung es gefährlicher war. Stan entschied sich, dass es wohl auf beiden Seiten gleich schlimm war und von daher egal, wohin er ginge.

"Wenn ich eine Münze hätte, würde ich wohl die nehmen", seufzte er und wählte auf Geratewohl die rechte Seite. Als er fast von einem Felsbrocken erschlagen wurde, wusste er auch, warum sich Wanderer von hier fernhalten sollten.

"Aber einen Pfad anlegen, das können sie!" Er fragte sich ernsthaft, welcher hirnverbrannte Vollidiot auf so eine Idee kommen würde. Ja genau, legen wir einen Weg unter einem Berg mit Steinschlaggefahr an und stellen dann ein Schild auf, dass es gefährlich ist, hier zu wandern.

Aber wo er nun schonmal hier war, blieb ihm nur noch zu hoffen, dass seine Reflexe nicht versagen würden. Und, dass er diesmal vielleicht wirklich auf die Straße zurückfinden würde.

Wieder fragte Stan sich, wo er eigentlich hinwollte. Seine erste und die naheliegendste Idee war, Kenny und Shannon heimzusuchen. Aber konnte er das wirklich bringen?

Wenn er gesucht und gefunden würde, hingen die beiden auch mit drin und das wollte Stan eigentlich nicht. Aber andererseits... sollte er etwa zu seiner Mutter? Dann konnte er auch gleich auf dem Friedhof schlafen, denn diese würde ihm sicher den Schädel spalten. Wie Stan sie kannte, hätte sie eher gewollt, dass er sich im Gefängnis von Monstern zerfleischen ließ, als dass er auch nur einen Schritt vor seine Mauern setzte, bevor Stan nicht seine gesamte Strafe abgesessen hatte.

"A propos Monster... wo sind die Viecher eigentlich hergekommen?"

Die schlaue Frage stellte er definitiv dem Falschen. Luft ist nicht sonderlich gesprächig, nicht ohne Gras, aber egal jetzt.

Oder auch nicht.

Als er wieder ein Brüllen vernahm, wusste er auch warum der Stein ausgerechnet JETZT hinunter gefallen war.

Das Monster, was von oben auf ihn herab sprang, nahm einige weitere Steine mit, so dass Stan keine andere Wahl blieb, als erneut zu rennen. "Ist doch ein guter Plan, Marathonläufer!"

Als das Vieh ihm immer näher auf die Pelle rückte, sah er keine andere Möglichkeit als wieder die Waffe einzusetzen.

Der Schuss traf das Biest ins Bein und es strauchelte einen Augenblick, lange genug für Stan um weiter weg zu kommen und lange genug um die restlichen Steine am Boden eintreffen zu lassen. Wenn es nicht tot war, war es zumindest begraben. Er steckte die Waffe weg und atmete die unbemerkt angehaltene Luft aus. Er hatte heute definitiv mehr Glück als Verstand.

Er hatte beschlossen wirklich zu Kenny und Shannon zu gehen, dafür musste er aber erst einmal in die Stadt und wer wusste schon ob dort nicht auch Monster waren?

Er hoffte, dass er zumindest eine ruhige Nacht bekommen würde und sei es nur in einem Hotelzimmer. Besser als das Gefängnis war es allemal.

Flucht und ein Wiedersehen

Er war mittlerweile ein ganzes Stück gelaufen, seine Beine schrieen förmlich von den Anstrengungen und dem Kletterakt der letzten halben Stunde. Etwas erhellte seine düsteren und ihn sehr sarkastisch anlachenden Gedanken jedoch.

Da war Asphalt, da war eine Straße!

Wenn er auch nie gläubig gewesen war, so schickte er doch ein Stoßgebet gen Himmel, dass es die Straße nach Fallcreek war und er wurde nicht enttäuscht.

Vielleicht würde es sich ja doch lohnen, der Kirche beizutreten? "Und dem Papst mein sauer verdientes Geld in den Arsch schieben? Ich verzichte dankend!" Kein Kirchenbesuch für Stanley Jones in diesem Leben!

Grade wollte er erleichtert aufatmen, als ein weiteres Monster aus dem gegenüberliegenden Gebüsch brach. "Verdammt, ist das Viehzeugs denn überall?!" Er beantwortete sich diese Frage selber mit einem ja und rannte erneut los.

