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Schattenherz - Die weißen Ritter

Teil 2
von

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Das Dorf Unogami

Das Dorf Unogami
 

Ihr weiterer Ritt verlief ruhig und bei Sonnenuntergang kamen die ersten Häuser in Sicht.

Sie ritten auf eine breite Straße, die ins Innere des Dorfs führte. Etliche Bewohner verschwanden erschrocken in ihre Häuser. Einige allerdings, musterten sie mit misstrauischem Blick.

Draco ritt schnurstracks auf ein Haus zu, das etwas größer war als die anderen und stieg schließlich ab. Eine Frau mittleren Alters, mit dunklen braunen Haaren und einem gewickelten Gewand, kam aus dem Haus und wartete auf der untersten Stufe, bis auch Karin, Yuri und Nuria abgestiegen waren. Sie sah sehr edel und gesittet aus und wirkte wie eine sehr strenge aber gerechte Frau.

„Guten Abend, hohe Priesterin.“, begrüßte Draco sie und verneigte sich knapp.

„Ah, Yuri schön sich zu sehen!“, rief die Priesterin erfreut auf und schloss ihn in die Arme. „Du bist groß geworden und so kräftig. Wie deinem Vater aus dem Gesicht geschnitten.“

Yuri schob die Frau ein Stück von sich weg und schaute sie verwirrt an.

„Äh, wer sind Sie überhaupt?“

„Erkennst du mich denn nicht mehr?“, fragte sie enttäuscht. „Ich bin die Schwester deines Vaters. Saki Hyuga, deine Tante.“

Yuri sah sie völlig entgeistert an.

„Jetzt schau doch nicht so geschockt.“, tadelte die Priesterin ihn. „Anscheinend hat dein Vater dir nicht sehr viel von mir erzählt.“

„Äh, mein Vater ist tot.“, entgegnete Yuri immer noch etwas verwirrt. „Er ist in den Krieg gezogen, als ich noch klein war.“

„Ja, das dachte ich mir bereits.“, sagte Saki nachdenklich. „Aber jetzt kommt erst einmal herein.“

Sie machte eine einladende Handbewegung und Yuri, Karin, Draco und Nuria folgten ihr ins Haus. Es war nicht sonderlich groß oder prunkvoll, aber gemütlich und wohnlich eingerichtet. In etlichen gläsernen Vitrinen standen seltsame Fläschchen und Kästchen mit fragwürdigem Inhalt.

Auf dem Boden lagen viele bunte Kissen und in dessen Mitte stand ein niedriger Tisch aus feinstem Bambus. Fünf Tassen und eine dampfende Kanne Tee warteten bereits auf sie.

Rasch nahmen sie Platz und tranken einen Schluck des warmen Gebräus. Langsam begannen sich ihre steifen Glieder wieder zu erwärmen und sie tauten von innen heraus auf.

„Fürst Sangius hat euch zu mir geschickt.“, stellte die Priesterin fest. „Aber mit welchem Anliegen?“

„Woher weißt du das?“, fragte Yuri erschrocken.

„Keine Sorge, ich habe einfach ein Gespür für Dämonen.“, antwortete Saki lächelnd und faltete elegant die Hände. „Du verstehst sicherlich was ich meine Amon.“

Yuri wollte auffahren, doch seine Tante machte eine abwehrende Geste und er verstummte.

„Mein Vater hat uns von einer Gefahr erzählt.“, mischte Draco sich ein. „Er meinte Sie könnten uns mehr darüber sagen.“

„Ja, das kann ich.“, stimmte Saki zu. „Diese Menschen von denen euer Vater sprach, sind keine gewöhnlichen Menschen. Sie verfügen über ungewöhnliche Kraft, Schnelligkeit und Geschick. Die Krieger sind perfekte Kampfmaschinen, absolut kaltherzig und berechnend. Es dürfte schwer werden ihnen Einhalt zu gebieten.“

„Aber irgendwoher müssen sie diese Fähigkeiten doch haben.“, warf Karin ein.

„Um mehr darüber herauszufinden, bräuchte ich allerdings das Emigrè-Manuskript.“, erwiderte Saki. „Deswegen bitte ich euch es mir zu holen. Es ist schon spät. Ihr könnt also gerne hier übernachten und morgen los reiten.“

„Das ist nett, Priesterin Saki.“, bedankte sich Karin. „Wir nehmen die Einladung gerne an.“

Yuris Tante nickte zufrieden.

„Eure Zimmer sind im zweiten Stock, aber ich denke ihr werdet euch erst einmal umsehen wollen.“, sagte Saki und stand auf. „Ach ja, und ihr müsst mich nicht mit Sie anreden. Das macht mich so alt.“

Saki lächelte freundlich und begleitete sie nach draußen.

„Dieses Dorf ist langweilig.“, fing Nuria an zu meckern, kaum waren sie außer Sakis Hörweite. „Hier gibt es doch nichts.“

„Häuser, Boden, Himmel, Bäume.“, zählte Yuri auf. „Das ist doch etwas.“

„Trottel!“, raunte Nuria zornig.

