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Ich sag wann und du sagst wo

Nachhilfe mal anders
von
Koautor:  Sitamun

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Und?

Kapitel 14: Und?
 

Mittwoch.

Ich bin im Unterricht ein wenig abgelenkt, meine Gedanken schweifen öfters als ich will zu Hilary und dem Test, den sie heute schreibt. Aber das macht nichts … dieses Mal kann ich mir etwas Unaufmerksamkeit leisten.

Wir hatten eigentlich ausreichend gelernt, ich hatte sie gut genug vorbereitet, aber … die Tatsache, dass sie nichts von dem mehr sagen konnte, was wir besprochen hatten, hatte mir meinen Optimismus geraubt. Ich glaube nicht daran, dass sie es zu einer vernünftigen Note bringen wird, obwohl ich es ihr natürlich wünsche.
 

Gestern, als es ihr schlecht ging und wir nach der Schule zu ihr kamen, war ich auch dabei – mir war nicht entgangen, dass sie überall vor sich Bücher liegen hatte, ihre Mitschrift, Lexika glaubte ich ebenfalls gesehen zu haben. Während wir bei ihr waren, sagte ich nichts, schaute kaum in ihre Richtung.

Ich bin mir sicher, selbst wenn ich es darauf angelegt hätte, hätte ich es nicht gekonnt.

Das Wissen um gestern geisterte mir noch immer im Kopf herum.

Hätte ich sie angesehen, dann wäre ich vermutlich halb verzweifelt, nicht sicher, ob ich glücklich darüber war, dass sie dennoch weiterlernte, oder Mitleid mit ihr haben sollte, weil alles Lernen so oder so nichts bringen würde, wenn sie schon bei einem Mittagessen mit Freunden – eine komplett „druckfreie“ Situation – stotterte.
 

Ich weiß, dass sie heute in der Schule ist.

Kurz vor Unterrichtsbeginn hatte ich sie im Kreise der Mädchen, die mit bei ihr im Russisch-LK sind, gesehen. Sie sah noch ziemlich kränklich aus, was sie allerdings nicht davon abgehalten zu haben schien, trotzdem zur Schule zu gehen.

Dieser Test ist wichtig, ja, das ist mir klar, aber dafür ihre Gesundheit weiter aufs Spiel zu setzen …
 

Ich grinse innerlich.
 

Das sagt der Richtige.
 

Die zweite Stunde endet und ich verlasse das Schulgebäude, gehe zu dem Ort, an dem wir in der Pause immer stehen.

Diese Wiese … nun, in der ganzen Schule ist bekannt, dass dieser Platz uns „gehört“ und die Chancen, dass irgendjemand außer uns dort schon steht, wenn wir kommen, sind gleich Null.

So auch heute.

Eigentlich hatte ich gedacht, die Schülerschaft müsste sich eigentlich daran gewöhnt haben, dass bekannte Blader an ihrer Schule sind, aber es scheint, als wäre ich ausnahmsweise im Irrtum.

Ich versuche bestmöglich nicht auf meine Umgebung zu achten – wie jedes Mal – und gehe zu unserer Wiese, sehe dort von weitem bereits Hilary, die an die alte Birke lehnt, die dort steht, und Ray vor ihr.
 

Sie weint nicht. Er tröstet sie nicht.

Sie unterhalten sich eigentlich ganz … normal …

Ich kann auf Hilarys Gesicht ein Grinsen entdecken (dann ist das bei Ray garantiert nicht anders) und einen Augenblick später lacht sie sogar. Sie sieht zwar immer noch nicht ganz gesund aus, aber auf jeden Fall besser als heute morgen.

Ich grinse schwach und überbrücke die letzten Meter, die mich von den beiden trennen, bin noch nicht einmal ganz angekommen und höre schon Tysons Rufe hinter mir. Ich muss mich nicht umdrehen um zu wissen, dass er hierhin rennt … als würde er beim Training nicht genug Bewegung bekommen.

Vielleicht sollte man ihn härter ran nehmen …
 

„Und? Wie war’s?“
 

Tyson ist an mir vorbei gerannt, ruft Hilary zu und kommt nur so gerade eben rechzeitig zum Stehen.