Erstaunt darüber, dass seine Beine ihn noch trugen, erinnerte sich daran, dass man sagte, Todesangst könne ungeahnte Kraftreserven in einem wecken. Doch das Monster war schnell und hatte ihn bald eingeholt. Um nicht noch einen der wertvollen Schüsse zu vergeuden, griff er auf den Schläger zurück und versuchte, das Monster zu treffen. Doch ehe er noch richtig ausholen konnte, hatte das mutierte Wesen ihm schon einen gewaltigen Schlag versetzt und er flog mindestens einen halben Meter weit. Zum Glück hatte es nur seinen Arm getroffen, doch Stan fühlte sich für einen kurzen Moment unfähig zu reagieren. Doch dann besann er sich, gelangte wieder auf die Füße und ging mit einem wütenden "Geronimo!!" auf das Monster los. Zum Glück war es keines von der besonders haltbaren Sorte und so konnte er es mit wenigen Hieben und ohne weitere Verletzungen besiegen.

Das Verlangen sich hinzusetzen und einige Minuten zu verschnaufen wurde übermächtig, aber Stan kämpfte weiter dagegen an. Er musste es in die Stadt und zu Kenny und Shannon schaffen. Würde er hier ausruhen oder gar einschlafen, bedeutete das den sicheren Tod. So schleppte er sich weiter und war außerordentlich erfreut, als er endlich die Lichter der Stadt vor sich erkannte.

Das letzte bisschen Verstand, was nicht von Müdigkeit oder Schmerzen überwältigt worden war, sagte ihm, dass er sich ab jetzt lieber in den Büschen aufhalten sollte. Er war zwar kein Monster, aber immerhin ein Häftling.

Er schleppte sich vorsichtig und langsam - schnell würde wahrscheinlich eh nicht mehr gehen - vorwärts und schaffte es sogar, einen Straßenplan an einer Haltestelle in Augenschein zu nehmen, ohne dass ihn irgendwer bemerkte.

Er hatte die Universität recht schnell gefunden und als er vor dem großen Gebäudekomplex stand - okay er saß eher in einem Gebüsch auf der anderen Straßenseite - fragte er sich, wie seine Beine das geschafft hatten.

Ein weiteres Problem war, das es mitllerweile hell wurde und der Campus wohl sehr bald recht voll sein würde. Er hatte unterwegs in der Stadt einen Blick auf eine Uhr an einem Gebäude erhaschen können. Es war kurz nach halb sieben gewesen, inzwischen dann wohl eher irgendwas zwischen sieben und halb acht. Seitdem er wusste wie spät es war, konnte er auch die Müdigkeit nicht mehr ignorieren.

Er würde versuchen müssen sich den Tag über hier zu verstecken, was schwer werden würde, wenn der einzige Plan den er hatte nicht funktionieren würde.

Stan rannte dicht an dem Gebäude entlang auf die mutmaßliche Sporthalle zu. Mit ein wenig Glück würde er Kenny hier finden. Zumindest wenn der Basketballer seine Manieren nicht geändert hatte und morgens immer noch ab und an ein paar Körbe warf.

Vorsichtig öffnete er die Tür und verschwand in das Gebäude. Er hatte Glück, dass niemand auf dem Gang war, aber Glück hatte er in dieser Nacht eh viel gehabt.

"Hoffentlich verlässt es mich jetzt nicht." Seine Hoffnung wurde größer als er aus der Halle wirklich Geräusche hörte und tatsächlich, Kenny war auf der anderen Seite der Halle - und er schien allein zu sein.

Als Kenny den dreckigen und humpelnden Stan in der Tür der Sporthalle entdeckte fiel ihm fast die Kinnlade auf den Boden. Das war wohl das Letzte, mit dem er an diesem Morgen gerechnet hatte. Für einen kurzen Moment fragte er sich sogar, ob ihm einer seiner Zimmerkumpanen im Studentenwohnheim vielleicht Drogen unter sein Frühstücksmüsli gemischt hatte und dieser Trip war die Nachwirkung des langen Gesprächs, das er gestern mit Shannon geführt hatte.

"Stan...?"

"Nein, der Weihnachtsmann, was glaubst du denn?" Zumindest hatte er seinen dreckigen Humor behalten.

Kenny warf den Basketball in die Ecke und lief auf seinen Freund zu. "Was um Himmels Willen ist passiert, was machst du hier? Solltest du nicht im Gefängnis sitzen?!"

"Du wirst nicht glauben was passiert ist. Aber ehrlich gesagt, hab im Moment einfach nicht den Nerv, das ganze nochmal durchzukauen. Ich brauche erstmal ein Bett und vielleicht etwas zu Essen." Kenny sah, dass Stan tatsächlich kurz vor dem Zusammenbruch stand und beschloss erstmal nicht weiter nachzubohren.