„Wie bitte?“, keifte er zurück. „Elende, kleine...“

„He, seid mal still.“, befahl Karin und legte den Kopf schief.

Die anderen sahen sie skeptisch an und folgten ihr, als sie um eine Häuserecke bog. Jetzt hörten auch Yuri, Draco und Nuria das Geräusch. Es klang, als würde eine Klinge auf harten Stein treffen. Langsam ging sie weiter und schließlich erkannte sie auch wer diesen Lärm verursachte.

Ein junger Mann in einem seltsamen Gewand hatte ihnen den Rücken zugedreht und ließ ein langes Schwert in gleichen Abständen auf einen Baumstumpf niedersausen. Manchmal wechselte er von einem Fuß auf den anderen oder machte eine kleine Pause.

Mit rasender Geschwindigkeit riss seine Klinge tiefe Wunden in die Bäume um ihn herum und fuhr dann wieder auf den Baumstumpf vor ihm nieder.

„Wahnsinn.“, flüsterte Karin erstaunt und ging auf den jungen Mann zu.

„Ja, da hat sie Recht.“, stimmte Nuria zu. „Er sieht wirklich göttlich aus.“

„Das meinte ich nicht.“, widersprach Karin. „Er kann meisterhaft mit dem Schwert umgehen.“

Sie war nur noch wenige Schritte von dem Fremden entfernt, als er ruckartig herumfuhr und sie atemlos ansah. Der Fremde hatte leuchtend grüne Augen und seine hellbraunen Haare waren zerzaust.

„Wer... wer seid ihr?“, fragte der Schwertkämpfer nach Atem ringend.

Sein Training hatte ihn sichtlich aus der Puste gebracht.

„Entschuldige, wir wollten dich nicht stören.“, sagte Karin hastig. „Das sind Yuri, Draco und Nuria. Mein Name ist Karin. Und wer bist du?“

„Mein Name ist Kurando Hyuga. Ich bin der Wächter des Dorfes und Sohn der Priesterin.“, stellte er sich vor.

„Du... du bist... du bist... der... aber...“, stotterte Yuri.

„Du bist Sakis Sohn?“, fragte Karin an Yuris Stelle.

„Jawohl, meine Mutter hat bereits gesagt sie würde Besuch bekommen, doch das er so...“, Kurando suchte einige Sekunden nach dem passenden Wort. „Seltsam sein würde, dachte ich nicht.“

„Was heißt hier seltsam?“, bellte Nuria aufgebracht und hüpfte wild auf und ab.

„Du, aber das... nein unmöglich... aber dann... vielleicht...“, fuhr Yuri stotternd fort.

Kurando ignorierte ihn und konzentrierte sich wieder auf Karin.

„Entschuldigt. Mit seltsam meinte ich eher, dass ihr eine ziemlich gemischte Gruppe seid.“

Karin nickte lächelnd und rammte dem immer noch stotternden Yuri den Ellbogen in die Seite. Er zuckte zusammen und sein Verstand schien wieder einzurasten.

„Dann wärst du ja mein Cousin.“, stellte Yuri entsetzt fest und wich einige Schritte vor Karin zurück. „Ich bin Yuri Hyuga, mein Vater ist der Bruder deiner Mutter.“

„Interessant.“, entgegnete Kurando gelangweilt und schob sein Schwert wieder in die Scheide. „Ihr seid also die großen Krieger, die das Unheil abwehren sollen. Wenn ich ehrlich bin, seht ihr nicht danach aus.“

„Und wenn ich ehrlich bin, bist du ein eingebildetes Arschloch.“, fuhr Yuri ihn wütend an. Warum interessierte es ihn überhaupt nicht, dass sie verwandt waren?

„Wir sehen wirklich nicht nach Kriegern aus, aber jeder von uns ist ein guter Kämpfer.“, sagte Karin lächelnd.

„Du bist auch ein Dämon.“, stellte Kurando fest, während er um sie herumging. „Und auch noch intelligent, stimmts?“

„Wer ist das irgendwo nicht?“, entgegnete Karin.

„Die meisten Dämonen sind hirnlose Vollidioten.“, erklärte Kurando und sein Blick fiel auf Yuri. „Meistens ist das eine gefährliche Mischung. Aber ihr seid sicherlich müde. Kommt ich bringe euch zurück.“

Schweigend folgten sie dem Schwertkämpfer in das Haus der Priesterin und bezogen ihre Zimmer. Draco und Nuria mussten sich ein Zimmer teilen. Karin und Nuria bekamen ihre eignen Räume.

Müde sah Karin sich in ihrem Zimmer um. Es war ganz im Gegenteil zu dem Vampirschloss einfach gehalten, hatte trotzdem aber einen gewissen Charme. Ein kleines schmales Bett stand im rechten hinteren Eck des Zimmers und ein großer Schrank nahm fast die ganze linke Seite ein. Zwei Stühle und ein Tisch standen im Mittelpunkt des Zimmers und waren mit einem leuchtend grünen Teppich unterlegt.

Plötzlich klopfte es an der Tür und Kurando steckte den Kopf ins Zimmer.

