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Obscure Mind

von

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Flucht und ein Wiedersehen

Er war mittlerweile ein ganzes Stück gelaufen, seine Beine schrieen förmlich von den Anstrengungen und dem Kletterakt der letzten halben Stunde. Etwas erhellte seine düsteren und ihn sehr sarkastisch anlachenden Gedanken jedoch.

Da war Asphalt, da war eine Straße!

Wenn er auch nie gläubig gewesen war, so schickte er doch ein Stoßgebet gen Himmel, dass es die Straße nach Fallcreek war und er wurde nicht enttäuscht.

Vielleicht würde es sich ja doch lohnen, der Kirche beizutreten? "Und dem Papst mein sauer verdientes Geld in den Arsch schieben? Ich verzichte dankend!" Kein Kirchenbesuch für Stanley Jones in diesem Leben!

Grade wollte er erleichtert aufatmen, als ein weiteres Monster aus dem gegenüberliegenden Gebüsch brach. "Verdammt, ist das Viehzeugs denn überall?!" Er beantwortete sich diese Frage selber mit einem ja und rannte erneut los.

Erstaunt darüber, dass seine Beine ihn noch trugen, erinnerte sich daran, dass man sagte, Todesangst könne ungeahnte Kraftreserven in einem wecken. Doch das Monster war schnell und hatte ihn bald eingeholt. Um nicht noch einen der wertvollen Schüsse zu vergeuden, griff er auf den Schläger zurück und versuchte, das Monster zu treffen. Doch ehe er noch richtig ausholen konnte, hatte das mutierte Wesen ihm schon einen gewaltigen Schlag versetzt und er flog mindestens einen halben Meter weit. Zum Glück hatte es nur seinen Arm getroffen, doch Stan fühlte sich für einen kurzen Moment unfähig zu reagieren. Doch dann besann er sich, gelangte wieder auf die Füße und ging mit einem wütenden "Geronimo!!" auf das Monster los. Zum Glück war es keines von der besonders haltbaren Sorte und so konnte er es mit wenigen Hieben und ohne weitere Verletzungen besiegen.

Das Verlangen sich hinzusetzen und einige Minuten zu verschnaufen wurde übermächtig, aber Stan kämpfte weiter dagegen an. Er musste es in die Stadt und zu Kenny und Shannon schaffen. Würde er hier ausruhen oder gar einschlafen, bedeutete das den sicheren Tod. So schleppte er sich weiter und war außerordentlich erfreut, als er endlich die Lichter der Stadt vor sich erkannte.

Das letzte bisschen Verstand, was nicht von Müdigkeit oder Schmerzen überwältigt worden war, sagte ihm, dass er sich ab jetzt lieber in den Büschen aufhalten sollte. Er war zwar kein Monster, aber immerhin ein Häftling.

Er schleppte sich vorsichtig und langsam - schnell würde wahrscheinlich eh nicht mehr gehen - vorwärts und schaffte es sogar, einen Straßenplan an einer Haltestelle in Augenschein zu nehmen, ohne dass ihn irgendwer bemerkte.

Er hatte die Universität recht schnell gefunden und als er vor dem großen Gebäudekomplex stand - okay er saß eher in einem Gebüsch auf der anderen Straßenseite - fragte er sich, wie seine Beine das geschafft hatten.

Ein weiteres Problem war, das es mitllerweile hell wurde und der Campus wohl sehr bald recht voll sein würde. Er hatte unterwegs in der Stadt einen Blick auf eine Uhr an einem Gebäude erhaschen können. Es war kurz nach halb sieben gewesen, inzwischen dann wohl eher irgendwas zwischen sieben und halb acht. Seitdem er wusste wie spät es war, konnte er auch die Müdigkeit nicht mehr ignorieren.

Er würde versuchen müssen sich den Tag über hier zu verstecken, was schwer werden würde, wenn der einzige Plan den er hatte nicht funktionieren würde.

Stan rannte dicht an dem Gebäude entlang auf die mutmaßliche Sporthalle zu. Mit ein wenig Glück würde er Kenny hier finden. Zumindest wenn der Basketballer seine Manieren nicht geändert hatte und morgens immer noch ab und an ein paar Körbe warf.

Vorsichtig öffnete er die Tür und verschwand in das Gebäude. Er hatte Glück, dass niemand auf dem Gang war, aber Glück hatte er in dieser Nacht eh viel gehabt.

"Hoffentlich verlässt es mich jetzt nicht." Seine Hoffnung wurde größer als er aus der Halle wirklich Geräusche hörte und tatsächlich, Kenny war auf der anderen Seite der Halle - und er schien allein zu sein.