Er schob seinen Arm unter Stans Achsel hindurch und schleppte ihn in Richtung der Umkleidekabinen. Er hatte vor, ihn erst einmal in sein Zimmer zu bringen und dann Shannon zu holen, aber in dem Gefängnis-Overall konnte er ihn unmöglich über den Campus bugsieren. Es war ein Wunder, dass Stan es überhaupt unbemerkt hierher geschafft hatte. Zwar war um diese Uhrzeit noch nicht allzu viel los, aber einige Schüler waren doch schon auf.

Kenny setzte seinen Freund auf der Bank vor seinem Spind ab und half ihm aus dem Gefängnisaufzug in seine eigenen Klamotten. Kenny würde schon nicht daran sterben, den Weg zu seinem Wohnheim in Sportkleidung hinter sich zu bringen.

Stan versuchte sich so normal wie möglich zu benehmen als sie zurück in das Wohnabteil der Schule gingen.

Kenny hatte sich vergewissert das er die paar Meter alleine schaffen würde, wenn er ihn stützen würde könnte es zu unangenehmen Fragen kommen, ob sie einen Unfall gehabt hätten oder dergleichen.

"Wenigstens passen die Sachen. Okay, die Hose rutscht..." Er war zu müde um über seinen eigenen geistige Sarkasmus amüsiert zu sein.

Sie gelangten letztendlich ohne Vorfälle in Kennys Zimmer. Dieser ging an seinen Schrank und kramte neue Klamotten für Stan raus, welcher sich in der Zwischenzeit auf das Bett gesetzt hatte.

"Hier." Als Stan aufsah, stand Kenny vor ihm und hielt ihm einige Sachen hin. Die Gefängniskluft hatte Kenny in eine Tüte gestopft und auf den Schrank geworfen. Sollte die doch dort bleiben und einstauben, stören würde es wohl keinen von beiden.

Als Stan sich die Sachen besehen wollte - Kenny hatte sich mittlerweile auf den Stuhl fallen lassen und beobachtete ihn mit ungeheurer Neugier, sagte aber nichts - fiel ein Stück Stoff zu Boden. Als er es aufhob und merkte was es war, sah er Kenny verblüfft an, dieser zuckte jedoch nur die Schultern.

"Ich dacht mir, die könntest du gebrauchen, bei dem was du da Haare nennst." Ein Grinsen schlich sich auf seine Züge, während Stan nur die Augen verdrehte.

"So schlimm ist meine Frisur auch nicht", maulte Stan, zog die Mütze aber im selben Atemzug über den Kopf. Er hatte eine Mütze getragen, seit er denken konnte und es bezeugte eigentlich nur, wie gut Kenny ihn kannte, dass er an sie gedacht hatte. Insgeheim freute sich Stan sogar darüber.

"Du solltest ne Runde schlafen", legte Kenny ihm ans Herz und stand auf, "Ich werde Shannon suchen und wenn du ausgeschlafen bist, kannst du uns alles erzählen."

Stan nickte und legte sich zurück. Eigentlich wollte er noch etwas sagen, aber er war viel zu müde und nur einen Wimpernschlaf später eingeschlafen.

Kenny grinste und verließ das Zimmer so leise wie er konnte. Das war eigentlich unnötig, neben Stan hätte man in diesem Moment wohl eine Kanone abfeuern können und er wäre nicht davon aufgewacht. Hinter sich schloss Kenny ab. Wenn jemand aus Versehen - oder mit Absicht, wer weiß - sein Zimmer betrat, konnte es unnötige Fragen geben. Man musste das Schicksal ja nicht unnötig herausfordern.

Dann überlegte er kurz, wo er seine Schwester finden konnte und entschied, es zuerst in ihrem eigenen Zimmer zu versuchen. Es war schließlich immer noch relativ früh, die ersten Vorlesungen begannen erst in einer halben Stunde.

Er hatte kein Glück, sie schien entweder schon beim Frühstück zu sein oder irgendwo anders geschlafen zu haben.

Ihre Mitbewohnerin öffnete ihm verschlafen und mit verschmiertem Mascara die Tür und auf seine Frage, wo Shannon sei zuckte sie bloß die Schultern.

Mist, warum hatte seine Schwester auch kein Handy? Das würde alles so einfach machen! Er beschloss, ihr zum nächsten Geburtstag oder zu Weihnachten eins zu schenken.