Erwartungsvoll sieht er sie an und wirft seine Tasche gleichgültig auf den Boden – hatte er in ihr nicht eine Glasflasche drin?

Er lernt’s wohl nie.

Ich schüttele den Kopf und bin nur zwei Augenblicke später auch bei ihnen, stelle meine Tasche auf dem Boden ab und warte auf die Antwort, die Hilary noch nicht gegeben hat.
 

Ja, wie war’s?
 

„Nun … das werd ich erfahren, wenn ich den Test wiederbekomme, wird wohl Freitag sein“, antwortet sie einfach nur und zuckt dabei mit den Schultern, ein schwächliches Grinsen auf den Lippen.

Ich blicke sie fragend an, sie merkt meinen Blick, erwidert ihn für einen Augenblick und sieht dann wieder weg. In diesem winzigen Moment konnte ich nicht in ihren Augen lesen, weiß nicht, ob sie den Test einigermaßen meistern konnte oder überhaupt nichts wusste.
 

„Na, das sagt mir ja auch so unglaublich viel“, murrt Tyson und widmet sich jetzt erst wieder seiner Schultasche um kontrollieren zu können, ob seine Flasche den unsanften Wurf überlebt hatte.
 

„Aber was hast du für ein Gefühl bei der Sache?“
 

Max kommt nun auch hinzu, stellt sich in den Kreis und sieht Tyson dabei zu, wie er verzweifelt, weil die Glasflasche es wirklich nicht überlebt hatte und ihr Inhalt nun seine ganzen Bücher durchnässte.
 

„Weiß nicht … ich hoff einfach mal, dass es keine allzu schlechte Note ist …“
 

Über was sie wohl mit Ray geredet hat, dass sie jetzt nur ausweichend antwortet?

Sie hatte doch aber gelacht … ich will nicht irgendwelche Vermutungen über den Test anstellen – mir bleibt wohl nichts anderes übrig als zu warten.

Ich glaube nicht, dass ich es die paar Tage nicht überstehen werde … ich frage mich, wie wird wohl die nächste Nachhilfe bei ihr aussehen?

Ob sie jetzt überhaupt Nachhilfe braucht?

Immerhin hat sie gestern ja alleine gelernt.

Wollte sie mir damit einen Gefallen tun? Eine kleine Wiedergutmachung für Montag, weil sie diesen Aussetzer hatte?
 

Die Tage vergehen.

Ich sehe Hilary nur in der Schule, bei der Nachhilfe von Ray bei uns und beim Training.

Ihr Gesicht ist glücklich und ihre Augen strahlen, was ich bisher immer so deutete und auch jetzt mache, dass sie den Test noch nicht wiederbekommen hat und sich deswegen auch keine Sorgen um ihn macht.

Zwischendurch, wenn sie bei uns ist (und das nicht immer nur wegen der Nachhilfe – langsam mache ich mir Sorgen darum, dass Ray wirklich männlich ist), wirkt sie nicht minder ausgelassen als sonst auch und lernt genauso wissbegierig mit wie mir.
 

Freitag.

Sieben Tage seit unserem Entschluss, Hilary vor dem Ausschluss aus unserem Team zu retten und zwei Tage, seit dem sie den Test schrieb.

Ich kenne die Lehrerin, bei der sie Russisch hat – sie unterrichtet immerhin auch meinen Kurs – und sie ist was das Korrigieren von Tests, Hausaufgaben und Klausuren betrifft, eigentlich immer recht schnell, braucht außer bei letzterem selten länger als einen oder zwei Tage.

Und die sind rum.

Wir stehen auf dem Schulhof, die erste große Pause. Hin und wieder ein paar Sonnenstrahlen. Ein kurzer Blick zum Himmel – in nächster Zeit wird er wohl sehr wolkig sein …

Ich beobachte Hilary und auch als es klingelt und wir wieder in das Gebäude zu unseren Kursen gehen, geht mir ihr Anblick nicht aus dem Kopf.

Sie wirkte so ruhig, weniger nervös als ich mich fühlte und immer noch fühle.

Beschäftigt sie das gar nicht?

Der Test sei doch so wichtig, wie sie meinte. Deswegen hatten wir die Nachhilfe bei mir ja auch vorgezogen.