Als Kenny den dreckigen und humpelnden Stan in der Tür der Sporthalle entdeckte fiel ihm fast die Kinnlade auf den Boden. Das war wohl das Letzte, mit dem er an diesem Morgen gerechnet hatte. Für einen kurzen Moment fragte er sich sogar, ob ihm einer seiner Zimmerkumpanen im Studentenwohnheim vielleicht Drogen unter sein Frühstücksmüsli gemischt hatte und dieser Trip war die Nachwirkung des langen Gesprächs, das er gestern mit Shannon geführt hatte.

"Stan...?"

"Nein, der Weihnachtsmann, was glaubst du denn?" Zumindest hatte er seinen dreckigen Humor behalten.

Kenny warf den Basketball in die Ecke und lief auf seinen Freund zu. "Was um Himmels Willen ist passiert, was machst du hier? Solltest du nicht im Gefängnis sitzen?!"

"Du wirst nicht glauben was passiert ist. Aber ehrlich gesagt, hab im Moment einfach nicht den Nerv, das ganze nochmal durchzukauen. Ich brauche erstmal ein Bett und vielleicht etwas zu Essen." Kenny sah, dass Stan tatsächlich kurz vor dem Zusammenbruch stand und beschloss erstmal nicht weiter nachzubohren.

Er schob seinen Arm unter Stans Achsel hindurch und schleppte ihn in Richtung der Umkleidekabinen. Er hatte vor, ihn erst einmal in sein Zimmer zu bringen und dann Shannon zu holen, aber in dem Gefängnis-Overall konnte er ihn unmöglich über den Campus bugsieren. Es war ein Wunder, dass Stan es überhaupt unbemerkt hierher geschafft hatte. Zwar war um diese Uhrzeit noch nicht allzu viel los, aber einige Schüler waren doch schon auf.

Kenny setzte seinen Freund auf der Bank vor seinem Spind ab und half ihm aus dem Gefängnisaufzug in seine eigenen Klamotten. Kenny würde schon nicht daran sterben, den Weg zu seinem Wohnheim in Sportkleidung hinter sich zu bringen.

Stan versuchte sich so normal wie möglich zu benehmen als sie zurück in das Wohnabteil der Schule gingen.

Kenny hatte sich vergewissert das er die paar Meter alleine schaffen würde, wenn er ihn stützen würde könnte es zu unangenehmen Fragen kommen, ob sie einen Unfall gehabt hätten oder dergleichen.

"Wenigstens passen die Sachen. Okay, die Hose rutscht..." Er war zu müde um über seinen eigenen geistige Sarkasmus amüsiert zu sein.

Sie gelangten letztendlich ohne Vorfälle in Kennys Zimmer. Dieser ging an seinen Schrank und kramte neue Klamotten für Stan raus, welcher sich in der Zwischenzeit auf das Bett gesetzt hatte.

"Hier." Als Stan aufsah, stand Kenny vor ihm und hielt ihm einige Sachen hin. Die Gefängniskluft hatte Kenny in eine Tüte gestopft und auf den Schrank geworfen. Sollte die doch dort bleiben und einstauben, stören würde es wohl keinen von beiden.

Als Stan sich die Sachen besehen wollte - Kenny hatte sich mittlerweile auf den Stuhl fallen lassen und beobachtete ihn mit ungeheurer Neugier, sagte aber nichts - fiel ein Stück Stoff zu Boden. Als er es aufhob und merkte was es war, sah er Kenny verblüfft an, dieser zuckte jedoch nur die Schultern.

"Ich dacht mir, die könntest du gebrauchen, bei dem was du da Haare nennst." Ein Grinsen schlich sich auf seine Züge, während Stan nur die Augen verdrehte.

"So schlimm ist meine Frisur auch nicht", maulte Stan, zog die Mütze aber im selben Atemzug über den Kopf. Er hatte eine Mütze getragen, seit er denken konnte und es bezeugte eigentlich nur, wie gut Kenny ihn kannte, dass er an sie gedacht hatte. Insgeheim freute sich Stan sogar darüber.

"Du solltest ne Runde schlafen", legte Kenny ihm ans Herz und stand auf, "Ich werde Shannon suchen und wenn du ausgeschlafen bist, kannst du uns alles erzählen."

Stan nickte und legte sich zurück. Eigentlich wollte er noch etwas sagen, aber er war viel zu müde und nur einen Wimpernschlaf später eingeschlafen.

Kenny grinste und verließ das Zimmer so leise wie er konnte. Das war eigentlich unnötig, neben Stan hätte man in diesem Moment wohl eine Kanone abfeuern können und er wäre nicht davon aufgewacht. Hinter sich schloss Kenny ab. Wenn jemand aus Versehen - oder mit Absicht, wer weiß - sein Zimmer betrat, konnte es unnötige Fragen geben. Man musste das Schicksal ja nicht unnötig herausfordern.