Sein nächstes Ziel war also die Cafeteria. Kenny rannte fast, er wollte seiner Schwester sein kleines Geheimnis in Menschenform unbedingt noch vor dem Unterricht mitteilen. Er stieß die Tür auf und sah sich um.

Tisch? Nein. Tisch? Nein. Tisch? Nein. Schlange? Ja!

Er rannte zu der langen Schlange herüber und blieb außer Atem vor seiner Schwester stehen, welche ihn fragend ansah. Kenny ging ein Stück näher und beugte sich zu ihr herunter.

"Wir haben Besuch. Er schläft in meinem Zimmer und du hast ihn gestern noch gesehen." Shannons Gesichtsausdruck sprach Bände. Schock und Unglauben machten sich in ihrem Blick breit. Kenny unterdessen hatte ihr noch ein wenig mehr Essen auf das Tablett gelegt.

Erstens hatte er selber Appetit und zweitens konnte er Stan schlecht verhungern lassen. Er war sich sicher, egal was vorgefallen war - und er wollte definitiv wissen was das war - Hunger musste der Andere auf jeden Fall haben.

Shannon nahm das so hin und als sie endlich an der Kasse vorbei waren, nahm Kenny ihr das Tablett ab. Dieser ging zu einem relativ leeren Tisch, stellte das Essen ab, nahm sich das für Stan bestimmte und schob sich selbst ein Brötchen in die Fressluke.

"Na Kenny hast’s wieder eilig?", erklang es noch vom Nebentisch, was der Angesprochene aber ohne aufzusehen abwinkte. Dann ging er wieder Richtung Ausgang. Wenn Shannon etwas wissen wollte, müsste sie ihm nur folgen.

Auf dem Weg zurück zu seinem Zimmer, erzählte Kenny seiner Schwester alles, was passiert war und dass er keine Ahnung hatte, was passiert war.

"Vielleicht ist er ausgebrochen", schlug Shannon vor, doch Kenny blieb daraufhin stehen guckte sie zur schief an.

"Meinst du wirklich, Stan wäre so blöd?"

Shannon schüttelte den Kopf. "Er hat auf mich zwar den Eindruck gemacht, als würde er nichts lieber, als schnell aus diesem Drecksloch rauskommen, aber so nun auch wieder nicht."

"Siehst du!", entgegnete Kenny ein wenig gereizt und drehte sich wieder weg um weiterzugehen. Dass Stan einfach so hier aufgetaucht war, hatte ihn vollkommen aus der Bahn geworfen. Er machte sich außerdem ziemliche Sorgen um seinen Freund. Dass Shannon diese nicht teilte, war klar.

Sie hatte ihn nicht gesehen, blass und zitternd. Die Gefängniskleidung an den Kanten zerrissen und verschmutzt, verziert von einigen braunen Punkten, die ihn gefährlich an getrocknetes Blut erinnerten. Vielleicht war im Gefängnis eine Bombe hochgegangen oder... oder Stan hatte seine Medikamente nicht rechtzeitig bekommen?

Kenny hoffte einfach nur, dass Stan nicht zu lange schlafen würde, damit sie bald Antworten auf ihre Fragen bekommen würden.
 

Kenny und Shannon saßen nun schon seit fast einer Stunde an dem kleinen Tisch in Kennys Zimmer und schwiegen sich an. Während Kenny nervös an seiner Coke nippte, trommelte Shannon mit den Fingern auf der Herdplatte.

"Will der den ewig schlafen?", flüsterte Shannon und schielte zu dem schlafenden Stan hinüber.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  -Nox-
2008-06-26T17:45:47+00:00 26.06.2008 19:45
Ich schreibe mal ein Kommentar zu all den Kappis :D

Vorn herein weg, obscure ist ein hammer geiles Spiel das einen die Nerven raubt und süchtig macht :3 1 war schon hammer, 2 is von den Rätseln jedoch geiler..

Mir gefällt die Story, ich mag Stans gelassene Art da er sowieso mein lieblinchara is :> auch deine Schreibart finde ich toll^^
Von:  eente
2008-05-08T19:54:57+00:00 08.05.2008 21:54
Hey
fängt schon gut an
Obscure is nen geiles Spiel
hab den ersten teil zusammen mit meinem cousin geplayt
den zweiten hab ich aba noch nich geplayt hab mir aba auf Youtube schon
scenen aus dem zweiten teil des spiels angesehn sind auch cool

aber zurück zu deiner story XD
find ich echt gut und mit gefällt dein schreibstil
bin gespannt obs und wenn dann wie es weiter geht ^^


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