Sie schien gar nicht so scharf auf das Ergebnis zu sein (oder war sie’s doch?), blieb locker und redete über das Turnier, dass gegen Ende November anstand und bei dem die Presse unsere Teilnahme eigentlich bereits in den Sternen stehen sah, weil sie wusste, dass die BBA darauf bestand, dass wir unsere schulische Ausbildung nicht vernachlässigten.

Dass die gesamten Bladebreakers auf ihr Abitur aus sind, ist natürlich kein Geheimnis für die Presse; dass Hilarys Rauswurf so gut wie bevorstand, wenn sich nichts änderte schon.

Sie redete vor sich hin, als wäre es das einzige von Bedeutung, meinte dass ein Kampf mit unserem Team dem Sieger als kleine Überraschung bevorstand.

Sie würde das mit Mister D schon klären.
 

Dem Unterricht höre ich nur mit einem Ohr zu, beteilige ich mich aber nicht weniger als sonst auch.

Bin in den Gedanken wieder bei ihr.

Wenn die Presse wüsste, dass es doch Momente gibt, in denen ich nicht an Beyblade denke (das ist so einer der Punkte, mit dem ich immer beschrieben werde), sondern an etwas ganz anderes, jemand anderes, nämlich an meine Teammanagerin, dann … ich will gar nicht dran denken.

Reicht schon, dass die Schüler in unserer Schule nach öffentlichen Matches anhänglicher werden als sie es normalerweise sind.

Ich weiß, dass Hilary in dieser Doppelstunde jetzt eine Doppelstunde Russisch hat und ich bin mir sehr sicher, dass sie gleich den Test wiederbekommt.
 

Es klingelt und ich packe meine Sachen noch schneller ein als sonst, schaffe es wahrhaftig, in meine sonst so ordentlichen und gepflegten Sachen mehr als ein Eselsohr zu bekommen.

Will so schnell wie möglich bei unserem Platz sein, um das Ergebnis zu wissen.
 

Doch als ich ankomme, ist noch keiner da.
 

„Kai!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2017-11-14T20:00:48+00:00 14.11.2017 21:00
Oh man :o
Ich weiß, es ist zu lang her aber ich bin noch da und lese mit. Und ich bin begeistert, ich liebe deine Art und Weise Kai darzustellen. Ich kann es dir einfach richtig abnehmen das er so ist, vor allem das am Schluss, was die Medien denken bzw sagen würden, wenn sie wüssten er denke auch an andere Sachen xD
Fieß das du genau da aufgehört hast, wo man gern gewusst hätte was passiert, plus Punkt für mich, du hast schon weiter geschrieben.
Bin gespannt was kommt :3
Von:  Makii
2016-08-13T11:20:34+00:00 13.08.2016 13:20
Oh man ist mir das jetzt peinlich...
Hab glatt vergessen einen Kommi dazu lassen :(
Dabei hab ich mich total gefreut, dass es endlich weiter geht^^

Es war mal eine nette Abwechslung, dass das Kapitel aus Kais Sicht geschrieben war. Und irgendwie finde ich auch, dass der Schreibstil hier ganz anders ist, als in den Chaps davor. Falls es beabsichtigt ar, dann super Leistung! Ich hab dir die Sicht von einem Jungen echt abgenommen :D
Falls es nicht beabsichtigt war, dann hab ich natürlich nichts gesagt.
Fu hast bloß an einer richtig gemeinen Stelle aufgehört, also sei bitte auch so nett und lass uns nicht all zu lange warten.^^

Antwort von:  Shokora
13.08.2016 13:29
Hallo Makii,
zu aller erst, danke für deinen Kommentar.

Also eigentlich wechseln die Kapitel ständig zwischen Hilarys und Kais Sicht.
Das war damals unsere Aufteilung, denn ich hab nur die aus Hilarys Sicht geschrieben. Die anderen hat damals Sitamun verfasst.
Die nächsten werden auch weiterhin so hin und her wechseln, bis Kapitel 49 glaub ich. Danach hab ich mich dran gesetzt und den Rest geschrieben. Die FF ist immerhin aus dem Jahre 2008/2009.
Also hier in diesem Kapitel war es schon beabsichtigt, dass es aus Jungensicht ist :)

Das nächste wird wieder ca. eine Woche brauchen bis es online kommt :D


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