Dann überlegte er kurz, wo er seine Schwester finden konnte und entschied, es zuerst in ihrem eigenen Zimmer zu versuchen. Es war schließlich immer noch relativ früh, die ersten Vorlesungen begannen erst in einer halben Stunde.

Er hatte kein Glück, sie schien entweder schon beim Frühstück zu sein oder irgendwo anders geschlafen zu haben.

Ihre Mitbewohnerin öffnete ihm verschlafen und mit verschmiertem Mascara die Tür und auf seine Frage, wo Shannon sei zuckte sie bloß die Schultern.

Mist, warum hatte seine Schwester auch kein Handy? Das würde alles so einfach machen! Er beschloss, ihr zum nächsten Geburtstag oder zu Weihnachten eins zu schenken.

Sein nächstes Ziel war also die Cafeteria. Kenny rannte fast, er wollte seiner Schwester sein kleines Geheimnis in Menschenform unbedingt noch vor dem Unterricht mitteilen. Er stieß die Tür auf und sah sich um.

Tisch? Nein. Tisch? Nein. Tisch? Nein. Schlange? Ja!

Er rannte zu der langen Schlange herüber und blieb außer Atem vor seiner Schwester stehen, welche ihn fragend ansah. Kenny ging ein Stück näher und beugte sich zu ihr herunter.

"Wir haben Besuch. Er schläft in meinem Zimmer und du hast ihn gestern noch gesehen." Shannons Gesichtsausdruck sprach Bände. Schock und Unglauben machten sich in ihrem Blick breit. Kenny unterdessen hatte ihr noch ein wenig mehr Essen auf das Tablett gelegt.

Erstens hatte er selber Appetit und zweitens konnte er Stan schlecht verhungern lassen. Er war sich sicher, egal was vorgefallen war - und er wollte definitiv wissen was das war - Hunger musste der Andere auf jeden Fall haben.

Shannon nahm das so hin und als sie endlich an der Kasse vorbei waren, nahm Kenny ihr das Tablett ab. Dieser ging zu einem relativ leeren Tisch, stellte das Essen ab, nahm sich das für Stan bestimmte und schob sich selbst ein Brötchen in die Fressluke.

"Na Kenny hast’s wieder eilig?", erklang es noch vom Nebentisch, was der Angesprochene aber ohne aufzusehen abwinkte. Dann ging er wieder Richtung Ausgang. Wenn Shannon etwas wissen wollte, müsste sie ihm nur folgen.

Auf dem Weg zurück zu seinem Zimmer, erzählte Kenny seiner Schwester alles, was passiert war und dass er keine Ahnung hatte, was passiert war.

"Vielleicht ist er ausgebrochen", schlug Shannon vor, doch Kenny blieb daraufhin stehen guckte sie zur schief an.

"Meinst du wirklich, Stan wäre so blöd?"

Shannon schüttelte den Kopf. "Er hat auf mich zwar den Eindruck gemacht, als würde er nichts lieber, als schnell aus diesem Drecksloch rauskommen, aber so nun auch wieder nicht."

"Siehst du!", entgegnete Kenny ein wenig gereizt und drehte sich wieder weg um weiterzugehen. Dass Stan einfach so hier aufgetaucht war, hatte ihn vollkommen aus der Bahn geworfen. Er machte sich außerdem ziemliche Sorgen um seinen Freund. Dass Shannon diese nicht teilte, war klar.

Sie hatte ihn nicht gesehen, blass und zitternd. Die Gefängniskleidung an den Kanten zerrissen und verschmutzt, verziert von einigen braunen Punkten, die ihn gefährlich an getrocknetes Blut erinnerten. Vielleicht war im Gefängnis eine Bombe hochgegangen oder... oder Stan hatte seine Medikamente nicht rechtzeitig bekommen?

Kenny hoffte einfach nur, dass Stan nicht zu lange schlafen würde, damit sie bald Antworten auf ihre Fragen bekommen würden.
 

Kenny und Shannon saßen nun schon seit fast einer Stunde an dem kleinen Tisch in Kennys Zimmer und schwiegen sich an. Während Kenny nervös an seiner Coke nippte, trommelte Shannon mit den Fingern auf der Herdplatte.

"Will der den ewig schlafen?", flüsterte Shannon und schielte zu dem schlafenden Stan hinüber.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Nox-
2008-06-26T17:45:47+00:00 26.06.2008 19:45
Ich schreibe mal ein Kommentar zu all den Kappis :D

Vorn herein weg, obscure ist ein hammer geiles Spiel das einen die Nerven raubt und süchtig macht :3 1 war schon hammer, 2 is von den Rätseln jedoch geiler..

Mir gefällt die Story, ich mag Stans gelassene Art da er sowieso mein lieblinchara is :> auch deine Schreibart finde ich toll^^


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