„Entschuldige, aber meine Mutter bat mich euch noch etwas zu trinken zu bringen.“, er trat ein und stellte ein Tablett mit Tassen und zwei dampfenden Kannen auf den Tisch.

Vorsichtig schenkte er ihr ein und ging wieder zur Tür.

„Warte!“, rief Karin, als sich seine Hand auf die Klinke legte. Sie setzte sich und klopfte auf den Stuhl neben ihr. „Vielleicht können wir uns unterhalten. Ich würde gerne mehr über eure Familie erfahren.“

Kurando blickte sie einen Moment unschlüssig an, dann folgte er ihrer Aufforderung und nahm neben ihr Platz.

„Was willst du denn wissen?“, fragte er misstrauisch. „Es geht um das Dämonenblut. Nicht wahr?“

„Woher...?“, fuhr Karin auf.

„Ich habe eine kleine Gabe.“, unterbrach Kurando sie grinsend. „Ich kann in den Augen der Menschen lesen, zumindest manchmal.“

„Du bist auch ein Halbdämon.“, bemerkte Karin.

„Ich ziehe den Begriff Blutsdämon vor.“, erwiderte er. „Halbdämon hört sich so abwertend an.“

„Und deine Mutter?“

„Meine Mutter ist keine Dämonin, aber sie weiß sehr viel darüber. Ich habe meine Kräfte von meinem Vater, genau wie dein kleiner Freund.“, erklärte Kurando.

„Du meinst Yuri. Warum kannst du ihn nicht leiden?“, fragte sie nachdenklich.

Kurando stand auf und ging zum Fenster. Karin folgte ihm nach wenigen Augenblicken und sah ihn durchdringend an.

„Es ist keine schöne Geschichte. Aber wie ich sehe, wirst du nicht locker lassen.“, fügte er lächelnd hinzu. „Na gut, alles hat eigentlich mit unseren Vätern angefangen. Mein Vater Hiro und Yuris Vater Volte hassten sich. Volte konnte einfach nicht akzeptieren, dass seine kleine Schwester sich einen Mann wie Hiro herausgesucht hatte. OK, er war mit Sicherheit nicht der Vorzeige-Schwiegersohn, aber er liebte meine Mutter immerhin. Ich glaube mein Onkel war auch neidisch, weil Hiro einfach der bessere Kämpfer war. Sie stritten und duellierten sich bei jeder Gelegenheit. Volte versuchte alles um meine Mutter und meinen Vater auseinander zu bringen, doch als er begriff, das es keinen Sinn hatte, verschwand er einfach. Die Jahre vergingen. Irgendwann musste mein Vater eine längere Reise unternehmen und beschloss auch bei meinem Onkel vorbeizusehen um den Streit zu begraben. Er kam niemals zurück. Hiro verschwand einfach.“

„Und nun glaubst du Yuris Vater hätte ihn getötet?“, hakte Karin nach.

Kurando senkte betreten den Kopf und starrte in die Teetasse.

„Es ist naheliegend.“

„Aber was hat Yuri damit zutun?“

„Er ist genau wie Volte. Sein Auftreten, seine Art zu sprechen, sein Aussehen. Der gleiche überhebliche Charakter auf zwei Generationen verteilt.“, antwortete er und schloss die Hand zu einer Faust.

„Woher willst du überhaupt wissen wie Yuris Vater war?“

„Meine Mutter hat es mir erzählt und ich träume fast jede Nach von ihm. Immer wieder der gleiche Albtraum.“

„Verstehe.“, sagte Karin nachdenklich und lehnte sich zurück. „Aber wenn deine Mutter keine Dämonin ist, du dennoch, dann liegt das Dämonenblut nicht in der Familie.“

Kurando nickte zustimmend und nahm einen kräftigen Schluck Tee.

„Welche Dämonengestalt kannst du denn annehmen?“, fragte Karin neugierig.

„Ich verwandle mich in eine Art Wasserdämon. Aber ich muss dich enttäuschen, wenn du jetzt darauf spekulierst mich so zu sehen. Diese Gestalt nehme ich nur selten an. Ich vermeide es wo ich nur kann.“, antwortete er. „Mich würde allerdings deine Gestalt interessieren.“

„Ich werde zu einem Feuerengel.“

„Nicht schlecht. Hört sich interessant an.“

Sie saßen noch eine ganze Weile einfach so da und erzählten Geschichten aus ihrem Leben. Irgendwann, viele Stunden später, klopfte eine der Dienerinnen des Hauses und Kurando musste wieder gehen.

Erschöpft und nachdenklich ließ sich Karin auf ihr Bett fallen und schlief fast augenblicklich ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SamAzo
2007-08-12T17:37:02+00:00 12.08.2007 19:37
Hieß das Dorf nicht Inugami? (zumindest auf deutsch..)

Interessant find ich das Kurando Yuri nicht leiden kann.. und das scheinbar auf gegenseitigkeit beruht.. ^^
Das gibt bestimmt noch richtig viel .. spaß .. (für jeden der es liest *g*)


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